Montana Feuer - Vanessa Vale - E-Book

Montana Feuer E-Book

Vale Vanessa

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Beschreibung

Jane Wests Leben ist absolut durchschnittlich.

Absolut langweilig.

Bis Ty Strickland – ein fantastischer, verdammt heißer Feuerwehrmann – in ihre Straße zieht. Da werden die Dinge ein wenig aufregender und das nicht auf die gute, feuchte-Höschen Art und Weise. Es will sie nicht nur jemand (ernsthaft) töten, sondern sie muss auch noch mit ihrem außer Kontrolle geratenem Verlangen nach dem neuen Nachbarn kämpfen. Außerdem muss sie ihre Chefin im einzigen Erotikshop der Kleinstadt – die sich gerne in Janes Liebesleben einmischt – davon überzeugen, den neuen Schlauch-schwingenden Hottie von ihrem Verkupplungs-Radar zu nehmen.

Aber es gibt nicht nur Chaos. Es gibt auch noch Ty. Und seinen verdammt heißen Körper. Seine verdammt heißen Küsse. Er brennt die Wände um ihr Herz nieder. Und sie könnte sich glatt in ihn verlieben…wenn sie lang genug am Leben bleiben kann.

Dies ist das erste Buch der neuen Kleinstadt-Romantik-Serie von Vanessa Vale, in der die Männer aus Montana nicht nur heiß sind, sondern ein regelrechtes Feuer entfachen können.

 

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Montana Feuer

Kleinstadt-Romantik-Serie - Buch 1

Vanessa Vale

Copyright © 2018 von Vanessa Vale

Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Fantasie der Autorin und werden fiktiv verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebendig oder tot, Geschäften, Firmen, Ereignissen oder Orten sind absolut zufällig.

Alle Rechte vorbehalten.

Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder auf elektronische oder mechanische Art reproduziert werden, einschließlich Informationsspeichern und Datenabfragesystemen, ohne die schriftliche Erlaubnis der Autorin, bis auf den Gebrauch kurzer Zitate für eine Buchbesprechung.

Umschlaggestaltung: Bridger Media

Umschlaggrafik: Hot Damn Stock; Fotolia: chesterF

Ausgabe 2: Dieses Buch wurde zuvor veröffentlicht.

Inhalt

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

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ÜBER DIE AUTORIN

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kostenlosecowboyromantik.com

1

„Ich bin mir nicht sicher, welchen ich möchte. Ich wusste nicht, dass es so eine große Auswahl gibt!“

Die Frau war nicht auf der Suche nach einem neuen Auto oder Saft im Supermarkt. Nein. Sie wollte einen Dildo. Ich nannte ihren Typ Zauderin. Jemand, der alle Optionen in Erwägung zog, bevor er auch nur den Versuch unternahm, eine Entscheidung zu treffen. Wegen Miss Zauderin hatte ich zehn verschiedene Dildos auf der Theke ausgebreitet. Glas, Silikon, Jelly und Batteriebetrieben. Sie brauchte Hilfe.

Da kam ich ins Spiel. Mein Name ist Jane West und ich arbeite im Goldilocks, dem Erotikshop in Bozeman, Montana, den meine Schwiegermutter damals in den Siebzigern eröffnet hat. Es heißt, sie hätte den Laden nach dem Märchencharakter benannt, als eine Bärenmutter und ihre zwei Jungen eine Woche vor Eröffnung des Ladens die Straße entlang geschlendert waren. Sie nannte es Schicksal. Vielleicht hieß der Laden aber auch so, weil ihr Name Goldie ist und das Sinn machte. Ich fing an für sie zu arbeiten, als mein Mann starb, eine vorübergehende Vereinbarung, um ihr auszuhelfen. Drei Jahre später war daraus eine langfristige vorübergehende Sache geworden.

Der Laden war in Anbetracht des Angebots geschmackvoll. Die Wände waren weiß gestrichen, es gab Regale und Auslagen, wie man sie auch in jedem anderen Geschäft finden würde. Dann machte jedoch geschmackvoll Platz für geschmacklos. Golden gefärbte Industrieteppiche, wie man sie in Vegas fand. Ein Foto einer nackten Frau, die sich lustvoll auf einem Bärenfell räkelte, hing über der Theke. Ein Kronleuchter aus den Sechzigern zierte den erbärmlichen Eingang. Goldie hatte den Dingen irgendwie ihren einzigartigen Stempel aufdrücken wollen.

Es war kein großer Laden, nur ein Zimmer mit einem Lagerraum und einem Bad im hinteren Bereich. Was auch immer sie nicht auf Lager hatte – obwohl du von der Auswahl, die Goldie auf solch kleinem Raum lagerte, verblüfft wärst – bestellten wir. Montaner waren geduldige Einkäufer. Da es in Bozeman nur wenige Ladengeschäfte gab, bestellten die meisten Leute alles, bis auf die grundlegendsten Dinge, im Internet. Es gab einen Walmart, einen Target, einen Old Navy. Immer nur eins von allem. In einer Großstadt traf man auf eine zweite Filiale, wenn man nur zwei Meilen weiterfuhr. Urbaner Luxus im großen Stil. Allerdings nicht hier, obwohl es zwei McDonalds gab. Einen in der Stadt und einen am Highway für die Touristen, die auf ihrem Weg nach Yellowstone einen BigMac brauchten. Der Kundenmagnet des einzigen Einkaufszentrums der Stadt war eine Kettenbuchhandlung. Hier draußen gab es keinen Nordstrom oder Bass Pro Shop. Entweder kaufte man vor Ort ein oder ging nach Hause zu seinem Computer.

Im Fall der Frau vor mir wünschte ich, sie wäre einfach nach Hause gegangen.

Versteh mich nicht falsch, ich half Menschen gerne und ich hatte kein Problem damit, mit irgendjemandem über Sexspielzeuge zu reden. Aber dieses Mal war definitiv anders. Vollkommen anders.

Hinter Miss Zauderin stand ein Feuerwehrmann. Ein wirklich attraktiver, großer, muskulöser Feuerwehrmann, der ein T-Shirt der Bozeman Feuerwehr und marineblaue Hosen trug. Kann man heiß sagen? Ein heißer Mann in Uniform? Jep, das war zwar ein Klischee, aber es war absolut zutreffend. Gott, er sah so gut aus, dass er mein Herz im wahrsten Sinne des Wortes zum Aussetzen brachte. In meinem ganzen Körper kribbelte es und mir war überall heiß.

