Nähe ohne Verlust – Wie Beziehung gelingt, wenn du dich selbst nicht verlieren willst - Lukas Fehr - E-Book

Nähe ohne Verlust – Wie Beziehung gelingt, wenn du dich selbst nicht verlieren willst E-Book

Lukas Fehr

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Beschreibung

Nähe kann heilsam sein – oder überfordern. Beziehung kann Halt geben – oder alte Wunden aktivieren. Viele Menschen erleben wiederkehrende Muster in Partnerschaften: Rückzug, emotionale Abhängigkeit, ständiges Klammern, Konflikte ohne Lösung. Doch was steckt dahinter? Und wie lässt sich echte Verbundenheit gestalten, ohne sich selbst zu verlieren? In diesem psychologischen Ratgeber geht Lukas Fehr den zentralen Fragen moderner Beziehung auf den Grund: Wie entstehen Bindungsmuster? Warum geraten wir immer wieder in ähnliche Dynamiken? Wie lassen sich Grenzen setzen, ohne zu verletzen – und Nähe zulassen, ohne sich zu verbiegen? Ein einfühlsames Buch für alle, die Beziehung nicht als Ziel, sondern als Weg verstehen wollen – ehrlich, reflektiert und praxisnah. Für Menschen mit hoher Sensibilität, wiederkehrender Beziehungserfahrung oder dem Wunsch, sich selbst – und andere – tiefer zu verstehen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 92

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Lukas Fehr

Nähe ohne Verlust – Wie Beziehung gelingt, wenn du dich selbst nicht verlieren willst

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Einleitung: Beziehung beginnt bei dir selbst

Bindungsstile verstehen

Wenn Nähe Angst macht

Verlustangst – Das Gefühl, immer zu viel zu sein

„Ich bin entweder zu nah oder zu weit weg“

Co-Regulation – Was wir voneinander brauchen

Emotionale Abhängigkeit erkennen

Alte Muster, neue Menschen

Die stille Angst, verlassen zu werden

Beziehungsdynamiken erkennen und unterbrechen

Kommunikation mit Nervensystem – nicht mit Worten allein

Wenn Nähe unklar bleibt: Ambivalenz in Beziehungen

Wie viel Nähe tut dir gut?

Ruhige Liebe vs. emotionale Hochschaubahn

Konflikt ohne Kampf

Verletzbarkeit wagen – in gesundem Tempo

Der innere Kritiker in Beziehungen

Verzeihen, verlassen oder verändern?

Beziehung mit sich selbst vertiefen

Beziehung als Prozess, nicht als Ziel

📎Selbsterkundung: Was triggert mich in Beziehungen wirklich?

📎Co-Regulationsübungen für Paare & Einzelpersonen

📎Literatur & Podcasts

Nachwort

Impressum neobooks

Vorwort

„Ich will Nähe. Und ich halte sie kaum aus.“

Nähe ist ein menschliches Grundbedürfnis. Und doch ist sie für viele Menschen mit einem tiefen inneren Konflikt verbunden. Der Wunsch nach Verbindung existiert gleichzeitig mit dem Impuls, sich zurückzuziehen. Die Hoffnung auf Vertrauen wird begleitet von der Angst, sich zu verlieren. Was auf den ersten Blick wie ein persönliches Dilemma erscheint, ist in Wahrheit oft Ausdruck tiefer psychodynamischer Muster, die sich über viele Jahre, manchmal über Generationen hinweg, eingeschrieben haben.

In der psychologischen Praxis begegnet mir diese Spannung regelmäßig – nicht nur in Paarberatungen, sondern auch in Einzelsitzungen. Menschen erzählen davon, dass sie sich in Beziehungen zu schnell binden oder zu früh distanzieren. Davon, dass sie sich selbst nicht mehr spüren, wenn sie emotional involviert sind. Davon, dass sie immer wieder in ähnliche Dynamiken geraten, obwohl sie es „eigentlich besser wissen“. Diese Prozesse sind weder Zeichen von Schwäche noch von mangelnder Reife. Sie sind Ausdruck eines Systems, das gelernt hat, sich in bestimmten Konstellationen zu schützen – oft lange bevor bewusste Entscheidungen getroffen werden konnten.

Dieses Buch richtet sich an alle, die sich in Beziehungen oft „zu viel“ oder „zu wenig“ fühlen. An Menschen, die Nähe suchen und zugleich fürchten. An jene, die sich in emotionaler Abhängigkeit verlieren oder hinter scheinbarer Autonomie ihre Bindungsängste verbergen. Es richtet sich nicht nur an Paare, sondern auch an Einzelpersonen, die sich selbst im Beziehungskontext besser verstehen möchten – unabhängig davon, ob sie gerade in einer Partnerschaft leben.

Die Kapitel basieren auf einem psychodynamisch fundierten Verständnis von Bindung, ergänzt durch Erkenntnisse aus der Neurobiologie, der Emotionspsychologie und der körperorientierten Therapie. Wo es sinnvoll ist, fließen klinische Erfahrungen und anonymisierte Beispiele ein – nicht zur Dramatisierung, sondern zur Veranschaulichung innerer Prozesse, die oft schwer zu benennen sind.

Ziel dieses Buches ist nicht, „die perfekte Beziehung“ zu skizzieren – sie existiert nicht. Ziel ist vielmehr, ein vertieftes Verständnis für die eigenen Muster, Bedürfnisse und Grenzen zu entwickeln. Denn nur wer sich selbst in Beziehung versteht, kann sich auch in Beziehung weiterentwickeln.

Die Texte laden ein zum Reflektieren, nicht zum Bewerten. Sie wollen Klarheit schaffen, wo diffuse Emotionen den Alltag prägen. Und sie möchten einen Beitrag dazu leisten, dass Nähe nicht länger als Risiko empfunden werden muss – sondern als Möglichkeit, in sich selbst und mit anderen stabil zu bleiben.

Wenn du beim Lesen manchmal innehältst, dich wiedererkennst, vielleicht auch irritiert bist oder neue Fragen entstehen – dann ist genau das gewollt. Entwicklung beginnt nicht mit Antworten, sondern mit einer anderen Art, Fragen zu stellen.

Lukas FehrPsychologischer Coach & Autor

Einleitung: Beziehung beginnt bei dir selbst

Was wir suchen – und was uns fehlt

Die meisten Menschen beginnen eine Beziehung in der Hoffnung, etwas zu finden: Nähe, Sicherheit, Verbundenheit, vielleicht auch Anerkennung oder Verstehen. Selten formulieren wir das bewusst. Noch seltener überprüfen wir es. Was wir begehren, liegt oft nicht offen zutage. Wir verlieben uns, wir binden uns, wir gestalten unseren Alltag mit jemandem – und erleben dennoch, dass sich eine innere Leere nicht schließt. Oder eine Unsicherheit bleibt, die sich nicht durch Zuwendung oder Zweisamkeit auflöst.

Beziehungen werden gesellschaftlich oft als etwas präsentiert, das erfüllt, ergänzt oder „komplett macht“. Der Satz „Ich fühle mich erst mit dir ganz“ ist kulturell romantisiert, psychologisch aber problematisch. Denn er verweist auf ein Defizit – auf einen Teil des Selbst, der nur in der Anwesenheit eines anderen zu existieren scheint. Diese Vorstellung erzeugt Abhängigkeit, nicht Intimität. Und sie verkennt die Realität der Bindungsentwicklung: Eine stabile Beziehung kann nur entstehen, wenn zwei Menschen in der Lage sind, sich selbst zu halten – auch dann, wenn der andere gerade nicht verfügbar ist.

Was viele in Beziehungen suchen, ist kein Partner oder keine Partnerin im eigentlichen Sinn – sondern eine Regulierung. Das Gefühl, zur Ruhe zu kommen. Nicht ständig zweifeln zu müssen. Nicht mehr allein mit den eigenen Fragen und Spannungen zu sein. Der andere wird dann zur Projektionsfläche: für Geborgenheit, für emotionale Stabilität, manchmal auch für Erlösung. Solche Erwartungen sind menschlich, aber sie überfordern jede Beziehung. Denn kein Mensch kann dauerhaft kompensieren, was im eigenen Inneren nicht verankert ist.

Die Frage „Was fehlt mir?“ lässt sich in Beziehung nicht immer beantworten durch: „Ich brauche jemanden.“ Häufiger müsste sie lauten: „Was habe ich in mir selbst nicht gespürt oder gespiegelt bekommen?“ Die Antwort darauf führt in frühe Prägungen, in Beziehungserfahrungen mit den ersten Bezugspersonen, in Muster von Anpassung, Rückzug, Überverantwortung oder emotionaler Bedürftigkeit. Wer das versteht, beginnt zu erkennen: Was wir heute suchen, hat oft weniger mit dem Gegenüber zu tun als mit einem alten Zustand innerer Unvollständigkeit.

Das bedeutet nicht, dass Beziehungen dysfunktional sind, nur weil wir in ihnen etwas kompensieren. Es bedeutet aber, dass sie dauerhaft nur tragfähig sein können, wenn wir bereit sind, unsere Anteile daran zu reflektieren. Beziehung ist nie nur das, was zwischen zwei Menschen geschieht. Beziehung ist auch das, was jeder für sich mitbringt: an Geschichte, an Erwartungen, an unausgesprochenen Bedürfnissen. Und an blinden Flecken.

Deshalb beginnt jede tragfähige Beziehung bei der Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung. Wer sich selbst nicht spüren kann, wird auch die Dynamiken in einer Partnerschaft nicht klar erkennen. Wer keine Sprache für die eigenen inneren Prozesse hat, wird Konflikte entweder vermeiden oder dramatisieren. Und wer glaubt, dass der andere die Aufgabe hat, einen zu „heilen“, wird sich entweder abhängig machen – oder enttäuscht sein, wenn es nicht gelingt.

Sich selbst in Beziehung zu reflektieren bedeutet, bereit zu sein, nicht nur den anderen zu verstehen, sondern auch sich selbst zu entidealisieren. Es bedeutet, die eigenen Trigger zu erkennen, ohne sie zu pathologisieren. Es bedeutet, Ambivalenz zu halten: dass man jemanden liebt und zugleich Angst hat, zu nah zu kommen. Dass man sich Nähe wünscht und sie zugleich vermeidet. Dass man sich gebunden fühlt und dennoch den Impuls verspürt, zu fliehen. All das ist nicht Zeichen einer „gestörten“ Psyche – es ist Ausdruck innerer Schutzmechanismen, die oft sehr früh gebildet wurden und sich im Erwachsenenalter in Beziehungsmustern wiederholen.

Dieses Buch lädt dazu ein, solche Muster sichtbar zu machen – nicht zur Bewertung, sondern zur Klärung. Denn das, was wir in Beziehungen immer wieder erleben, ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis innerer Logiken, die oft unbewusst ablaufen, aber hoch wirksam sind. Wer sich in ähnlichen Beziehungskonstellationen wiederfindet – ob mit ständigem Rückzug, übermäßiger Anpassung, dramatischem Streit oder chronischer Distanz – erlebt nicht einfach Pech, sondern Wiederholung. Und Wiederholung lässt sich nur durchbrechen, wenn sie verstanden wird.

Was in diesem Buch nicht stattfinden wird, sind pauschale Empfehlungen oder vereinfachende Rezepte. Beziehung ist zu komplex, zu individuell, zu abhängig von Biografie, Temperament, Kontext. Aber was stattfinden kann, ist Orientierung: Ein anderer Blick auf das, was oft zu Missverständnissen führt. Eine Sprache für Prozesse, die schwer greifbar sind. Und eine Ermutigung, nicht aufzugeben, nur weil Beziehung manchmal anstrengend ist. Denn oft ist sie genau das – nicht weil sie falsch ist, sondern weil sie Arbeit an etwas Sichtbarem und Unsichtbarem zugleich bedeutet.

Nähe gelingt nicht durch Technik. Sie gelingt, wenn Menschen sich gegenseitig halten können – ohne sich gegenseitig zu tragen. Wenn sie einander verstehen wollen, aber nicht dafür verantwortlich sind, die alten Wunden des anderen zu schließen. Und wenn sie in der Lage sind, sich selbst zu regulieren, damit die Beziehung kein Schauplatz für unbewältigte Geschichten wird, sondern ein Ort, an dem Entwicklung möglich ist.

Beziehung beginnt bei dir selbst. Aber sie endet nicht dort. Sie wächst – wenn du bereit bist, hinzusehen. Und mit dir in Beziehung zu bleiben, auch wenn es unbequem wird.

Bindungsstile verstehen

Sicher, vermeidend, ängstlich – und was das mit deiner Kindheit zu tun hat

Bindung ist kein abstraktes Konzept, sondern ein biologisch tief verankertes Prinzip, das unser gesamtes Beziehungsverhalten prägt. Schon in den ersten Lebensmonaten entsteht die Grundlage dafür, wie wir Nähe erleben, wie wir reagieren, wenn sich ein anderer entfernt, und wie viel Vertrauen wir in Beziehungen entwickeln – zu anderen und zu uns selbst. Dieses System bildet sich nicht durch Willensanstrengung, sondern durch Erfahrung: durch wiederholte emotionale Begegnungen mit den Menschen, die uns als Kinder am nächsten waren.

Der Begriff „Bindungsstil“ beschreibt die Art und Weise, wie ein Mensch gelernt hat, mit Nähe und Distanz, mit Abhängigkeit und Autonomie, mit Sicherheit und Unsicherheit in Beziehungen umzugehen. In der Bindungsforschung, insbesondere durch die Arbeiten von John Bowlby und Mary Ainsworth, unterscheidet man im Kern vier Hauptkategorien: den sicheren, den ängstlich-ambivalenten, den vermeidenden und den desorganisierten Bindungsstil. Diese Kategorien sind keine starren Schubladen, sondern Orientierungshilfen – Annäherungen an Muster, die sich in Beziehungsdynamiken immer wieder zeigen.

Der sichere Bindungsstil

Menschen mit einem sicheren Bindungsstil haben in ihrer frühen Kindheit die Erfahrung gemacht, dass Bezugspersonen verlässlich, feinfühlig und emotional erreichbar waren. Das bedeutet nicht, dass alles perfekt lief – sondern dass es genug Momente von Sicherheit, Beruhigung und emotionaler Rückmeldung gab, um ein grundlegendes Vertrauen zu entwickeln: Ich darf sein, wie ich bin. Ich bin nicht allein mit meinem Erleben. Wenn ich etwas brauche, kann ich mich melden – und ich werde gesehen.

Erwachsene mit sicherem Bindungsstil können in der Regel stabile Beziehungen führen. Sie haben ein Gespür für Nähe und Distanz, können ihre Bedürfnisse ausdrücken, ohne den anderen zu bedrängen, und sie geraten in Konflikten nicht sofort in Alarmbereitschaft. Das bedeutet nicht, dass sie keine Ängste haben – aber sie wissen, wie man mit ihnen umgeht. Sie müssen sich in Beziehungen nicht beweisen, nicht zurückziehen, nicht kontrollieren, um sich sicher zu fühlen. Ihre Beziehung ist kein Schauplatz für Grundsatzkämpfe, sondern ein Raum, in dem Entwicklung und Verbindung nebeneinander existieren dürfen.

Der ängstlich-ambivalente Bindungsstil

Wer als Kind die Erfahrung gemacht hat, dass Nähe nicht verlässlich war – mal verfügbar, mal zurückgezogen, mal übergriffig, mal abweisend –, entwickelt oft eine Form von Bindung, die durch Angst vor dem Alleinsein geprägt ist. Das Kind wird überwachsam. Es sucht nach Signalen: Ist die Bezugsperson da? Bleibt sie? Meint sie es gut? Diese Unsicherheit bleibt bestehen – auch im Erwachsenenalter.