Mörderisches Verlangen - Alia Cruz - E-Book

Mörderisches Verlangen E-Book

Alia Cruz

4,5

Beschreibung

Auf einem Gestüt begegnet Rebecca dem attraktiven, doch verschlossenen Trainer Marc. Gleichzeitig trifft ihre Freundin Kathrin auf den bekannten Künstler und Rennpferdebesitzer Robert Eagle und beginnt Hals über Kopf eine leidenschaftliche Affäre mit ihm. Während Rebecca unterdessen hin und her gerissen ist zwischen Marcs erotischer Anziehung und seiner ablehnenden Haltung, beginnt sie, den seltsamen Vorfällen in dem Gestüt nachzuforschen und ahnt nicht in welche gefährlichen Machenschaften sie damit gerät. Jeder auf dem Anwesen scheint etwas zu verbergen. Auch Marc umgibt ein düsteres Geheimnis. Als die Ereignisse lebensgefährlich werden, muss Rebecca für ihre Freundin und um die Liebe ihres Lebens kämpfen.

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Mörderisches Verlangen

Alia Cruz

Copyright © 2013 Sieben Verlag, 64354 Reinheim

Umschlaggestaltung: © Andrea Gunschera

ISBN-Taschenbuch: 978-3-864431-41-8

ISBN-eBook-PDF: 978-3-864431-42-5

ISBN-eBook-epub: 978-3-864431-43-2

www.sieben-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

Die Autorin

Shadow Force 01: Raven

1

R

ebecca drehte sich vor dem Spiegel in der kleinen Boutique. Seufzend ließ sie die Schultern hängen. Ein Blick auf ihre Armbanduhr sagte ihr, dass es kurz vor Ladenschluss war und sie hatte immer noch kein Kleid für die Singleparty gefunden. Was bei ihrer Größe immer ein schwieriges Unterfangen war. Die Kleider waren einfach nicht für einsachtzig große Frauen gemacht. Sie versuchte, ihre kurzen braunen Haare zu glätten, die durch das ständige Anprobieren ganz zerzaust waren.

Sie hörte Schritte hinter sich. Genervt drehte sie sich um und hatte schon den passenden Spruch auf den Lippen, um die Verkäuferin wegzuschicken, aber sie konnte sich gerade noch stoppen. Es war nicht die Verkäuferin, sondern ein Mann im Nadelstreifenanzug.

„Kann ich Ihnen helfen?“

„Ich glaube, ich gebe die Suche auf.“ Rebecca hatte das Namensschild an seinem Anzug bemerkt, also arbeitete er auch in der Boutique. Gesehen hatte sie ihn in dem kleinen Laden aber noch nicht, so ein Mann wäre ihr aufgefallen. Sie seufzte erneut, dieses Mal nicht wegen der Kleidersuche, sondern wegen Gregor. So hieß er laut Schild auf seinem Anzug. So stellte sie sich ihren Traummann vor. Groß, schlank, mit einem umwerfenden Lächeln und dunklen Haaren. Rebecca merkte, dass sie ihn zu lange anstarrte. Er hatte die Augenbrauen ein wenig nach oben gezogen, lächelte aber immer noch. Das ließ ihn jünger aussehen. Sie straffte die Schultern. Für einen Flirt war keine Zeit. Sie brauchte dringend ein Kleid und überhaupt waren Männer derzeit in ihrem Leben nicht eingeplant. Zu viel Arbeit. Die Karriere hatte Vorrang. Immer.

„Wie wäre es mit einem Glas Sekt?“, fragte er.

„Ich … ja warum nicht.“

Mit dem roten und ihrer Meinung nach viel zu kurzen Fummel folgte sie ihm nach vorn. Die Verkäuferin war nicht mehr da. Wahrscheinlich hatte sie Feierabend gemacht. Sie war also mit Gregor allein. Im Verkaufsraum stand eine gemütliche Sitzecke und Rebecca nahm darauf Platz. Gregor verschwand hinter einer Tür mit der Aufschrift „Privat“ und war kurze Zeit später mit zwei Gläsern Sekt wieder da. Das Sakko hatte er ausgezogen.