Er war hereingekommen, während ich die verschiedenen Dildomodelle verglichen hatte, bevor ich mich über die Vorteile von Rotationen für die beste weibliche Stimulation ausgelassen hatte und als ich hochgesehen hatte…und noch höher und er dagestanden hatte, hatte ich fast meine Zunge verschluckt. Ich hatte auf jeden Fall den Faden verloren. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass Gott Männer wie ihn machte. In Magazinen vielleicht. Im echten Leben? In meinem echten Leben? Wow.

„Können Sie mir noch einmal die Vorzüge von jedem erklären?“ Miss Zauderin klammerte sich mit ihren Fingern an den Rand der Glastheke, als hätte sie Angst, die Dildos zu berühren. Sie war zierlich, aber so dünn, dass sie schon magersüchtig wirkte. Ihre raue Stimme verriet, dass sie Raucherin war, mindestens ein Päckchen am Tag. Ihre Haut war wettergegerbt, entweder von den Zigaretten oder dem Montana Wetter und Falten hatten ihr Gesicht durchfurcht. Sie wäre hübsch, wenn sie etwas essen und die Nikotinsucht aufgeben würde.

Ich schenkte ihr mein bestes unechtes Lächeln. „Sicher.“

Über die Schulter der Frau sah ich kurz zu dem Feuerwehrmann. Sandfarbenes Haar, so kurzgeschoren wie beim Militär, blaue Augen, kantige Gesichtszüge. In seinen Dreißigern. Ein großartiges Lächeln. Er schien völlig zufrieden damit, zu warten, bis er an der Reihe war. Wenn das belustigte Funkeln in seinen Augen und die Art, wie er auf seine Lippe biss – höchstwahrscheinlich, um ein Lächeln zu unterdrücken – irgendein Hinweis war, dann fand er das Ganze höchst amüsant. Und lernte nebenbei etwas über Dildos. Vielleicht wollte er einige Optionen für seine Freundin kennen. Er musste eine Frau haben, die sein Bett wärmte. Ein Funksprechgerät quäkte an seinem Gürtel und er schaltete es aus. Offenbar war meine Lektion über sexuelle Hilfsmittel wichtiger als ein Großbrand.

Miss Zauderin war sich des Feuerwehrmanns kein bisschen bewusst und ignorierte dessen Anwesenheit völlig. Jetzt wusste ich, warum sie einen Dildo wollte.

Ich hob ein hellblaues Modell hoch. „Der hier ist batteriebetrieben und vibriert. Zehn Einstellungen. Gut für klitorale Stimulation.“ Ich legte ihn ab und hob einen anderen hoch. Ich war daran gewöhnt, mit Leuten über Sexspielzeuge zu reden. Auch vor manchen Kerlen, aber ich starb vor Scham, weil ich vor ihm klitorale Stimulation gesagt hatte. Ich stellte mir gerade vor, dass dieser heiße Feuerwehrmann meine Klitoris stimulierte. Ich trat von einem Fuß auf den anderen, räusperte mich und fuhr fort: „Dieser ist aus Glas. Keine Batterien, also ist er für Penetration geeignet. Das Beste an ihm ist, dass Sie ihn in den Gefrierschrank legen oder erwärmen können und er Ihnen so unterschiedliche Erlebnisse verschaffen kann.“

Die Frau machte ein paar ah Laute, während ich ihr die Informationen gab. Ich nannte ihr für jeden Dildo das jeweilige Anwendungsgebiet. Schließlich kam ich zum zehnten und letzten Modell. „Dieser ist offensichtlich realistisch gestaltet worden. Er wurde sogar nach dem erigierten Penis eines Pornostars geformt. Er ist aus Silikon und hat Saugnäpfe am Ansatz.“

Der Feuerwehrmann spähte über die Schulter der Frau, als ich den Dildo mit Hilfe der Saugnäpfe an den Glastresen drückte. Plopp. Er wirkte nicht verblüfft über die Größe. Bedeutete das, dass er auch so groß war?

„Sie können…ähm, ihn an ein Möbelstück anbringen, wenn Sie ihre Hände freihaben möchten.“

Beide, der Feuerwehrmann und Miss Zauderin, nickten mit den Köpfen, als ob sie sich vorstellen könnten, wovon ich sprach.

„Ich werde den nehmen“, sagte sie, während sie auf Nummer zehn deutete. Das zwanzig Zentimeter Mordsding.

„Gute Wahl.“

Ich tippte Miss Zauderins Einkauf in die Kasse und sie ging glücklich ihres Weges.

Und da war er. Mr. Feuerwehrmann. Und ich. Und mit der Dildo-Auslage waren wir zu dritt. Glücklicherweise stand er vor der Theke, sodass ich nicht in der Lage war, nach unten zu sehen und herauszufinden, ob sein Mordsding in seine Uniformhose passte. Oh Gott, ich würde direkt in die Hölle kommen. Er rettete Menschenleben und ich dachte über seinen –

„Ähm…Danke, dass Sie gewartet haben.“ Ich schob meine lockigen Haare hinter ein Ohr.

„Klar doch. Man lernt jeden Tag etwas Neues.“ Er lächelte. Nicht nur mit seinem Mund, sondern auch mit seinen Augen. Sehr blauen Augen. Ich sah Interesse in ihnen. Und Begehren.

Genau hier, mitten im Erotikshop meiner Schwiegermutter, zwischen Dildos und allem setzte die Frühjahrsschmelze meiner Libido ein. Sie war schon vor langer Zeit so kalt geworden wie Montana im Januar. Wer hätte es mir bei den Betrügereien meines toten Ehemannes verübeln können? Aber genau jetzt spürte ich, wie sich mein Puls beschleunigte und meine Hände vor Nervosität feucht wurden. Der Feuerwehrmann schien kein bisschen verstört von meinem kleinen Sexspielzeug-Vortrag. Ich hingegen erlebte einen Hitzeschub wie eine Frau in ihren Wechseljahren, nur weil ich ihn ansah. Ich musste mit einem Schlauch abgespritzt werden. Apropos Schlauch –

„Ich bin Jane. Wie kann ich Ihnen heute helfen?“ Hi, ich bin Jane. Ich bin dreiunddreißig. Ich wandere gerne in den Bergen, gehe Langlaufen, bin Skorpion und ich will diese Uniform von deinem heißen Körper reißen und an deiner Stange hinabgleiten. Ich wischte meine schwitzigen Hände an meinen Shorts ab.

Er lachte und streckte seine Hand aus. Sein Griff war fest, seine Haut warm und ein wenig rau. „Ty. Danke, aber keine Spielzeuge für mich.“ Ein Pager piepste. Er sah kurz auf seinen Gürtel und ignorierte es.

