Magische Erneuerung - Brenda Trim - E-Book

Magische Erneuerung E-Book

Brenda Trim

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Beschreibung

Eine Scheidung ist eine Erleichterung, wenn du feststellst, dass dein Ehemann ein wandelndes Klischee ist und eine Affäre mit einer Frau hat, die halb so alt ist wie du. Wenn das Leben dir Zitronen gibt ... gönn dir eine Magische Erneuerung! Am einen Tag bin ich verheiratet, lebe im Dreieck in North Carolina und arbeite als Oberschwester in einem der besten Krankenhäuser des Landes. Am nächsten habe ich 80 kg an Idiot abgenommen und begegne Geistern, Drachen und Feen, während ich mich um eine kranke Patientin kümmere. Meine geistige Gesundheit zu verlieren, schien nicht das Schlimmste zu sein, was passiert ist, seit ich wieder bei meiner Mutter und meiner Nana zuhause eingezogen bin. Aber ich muss um meiner Kinder willen das Beste aus diesem Schlamassel machen. Und ich weigere mich, meinem Ex die Befriedigung zu geben, zu wissen, dass er mich buchstäblich verrückt gemacht hat. Es machte mir nichts aus, die Dinge zu nehmen, wie sie kommen ... Ich hätte nur nie gedacht, dass sie in Form von Magie kommen würden. Hexen, Gestaltwandler und Feen existieren nicht, richtig?
Diese neue Welt, die ich entdeckt habe, ist gefährlich. Die Befleckten wollen mich töten, unschuldige Paranormale wollen meine Hilfe und der Sohn des Hades braucht mich, um Dämonen zu finden. Gib mir eine Ibuprofen und pass auf. Ich werde nicht danebenstehen und zulassen, dass jemand anderes mein Leben ruiniert. Ich bin eine Frau mittleren Alters auf einer brandneuen Mission und nichts wird mich aufhalten.

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MAGISCHE ERNEUERUNG

BRENDA TRIM

Übersetzt vonCAROLIN KERN

INHALT

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

Ohne Titel

1. Die Wandler von Hollow Rock

2. Midlife Witchery

Ohne Titel

Titel der englischen Originalausgabe: »Magical Makeover«

Copyright © Mai 2021 by Brenda Trim

Herausgeber: Chris Cain

Cover Art: Fiona Jayde

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright Übersetzung © 2022 by Carolin Kern

Herausgeber: TekTime

* * *

Bei diesem Werk handelt es sich um Fiktion. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Fantasie der Autorin oder wurden fiktiv genutzt und dürfen nicht als real aufgefasst werden. Jede Ähnlichkeit zu Personen, lebend oder verstorben, tatsächlichen Ereignissen, Schauplätzen oder Organisationen ist rein zufällig.

WARNUNG: Die unbefugte Vervielfältigung dieses Werks ist illegal. Kriminelle Urheberrechtsverletzungen werden vom FBI untersucht und mit bis zu fünf Jahren im Staatsgefängnis und einer Geldstrafe von 250.000 $ bestraft.

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch darf ohne schriftliche Zustimmung der Autorin auf keine Weise, weder vollständig noch in Teilen, benutzt oder vervielfältigt werden, außer es handelt sich um kurze Zitate in Rezensionen.

Erstellt mit Vellum

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, meiner PR-Agentin Veronica dafür zu danken, dass sie ein Rockstar ist. Du hast eine Hiobsgeduld und immer ein elektronisches Lächeln für mich, zusammen mit einer ganzen Menge hilfreicher Vorschläge. Du bringst meine Bücher zum Strahlen und dafür bin ich dir unendlich dankbar <3

OHNE TITEL

KAPITEL EINS

»Was meinst du damit, dass das ein gereizter Geist war?« Ich starrte meine Patientin an, während sie auf ihrem Krankenhausbett lag und mit ihren Schultern zuckte. Verstohlen überprüfte ich, ob ich mich nicht ein wenig eingepinkelt hatte. Seit ich meine Tochter bekommen hatte, war meine Blasenkontrolle futsch, mitsamt dem Schlaf.

Wie war das jetzt mein Leben? Ich war davon, eine Oberschwester in einem angesehenen Krankenhaus im Dreieck in North Carolina, verheiratet mit einem der besten Herz-Thorax-Chirurgen des Landes zu sein, zu einer geschiedenen Person geworden, die wieder zuhause bei meiner Mutter und Großmutter lebte.

Hattie Silva, meine Patientin und momentane Auftraggeberin, starrte mich mit gerunzelter Stirn an. Sie war eine 90-jährige Frau, die an Darmkrebs litt und Vollzeitpflege benötigte. Nachdem ich aus dem Krankenhaus gefeuert wurde, hatte mich mein Exmann aus North Carolina gejagt und es geschafft, meinen Ruf zu ruinieren, was mir keine Optionen ließ, außerhalb von häuslicher Pflege bei einer Hospiz-Organisation zu arbeiten.

»Ich meine ganz genau, was ich sagte. Evanora ist nicht glücklich darüber, dass du sie ignorierst. Sie versucht, deine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich habe an den meisten Tagen Mühe damit, sie zu hören. Ich bin am Ende meines Lebens und mir geht die Zeit aus.« Hattie sah gebrechlich aus, wenn sie auf diese Weise sprach.

Sie war älter und litt weit mehr, als es angenehm war. Es war schwierig, sie mit so viel Schmerzen zu sehen, aber wenn sie so redete, war es einfach, all das zu vergessen und sie lediglich als verrückt zu betrachten. Ich dachte, die Ärzte müssten Demenz zu ihrer Diagnose hinzufügen.

Ich streckte meine Hand nach oben und ergriff die Halskette, die Fiona mir vor ein paar Wochen geschickt hatte. Meine beste Freundin war nach England gezogen, nachdem ihre Großmutter starb, und hatte ein neues Leben ohne mich begonnen. Zuerst hatte ich mich mit den Kindern und Miles beschäftigt gehalten, als mich aber mein Exmann darüber informierte, dass er mich für eine andere Frau verlässt, und damit fortfuhr, mein Leben wie eine Abrissbirne niederzureißen, vermisste ich Fiona mehr als je zuvor.

Wir lernten uns am College kennen und hatten uns sofort gut verstanden. Wir waren bei der Hochzeit der anderen dabei, haben Jobs an denselben Krankenhäusern bekommen und alles zusammen gemacht. Ich war da, als ihre Zwillinge geboren wurden, weil ihr Mann Tim im Verkehr festgesteckt war. Und sie war bei meinen beiden für mich da. Miles hatte beide Male gewählt, Operationen weiterzuführen, sagte, es war zu kompliziert, als dass er es hätte weitergeben können.

