Marietje singt - Anny von Panhuys - E-Book

Marietje singt E-Book

Anny von Panhuys

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Beschreibung

Wenn Marietje van Dalen die Lieder ihrer Heimat singt, sind alle Leute verzaubert. So geht es auch der Sängerin Gertrud Frenzau, als sie in Holland die ungewöhnliche Stimme des jungen Mädchens hört. Es kostet wenig Mühe, die Mutter, eine Witwe, davon zu überzeugen, dass dieses Naturtalent einmal sehr viel Geld mit ihrem Gesang verdienen könnte, wenn man sie ausbildet. So trennt sich Marietje von allem, was ihr lieb ist – auch von Heiko Barends – und fährt mit nach Berlin. Der Haushalt der mondänen Sängerin ist freilich ganz anders als das einfache Leben in der holländischen Kleinstadt. Eine Schneiderin wird bestellt, ein Friseurtermin ausgemacht und Unterrichtstunden bei der legendären Künstlerin werden Steffa Duschek genommen. Am meisten überrascht über den neuen Hausgast ist allerdings der gutaussehende Erich Hillenbach: Welche Schönheit ersten Ranges hat sich seine zukünftige Ehefrau Gertrud da ins Haus geschleppt? Sie ist schon in den Dreißigern und gleich auf der ganzen Linie geschlagen, wenn die junge Fischermaid nur die Lider hebt! Erich weiß, was er an seiner Verlobten hat, einer berühmte Sängerin, deren Geld sein geliebtes Gut für immer sanieren wird, doch von Marietje kann er die Augen nicht lassen. Und leider auch nicht vom Spielen. Als er wieder einmal sein Versprechen bricht und in einer Nacht sein Gut und damit wahrscheinlich endgültig seine Ehe verspielt, gibt es nur einen Ausweg: Die Verlobung mit der Tochter seines Gläubigers, der freundlichen und  stolzen Alice, die so sehr in ihn verliebt ist, würde seine Schulden für immer tilgen. Dieser bezaubernde Künstlerroman zeigt an drei Frauen alle Facetten der Leidenschaft für die Liebe, das Leben und die Kunst. -

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Anny von Panhuys

Marietje singt

Roman

Saga

Marietje singt

© 1919 Anny von Panhuys

Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen

All rights reserved

ISBN: 9788711570418

1. Ebook-Auflage, 2017

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com

I.

„Still, Marietje singt!“ Die Leute von Marken legten den Finger an die Lippen, sich damit gegenseitig zum Schweigen ermahnend, wenn die helle Mädchenstimme aufklang und klar und süss uralte Heimatslieder wach wurden.

„Still, Marietje singt!“ flüsterten sich schon die Kleinsten zu, wenn Marietjes Singen gleich perlendem Lerchengetriller aufstieg und über das kleine Eiland hinzog, vorbei an allen den einfachen Holzhäusern bis hinab zum Strande, wo die goldbraunen, von weissem Flockenschaum gekrönten Wellen der Zuidersee anschlugen mit gleichmässigem Rauschen.

„Still, Marietje singt!“ Heiko Barends dämpfte unwillkürlich seine plumpen Fischertritte, wenn er Sonnabends, vom Fischfang heimkehrend, an dem Hause der Witwe van Daalen vorüberging und aus einem der offenen Fenster ein Lied herauswehte, das wie bitteres Klagen und frohes Jauchzen war.

Heimlich spähte er dann wohl hinauf, ob sich nicht ein Mädchenkopf am Fenster zeigte, ob ihm nicht aus rosigem Gesicht Marietje van Daalens blaue Augen lachten. Er hatte sie ja so lieb, und sie musste das auch merken, die schlanke Marietje, ohne Worte, denn für vieles Sprechen war Heiko Barends ebensowenig wie die übrigen Bewohner der Insel Marken. Aber Heiko dachte, mit dem richtigen Verspruch könne man gut noch ein Jährlein warten, denn Marietje zählte erst knapp siebzehn.

Heiko schien es manchmal, als suche Marietje seine Gegenwart, und er freute sich darüber, und wenn er sich während der ganzen Woche mit seinem Boote draussen auf dem Fischfang befand, dachte er an Marietje van Daalen und meinte, über die ruhelose See ihre jauchzende Stimme zu hören, die zu singen vermochte wie keine andere auf Marken. Dann packte heimliche Sehnsucht den breitschulterigen Heiko Barends nach der blonden Marietje van Daalen.

Und eines Sonnabends, als Heiko wieder an dem Hause der Witwe van Daalen vorüberschritt, seinem eigenen Heim zu, klang Marietjes Singen heller, jubelnder denn je.