„Musst du da nicht drangehen? Ein Feuer oder so etwas?“, fragte ich und deutete auf seine Taille.

„Katze auf einem Baum“, scherzte er, wobei sich seine vollen Lippen nach oben bogen.

Ich lachte und hörte meine Nervosität. In dem Versuch, mein rasendes Herz zu beruhigen, holte ich tief Luft. Das funktionierte nicht. Es bewirkte lediglich, dass ich entdeckte, wie gut er roch. Es war kein aufdringliches Rasierwasser. Seife vielleicht. Mir war nicht wirklich wichtig, ob es ein Deo war. Er roch fabelhaft.

„Tatsächlich war es für Station Zwei. Ich bin wegen der Sicherheitsinspektion hier.“ Er legte Papiere auf die Theke. Hatte er die die ganze Zeit in der Hand gehabt? Ich hatte es nicht bemerkt.

„Oh, ähm…dann inspiziere mal los.“

Inspiziere mal los?

Er grinste mich an, während ich errötete, bereit mich hinter der Theke zu verkriechen und vor Scham zu sterben. Glücklicherweise wechselte er das Thema. Die nächsten fünfzehn Minuten brüteten wir über den Inspektionspapieren, während die Anziehung, die ich zu ihm verspürte, so offensichtlich wie die Dildos auf der Theke im Raum schwebte.

Am nächsten Morgen stand ich in aller Früh auf. Wenn man in Montana lebte, ging man nach draußen und genoss das gute Wetter, solange es gut war. Sogar im Juli. Besonders im Juli. Die Tage waren lang, der Himmel groß und es gab eine Menge zu tun, bevor es kalt wurde. Damit meinte ich nicht November, der für den Rest der Welt den Winteranfang bedeutete. Das hier war Bozeman. Der Sommer endete einen Tag nach dem Labor Day Anfang September. Es hatte auch schon mal im Juli geschneit. Wegen diesem kleinen Zeitfenster, in dem man Shorts und Flip-Flops tragen konnte, und den jederzeit drohenden Schneeflocken war ich an einem Samstag bereits um sieben auf den Beinen. Ich schaffte vor neun Uhr am Morgen mehr als das Militär. Nicht weil ich es wirklich tun wollte, sondern weil ich Kinder hatte.

Meine Jungs, Zach und Bobby, saßen in den Startlöchern. Da es ein Samstagmorgen war bedeutete das Garagenverkäufe. Für Kinder waren Garagenverkäufe ein ernsthaftes Geschäft. Spielzeug, das man haben musste, Bücher, die man finden konnte. Sogar kostenloses Zeug, das man absahnen konnte. Als Erwachsene liebte ich es, Dinge zu kaufen, von denen ich wusste, dass ich sie nicht brauchte. Letzte Woche hatte ich ein Schuhregal für meinen Schrank gekauft und einen Toaster für den aufklappbaren Camper. Für zwei Dollar konnte ich nun beim Campen in der Wildnis Toast genießen.

Wir saßen im Auto, ‘Kids Bop‘ dröhnte aus dem CD-Spieler. Ich hatte die interessanten Garagenverkäufe in den Kleinanzeigen des Bozeman Chronicle eingekreist, der offen auf dem Beifahrersitz neben mir lag, um uns zu unseren Schätzen zu führen. Der erste Halt des Morgens war das Pancake-Frühstück der freiwilligen Feuerwehr. Die Schnäppchenjagd konnte warten. Wenn wir zu einem Pancake-Frühstück gingen, musste ich nicht kochen – um sieben am Morgen, wer wollte das schon? – die Kinder konnten sich die Bäuche vollschlagen und ich konnte Kaffee trinken. Kaffee.

Ich bemerkte, dass mich die Jungs voll plapperten, weshalb ich eine schnulzige Version von Dynamite leiser drehte, um zuzuhören.

„Er ist so cool, Mom. Er ist ein Feuerwehrmann und er war Soldat und er sagte, wir können in seinem Garten spielen. Er ist mindestens zwei Meter groß. Seine Schneefräse ist größer als unsere. Sein Truck ist silbern und hat vier Türen“, schwärmte Zach in seinem Kindersitz auf der Rückbank.

„Er hat mir ein High Five gegeben, nachdem ich mit dem Fahrrad den Gehweg runtergefahren bin. Er heißt Mr. Strickland“, fügte Bobby hinzu. Ich spähte in den Rückspiegel und sah, wie er äußerst ernsthaft mit dem Kopf nickte.

Der Mann, von dem ich gehörte hatte, seit mich die Jungs aufgeweckt hatten, war Mr. Strickland, der neue Nachbar. Mr. Strickland tat dies, Mr. Strickland tat das. Der neue Superheld der Jungs hatte das Haus zwei Türen neben uns gekauft und war gerade erst eingezogen. Ich hatte ihn noch nicht kennengelernt, aber die Kinder offenbar schon. In meinem an Koffeinmangel leidendem Gehirn stellte ich mir einen fünfzigjährigen Mann mit einem Kopf grauer Haare vor, einem kleinen Bierbauch – er war Feuerwehrmann, also konnte er nicht zu groß sein – und, gemäß Zachs Beschreibung, der Größe eines Basketballspielers. Klasse. Er könnte sich als sehr nützlich erweisen, wenn mal wieder ein Ball in der Regenrinne stecken blieb.

„Der Colonel mag ihn sehr“, verkündete Zach.

Nun, dann war ja alles klar. Wenn der Colonel seine Zustimmung gab, dann musste der Mann in Ordnung sein, trotz seiner gigantischen Größe. Der Colonel hieß in Wahrheit William Reinhoff, aber jeder, der ihn kannte, also die gesamte Stadt, nannte ihn Colonel. Er hatte sich den Titel im Vietnam Krieg verdient und er war hängen geblieben. Mit seinem schroffen und mürrischem Äußeren und dem Kern, der so weich war wie ein über dem Lagefeuer gebratener Marshmallow, war er einer meiner Lieblingsmenschen. Das Haus des Colonels wurde von Mr. Stricklands und meinem eingerahmt. Er war unser Nachbar von nebenan, Pseudovater, enger Freund, gelegentlich Babysitter und führte eine Fernbeziehung mit meiner Mutter. Die Kinder hatten Mr. Strickland offenbar mit dem Colonel getroffen, während ich gestern arbeiten war und der Mann hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ansonsten würde der Colonel den Kindern auf keinen Fall erlauben, den Mann bei seinem Namen zu nennen. Er war viel zu Old School für so etwas.

