Maddrax 468 - Ben Calvin Hary - E-Book

Maddrax 468 E-Book

Ben Calvin Hary

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Durch einen brutalen Betrug hat sich die Techno-Community um Colonel Aran Kormak die Evakuierung nach Novis gesichert. Nun will er die neue Welt zu seinem Spielball machen, sich dort ein Machtgefüge aufbauen. Als sie in der Bezugsstadt ankommen, beginnt Kormak sofort zu intrigieren und sich bei den Initiatoren anzubiedern. Er weiß, dass er es nur dann zu etwas bringen kann, wenn er sich zu ihrem Handlanger macht - erst einmal. Damit gerät er auf Konfrontationskurs mit Aruula und Xaana, die für die Siedler die ersten Ansprechpartner sind. Doch was können die beiden Frauen allein gegen die Technos unternehmen - zumal die Initiatoren sehr daran interessiert sind, erste Probanden für ihre Gehirn-Tests zu bekommen?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 135

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Der König von Novis

Leserseite

Cartoon

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Néstor Taylor/Bassols

Autor: Ben Calvin Hary

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5863-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, »Maddrax« genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.

Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die Spezies aus allen Teilen der Galaxis durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew Drax, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen, und macht sich die Zwangslage zu Nutze, dass der Erdmond abzustürzen droht. Doch dann werden die Gefährten gefangen und ihrer Erinnerungen beraubt. So helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren bei ihren Versklavungsplänen.

Während Aruula und Xaana auf Novis bleiben, reisen Matt und der Initiator Hordelab zur Erde, um Peilsender an hochstehende Zivilisationen zu verteilen, mittels derer sie später geortet und evakuiert werden sollen. Um Kontakt zu Techno-Enklaven aufzunehmen, lassen die Wissenschaftler vom Hort des Wissens einen Satelliten aufsteigen. Begleitet von Xij, der Mutter Xaanas, und deren Mann Tom Ericson macht sich Matt mit dem Amphibienpanzer PROTO auf den Weg und trifft dabei auf die Kolonie Colonel Kormaks, erkennt aber dessen Machtgier und überlässt ihm keinen der Peilsender. Darum überfällt Kormak die benachbarte Community und eignet sich deren Sender an.

Aus Agartha stoßen die Daa’muren Grao und Ira zu den Gefährten. Als sie von einem Dorf mit überlebenden Artgenossen in Indien erfahren, wollen sie es ausfindig machen. Matt überlässt ihnen PROTO und springt mit Hordelab und den anderen nach Meeraka.

Nach langer Fahrt stoßen Grao und Ira auf Fort Allahabad am Ganges, das ein Dutzend Daa’muren von den Menschen erobert hat. Angeführt werden sie von einem Sol, der in einem beschädigten Kristall eingesperrt ist – jener, zu dem der Splitter passt! Während Grao sich seinem Volk zugehörig fühlt und das Bruchstück herausgibt, hat Ira Vorbehalte. Schließlich kommt es zum Bruch zwischen ihnen – auch weil der Sol, der sich nun aus seinem Gefängnis befreien kann, Iras Körper fordert. Als letzten Dienst verhilft Grao ihr zur Flucht. Wenig später muss er selbst fliehen, als er den Sol tötet. Sie treffen auf Matt Drax, der die erste Evakuierung nach Novis einleitet und ein Menschendorf vor den Daa’muren rettet.

Der König von Novis

von Ben Calvin Hary

Als funkelndes Juwel in der Schwärze des Alls liegt sie vor mir: die neue Welt. Ein unberührtes Paradies, das nur auf einen Besitzer wartet. Wie eine reife Frucht, die jeder pflücken darf, der den Mut dazu hat.

Aber ich bin nicht jeder.

Ich bin der, vor dem sie knien werden. Der diejenigen, die sich ihm unterwerfen, in eine glorreiche Zukunft führt. Und der alle zermalmen wird, die sich ihm in den Weg stellen.

Ich bin der König von Novis.

Nur allmählich kam Kormak zu sich. Alles drehte sich um ihn herum. Übelkeit plagte ihn. Und offenbar nicht nur ihn, denn ein Stöhnen aus zahlreichen Mündern lag in der Luft.

