Millionäre unerwünscht - Nancy Salchow - E-Book

Millionäre unerwünscht E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Felina hat sich ihre Karriere als erfolgreiche Autorin mühsam erarbeitet. Jung, talentiert und attraktiv – die Welt scheint ihr offen zu stehen, ihre Liebesromane über Millionäre sind vor allem bei ihren weiblichen Fans beliebt. Bis plötzlich ein männlicher Leser ihre Bücher öffentlich schlecht macht und ihr vorwirft, vollkommen unrealistische Vorstellungen von Millionären zu haben und ihre Leserinnen für dumm zu verkaufen. Als Felina den lästigen Nörgler namens Elian persönlich kennenlernt, stellt sich heraus, dass er selbst stinkreich ist und sich deshalb so gut mit dem wahren Leben reicher Männer auskennt. Dass es gerade sein selbstsicheres Auftreten ist, dass Felina so anziehend findet, versucht sie zu ignorieren, denn eines weiß sie genau: Über reiche Kerle zu schreiben, ist das Eine, aber sie auch im wahren Leben zu lieben, kann auf Dauer nur Probleme bringen. Woher soll ein Mann, der jede Frau haben und sich alles kaufen kann, schon wissen, was Treue und wahre Liebe ist? Diese Geschichte spielt auf der schönen Insel Poel, direkt an der Ostsee.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Danksagung und Nachwort

Impressum

Nancy Salchow

_______________________

Millionäre unerwünscht

Reicher Mann?

Nein, Danke!

Roman

Über das Buch

Felina hat sich ihre Karriere als erfolgreiche Autorin mühsam erarbeitet. Jung, talentiert und attraktiv – die Welt scheint ihr offen zu stehen, ihre Liebesromane über Millionäre sind vor allem bei ihren weiblichen Fans beliebt. Bis plötzlich ein männlicher Leser ihre Bücher öffentlich schlecht macht und ihr vorwirft, vollkommen unrealistische Vorstellungen von Millionären zu haben und ihre Leserinnen für dumm zu verkaufen.

Als Felina den lästigen Nörgler namens Elian persönlich kennenlernt, stellt sich heraus, dass er selbst stinkreich ist und sich deshalb so gut mit dem wahren Leben reicher Männer auskennt. Dass es gerade sein selbstsicheres Auftreten ist, dass Felina so anziehend findet, versucht sie zu ignorieren, denn eines weiß sie genau: Über reiche Kerle zu schreiben, ist das Eine, aber sie auch im wahren Leben zu lieben, kann auf Dauer nur Probleme bringen. Woher soll ein Mann, der jede Frau haben und sich alles kaufen kann, schon wissen, was Treue und wahre Liebe ist?

Diese Geschichte spielt auf der schönen Insel Poel, direkt an der Ostsee.

Prolog

Er schiebt seine Finger zwischen meine, erst eine Hand, dann die zweite, bis ich seine Fingernägel fest auf meinen Handrücken spüre.

Seine Lippen umschließen meine mit einer Entschlossenheit, die mich gleichermaßen anzieht und überwältigt, als ich mich rücklings in den warmen Sand fallen lasse.

In meinem Nacken nehme ich das Kitzeln des abgebrochenen Schilfs wahr, doch meine Sehnsucht, mit ihm genau jetzt, genau hier den Rest der Welt auszublenden, ist stärker als alles, was uns auch nur für den Bruchteil einer Sekunde ablenken könnte.

Das Rauschen der Wellen, die den Sand in weichen Zügen zu streicheln scheinen, verschwimmt zu dem Geräusch eines Traumes. Ja, es muss ein Traum sein, eine andere Erklärung gibt es nicht. Wie sonst lässt es sich erklären, dass ausgerechnet ich all meine Hemmungen fallen lasse? Ich, die sonst immer alles unter Kontrolle hat? Das kann unmöglich Realität sein.

Unser Atem wird schneller, fast so, als wäre sein Atem meiner und umgekehrt. Trotz der Hitze überkommt mich eine Gänsehaut, während er das rotweiße Sommerkleid sanft an meinen Beinen hochschiebt.