Ich fuhr auf den Erdparkplatz der Feuerwehrstation, parkte und drehte mich zu den Kindern um. Sie saßen mit dem Dollarschein in den Fäusten, den ich ihnen gegeben hatte, damit sie ihn für Krimskrams bei den Garagenverkäufen ausgeben konnten, in ihren Kindersitzen. Mit seinen sieben Jahren war Zach so dünn wie eine Bohnenstange, hatte knubbelige Knie und Grübchen. Mit seinen blonden Haaren und hellen Augen sah er aus wie ich. Niemand war sich sicher, woher Bobby seine schwarzen Haare und dunklen Augen hatte, da er sie mit Sicherheit weder von mir noch von seinem Vater hatte. Manche Leute scherzten, er könnte das Kind des Fed Ex Mannes sein, aber ich fand den Witz nicht so witzig. Mein Ehemann war fremdgegangen, nicht ich.

„Nehmt nur so viel, wie ihr essen könnt, gute Manieren und steckt euren Dollarschein in eure Taschen, damit ihr ihn nicht verliert“, ermahnte ich sie.

Die Kinder nickten begeistert mit den Köpfen. Garagenverkäufe und Pancakes. Konnte das Leben noch besser werden?

Die Sonne schien warm in mein Gesicht. Sie war gerade über den Bergen aufgetaucht, obwohl es bereits seit fast zwei Stunden hell war. „Lasst eure Pullis im Auto. Draußen wird es warm sein.“ Ich zog meine Fließjacke aus und warf sie auf den Beifahrersitz. Es war zwar Sommer, aber nachts sanken die Temperaturen immer noch auf vier Grad.

Das Frühstück fand in der Halle der Feuerwehrstation statt. Eine große Fläche, Betonboden und Wände aus grauem Blech. Zwei Feuerwehrautos parkten vor dem Eingang, neben denen zwei freiwillige Feuerwehrmänner standen und die Kinder beobachteten, die um sie herum hüpften. Meine zwei sahen sehnsüchtig zu den Fahrzeugen, aber wussten, dass sie erst auf Erkundungstour gehen durften, wenn sie gegessen hatten. Drinnen roch es nach Speck und Kaffee. Zwei meiner liebsten Dinge. Ich holte Pappteller sowie Plastikbesteck und reihte mich in die Warteschlange für das Essen ein.

„Da ist Jack aus der Schule“, sagte Zach, während er an meinem Arm zupfte und deutete. Ich winkte Jack und seinen Eltern, die sich bereits an einem der langen Tische über ihre Pancakes hermachten. Egal wohin man in Bozeman ging, man traf immer jemanden, den man kannte. Es war unvermeidbar. Selbst ein Siebenjähriger wie Zach fühlte sich populär. Manchmal war es nett, dieses Gemeinschaftsgefühl, aber ich hatte mich auch schon mal im Einkaufsladen hinter einem Regal versteckt, um jemandem aus dem Weg zu gehen und ein Gespräch zu vermeiden. Wer machte das nicht ab und zu? Damals war es mein Zahnarzt gewesen und ich war nicht übermäßig interessiert daran gewesen, über meine Zahnseidennutzung befragt zu werden.

Da ich im Goldilocks arbeitete, dem einzigen Erotikshop der Gegend – für den nächsten musste man bis nach Billings fahren – hatte ich eine Menge Kunden. Einheimische Kunden. Manchmal war es schwer, mit jemandem an der Wurstabteilung Smalltalk zu betreiben, wenn man ihn eigentlich nur von dem einen Mal kannte, bei dem er in den Laden gekommen war und Brustwarzenklemmen für das liebe Frauchen gekauft hatte. Daher griff ich ab und zu auf das Verstecken in Läden zurück. Ich kannte und bewahrte viele Geheimnisse und mit den Jahren hatte mir die allgemeine Bevölkerung zu vertrauen gelernt.

Wir näherten uns dem ersten Frühstücksangebot. Bei dem Wort ‘Eier‘ streckten die Jungs ihre Teller sofort aus. Ich beobachtete, wie sie ihre Teller beluden und weiter zu den Hash Browns gingen, die sie mit einem höflichen „Nein, danke“ übersprangen. Ich klopfte mir gedanklich selbst auf die Schulter für ihre guten Manieren. Sie konnten miteinander streiten wie die Kesselflicker, aber sie waren fast immer höflich zu Fremden, die Essen anboten.

„Mom! Da ist Mr. Strickland!“, schrie Zach in fast voller Lautstärke.

„Hi, Mr. Strickland!“, meldete sich nun auch Bobby zu Wort.

Ich suchte in der Menge an den Tischen und dem Essensbuffet nach dem Mr. Strickland, den ich mir in meiner Fantasie ausgemalt hatte. Wo war der fünfzigjährige Mann? Der Bierbauch? Zach streckte seinen Teller aus, damit er Pancakes bekam.

„Hey, Champ!“, begrüßte der Pancake-Mann Zach.

Mein Herz sprang mir in die Kehle und mir brach der Schweiß aus allen Poren.

„Heilige Scheiße“, sagte ich.

Der Pancake-Mann war nicht fünfzig. Nicht einmal vierzig. Er hatte bestimmt keinen Bierbauch. Nur einen unglaublich flachen Bauch unter dem marineblauen T-Shirt der Feuerwehrstation. Fest. Heiß. Zach hatte mit Mr. Stricklands Größe nicht übertrieben. Er war groß. Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können, die äußerst hübsch waren. Mit meinen eins siebzig gefiel mir ein Mann mit einer gewissen Höhe.

Der Feuerwehrmann entzündete auf jeden Fall mein Feuer.

„Heilige Scheiße?“, wiederholte der Pancake-Mann, auch bekannt als Mr. Strickland.

Nervös versuchte ich zu lächeln, aber es war mir schrecklich peinlich. Nicht weil ich Heilige Scheiße gesagt hatte. Das war mir einfach so rausgerutscht. Mir hätte wahrscheinlich etwas besser einfallen können, aber Heilige Scheiße, er war der Feuerwehrmann, der wegen der Inspektion in den Laden gekommen war. Der mit dem Mordsding. Der, der –

„Ich kenne dich“, meinte Ty lächelnd. Verdammt. Seine Zähne waren gerade und perfekt. Ich spürte, wie mein Blutdruck in die Höhe schnellte. Kein Speck zum Frühstück für mich oder ich könnte auf der Stelle eine Embolie erleiden. „Du bist Jane aus dem Goldilocks.“

Sein Lächeln dehnte sich zu einem ausgewachsenen Grinsen. Ja, er erinnerte sich an mich und die Ansammlung an Dildos.