Jemand fasste ihn an der Schulter, rüttelte ihn. „Colonel!“, dröhnte die Stimme eines Jugendlichen in seinen Ohren. „Colonel Kormak, etwas stimmt nicht. Es fühlt sich an, als würden wir fallen.“

Er öffnete sein gesundes Auge. Das schummerige Licht im Inneren der Transportkapsel war gerade hell genug, dass er sich orientieren konnte.

Er starrte direkt in das verschwitzte Gesicht eines dunkelblonden Jungen, das nur eine Handspanne entfernt vor seinem schwebte, vielleicht achtzehn, bestenfalls neunzehn Jahre alt. Seine Wangen wirkten seltsam verquollen, als hätte er die Nacht kopfüber hängend verbracht. Wie die Gefangenen in Izmirs Verliesen.

Klaustrophobische Enge herrschte in der Kapsel, in die Kormak und seine Anhänger sich hatten zwängen müssen. Warm streifte der Atem des Jugendlichen, der neben ihm lag, sein Gesicht.

„Ich bin wach!“, wies der Colonel ihn zurecht und fegte missmutig die schmale Hand von seiner Schulter, während er gegen die Übelkeit ankämpfte. Es schien kein oben und kein unten mehr zu geben. Er rotierte, doch es kam ihm vor, als bewegten sich der Junge und die Kapsel um ihn herum, nicht umgekehrt. Ihm wurde schwindelig.

Schwerelosigkeit, fiel ihm ein. Der Initiator erwähnte, dass wir einen Zwischenstopp im Weltraum einlegen, bevor wir Novis erreichen.

Kormak stöhnte. Er hatte das Gefühl, die Kapsel wollte ihn erdrücken. Sein Puls raste. Jeder Herzschlag fühlte sich an wie ein Hieb mit einem Hammer gegen das Innere seiner Brust.

Ich muss aus diesem Sarg raus, dachte er. Sonst drehe ich durch. Wie lange dauerte es noch, bis die Transfertechnik der Initiatoren endlich reagierte und sie an ihren Bestimmungsort brachte?

Der Colonel presste den Rücken an die Außenwand. Er zog die Beine zum Körper, um die Drehbewegung abzufangen. Mit den Knien stieß er an eine der Wände.

Das „Deck“ war lediglich sechzig Zentimeter hoch. Man konnte sich nur liegend darin aufhalten.

Das Wurmloch, durch das sie eingetreten waren, hatte einen Durchmesser von rund sechs Metern. Entsprechend eng war die Kapsel konzipiert: eine luftdicht versiegelte Stahlkiste, deren leicht gepolstertes Inneres mit Menschen vollgestopft war. Komfort bot sie keinen. Die Reise sollte nur Minuten dauern.

Sechs Personen nebeneinander, vier hintereinander. Das Ganze auf vier Etagen. Maximal sechsundneunzig Krieger, rechnete Kormak, um sich zu beruhigen. Er starrte den Jungen an. Plus vier Hänflinge wie dieser hier, die sich noch mit reinquetschen konnten.

Machte theoretisch einhundert ihm loyal ergebene Technos. Weil aber vier weitere „Fuhren“ die Erde bereits verlassen hatten und zum Schluss nur noch sechsundachtzig Leute übrig waren, hatten sie bei der letzten etwas mehr Platz.

Nacheinander erwachten auch die anderen aus der kurzen Ohnmacht, in die die Passage durch das Wurmloch sie hatte fallen lassen. Kormak spürte ihre Unruhe und hörte ihre angsterfüllten Stimmen.

Er schluckte. Seine Trommelfälle knacksten. Plötzlich fühlte er sich merkwürdig flau. Das Gefühl überlagerte den Schwindel durch die Schwerelosigkeit.