Mein Herz setzte einen Schlag aus, als das bläuliche Bild einer Frau an der Stelle erschien, wo die Fernbedienung hingefallen war. Sie trug ein Bonnet mit einer hohen Krempe und ein bodenlanges Kleid, das um die Taille herum zusammengeschnürt war und große bauschige Ärmel hatte. Erschreckt ließ ich die Halskette sinken und streckte meine Hand in Richtung des Geists aus. Das Bild verschwand und ich erschauderte durch die Kühle in der Luft.

Großartig, jetzt steckt sie mich mit ihrer Verrücktheit an. Das, was ich gesehen zu haben glaubte, ignorierend, stellte ich das Glas Wasser auf das Tablett neben dem Bett und erhöhte das Kopfteil ihres Bettes weiter. »So etwas wie Geister gibt es nicht. Lass uns dir etwas Mittagessen holen. Ich habe heute etwas Hühnersuppe gemacht.«

Hattie war so dünn, ich konnte die Knochen unter ihrer Haut sehen. Sie fühlte sich sehr zerbrechlich an, als ich die Position ihres Körpers verlagerte. Sie fing an zu husten, als sie nach vorne sackte, um es mir einfacher zu machen, ihre Stütze herzurichten. So behutsam wie möglich legte ich sie auf ihre Kissen, hielt den Becher vor ihren Mund und passte dann den Sauerstoff an, der durch ihre Nasenbrille strömte.

Nach einigen Sekunden nahm sie einen Schluck und seufzte dann. »Wie kommt es, dass du einen Gegenstand der Macht hast, aber so unwissend bist, wie der Tag lang ist?«

Das war eine vertraute Diskussion. Hattie sagte etwas darüber, dass ich ein mächtiges Objekt hatte und gegenüber allem Entscheidendem um mich herum unwissend war. »Ich mag dich auch, Hattie. Bereit fürs Mittagessen?« Bei ihrem Nicken ging ich, um das Essen zu holen. Das Haus war gewaltig und meistens bemerkte ich das Echo durch den Ort nicht, aber nach dieser Unterhaltung über Gespenster war ich schreckhaft.

Gerüchte aus meiner Kindheit tauchten in meinem Kopf auf. Vielleicht hatten sie am Ende doch Recht gehabt. Es würde für sie Sinn machen, an Geister zu glauben, wenn sie wirklich eine mächtige Hexe wäre. Obwohl ich nur flüchtige Eindrücke von der Macht bekommen konnte, die sie einst besessen haben musste. Ob das stimmte, spielte keine Rolle.

Sie war krank und anfällig dafür, ausgenutzt zu werden. Ich war nicht eingestellt worden, um etwas anderes als ihre Gesundheit zu bedenken, aber ich würde niemals daneben sitzen und jemandem erlauben, sie aufs Kreuz zu legen. Hattie war reicher als Gott und hatte zahlreiche Firmen in ihrem Namen. Bei all dem brannten Wilderer darauf, es in die Finger zu bekommen. Nicht mit mir.

Ich eilte in die Küche und stellte den Topf aus, der die letzte halbe Stunde, seit ich ihn fertig zusammengestellt hatte, auf niedriger Stufe köchelte. Ich schnappte mir zwei Schüsseln und hielt inne, als meine Augen das Wasser hinter dem Fenster erblickte. Der Panoramablick auf die Penobscot Bay war zum Sterben schön und kostete ein Vermögen.

Hatties Haus hieß Nimaha. Es erinnerte mich daran, wie Fiona das Zuhause ihrer Großmutter immer Pymm’s Pondside genannt hatte. Ihre Generation musste ihren Häusern Namen gegeben haben oder so. Ich hatte einige Freunde über die Namen der Häuser ihrer Großeltern sprechen hören. Meine Generation hatte nichts so Raffiniertes, worauf sie Anspruch erheben konnte. Wir hatten Krähenfüße, Leberflecken und unerwünschte Kinnhaare neben anderen unangenehmen Anzeichen dafür, dass wir das mittlere Alter erreicht haben.

Ich wollte die Gedanken beiseiteschieben, die mich nur dazu bringen würden, daran festzuhalten, wie mein Leben zur unpassendsten Zeit meines Lebens den Bach runtergegangen war, und konzentrierte mich wieder auf die Küstenlinie. An dem mehr als hundert Meter langen Küstenstreifen war nichts. Hattie hatte hier ein ruhiges Refugium. Die Wellen schwappten träge gegen den Kiesstrand. Es war so friedlich und abgelegen. Überhaupt nicht wie das geschäftige Treiben des Großstadtkrankenhauses, in dem ich zwanzig Jahre damit verbracht habe, Patienten zu betreuen. Ich schaute einige Sekunden lang, bis sich mein Verstand beruhigte und ich entspannt war.

Ich wandte mich von dem großen Fenster ab, schnappte mir die Brötchen, die mir meine Großmutter am Morgen mitgeschickt hatte, und ging zurück durch das vierhundertsechzig Quadratmeter große Haus. Zum Glück musste ich nicht alle Schlafzimmer und Badezimmer putzen oder mich um die drei Morgen und dessen Nebengebäude kümmern. Es musste monströs sein, allein die Gartenarbeit zu bewältigen, obwohl ich noch einen Gärtner kommen sehen musste, der sich um den Garten mit mehreren Terrassen kümmerte.

Ein Fauchen ließ mich fast das Tablett mit den Suppen fallen, das ich getragen hatte. Ich verlagerte meinen Griff um das Tablett und suchte den Bereich nach der kleinen Heidin ab, von der ich schwor, dass sie versuchte, mich umzubringen. Da war sie ja.

»Erschreck mich nicht so, Tarja.« Die gestreifte Katze streckte ihre Nase in die Luft, als könnte sie mich verstehen, und ging weiter an mir vorbei und die Treppe hinauf. Sie hatte das schönste Fell, das ich je bei einer Katze gesehen hatte. Mehrfarbig, wobei die Oranges und Gelbs kräftig und glänzend waren.

Mit der zweiten Schüssel auf dem Tablett sollte Tarja gefüttert werden. Ich war es nicht gewohnt, eine Katze wie eine Person zu behandeln, aber sie aß das gleiche Futter, mit dem ich Hattie verköstigte. Ich schwöre, Hattie hat den Begriff verrückte Katzenlady erfunden. Tarja war ihre Prinzessin und das einzige, wobei Hattie während des Vorstellungsgesprächs entschieden war. Ich hätte wissen müssen, dass Hattie nicht alle beisammen hatte, als sie mir sagte, dass Tarja mit ihr die Mahlzeiten gegeben werden sollten und ihr Katzenklo mehrmals am Tag gereinigt werden musste.

