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Marie hat scheinbar alles, eine liebe Familie, Freunde, ein Zuhause. Und doch fühlt sie sich oft benachteiligt, traurig und verloren. Bei ihrer Oma auf dem Land entdeckt sie im Traum eine wundersame Welt: Sprechende Blumen und Tiere, Kobolde, Elfen und ein Prinz zeigen ihr, wie Mut wächst, wie Freundschaft trägt und wie das Glück in den kleinen Dingen liegt. Als sie erwacht, ist nichts mehr wie zuvor, und doch alles viel schöner.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Marie hat scheinbar alles, eine liebe
Familie, Freunde, ein Zuhause.
Und doch fühlt sie sich oft benachteiligt, traurig und verloren.
Bei ihrer Oma auf dem Land entdeckt sie im Traum eine wundersame Welt:
Sprechende Blumen und Tiere, Kobolde,
Elfen und ein Prinz zeigen ihr,
wie Mut wächst, wie Freundschaft trägt und wie das Glück in den kleinen Dingen liegt.
Als sie erwacht, ist nichts mehr wie zuvor, und doch alles viel schöner.
Gudrun Leyendecker ist seit 1995 Buchautorin. Sie wurde 1948 in Bonn geboren.
Siehe Wikipedia.
Sie veröffentlichte bisher über 110 Bücher, unter anderem Sachbücher, Kriminalromane, Liebesromane, und Satire. Leyendecker schreibt auch als Ghostwriterin für namhafte Regisseure. Sie ist Mitglied in schriftstellerischen Verbänden und in einem italienischen Kulturverein. Erfahrungen für ihre Tätigkeit sammelte sie auch in ihrer Jahrzehntelangen Tätigkeit als Lebensberaterin.
Kapitel 1 – Marie und die grauen Gedanken
Kapitel 2 – Die Reise zu Oma Lilli
Kapitel 3 – Willkommen bei Oma Lilli
Kapitel 4 – Ein erster Tag voller Erlebnisse
Kapitel 5 – Die ersten Träume
Kapitel 6 – Das Gänseblümchen
Kapitel 6 – Das Gänseblümchen (Fortsetzung)
Kapitel 7 – Das Eichhörnchen im Tannenwald
Kapitel 7 – Das Eichhörnchen im Tannenwald (Fortsetzung)
Kapitel 8 – Auf der Lichtung
Kapitel 9 – Die zwei Wege
Kapitel 10 – Maries Entscheidung
Kapitel 11 – Gedanken am Bachlauf
Kapitel 12 – Die Prüfung am Bach
Kapitel 13 – Das innere Gefühl
Kapitel 14 – Der Abschied von der Schildkröte und das Schnattern am Tor
Kapitel 15 – Die kleinste Gans und das große Zelt
Kapitel 16 – Die Reiterin Elvira
Kapitel 17 – Die drei Affen
Kapitel 18 – Clara und die drei Panther
Kapitel 19 – Der Clown, der Kobold und der Prinz aus Gold
Kapitel 20 – Das Lied des Prinzen mit der Mandoline
Kapitel 21 – Ein Zirkus der Freundschaft
Kapitel 22 – Abschied vom Zirkus und die Fee der Lebensträume
Kapitel 23 – Der Spiegel des Sees
Kapitel 24 – Der Zaubergarten der Sinnbilder
Kapitel 25 – Der Weg zum Schloss
Kapitel 26 – Der Entschluss
Kapitel 27 – Der lange Aufstieg
Kapitel 28 – Das Tor zum Schloss
Kapitel 29 – Die Werkstätten des Schlosses
Kapitel 30: Die erste Aufgabe – die Rede
Kapitel 31: Die zweite Aufgabe – die Nacht im Turmzimmer
Kapitel 32: Maries Erwachen nach der Nacht
Kapitel 33: Die dritte Aufgabe
Kapitel 34: Das Geschenk des Herzens
Kapitel 35: Begegnung mit dem Prinzen
Kapitel 36: Marie und Paul in den Werkstätten
Kapitel 37: Erwachen
Kapitel 38: Gespräch mit der Großmutter
Kapitel 39: Der erste Schultag
Schlusswort
Marie Korbmann war eigentlich ein ganz normales Mädchen. Sie hatte eine große Schwester namens Lea, die schon fast erwachsen wirkte, einen kleinen Bruder Niki, der oft Quatsch machte, und Mama Beate und Papa Michael, die sich liebevoll um die Kinder kümmerten. Und dann war da noch Sofie, die kleine grauweiße Katze mit den klugen Augen, mit der Marie manchmal lange Gespräche führte.
Alles hätte schön und fröhlich sein können – wäre da nicht die Schule.