„Es tut mir leid, dass ich Sie aufhalte, Sie wollen sicher den Laden schließen.“ Er schien zwar nicht der Typ zu sein, der sich von einer Kundin zu Überstunden drängen ließ und schließlich hatte er ihr den Sekt angeboten, aber Rebecca wollte höflich sein. So war sie immer. Höflich und distanziert. Ihr selbst kam es zwar nicht so vor, aber ihre Freundin Kathrin hatte oft genug darauf hingewiesen. Erst vor ein paar Tagen, als sie sich entschlossen hatten, auf diese Singleparty zu gehen. Kathrins Worte hallten jetzt noch in ihren Ohren: „Du musst mal ein bisschen auftauen, immer nur Versicherungen vermitteln kann doch nicht dein ganzer Lebensinhalt sein. Fang an, mal ein bisschen Spaß zu haben!“

Aber sie hatte Spaß. Ihr Job bereitete ihr Freude. Sie verdiente verdammt gutes Geld, hatte ein schönes Häuschen und ihr Traumauto, den Porsche Boxster, vor der Tür. Was wollte sie mehr?

„Da ich der Inhaber des Ladens bin, habe ich bereits geschlossen.“ Gregor lächelte sie erneutunwiderstehlich an.

„Oh.“

„Keine Angst, du kannst jederzeit gehen, ich dachte nur, dass du vielleicht einen Sekt vertragen könntest und du siehst so nachdenklich aus. Ich kann gut zuhören.“

Kein direkter Annäherungsversuch. Er war einfach nur umwerfend nett. Warum sollte sie ihm nicht vertrauen? Rebecca nahm einen großen Schluck Sekt und entspannte sich endlich.

„Ich weiß nicht, irgendwie fühle ich mich in letzter Zeit ein wenig leer und lustlos. Ich habe einen tollen Job als Versicherungsmaklerin und ab Montag bin ich für zwei Wochen in Baden-Baden in einem Rennstall, um dort alles zu versichern. Mein Leben ist aufregend. Morgen Abend gehe ich mit einer Freundin auf diese Singleparty hier in der alten Oper in Köln. Aber …“

„Aber?“

Sie konnte es nicht aussprechen. War sie einsam? Das war es, was ihr auf der Zunge gelegen hatte. Stattdessen sagte sie: „Ich hatte noch nie Sex in einer Umkleidekabine.“

Verdammt. Sie stürzte den restlichen Sekt hinunter. Was hatte sie da gerade gesagt? Was war nur in sie gefahren?

Gregor lachte kurz, stand auf und hielt ihr die Hand hin. „Das können wir ändern.“

Rebecca zögerte. Sie hatte in der letzten Zeit nur gearbeitet. Natürlich war sie keine Jungfrau mehr mit ihren 27 Jahren und Affären mit Kunden hatte sie durchaus gehabt. Gregor setzte sich wieder. „Hey. Ich würde es gern tun, aber ich glaube, das ist nicht das, was du brauchst.“

Sie sah ihn an. Sie kannte den Mann nicht und er kannte sie nicht. „Woher willst du wissen, was ich brauche?“

„Menschenkenntnis. Was du brauchst, ist ein gutes Essen und ein Gespräch.“ Er lächelte. „Und ein Kleid für die Party.“

Er stand auf und verschwand zwischen den Kleiderständern. Schon nach einer Minute war er wieder da. „Das hier ist das Richtige!“

Er hielt ein schwarzes Cocktailkleid in die Höhe. Es war schlicht, aber elegant und gefiel ihr auf Anhieb. Sie musste es gar nicht erst anprobieren, um zu wissen, dass es ihr hervorragend stehen würde.

„Ich nehme es. Und auch dein Angebot essen zu gehen nehme ich an.“ Warum sollte sie es leugnen? Einen weiteren einsamen Abend auf der Couch oder am PC zu verbringen war nicht gerade verlockend. Sie hätte zu Kathrin fahren können, aber soweit sie wusste, hatte die heute eine Verabredung mit einem Typen. So war ihre Freundin. Sie konnte sich immer und überall einen Mann aufreißen, schlief einmal mit ihm und das war es dann. Wie sich eben herausgestellt hatte, tat Rebecca sich schwer damit. Gregor packte das Kleid ein, weigerte sich aber, Geld anzunehmen. Sie einigten sich darauf, dass Rebecca wenigstens das Essen bezahlen durfte und schon kurze Zeit später saßen sie beim Italiener um die Ecke.

Es wurde ein netter Abend. Als Rebecca kurz vor Mitternacht ihr Haus betrat, fühlte sie sich gelöst und viel besser. Aber kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, war da wieder dieses Gefühl. Die Stille in ihrem Haus, die Leere,brachte sofort das dumpfe Gefühl zurück. Sich über sich selbst ärgernd warf sie ihre Schlüssel mit einem lauten Knall auf das Schränkchen im Flur. Der Anrufbeantworter blinkte. Sechs Anrufe von Kathrin. Der letzte erst vor ein paar Minuten. Sie schnappte sich das Telefon und auf dem Weg ins Schlafzimmer drückte sie die Kurzwahl für Kathrins Nummer.