Mit Hatties Exzentrizitäten und Bettpfannen- und Verbandswechseln konnte ich problemlos umgehen. Es war das Reinigen von Tierkot aus einer Kiste, das mich zum Würgen brachte. Ja, mir war bewusst, wie wenig Sinn das machte. Aber komm schon, es war ein Behälter voller Exkremente, was seit Stunden dort stand.

Ich tat diesen unangenehmen Gedanken mit einem Schulterzucken ab, stieg weiter die Treppe hinauf und blieb abrupt stehen, als ich durch das Bullaugenfenster auf einem der Treppenabsätze eine große Kreatur sah. Sie war dunkelgrün und fast so hoch wie der nächste Baum. Und sie sah wie die Drachen aus, die Hollywood in unzähligen Filmen darstellte. Nur sah ich bei diesem keine Flügel.

Was zum Teufel war das? Ich schwor, dass an diesem Ort jeden Tag etwas Neues auftauchte. Mein Herz raste und ich hyperventilierte fast, als ich versuchte herauszufinden, was das große Biest war. Mein Atem beschlug das Glas, so dass ich den Ärmel meines Oberteils benutzte, um das Glas zu säubern. Als ich wieder rausschaute, war nichts da.

Als eine weitere Überprüfung nicht mit dem Drachen aufwartete, ging ich weiter die Treppe hinauf und eilte in Hatties Zimmer, wo ich das Tablett abstellte und zum Fenster eilte. Ihr Zimmer war der Seite des Hauses zugewandt, wo ich den Drachen gesehen hatte. Ich hoffte, ich würde ihn zu Gesicht bekommen. Etwas so Großes würde nicht im Wald um es herum verschwinden können, ohne eine Spur zu hinterlassen.

»Weshalb bist du jetzt so aufgeregt?« Hattie blaffte mich zumeist so an. So sprach jemand mit seinem Kind, wenn man genug von dessen merkwürdigen Verhaltensweisen hatte.

Ich drehte mich zu meiner Patientin um und schob den Tisch mit dem Essenstablett zum Bett hinüber. »Ich dachte, ich hätte einen Drachen in deinem Garten gesehen. Ich verliere genauso den Verstand wie du, wie es scheint. Muss der Stress der Scheidung sein.«

Hattie lachte, der Klang wie trockenes Laub, das über einen Bürgersteig rasselte. »Du siehst keine Dinge, meine Liebe. Das war Tsekani. Oh, diese Suppe riecht köstlich.«

Ich war zu müde, um mir meine Überraschung darüber anmerken zu lassen, dass sie diesem imaginären Drachen einen Namen gegeben hatte. Bist du sicher, dass er nicht echt ist? Du hast ihn selbst gesehen. Ich war überzeugt, dass es ein schlechtes Zeichen war, dass mein Verstand versuchte, meine Halluzinationen vernünftig zu begründen.

Ich stellte die Schüssel, die ich für mich mitgebracht hatte, auf den Teller mit den Brötchen. »Hier ist dein Mittagessen, Tarja.«

Die Katze näherte sich und schnüffelte an der Suppe, dann fing sie an, sie aufzulecken. »Sie sagt, die Lorbeerblätter seien eine gute Zugabe zur Suppe. So etwas habe ich meiner nie hinzugefügt.«

Mein Kopf fuhr hoch, um Hatties Lächeln zu begegnen. »Was?«

»Ernsthaft. Woher hast du diese Kette? Ich fange an zu spüren, dass du überhaupt nicht magisch bist.« Alles in mir erstarrte bei ihren Worten, einschließlich meines Herzens für einige Sekunden.

»Meine beste Freundin Fiona hatte sie als Symbol für meinen Neuanfang für mich gemacht. Warum sagst du, sie ist magisch? So etwas gibt es nicht.« Richtig? Ich wollte glauben, dass ich aufgeschlossen war, aber der vergangene Monat, in dem ich für Hattie Silva arbeitete und ihre bizarren Kommentare hörte, ließ mich das in Frage stellen. Ich konnte unmöglich mit ihr an Bord springen und an Magie glauben.

Allerdings musste ich zugeben, dass ich langsam anfing, meine Zweifel zu haben. Ich hatte in den letzten vier Wochen genug gesehen, um mich wirklich zu wundern. Das Problem war, dass ich Wissenschaftlerin war und mich auf das verließ, was ich beweisen und sehen konnte. Und obwohl ich mehr als einen gerechten Anteil an Seltsamkeiten gesehen hatte, gab es nichts, an dem ich mich festhalten oder das ich so genau untersuchen konnte.

»Du würdest mir nicht glauben, wenn ich es dir sagen würde. Kannst du das Tablett näher schieben? Ich würde gerne die Suppe probieren, wegen der Tarja nicht die Klappe halten kann.« Ich schüttelte den Kopf und schob das Tablett über ihr Bett und richtete es so aus, dass sie das Essen leicht erreichen konnte.

Ich nahm ein Brötchen und riss Stücke ab, während ich aus dem Fenster starrte. Sie hatte Fenster mit Blick auf den Wald und ein weiteres an der Wand über ihrem Kopf, welches das Wasser überblickte. Ich konzentrierte mich auf die sanften Wellen und den Kiesstrand, als ein Hund über die Fläche raste und dabei Steine aufwirbelte.

Meine Füße trugen mich näher und ich beobachtete, wie er seine Zähne bleckte. Er war nicht wie irgendein Hund, den ich je gesehen hatte. Er war groß und von dunkelgrauer Farbe. »Hast du in dieser Gegend Wölfe?«

Das Klappern eines Löffels erfüllte den Raum. »Selbstverständlich, Layla ist zuerst hierhergezogen, aber im Laufe der Jahre haben noch einige andere hier Zuflucht gesucht.« Ich war nicht überrascht zu entdecken, dass sie den Wölfen, die in ihren Wäldern umherstreifen, Namen gegeben hat. Sie hatte immerhin ihr Haus benannt. Wilde Wölfe wären nicht meine erste Wahl als Gefährten gewesen, aber sie hatte genug Grundbesitz, um so vielen wilden Tieren einen sicheren Platz zu bieten, wie sie wollte.