In der Klasse von Frau Klaes, die freundlich war, aber auch streng sein konnte, fühlte sich Marie seit einiger Zeit nicht mehr wohl. Paul konnte alles im Rechnen schneller. Sara trug die schönsten Kleider, und Katharina hatte immer die neuesten Spielsachen, die sie stolz herumzeigte.
Marie begann zu denken, dass alle anderen es leichter hatten als sie. Dass ihr Leben vielleicht nicht so besonders war. Stück für Stück schlich sich eine kleine graue Wolke in ihr Herz, und die Wolke wuchs.
„Ich will nicht mehr spielen,“ murmelte Marie eines Nachmittags, als sie mit Sofie im Kinderzimmer saß. „Alles ist langweilig.“
Die Katze blinzelte sie an und ließ ein leises „Miau“ hören, als wollte sie sagen: Manchmal siehst du die schönen Dinge nur nicht.
Doch Marie hörte das nicht. Sie zog die Beine an sich, schmollte und sprach den ganzen Abend kaum ein Wort.
Am Esstisch bemerkten Mama Beate und Papa Michael es sofort.
„Unsere Marie lacht ja gar nicht mehr,“ sagte Papa besorgt.
„Vielleicht macht sie sich zu viele Gedanken,“ meinte Mama sanft und legte ihre Hand auf Maries Schulter.
Lea verdrehte die Augen. „Sie tut so, als wäre die Welt ganz furchtbar, dabei ist sie doch gar nicht schlimm.“
„Ach, Lea,“ seufzte Mama. „Manchmal fühlt man Dinge, die schwer zu erklären sind.“
Niki schob Marie heimlich eine Kartoffel von seinem Teller auf ihren – und grinste breit. Doch selbst das brachte sie nur ein kleines Lächeln hervor.
Als die Kinder später im Bett waren, setzten sich Mama und Papa zusammen.
„Wir müssen etwas tun,“ sagte Papa.
„Sie darf nicht so traurig bleiben.“
„Ich habe eine Idee,“ meinte Mama.
„Wie wäre es, wenn Marie die Ferien bei Oma Lilli verbringt? Auf dem Land, zwischen Obstbäumen, Hühnern und ihrem Hund Boss. Vielleicht tut ihr das gut.“
Papa nickte. „Ja, das ist das Richtige. Dort ist alles einfacher – und vielleicht sieht Marie dann wieder, wie schön das Leben sein kann.“
*
Am nächsten Morgen setzten sich Mama und Papa mit Marie auf das Sofa.
„Weißt du, Liebling,“ begann Papa vorsichtig, „wir haben gedacht, es wäre schön, wenn du die Ferien bei Oma Lilli verbringst. Sie freut sich bestimmt riesig auf dich.“
Marie verzog das Gesicht. „Bei Oma? Aber … ich kann doch Sofie nicht allein lassen!“ Sie zog die kleine Katze an sich, die schnurrend in ihrem Schoß lag, als wolle sie Maries Worte bestätigen.
Mama lächelte sanft. „Sofie bleibt ja nicht allein, Lea und Niki kümmern sich um sie. Und wenn wir wieder zurück sind, wird Sofie ganz viele Geschichten von dir hören wollen.“
„Aber ich will nicht …“, murmelte Marie trotzig. „Bei Oma ist es langweilig. Da gibt es keine Spielsachen und keinen Fernseher.“
„Oh doch,“ schmunzelte Papa. „Dafür gibt es Hühner, Obstbäume und Boss, den Hund. Und Oma kocht die besten Pfannkuchen der Welt.“
Marie schwieg. Sie wusste, dass Oma Lilli sie immer fest umarmte, wenn sie zu Besuch kam, und dass sie ihr manchmal heimlich ein Bonbon zusteckte. Und Boss, der wuschelige Hund, sprang jedes Mal wie verrückt um sie herum, sobald er sie sah. Trotzdem … Ferien ganz ohne Mama, Papa, Lea und Niki? Das machte ihr Herz schwer.
*
Wenig später saßen sie im Auto. Die Eltern plauderten fröhlich über die Landschaft, die draußen vorbeizog: Felder voller gelbem Raps, grüne Wiesen mit weidenden Kühen, kleine Dörfer mit roten Dächern.
„Schau mal, Marie,“ sagte Mama begeistert und deutete auf eine alte Mühle am Straßenrand.
Doch Marie drehte den Kopf weg. Sie wollte gar nicht hinschauen. Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen, bis sie wieder zu Hause wären.
Warum muss ich nur weg? dachte sie. Bei Oma ist es doch ganz anders. Keine Lea, mit der ich reden kann. Kein Niki, der mich zum Lachen bringt. Keine Sofie, die mich versteht. Was, wenn ich mich ganz allein fühle?
Sie drückte die Stirn ans Autofenster und spürte eine kleine Angst in sich, die immer größer wurde. Es war die Angst vor allem, was neu war.
Und doch gab es da auch eine Erinnerung: Omas weiche Arme, die sie immer festhielten. Omas Stimme, die so liebevoll klang, wenn sie „mein Herzchen“ sagte. Und Boss, der Hund, der seine Nase neugierig in ihre Hand stupste. Vielleicht … wird es ja nicht so schlimm, dachte Marie leise. Doch sofort wünschte sie sich wieder, Sofie säße neben ihr auf dem Sitz.
Als das Auto über die kleine Landstraße rollte, die zu Omas Haus führte, klopfte ihr Herz schneller. Sie sah das rote Dach hinter Obstbäumen hervorlugen, und ihr Bauch fühlte sich an, als hätte sie dort einen Knoten.
*
Vor dem roten Haus mit den weißen Fensterläden stand schon jemand in der Tür und winkte heftig: Oma Lilli. Ihr graues Haar war zu einem Knoten gesteckt, ihre Schürze flatterte ein wenig im Wind, und ihr Gesicht leuchtete vor Freude.
„Da ist ja mein Herzchen!“ rief sie, als Marie aus dem Auto stieg. Noch ehe Marie recht wusste, wie ihr geschah, war sie auch schon fest in Omas Armen verschwunden. Es roch nach Lavendel und Apfelkuchen, und Marie fühlte, wie ihr Herz ganz warm wurde.
„Komm, ich habe eine Überraschung für dich,“ flüsterte Oma und führte sie hinein.
Im kleinen Gästezimmer, das nun Maries Zimmer war, stand ein frisch bezogenes Bett. Auf dem Nachttischchen leuchtete ein neues Nachtlicht in sanftem Gold.
Daneben lag ein buntes Kinderbuch mit einem glitzernden Einband und eine Schale voller Obst.
„Damit du dich gleich wohlfühlst,“ erklärte Oma. Marie strich mit den Fingern über die glatten Buchseiten und spürte, dass die Knoten in ihrem Bauch ein winziges Stück lockerer wurden.
Zum Mittagessen hatte Oma Maries Lieblingsgericht gekocht: Pfannkuchen mit Apfelmus. Alle setzten sich an den kleinen, runden Tisch. Es war so gemütlich, dass selbst Papa und Mama einen Moment ganz still wurden und nur lächelten.
Doch irgendwann kam der Abschied. Mama drückte Marie lange an sich. „Wir holen dich ganz bald wieder ab, mein Schatz,“ versprach sie. Papa strich ihr durchs Haar. „Und denk dran, Boss passt gut auf dich auf.“
Als das Auto der Eltern schließlich die Straße hinunterfuhr, blieb Marie am Fenster stehen. Ihr Herz fühlte sich auf einmal leer an. Sie wollte stark sein, nicht weinen, aber ein kleiner Kloß saß in ihrem Hals.
Da kam Oma von hinten, legte ihr eine Hand auf die Schulter und sagte: „Weißt du was? Wir beide machen uns jetzt einen richtig schönen Nachmittag.“
Draußen hatte es angefangen zu regnen, dicke Tropfen klopften gegen die Scheiben. Also setzten sich Oma und Marie an den Küchentisch.
„Kennst du das Wortschlangen-Spiel?“
fragte Oma geheimnisvoll und nahm einen Zettel.
Marie schüttelte den Kopf. Und so zeigte Oma ihr, wie man Wörter aneinanderreiht, sodass das letzte Wort mit dem Buchstaben des ersten beginnt.
Sie lachten beide, als ihnen dabei die verrücktesten Dinge einfielen. Danach erfanden sie kleine Gedichte, die sich reimten, und Marie musste immer wieder kichern.
„Oma, du kannst ja richtig viele Spiele!“ staunte sie. „Ich dachte immer, du bist nur am Kochen.“
Oma lachte. „Na, kochen kann ich auch. Aber weißt du, seit ich in Rente bin, habe ich noch Zeit für andere Dinge. Ich gehe ein paar Stunden in der Woche als ‚grüne Dame‘ ins Krankenhaus. Da besuche ich Kranke, die einsam sind, und mache ihnen Mut. Und in unserer Kirche helfe ich als Küsterin – ich zünde Kerzen an und bereite alles für den Gottesdienst vor.“
Marie sah sie mit großen Augen an. „Das wusste ich gar nicht! Das klingt wichtig.
Und macht das Spaß?“
„Ja,“ nickte Oma. „Es macht mein Herz froh, wenn ich anderen helfen kann.
Manchmal ist Glück eben ganz leise – so wie ein Lächeln von einem Menschen, der sich plötzlich nicht mehr allein fühlt.“
Marie dachte einen Moment lang nach. Sie hatte nie gewusst, dass Oma so viele Geheimnisse hatte. Ein kleines, neugieriges Glänzen trat in ihre Augen.
*
