Mountain Darkness – befreit mich aus der Dunkelheit - Vanessa Vale - E-Book

Mountain Darkness – befreit mich aus der Dunkelheit E-Book

Vale Vanessa

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Beschreibung

Wenn dir die Bridgewater County Bücher gefallen haben, dann willst du dir die wilden Männer aus Cutthroat, Montana nicht entgehen lassen!Wir wollten ein Für Immer mit Kit Lancaster. Doch bevor wir sie für uns gewinnen konnten, verließ sie die Stadt und rannte in Panik davon, wie ein Pferd aus einer brennenden Scheune. Ein Jahr später ist sie nun zurück und sie wird die Unsere werden. Damit wir sie lieben und ehren und verdammt nochmal behalten können. Für immer.Was könnte da schon dazwischenkommen? Ach ja, eine Kleinigkeit genannt Mord.

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Mountain Darkness - befreit mich aus der Dunkelheit

Wild Mountain Men - Buch 1

Vanessa Vale

Copyright © 2019 von Vanessa Vale

Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Fantasie der Autorin und werden fiktiv verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebendig oder tot, Geschäften, Firmen, Ereignissen oder Orten sind absolut zufällig.

Alle Rechte vorbehalten.

Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder auf elektronische oder mechanische Art reproduziert werden, einschließlich Informationsspeichern und Datenabfragesystemen, ohne die schriftliche Erlaubnis der Autorin, bis auf den Gebrauch kurzer Zitate für eine Buchbesprechung.

Umschlaggestaltung: Bridger Media

Umschlaggrafik: Hot Damn Stock; Deposit Photos: EpicStockMedia

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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Epilog

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Website-Liste aller Vanessa Vale-Bücher in deutscher Sprache.

Über die Autorin

1

KIT

Ich streckte meinen Arm unter der Decke hervor und schlug auf meinen Wecker, damit er Ruhe gab. Gott, es war zu früh. Obwohl die Sonne unter meinen Jalousien durchsickerte, wollte ich mich noch ein paar Stunden tiefer in meine Decke kuscheln. Ächzend schwang ich meine Beine aus dem Bett und setzte mich auf. Die Hochzeit gestern Abend war problemlos verlaufen; zumindest waren die Braut und Bräutigam der Meinung gewesen. Erin und mir war es gelungen, den Onkel des Bräutigams gerade rechtzeitig für die Familienfotos mit zwei Tassen Kaffee auszunüchtern. Sie hatten auch nicht bemerkt, dass das Gemüseallerlei beim Abendessen gar kein Allerlei gewesen war, sondern nur aus Brokkoli bestanden hatte.

Während das Paar einen denkwürdigen Hochzeitstag, und höchstwahrscheinlich auch Nacht, gefeiert hatte, war mein Tag weniger aufregend gewesen. Mein wilder Samstagabend hatte so ausgesehen, dass ich auf dem Heimweg den täglichen Lottoschein für meine Mutter abgeholt hatte, an der Eingangstür meine Heels von den Füßen getreten hatte und dann wie ein gefällter Baum ins Bett gefallen war und geschlafen hatte bis… der nervige Wecker losgegangen war.

Wir hatten ein Frühstücks-Meeting mit unserem neuen – und größten – Kunden und all diese Arbeit war der Grund für meine Rückkehr nach Cutthroat, aber einige zusätzliche Stunden Schlaf hätten nicht geschadet.

Ich roch noch keinen Kaffee, was bedeutete, dass Erin noch schlief. Sie hatte das frühe Meeting ausgemacht. Also hätte sie wenigstens als erste aufstehen und die Koffeininjektion vorbereiten können.

In bereits übler Laune machte ich schnell mein Bett und tapste aus meinem Zimmer und durch den Flur, wobei ich mein Schlafshirt nach unten zog. Ich schaffte es bis zur Couch im Wohnzimmer, dann stoppte ich. Starrte. Blinzelte. Ich war noch nicht ganz wach, mein Gehirn arbeitete noch nicht auf Hochtouren, aber als ich Erin ausgestreckt auf dem Boden liegen sah, war ich von einem Moment auf den anderen schlagartig hellwach.