Aber Marietje van Daalen dachte just an diesem lauen Sommerabend, da ihr Gesang schöner erklang denn je, wenig an Heiko Barends, sie hatte viel zu viel damit zu tun, dem eleganten fremden Paar, das heute hier vorübergegangen und das ihr Gesang zu ihr heraufgelockt, alle Fragen zu beantworten.

Deutsche waren die beiden, aber die Frau sprach gut holländisch. —

Immer von neuem musste Marietje den zweien etwas vorsingen. Endlich aber wusste sie fast kein Liedchen mehr und meinte bescheiden, dass es nun wohl genug sein dürfte.

Die üppige, dunkelhaarige Dame, deren Finger ständig mit einer goldenen Lorgnette spielten, lächelte ihren neben ihr sitzenden dicken Vater an und sagte etwas auf deutsch zu ihm, dann drehte sie sich auf ihrem Stuhle herum, der rundlichen Witwe van Daalen zu.

„Hören Sie, liebe Frau, möchten Sie viel Geld verdienen?“

In den matten Augen der Witwe leuchtete ein kleines Gierfünkchen auf.

„O Mevrouw, ich besitze nichts an Wert. Vor sechs Monaten ist mein Mann in einer Sturmnacht draussen auf dem See ertrunken, und Geld können zwei arme Frauen wie wir, gut gebrauchen, nicht wahr, Marietje?“

Marietje nickte, und die beiden dicken, goldroten Korkzieherlocken, die sich aus der sauberen Haube hervorstahlen und ihr rechts und links vom Gesicht herniederhingen, pendelten hin und her.

„Nun also, gut.“ Die schwarzhaarige, beinahe auffallend gekleidete Dame lächelte behaglicher. „Ich denke, wir werden uns schon einigen.“ Und dann, ihrem Ton etwas Gewichtiges gebend, setzte sie hinzu: „Wissen Sie, wer ich bin?“

Die Witwe machte eine verneinende Bewegung. „Ich glaube, Sie wohnen seit ein paar Tagen im Gasthof am Strande, Mevrouw,“ erwiderte sie einfach.

„Ja.“ Die Dame richtete sich sehr gerade auf ihrem Stuhle auf. „Aber darum handelt es sich nicht,“ und langsam, mit scharfer Betonung fuhr sie fort: „Ich bin Gertrud Frenzau.“

Der dicke Graukopf neben ihr bestätigte mit schnalzenden Lippen laut: „Gertrud Frenzau.“

Es war, als kaue er die Silben vor lauter Wichtigkeit.

Die Witwe erwiderte nichts; der Name schien ihr keinen Eindruck zu machen, und ruhig blickten ihre matten Augen auf die Fremde, ruhig und abwartend, und Marietje stand neben der Mutter und schaute interessiert auf die glänzenden Ringe, die an den Händen der Fremden sassen.

„Ich bin Gertrud Frenzau,“ wiederholte die Frau, „und ich bin bekannt und berühmt in allen Ländern der Erde. Eine Sängerin bin ich und verdiene viel, viel Geld mit meiner Stimme.“

Die Witwe lachte dumm. „Mit Singen kann man kein Geld verdienen wie mit Fischfangen, nein.“

Die Dame tauschte einen raschen Blick mit dem Herrn, der deutlich ausdrückte: Wie kann man nur so weltfremd sein!

Dann lächelte sie: „Das verstehen Sie nicht, liebe Frau, weil Sie hier so abgeschieden von der Welt leben. Ich sage Ihnen, wer heutzutage eine schöne Stimme besitzt, kann Gold über Gold damit verdienen. Die Stimme Ihrer Tochter vermag Sie reich zu machen, liebe Frau.“

Die Witwe verzog nur den Mund ein wenig.

„Ich weiss, da drüben über der See ist das Leben anders wie bei uns; grosse Maschinen gibt es da, die alles schaffen, wozu wir unsere Hände brauchen, und merkwürdige Dinge gibt es dort, womit die Menschen Geld verdienen; aber dass man fürs Singen, womit man sich doch nur selbst vergnügt, noch Geld erhalten sollte — nein, das kann ich nicht glauben.“

„Liebe Frau, ich gebe Ihnen die Versicherung, es ist so. Ich verdiene damit Tausende von Gulden.“

„Ist das wahr?“

Das Gierfünkchen in den Augen der Witwe van Daalen leuchtete stärker denn vordem.

„Gewiss ist das wahr! Aber um so viel Geld zu verdienen, muss man auch eine Menge lernen. So singen, wie die Töne sich aus der Kehle herausdrängen wollen, das darf man nicht. Da muss geübt werden, fleissig geübt und studiert. Die Stimme bilden, nennt man das.“ Und Gertrud Frenzau begann lebhaft auf die Witwe einzureden.

