Marieliese - Anny von Panhuys - E-Book

Marieliese E-Book

Anny von Panhuys

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Beschreibung

Marieliese Berneck träumt von einer Karriere als Sängerin. Ihr Vetter Oswald wiederum träumt von einer Ehe mit Marieliese. Auf diese wird sich Marieliese aber ganz bestimmt nicht einlassen. "Du wärest der letzte, den ich zum Manne nähme, du, der du nicht Kraft und Ehrgeiz genug besessen, dein Studium zu vollenden, du, der du es so überbescheiden aufgegeben, um beim Vater in der Mühle unterzukriechen und wochentags gleich deinen weißkitteligen Müllerburschen mitzuscharwerken." Man sagt sogar, Oswalds Vater sei aus Kummer gestorben, weil der faule Oswald, statt akademisch gebildeter Oberförster zu werden, kurz vor dem Examen das Studium geschmissen hat und an die väterliche Mühle zurückgekehrt ist. Aber nicht nur der erfolglose Oswald will Marieliese heiraten; Arno Werninghausen hat die gleichen Pläne. Doch Marieliese ist er zutiefst unsympathisch. Zu allen sonstigen Problemen kommt das Unglück hinzu, dass das elterliche Bankhaus Zedler und Sohn auf einmal unerwartet vor dem Ruin steht. Marieliese beschließt, mit Doktor Sedekum als Impresario eine Tournee als Sängerin anzutreten, um zumindest etwas Geld zu verdienen, was wiederum Arno Werninghausen ganz und gar nicht passt. Da geschieht etwas, was Marieliese den scheinbar so faulen und unfähigen Vetter Oswald plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt …

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Seitenzahl: 234

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Anny von Panhuys

Marieliese

Roman

Saga

Marieliese

© 1932 Anny von Panhuys

Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen

All rights reserved

ISBN: 9788711570357

1. Ebook-Auflage, 2017

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com

Marieliese Berneck sang mit ihrer weichen Altstimme ein halb vergessenes Kinderschlummerlied:

„Auf dem Berge, da weht der Wind,

Da wiegt Maria ihr Kind,

Sie wiegt es mit ihrer schneeweissen Hand,

Sie hat auch dazu kein Wiegenband.

Ach Josef, lieber Josef mein,

Ach, hilf mir wiegen mein Knäbelein!

Wie kann ich dir denn dein Knäbelein wieg’n,

Ich kann ja kaum selber die Finger bieg’n.

Schum schei! Schum schei!“

Wie aus hauchfeinem Silberfiligran spann sich die dünne zerbrechliche Begleitung des Spinetts um den sanften schmiegsamen Klang der zu Herzen gehenden Stimme, und als Marieliese nun geendet und die Hände von dem gelblichen Elfenbein der Tasten zurückzog, flog ihr eine blasse halberblühte Rose in den Schoss und ein lautes „Bravo“ störte die Versunkene auf.

Sie blickte nach dem geöffneten Fenster hin, durch das sie ein braungebranntes Jungmännergesicht anlachte. Die weisse Stirn Marielieses zeigte plötzlich ein Fältchen.

„Du sollst mich nicht immer stören, Oswald, ich glaube wirklich, ich besitze das Recht, von dir in Ruhe gelassen zu werden.“

„Und so weiter, und so weiter,“ lachte der junge Mann, „nein, schönste und liebenswerteste aller Basen, das Recht besitzest du nicht, wenn du es auch immer wieder kühn behauptest. Ich bin doch dein einziger männlicher Nachbar, zudem noch mordsmässig in dich verschossen, ausserdem wirst du, sobald du — was hoffentlich in allernächster Zukunft geschieht — meinem vernünftigen Zuspruch zugänglich bist, meine niedliche Frau und daraus ergibt sich alles in allem logischerweise mein Recht, dass ich dich nicht in Ruhe zu lassen brauche.“ Seine dunklen Augen blitzten das feine blonde Mädchen fast übermütig an:

„Du hast mich doch ebenfalls lieb, Marieliese, kleines Schaf, denk’ mal ordentlich drüber nach, dann schliessest du dich bald meiner Meinung an.“

Marielieses schmaler Kopf reckte sich in den Nacken zurück.

„Mit dir kann man nicht vernünftig reden!“

„Wieder so ein Vorurteil von dir,“ nickte er mit komischem Seufzer. „Na, lass nur, Mäuschen, ich bekehre dich schon noch zu meiner besseren Meinung. Und wenn du erst mal meine kleine Müllerin bist, dann singst du mir die Schubertschen Müllerlieder, oder sind sie von Schumann? Du weisst doch“ — — Und kräftig begann er:

„Guten Morgen, schöne Müllerin,

Wo steckst du gleich das Köpfchen hin.“

Marieliese erhob sich und ihre zierliche, weissgekleidete Gestalt stand jetzt gleich einem menschgewordenen süssen Märchen in dem sonnedurchzitterten, altmodischen Erdgeschosszimmer. Aus ihrem leichtgekräusekten Blondhaar zog die Sonne ein güldenes Geflirr, das sich wie ein Heiligenschein um das Köpfchen mit den geraden edlen Zügen hing.