„Erin!“, schrie ich und fiel vor ihr auf die Knie. Ihre blonden Haare klebten blutig an ihrem Kopf. Da war so viel Blut, dass es den Teppich durchweicht hatte. Ihre blauen Augen starrten zu mir hoch, blicklos und leer. „Oh mein Gott, Erin. Wach auf!“

Rein rational wusste ich, dass sie tot war. Ihre Augen bewegten sich nicht. Ihre Lippen waren grau. Die Seite ihres Kopfes… Gott, es war schlimm. Rein irrational hob ich ihn auf meinen Schoß, strich ihre Haare zurück und drängte sie beständig dazu, aufzuwachen. Als ich realisierte, dass ich das Blut verschmierte, stoppte ich. Ich begann, zu zittern und mich umzusehen, um herauszufinden, wie sie in diese Lage gekommen war. Hilfe. Sie brauchte Hilfe.

Vorsichtig legte ich sie wieder auf den Boden und rannte in mein Zimmer, wo ich mein Handy vom Ladekabel riss. Mit zitternden Fingern versuchte ich, über das Display zu streichen, um es zu entsperren. „Komm schon“, wimmerte ich, aber meine Finger waren voller Blut und es funktionierte einfach nicht. Ich wischte sie an meinen Schlafshorts ab und probierte es erneut.

„9-1-1, was für einen Notfall haben Sie?“

„Ich… meine Freundin… sie ist tot. Oh Gott. Sie müssen einen Krankenwagen schicken.“

„Ma’am, wie lautet Ihre Adresse?“

Ich nannte sie ihr und beantwortete anschließend all die Fragen, die sie in ihrer effizienten Stimme auf mich abfeuerte. Ich blieb bei ihr in der Leitung, bis ich die Sirene hörte. Daraufhin legte ich auf und rannte nach draußen. Erins Haus war eine Sonderanfertigung mit viel Holz und Glas und mehr Zimmern als eine Person brauchte. Es gehörte zu einer Highend-Enklave von Häusern mit großen Gärten und großartiger Aussicht, die in die Konten der meisten Leute riesengroße Löcher reißen würden, aber nicht in Erins. Sie war eine Mills. Ich rannte barfuß über den kleinen Weg, um dem Feuerwehrwagen und Krankenwagen entgegen zu kommen, die in die kreisrunde Einfahrt gefahren waren und zum Haus zeigten.

„Sind Sie verletzt?“, fragte einer der Rettungssanitäter und musterte mich von Kopf bis Fuß, während die anderen ins Haus eilten.

Ich schüttelte den Kopf. „Es ist… es ist nicht mein Blut. Ich hab sie gefunden.“

Ich folgte ihm zurück ins Haus, wo der andere Rettungssanitäter und drei Feuerwehrmänner vor dem Steinkamin im Wohnzimmer, welches zwei Stockwerke hoch war, standen, aber nichts unternahmen, um Erin zu helfen. Einer sprach in ein Walkie-Talkie, ich achtete jedoch nicht darauf, was er sagte.

Ich blickte hinab auf Erin, die noch immer so neben der Couch lag, wie ich sie zurückgelassen hatte. Die Ersthelfer unternahmen nichts, weil sie wussten, dass sie tot war. Sie sah tot aus, obgleich sie ihre üblichen schwarzen Yogahosen und weißes Tank Top trug. Das Oberteil war auf der rechten Seite mit Blut bespritzt.

„Ma’am, können Sie mir erzählen, was hier passiert ist?“, fragte ein Feuerwehrmann, der meine Erscheinung musterte. „Hatten Sie einen Streit?“

Mein Mund klappte auf. „Was? Nein. Ich… ich bin gerade erst aufgewacht. Ich hab sie so gefunden.“ Ich deutete auf Erin.

„Warum bist du voller Blut?“

Ich wirbelte beim Klang der Stimme herum. Sie gehörte keinem der Ersthelfer, sondern jemand anderem. Jemandem, den ich allein am tiefen Tonfall seiner Worte erkannte.

„Nix“, wisperte ich.

Der Mann, der in meinen nächtlichen Fantasien eine Hauptrolle besaß, stand in all seiner über sechs Fuß großen Pracht vor mir. Er trug Jeans und ein Button-down-Hemd, einen Gürtel mit einer großen Gürtelschnalle, die er beim Rodeo gewonnen hatte, um die Taille. Eine Dienstpistole steckte im Holster an seiner Hüfte direkt neben seiner Marke und direkt daneben war… eine unverkennbare Wölbung.

