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Und plötzlich ist alles zu viel Leben mit ME/CFS – Ein stiller Begleiter für Menschen mit chronischer Erschöpfung, Reizüberflutung und dem Wunsch, wieder bei sich anzukommen. Wie geht Leben weiter, wenn dein Körper nicht mehr mitmacht? Wenn Energie nicht mehr zurückkommt, Reize zur Qual werden und selbst einfache Dinge den Organismus überfordern? Wenn du äußerlich gesund wirkst – aber innerlich täglich neu kämpfst? Dieses Buch richtet sich an Menschen mit ME/CFS, Long Covid und chronischer Erschöpfung – und an alle, die sich in einem Zustand wiederfinden, der weder verstanden noch gesehen wird. Es erzählt von der stillen Gewalt des Verschwindens, vom Verlust der Sprache, von Rückzug und Überforderung – aber auch von Würde, Selbstfürsorge und kleinen Momenten von Wiederverbindung. Psychologisch fundiert und menschlich zugewandt begleitet Lukas Fehr durch: – das Leben mit einem Nervensystem im Dauerstress – die Angst vor Rückfällen – und vor Hoffnung – Nähe, Rückzug und der Wunsch, wieder gemeint zu sein – Wege der Selbstfürsorge, ohne Leistungsdruck – Sprache finden, wenn nichts mehr sicher ist Ein Buch für Menschen, die nicht mehr funktionieren – aber trotzdem dazugehören.
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Seitenzahl: 53
Veröffentlichungsjahr: 2025
Lukas Fehr
Und plötzlich ist alles zu viel
Ein stiller Begleiter für Menschen mit ME/CFS – und für alle, die sich selbst nicht mehr wiedererkennen
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Kapitel 1: Der Tag, an dem es anders wurde
Kapitel 2: Postexertionelle Malaise – der Körper im Nachhall
Kapitel 3: „Du siehst doch gesund aus“ – Die stille Gewalt der Unsichtbarkeit
Kapitel 4: Der innere Kritiker – Wenn du denkst, du musst wieder funktionieren
Kapitel 5: Körper als Grenze – Körper als Gegner – Körper als Begleiter
Kapitel 6: Beziehung und Rückzug
Kapitel 7: Der Umgang mit Rückfällen und Hoffnungen
Kapitel 8: Geschichten aus der Erschöpfung
Kapitel 9: Selbstfürsorge bei chronischer Erschöpfung
Schlusswort
📎Anhang
Impressum neobooks
„Wenn dein Körper Nein sagt – aber niemand zuhört.“
Ich weiß nicht, wie lange du schon suchst.Wie viele Erklärungen du dir selbst gegeben hast.Wie oft du dachtest, es wird schon wieder.Wie oft du dich gefragt hast, ob du einfach übertreibst.
Vielleicht liegst du, während du das hier liest.Nicht aus Bequemlichkeit.Sondern, weil du nicht anders kannst.Weil dein Körper etwas eingefordert hat, das du nie geben wolltest: Stillstand.
Vielleicht warst du früher jemand, der alles geschafft hat.Der sich kümmern konnte. Mitdenkt. Mitfühlt.Jemand, der seine Energie nicht einfach verbraucht hat – sondern investiert.In andere. In Aufgaben. In ein Leben mit Richtung.
Und jetzt?
Jetzt stehst du morgens auf – und brauchst Stunden, um richtig anwesend zu sein.Du duschst – und dein Kreislauf kollabiert.Du gehst ein paar Schritte – und dein Körper reagiert darauf, als wärst du einen Berg bestiegen.Dein Kopf fühlt sich an wie hinter Glas. Geräusche brennen. Licht ist zu viel.Und das Schlimmste daran: Es sieht niemand.
Dein Blutbild ist in Ordnung.Dein Herzschlag scheint stabil.Und wenn du dich aufrichtest, lächelst du vielleicht sogar.Weil du weißt, dass es erwartet wird.
Aber innen schreit alles: „Ich kann nicht mehr.“
Und weil niemand diesen Schrei hört, beginnst du irgendwann, ihn selbst zu überhören.Oder zu relativieren.Oder gegen dich zu richten.
Vielleicht liest du dieses Buch nicht, um „ME/CFS zu verstehen“.Sondern, um dich wieder ernst zu nehmen.
Denn was diese Krankheit dir raubt, ist nicht nur Kraft.Sie raubt dir Sprache.Raum.Glaubwürdigkeit.Manchmal sogar Würde.
Ich habe dieses Buch nicht geschrieben, um dir medizinisch zu erklären, was in deinem Nervensystem passiert.Dafür gibt es Ärzt:innen. Und auch sie suchen noch nach Antworten.
Ich habe dieses Buch geschrieben, um dir einen Ort zu geben, an dem du dich wiederfinden darfst – nicht als funktionierender Mensch, sondern als fühlender.
Erschöpfung, wie du sie kennst, ist kein Zustand.Sie ist ein Bruch in der Biografie.Ein Abbruch der Selbstverständlichkeit, dass man auf sich zählen kann.