„Wow! Haben Sie das auch gerade gespürt, Colonel?“, fragte der Jugendliche. „Dieses Druckgefühl in den Ohren? Wie im Bunker, wenn man mit dem Fahrstuhlkorb von der obersten zur untersten Ebene fuhr.“

Der Mann neben dem Jungen, ein Greis mit einem beeindruckenden Vollbart, versetzte ihm einen missbilligenden Klaps gegen den Hinterkopf. „Finn! Schnauze! Weißt du nicht, mit wem du redest?“

„Ich nerve den Colonel nicht“, verkündete der Junge selbstbewusst. „Nicht wahr, Colonel Kormak?“

Kormak räusperte sich demonstrativ. Der Kerl nervte ihn sehr wohl. Durch die gespreizten Knie sah er zu Vasraa „hinab“.

Kormaks Gefährtin erwiderte den Blick gefasst. Strähnen ungekämmten Haares schwebten medusenhaft um ihren Kopf. „Halt die Klappe, Finn! Lass den Colonel nachdenken!“, rief sie.

„Klar“, antwortete der Junge knapp. Er wurde rot.

Ein Ploppen in den Ohren wie durch eine Druckveränderung, überlegte Kormak. Ein flaues Gefühl, als wollten meine Eingeweide sich nach außen stülpen. Sind wir in Gefahr?

Kormak wünschte sich einen Initiator an Bord. Ihn hätte er fragen können, was los war. Eingepfercht in dieser Blechdose fühlte er sich hilflos. Und er hasste es, dem Schicksal ausgeliefert zu sein.

„Ich glaube, die Kapsel hat ein Leck!“, rief Finn unvermittelt, trotz Vasraas Rüge.

„Halt die Klappe, du Pimpf!“, fuhr Kormak ihn an. Fehlte noch, dass in dieser Enge Panik ausbrach.

Wieder knacksten seine Trommelfelle.

Es hatte geheißen, die Luken der Kapsel würden hermetisch geschlossen. Und hermetisch bedeutete „absolut dicht“. Das schloss eigentlich eine Druckveränderung aus.

Kormak drehte sich zum Außenluk um und betastete es prüfend. Er wünschte sich ein Fenster, eine Möglichkeit, hinauszuschauen.

Ihm wurde schwummrig. Das Blut rauschte ihm in den Ohren. Bildete er es sich nur ein oder fiel ihm das Atmen plötzlich schwer? Und hörte er da nicht ein leises Zischen wie von entweichender Luft?

„Ein Leck? Müssen wir ersticken?“, rief der bärtige Alte.

Gemurmel brandete auf, als andere Technos das Gerücht aufschnappten. In Sekundenschnelle verbreitete es sich in der Enge der Kapsel.

Eine junge Frau am vorderen Ende der Etage begann zu schreien. Jemand schlug mit der Faust gegen die Außenwand.

Großartig, dachte Kormak und verfluchte Finn für sein vorschnelles Maul.

„Ruhe an Bord!“, rief Vasraa, ganz in ihrer Rolle als Kormaks zweite Hand. Doch niemand hörte auf sie.

Das Zischen wurde lauter. Inzwischen war sich Kormak sicher, dass er es sich nicht nur einbildete.

Durch die Decke drangen Fußgetrappel und Gepolter. Die Leute auf der Etage über ihnen spürten den Luftmangel ebenfalls.

Finn krallte sich am Brustteil von Kormaks Anzug fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten, und zerrte ihn herum. Sein Mund war furchtsam verzerrt.

„Wir müssen das Leck stopfen!“, schrie jemand. „Sonst verrecken wir in dieser Blechbüchse!“ Die Stimme überschlug sich und verstummte.

„Genug jetzt!“, brüllte Kormak. „Wir werden nicht sterben! Bis auf alle, die ich mit eigener Hand töte, weil sie keine Disziplin wahren!“

Augenblicklich verebbten die Geräusche, bis auf ein vereinzeltes Wimmern.

Kormak rief sich selbst zur Ordnung. Angst und Unsicherheit gehörten zu einem Schwächling, nicht zu Colonel Aran Kormak, Befehlshaber über fast fünfhundert Technos aus der Enklave Izmir. Von denen die Initiatoren dachten, sie kämen aus Bodrum, weil sie den Bunker kürzlich übernommen und die Bewohner teils getötet, teils vertrieben hatten.1)

Der Junge neben ihm war von Disziplin weit entfernt. „Tun Sie doch was, Colonel!“, jammerte er verzweifelt.