Dunkles Husten ließ mich mich vom Fenster abwenden. Ich erwartete, dass es Hattie sein würde, aber es war Tarja. Falls sie einen Haarballen hochgewürgt hat, würde ich das nicht sauber machen. »Wann kommt dein Hausmädchen überhaupt, um das Haus zu putzen? Ich habe sie nie getroffen.«

Hattie legte den Kopf zur Seite und schaute mich an. »Mythia kommt, nachdem du gegangen bist. Sie mag es nicht, in der Nähe von Mundies zu sein. Warum?«

»Mundies? Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet, aber ich versichere dir, dass ich nichts getan habe, um irgendjemanden zu verärgern. Ich bin noch nicht lange genug hier, um mir Feinde zu machen. Ich hatte gehofft, mit ihr darüber zu sprechen, wie sie hartes Wasser um den Duschhahn herum loswird. Ich habe meine noch nie so sauber bekommen.«

Ich dachte, ein Umzug würde mir ein paar Vorteile bringen. Wie zum Beispiel, ich müsste keine Badezimmer mehr putzen, aber ich hatte mich geirrt. Auf keinen Fall konnte ich meine Mutter so ausnutzen, wie Miles das so viele Jahrzehnte lang mit mir gemacht hatte. Obwohl ich sieben Tage die Woche viele Stunden arbeitete, zog ich immer mein Gewicht im Haus herum.

Nachdem sich der Schmerz seiner Ankündigung gelegt hatte, begann ich sofort davon zu träumen, wie mein Leben ohne ihn sein würde. In meiner Naivität hatte ich davon geträumt, meine Stelle im Krankenhaus fortzusetzen, im Haus zu bleiben und jemanden für die Reinigung einzustellen.

Die Realität war eine ganz andere Sache. Nachdem ich gefeuert worden war, hatte ich Wochen damit verbracht, nach einem Job zu suchen, bevor mir klar wurde, dass ich keine andere Wahl hatte, als nach Hause zu ziehen. Miles’ kleines Flittchen arbeitete in der Personalabteilung des Krankenhauses und sorgte dafür, dass ich für niemanden ansprechend war, der daran interessiert war, mich einzustellen. Ich hätte eine Klage wegen Verletzung meiner Rechte einreichen können, aber nachdem Miles es geschafft hatte, unsere Scheidung zu beschleunigen und sich aus dem herauszuwinden, was ich verdiente, machte ich mir nicht die Mühe. Er hatte Freunde in hohen Positionen.

»Oh, das weiß ich. Ich habe meine Nachforschungen angestellt, bevor ich dich eingestellt habe. Apropos, wie hast du Tara so gründlich verärgert? Sie hatte nichts Gutes über dich zu sagen, als ich anrief. Und Mythia will ihre Geheimnisse nicht mit mir teilen, also wird sie auch nichts mit dir teilen.«

Mein Kopf fing an zu pochen und ich presste meine Kiefer zusammen, dann ballte ich meine Hände zu Fäusten. Miles hat seine kleine Freundin dazu gebracht, auch meine einzige Chance auf einen Job in dieser Gegend zu sabotieren? »Tara ist der Knastköder, die mit meinem Mann geschlafen hat und mich in allen Krankenhäusern in North Carolina auf die schwarze Liste gesetzt hat. Mein Exmann wollte nicht daran erinnert werden, was für ein Trottel er ist oder dass seine Freundin nicht viel älter ist als unser Sohn.«

Hattie lachte so heftig, dass sie anfing zu husten. Tarja sprang auf ihren Schoß und legte ihr eine Pfote auf die Brust. Ihre Verbindung war mehr als offensichtlich. Die Katze war immer in der Nähe und bot Trost, wenn Hattie schlechte Momente hatte. Ich verlagerte Hattie nach vorne und rieb Kreise auf ihren Rücken, bis sie aufhörte zu husten.

»Damit hatte ich Recht, wie es scheint. Als ich die schriftliche Aufzeichnung deiner Anstellung sah, ergab es für mich keinen Sinn, dass du nach zwanzig Jahren makelloser Leistungsbeurteilungen plötzlich anfingst, fatale Fehler zu machen. Sie hat ihr Bestes getan, um mich davon zu überzeugen, dass du gestresst und aufgebracht warst, weil dein Mann dich verlassen hat, und dass man dir keine Patienten mehr anvertrauen konnte.«

Ich legte sie sanft wieder gegen die Kissen und kehrte zum Fenster zurück. »Ich war aufgebracht, dass Miles mich auf diese Weise verlassen hat, aber es hat meine Fähigkeit, meinen Job zu erledigen, nie beeinträchtigt. Ich kann dir versichern, dass ich dir in keiner Weise Schaden zufügen werde.«

Hattie winkte abweisend ab. »Oh, das weiß ich, Liebes. Was meinst du, wir verfluchen sie mit frühzeitigen Falten? Oder machen ihn vielleicht impotent!«

Das ließ mich ein Lachen herauswürgen, als ich mich vom Strand draußen abwandte. »Ich würde nichts mehr lieben, aber das würde mich wie sie machen, und ich werde niemals so bösartig sein. Ich glaube, dass man erntet, was man sät. Sie werden beide eines Tages bekommen, was ihnen zusteht.«

»Da hast du Recht, Liebes. Das Schicksal setzt sich durch, auch wenn es Jahre und mehrere unerwartete Wendungen dauert.« Ich nickte zustimmend, während ich das Geschirr vom Mittagessen von ihrem Tablett nahm.

* * *

Ich schaltete meinen Land Rover aus und konnte nicht anders, als zu lächeln. Die einzigen Zugeständnisse, die mir der Richter zugesprochen hat, waren der schöne SUV und die Hälfte des Hauses, als es verkauft wurde, weshalb ich gezwungen war, zu meiner Mutter und Großmutter zurückzuziehen.

Ich konnte mir die Hausraten für das Haus am See nicht leisten und niemand wollte mich einstellen. Ich könnte kein Haus mit dem Geld kaufen, das ich bekommen würde, ob Miles verkaufte oder mich auszahlte. Wir hatten wegen der Immobilie zu viele Schulden.

Als ich zu dem Haus aufschaute, in dem ich aufgewachsen war, konnte ich nicht anders, als über die Unterschiede zwischen Hatties Haus und dem Haus, das ich in North Carolina zurückgelassen hatte, im Vergleich zu diesem nachzudenken.

Meine Großeltern zogen vor fast siebzig Jahren in dieses bescheidene zweistöckige Haus im Cape-Cod-Stil. Die gelbe Außenverkleidung war ein halbes Dutzend Mal neu gestrichen worden, und die Fenster wurden letzten Sommer durch doppeltverglaste ersetzt. Die Küche war vor fünfzehn Jahren modernisiert worden, als meine Mom zu meiner Großmutter gezogen war, aber sonst war nicht viel getan worden.

Die Holzböden waren abgenutzt und vernarbt, und die Markierungen meiner Größe befanden sich immer noch am Türdurchgang zur Garage, neben denen meiner Mutter. Als ich die Haustür aufschloss, trat ich in den vertrauten Geruch von Zitronenpolitur und Brot backen.