Ich blinzelte und schaute weg. Gott, meine Mitbewohnerin war tot und ich glotzte auf das beste Stück von Nixon Knight. Aber es war Nix. Alles an ihm war vertraut, als käme ich nach Hause, obwohl ich ihn über ein Jahr nicht gesehen hatte. Obwohl er einer der Gründe war, warum ich Cutthroat verlassen hatte. Obwohl er absolut null Interesse an mir hatte. Das veranlasste mich dazu, den Blick abzuwenden, und trieb mir die Röte in die Wangen. Nicht, weil ich erwischt worden war, sondern aus Scham wegen des letzten Jahres. Meiner verschwendeten Träume. Meiner unerwiderten Liebe.

„Kit“, erwiderte er, streckte seine Hand aus, legte sie auf meine Schulter und beugte sich an der Taille nach vorne, sodass seine dunklen Augen meinen begegneten. „Du bist nicht verletzt?“

Sein Blick war durchdringend, abschätzend und erfasste jeden Zentimeter von mir.

„Nein. Das ist alles von ihr.“ Ich hob meine Hände und ließ sie fallen. „Ich… wollte ihr helfen, aber… aber ich konnte nichts tun. Ich habe 9-1-1 angerufen.“

Ich wollte in seine Arme rennen, dass er mich fest umarmte und dafür sorgte, dass all die schlimmen Dinge verschwanden. Aber er war nicht als Freund hier und auch nicht als ehemaliger fast-fester-Freund. Er arbeitete. Ich war sein Job.

„Ich wusste nicht, dass du wieder in der Stadt bist“, sagte er.

Ich biss auf meine Lippe und drehte den Kopf von seinem prüfenden Blick weg. „Ähm… seit letztem Monat.“

„Du wohnst hier bei Erin?“

„Ja. Ich arbeite mit ihr bei Mills Moments.“ Er sah verwirrt aus. „Ihrem Eventplanungs-Business.“

„Oh. Richtig.“

„Ich war dabei Geld zu sparen, um mir selbst etwas zu mieten. Wir hatten allerdings wirklich viel zu tun, da wir einige kleinere Events ausgerichtet haben – wie beispielsweise die Hochzeit gestern Abend. Doch der Großteil unserer Zeit wurde in letzter Zeit von einem Großkunden beansprucht. Wir kümmern uns nämlich um das Catering, die Partys und Marketing-Events für den neuen Film von Eddie Nickel. Wir hätten uns heute Morgen mit ihm treffen sollen.“

Eddie Nickel war ein berühmter Filmstar, aber besaß ein Haus in Cutthroat. Er hatte zwei Kinder. Shane war ein paar Jahre älter als ich, aber Poppy war in der Highschool in meiner Klasse gewesen. Beide wuchsen hier mit einer Nanny auf, während Eddie in Hollywood war oder an einer Location drehte.

„An einem Sonntag?“

Ich zuckte mit den Achseln. „Sie arbeiten jeden Tag, wenn sie an einer Location drehen.“

„Ich werde ihn von jemandem kontaktieren lassen“, entgegnete er. Offensichtlich würde ich es nicht zu dem Meeting schaffen. Genauso wenig wie Erin. Ich schluckte hart, weil mir bewusst wurde, wie schrecklich das war. Tränen drohten, mir aus den Augen zu kullern, doch ich zwang sie zurück.

Er lief zu Erins Körper, aber nicht zu nahe, ging in die Hocke und erfasste alles. Ich wusste, er sah Dinge, die ich nicht sehen konnte.

Nach einer Minute stand er auf und wandte sich mir zu. „Erzähl mir, was passiert ist.“

„Ich weiß nicht, was ihr passiert ist. Ich… schlief und kam raus, um Kaffee zu machen. Ich fand sie, dann rief ich 9-1-1.“

„Wo ist dein Schlafzimmer?“ Er sah sich in dem Raum um. Die riesige Küche war dem Wohnzimmer angeschlossen und eine gewundene Treppe befand sich neben dem Kamin.