„Sehen Sie, liebe Frau, deshalb bin ich ja heute zu Ihnen heraufgestiegen, ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen. Wie ich Ihnen vorhin bei meinem Kommen sagte, hörten wir Ihre Tochter ein paarmal singen und staunten über die herrliche Stimme. Es wäre schade, wenn diese Stimme hier in Marken bleiben sollte, ohne von der Welt gehört zu werden.“

Marietje hob den Kopf und sagte stolz: „Alle Markener haben Freude daran, wenn ich singe.“

Die Dame neigte nachsichtig den Kopf.

„Das glaube ich, Kind. Aber was ist die Freude der Insulaner im Vergleich zu der Freude, die Sie einer ganzen Welt bereiten können.“

Marietje begriff nicht und schwieg. Ihre Mutter aber fragte langsam: „Meinen Sie, Mevrouw, Marietje könne auch Tausende von Gulden im Jahr verdienen?“

Ihre breiten Arbeitshände rieben sich aneinander.

„Gewiss meine ich das, liebe Frau. Vielleicht auch noch mehr, wenn sie fleissig ist, Ihre Tochter, kann sie vielleicht schon im nächsten Herbst mit dem Geldverdienen beginnen.“

„Hast du’s gehört, Marietje?“ Die Witwe sah ihr Mädchen an. — „Ja, Mutter.“

„Um aber richtig singen zu lernen, müsste Ihre Tochter mit mir gehen, liebe Frau, müsste mich nach Berlin begleiten.“ Gertrud Frenzau liess ihre Lorgnette wieder in den Schoss sinken.

Sie wollte nicht weitersprechen, doch Marietje, sonst Fremden gegenüber schüchtern wie alle Markener Mädchen, ward plötzlich beredt.

„Fort von Marken soll ich?“ Sie schüttelte den Kopf, dass die Locken nur so flogen. „Hier fort, wo ich geboren bin, wo unser Häuschen steht, wo die Mutter wohnt, wo —“, sie brach jäh ab. „Wo Heiko Barends lebt,“ hatte sie sagen wollen, aber zur rechten Zeit fiel ihr noch ein, dass Heiko Barends diese Fremden nichts anging, ja, dass sie ihn nicht einmal kannten.

„O, sie hat sogar Temperament, die Kleine,“ warf Gertrud Frenzau ihrem Begleiter auf deutsch zu, und zur Witwe van Daalen gewandt: „Bei uns würde es Ihr Kind sehr gut haben.“

Die Witwe nickte: „Wenn’s nur nicht so weit wäre nach Berlin, ich weiss, das ist eine riesengrosse Stadt in Deutschland.“ Sie blickte sinnend vor sich hin und murmelte: „Aber wir sind arm, und Gold ist etwas sehr Schönes.“

„Wer auf Marken geboren ist, verlässt die Heimat nicht,“ sagte Marietje; aber ihre Augen hafteten wieder an den glänzenden Ringen der Dame, und ein leises Verlangen nach dem Schmuck beschlich ihre Brust.

„Kommen Sie nur erst einmal hinaus in die Welt, in die grosse Welt, dann werden Sie anders denken und sprechen,“ kam es überzeugend aus dem Munde der Dame. „Sie werden kaum Sehnsucht nach der Heimat verspüren. Auf Marken ist’s ja wie in einem verwunschenen Märchenreiche. Hier scheint die Zeit stillzustehen und es passiert niemals etwas Besonderes.“

Die Witwe zeigte ein wehleidiges Gesicht. „Vor sechs Monaten ertrank mein Mann.“

„Ich weiss.“ Die Dame wehrte ab. „Ich meine das auch ganz anders mit dem ‚passieren‘. Doch wir wollten ja von Ihrer Tochter sprechen. Also, liebe Frau, Sie handeln unverantwortlich, wenn Sie die wundervolle Stimme nicht der ganzen Welt schenken.“

Und dann begann Gertrud Frenzau den beiden eifrig Lauschenden redegewandt klarzumachen, was man von einer grossen Sängerin verlange und welche Aussichten Marietje winkten.

Als die dunkelhaarige Dame geendet, nickte die Witwe bedächtig. „Das klingt alles sehr schön und gut, aber ich möchte mir das, was Sie uns vorschlagen, noch ein paar Tage überlegen.“

In Marietjes Augen war bei der Erzählung Gertruds ein stilles Leuchten erglommen. Es musste schön sein in der Welt da drüben, jenseits der Zuidersee. Sie sah sich im Geiste schon auf so einer Bühne stehen, von der die Dame gesprochen, und ihr war’s, als schlüge schon jetzt tosender Beifall an ihr Ohr.