»Ich bin zuhause«, rief ich, als ich meine Schlüssel in die Schüssel auf dem Tisch im Eingangsbereich legte. »Wo sind alle?«

Meine Mutter steckte ihren Kopf aus der Küche. »Wir sind hier drin und beenden gerade das Abendessen. Hast du mit Ms. Silva gegessen?«

Ich steuerte den Flur entlang und erwischte die Tür, bevor sie sich schloss, nachdem meine Mutter zum Waschbecken zurückgekehrt war. »Hallo, Nana. Wie war dein Tag?« Ich bückte mich und küsste sie auf die Wange, während sie auf einem Stuhl am Tisch saß. Sie war im selben Alter wie Hattie, aber in viel besserer Verfassung.

Sie tätschelte meine Wange und lächelte zu mir hoch. »Ich habe Roggenbrot für dich gebacken, das du morgen zu Hattie mitnehmen kannst, und das Buch beendet, das ich gelesen habe.«

»Und du hast ein gutes Nickerchen gemacht«, warf meine Mutter ein. »Ist heute im Nimaha irgendetwas Neues passiert?«

Beide genossen es, von den Ereignissen zu hören und sagten, in dem Haus spukte es, seit sie sich erinnern konnten. Ich zuckte mit den Schultern. »Hattie hat wilden Wölfen Zuflucht gewährt, die in den Wäldern rund um ihr Haus leben, und sie hat einen Drachen namens Tsekani.«

Nana nickte mit dem Kopf. »Sie besitzt ungefähr fünf Morgen, also denkt sie wahrscheinlich, dass sie ihnen einen Platz zum Leben gibt. Aber einem Drachen? Ist es Demenz? Viele meiner Freunde sind dem bereits erlegen.«

Meine Mutter stellte das Wasser ab und lehnte sich gegen die Theke, trocknete sich die Hände ab. »Gut, dass wir hervorragende Gene haben und du dir keine Sorgen machen musst, Mom. Vielleicht solltest du bald anfangen, dir einen anderen Job zu suchen, Süße. Klingt, als würde es mit ihr schnell bergab gehen.«

»Mit wem geht’s schnell bergab?«, fragte Nina, als sie die Küche betrat und mit offenen Armen auf mich zukam.

»Ms. Silva«, antwortete ich und umarmte meine Tochter. Sie sah mir sehr ähnlich, außer dass ihr braunes Haar länger war als mein Kurzhaarschnitt und sie keine Krähenfüße um ihre braunen Augen hatte. Ich hatte die Tatsache immer geliebt, dass sie mir so ähnlich sah. Bis ich mir ziemlich sicher war, dass das der Grund war, warum Tara Nina nicht mehr in der Nähe haben wollte.

Nina ließ mich los und ging zum Kühlschrank. »Sie ist seit dem Tag, an dem du dort angefangen hast, hä-hä. Du musst dir keine Sorgen machen, einen anderen Job zu finden.« Ich konnte die Panik in Ninas Stimme hören. Sie war an meiner Seite, als ich darum kämpfte, eine Stelle zu finden, und feierte mit mir, als Hattie mich anstellte, um mich um sie zu kümmern.

»Ich gebe ihr eine Goldsternbehandlung, um sicherzustellen, dass sie da bleibt. Willst du, dass ich dir einen Snack machen?«

Nina schenkte mir ein Seitenlächeln und schüttelte den Kopf. »Nein, setz dich hin und ruhe deine Füße aus. Du arbeitest zu hart. Ich werde dir etwas Rocky Road holen.«

Ich setzte mich neben Nana und unterdrückte die Emotion, die mich erstickte. Ich habe vielleicht nicht das schicke Haus oder den bequemen Job, aber ich hatte mehr Liebe, als Miles jemals kennen würde, und das war alles, was zählte.

Als meine Tochter meine Mom und Großmutter fragte, was sie wollten, und ihnen Vanilleeis zusammen mit einem Keks besorgte, wurde mir klar, dass Hattie das nicht hatte. Sie war ganz allein auf der Welt und hatte niemanden, der sie mit Liebe und Zuneigung überschüttete.

Ich schwor mir im Stillen, das Verrückte zu ignorieren und ihr zu zeigen, wie sehr sie geschätzt wurde. Sie war schrullig und vergötterte Katzen, aber sie war komisch und brachte mich die ganze Zeit zum Lachen. Und es gab Zeiten, in denen sie diese kleinen Brocken Weisheit hatte, die unbezahlbar waren. Zum Beispiel, als sie mir sagte, ich solle aufhören, mich darüber zu beschweren, dass meine Tochter um ihr eigenes Auto bat.

Hattie war gerade mit den Keksen fertig, die Nina am Ende meiner ersten Arbeitswoche vorbeigebracht hatte, als ich anfing, mich über ihre letzte Bitte zu beschweren. Ich würde nie vergessen, wie Hattie mich finster angeschaut hatte, als sie sagte: »Seien Sie dankbar, dass sie es nicht nur will, um es für Vergnügungsfahrten zu benutzen. Sie möchte Ihnen und Ihrer Mutter eine Pause davon geben, sie zum Training zu bringen und sie von dort abzuholen, und eine Möglichkeit, zu einem Job zu gelangen und wieder zurück. Jaah, sie hat mir erzählt, wie viel Geld sie verdienen wollte, um Ihre Bürde zu erleichtern. Die meisten Kinder in ihrem Alter sind egoistische kleine Kreaturen, die sich nicht um andere kümmern, ganz zu schweigen davon, wie viel ihre Eltern opfern, um ihnen zu geben, was sie haben.«

Ich blinzelte und schob die Erinnerung beiseite, als Nina mich auf die Wange küsste und die Schüssel vor mich stellte. »Danke, Erdnuss. Du bist die beste Tochter, die je geboren wurde.«

»Stimmt.« Meine Mom und Großmutter sprachen beide gleichzeitig, während sie ihren Nachtisch genossen. Mein Runderneuerung zur Lebensmitte war nicht das, was ich mir erhofft hatte, als ich in den Zwanzigern war, aber ich hätte nicht mehr wollen können.

OHNE TITEL

KAPITEL ZWEI

»Noch ein langer Tag?« Meine Mutter konzentrierte sich weiterhin auf den Eintopf, den sie zum Abendessen machte, daher übersah sie die Grimasse, die ich ihr zuwarf.

Ich rieb mir mit der Hand übers Gesicht, während ich überlegte, wie viel ich ihr sagen sollte. Das HIPAA schützte alle Informationen über ihre Gesundheitsversorgung. Nicht dass ich jemals Patienteninformationen weitergeben würde. Meine Großmutter schlurfte viel schneller in die Küche, als sich ihr winziger Körper bewegen sollte. Sicher, ich beurteilte sie aufgrund von Hatties Unfähigkeit, sich eigenständig zu bewegen, aber das machte es nicht weniger beeindruckend. Immerhin war sie fast 90 Jahre alt.