Ich spüre seine kräftige Hand an der Innenseite meines Schenkels, seine Lippen und den Ansatz seiner Zunge an meinem Hals – und alles, was ich mich fragen kann, ist, wie stark ein Gefühl sein muss, dass es jede Vernunft, jedes Vorhaben wie eine Seifenblase zerplatzen lässt?

Sind das wirklich meine Hände, die gerade dabei sind, seine Hose aufzuknöpfen?

Doch meine Gedanken lösen sich mit jedem Kuss und jeder Berührung mehr und mehr in Luft auf.

Ja, dieser Teil des Strandes ist tatsächlich verlassen, damit hat er Recht behalten. Doch viel unglaublicher ist die Tatsache, dass es mir mit jeder Sekunde unwichtiger wird, ob uns tatsächlich jemand hier sehen könnte.

Alles ist egal. Alles. Solange ich nur weiß, dass ich bei ihm bin.

Kapitel 1

„Wann bist du zu Hause, Kind?“

„Papa, das ist mein Haus – und du bist mein Gast.“ Ich ziehe meine Lederjacke von der Garderobe. „Außerdem bin ich 26 Jahre alt und kein Kind.“

„Aber ich frage doch nur, weil ich uns etwas Schönes zum Mittag kochen wollte. Schmorkohl vielleicht? Den magst du doch so gern.“ Da ist er wieder, dieser Lämmchen-Blick, mit dem es ihm immer wieder gelingt, mir ein schlechtes Gewissen einzureden.

„Ich treffe mich mit meiner Grafikdesignerin, Papa. Das habe ich dir doch erzählt.“ Seufzend lasse ich die Arme sinken. „Ich weiß noch nicht, wann ich wieder da sein werde. Aber ich kann uns was von unterwegs mitbringen. Hast du Lust auf Chinesisch?“

„Ach, lass mal.“ Er schiebt die Hände beleidigt in die Taschen seiner weiten Cordhose. „Ich mache mir irgendwas Kleines. Ein Butterbrot vielleicht.“

Mein Vater, wie er leibt und lebt. Melodramatisch wie der Hauptdarsteller einer Daily Soap. Eine Eigenschaft, die sich seit der Trennung von Mama sogar noch verstärkt hat.

„Ach, Papa.“ Ich ziehe meine Handtasche vom Garderobenhaken. „Du hast doch selbst gesagt, dass ich alles so machen soll wie bisher. Das war erst vor einer Woche. Du erinnerst dich?“

Er schaut mich so ahnungslos an, als wäre er das Kind und ich der Vater.

„Du hast gesagt, dass du nur vorübergehend bei mir unterkommen willst, bis das mit Mama wieder im Reinen ist. Und dass ich mich genauso verhalten soll, als wärst du gar nicht da. Egal, ob es nun meine Freunde betrifft, meinen Job oder meine Termine.“

„Wenn ich dir zur Last falle, dann …“

„Nein, Papa. Das ist es nicht.“ Ich greife nach seinen Händen. „Ich treffe mich einfach nur mit der Grafikerin wegen des neuen Buchcovers. Das ist wichtig, okay?“

„Buchcover“, wiederholt er, als hätte ich gerade in einer fremden Sprache mit ihm gesprochen.

„Und das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass du mir zu Last fällst, sondern einfach nur mit den Vorbereitungen für das nächste Buch. Das ist mein Job, Papa. Auch wenn es dir noch immer schwerfällt, dir vorzustellen, dass man auch von zu Hause aus seinen Lebensunterhalt verdienen kann.“

Seitdem er bei mir wohnt, komme ich mir vor wie eine Platte mit Sprung. Ständig muss ich ihm erklären, was er nicht persönlich nehmen darf und warum ich hier oder dorthin muss. Wenn er mir wegen der Sache mit Mama nicht so leidtäte, hätte ich sicher nur halb so viel Geduld.

„Mach dir keine Sorgen, Felinchen.“ Er legt seine Hände auf meine Schultern. „Dein alter Herr kommt schon zurecht. Mach du nur mal schön dein Buchdingsbums und ich kümmere mich ein bisschen um den Haushalt.“

Buchdingsbums. Typisch Papa.