„Du kennst Mom von der Arbeit?“, fragte Bobby und beäugte uns beide neugierig. Sein Teller war voll beladen mit Essen und er brauchte beide Hände, um ihn tragen zu können. „Mom sagt, ihre Arbeit ist für Erwachsene.“

Ty nickte und sah Bobby in die Augen. „Ich musste die Sprinkleranlage inspizieren und mich vergewissern, dass es in dem Laden Feuerlöscher gibt. Ich habe auch gearbeitet.“

„Jungs, nehmt eure Teller und sucht euch einen Sitzplatz.“ Ich deutete mit dem Kopf zu den Tischen. „Ich bin gleich da.“

„Sitzt du auch zu uns, Mr. Strickland?“, fragte Zach hoffnungsvoll.

„Warum nennt ihr zwei mich nicht einfach Ty, okay?“

Die Jungs nickten eifrig mit den Köpfen.

„Gebt mir fünf Minuten, das hier zu beenden und dann komme ich zu euch“, antwortete Ty, wobei er seine metallene Greifzange hochhielt, um zu beweisen, dass er eine wichtige Aufgabe hatte. Die Kinder eilten davon, um ihr Essen zu verschlingen. Ty beobachtete, wie die Jungs davonliefen und wandte sich dann mir zu. Grinste noch breiter.

„Ich habe gestern in dem Laden sehr viel von dir gelernt“, sagte Ty. Er schien sich unglaublich zu amüsieren. Ich hingegen weniger. Mr. Groß, Hell und Gutaussehend…flirtete mit mir.

In der Pancake-Schlange stehend, überdachte ich schnell mein Aussehen. Es war noch nicht ganz acht Uhr am Morgen, also befand ich mich nicht in meinem besten Zustand. An einem guten Tag oder zumindest später am Morgen würde ich mich gerne als hübscher als der Durchschnitt betrachten. Ich bin überdurchschnittlich groß, habe überdurchschnittlich lange lockige, dunkelblonde Haare, überdurchschnittlich große Brüste und bin leichter als der Durchschnitt. Für den Gewichtsteil konnte ich meiner Mutter danken. Wie sie kann ich essen, was ich will und nehme trotzdem kein Gramm zu. Meine beste Freundin Kelly hasste mich dafür, aber was konnte ich dafür? Sie sollte stattdessen meine Mutter hassen.

Die Kehrseite des Schlankseins war, dass ich keine Waden hatte. Gar keine. Von meinen knubbeligen Knien zu meinen Füßen gab es nur eine gerade Linie. Ich könnte bis zum Umfallen joggen und es würden sich trotzdem keine Waden formen. Zumindest hatte Kelly Waden. Der Rest, einschließlich der Waden, war einfach Pech oder Glück in der Genetik-Lotterie.

Natürlich hatte ich mich heute Morgen nicht so schick gemacht, wie ich sollte oder wie Kelly behauptete, dass ich es tun sollte. Ich war das, was man eine wartungsarme Frau nannte. Ich hatte nicht einmal eine Dose Haarspray in meinem Haus.

Ich ging die essenziellen Dinge in Gedanken durch. Haare, Atem, BH, Reißverschluss. Zumindest hatte ich meine Zähne geputzt, aber meine Haare waren zu einem schlampigen Pferdeschwanz zurückgebunden, aus dem wahrscheinlich Locken in alle Richtungen abstanden. Ich trug Shorts – der Reißverschluss war geschlossen, ein altes ‘Sweet Pea Festival‘-T-Shirt und Flip-Flops. Kein Makeup. Es hätte nicht viel schlimmer sein können, außer ich hätte beschlossen, auf den BH zu verzichten. Was, da ich eine 34D war, wirklich schlimm gewesen wäre.

Ich sah grässlich aus! Kelly würde leugnen, mich zu kennen, wenn sie jetzt durch die Tür treten würde.

Dann fiel mir ein, dass Ty mein neuer Nachbar war. Egal, wie sehr ich mich jetzt vor ihm verstecken wollte, ich würde es nicht ewig tun können.

Was könnte der Kerl schon von mir denken, außer dass ich eine absolute Schlamperin war, die sich mit Dildos auskannte? Was hatte ich gestern angehabt? Es war egal. Er war wahrscheinlich viel zu geblendet von den Sexspielzeugen gewesen, um meine Kleidung überhaupt wahrzunehmen. Ich fühlte mich wie ein Freak. Und dennoch flirtete er mit mir.

„Das ist einer dieser peinlichen Momente im Leben.“ Ich zeigte mit dem Finger auf ihn. Heiß oder nicht, ich war gerade extrem schlecht gelaunt. Wie konnte er es wagen, mit mir zu flirten, wenn ich völlig unvorbereitet war! „Du musst mir ein Geheimnis über dich verraten, damit wir quitt sind.“

Ein Mundwinkel verzog sich nach oben zu einem Grinsen. „Klingt fair.“ Er beugte sich über den Stapel Pancakes zu mir, sah nach links und rechts und flüsterte, sodass nur ich ihn hören konnte: „Ich kann durchaus die Vorteile des Silikondildos, über den du gestern geredet hast, erkennen, sogar die des Dildos, dessen Spitze rotiert.“ Er kreiste mit dem Finger in der Luft, um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, dann sah er mir direkt in die Augen. „Aber ich mag eine Frau, die sich das Echte schnappt.“

War das Dampf, der von den Pancakes, über die ich mich beugte, aufstieg oder war ich gerade in Schweiß ausgebrochen?

Ty benötigte fünf Minuten, um sich von den Pancakes und der Greifzange zu trennen und sich mir und Zach gegenüber an den Tisch zu setzen mit Bobby zu seiner Rechten. Sein Grinsen hatte er nicht zurückgelassen.

„Wenn wir hier fertig sind, gehen wir zu den Garagenverkäufen“, erzählte Bobby Ty mit einem Mund voller Ei.

„Ja, wir dürfen beide einen ganzen Dollar ausgeben“, fügte Zach hinzu. Ein Stück Pancake fiel aus seinem Mund und landete mit einem ‘Plopp‘ wieder in dem Sirup auf seinem Teller.

„Mit dem vollen Mund spricht man nicht“, murrte ich.

„Klingt spaßig. Vergesst nicht, mir später eure Ausbeute zu zeigen“, erklärte Ty den beiden.

Die Jungs nickten zur Antwort mit fest verschlossenen Lippen, während sie kauten.

„Isst du nichts?“, fragte er mich.