„Wenn sich alles so verhält, wie Sie eben sagten, Mevrouw,“ sprach sie laut, „dann möchte ich wohl mit Ihnen gehen.“

Ein traumseliges Lächeln spielte um den schönen, herbe geschnittenen Mädchenmund. Marietje dachte daran, wieviel Gutes sie zu tun vermochte mit dem Gelde, das sie mit ihrer Stimme drüben in der Welt, die jenseits der See lag, verdienen würde. Der Mutter Haus konnte sie auffrischen lassen, den gichtkranken Onkel Peter konnte sie unterstützen, und eine Menge Gulden blieben ihr noch übrig, wenn sie einmal heiratete.

Breitschulterig, ein junger, blonder Riese, trat die Gestalt Heiko Barends’ vor ihr geistiges Auge. Ein neues Schiff konnte Heiko gut gebrauchen — und ein paar feste, neue Netze. —

Marietjes Antlitz war wie von innen heraus durchsonnt. „Ja, ich möchte wohl Sängerin werden!“ sagte sie bestimmt.

Die Fremde lächelte: „Morgen reden wir mehr davon, doch heute, ehe wir gehen, singen Sie uns bitte noch ein kleines Lied.“

Marietje nickte. Sie trat einen Schritt zurück. Ihre Wimpern senkten sich und lagen wie breite Schatten unter den Lidern.

Eine alte holländische Weise hub Marietje van Daalen an zu singen, eine Weise, die der Vater sie gelehrt, als er sie vor Jahren ein paarmal mit hinausgenommen auf die See.

„Die See geht hoch, mein Schifflein schwankt,

Ich fahr’ voll Mut hinaus.

Ich fürcht mich nicht vor Regen und Wind,

Vor Sturm und Wogenbraus!“

Kräftig und voll klang der erste Vers; ein bisschen gedämpfter begann der zweite:

„Und hinter mir versinkt im Dunst

Die Inselheimat grau:

Gott schütze Marken, schütz’ mein Heim

Und schütz’ die liebste Frau.“

Und halblaut, wie in banger Ahnung eines herannahenden Unheils, schwebte es auf:

„Und kehrt mein Schiff nie mehr zum Land,

Zieht mich hinab die See.

Ade, o Marken, ade, o Heim,

Du liebste Frau, ade.“

Weich und verhallend erlosch der letzte Ton.

Die Witwe hatte die Hände vor das Gesicht gelegt, ein würgendes Schluchzen stieg ihr im Halse auf. Auch in den Augen Gertrud Frenzaus schimmerte es verdächtig, und der alte Herr sagte: „Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ein einfaches Lied so tief wirken kann.“

„Singen Sie den letzten Vers noch einmal,“ bat die Dame.

„Und kehrt mein Schiff nie mehr zum Land,

Zieht mich hinab die See,

Ade, o Marken, ade, o Heim,

Du liebste Frau, ade — — — — —“

klang es von neuem.

Zwei Markener mit schweren Holzschuhen gingen an dem Hause der Witwe van Daalen vorbei.

Sie blieben stehen, um zu lauschen. Und die beiden alten Fischer erschauerten vor der tiefen Innigkeit, die Marietjes süsse Stimme in die schlichten Worte legte:

„Ade, o Marken, ade, o Heim,

Du liebste Frau, ade.“

II.

Eine scharfe Brise strich von der See her.

Gertrud Frenzau stieg die wenigen Stufen des kleinen Gasthofs hinunter. Ihr grauer, offener Seidenmantel flatterte im Winde lustig hoch. Die Sängerin wandte sich lachend nach dem ihr bedächtig folgenden Herrn zurück.

„Der Wind ist heute ein ordentliches Rauhbein,“ rief sie, „und nicht ein bisschen galant gegen eine berühmte Frau, Papa.“

„Hast du deinen Schal umgetan, Trudeken?“

Der alte Herr machte ein ganz entsetztes Gesicht, als er bemerkte, dass Trudeken ihren Schal nicht umgetan.

„Du bist ein ganz leichtsinniges Ding,“ schalt er gutmütig ernst, „bei solchem Winde so hinauszulaufen.“

Er kehrte um und kam sogleich mit einem mattblauen Schal zurück, den er der Tochter um den Hals wandt. Er setzte dazu eine Miene auf wie ein Minister, der irgendeine wichtige Staatsaktion unterzeichnet.

Gertrud Frenzau liess sich mit leisem Lächeln diese väterliche Bevormundung gefallen; sie wusste ja, wie besorgt der Vater um ihre schöne Stimme war. Hatte er sich’s doch dereinst nicht träumen lassen, der kleine Kapellmeister, der sich im Osten Berlins jahrelang recht und schlecht durchgeschlagen, dass aus seinem Trudeken eine gefeierte Sängerin werden würde, die den Namen Frenzau mit Lorbeer umkränzen sollte.