„Den Haushalt?“ Ich bin erstaunt. „Aber das musst du nicht. Ich habe gestern erst gesaugt und der Geschirrspüler ist auch ausgeräumt.“

„Aber ich kann doch deine Wäsche machen.“

„Nein, Papa“, fahre ich ihm schnell ins Wort. „Das musst du wirklich nicht.“

Meine Gedanken wandern zu den roten Dessous, die ich gerade heute früh in den Wäschekorb geworfen habe.

„Und was soll ich sonst tun?“

„Ruh dich einfach aus. Genieße deine Freizeit. Ich dachte, du freust dich, mal ein bisschen Urlaub zu haben. Du schimpfst doch sonst immer so über den Stress im Büro.“

„Nach Urlaub habe ich mich nur gesehnt, als deine Mutter und ich noch eine Einheit waren.“

Eine Einheit. Das ist sein neuer Schlachtruf: Als deine Mutter und ich noch eine Einheit waren. Als wäre er der Osten, sie der Westen und die Mauer anlässlich ihrer Trennung wieder hochgezogen worden.

„Was auch immer du tust“, ich küsse seine Wange, „du wirst es ohne mich tun müssen. Ich muss jetzt nämlich los.“

Er bemüht sich um sein tapferstes Lächeln. „Wir sehen uns nachher, Felinchen. Amüsier dich gut.“

„Ich gehe auf keine Party, Papa. Ich arbeite.“

„Was auch immer.“

Typisch Papa. Er hat bis heute nicht verstanden, dass ich auch nach meiner Kündigung im Steuerbüro vor drei Jahren nach wie vor einem Job nachgehe. Dass ich heute sogar mehr als früher arbeite.

Ich mustere mich ein letztes Mal im Garderobenspiegel. Die bernsteinfarbenen Locken sind heute besonders widerspenstig, sodass ich sie kurzerhand mit einem Haargummi zusammenbinde. Im Spiegel hinter mir sehe ich meinen Vater, wie er mich mit einem Hauch von Wehmut im Blick betrachtet. Ein Mann in den besten Jahren, gerade mal Mitte fünfzig, dessen Augen seit dem Auszug bei Mama jedoch um Jahre gealtert sind. Der aschblonde Haaransatz, der einer höher werdenden Stirn gewichen ist. Die schmalen Schultern, die noch vor wenigen Wochen um einiges breiter waren.

Seufzend drehe ich mich zu ihm um.

„Also dann.“ Ich öffne die Tür und werfe ihm ein letztes Lächeln zu. „Ich wünsche dir einen schönen Vormittag.“

Kapitel 2

Ich habe in meinem Leben schon ganze Tage damit verbracht, stumm auf dem Steg des Kirchdorfer Hafens zu verbringen und dem Wasser beim Plätschern gegen den Steg zuzuhören.

Damals, mit gerade mal vierzehn, war es die beste Medizin gegen Liebeskummer oder Stress mit meinen Eltern – und gleichzeitig mein Lieblingsort auf der ganzen Insel Poel. Dass ich selbst heute noch auf der Insel lebe, wenn auch nicht mehr im Haus meiner Eltern, hat auch viel mit genau diesem Ort zu tun. Hier, wo die Idylle jeden Kummer zu heilen weiß. Hier, wo das Meer eine Antwort auf jede Frage hat.

Genau diese Erinnerungen gehen mir durch den Kopf, als ich meine Kaffeetasse mit beiden Händen umschließe und meinen Blick durch das Café-Fenster hinaus auf das sommerliche Treiben am Hafen wandern lasse. Die aus Wismar kommenden Fahrgastschiffe und die alten Fischkutter. Die Hand in Hand spazierenden Touristenpärchen. Das Lachen der Fischer über dieselben alten Witze.

Doch als sich die Schwingtür öffnet und eine kurzhaarige Brünette mit strahlendem Lächeln das Café betritt, reißen meine Gedanken mit einem Schlag ab: Marina ist da. Und wie immer richten sich alle Blicke sofort auf sie.

Nicht, weil sie übermäßig attraktiv oder atemberaubend sexy ist. Nein, Marina wäre auf den ersten Blick betrachtet vermutlich eher eine Durchschnittsfrau. Größe 42, recht kurz gewachsen, unspektakuläre Frisur. Das entscheidende Detail, das jede Person in ihrer Umgebung aufmerksam werden lässt, ist ihr Lächeln.