Marieliesens Augen waren grau. Manchmal von lichtem Grau wie ein fremdartiger klarer Edelstein und manchmal, wenn Erregung ihr die Wellen des Blutes schneller durch die Pulse trieb, dunkler, beinahe schwärzlich, wie der Himmel, wenn ein schweres Gewitter über der Erde lastet. Jetzt schimmerten Marielieses Augen düster und Trotz riss an den fein verlaufenden Mundwinkeln.

„Ehe ich deine Müllerin würde, Oswald Thomsen, müsste ich schon kein anderes Plätzchen auf der weiten Herrgottserde mehr wissen, wo ich mein Haupt hinlegen sollte. Du wärest der letzte, den ich zum Manne nähme, du, der du nicht Kraft und Ehrgeiz genug besessen, dein Studium zu vollenden, du, der du es so überbescheiden aufgegeben, um beim Vater in der Mühle unterzukriechen und wochentags gleich deinen weisskitteligen Müllerburschen mitzuscharwerken.“

Empört glitt Wort auf Wort über Marielieses Lippen, sprang dem Mann zur Anklage zusammengeballt entgegen und riss unbarmherzig das Uebermutslächeln von seinem Antlitz.

Erblasst waren plötzlich die gebräunten Wangen und eine tiefe Querfalte unterbrach die Glätte der Stirn. Aelter, um viele Jahre älter als noch kurz vordem sah Oswald Thomsen in diesem Augenblick aus.

Kurz und scharf warf er hin:

„So oberflächlich urteilt natürlich nur dein verwöhnte. Prinzessinnenhochmut!“

Es war, als schleppte seine Bemerkung eine dringende Frage mit.

Und Oswald Thomsen ward auf seine heimlich verdeckte Frage Antwort.

„So urteile nicht nur ich,“ trumpfte Marieliese auf, „im Gegenteil, so urteilen viele unserer Stadt! Man meint, ein gescheiter Mensch hätte anders gehandelt als du, und man sagt sogar, dein Vater sei grösstenteils aus Kummer gestorben, weil du die Forstakademie mit der Mühle vertauschtest und man sagt —“

„Schweig!“ schnitt er ihr bestimmt und hart das Wort ab, „ich will nicht weiter wissen, was „man sagt“, böse Zungen haben schon genug Unheil in die Welt gebracht. Dass du dich aber dazu hergibst, du —“ er machte eine Pause und es war, als klinge die eigenartige Betonung dieses „du“ in der kurzen Stille weiter. „Nein, du wenigstens solltest dich nicht zu dergleichen hergeben, Marieliese,“ endete er vorwurfsvoll.

Sie blickte ihn unsicher an.

Irgendein Etwas in ihr ward weich, wollte einlenken, doch dann kamen ihr plötzlich all die wehen Stunden wieder ins Gedächtnis, die sie um Oswald Thomsen durchlitten, als sie erfuhr, dass der heimlich Geliebte den schönen Beruf des Forstmannes, den er angestrebt, so kurzerhand aufgegeben. Ohne jeden annehmbaren Grund aufgegeben.

Sie sah empört zu ihm hin.

„Weshalb kanzelst du mich ab, Oswald, wie ein unmündiges Kind? Ich weiss, was ich rede, und dir schadet es nichts, einmal die Wahrheit zu hören, denn davon wirst du mir doch kein Jota abstreiten können, dass du dich zum mindesten merkwürdig benommen hast. Dein Vater war ein wohlhabender Mann, du studiertest drüben auf der Akademie Forstwissenschaft,“ ihre Hand wies leicht hinter sich, „standest vor dem Forstreferendarexamen und da fiel es dir über Nacht ein, all deine Zukunftspläne in die alte Mühle zu verlegen und von morgens früh an aufzupassen, ob deine Leute auch genug schaffen. Hast sicher vorher Mordsangst gehabt, durchs Examen zu rasseln. Ich für mein Teil finde das feige!“ —

Oswald Thomsen lächelte mit einer Beimischung von Bitternis und seltsam gedehnt rang es sich ihm vom Munde:

„Ja, ich war feige, Marieliese, entsetzlich feige.“

Er wandte sich und vergass zu grüssen, langsam ging seine hohe Gestalt durch den Mittelgang des Gärtchens bis zum Wasser, wo sein Kahn an der Landungsstelle sacht hin und her schaukelte. Er löste ihn und sprang hinein, dann ergriff er die Ruder und sacht ging die Fahrt flussaufwärts der Mühle zu, vorbei an den kleinen Gärten, die sich von der Rückseite der villenartigen Häuschen der Sophienstrasse bis zum Flusse erstreckten und von denen eins Madame Biedermeier gehörte, wie man hier in dem märkischen Städtchen die alte Frau Berneck nannte, die Marieliesens Urgrossmutter und ihre einzige Beschützerin war.