Ich deutete den Flur hinab und zum hinteren Teil des Hauses. „Hinter der Küche. Erins Zimmer ist oben. Der zweite Stock ist im Grunde ein einziges großes Schlafzimmer.“

Er blickte in die Richtung, in die ich gedeutet hatte, und dann wieder zu mir. „Warum bist du voller Blut?“

Ich sah an mir hinab, drehte meine Handflächen nach oben und entdeckte, dass sie vollkommen mit Blut bedeckt waren. Anschließend erzählte ich ihm, dass ich sie auf meinen Schoß gelegt und mich ausgerechnet gefragt hatte, wie sie sich den Kopf angeschlagen hatte. Das war nicht gerade viel und die Ersthelfer hörten schweigend zu. Nur die Stimme, die durch das Walkie-Talkie drang, durchbrach die Stille.

Ich erschauerte und verschränkte die Arme vor der Brust, als mir klar wurde, dass ich vor Nix und fünf anderen Männern in lediglich einem hauchdünnen Tank Top – ohne BH – und kurzen Schlafshorts stand. Als ich nach unten blickte, sah ich, dass sich meine Nippel gegen den dehnbaren Baumwollstoff drängten, doch dann entdeckte ich all das Blut an mir. Die gelbe Farbe war rot gesprenkelt, meine Hände waren davon bedeckt, meine Arme damit beschmiert. Da war sogar etwas Blut auf meinen blau gestreiften Shorts und Schenkeln.

„Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?“

Ich sah vom Blut meiner besten Freundin hoch. „Gestern Abend in der Red Barn. Auf der Hochzeit, die wir geplant hatten.“

Es war ein beliebter Ort für Hochzeitsfeiern, der gerade außerhalb der Stadt auf zehn Acre Land lag. Es handelte sich um eine alte Scheune, die für eine Vielzahl an Feiern hergerichtet worden war.

„Ich bin vor ihr gegangen. Sie sagte, sie hätte noch Pläne“, fügte ich hinzu.

„Welcher Art waren die?“

Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Sie hat es mir nicht erzählt, aber ich tippe mal auf einen Mann.“

„War die Eingangstür geöffnet?“ Er deutete mit dem Kopf zum momentan geöffneten Eingang. Der Morgen war kühl, wie jeder Sommermorgen in Montana, aber es würde wärmer werden, wenn die Sonne höher stieg.

Ich runzelte die Stirn. Dachte nach. „Nein. Ich öffnete sie, als ich die Sirene hörte.“

„War sie abgeschlossen?“

„Nein.“ Ich erschauere abermals.

„Ich sehe dort neben der Tür ein Alarmanlagenbedienfeld.“ Er deutete auf die hochmoderne Anlage. „War sie nicht eingeschaltet?“

„So weit ich weiß, hat sie sie nie programmiert. Ich kenne den Code nicht. Kann ich… kann ich mir ein Sweatshirt oder so was holen?“ Das Blut an meinen Händen war getrocknet, wodurch meine Haut spannte.

„Ich werde dich begleiten, aber die Spurensicherung muss ihren Job machen.“

„Spurensicherung?“, wiederholte ich.

Seine dunklen Brauen hoben sich „Sie ist nicht gestolpert, Kit.“ Er sah zu Erins Körper auf dem Boden. „Sie wurde ermordet.“

2

NIX

Kit Lancaster.

Meine Fresse, Kit fucking Lancaster.

Hier. In Cutthorat. Ich hatte mich gefragt, wohin sie gegangen war. Nicht gegangen. Geflohen. Sie hatte sich buchstäblich mitten in der Nacht davongestohlen und ich hatte keine verdammte Ahnung warum. An einem Tag hätte sie zum Abendessen vorbeigekommen sollen, am nächsten war sie nach Billings gezogen. Kein Anruf. Keine SMS. Nicht einmal ein verdammter Notizzettel.

Wir hatten keine Dates gehabt, da ein Treffen zum Kaffee, um über den Polizeiball zu reden, nicht zählte. Und Küsse? Ein kleiner Schmatzer auf ihre Wange zählte definitiv nicht. Ich hatte so viel mehr gewollt. Fuck, ich hatte alles mit ihr gewollt. Ich hatte gehofft, sie würde in die Stadt zurückkehren, denn sie war die Eine, die mir entwischt war. Die Eine, die ich noch immer wollte, selbst nach einem Jahr. Zum Teufel, sie war Die Eine.

Und jetzt? Die Frau meiner Träume, die in jeder einzelnen meiner erotischen Fantasien vorkam, war in einen Mord verwickelt.