Kormak holte aus, so gut es in der Enge möglich war, und versetzte ihm eine Ohrfeige. Der Junge verstummte mit einem Schrei. Ein Blutstropfen löste sich von seiner aufgeplatzten Lippe und schwebte eine Sekunde lang schwerelos zwischen ihnen. Dann ergriff ihn eine unsichtbare Kraft und trug ihn in Richtung Außenschott. Er berührte das Polster – und verschwand darin. Ein roter Fleck blieb auf dem beigefarbenen Stoff zurück.

„Sehen sie? Das Leck muss dahinter sein!“, keuchte Finn und deutete auf den Blutfleck.

Kormak rollte sich herum. Die Situation war zu ernst für verletzten Stolz. Finn hatte recht. Die Strömung entweichender Luft musste den Tropfen angezogen haben!

Mit einem Keuchen riss Kormak am Polster, doch es gelang ihm nicht, das Gewebe von der Wandung zu lösen. In der Schwerelosigkeit brachte jeder Ruck seinen Körper in Drehung. Trotz der Enge fand er nirgends Halt.

„Ich brauche ein Messer!“, sagte er so ruhig wie möglich.

Ratloses Schweigen war die Antwort. Vor der Abreise hatten sie ihre Waffen abgeben müssen, und die Ausrüstung befand sich im Stauraum der Kapsel.

„Oder etwas Scharfkantiges“, ergänzte Kormak. Sein Kopf fühlte sich seltsam leicht an. Er musste bei Bewusstsein bleiben. Unbedingt!

Vasraa rief nach ihm, und als er zu ihr sah, reckte sie ihm etwas entgegen. Ein Stilett! Unwillkürlich musste er grinsen. Natürlich hatte sie es an der Kontrolle vorbeigeschmuggelt. Vasraa ohne eine Waffe – das war undenkbar.

Er nahm das schmale Messer mit einigen Verrenkungen entgegen und setze die Klinge an. Der Stoff löste sich vom Schott und entblößte nacktes Metall.

Schlagartig wurde das Zischen lauter und eisige Kälte schlug ihm entgegen. Blinzelnd betrachtete Kormak die beschädigte Stelle. Das Bild verschwamm vor seinem Auge. Sein Bewusstsein schwand!

Dort, wo das Blut im Polster verschwunden war, zog sich eine Schweißnaht durch das Material der Außenhaut. Ein haarfeiner Spalt klaffte darin, winzig nur, doch er genügte, sie alle zu töten.

Ein bitterer Geschmack legte sich auf Kormaks Zunge. Sollten seine Pläne enden, noch bevor er in der neuen Welt überhaupt angekommen war?

Niemals!

Er presste er die Hand gegen den Riss. Schmerz fraß sich in sein Fleisch. Das Metall war eiskalt, sein Fleisch erfror in Sekundenschnelle. Doch das Zischen verstummte.

„Womit stopfen wir … den Riss?“, krächzte er.

Er hörte keine Antwort mehr. Die Erschöpfung und der Sauerstoffmangel übermannten ihn und Kormak sank in gnädige Ohnmacht.

Stöhnend drehte sich Colonel Kormak auf den Rücken.

Er spürte sein Körpergewicht, obwohl er sich noch immer seltsam leicht fühlte. Seltsam …

Kein Licht drang durch seine geschlossenen Lider. Er fror.

Das Leck!, fiel ihm ein, als lägen die letzten Minuten Jahre zurück. Gierig atmete er ein. Die Luft, die in seine Lungen strömte, schmeckte würzig. Grillen zirpten in der Ferne.

Kormak öffnete sein Auge und blinzelte verwirrt. Er blickte auf ein Sternenmeer. Über ihm wölbte sich der Nachthimmel.

Instinktiv versuchte er, Sternbilder zu entdecken. Rasch gab er es auf. Diese Konstellationen kannte er nicht. Das da oben war nicht das Firmament der Erde. Wo immer die Kapsel gelandet war, sie befanden sich weit von zu Hause entfernt.

Wir sind auf Novis, folgerte er. Der Sprung ist doch noch erfolgt, im letzten Moment. Erleichterung überkam ihn. Er lebte. Und mit ihm offenbar auch die anderen fünfundachtzig Passagiere der Transportkapsel.