Ich nahm einen Schluck von dem himmlischen Kaffee. „Doch, das werde ich noch.“

Er hob eine Augenbraue, aber machte keinen Kommentar dazu.

Smalltalk. Ich musste Smalltalk betreiben. Die Kinder konnten es. Vergiss die Vergangenheit. Die Dildos. Zerzausten Haare. Es ging nur um die Zukunft. Er war mein Nachbar und ich würde irgendwann meine Scham überwinden müssen. „Ich…ich wusste nicht, dass du zu der freiwilligen Feuerwehr gehörst.“

Ty schüttelte seinen Kopf. „Das tue ich nicht. Ich arbeite in der Stadt für die Bozeman Feuerwehr. Station Eins an der Rouse Street. Das hier, der südliche Teil der Stadt, wird von den Freiwilligen betreut. Ich bin mit Leuten der Station befreundet und habe meine Hilfe für das Frühstück heute Morgen angeboten.“

Also war es ein Kleinstadtzufall, dass ich ihm über den Weg gelaufen war. Gleich am Morgen, während ich furchtbar aussah. Es wäre besser gelaufen, wenn ich mich ein bisschen zurecht gemacht und ihm Brownies rübergebracht hätte, um ihn in der Nachbarschaft willkommen zu heißen. Der einzige Vorteil, so auf ihn zu treffen, lag darin, dass ich nicht backen musste.

„Wie steht’s mit dir? Ist das Goldilocks dein Laden?“

„Du musst neu in der Stadt sein.“ Ich streckte meine Hand aus und schnappte mir Bobbys O-Saftbecher, bevor er umfiel, und schob ihn zur Seite.

„Ja, aufgewachsen in Montana, aber neu in Bozeman. Ich war einige Jahre beim Militär und hab beschlossen, mich in der Nähe von Zuhause niederzulassen. Hab das Haus die Straße runter von dir gekauft.“

„Goldilocks gehört Goldie, meiner Schwiegermutter. Es ist ihr Laden. Jeder kennt Goldie. Sie ist berühmt in dieser Gegend. Du wirst wissen, was ich meine, wenn du sie kennenlernst. Sie ist ein Kaliber für sich. Ich arbeite nur dort, um ihr auszuhelfen, seit mein Mann gestorben ist.“

Ty hatte einen Gesichtsausdruck aufgesetzt, den ich nicht lesen konnte. Mitleid, Trauer, Sodbrennen. Es hätte alles Mögliche sein können.

„Mein Vater starb in einem Hamburger“, erzählte Bobby Ty.

Jetzt sah Ty einfach nur noch verwirrt aus. Er runzelte die Stirn und schaute mich an, als wären wir alle verrückt.

„Seid ihr fertig?“, fragte ich die Jungs grinsend, da es mich freute, den Mann sprachlos zu sehen. „Ihr könnt euch die Feuerwehrautos anschauen, wenn ihr wollt.“

Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Sie sprangen schneller von ihren Stühlen als ein Jäger zu Beginn der Jagdsaison. Ich zog Bobbys Teller vor mich und machte mich über die Pancakes und Eier her, die auf seinem Teller übrig waren.

Ty räusperte sich. „Dein Ehemann starb in einem…“

„Hamburg“, antwortete ich und lachte dann. „In Deutschland. Ein Blutgerinnsel, das in seine Lunge gewandert ist, angeblich vom Fliegen.“

Hier hörte ich normalerweise auf, wenn ich über Nates Tod sprach. Pikanter Klatsch war nichts, mit dem ich etwas zu tun haben wollte. Aber als ich Ty musterte, beschloss ich, auch den Rest zu erzählen. Warum nicht? Was könnte es schon schaden? Der Mann dachte ohnehin schon, dass ich zu den Looney Tunes gehörte. Aus irgendeinem Grund wollte ich, dass er die Wahrheit kannte. Die Details. „Er war geschäftlich dort – und zum Vergnügen. Er starb im Bett mit einer anderen Frau“, ich holte tief Luft, „und einem anderen Mann.“

„Heilige Scheiße“, murmelte er, sein Mund hing leicht auf. Ich konnte seine geraden weißen Zähne sehen.

Ich erhielt eine Menge Mitleidsbekundungen und unangenehmes Beileid, wenn die Leute hörten, dass Nate gestorben war, vor allem da ich noch nicht so alt war. Nur einige wenige wussten von seinen außerehelichen Aktivitäten und dass er mich betrogen hatte. Ich war nicht nur eine Witwe, sondern mein Mann hatte mich auch noch betrogen, bevor er beschloss einfach zu sterben.

Ich war schon lange darüber – und ihn – hinweg gewesen, als ich den Anruf erhalten hatte. Ich hatte ihn selbst ein oder zwei Mal umbringen wollen, weil er fremdgegangen war, also fand ich es ironisch, dass er dabei gestorben war. Aber wegen ihm arbeitete ich immer noch an meinem Selbstwertgefühl, selbst Jahre später.

Ty beugte sich nach vorne und stützte seine Ellbogen auf den Tisch. Als er sie mit klebrigem Sirup bedeckt wieder zurückzog, griff er nach einer Serviette und rieb über seinen Arm. Unser Vorgänger musste beim Essen am Tisch ziemlich gekleckert haben. „Wusstest du von ihr – ihnen, seiner…meine Güte…du weißt schon, davor?“

Die Hupe des Feuerwehrautos, die wahrscheinlich eines der lautesten Geräusche des gesamten Bezirks war, erschütterte den Saal. Jeder im Radius einer Meile musste es gehört haben. Diejenigen, die hier in der Halle saßen, konnten sich glücklich schätzen, wenn sie sich ihren Kaffee nicht auf den Schoß gekippt hatten. Und taub geworden waren. Babys schrien, alte Leute legten ihre Hände auf die Brust und prüften, ob sie einen Herzinfarkt erlitten hatten. Ich sah, dass mir Zach mit einem schuldbewussten Gesichtsausdruck vom Fahrersitz des Feuerwehrautos zu winkte. Ich winkte zurück. „Lange Geschichte. Ich muss los, bevor sie ihn noch verhaften. Willkommen in der Nachbarschaft.“

2

Um sieben stand die Sonne immer noch hoch am Himmel und ich sank tiefer in meinen Stuhl, der von dem Sonnenschirm geschützt wurde. Die Überbleibsel des Abendessens waren vor mir auf dem Teakholztisch verstreut. Teller, Servietten und Besteck lagen kreuz und quer herum, Maiskolben lagen abgeknabbert dazwischen, das gegrillte Hühnchen gehörte der Vergangenheit an. Das Aroma glühender Kohlen hing noch in der Luft. Ich sackte zusammen und lehnte meinen Kopf bequem an die hohe Holzlehne. Entspannte mich mit einem vollen Bauch. Fix und fertig. Meine Nasenspitze war warm und brannte ein bisschen, wahrscheinlich ein Sonnenbrand.