Nina war direkt hinter ihr. Der Duft des Abendessens hatte meine Tochter aus ihrem Zimmer gelockt. »Hi, Mom.« Mein Inneres wurde endlich warm, als sie meine Wange küsste.

Mir war kalt, seit in der Bibliothek eine Kerze auf eines von Hatties alten Büchern gekippt war. Ich hatte das Ding nicht angezündet, und Hattie auch nicht. Sie schaffte es ohne meine Hilfe nicht ins Badezimmer, geschweige denn nach unten.

»Hi, Mäuschen. Ja, es war ein sehr langer Tag. Ich schwöre, in diesem Haus spielt sich etwas sehr Seltsames ab.«

Meine Großmutter stützte sich auf dem Tisch ab, während sie ihre schlanke Gestalt auf ihren Stuhl senkte. Ihr graues Haar war über ihren Ohren abgeschnitten und fiel ihr in die strahlend blauen Augen. »Warum sagst du das? Du denkst doch nicht, dass Miles dir hier Probleme bereitet, oder? Es könnte eine gute Idee sein, mit Stella zu sprechen, um zu sehen, ob sie etwas gehört hat. Diese Frau hat den Finger am Puls dieser Stadt.«

»Ich habe mehrmals mit Stella gesprochen, aber nicht über meine Arbeit. Ich denke nicht, dass Miles dahintersteckt. Es ist viel zu viel Aufwand für ihn. Er wollte mich aus der Stadt haben, nicht tot. Nein, das fühlt sich an, als wäre es an Hattie gerichtet.« Mein Magen verknotete sich bei dem Gedanken, dass Miles versuchen könnte, mehr von meinem Leben zu zerstören. War ich naiv, ihn als möglichen Übeltäter abzutun? Nein. Wenn mir etwas passieren würde, müsste er Nina nehmen, und seine Freundin wollte nicht, dass die Tochter ihres Freundes herumhängt.

»Sie ist reich und ganz allein. Ich habe keine Ahnung, was genau vor sich geht, aber in diesem Haus passieren bizarre Dinge. Zuerst war da der Drache, von dem ich mich jetzt frage, ob es eine Art Projektion war. Es passte zu perfekt zu Drachen, die ich in den Filmen gesehen habe, um das nicht zu sein. Sie könnten denken, es sei möglich, sie zu Tode zu erschrecken. Ich glaube, jemand ist hinter ihr her. Vor allem, als heute eine Kerze auf einige Bücher in Hatties gewaltiger Bibliothek umfiel.«

Meine Mutter schnappte nach Luft und schwenkte herum. »Hat das Haus Feuer gefangen? Ist alles in Ordnung? Du solltest sie herbringen und die Polizei rufen.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nichts ist passiert, außer dass einige teure ledergebundene Bücher Wachs abbekommen haben. Es war ein Glück, dass ich am Vorbeigehen war und sie umfallen sah. Ich überlegte, die Polizei zu rufen. Was würde ich ihnen sagen? Dass ich dachte, jemand sei eingebrochen, um zu versuchen, Hattie zu töten. Ich habe keine Beweise, und was passiert ist, gibt ihnen keinen Anhaltspunkt. Außerdem ist es möglich, nehme ich an, dass sie es geschafft hat, die Treppe herunterzukommen, bevor ich ankam, und diese Kerze anzuzünden.« Ich glaubte das nicht eine Sekunde lang. Hattie war eine stolze Frau. Auf keinen Fall würde sie einen Nachtstuhl oder eine Bettpfanne benutzen, wenn sie sich so gut bewegen konnte. Jemand war definitiv im Haus gewesen und hatte die Kerze angezündet. Aber ich hatte keine Beweise, und die Polizei zu rufen, würde mich nur verrückt aussehen lassen.

»Was hat Hattie zu dem Vorfall gesagt?«, fragte meine Großmutter, als sie sich zu mir lehnte, vollkommen in das Gespräch vertieft.

Ich schnappte mir einen Krug Eistee aus dem Kühlschrank und stellte ihn auf den Tisch. »Sie sagte, sie habe keine Ahnung, was passiert sei, dass sie die Kontrolle über ihre Magie nicht verloren und nicht gespürt habe, dass jemand das Haus betreten hat.« Ich konnte mich kaum davon abhalten, laut zu lachen. Die Worte klangen heute Abend noch verrückter als vor ein paar Stunden. Ich ließ den Teil aus, in dem sie versprochen hat, die Schutzvorkehrungen zu verstärken, um sicherzustellen, dass das nicht noch einmal passierte. Die Frau musste ein Sicherheitssystem besorgen. Ich war schockiert, dass sie noch keines hatte.

Nina machte sich nicht die Mühe, ihr Lachen zurückzuhalten. »Sie verliert definitiv den Verstand. Ich hoffe, du hast alle Kerzen im Haus eingesammelt, damit das nicht passieren kann, während du nicht dort bist.«

Meine Mutter stimmte mit ihr ein, bevor sie sich wieder fing und ihre Gesichtszüge in Ordnung brachte. »Das solltest du nicht sagen. Es ist hart, alt zu werden. Dein Körper und Geist verraten dich.« Ich konnte meiner Mutter nur zustimmen. Mein Rücken schmerzte und in diesem Moment flammte eine Hitzewallung auf, die bewies, wie wahr ihre Aussage war.

»Warte nur, junge Dame. Es beginnt mit geringen Wehwehchen, dann trocknet dein Körper Stück für Stück aus«, tadelte Nana, während sie versuchte, auf Nina zu zeigen, aber am Ende ihre Hände aneinanderrieb.

Sie lag nicht falsch. Alt zu werden war nicht angenehm. Ich hatte meinen Anteil an Beschwerden, aber sie waren nichts im Vergleich zu meiner Großmutter. Ihre Finger wurden nicht mehr gerade. Die meisten waren dauerhaft gebogen und krumm. Das gleiche mit ihrem Rücken. Und sie bewegte sich nicht sehr schnell oder schlief allzu gut. Trotz der äußeren Anzeichen des Alterns hatten sowohl sie als auch Hattie ein inneres Licht, das von Leben und Vitalität sprach.

»Wenn ich in deinem Alter so gut aussehe wie du, kann ich mich glücklich schätzen, Nana.« Nina beugte sich und küsste die Wange meiner Großmutter, dann tat sie dasselbe mit meiner Mom, was beide dazu brachte, feuchte Augen zu bekommen.

»Zurück zum Thema. Nana, hast du jemals von jemandem gehört, der Hattie genug gehasst hat, um zu versuchen, ihr wehzutun? Ich meine, es scheint, als ob jemand definitiv hinter ihr her ist.« Ich war mir sicher, dass der Vorfall beabsichtigt war und dazu angelegt, Hattie zu töten.