Wann immer sie einen Raum betritt, ist es da. So warm und mitreißend, so interessant und liebenswert.

Ja, das ist Marina. Und ich freue mich auch an diesem Vormittag, dass ich diejenige bin, die mit diesem Lächeln an einem Tisch sitzen darf.

„Gut siehst du aus!“, stellt sie fest, als sie an meinen Tisch kommt und ihre Hand auf meine legt. Das ist ihre Art, mich zu begrüßen. Die Berührung zweier Hände. Fast schon symbolisch, aber typisch für jede unserer Begegnungen.

„Du auch.“ Ich zwinkere ihr zu, während ich in einen verschwörerischen Flüsterton übergehe. „Und um dir das zu beweisen, kann ich dir auch sofort zwei Typen in diesem Café zeigen, deren Blicke noch immer an dir kleben.“

„Du weißt, dass mich niemand interessiert außer …“

„Ja ja, dein Tony. Ich weiß. Trotzdem kann es nie schaden, sich der Blicke anderer bewusst zu sein.“

„Ach papperlapapp.“ Sie setzt sich mit einer herunterspielenden Handbewegung. „Jeder muss doch irgendwo hinschauen, das sollte man niemals überbewerten.“

Ihre Bodenständigkeit beeindruckt mich immer wieder aufs Neue.

„Und nun erzähl schon“, wechselt sie blitzschnell das Thema, „was sind das für tolle Ideen, die du gestern am Telefon erwähnt hast?“

„Naja, toll werden sie erst, wenn du sie umgesetzt hast. Aber da habe ich eigentlich keine Zweifel.“

„Sei vorsichtig mit deinen Vorschusslorbeeren, Herzchen.“ Marina nimmt einen Schluck von ihrem Milchkaffee, den ich direkt bei meiner Ankunft für sie bestellt habe.

„Hast du mich denn jemals enttäuscht?“ Ich kichere.

Sie beugt sich über den Tisch und betrachtet mich voller Erwartung. „Also? Was hast du geplant?“

„Eigentlich wollte ich dieses Mal ja einen anderen Titelhelden als einen Millionär.“

„Eigentlich?“

„Ich habe die Idee neulich nur mal ganz kurz auf Facebook fallen lassen, da haben mich gleich so viele empörte Lesermails erreicht, dass ich den Plan gleich wieder verworfen habe.“

„Ich verstehe nicht, warum du überhaupt etwas an deinem Erfolgsrezept ändern willst?“

„Na ja, hin und wieder hat man auch mal Lust auf Abwechslung.“

„Aber deine Romane sind doch unterschiedlich. Dass die Liebe der gemeinsame Nenner ist, gehört nun mal in deinem Genre dazu, aber sonst? Ich wüsste echt nicht, was du ändern solltest. Nur weil hier und da mal eine Autorenkollegin über Millionär-Romane ablästert? Ich meine, da stehst du doch drüber, oder? Viel wichtiger ist doch, was deine Leser von dir erwarten.“

„Sicher ist das wichtig, aber …“, ich halte kurz inne, „darum geht es ja auch gar nicht. Ich habe die Idee sowieso schon wieder verworfen.“

„Worum geht es dann?“

„Ich habe mich gefragt, was du davon hältst, wenn wir das Cover dieses Mal etwas … na ja … gewagter gestalten.“

„Gewagter?“

„Etwas mehr Haut, meine ich. Mutiger, leidenschaftlicher. Intimer. Aber ohne, dass das Niveau sinkt, wenn du weißt, was ich meine.“

Ihr Blick wandert in die Ferne. Ich kann förmlich sehen, wie die Bilder in ihrem Kopf Gestalt annehmen.