Es war ein langer Tag gewesen. Nach dem Frühstückfiasko in der Feuerwehrstation hatten wir sechs Garagenverkäufe besucht. Anschließend waren wir auf Pete’s Hill gewandert und hatten zum Mittagessen gepicknickt. Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwichs mit Aussicht. Ich liebte diesen Wanderweg, weil er direkt in der Innenstadt begann, aber zu einem Bergrücken führte, der eine fantastische Aussicht bot, vor allem bei Sonnenuntergang. Bozeman lag in einem Tal, das von drei Seiten von Bergen eingekesselt wurde. Die Gallatins, Spanish Peaks und Tobacco Roots. Ein wunderbarer Fernblick in alle Richtungen. Die Kinder mochten ihn, weil wir von unserer Lieblingsbank aus das Dach unseres Hauses sehen konnten.

Von der Terrasse aus beobachtete ich die Jungs, die im Garten in ihren Halloweenkostümen vom Vorjahr spielten. Zack, der als Sturmtruppler verkleidet war, hing an einem Schwungseil und tat so, als sei er ein futuristischer Tarzan oder Pirat. Bobby trug seinen Spiderman-Anzug mit Zachs Sturmtruppler-Maske. Ihnen musste in ihren Polyesterklamotten heiß sein und wahrscheinlich schwitzten sie auch.

Bobby grub mit einer Gartenschaufel im Sandkasten und tat so, als wäre er Indiana Jones, der nach verlorenen Schätzen suchte. Wie er durch die kleinen Augenlöcher der Maske etwas sehen konnte, überstieg meine Vorstellungskraft. Meine Kinder waren nicht besessen von einer der Actionfiguren, den Badehandtüchern und Vesperdosen, die auf ihren Betten verteilt herumlagen. Sie mochten alles Mögliche. Sie diskriminierten nicht.

Neben Bobby stand in einem schiefen Winkel der Gartenzwerg, den er mit seinem Dollar auf dem zweiten Garagenverkauf gekauft hatte. Er trug einen kleinen blauen Mantel, einen roten Spitzhut und hatte einen weißen Bart. War ungefähr dreißig Zentimeter groß. Er lächelte eins von diesen gruseligen Lächeln mit geschlossenen Lippen. Zach hatte sich auch einen Zwerg gekauft. Seiner war jedoch anders, roter Mantel und blauer Hut. Der gleiche weiße Bart. Seiner saß in seinem eigenen Gartenstuhl mit mir am Tisch. Zach hatte darauf bestanden, dass er sich uns für das Abendessen anschloss. Wenn ich mich in meinem Stuhl zurücklehnte, lagen die Knopfaugen nicht auf mir. Glücklicherweise hatte es bei dem Verkauf zwei Zwerge gegeben, denn einer allein hätte einen wahren Krieg ausgelöst. Ich konnte eine Gartenfigur aus Keramik schließlich nicht wie einen Brownie oder Keks in der Mitte teilen. Da jeder einen Dollar gekostet hatte, waren die Kinder glücklich, was wiederum mich glücklich machte. Das Leben war gut.

„Arr, runter mit deinem Blaster!“, schrie Zach, während er durch die Luft sauste. Das Schwungseil hing von der Esche, die dem Garten Schatten spendete. Der Zaun zwischen dem Haus des Colonels und meinem war hüfthoch, sodass Zach daran hochkletterte und sich von dort auf das Seil stürzte. Obwohl die Häuser nicht auf kleine Grundstücke gepfercht worden waren – meines war über ein Viertel Acre groß – konnte ich nachts von meiner Position auf der Terrasse in das Wohnzimmer des Colonels schauen. Er konnte ebenfalls in mein Haus sehen, allerdings sah er die Fensterreihe meiner Küche. Vielleicht war das der Grund, warum er so oft zum Abendessen vorbeikam. Er konnte sehen, was ich kochte.

Wir lebten auf der südlichen Seite Bozemans, zehn Blöcke entfernt von der Hauptstraße. Jedes Haus war anders, manche waren noch originale Bergbauhütten aus den Anfängen der Stadt, andere waren Farmhäuser aus den Sechzigern. Meines fiel in die letzte Kategorie. Es war ein einstöckiges Mid-Century Modern Haus mit einem Flachdach und einer Menge Charakter. Einem typisch schäbigen Keller. Einer Verkleidung aus Rotholz, die in einem dunklen Grau-Grün gestrichen und mit einem schwarzen Rand versehen worden war. Tiefhängende Dachvorsprünge verliehen dem Haus Ähnlichkeit mit Werken von Frank Lloyd Wright. Was es so besonders machte, waren die Fenster, die vom Boden zur Decke und von Wand zu Wand reichten. Das Wohnzimmer, die Küche, das Esszimmer und das Master Schlafzimmer hatten alle Wände aus Glas, die die Außenwelt zum Teil des Hauses werden ließen. Unglücklicherweise ermöglichten die riesigen Fenster auch, dass alle reinschauen konnten. Nachbarn, Spanner. Sie diskriminierten auch nicht.

Ich liebte mein Haus. Es hatte Nate gehört, bevor wir geheiratet hatten, davor seinen Eltern und davor Goldies Eltern. Nates Großvater hatte es ’59 nagelneu gekauft und es Goldie und Paul, ihrem Mann, in den späten Sechzigern als Hochzeitsgeschenk übergeben. Ich wäre mit Porzellan oder einem Fondue-Set als Geschenk völlig zufrieden gewesen. Aber das Haus an die nächste Generation weiterzugeben, war zu einer Tradition geworden. Nate hatte, als der egoistische Mistkerl, der er nun mal war, ein kostenloses Mittagessen nicht abgelehnt. Oder ein kostenloses Haus.

Als Nate gestorben war, hatte ich gedacht, ich würde das Haus Goldie und Paul zurückgeben und ausziehen. Etwas Kleineres nur für mich und die Jungs suchen. Sie waren damals praktisch noch Babys gewesen. Bobby war tatsächlich eines gewesen. Aber Goldie hatte darauf bestanden, dass das Haus mir gehörte. Ich hätte es mir mehr als verdient, hatte sie gesagt. Sie hatte ihren Sohn geliebt und vermisste ihn nach wie vor, aber sie wusste, was mir Nate angetan hatte. Außerdem behauptete sie, dass das Haus für sie und Paul zu groß sei.