Eine wunderliche Dame war sie, denn man sah sie nicht anders als in der verschollenen Biedermeiertracht, und wer ihr kleines Heim betrat, in das ihr schmales Figürchen mit dem reich gefältelten weiten Rock so stilecht passte, glaubte sich um beinahe hundert Jahre zurückversetzt in jene Tage, da noch die Postkutsche durchs Land rollte und schutenhutbeschützte Damen sich von Herren mit weitschössigem Ueberrock und Vatermördern heimlich Aurikeln und Vergissmeinnicht in die Händchen stecken liessen, in die Händchen, die selbstgehäkelte Filethandschuhe bekleideten.

Oswald Thomsens Haus lag nahe der Mühle, weiss und sauber schälte es sich aus dem Sommergrün der Bäume, die es beschatteten. Am Ufer wartete seine junge sechzehnjährige Schwester Else und winkte ihm entgegen. Gross und kraftvoll war Else Thomsen und ihre hohe Gestalt liess sie älter erscheinen. Ihre dunklen Augen strahlten und ihr roter Mund jubelte:

„Willkommen, Oswald, Durchbrenner, eile dich, es ist Mittagszeit, die Suppe wartet.“

Der Mann lächelte zwar, doch über seinen festen Zügen lag noch ein Schatten von Bitternis, da er leise vor sich hinmurmelte: „Ja, Marieliese, ich war feige, entsetzlich feige.“

Er landete und einen Arm unter den der Schwester schiebend, schritt er mit ihr ins Haus. Hinter den Geschwistern plapperte und klapperte die Mühle ihr Alltagsgeschwätz, gurgelte das Wasser um Rad und Turbinen gleichmässig und ermüdend. — — —

Marieliese hatte der hohen Gestalt des Jugendgespielen nachgesehen, plötzlich drehte sie sich schroff herum und versuchte ihrem Gesicht ein Lächeln aufzudrücken. Madame Biedermeier war eingetreten.

Weitbauschig legten sich Falten von kräftig gefärbtem lila Taft um ihre Gliederchen, pendelten schneeweisse Locken über Ohr und Nacken, während der Hauptscheitel bis zum Ansatz des klingelnden Korkenziehergelocks glattgezogen war.

Zwei liebe blaue Augen guckten aus verfältelter Blütenblatthaut und der Duft von längst verwelkten Blumen, die wohl einst in Madame Biedermeiers Jugendtagen im väterlichen Garten geblüht, umschwebte leise ihr kleines verwittertes Persönchen. Zersprungen war der Klang ihrer Stimme, da sie nun fragte:

„War nicht Oswald Thomsen vorhin hier, ich meinte ihn sprechen zu hören?“

Marieliese nickte gleichmütig.

„Im bestaubten Mülleranzug machte er mir seine Aufwartung.“

„Arbeit schändet nicht,“ erwiderte die alte Dame ernst und verweisend.

Marieliese schwieg und man ging ins Speisezimmer hinüber, darin sich flach wirkende Möbel aus Kirschbaumholz mit grünem Rips, den blanke Messingnägel hielten, bedächtig brüsteten.

Während des Speisens ward wenig gesprochen, später aber fasste die alte Amalie Berneck die Urenkelin wie ein Kind bei der Hand und zog sie mit sich hinüber in das Wohngemach, in dem das Spinettchen stand und die hohe Standuhr mit dem müden Pendelschlag, der sich anhörte, als schlürfe ein alter Fuss unsicher hin und her.

Frau Berneck nahm in einem Lehnstuhl Platz und Marieliese schob sich einen Stuhl herbei.

„Ich möchte ernst mit dir reden, Marieliese,“ begann die alte Frau und es war etwas Zögerndes in der Art ihres Sprechens, „du bist nun neunzehn Jahre alt und ich muss anfangen, an deine Zukunft zu denken. Das heisst, ich tat das bereits, hoffte, aus dir und Oswald Thomsen sollte ein Paar werden, denn dann hättest du dein lebelang unter gutem Schutz gestanden. Seit längerer Zeit aber merke ich, dass sich diese meine Hoffnung kaum jemals erfüllen dürfte, denn leider erwiderst du die Liebe, die er dir entgegenbringt, nicht.“

Das Altfrauenköpfchen wiegte traurig hin und her.