„Klar ist das machbar“, antwortet sie schließlich. „Ich sage dir ja ohnehin schon die ganze Zeit, dass diese Bussi-Bussi-Cover viel zu brav sind.“

„Ich weiß, ich weiß. Aber sie waren bisher auch so was wie ein Erkennungsmerkmal für meine Bücher. Und ich hatte Angst, dass die Leser enttäuscht sein könnten, wenn ich einen neuen Weg einschlage.“

„Nicht, wenn ich das Cover gestalte, Liebes. Du weißt, ich würde es nicht zulassen, dass auch nur ein einziges deiner Titelbilder eine Enttäuschung wird.“

„Ich weiß.“ Lachend lege ich meine Hand auf ihre. „Ich hatte gehofft, dass du etwas in der Art sagen würdest. Moment“, ich ziehe mein Handy aus meiner Tasche, „ich habe schon ein paar Fotos in der Datenbank ausgesucht, die ich dir zeigen wollte. Vielleicht kannst du ja eins davon nutzen.“

Gerade als ich den Browser öffnen will, entdecke ich den kleinen Umschlag auf dem Bildschirm.

„Oh nein“, entfährt es mir aufgebracht.

„Was ist los?“

„Ich glaub’s einfach nicht!“

„Nun mach’s doch nicht so spannend, Felina!“ Marina rutscht nervös auf ihrem Stuhl umher. „Was ist passiert?“

„Dieser Mistkerl hat es schon wieder getan.“

„Wovon sprichst du?“

„Na, der Typ, von dem ich dir erzählt habe. Der Rezensions-Macho.“

„Der Kerl, der ständig deine Bücher schlecht bewertet?“

„Nicht nur einfach schlecht bewertet, er wartet förmlich auf jede Neuerscheinung, um sie dann mit einer Extraportion Klugscheißerei runterzumachen.“

„Ich verstehe nicht, warum du ihm nicht einfach mal Kontra gibst? Schreib doch endlich mal einen Kommentar unter seine Rezension. Das hättest du schon längst tun sollen.“

„Ich habe dir doch erklärt, warum das keine gute Idee ist. Autoren, die über schlechte Rezensionen schimpfen, sagt man schnell nach, dass sie kritikunfähig sind. Und mein Kommentar ist schließlich für alle einsehbar.“

„Es sagt ja auch niemand, dass du öffentlich die beleidigte Leberwurst spielen sollst. Biete ihm auf subtile Weise die Stirn. Mit Niveau. Du bist Autorin, das muss doch zu schaffen sein.“

„Damit zeige ich ihm doch nur, wie sehr ich mich ärgere. Schon allein deshalb, weil ich Bücherbewertungen sonst nie öffentlich kommentiere.“

Seufzend senke ich den Blick erneut aufs Handy.

Nein, Felina, du liest diese Rezension nicht. Das regt dich nur noch mehr auf.

„Was hat er denn geschrieben?“, fragt Marina, während sie über den Rand meines Handys schielt.

Wortlos reiche ich ihr das Telefon und lasse mein Gesicht in die Hände fallen.

Marina beginnt leise zu lesen. „Wieder einmal hat Felina Merineit bewiesen, dass sie es wie keine andere versteht, über Dinge zu schreiben, von denen sie nicht den blassesten Schimmer hat. In diesem Werk, das sich voller Selbstbewusstsein Roman nennt, hat sie einen Mann von gerade mal Mitte dreißig zum Milliardär gemacht.“ Marina wirft mir einen mitfühlenden Blick zu und liest weiter. „Ein paar erfolgreiche Filme, in denen er als Autor mitwirkt, dann wird er plötzlich Produzent – und schwuppdiwupp, ist er auch schon Milliardär.“

„Aber er schildert das vollkommen falsch. Von wegen schwuppdiwupp. Wenn hier jemand keinen Schimmer von etwas hat, dann ist es dieser Idiot.“

„Ganz ruhig, Felina. Ich bin’s, Marina. Er ist nicht hier. Er kann dich nicht hören.“

Seufzend lasse ich die Schultern sinken, während sie weiterliest. „Die Millionäre in ihren Vorgängerbüchern waren der Autorin scheinbar nicht mehr unrealistisch genug, dieses Mal musste es sogar ein Milliardär sein. Doch damit nicht genug: Die Art, wie sie diese eigentlich bodenständige Frau dazu bringt, sich Hals über Kopf in diesen stinkreichen Typen zu verlieben und den Lesern dann auch noch einreden will, dass es ihr einzig und allein aufs Innere dieses Mannes ankommt und nicht auf sein Bankkonto – das ist nicht nur dreist, sondern auch noch himmelschreiend albern.“

Wütend nehme ich einen Schluck von meinem Kaffee. Wenn ich mir nur lange genug einrede, dass es ein hochprozentiger Schnaps ist, wirkt er vielleicht gegen meine innere Aufregung.