Erin Mills heute Morgen tot auf ihrem Wohnzimmerboden liegen zu sehen, war ein Schock gewesen, aber Kit zu sehen, die voller Blut war… fuck, ich war um zehn Jahre gealtert, als ich sie so gesehen und gedacht hatte, sie wäre ernsthaft verletzt worden. Das Blut war auf ihren Händen, ihren Unterarmen, sogar auf ihren Schlafkleidern und auf ihren Beinen gewesen. Ich hatte sie packen, sie festhalten und von den Schrecken wegbringen wollen, zu denen sie aufgewacht war. Aber das war das Letzte, das ich hatte tun können. Ich war ein Detective und sie… steckte bis zum Hals in Schwierigkeiten.

Sie war bedeckt mit Beweisen gewesen. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte sie einen Tatort verändert, als sie Erin zu Hilfe geeilt war. Ihre DNA war nicht nur im ganzen Haus zu finden, weil sie dort gewohnt hatte, sondern auch überall auf der toten Frau, die brutal ermordet worden war. Es war mein Job, herauszufinden, was geschehen war und den Kriminellen vor Gericht zu bringen. Es gab ein Protokoll. Schritte, die befolgt werden mussten. Und keiner von diesen beinhaltete die Umarmung einer Zeugin – und potenziellen Verdächtigen – und Verunreinigung von Beweismitteln.

Fuck. Das war vor zwölf Stunden gewesen und ich dachte immer noch an sie. Meine Schicht war vorbei und ich fuhr gerade zum Mills Moments Büro. Ich wagte es nicht, irgendjemandem zu verraten, dass sich meine Gedanken nicht um das Opfer, sondern deren Mitbewohnerin gedreht hatten. Die Kollegin.

Kit war wunderschön gewesen, als sie in dem Wohnzimmer gestanden hatte, selbst mit ihrem panischen Blick und obwohl der Adrenalinschub, den ihr die Panik versetzt hatte, sie zum Zittern gebracht hatte. Perfekt. Ihre dunklen Haare waren vom Schlaf zerzaust gewesen. Ihr rundes Gesicht war frei von jeglichem Make-up gewesen. Sie hatte in ihrem knappen Schlafoutfit wie das Mädchen von nebenan ausgesehen. Es war verdammt sexy gewesen, wäre da nicht das verdammte Blut gewesen. Die Leiche. Das hatte meinen Schwanz davon abgehalten, vor den Ersthelfern hart zu werden.

Ich fuhr vor eine rote Ampel und rutschte auf meinem Platz herum.

Ich hatte zuvor schon einen gewaltigen Drang verspürt, Kit zu beschützen, aber jetzt? Hatte jemand tatsächlich Erin Mills töten wollen oder war der Mörder wegen Kit dort gewesen? War Erin ihm in den Weg gekommen? Warum hatte Kit nichts gehört? So viele Fragen, auf die es keine Antworten gab.

„Denkst du, sie wird dort sein?“, fragte Donovan, womit er mich aus meinen Gedanken riss. Ich telefonierte über Lautsprecher mit ihm und brachte meinen Freund auf den neuesten Stand bezüglich des Falls. Als Anwalt bei der Staatsanwaltschaft würde er es mit diesem Fall zu tun bekommen. Irgendwann. Wenn wir einen Häftling hatten. Aber er fragte nicht wegen des Falls nach Kit. Er fragte, weil sie zurück in der Stadt war. Zurück mitten in einem absoluten Schlamassel. Nachdem ich die Spurensicherung im Mills‘ Haus ihrem Job überlassen hatte, hatte ich Donovan angerufen und ihm erzählt, was passiert war. Ich hatte ihn darüber informiert, dass Kit zurück war, dass sie mitten in dem ganzen Drama steckte. Er hatte nicht gewusst, dass sie wieder in Cutthroat war, denn ansonsten hätte er es mir erzählt. Wir hatten darauf gewartet, wieder mit ihr zu sprechen. Eine Chance zu bekommen, um ihr zu sagen, wie wir empfanden, und sie zu der Unseren zu machen.

Das ist richtig. Der Unseren.

Ich setzte den Blinker und bog auf die Main Street. Für einen Sonntagabend in Cutthroat waren die Straßen ziemlich überlaufen, voller Touristen und Einheimischer, die das spektakuläre Wetter genossen. Es gab nichts Besseres als einen Sommer in Montana, abgesehen von den Wintern, wenn die schwarzen Abfahrten des Cutthroat Mountain epischen Pulverschnee hatten.