„Schade ist das, sehr schade, denn ich kann dir leider nicht viel hinterlassen, weil —“

Sie stockte.

Was sie weiter zu sagen beabsichtigte, schien ihr unendlich schwer zu werden, denn sie setzte noch einmal an: „weil —“

Und abermals ein Stocken, dem ein leiser Gurgellaut folgte.

Die müden Altfrauenhände krampften sich wie in jäh erwachter Angst in der Gegend des Herzens zusammen, ein Seufzer zitterte auf, dann schlossen sich die gütigen alten Blauaugen, schlossen sich müde und langsam wie zu tiefem Schlaf.

Mit einem Schrei des Entsetzens fuhr Marieliese auf und warf sich neben der Regungslosen auf die Knie.

„Urgrosschen, was fehlt dir, Urgrosschen, sprich, ich flehe dich an!“

Der Schrei rief das Mädchen herbei, das mit einem leisen Schauder auf die im Lehnstuhl zusammengesunkene alte Dame schaute. Sie versuchte sie aufzurichten, rief sie an, aber kein Laut antwortete.

„Die gnädige Frau ist tot,“ sagte das derbe märkische Mädchen gedämpft, doch verriet der Ton, wie voll und ganz sie sich der Wichtigkeit ihrer Mitteilung bewusst war.

Marieliese fasste es noch nicht. Keiner Entgegnung fähig, winkte sie dem Mädchen stumm, das Zimmer zu verlassen. Sie wollte wenigstens die ersten paar Minuten mit der lieben Toten allein sein, mit der guten wunderlichen Alten, die ihre Jugend bis heute betreut und die sie nun so jählings, so unvorbereitet allein gelassen. So sass sie wohl eine Stunde lang und starrte in das stille Antlitz der Toten.

Mitten in allem Schmerz ward plötzlich eine betäubende Angst vor dem Leben in Marieliese wach und gleich einer Vision glaubte sie in diesem Augenblick Oswald Thomsen vor sich zu erblicken. Hoch und stolz stand er da, vornehm und gebietend, aber auf seinem Anzug lag Mehlstaub.

Marieliese erschrak. Was kümmerte sie in dieser schweren heiligen Stunde der feige Oswald Thomsen, der sich vor dem Examen gefürchtet. Tränen drangen durch ihre Wimpern, mit feinem Brennen rieselte die salzige Flut über ihre Wangen.

Endlich erhob sie sich und zündete zwei grosse Armleuchter an.

Weshalb sie das am hellichten Tage tat, darüber dachte sie nicht weiter nach, sie handelte instinktiv, weil die Urgrossmutter immer bei feierlichen Gelegenheiten die zwei stets mit dicken Kerzen besteckten Armleuchter zu entzünden pflegte.

Da lag Madame Biedermeier, müde und tausend Fältchen im stillen Antlitz, in dem altmodischen Lehnstuhl. Je rechts und links von ihr flackerte eine Kerze und versuchte den Zügen einen matten Schein des Lebens aufzudrücken. Doch umsonst blieb alle Mühe, die Mittagssonne war zu scharf, die Lichter verflackerten ohne Zweck, wächsern krampften sich die alten Hände noch immer in der Gegend des Herzens zusammen, und die Korkzieherlöckchen standen steif und feierlich wie Wächter zu beiden Seiten des verschrumpften Gesichtchens.

Da ging Marieliese leisen Schrittes an das alte Spinett, das die Tote geliebt wie eine Freundin, und unter den schlanken Händen spann sich wieder wie aus hauchfeinem Silberfiligran eine dünne, zerbrechliche Akkordfolge empor, in die sich dann ihre tiefe Schmeichelstimme einfügte, gleich einem klingenden Wasser, das durch tönende Grenzen läuft. Leise, von der schmerzlichen Erregung gedämpft, war die wundervolle tiefe Stimme, als sie das alte Kinderschlummerliedchen sang, das Madame Biedermeier so gern von Marielieses jungen Lippen gehört:

„Auf dem Berge, da weht der Wind,

Da wiegt Maria ihr Kind,

Sie wiegt es mit ihrer schneeweissen Hand,

Sie hat auch dazu kein Wiegenband.

Ach, Josef, lieber Josef, mein,

Ach, hilf mir wiegen mein Knäbelein!

Wie kann ich dir denn dein Knäbelein wiegen,

Ich kann ja kaum selber die Finger bieg’n.