Und so war ich geblieben und das Haus gehörte jetzt mir. Aber drei Generationen an Wests hatten dem Haus ihren Stempel aufgedrückt. Ich hatte immer Hemmungen gehabt, daran etwas zu ändern, aber ich musste zugeben, dass ich so langsam die Nase voll hatte von Nates zusammengewürfelten gebrauchten Möbeln. Er war vor Jahren gestorben, also war es vielleicht an der Zeit, auch seine Möbel zu verabschieden. Diesen Winter, schwor ich mir.

Ein großes Haus mit großen Fenstern brachte jedoch eine kolossale Heizrechnung mit sich. Die Fenster bestanden aus einer Glasscheibe, was für die Winter in Montana nicht die beste Wahl war. Oder für kleine Jungs, die anstrebten es in die Baseball-Liga zu schaffen.

Das Haus des Colonels war nicht ganz so altmodisch wie meines. Es war ebenfalls ein Farmhaus, aber damit endeten auch schon die Ähnlichkeiten. Es war breit und gedrungen, hatte ein flaches Satteldach, eine weiße Verkleidung mit Backsteinakzenten und kam ohne jeglichen Schnickschnack aus. Er hatte einen makellosen Garten mit den allerschönsten Blumenbeten, um den Pepp hinzuzufügen, an dem es dem Haus mangelte.

Tys Haus war zur gleichen Zeit wie das des Colonels gebaut worden, aber hatte eine Holzverkleidung, die in einem matschbraun gestrichen worden war, und eine leuchtend orange Eingangstür. Er hatte das Haus aus Mr. Kowalcheks Nachlass gekauft, der mit siebenundneunzig Jahren gestorben war. Der Verstorbene war der ursprüngliche Eigentümer gewesen und der Mann hatte seit dem Tag seines Einzugs nichts an dem Haus gemacht. Das Bad war wahrscheinlich avocadogrün. Ich konnte Ty vor mir sehen, wie er seine Tage mit der Modernisierung und Renovierung des Hauses verbrachte, was so lange dauern könnten wie seine Hypothek.

„Was treibt Mom heute?“, fragte ich den Colonel. Er aß oft mit uns zu Abend und heute Abend hatte er zum Dessert Wackelpudding mitgebracht. Das war seine Spezialität. Ich persönlich liebte einen guten Wackelpudding, solange er kein seltsames Gemüse oder Nüsse enthielt, die ihn ruinierten. Heute war er in einer Springform und setzte sich aus vier verschiedenen Farben zusammen. Sehr beeindruckend.

„Golf“, brummelte der Colonel. „Keine Ahnung, wie die Frau in dieser Hitze spielen kann. Dort unten ist es wie in einem Backofen. Stundenlang einem kleinen Ball hinterher zu jagen, klang schon immer dämlich für mich.“

Eine Eigenschaft des Colonels war, dass er kein Blatt vor den Mund nahm. Man wusste immer, woran man bei ihm war. Mit seinen fünfundsechzig Jahren hatte er einen Kopf voller grauer Haare. Topfschnitt. Seine Haare hatten zu große Angst vor ihm, um auszufallen. Er trug saubere Khakis und ein weißes Button-Down-Hemd, seine übliche Uniform. Manchmal trug er Shorts, aber das waren lediglich seine alten Khakis denen die Beine abgeschnitten worden waren.

„Für sie ist es kein Backofen. Sie behauptet, Savannah sei im Juli so ‘weich wie eine Babydecke‘.“ Ich war der Meinung, dass Savannah in Georgia im Juli ein Backofen war. Mit der Heizung auf der höchsten Stufe, geschlossenen Fenstern und einer Heizdecke obendrauf. Und einer Sauna. Man durfte schließlich nicht die Luftfeuchtigkeit vergessen. „Sie denkt, Golf beruhigt.“

Der Colonel brummte missbilligend. „Wenn die Frau noch ruhiger wird, ist sie tot.“

„Mommy, ich hab ein Urzeit-Auto gefunden, das Dinosaurier gejagt hat!“, schrie Bobby aus dem Sandkasten. Seine Maske hatte er sich auf die dunklen Haare geschoben. In den Händen hielt er ein Matchboxauto, das er zu Beginn des Sommers auf einer Geburtstagsfeier als Gastgeschenk erhalten hatte. Ich hob meine Augenbrauen und täuschte Interesse vor. Zufrieden mit meiner Aufmerksamkeit schob er sich die Maske übers Gesicht und machte sich wieder ans Graben.

„Wann kommt sie wieder?“ Es mochte seltsam wirken, dass ich den Colonel nach dem Kommen und Gehen meiner eigenen Mutter fragte, aber sie redete mit dem Colonel zehnmal öfter als mit mir. Nicht, dass sie mich nicht liebte. Aber sie liebte den Colonel. Und zweitausend Meilen voneinander entfernt zu leben, machte diese Liebe nur noch stärker.

„Ende August, wenn die Schule anfängt. Sie will für die erste Woche hier sein.“

Passte für mich. Ich mochte meine Mutter. Wir verstanden uns gut und wenn sie in die Stadt kam, war es immer toll. Sie kümmerte sich um die kleinen Dinge, die mit Kindern so anfielen. Baden, Vorlesen, Vesperboxen. Es war schön, sich ausnahmsweise einmal umsorgen zu lassen. Eine Mutterhenne, die ihre Küken bemutterte. Die Wäsche machte sie nicht, aber das konnte ich übernehmen.

Zach kam angerannt und schnappte sich seinen Zwerg. „Kann ich Ty meinen George zeigen? Er hat heute Morgen gesagt, dass er unsere Beute sehen will.“

Mein Mund klappte auf, aber ich schloss ihn, bevor ich loslachte. Tatsächlich war ich mir nicht sicher, worüber ich zuerst lachen sollte: sein Kostüm, seinen Zwerg oder seine Piratensprache. „George? Du hast deinem Zwerg einen Namen gegeben?“

Zach nickte. „Sicher, jeder braucht einen Namen.“

Mir war nicht bewusst gewesen, dass jeder auch eine Gartenfigur aus Keramik miteinschloss, aber ich würde Zach nicht den Spaß verderben. „Sicher. Geh nicht durch die Tür an der Straße. Nimm die Abkürzung durch den Garten vom Colonel, um zu Ty zu gehen.“

Zach sauste davon wie ein geölter Blitz. Bobby, dem dämmerte, wohin sein Bruder rannte, eilte ihm mit seinem Zwerg – welchen Namen auch immer er hatte – in der Hand hinterher.