„Na endlich! Wo hast du dich denn rumgetrieben?“

„Ich habe mir ein Kleid gekauft. Du willst doch unbedingt auf diese Singleparty.“

„Bis Mitternacht hat keine Boutique auf.“

Rebecca antwortete nicht. Was hätte sie sagen sollen? Kathrin hätte sich nur über sie lustig gemacht. Sie hatte eine Gelegenheit für schnellen Sex mit einem attraktiven Mann sausen lassen, stattdessen war sie wie eine Langweilerin nur mit ihm essen gegangen.

„Hallo! Bist du noch dran?“

„Natürlich“, beeilte sich Rebecca zu sagen. „Wie war dein Abend?“

„Großartig. Dieser Hugh Jackman-Verschnitt aus dem Computerladen war einsame Spitze. Er hat mich direkt auf meinem Küchentisch vernascht.“

Rebecca schloss die Augen. Es folgte ein detaillierter Bericht mit allen Einzelheiten. Sie hörte sich geduldig die neueste Folge aus dem spannenden Sexleben der Kathrin Wendel an. Trotzdem liebte sie ihre Freundin. Kathrin hatte ein Kosmetikinstitut und Rebecca war ihre Kundin gewesen. Irgendwann hatten sie sich angefreundet und gingen gemeinsam aus. Sie konnte Kathrin vertrauen, dennoch schaffte Rebecca es auch heute wieder nicht, mit ihrüber ihre Einsamkeit zu sprechen. Kathrin schien es auch nicht wirklich zu bemerken, im Gegensatz zu Gregor.

„Wirst du ihn wiedersehen?“

„Rebecca, du weißt doch, dass ich nicht an einer Beziehung interessiert bin, natürlich nicht.“

Die ernsthafte Entrüstung in der Stimme ihrer Freundin brachte Rebecca zum Lachen. Kathrin war eine Nummer für sich.

„Und warum müssen wir dann Sonntagabend unbedingt auf diese Singleparty?“

„Weil man da die besten Sexbekanntschaften macht. Kein Mensch geht auf eine Singleparty, um nach einer ernsthaften Beziehung zu suchen.“

Kathrin hatte wohl ein Abo auf den entrüsteten Tonfall. „Du weißt aber, dass ich Montagmorgen nach Baden-Baden aufbrechen muss?“

„Natürlich, aber ich verstehe nicht, dass du das wirklich durchziehen willst. Zwei Wochen in einem Rennstall. Nicht, dass du da Boxen ausmisten musst.“

Das Abo lief weiter. „Es ist ein lukrativer Auftrag und ich komme mal raus.“ Vielleicht war es wirklich das Beste, Köln mal für ein paar Tage zu verlassen. Danach würde es ihr sicher besser gehen. „Ich werde nichts trinken und am Montag gleich früh losfahren.“

„Wie du willst, Süße. Wir sollten so gegen 21:00 Uhr da sein. Nicht zu früh, denn die besten Gäste kommen nie pünktlich, aber auch nicht zu spät. Ich will nicht, dass man mir die besten Männer vor der Nase wegschnappt. Und Rebecca…?“

„Ja?“

„Du reißt dir dieses Mal auch einen Typen auf. Das wird dir guttun. Versprich mir das.“

„Mal sehen. Ich gehe jetzt schlafen.“

Kathrin gab sich mit einem Seufzer zufrieden und sie verabschiedeten sich. Jetzt war Rebecca wirklich schlecht drauf. Diese dämliche Singleparty rückte immer näher. Hätte sie sich doch nie darauf eingelassen.

2

E

s war eine der größten Singlepartys in Köln.

Rebecca und Kathrin waren durch Beziehungen an die Eintrittskarten gekommen. Als sie eintraten, war es bereits brechend voll.

„Ich hätte gedacht, dass es noch ein wenig leerer wäre“, sagte Kathrin und schnappte sich ein Glas Champagner vom Tablett des vorbeieilenden Kellners. Rebecca hielt nach einem Wasser Ausschau. Sie hatte sich entschlossen, mit dem Auto zu fahren. Morgen hatte sie eine lange Fahrt vor sich, da wollte sie heute auf Alkohol verzichten.