Schum schei! Schum schei!“

Marieliese wandte ihr tränenüberströmtes Gesicht rückwärts, blickte hinüber zu der Toten. Weitbauschig umgab der stark gefärbte lila Taftrock die kleine Gestalt, um die welken Lippen aber schien während des Gesanges ein kaum angedeutetes zufriedenes Lächeln aufgeblüht — Madame Biedermeiers äussere Hülle lächelte, doch ihre Seele wanderte wohl längst auf fernen, fernsten Wegen der Ewigkeit entgegen.

Gleich nach der Trauerkunde erschienen die Geschwister Thomsen und stellten sich Marieliese hilfreich zur Verfügung, doch als Else eine Bemerkung hinwarf, die Einsame könne nun vielleicht für die nächste Zeit Gast im Mühlenhause werden, da verfärbte sich Marieliese und unbedacht zuckte es ihr vom Munde:

„Alles lieber als das!“

Else Thomsen mit dem breiten, tiefen Madonnenscheitel errötete.

„Was tat dir unser liebes, trauliches Mühlenhaus, dass du so verächtlich von ihm sprichst?“

Marieliese erschrak. Wie konnte sie sich so weit vergessen.

„Sei mir nicht böse, Liebste,“ stammelte sie bedrückt, „sieh, ich weiss nicht, was ich rede, zu tief hat mich das Unvermittelte getroffen, Urgrosschen war nie krank, ich meinte, sie müsste immer bei mir bleiben.“

Wohl sprach sie die Wahrheit, und doch log sie in diesem Augenblick, denn eben, bei Elses gütigem Angebot, hatte sie nichts anderes gedacht, als dass es ihr unmöglich sein würde, mit Oswald Thomsen auch nur einen einzigen Tag unter demselben Dache zu leben. Sie hatte das Gefühl, ihn grenzenlos zu hassen, weil er ihr letzthin so kurz und schroff gesagt, wie hässlich es sei, das Gerede müssiger Schwätzer zu glauben. Sie hatte das Gefühl, ihn grenzenlos zu hassen, und ahnte nicht, dass ihr Hass noch immer Liebe war, nur Liebe und nichts als Liebe. —

Und da nun Madame Biedermeier auf dem kleinen märkischen Waldfriedhof in einem ihrer schönsten Faltenbauschkleider sechs Fuss tief unter die Erde gebettet war, ward das Testament der wunderlichen alten Frau geöffnet und es ergab sich, dass darin eine Menge Papiere verzeichnet waren, die sich gar nicht mehr in der Hinterlassenschaft fanden, und dann stellte sich heraus, dass Madame Biedermeier ihre feinen alten Hände in Börsengeschäfte gesteckt und dabei beinahe ihr gesamtes Vermögen verloren hatte. Weshalb sie sich noch zu solchen Torheiten hatte verleiten lassen, das würde wohl ewig ein ungelöstes Rätsel bleiben. Sicher hatte sie für die Zukunft der Urenkelin mehr Geld zu gewinnen versucht und jene Unterredung mit Marieliese sollte das junge Mädchen wahrscheinlich auf die ungünstige Vermögenslage vorbereiten. Der Tod hatte der alten Dame aber mitleidsvoll das schwere Bekennen geschenkt.

Es blieben Marieliese nach genauer Prüfung, wenn sie das Häuschen verkaufte, nur ein paar tausend Mark. Auch die alten Möbel brachten wohl etwas, aber die Kleinstadt war solchem Möbelverkauf ungünstig. In der Grossstadt hätten sich zahlungsfähigere Käufer gefunden.

Noch schwankte Marieliese, es ward ihr bitterschwer, aus dem kleinen Hause zu gehen, aus den lieben alten lavendeldurchdufteten Räumen. Aber er blieb ihr wohl nicht erspart, dieser bittere, bittere Abschied von allem, daran ihr Herz hing.

Oswald Thomsen sass in seinem Arbeitszimmer vor dem Schreibtisch, ein aufgeschlagenes Rechnungsbuch lag vor ihm, aber er dachte nicht daran, zu rechnen, verträumt verlor sich sein Blick ins Weite. Plötzlich zuckte er zusammen. War da nicht soeben eine zierliche Gestalt in schwarzen Gewändern an dem niedrigen Parterrefenster vorbeigegangen, war nicht ein düsterer Schleier hochgeflattert über dem süssen Mädchengesicht, hatte nicht blondes Gelock aus stumpfem Krepp wie lauteres Gold aufgeleuchtet?

Oswald Thomsen machte eine Bewegung, sich zu erheben, um Marieliese Berneck entgegenzugehen, die sicher einen Besuch bei seiner Schwester zu machen beabsichtigte. Doch er besann sich sofort anders, er mochte nicht aufdringlich sein.