Meine Mom stellte die Terrine mit Eintopf ab, schöpfte etwas davon in eine Schale für meine Großmutter und sich selbst und reichte sie dann weiter. Meine Großmutter schenkte ein Glas Tee ein und begegnete meinem Blick, als sie mir den Krug reichte. »Es gab immer eine Handvoll, die sie nicht mochten. Sie war in der Highschool nicht beliebt, und das hat sich über die Jahre fortgesetzt. Besonders nachdem sie ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut hat.«

Meine Mutter wedelte mit ihrem Löffel durch die Luft, wobei Eintopf von den Seiten tropfte. »Das hatte sowohl mit den Gerüchten zu tun, dass sie eine Hexe sei, als auch, dass sie reich ist. Sie weigert sich, bestimmten Lokalpolitikern mit Ambitionen für den Senat zu helfen. Sie hat nicht viele Freunde gefunden, das ist gewiss. Warum sonst, glaubst du, ist sie ganz allein da oben in diesem großen Haus, nur mit dir, die sich um sie kümmert?«

Mein Herz bekam wegen der exzentrischen Frau einen Knacks. Das war einer der Gründe, warum ich zugestimmt habe, für sie zu arbeiten. Ich hasste es, Menschen zu sehen, für die am Ende ihres Lebens niemand da war. Außerdem war sie keine furchtbare Person. Manchmal mürrisch, sicher, aber wer war das nicht? Und sie hatte ein paar Freunde.

Es waren mehrere Frauen zu unterschiedlichen Zeiten vorbeigekommen. Obwohl ihre Besuche eher wie Geschäftstreffen schienen. Soweit ich wusste, waren sie auch genau das. Sie erlaubte mir nie, im Zimmer zu bleiben, also hatte ich keine Ahnung.

»Was passiert mit ihrem Besitz, wenn sie stirbt? Weiß das jemand?« Ich schaute zu Nina hoch, als sie sprach. Darüber hatte ich nicht nachgedacht. Geld motivierte Menschen gewiss dazu, furchtbare Dinge zu tun.

»Sicherlich hat sie ein Testament, das sicherstellt, dass niemand Schindluder treiben kann. Ich kann sie morgen fragen.« Ich wollte sicherstellen, dass ihr Erbe dort ankam, wo sie es wollte. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die Regierung einen Batzen bekam, wenn nichts vorhanden wäre.

»Sei vorsichtig«, warnte meine Großmutter. »Du willst nicht, dass sie denkt, dass du auf den Busch klopfst oder sie selbst aufs Kreuz legen willst. Sie ist eine kluge Frau, sonst hätte sie ihr ganzes Leben lang nicht so viel Geld verdienen können. Ich bin sicher, sie hat ihre Wünsche dokumentiert.«

Ich nickte und betete, dass sie damit Recht hatte. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass jemand versuchte, sie zu töten, um zu erlangen, was sie hatte. Die Vorstellung schien unmöglich, aber die Gewissheit erlaubte mir nicht, die Vorstellung zu verwerfen. Abgesehen von der Tatsache, dass es zu viele unheimliche Vorfälle gegeben hatte, um mit Zuversicht zu sagen, dass nichts verkehrt war.

* * *

Meine beste Freundin aus der Highschool, Stella, lächelte mich breit an und schlang ihre Arme um mich. Ihre makellose Anzugjacke spannte sich bei der Bewegung über ihre Schultern. »Es ist so schön, dich endlich zu sehen. Versteh mich nicht falsch. Ich habe es geliebt, in letzter Zeit so oft mit dir zu reden, aber du warst beschäftigt, seit du nach Hause gezogen bist.«

Ich ließ Stella los und erwiderte ihr Lächeln. Sie zu sehen, versetzte mich dreißig Jahre zurück, als wir uns in der Mittelschule kennengelernt haben. Wir schlossen uns beide einem Sommer-Schwimmteam an und wurden treue Freunde. Ich vermisste diese einfachen Tage, an denen ich zum Training in den Pool ging und dann durch die Stadt fuhr, um etwas zu tun, bis es Zeit war, zum Abendessen zu gehen.

»Der Umzug nach Hause war ein Wirbelsturm des Chaos. Zumal ich am Tag, nach dem meine Tochter und ich in Camden angekommen waren, angefangen habe, für Hattie Silva zu arbeiten. Lass uns einen Tisch nehmen, damit wir uns auf den neuesten Stand bringen können.« Ich deutete auf den Stand der Hostess hinter den Türen des Restaurants The Waterfront, wo wir beschlossen hatten, uns zu treffen. Ich liebte deren frische Meeresfrüchte, und im Sommer war bei ihnen im Freien zu essen unschlagbar.

Stella begrüßte die Hostess und bat sie, uns auf der Terrasse an einen Tisch zu setzen, der dem Wasser am nächsten war. Ich folgte der Frau in den Zwanzigern durch das Restaurant, nahm die vertraute Einrichtung in mich auf. In den letzten fünf Jahren, seit ich das letzte Mal dort gegessen hatte, hatte sich wenig verändert.

Unser Tisch überblickte das Wasser und die Boote darunter, wobei uns nur ein paar Balken trennten. Wir nahmen unsere Plätze ein und bestellten dann Getränke. Ich hob eine Augenbraue, als Stella Wein bestellte. Ich blieb bei Limonade. Ich musste zur Arbeit gehen, nachdem ich fertig mit Essen war.

»Also, erzähl mir, wie es dir ergangen ist«, forderte ich auf, als die Hostess ging. Ich fühlte mich in meiner Pflegekleidung und den Pflegecrocs viel zu underdressed. Nicht, dass The Waterfront besonders schick gewesen wäre, aber neben Stella sah ich aus wie eine Müllhalde.

Stellas langes braunes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, wodurch ihre grauen Augen frei blieben. Sie sah toll aus für unser Alter, mit wenigen feinen Linien und Fältchen. Und ihr Make-up war genau richtig. Ich musste nach ihrer Gesichtspflegeroutine fragen. Ich schwöre, meine Falten hatten Falten.

Und fang mir gar nicht erst mit den dunklen Flecken an, die gerade auftauchten. Oder vielleicht brauchte ich einfach nur eine gute Lektion, wie man Make-up richtig aufträgt. Ich machte mir selten die Mühe mit zu viel, weil es am Ende einer Zwölf-Stunden-Schicht immer abschmolz.