Und ME/CFS ist mehr als Müdigkeit.Es ist eine tiefe, zelluläre Dysregulation.Es ist der Moment, in dem dein Körper ein Nein sagt – während dein Umfeld weiter Ja erwartet.Und manchmal sogar du selbst.
Ich erinnere mich an eine Frau, die mir sagte:„Ich war früher Marathonläuferin. Jetzt ist mein Alltag ein Flur zwischen Bett und Bad. Und ich hasse meinen Körper – obwohl ich weiß, dass er mich nicht verrät. Er schützt mich. Ich weiß das. Aber ich komme trotzdem nicht zurecht mit ihm.“
Sie hatte nicht aufgegeben.Sie war nur nicht mehr in der Lage, sich auf dieselbe Weise zu definieren wie früher.Und das ist es, worum es hier geht:Nicht um Rückkehr ins Alte – sondern um den leisen Aufbau von etwas Neuem.
Ein Leben, das leiser ist.Langsamer.Aber vielleicht ehrlicher.Und: getragen von einem Verständnis, das nicht fragt: „Wie schnell wirst du wieder gesund?“,sondern sagt:„Ich glaube dir. Auch wenn es keiner sieht.“
Wenn du dieses Buch liest, wünsche ich dir, dass du aufhörst, dich zu rechtfertigen.Dass du beginnst, dich nicht mehr zu bezweifeln.Und dass du irgendwann – vielleicht leise, vielleicht zittrig – sagen kannst:
„Ich bin erschöpft – aber nicht weniger wert. Ich bin da. Und das genügt.“
Mit aller Sanftheit,Lukas Fehr
Was ME/CFS ist – und warum es oft nicht ernst genommen wirdVom Funktionieren ins VerschwindenDu bildest dir nichts ein
Es gibt Krankheiten, die man sofort erkennt.Ein Gips. Eine Narbe. Ein Schatten auf dem Röntgenbild.Sie bekommen Aufmerksamkeit. Verständnis. Manchmal sogar Mitgefühl.
Und dann gibt es Zustände, die sich leise einnisten.Die keine Sprache haben, außer der Müdigkeit, die niemand nachvollziehen kann.Die kein sichtbares Symptom hinterlassen – außer einem Menschen, der plötzlich nicht mehr der ist, der er einmal war.
ME/CFS ist so eine Krankheit.
Drei Buchstaben.Eine medizinisch komplexe, biologisch schwer fassbare, gesellschaftlich fast unsichtbare Realität.Und für viele Betroffene:der Anfang vom Ende eines Lebens, das einmal selbstverständlich war.
ME/CFS steht für Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom.Eine neuroimmunologische Erkrankung, die den ganzen Körper betrifft – und zwar auf eine Weise, die ihn von innen lahmlegt.
Sie raubt Kraft.Aber nicht wie eine Grippe.Nicht wie ein Erschöpfungszustand, der mit Ruhe wieder vergeht.Sondern tief.Zellulär.Chronisch.
Betroffene berichten von bleierner Schwere, massivem Energieverlust, Konzentrationsstörungen, Schlaf ohne Erholung, Reizintoleranz, Herzrasen beim Aufstehen, Schmerzen, neurologischen Ausfällen.
Und das Erschreckende:Man sieht es nicht.
Das Gesicht wirkt gesund.Die Sprache bleibt klar.Manchmal lacht der Körper sogar noch – aus Gewohnheit.Aber innen?Innen ist alles stillgelegt.
Deshalb wird ME/CFS so oft falsch eingeschätzt.Als Depression.Als psychosomatische Reaktion.Als Burnout.Oder als Empfindlichkeit.
Viele Betroffene hören Sätze wie:„Vielleicht brauchst du einfach wieder mehr Struktur.“„Du musst rauskommen.“„Mach doch mal Yoga.“„Stell dich nicht so an.“
Dabei würde schon ein Vormittag im Körper eines ME/CFS-Erkrankten genügen, um zu verstehen,dass hier nicht fehlender Wille das Problem ist – sondern eine Krankheit, die Körpergrenzen so radikal verschiebt, dass selbst Sitzen zum Kraftakt wird.
ME/CFS ist nicht nur ein medizinisches Syndrom.Es ist eine Identitätskrise.
Denn oft betrifft es Menschen, die „funktioniert“ haben.Verantwortliche. Leistungsfähige. Aktive. Mitten im Leben.Und plötzlich – oder schleichend – fällt alles weg.Der Job. Der Alltag. Die Fähigkeit, sich selbst aufrecht zu halten.
Es ist, als würde das eigene Leben in Zeitlupe davonlaufen – und man bleibt zurück.Nicht, weil man will.Sondern, weil man nicht mehr folgen kann.
Ich erinnere mich an einen jungen Mann, 32, Softwareentwickler, sportlich, klug.Nach einer Grippe kam er nicht mehr auf die Beine.Dann begannen die kognitiven Ausfälle. Die Schmerzen. Die extreme Erschöpfung.Er sagte zu mir: