Muttermale - Gabriele Zander - E-Book

Muttermale E-Book

Gabriele Zander

4,9

Beschreibung

Mit der Heimkehr ihres Vaters aus dem Zweiten Weltkrieg endet Gabriele Zandes erstes Buch "Meine Seele sucht Dich", in dem sie den ergreifenden Briefwechsel ihrer Eltern zwischen der Heimat im Schwarzwald und der Ost-front in Russland dokumentiert hat. Aber wie ging es danach weiter? In ihrem neuen Buch "Muttermale" erzählt sie, wie sich die Familiengeschichte nach dem Krieg fortsetzte - von ihrer Kindheit im Deutschland der 50er-Jahren bis hin zur Pflege und zum Tod ihrer Eltern in der heutigen Zeit. Ein Buch, in dem sich viele Leser wiederfinden. Als Nesthäkchen fast ein Jahrzehnt nach Kriegsende geboren, erlebt Eva ihre Kindheit zwischen vier Erwachsenen - den Eltern und zwei großen Brüdern. Das Wirtschaftswunder in Deutschland und der Fleiß des Vaters bescheren der Familie schon recht früh den Wohlstand des eigenen Autos, der Waschmaschine und der gemeinsamen Ferienwochen im Süden. Hauptsächlich von der Mutter lernt Eva das Sprechen, Geschichten und Gedichte, die die kindliche Fantasie beflügeln. Doch Carla hat genaue Vorstellungen, wie ihre Tochter zu sein hat, und Eva entwächst diesen wie den zu klein gewordenen Kinderschuhen. Auch Verluste, Vergehen und Versagen prägen Evas Kinderwelt und hinterlassen schmerzliche Spuren. Eva muss aufbrechen, ausbrechen, in die Ferne fliehen, um sich zu befreien. Das schlägt Wunden auf beiden Seiten. Nicht nur der plötzliche Tod des Vaters bringt Mutter und Tochter einander wieder näher und schließlich beinahe auf Augenhöhe. Aber es gibt eine Wunde zwischen ihnen, die niemals verheilen kann. Und am Ende, als Carla von Altersdemenz heimgesucht wird, ist es Eva, die der sprachlos gewordenen Mutter die Welt erklärt, ihr Gehör verschafft, ihre verblassenden Erinnerungen begleitet und ihnen Raum gibt.

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Seitenzahl: 416

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Gabriele Zander

Muttermale

AQUENSIS

M e n s c h e n

Gabriele Zander,

geboren in Freiburg als viertes Kind und einzige Tochter der Eltern. Studium der Germanistik und Anglistik in Freiburg und Graz. Nach mehrjährigem Aufenthalt in Österreich arbeitet die Autorin als Lehrerin und lebt mit ihrer Familie in Baden-Württemberg.

Impressum

Gabriele Zander: Muttermale

© AQUENSIS Verlag Pressbüro Baden-Baden GmbH 2014

Alle Rechte vorbehalten. Jede Verbreitung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe jeder Art, elektronische Daten, im Internet, auszugsweiser Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsunterlagen aller Art ist verboten.

Lektorat: Gereon Wiesehöfer

Satz und Umschlaggestaltung: Karin Lange, www.seeQgrafix.de

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

ISBN 9783954571055

www.aquensis-verlag.de

www.baden-baden-shop.de

aquensis-verlag.e-bookshelf.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Vorwort

KINDHEIT

SCHULE

JUGEND

AUFBRUCH

ERWACHSENSEIN

WEGKREUZE

SCHICKSAL

MUTTERSEIN

ERINNERUNGEN

ROLLENTAUSCH

PRÜFSTAND

WÜRDE

GELEIT

Gedichte

Für meine Familie in Liebe

Vorwort

Nach den vielen Lesungen aus dem Buch »Meine Seele sucht dich« wurde ich immer wieder gefragt, wie es denn mit der Geschichte meiner Eltern weitergegangen sei. Die beiden gehörten zu den Glücklichen, die das Grauen des Krieges zumindest körperlich unversehrt überlebt hatten, und durch die Veröffentlichung der Feldpostbriefe waren sie auf einmal in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt. Ob sich ihre Träume, die sie während des Krieges hatten, erfüllt haben? Ob ihre große Liebe dem Sturm der Nachkriegsjahre, dem Aufbruch in das Wirtschaftswunder, ja letztendlich dem Alltag standgehalten hat?

Da die Geschichte meiner Eltern in weiten Teilen auch die meine ist, musste ich ein wenig auf Abstand gehen, um sie erzählen zu können. Dies geschah, indem ich die Namen der Personen änderte und außerdem nicht die Ichform des Erzählens wählte, sondern Eva erzählen ließ. So entstand ein anderes Spiegelbild.

Und Eva beschreibt ihr Leben und betrachtet die Muttermale, die sie in ihrer Kindheit und Jugend geprägt haben, und die nicht nur Spuren auf der Haut hinterlassen haben – sie haben Eva zeitlebens begleitet und ihr Weltbild beeinflusst. Wer in den Fünfzigerjahren aufgewachsen ist, kann sich ein Stück weit in dieser Geschichte erkennen, weil die Umstände, Ereignisse und eben der Zeitgeist gleich oder doch ziemlich ähnlich waren.

Aus ganzem Herzen danke ich dem kleinen Kreis meiner »Erstleser«! Eure berührenden Rückmeldungen und auch eure behutsame Kritik haben mir Mut gemacht: Jürgen, Mareike, Brix, Susanne, Fränzchen, Erdmute und Silke, Gisela und Albert, Hubert, Evi B. und Iris G.

KINDHEIT

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Kaum dass die kleine Eva laufen gelernt hatte, war sie fasziniert von Spiegeln, vor allem von dem dreiteiligen Spiegel über der Frisierkommode der Mutter, die am Fußende des mächtigen Ehebettes im Schlafzimmer stand. Auch die Schubladen der Kommode aus Nussbaumholz, die mit floralen, dunklen Wurzelholzintarsien verziert war, hatten schon im Krabbelalter die Neugier des kleinen Kindes erweckt, vor allem als es entdeckte, welche Schätze dort zum Vorschein kamen. Wieder einmal stand Eva vor dem Spiegel, dessen Flügel man ganz leicht auf- und zuklappen konnte. Stellte man diese Flügel in einen bestimmten Winkel, so blickte einem das eigene Gesicht unendlich viele Male entgegen. Es war, wie wenn man unversehens in die Zukunft oder Vergangenheit des eigenen Lebens blickte, was das Mädchen ungemein faszinierte.

Evas Leben war noch klein, rund und überschaubar, dachte Carla, als sie sich vor der Kommode niederließ und ihrer rotbackigen kleinen Tochter bei ihrem selbstverliebten Spiel zuschaute.

Und in Carlas eigenem Leben hatte gerade wieder etwas Neues begonnen mit dem Umzug der Familie in die badische Großstadt. Carla strich sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn und lächelte versonnen, als sie im Spiegel ihren Blick auffing.

Sie dachte an den letzen großen Neuanfang, damals nach dem Kriegsende, als sie mit dem sechsjährigen Franz und dem eben aus der Gefangenschaft heimgekehrten Ehemann Lois buchstäblich vor dem Nichts standen, denn die Wohnung und all ihre Habe waren verloren. Und doch hatten diese drei sich damals so reich gefühlt, weil ihnen das große Glück gegönnt war, dass sie einander wiederhatten.

Aber der Krieg hatte ihnen so manches abverlangt, sie die schönsten ersten Jahre ihrer Ehe gekostet, hatte ihnen ihren zweiten Sohn Manfred genommen, und letzten Endes musste Lois auch den Traum, doch noch Arzt werden zu können, endgültig begraben. Schließlich war der Krieg verloren, das Land lag in Trümmern und die Zukunft ungewiss. Es gab zwar viele, die im späteren Alter noch ein Studium begannen oder einen Beruf erlernten, aber Lois fühlte sich mit seinen 35 Jahren doch zu alt dafür. Gleich nach seiner Heimkehr hatte sich außerdem noch ein sogenanntes Friedenskind angemeldet, sodass Lois sich verpflichtet fühlte, möglichst rasch wieder beruflich Fuß zu fassen. Man nahm ihn, den ehemaligen Angestellten, wieder in den Dienst der Krankenkasse und entschädigte ihn mit einer eigenen Geschäftsstelle in einer badischen Kleinstadt nahe der Schweizer Grenze.

Die Wohnungsnot war sehr groß, aber Lois fand schnell wenigstens ein Zimmer mit Küchenbenutzung bei einem älteren, alleinstehenden Witwer, und dort erblickte das dritte Kind Georg das Licht der Welt.

Auch wenn die Verhältnisse äußerst bescheiden waren, so war man doch glücklich, dass es wieder aufwärts ging, dass man sich Stück für Stück wieder so manches leisten konnte, wenn auch die Not nach dem Krieg teilweise schlimmer gewesen war als während den Kriegstagen. Jedoch die Schweizer Grenze war nah, und bald durfte man »go profitiere gange« (endlich wieder lang Entbehrtes kaufen) mit einem Zwanzigmarkschein, der einem das Tor zum Paradies eröffnete.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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