„Wir wollen jetzt gleich zu der Frau van Daalen gehen, was, Papa?“ meinte Gertrud und schob ihren Arm unter den des Vaters.

Der Alte nickte. „Gotteken, wenn du dir’s nu mal partuh in den Kopf gesetzt hast, das Fischermädchen mit heimzunehmen, ich will dir das Vergnügen nicht verderben.“

Langsam wanderten die beiden den holperigen Weg entlang, der zu dem dunkelgeteerten Holzhause der Witwe führte.

„Weisst du, Papa, den ersten Unterricht gibst du ihr,“ schlug Gertrud vor.

Der alte Kapellmeister, der es nie über das Dirigentenpult eines Vorstadttheaters und einiger Arbeitervereine hinausgebracht, schmunzelte: „Meinst du, Trudeken? Ob das aber mit der holländischen Seejungfer, von deren Sprache ich kein Wort verstehe, gerade ein Genuss sein wird — —“

Gertrud lachte.

„Dann spiele ich Dolmetscher, das denke ich mir riesig amüsant. Es ist ja auch nur für den Anfang. Weisst du, Papa, nur für ein paar Wochen oder Monate, dann bringe ich die holländische Seejungfrau, wie du sie nennst, zu Frau Stessa Duschek, der ich mein Können verdanke.“

„Trudeken, das war nicht hübsch von dir, was du eben sagtest,“ klang es vorwurfsvoll.

Gertrud Frenzau drückte sanft den Arm des alten Herrn.

„Du hast recht, Papa, den Grundstein zu meinem Können verdanke ich dir.“

Der Alte machte wieder ein zufriedenes Gesicht.

„Wenn du’s nur einsiehst, Trudeken.“

Und von einem Gedanken erfasst, meinte er: „Ist’s aber nicht vielleicht ein Unrecht gegen das Mädchen, wenn wir es hier herausreissen aus seiner gewohnten Umgebung? Lass dir die Sache doch lieber noch einmal durch den Kopf gehen, Trudeken.“

„Was ist dabei zu überlegen, Papa, wenn die Geschichte aus dem einen oder anderen Grunde nicht klappt, nun gut, dann expedieren wir das grosse, blonde Fischermeisje wieder nach der Zuidersee zurück. Ich habe mir’s nun mal vorgenommen, der Welt in Marietje van Daalen eine Sängerin zu schenken. Ich will der Welt gewissermassen einen Ersatz für mich geben, denn du weisst, lieber Papa, Erich will durchaus nicht mehr mit dem Heiraten warten, und dann muss ich doch den Konzertsaal verlassen.“

„Trudeken, nimm mir’s nicht übel, aber wenn ich mich nun auch allmählich an den Gedanken gewöhnt habe, dass du als Baronin Hillenbach nicht mehr öffentlich auftrittst, verstehen kann ich das, offen gestanden, trotzdem nicht.“

Gertrud Frenzau zuckte die Achseln, und ihre vollen Lippen schürzten sich: „Erich wünscht doch nicht, dass seine Frau für Geld singt.“

„Aber das Geld, das sich seine Frau ersungen, das darf sie mit in die Ehe bringen.“

Der Ton des Alten war jetzt entschieden etwas streitsüchtig.

„Ach, lass doch, Papa,“ wehrte die Sängerin ab und ihre schwarzen Augen schlossen sich halb, „über diesen Punkt werden wir beide uns doch niemals einigen.“

Der alte Kapellmeister unterdrückte einen kleinen Seufzer und zog es vor zu schweigen.

Aber seine Gedanken vermochte er nicht so rasch von dem eben gehabten Gespräche loszureissen.

Zweiunddreissig Jahre war Gertrud geworden, ohne sich mit dem Gedanken an Verlobung und Heirat zu beschäftigen, und Korb über Korb hatte sie ausgeteilt, bis jetzt vor drei Monaten der Baron dahermarschiert kam und eins, zwei, drei, die Festung im Sturm nahm. Jetzt, wo Gertrud auf der Höhe ihres Ruhmes stand, wo man überall glücklich war, ihren Namen auf das Programm setzen zu dürfen, da wollte sie diesen Namen hergeben, um ihn mit dem einer Baronin Hillenbach zu vertauschen. Aber als Baronin Hillenbach sollte sie nicht mehr singen, der eingebildete Herr gestattete das nicht. Und dabei war der alte Kapellmeister fest überzeugt, Erich Hillenbach wusste genau, dass hinter Gertrud Frenzaus Namen fast ein ersungenes rundes Milliönchen hing. Ob seine Liebe ebenso gross wäre ohne dieses Milliönchen?

Der Alte bezweifelte es.

Nur eine Wintersaison hindurch wollte Gertrud noch singen, im Frühling sollte bereits die Hochzeit stattfinden. Wie lange hätte Gertrud mit ihrer prachtvollen, kräftigen Stimme noch Triumphe feiern können, wie lange noch!