Er seufzte leise und legte minutenlang die Hand vor die Augen, um Bilder, die sich aus der Erinnerung heraufdrängten, recht klar und deutlich zu sehen. Tage von einst stiegen auf, wurden klar und hell, zeigten ihm ein herzliebes blondes Mädel, das um ihn herum lachte und neckte, und es sich gern ins Ohr flüstern liess, wie gut ihm der Nachbarssohn aus der Mühle sei. Damals trug er noch stolz den grünen Rock des Forstbeflissenen und ging dem Mehlstaub sorgfältig aus dem Wege. Aber bis zu jenem Tage, da ihm Marieliese kurz und erbarmungslos Feigheit vorgeworfen, hatte er nicht geahnt, dass sein schönster Lebenstraum sich niemals verwirklichen sollte. Marielieses Zurückhaltung hatte er für plötzliche spröde Mädchenhaftigkeit gehalten, die er schliesslich mit keckem Zugreifen besiegen würde. Zu Ende die selige Hoffnung!

Unbarmherzig hallte es ihm im Ohre nach: Ehe ich deine Müllerin würde, Oswald Thomsen, müsste ich schon kein anderes Plätzchen auf der weiten Herrgottserde mehr wissen, wo ich mein Haupt hinlegen sollte!

Wie entsetzlich grausam konnte doch so ein wunderhübscher, roter Jungmädchenmund sein.

Langsam sank Oswald Thomsens Hand von den Augen nieder und sein Blick suchte das grosse Bild des Vaters über dem alten schwarzen Ledersofa.

Matthias Thomsens Bild zeigte das Antlitz eines stillen, weltfremden Träumers, um dessen schmalen Gelehrtenmund das Lächeln eines Kindes lag. — Und während er so das Bild des Vaters betrachtete, wurde der Ausdruck seiner Züge allmählich wieder fest und selbstbewusst, und leise klang es zu dem Bilde auf: „Was die Menschen Feigheit nennen, war Mut, Vater, du und ich, wir wissen es.“

Es klopfte.

Else trat ein und schob mit sanfter Bewegung die in tiefe Trauergewänder gehüllte Marieliese ins Zimmer. Jetzt erhob sich der Mann, und der Anblick der Geliebten weckte doch wider Willen ein weicheres Empfinden in ihm.

Else drückte die Besucherin auf das Ledersofa nieder.

„So, da hast du ein bequemes Plätzchen und nun bringe vor, was du Oswald sagen möchtest, ich gehe derweil hinaus, erstens, weil ich nicht stören will, und zweitens bin ich mit der alten Rike gerade beim Kirscheneinkochen.“

Sie klopfte dem Bruder auf die Schulter.

„Marieliese will nämlich was Wichtiges mit dir besprechen.“ Sie nickte der Base zu: „Oswald ist gut für dergleichen, der weiss Rat für alles. Der zuverlässigste Mensch auf Erden, hat der Vater von ihm gesagt —“

„Was weisst du von meinem Charakter, Schwestern urteilen blind,“ unterbrach sie Oswald. „Marieliese wird mich richtiger einzuschätzen verstehen.“

Er winkte der Schwester zu gehen

Else lächelte: „Jeder, der dich kennt, schätzt und achtet dich.“

Die Tür schloss sich hinter ihr.

In Marieliese brannte heimlicher Aerger auf. O, sie hatte den Ausfall Oswalds gut begriffen „Marieliese wird mich richtiger einzuschätzen wissen!“ Der Satz war ein Hieb, den seine von ihr beleidigte Eitelkeit gegen sie führte. Nun, er konnte versichert sein, sie wusste ihn richtig einzuschätzen.

Sein Vater mochte wohl kaum von ihm gesagt haben, dass er der zuverlässigste Mensch auf Erden sei —, denn gerade er hatte doch am besten erfahren, wie wenig zuverlässig sein einziger Sohn war, raunte man doch, es habe dem alten Matthias Thomsen den Tod gebracht, dass dieser Sohn plötzlich eine schöne akademische Zukunft im Stiche gelassen, weil es ihm bequemer dünkte, Mehlsäcke zu zählen.

Fast feindselig begegneten Marieliesens Augen dem Blick des Mannes, der sich eben wieder auf seinen Schreibtischstuhl niederliess.