Prüfend hob er die Hand vors Gesicht, mit der er das Leck notdürftig verschlossen hatte. Sie schmerzte. Er sah weichen, blutgetränkten Stoff. Jemand hatte ihm in der Zwischenzeit einen Verband angelegt.

Wie lange waren sie schon hier? Wie viel Zeit war seit der Ankunft verstrichen? Angestrengt richtete er sich auf und genoss die ersten Eindrücke der neuen Heimat.

Die Kapsel, in der er eben noch eingepfercht gewesen war, ragte links von ihm auf, halb im weichen Boden versunken. Er saß auf einer grob gewebten Decke inmitten einer blühenden Wiese, die von grünlichem Mondlicht beleuchtet wurde. Die unfertig wirkende Silhouette einer Kleinstadt dominierte den Horizont.

Um ihn herum lagen viele seiner Leute bewusstlos am Boden, andere kamen gerade zu sich. Einige wenige standen um die Kapsel herum und sprachen leise miteinander. Ihre Gesichter wirkten erschöpft, aber glücklich. Sie rieben sich die Arme gegen den Frost.

Eine aufrecht gehende Echse wuselte zwischen den Geretteten umher. Bei sich trug sie etwas, das Kormak für einen Verbandskasten hielt. Zumindest würde das die Frage beantworten, wer seine Wunde verarztet hatte.

In akzentreichem, zischelnden Englisch entschuldigte sich der Echsenmann bei jedem einzelnen Überlebenden für die Beinahe-Katastrophe, stets mit denselben Worten: „Es war ein Unfall, dessen Ursache die Initiatoren ergründen werden. Wir entschuldigen uns dafür.“

Der Colonel schnaufte abfällig. Offenbar beherrschten ihre Retter die von ihnen benutzte Technik nicht halb so gut, wie es Commander Drax geschildert hatte. Eine Schwäche, die er auszunutzen gedachte.

Finns freudiger Ruf störte seine Gedanken: „Wir haben es geschafft, Colonel!“

„Du schon wieder“, murmelte Kormak und erhob sich auf die Knie.

Finn und Vasraa näherten sich auf einer schwebenden Plattform. Zwischen ihnen standen ein zweites Echsenwesen und eine ihm unbekannte Frau in tunesisch anmutender Kleidung. Ihr Gesicht, so weit er es im Halbdunkel erkannte, war mit farbigen Linien verziert. Vermutlich die Angehörige eines primitiven Barbarenstammes. Kormak fragte sich, womit ihre Leute Drax so sehr beeindruckt hatten, um einen der begehrten Peilsender zu erhalten.

Die Plattform parkte wenige Meter neben der Kapsel und ihre Passagiere sprangen ab. Die Frau mit der Kriegsbemalung kam zu Kormak und streckte ihm die Hand entgegen.

„Willkommen auf Novis“, sagte sie.

Ein infernalischer Knall hallte durch das Hauptquartier. Der Boden bebte kurz und heftig. Im Nahrungssynthetisierer klapperten die Keramikschüsseln.

Erschrocken fuhr Niavko aus einem unruhigen Schlaf. Einen Augenblick lang lag er im Dunkeln und lauschte dem kräftigen Pumpen seiner beiden Herzen, bevor er sich in der ovalen Schlafkuhle aufsetzte. Notdürftig wischte er das wärmende Schlummergel von der Brust und den Unterarmen. Dann winkte er dem Bewegungssensor an der Decke zu.

Bernsteinfarbenes Licht blendete sanft auf, tauchte den Ruheraum seiner luxuriösen Quarim-Zimmerflucht in beruhigende Morgenstimmung. Die Beleuchtung flackerte mehrmals.

„Was war das?“, murmelte Niavko benommen. Auf allen Vieren kämpfte er sich aus der Kuhle. Der Rest des Gels floss von seinem nackten Körper und sammelte sich am Boden des Ruheraums in fingertiefen Traufrinnen. Leise gluckernd floss es in die Schlafkuhle zurück.

Niavko erhob sich, eilte zum Kleiderständer und nahm seinen Morgenumhang vom Haken. Eine Wolke belebenden Teergeruchs umhüllte ihn.