Sie sahen sich ungeniert um. Aber da waren sie nicht die Einzigen. Die Männer waren in der Überzahl, wie Kathrin zufrieden bemerkte. Rebecca nestelte immer wieder an diesem Button herum, den sie am Empfang bekommen hatten. „Ich finde diese Dinger albern.“

„Das ist nun mal eine Singleparty. Außerdem hilft es mir.Wenn ich betrunken bin, brauche ich nur auf den Button zu schauen und ich weiß wieder, wie du heißt.“

Rebecca lachte. Leider hatte sie bisher noch keinen Typen entdeckt, der ihr gefallen hätte und an Kathrins unruhigem Blick erkannte sie, dass es ihrer Freundin wohl genauso ging. Sie konnte sich auch keinen schöntrinken, da sie mit dem Auto hier war. Nicht, dass sie das jemals getan hätte.

Sie betrachtete das Ambiente. Die Party fand in der ehemaligen Oper statt, die jetzt nur noch für solche Events öffnete. Dank der Horroreintrittspreise konnten sich die Betreiber der ehemaligen Oper wohl leisten, nur noch viermal im Jahr die Pforten zu öffnen. Jede Party stand unter einem anderen Motto. Die heutige hieß „Picasso“. Alles war mit Bildern des Malers dekoriert. Aber nicht nur Kunstdrucke von Picasso dienten der Dekoration, man hatte auch einen Künstler der Stadt gewinnen können, auf der Party auszustellen. Soweit Rebecca wusste, war ‚Robert Eagle‘ der neue Stern am Kunsthimmel. Er hatte den Kubismus, der von Picasso und Georges Braque begründet worden war, wieder aufleben lassen. Außerdem zeichnete sich Eagle durch Vielseitigkeit aus. Ebenso wie Picasso malte er, war aber auch Grafiker und Bildhauer. Rebecca vermutete, dass sein Name ein Künstlername war. Er war auf jeden Fall Deutscher, das hatte sie gelesen, und dass er heute hier erwartet wurde. Leider war in keinem der Berichte, die sie gegoogelt hatte, ein Bild von ihm gewesen. Kathrin schien die gleichen Gedanken zu haben.

„Sag mal, glaubst du, dass dieser Robert Eagle wirklich auftaucht? Der lebt doch angeblich total zurückgezogen.“ Rebecca zuckte mit den Schultern, während Kathrin fortfuhr: „Ich mag seine Kunst, besonders seine Skulpturen. Ich würde den Typen zu gern mal kennenlernen.“

„Seit wann stehst du auf Künstler?“

„Findest du nicht, dass seine Werke sehr erotisch sind?“

Rebecca hob die Augenbrauen. Sie kannte natürlich nicht alles von Eagle, aber was hierausgestellt war, war ihrer Meinung nach nicht besonders erotisch. „Kann es sein, dass du jedes Kunstwerk der Welt irgendwie erotisch findest? Für dich ist doch sogar die Freiheitsstatue ein Sexsymbol.“

Kathrin lachte. „Na ja, wie sie da den Arm mit der Fackel in die Höhe reckt … als hätte sie gerade einen Orgasmus gehabt.“

Rebecca schüttelte den Kopf, musste aber auch grinsen. In Zusammenhang mit der Freiheitsstatue hatte sie noch nie an einen Orgasmus gedacht. Ob Kathrin wohl dabei den Arm hochwarf?

Kathrin organisierte sich einen weiteren Champagner und war dann sofort wieder bei Rebecca. „Sag mal, hast du schon was Brauchbares entdeckt?“

„Nein, aber du wolltest doch hier unbedingt ein sexuelles Abenteuer anleiern. Ich bin ab morgen sowieso unterwegs.“

„Stimmt ja. Aber mal eine Frage, wann hast du eigentlich zuletzt Sex gehabt? Ich habe dir schon so oft gesagt, dass dir ein kleines Abenteuer guttun würde. Du gefällst mir in letzter Zeit nicht mehr.“

„Nicht alle Probleme der Welt lassen sich mit Sex lösen.“

Kathrin tat den Einwand mit einer lässigen Handbewegung ab. „Du siehst umwerfend in dem schwarzen Kleid aus. Mach was draus, Süße!“

Rebecca lächelte und schwieg. Im Gegensatz zu Kathrin sprach sienicht gern über ihre sexuellen Eskapaden. Selbst wenn sie mit Gregor geschlafen hä

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