„Darf ich dich bitten, zu sprechen, Marieliese, ich möchte nur noch vorausschicken, dass ich dir gern zu Diensten stehe.“

Marieliese nickte. „Ich danke dir, aber es ist nicht viel, was ich von dir begehre und lässt sich kurz zusammenfassen. Justizrat Metzdorf, du weisst, Urgrosschens Anwalt, war vorhin bei mir, er ist mein Vormund und drängt mich, das Haus zu verkaufen, zugleich will er sich nach einer Stellung für mich umsehen, als Gesellschafterin, denn ich habe ja nichts Besonderes gelernt. Das heisst,“ unterbrach sie sich mit einem kleinen selbstbewussten Lächeln, „singen kann ich und deshalb möchte ich anstatt Gesellschafterin, lieber Sängerin werden, eine Konzertsängerin, das Geld vom Erlös meines Häuschens könnte ja zu meiner weiteren Ausbildung dienen. Der Justizrat aber will davon nichts wissen und deshalb komme ich zu dir. Du kannst mir den Gefallen tun, ihm klarzumachen, dass ich als Sängerin ganz andere Zukunftsmöglichkeiten habe wie als Gesellschafterin. Du bist des Justizrats Verwandter, bist beredt und wirst mit dem alten Isegrimm schon fertig werden.“

Nun lächelte ihn der kleine Mund liebenswürdig an, gaben ihm die schönen Grauaugen einen bittenden Blick.

In Oswald Thomsens Kopf drängten sich mancherlei Gedanken. Das also war es, das! Aber seine Meinung stand fest im gleichen Augenblick, da er wusste, um was es sich handelte.

Fast nüchtern klang es, als er nun sagte:

„Liebe Marieliese, gern stände ich dir zur Seite gegen Justizrat Metzdorf, wenn ich überzeugt wäre, es geschähe zu deinem Besten, in diesem Falle bin ich dazu aber ausserstande, denn dein Wunsch ist töricht.“

Marieliese glaubte nicht recht zu hören. Sie erregte sich:

„Du lobtest doch meinen Gesang stets ganz besonders, also war das nur plumpe Schmeichelei?“

Oswald Thomsen schüttelte lebhaft den Kopf.

„Bewahre, im Gegenteil, ich finde deine Stimme prächtig, aber die Ausbildung zur Konzertsängerin kann noch Jahre dauern und sie frisst dich vielleicht kahl bis auf den letzten Pfennig, geschähe es dir dann möglicherweise, du verlörest deine Stimme, so wäre das doch unendlich traurig für dich. Ausserdem habe ich das bestimmte Gefühl, dass du nicht in die Oeffentlichkeit gehörst.“

Die Verweigerung ihres Wunsches riss dem Mädchen die laute Frage von den Lippen:

„Also, du hast das Gefühl, ich gehöre nicht in die Oeffentlichkeit, vielleicht hast du zugleich das Gefühl, wo ich hingehöre?“

Dem Manne stieg es plötzlich, trotz aller künstlich bewahrten Beherrschung, siedendheiss zu Kopfe, herzklopfend löste es sich aus seinem Munde:

„Ins Mühlenhaus gehörst du! In der reinlichen Stille seiner Zimmer muss deine geliebte süsse Blondheit heimisch sein!“ Er sprang auf und stand nun vor dem Mädchen. „Zu mir gehörst du, Liebe, Liebste! Und keinen Tag würdest du es bereuen, mich glücklich gemacht zu haben.“

Er zog sie vom Sofa empor und sie liess es willenlos geschehen.

„Alles, was ich bin und habe, soll dein sein, Marieliese, und dein Fuss soll immer auf glatten Wegen gehen, so lange ich auf Erden bei dir bin.“ Sein Arm umschlang sie und sein Mund küsste sie. „Deine süsse Stimme soll nur im Mühlenhause klingen, weil sie ja tausendmal zu schade ist für fremde Menschen.“

Er jubelte plötzlich, denn Marieliese lag still und weltvergessen in seinen Armen.

„Mädel, böses, trotziges, halte ich dich nun doch, du, o du —“

Ein jäher Stoss liess ihn zurücktaumeln. Marieliese hatte die Gewalt über sich wiedergewonnen.

„Was fällt dir ein, Oswald, ist das deine gerühmte Zuverlässigkeit?“ Sie lachte böse, denn heisse Scham ob des Geschehenen erfüllte sie. „Natürlich, für das Publikum ist mein Gesang zu schade, doch gut für Seine Majestät den Herrn Müller.“ Sie blitzte ihn zornig an. „Ich hätte es mir denken können, dass ich mit meiner Bitte an eine unrechte Tür klopfen würde.“

Oswald Thomsen stand wie erstarrt, er war unfähig, auch nur ein Glied zu rühren. War es denn Wahrheit, was er jetzt durchlebte, war es denn Wahrheit, dass Marieliese, die ihm noch eben willenlos im Arm geruht, deren Lippen er unter den seinen beben gefühlt, ihn von sich gestossen, als sei er ein elender Wegelagerer, der sie überfallen? Weiter fasste sein Hirn in diesem Augenblick nichts.

Und langsam zwängte sich ihm das, was ihn bewegte, über die Lippen, pflanzte sich als grosse, erschreckte Frage vor das blonde Mädchen hin.

Sie fing das Wort „Wegelagerer“ darin auf und benützte es zu böser Antwort.