Es war ja nicht allein des Geldverdienens wegen, o nein, aber Gertrud hing mit ganzer Seele an ihrem Künstlerberuf, das wusste Max Frenzau, und der überelegante Baron bot ihr als Ersatz dafür, dass sie den geliebten Beruf aufgab, nichts als seine Person. Ein trauriger Tausch, ging es dem einstigen Kapellmeister durch den Kopf, und die Furche über seiner Nasenwurzel vertiefte sich. Wie oft schon hatte er im Laufe der letzten Monate den Baron verwünscht.

Auch Gertrud Frenzaus Gedanken beschäftigten sich, während sie neben dem still gewordenen Vater herging, mit Erich Hillenbach — aber in völlig anderer Weise.

In zärtlicher Sehnsucht zog ihr Denken zu dem schlanken Manne, nach dem ihr Herz und ihre Sinne verlangten. Wie ruhig und kühl, ja berechnend war sie durch ihr Leben geschritten, ehe er ihr entgegentrat und sie mit seinem stolzen, unterjochenden Herrenlächeln unfrei machte. Aber eine glückselige Unfreie machte sein zwingendes Lächeln aus ihr.

Dass er ihrem Vater unsympathisch war, der rassige, vornehme Herrenmensch, schmerzte sie; aber um des Vaters willen den Geliebten aufzugeben, dazu hätte sie sich nicht entschliessen können.

Sie liebte ihn ja mit jeder Fiber ihres Seins, den schlanken Erich von Hillenbach. — —

Hinter einem niedrigen Haselgebüsch tauchte eine weisst Mütze auf, unter der zwei dicke rotgoldene Lockenspiralen wie goldene Quellchen hervorsprangen, ein blauer Rock bauschte sich im Winde.

„Ah, sieh da, Marietje!“

Gertrud Frenzau liess den Arm des Vaters los und streckte dem ihr befangen gegenüberstehenden Mädchen die schöne, gepflegte Hand entgegen.

„Guten Tag, Mevrouw.“

Marietje zeigte sich heute schüchterner als gestern in Gegenwart der Mutter. Ihre Finger strichen verlegen über den buntblumigen Brustlatz.

„Nun, Marietje, haben Sie es sich überlegt? Werden Sie mit uns nach Berlin kommen?“

Marietje hob die Wimpern, und ihre grossen blauen Augen sahen Gertrud Frenzau an.

„Ja, Mevrouw, die Mutter meint, weil wir arm sind, wäre es gut, wenn ich mit Ihnen ginge. Wenn ich dann ein paar tausend Gulden beisammen hätte, solle ich wiederkommen. Und die Mutter meint auch, es wäre gut, wenn der Herr Lehrer einmal mit den Herrschaften über alles spräche und sich genau aufschriebe, wo Mevrouw und Mynheer wohnten, damit man mir Mitteilung machen könne, wenn etwas Wichtiges vorfalle.“

Und während sie das sagte, dachte sie nur an Heiko Barends, an das neue Boot, das er brauchen konnte, und an die festen, neuen Netze, über die er sich selber freuen würde, wenn sie ihn nach der Hochzeit damit überraschte. —

Schon am Donnerstag wollten Vater und Tochter Marken verlassen; sie hatten ja bereits ihren Reisplan durcheinandergebracht, weil sie länger, als anfänglich beabsichtigt, auf der Insel geblieben waren.

Während der letzten Jahre pflegte Gertrud jeden Sommer einige Wochen in Scheveningen zuzubringen. Diesen Aufenthalt hatte die Sängerin auch immer benutzt, um holländischen Unterricht zu nehmen und sich durch fleissigen Gebrauch des Erlernten in der Sprache zu üben. Sie wusste, wie vorteilhaft es für eine Künstlerin, die überall herumkommt, war, sprachkundig zu sein.

Auf der Rückfahrt von Scheveningen nach Berlin hatte sie mit ihrem Vater den Abstecher nach Marken eingeschoben.

Eine helle Mädchenstimme war hier an ihr Ohr geschlagen, eine helle Mädchenstimme hatte sie beide zurückgehalten. Nun würde die helle Mädchenstimme mit ihnen Marken verlassen, weil Gertrud Frenzau, die berühmte Sängerin, wollte, dass die grosse Welt da draussen jenseits der goldbraunen Wasser sich an der herrlichen Mädchenstimme freuen sollte.

Die kleine Insel in der Zuidersee aber würde trauern und keine Lippe würde jetzt mehr flüstern:

„Still, Marietje singt!“

III.

Marietje war nicht zu bewegen gewesen, schon am Donnerstag mit der Sängerin und deren Vater von Marken abzureisen.