„Und wenn schon!“ Marina zuckt mit den Schultern. „Er hat dein Buch schlecht bewertet. Was soll’s? Dafür hast du doch so viele gute Rezensionen.“

„Es geht mir nicht um die schlechte Rezension, das weißt du. Nicht jedem kann mein Buch gefallen. Es regt mich nur auf, dass jemand, der eigentlich gar nicht zur Zielgruppe gehört, jedes Mal aufs Neue meine Bücher runtermacht. Dieses Mal hat es nur einen Tag gedauert, bis er sich zu Wort gemeldet hat. Ich meine, wenn er meine Bücher so schrecklich findet, warum liest er sie immer und immer wieder? Das ist doch schon Schikane.“

„Die wie viele Rezension von ihm ist es?“

„Die siebte.“

„Also, wenn du mich fragst, ist das der perfekte Anlass, ihm endlich mal einen netten Kommentar zu schreiben. Findest du nicht?“

Ich hänge mich erneut an meine Kaffeetasse, als wäre ihr Inhalt mein Überlebenselixier.

„Ich glaube, ich würde jetzt lieber über Buchcover reden“, antworte ich ernüchtert.

Marina zwinkert mir zu. „Dein Blick sagt aber etwas anderes.“

Kapitel 3

Die Zeilen vor mir verschwimmen langsam, so oft habe ich sie mittlerweile gelesen. Warum nur schafft es dieser Kerl immer wieder, mich derart wütend zu machen? Wie gelingt es ihm, dass ich seinen Worten überhaupt wieder und wieder Beachtung schenke? Ich kenne ihn doch gar nicht. Und wer weiß, vielleicht ist es ja nicht mal ein Kerl, „Elian R.“ könnte ja auch das Pseudonym einer gelangweilten Hausfrau aus der Nachbarschaft sein, die mir meinen Erfolg nicht gönnt.

Schlechte Rezensionen sind doch nur halb so schlimm. Warum stören mich ausgerechnet seine?

Ich lehne mich in meinem Ledersessel zurück und schaue durch das kleine Dachfenster über meinem Schreibtisch in Richtung Wasser. Von hier oben sieht das Meer wie ein blasser silberner Streifen hinter den goldenen Weizenfeldern aus. Magisch und unberührt.

Das Klopfen an der Tür holt mich aus meinen Gedanken.

„Felinchen.“ Mein Vater schaut durch den Türspalt. „Zu Mittag habe ich schon allein gegessen, da wirst du mir doch wenigstens bei einem Stückchen Streuselkuchen Gesellschaft leisten, oder?“

Wie er so dasteht, die Hände in den tiefen Taschen seiner unförmigen Hose, mit einem Dackelblick, der mir grundsätzlich ein unerklärlich schlechtes Gewissen beschert, vergesse ich wieder mal für einen Moment, dass er der Vater ist und ich das Kind.

„Ich komme gleich, ja? Muss nur noch schnell was fertig schreiben.“

„Ich setz schon mal Kaffee auf.“

„Kaffee wäre prima.“

Als er die Tür schließt, weiß ich plötzlich, was zu tun ist. Eine andere Option gibt es nicht, wenn ich endlich wieder auf andere Gedanken kommen möchte.

Mit einem tiefen Atemzug beginne ich schließlich zu schreiben.

Lieber Elian,

seit geraumer Zeit beobachte ich nun schon die Rezensionen, die du bei meinen Büchern hinterlässt.

Am Anfang waren es nur gewöhnliche kritische Rezensionen, wie man sie nun mal hin und wieder erhält. Kritik gehört einfach dazu und als Autor muss man lernen, damit zu leben. Aber jetzt, wo du bereits zum siebten Mal hintereinander eines meiner Bücher rezensiert hast, gibt es eine Frage, nur eine einzige, die ich dir gern stellen möchte: Wenn meine Bücher so unglaubwürdig, unrealistisch und schlecht sind, wie kommt es dann, dass du jedes einzelne davon immer wieder liest und schon wenige Stunden nach der Veröffentlichung öffentlich niedermachst?

---ENDE DER LESEPROBE---