„Natürlich hast du dich wie ein Wegelagerer benommen. Arglos und vertrauend bin ich zu dir gekommen, du aber hast mein Vertrauen in schändlichster Weise missbraucht. Schlimmer noch als ein Wegelagerer bist du, denn einen solchen erkennt man schon an seinem Aeusseren und vermag sich vor ihm zu hüten.“ —

Ein Beben flog durch die Glieder des Mannes und löste zugleich ihre Erstarrung. Er riss sich zusammen und sagte eisig:

„Gut. Ich werde mein schweres Vergehen wieder gut zu machen versuchen und mich bemühen, Justizrat Metzdorf für deinen Wunsch zu gewinnen.“

Diese Worte empörten Marieliese vollends.

Sie hätte wohl selbst nicht zu sagen vermocht, was sie eigentlich erwartet, das aber wusste sie, es war ganz etwas anderes, als ihr zuteil geworden! Hatte sie nicht trotz allem Trotz und Zorn heimlich, ganz heimlich gebangt und ersehnt, Oswald möchte sie abermals in seine starken Arme reissen und sie küssen, bis all ihr Hass und Groll zu Liebe ward, zur tiefen, heiligen und demütigen Weibesliebe? Hatte sie nicht in beengendem Herzpochen danach verlangt, dass er ihr ins Ohr flüstern würde: „Du hast mich ja doch lieb, Mädel, und ich glaube dir nicht, wenn du anders sprichst?“

Doppelt stark flammten jetzt Zorn und Trotz in ihr hoch.

Wie eine Maske war ihr junges, schönes Gesicht, als sie, an ihm vorüberschreitend, hinwarf:

„Lass die Sache mit dem Justizrat, bitte, ich möchte dich in keiner Weise mehr bemühen.“

Schon war sie gegangen.

Er hörte sie auf dem Flur noch ein paar Worte mit seiner Schwester wechseln, dann glitt ihre von düsteren Schleiern umwogte Zierlichkeit draussen am Fenster vorbei.

„Nun erst habe ich Marieliese völlig verloren!“ durchrieselte es den Mann mit grausamer eiseskalter Gewissheit und ihm war es, als habe das blonde Mädchen alles Glück und allen Glanz aus dem Mühlenhause mitgenommen.

Er wich den Fragen der Schwester aus, sagte, Marieliese habe sich nur über eine finanzielle Angelegenheit unterrichten wollen, und stürzte sich an diesem Tage auf die Arbeit, als sei er Leibeigener seiner Mühle. Er arbeitete am Tage körperlich und bis tief in die Nacht sass er dann über seine Rechnungsbücher gebeugt, sass, bis er fast darüber einschlief. Arbeit war das grosse Narkotikum, nach dem er wie alle klugen, innerlich starken Menschen, die eine Seelenwunde erhalten, griff, um den Schmerz damit einzuschläfern.

Ein wundervolles Sonnensterben überflutete den Himmel und wie Widerschein eines wilden lodernden Brandes lag es über dem kleinen Flusse, der an all den Gärten der einstöckigen Sophienstrasse vorbeifloss. Das Flüsschen zwängte sich hier zwischen Gärten und Promenade, auf der die Menschen der Kleinstadt, die Zeit und Musse dafür besassen, ihre Spaziergänge machten. Marieliese hatte sich auf einem Liegestuhl unfern vom Wasser niedergelassen. Sie sass gern im Gärtchen und jetzt wohl doppelt gern, denn sie wusste, nun musste sie dieses stille, liebe Heim bald aufgeben und irgendwo bei fremden Menschen ihr Brot verdienen. Gesellschafterin sollte sie werden. Unfrei würde sie fortan sein und sich irgendeiner launenhaften Herrin beugen müssen. Als Sängerin wäre sie frei gewesen, hätte ihr Schicksal fest in die Hand nehmen können. Aber Oswald Thomsen dankte sie es, wenn sie ihr Leben nun in Niederungen hinbringen musste. Zwar hatte er sich ja zuletzt bereit erklärt, mit Justizrat Metzdorf zu ihren Gunsten zu sprechen, doch sie mochte ihm, nach dem, was vorgefallen, keine Gunst mehr verdanken.

Schlimm genug, dass sie die unselig seligen Minuten nicht zu vergessen mochte, da er sie im Arm gehalten und seine Lippen die ihren geküsst! Denn seitdem wusste sie bestimmt, was sie für Hass gehalten, war nichts anderes als die alte Liebe, die sie selbst fest eingesponnen in ein dickes Netz von Groll und Bitterkeit, weil der liebste Mann den schönen Beruf, den er angestrebt, fortgeworfen gleich einem wertlosen, überflüssigen Gegenstand.