„Am Sonnabend erst kommt Heiko Barends heim,“ wiederholte sie auf jede Frage, „und ohne Abschied kann ich nicht von ihm gehen.“

Die Witwe erklärte dazu lächelnd, die beiden hätten sich gern, das wüsste jedes Kind auf Marken.

Als der alte Kapellmeister das hörte, versuchte er noch einmal, seine Tochter zu bestimmen, auf ihren Wunsch zu verzichten.

„Lass das Mädchen in seiner Heimat, lass sie bei ihrem Fischerburschen; so ein weltfremdes Ding gehört nicht in das verlogene Treiben unseres modernen Lebens. Hier wurzelt ihr Fühlen und Denken, reiss’ sie nicht heraus aus ihrem Erdreich.“

Gertrud lachte.

„Wie amüsant du bist, Papa. Sprichst gar nicht wie ein richtiger lustiger Berliner. Wenn Marietje erst mal in das Erdreich verpflanzt ist, in das sie ihrer Stimme wegen gehört, vergisst sie den Fischerburschen rasch genug.“

„Aber ob der Fischerbursche sie vergisst?“

„Aber, Papa, sei doch nicht so entsetzlich schwerfällig. Der Fischerbursche kann uns doch völlig gleich sein. Ich finde es nett genug von uns, unsere Abreise noch aufzuschieben, damit Marietje von ihm Abschied nehmen kann.“

Aber wenn auch der alte Mann seiner vergötterten Tochter nicht mehr laut widersprach, innerlich vermochte er sich jedoch nicht mit ihrem Vorhaben, die blonde Markenerin nach Berlin mitzunehmen, zu befreunden. Wenigstens jetzt nicht mehr, jetzt, da er wusste, dass es da einen jungen Fischerburschen gab, den Marietje lieb hatte. Hätte Gertrud nicht verstanden, die Habsucht der Witwe zu erwecken, wer weiss, ob Marietje sich jemals dazu bereit erklärt hätte, mitzukommen. Aber das „Vielgeldverdienen“ war der Köder gewesen, darauf die armen Weiber angebissen hatten.

Max Frenzau lächelte ein bisschen gerührt. Wenn aus dem Fischermädel erst einmal eine Dame geworden, die durch ihren Gesang imstande war, ein paar tausend Gulden zu verdienen, dann würde sie wahrscheinlich die Heimat einmal flüchtig besuchen, aber völlig dahin zurückkehren, um da zu leben wie vordem und vielleicht eine einfache Fischersfrau zu werden wie die Mutter und alle anderen ringsum — nein, dazu war die blonde Marietje dann wohl verdorben.

Schade um das hübsche Naturkind, dachte der Alte und beschloss, ein Auge darauf zu haben, dass Lüge und Heuchelei, die Marietje nicht kannte, sich nicht allzu dicht an sie heranwagten.

Gertrud Frenzau liess den Lehrer von Marken zu sich bitten.

Sie hielt den Wunsch der Witwe, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, für völlig gerechtfertigt und fand das heimliche Misstrauen, das hinter diesem Wunsche stand, ebenfalls begreiflich. Was wussten die weltabgeschiedenen Leute von Marken auch von ihrem Vater, dem einstigen kleinen unbekannten Kapellmeister, und von ihr, der berühmten Sängerin! Ihr Name war ihnen ein leerer Schall, der an ihrem Ohre vorüberschwebte, der ihnen nichts zu sagen hatte, gar nichts.

Und der Lehrer fand sich auf Gertrud Frenzaus Bitte in dem kleinen Gasthof am Strande ein. Er hatte schon mit der Witwe über alles gesprochen, das merkte Gertrud sofort, und wusste vollkommen, um was es sich handelte.

Er war auch ein Sohn des kleinen Inselreichs, und sein Wesen war bescheiden und zurückhaltend wie das der Markener. Er war ein noch junger Mensch, und seine breitschulterige Blondheit sass der weltgewandten schwarzäugigen Sängerin etwas befangen gegenüber. Aber trotzdem hatte er den Mut, seine Meinung zu äussern.

„Sehen Sie, Mevrouw,“ sagte er, „es ist etwas ganz Eigenes, dass ein Mädchen von Marken so weit fortgehen will. Das ist noch nicht dagewesen, und keiner der Markener wird Verstehen dafür finden. Offen heraus, Mevrouw, es liegt etwas Unnatürliches in solchem Tun, und es kann kein Segen daran hängen.“

In seinen blauen Augen, die vordem so versonnen dareinblickten, leuchtete es warm, heimatbegeistert auf.