»Ich war damit beschäftigt, meine Kinder großzuziehen und mein Geschäft auszubauen. Nichts schrecklich Aufregendes.«

Ich runzelte die Stirn und versuchte mich daran zu erinnern, was sie über ihren Mann gesagt hatte. Bei meinem Leben, ich konnte mich nicht an seinen Namen erinnern oder was er tat. »Dir gehört das örtliche Immobilienbüro, richtig? Wie war das für dich?«

Sie nickte mit dem Kopf. »Das stimmt. Ich habe gerade expandiert und zwei weitere Agenten dazugeholt. Ich habe immer mehr Immobilienangebote erhalten, aber ich möchte nicht Vollzeit arbeiten, und selbst wenn, hätte ich Hilfe gebraucht. Jedenfalls haben Todd und ich vereinbart, dass ich nach der Schule zuhause bin, wenn die Kinder nach Hause kommen. Keiner von uns will, dass sie in Drogen oder Schlimmeres hineingeraten. Es gibt so viel mehr Gefahren für unsere Kinder als damals, als wir jünger waren.«

»Da hast du Recht. Smartphones und ständig verbunden zu sein haben eine Generation geschaffen, die eine Auszeit oder Belohnungsaufschub nicht versteht. Erinnere mich nochmal daran, was Todd macht.« Seinen Namen zu kennen, half mir nicht, mich an irgendetwas über ihn zu erinnern, was mich direkt fragen ließ.

»Todd ist ein örtlicher Sheriff. Er sieht und hört vom Schlimmsten der Menschheit. Einen Dad in der Strafverfolgung zu haben, macht es den Kindern so gut wie unmöglich, mit irgendetwas davonzukommen.«

Der Kellner kam dann mit unseren Getränken und nahm unsere Bestellungen auf. Ich nahm Fish and Chips sowie eine Bestellung zum Mitnehmen, damit ich es zu Hattie mitnehmen konnte. Stella nahm deren Schellfisch-Sandwich. Ich nahm einen Schluck Limonade und ließ meinen Blick zu den Booten schweifen. »Ich muss mir merken, dass Todd in der Strafverfolgung ist, falls jemals wieder etwas Seltsames in Hatties Haus passiert oder ich Nina oder Jean-Marc drohen muss.« Jean-Marc war 21 und im Dreieck am College. Er lebte in der Nähe seines Dads. Nicht dass Miles je mit unserem Sohn sprach. Nina hingegen wohnte bei mir. Mit 16 machte ich mir mehr Sorgen, dass Todd ihr durch Furcht etwas Vernunft beibringen müsste.

Mein Blick flog zurück zu ihrem Gesicht, als Stella nach Luft schnappte. Ihre vollen Lippen waren gerundet und ihre grauen Augen weit aufgerissen. »Du arbeitest für die Hexe? Wie denn das? Über was für seltsames Zeug reden wir? Geister und Fledermäuse und so?«

Ich gluckste über ihre Millionen Fragen. Sie war schon immer eine Rednerin gewesen, und wenn sie aufgeregt war, musste man sich anstrengen, um mit den Worten Schritt zu halten, die einem aus ihrem Mund zuflogen. »Nichts so Aufregendes.« Lügnerin, Lügnerin. Ich wollte mein inneres Biest ersticken. Auf keinen Fall würde ich ihr sagen, dass ich dachte, ich hätte einen Geist gesehen. Und einen Drachen. Dann wäre ich die Verrückte. »Aber ich frage mich, ob jemand versucht, sie zu verletzen. Es gab einen Vorfall, bei dem in der Bibliothek eine Kerze angezündet wurde, aber sonst war niemand im Haus, und sie kann ohne mich nicht die Treppen hoch- und runtergehen.«

Das Licht in Stellas Augen wurde etwas schwächer und ihr Mund schloss sich. »Na ja, ich habe diese alten Geschichten sowieso nie geglaubt. Ich bin jedoch nicht überrascht, dass jemand Schwierigkeiten macht. Es gab Gerüchte, dass sie noch keinen Erben für ihre Milliarden von Dollar bezeichnet hat.«

Mein Magen verknotete sich. Wenn niemand ausgewählt wurde, war ich wahrscheinlich auf dem richtigen Weg. »Woher weiß jemand, ob sie einen Erben erklärt hat oder noch nicht? Ist das nicht privat?«

»Na ja, jaah, aber du weißt, wie es ist. Jemand findet es irgendwie heraus. In diesem Fall sah Liz Ms. Silvas Anwalt und fragte, was er dort zu tun habe. Er sagte etwas über das Einreichen von Unterlagen für die neueste Fusion des Unternehmens. Das ließ sie fragen, wie es ihr ginge. Da erwähnte ihr Anwalt, dass sie einen Erben sucht.«

»Wie führt die Tatsache, dass sie jemanden sucht, dazu, dass sie noch nichts eingerichtet hat? Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese gewiefte Frau keinen Ersatzplan hat.«

Stella nickte und wartete, bis der Kellner unser Essen brachte, bevor sie antwortete. »Eventuell. Aber sie hat viel Arbeit in ihr Geschäft gesteckt. Sie hat ihre Finger bei mehr im Spiel, als ich mir vorstellen kann. Ich kann verstehen, warum sie will, dass es weitergeht. Es ist ihr Vermächtnis, und ohne sie würde es einfach verschwinden.«

Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste sehr wenig über Unternehmen. Meine Ausbildung umfasste Pflege und sich um kranke Menschen zu kümmern. Ich konnte mich wie die Besten von ihnen um ein Beatmungsgerät herumarbeiten, aber halte mich vom Sitzungssaal fern.

Ich nahm einen Bissen von dem knusprigen Fisch und stöhnte, als der köstliche Geschmack über meine Geschmacksknospen explodierte. Stella legte ihre Gabel ab und nippte an ihrem Wein. »Vielleicht hat ihr Anwalt deshalb überhaupt einen Kommentar abgegeben. Ich meine, sind solche Informationen nicht durch das Anwaltsgeheimnis geschützt? Ich dachte nur, er sei schrecklich in seinem Job.«

Ich mochte es nicht, darüber zu diskutieren, wo andere mithören konnten, was wir sagten. Es wäre gerade mein Glück, wenn ich jemanden auf die Idee bringen würde, zu versuchen, ihr das Geschäft zu stehlen. Ich würde meine Augen offen halten müssen und sicherstellen, dass Hattie in Sicherheit war.

»Erzähl mir mehr über diese Gerüchte, dass sie eine Hexe ist, damit ich weiß, nach was ich Ausschau halten muss.«

Stella lachte und verschluckte sich fast an einer Pommes Frites. »Sie sagen, dass sie Menschen verhexen kann und dass sie eine schwarze Katze hat. Oh, und einmal hörte ich, dass bei Vollmond Wölfe auf ihrem Grundstück herumrannten. Sie heulten und alles.«