Ich dachte an Donovans Frage. Würde sie im Mills Moments Büro sein? „Sie ist auf keinen Fall zu ihrer Mom gegangen. Soweit ich weiß, hat Mrs. Lancaster ihr Haus seit Jahren nicht verlassen.“ Kits Leben zu Hause war ein verdammtes Desaster gewesen. Ihr Dad war gegangen, als sie sechs Jahre alt gewesen war und das hatte ihre Mutter völlig aus der Bahn geworfen. Depressionen und Angstzustände hatten sich zu einem extremen Sammelzwang und Agoraphobie entwickelt. Kit hatte sich quasi allein großgezogen und dabei noch um ihre Mom gekümmert.

„Nach dem zu urteilen, was Kit mir letztes Jahr erzählt hat, haben Lebensmittellieferungen und Online Shopping dabei geholfen. Erin ist offensichtlich ein verlorener Posten.“ Ich seufzte und rieb mit einer Hand über mein Gesicht. „Fuck, so meinte ich das nicht.“

Donovan gluckste. „Sie könnte in einem Hotel sein.“

Ich schüttelte den Kopf, auch wenn er mich nicht sehen konnte. „Ich habe die Hotels überprüft. Es gibt kein Zimmer in ihrem Namen.“ Das war einer der Vorteile, Detective zu sein. „Das Büro ist das Einzige, das noch übrigbleibt.“

Ich klappte meine Sonnenblende nach unten, weil mich die Sonne blendete, die nun tiefer am Himmel stand.

Da es zwischen zwei National Parks lag und zahllose Outdoorfans nach Montana kamen, um sich an der Wildnis zu erfreuen, war Cutthroat eine beliebte Stadt. Sie war unschuldig nach der einheimischen Forelle benannt worden, die in dem Fluss lebte, der entlang der östlichen Stadtseite verlief, und war eine kleine Stadt, aber auch hier gab es Kriminalität. In welcher Stadt gab es die nicht? Es gab zumindest so viel, dass ich weiterhin einen Gehaltscheck erhielt. Und beschäftigt war. Der letzte Mord war 1984 verübt worden, als eine Frau ihren Ehemann mit einer Kettensäge umgebracht hatte, nachdem sie erfahren hatte, dass er sie mit einer Nonne aus dem Kloster, die auf dem Weg nach Missoula gewesen war, betrogen hatte. Dieser Fall war jedoch anders.

Ich hatte Erins finanzielle Unterlagen, Telefonberichte, die üblichen Daten eben, angefordert. Zudem hatte ich in Erfahrung gebracht, dass sich das Mills Moments Büro im ersten Stock eines der historischen Gebäude auf der östlichen Seite der Stadt befand. Da diese Gegend überfrachtet mit schicken Läden und Outdoor-Geschäften war, die sich an den reichen Outdoorsportler richteten, bedeutete diese Adresse, dass ihr Eventplanungs-Business gut lief. Gut genug, um einen Partner wie Kit zu brauchen.

Nachdem die Rettungssanitäter Kit ins Krankenhaus gebracht hatten – um sicherzugehen, dass sie nicht verletzt war und um ihre Kleidung zu katalogisieren und DNA-Proben zu nehmen – hatte ich auf die Spurensicherung und den Gerichtsmediziner gewartet. Es hatte Stunden gedauert, den Körper zu fotografieren, alles aufzunehmen, die Berichte zu tippen und mich mit meinem Chef sowie der Zeitung auseinanderzusetzen. Ein Mord sprach sich schnell herum, vor allem wenn es ich bei dem Opfer um Erin Mills handelte.

Die Autopsie würde morgen stattfinden und die Beweise wurden verarbeitet. Heute Abend gab es für mich nichts anderes zu tun. Außer Kit zu finden.

„Ich weiß lediglich, dass sie sie nach ein paar Stunden aus dem Krankenhaus entlassen haben“, fügte ich hinzu. „Ein Officer hat sie zu ihrem Auto gebracht.“

„Sie hat bei Erin gewohnt, kann dort aber nicht mehr bleiben, weil das Haus ein Tatort ist. Und da der Mörder noch auf freiem Fuß ist, könnte das auch gefährlich sein.“

„Ich habe einen Deputy vor Erins Haus abgestellt, damit er alles im Auge behält.“