„Wer auf Marken geboren ist, soll auf Marken bleiben, das ist ein altes, ungeschriebenes Gesetz, das mehr Gültigkeit besitzt als viele der geschriebenen Gesetze, die sich die Menschen da draussen gemacht haben.“

„Starre, ungeschriebene Gesetze sind dazu da, einmal von einem Mutigen gebrochen zu werden, einer muss doch den Anfang machen, sonst werden solche Gesetze zu Tyrannen, werden zu einem Zwang,“ widersprach die Sängerin.

„Ich denke anders darüber, Mevrouw.“ Der junge Lehrer ging jetzt mehr aus sich heraus. „Ohne solche ungeschriebenen Gesetze, die nur auf Äberlieferung beruhen und im Wesen und Charakter der Markener begründet sind, wäre die Bevölkerung der Insel wohl nicht mehr der alte, wetterfeste, seetüchtige Menschenschlag von einst, der sich durch Jahrhunderte rein und kraftvoll erhalten hat. Wie schwer und einförmig auch die Tage über Marken hinwegschweifen, Heimatluft lässt sie erträglich sein. Ewig ist unsere Inselheimat vom Meer bedroht, aber die unaufhörliche Angst um unseren, in den Augen der Fremden armseligen Besitz lässt sie uns teurer werden nach jedem Nordost, der unsere Deiche durchbrechen will. Mit trotzigem Fleiss verteidigt der Markener die Insel gegen das immer auf der Lauer liegende feindliche Meer. Immer müssen wir wach sein vor Gefahr. Die stete Gefahr hat uns schweigsam werden lassen, aber wenn wir es auch nicht so in Worte kleiden können, unser Herz, das hängt an der Heimat und hält daran fest. Und ich denke mir, eine richtige Markener Brust kann da draussen in der Fremde gar nicht atmen vor unsäglicher Sehnsucht nach unserer kleinen Insel. Ich habe das am eigenen Leibe erfahren, als ich ein paar Jahre in Amsterdam zubringen musste, wo ich lernte, um lehren zu dürfen. — Deshalb, Mevrouw,“ er schluckte ein paarmal, ehe er weitersprach, und der Ton ward schwerfälliger, „ist es besser, Marietje van Daalen bleibt hier, wo sie hingehört.“

Gertrud Frenzau errötete vor Ärger. Auf Widerstand von dieser Seite war sie nicht gefasst. Sie hatte gemeint, mit dem blonden tappigen Kerl würde sie rasch einig werden und unter ihren Glutblicken würde er kein Wort des Widerspruchs finden. Statt dessen hielt er ihr eine lange Rede von Heimatliebe und dergleichen.

„Sie haben mich vollkommen überzeugt, Herr Lehrer, das heisst, im allgemeinen überzeugt. Im besonderen ist’s aber doch etwas anderes. Marietje van Daalen besitzt eine herrliche Stimme, und es wäre sündhaft, wenn diese Stimme ungehört von aller Welt hier langsam alt und brüchig würde.“

„Wir freuen uns auf Marken alle, wenn Marietje singt,“ versetzte der Lehrer schlicht.

Gertrud lächelte. „Ach, Sie wollen mich nicht verstehen. Ich möchte, dass auch die grosse Welt den köstlichen Schatz kennenlernt, den Marietje van Daalen ihr eigen nennt.“

„Ich begreife das, Mevrouw,“ die Augen des Lehrers bekamen einen verlorenen, ins Weite schweifenden Blick, „aber Marietje passt nicht in die Welt, für die Sie sie fordern.“ Ein Lächeln huschte um seinen Mund: „Ich glaube, Mevrouw, der liebe Herrgott hat Marietje die schöne Stimme geschenkt, um seinen Markenern eine Freude zu bereiten, weil sie sonst so wenig Freude haben. Lassen Sie uns deshalb Marietje, Mevrouw, Marietje und ihre Mutter sind zwar fest entschlossen, weil sie die Aussicht auf das Geld blendet, aber ich denke, ich rede die beiden wieder zur Vernunft.“

Herrgott, war das ein halsstarriger Bursche! Gertrud ärgerte sich ernstlich.

„So kommen wir nicht weiter, Herr Lehrer,“ fing sie an, und ihre Hand fingerte nervös an der goldenen Lorgnette. „Ich bin mit Marietje und ihrer Mutter einig, es handelt sich ja nur noch darum, dass ich Ihnen einige Auskünfte über meinen Vater und mich erteile und Ihnen unsere Legitimationspapiere zeige, damit Sie wissen, dass Sie es mit anständigen Menschen zu tun haben — denn deshalb wünschte doch die Witwe van Daalen hauptsächlich, dass Sie sich mit mir besprechen,“ setzte sie mit leisem Lächeln hinzu.

„Jawohl, Mevrouw.“ Sehr kurz sagte es der Lehrer. Alle Redefreudigkeit schien wieder so plötzlich von ihm gewichen, wie sie gekommen.