Neues Glück in der Mulberry Lane - Rosie Clarke - E-Book
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Neues Glück in der Mulberry Lane E-Book

Rosie Clarke

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Beschreibung

London scheint den Krieg fast überstanden zu haben, aber der Alltag lastet schwer auf der Mulberry Lane …

Die Frauen in der Mulberry Lane kämpfen nicht nur mit der strengen Rationierung der Lebensmittel, sondern warten auch ängstlich auf Neuigkeiten von der Front. Peggy weiß immer noch nicht, ob sie den Vater ihrer Zwillinge jemals wiedersehen wird. Als sie dann auch noch einen seltsamen Brief erhält, muss sie trotz dieser Ungewissheit eine Entscheidung treffen, die ihr ganzes Leben verändern wird.

Maureen erlebt ebenfalls bange Zeiten. Wird Gordon jemals wieder der Mann sein, der er vor dem Krieg war? Und was wird aus ihrer Ehe werden?

Rosie hat mittlerweile in der Mulberry Lane ihr neues Zuhause gefunden und mietet sich endlich ein eigenes Häuschen, während sie auf die Rückkehr ihres Verlobten wartet. Aber da ist auch Tom, der ihr immer zur Seite steht. Ist er wirklich nur ein guter Freund für Rosie?

Liebe, Tod und Hoffnung - Das Schicksal der Mulberry Lane in den Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Die große London-Saga für alle Fans von Donna Douglas, Katharina Fuchs und Ulrike Renk. Alle Titel der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.

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Seitenzahl: 521

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Über das Buch

London scheint den Krieg fast überstanden zu haben, aber der Alltag lastet schwer auf der Mulberry Lane …

Die Frauen in der Mulberry Lane kämpfen nicht nur mit der strengen Rationierung der Lebensmittel, sondern warten auch ängstlich auf Neuigkeiten von der Front. Peggy weiß immer noch nicht, ob sie den Vater ihrer Zwillinge jemals wiedersehen wird. Als sie dann auch noch einen seltsamen Brief erhält, muss sie trotz dieser Ungewissheit eine Entscheidung treffen, die ihr ganzes Leben verändern wird.

Maureen erlebt ebenfalls bange Zeiten. Wird Gordon jemals wieder der Mann sein, der er vor dem Krieg war? Und was wird aus ihrer Ehe werden?

Rosie hat mittlerweile in der Mulberry Lane ihr neues Zuhause gefunden und mietet sich endlich ein eigenes Häuschen, während sie auf die Rückkehr ihres Verlobten wartet. Aber da ist auch Tom, der ihr immer zur Seite steht. Ist er wirklich nur ein guter Freund für Rosie?

Liebe, Tod und Hoffnung – Das Schicksal der Mulberry Lane in den Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Die große London-Saga für alle Fans von Donna Douglas, Katharina Fuchs und Ulrike Renk. Alle Titel der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.

Über Rosie Clarke

Rosie Clarke ist eine englische Autorin, die bereits seit vielen Jahren Romane schreibt. Sie lebt in Cambridgeshire, ist glücklich verheiratet und liebt das Leben mit ihrem Mann. Wenn sie nicht gerade faszinierende Geschichten über starke Frauen schreibt, dann verbringt sie ihre Zeit gerne in Marbella und genießt das gute Essen und die spanische Sonne. Allerdings hält sie es dort nie allzu lange aus, denn das Schreiben neuer Romane ist ihre größte Leidenschaft.

Uta Hege lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Saarbrücken. Mit dem Übersetzen englischer Titel hat sie ihre Reiseleidenschaft und ihre Liebe zu Büchern perfekt miteinander verbunden und ihren Traumberuf gefunden

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Rosie Clarke

Neues Glück in der Mulberry Lane

Übersetzt aus dem Englischen von Uta Hege

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Impressum

1

Zögernd stand das Mädchen an der Ecke der Mulberry Lane und sah den Leuten hinterher, die in den Pub und die Geschäfte gingen, einander zuriefen, sich unterhielten und zusammen lachten, wie es zwischen Menschen, die sich kannten, üblich war. Obwohl die geschwärzten Überreste eines bombardierten Hauses noch nicht zur Gänze abgetragen waren, wirkte die Umgebung durchaus freundlich, und insbesondere von dem Gasthaus fühlte Rose sich trotz der Dinge, die sie gern vergessen hätte, angezogen, weil auch ihre Eltern Wirtsleute gewesen waren.

London war erschreckend groß und hatte erst mal ziemlich feindselig auf sie gewirkt. In manchen Gegenden hatte der Krieg der letzten Jahre ganze Häuserreihen ausgelöscht, und links und rechts der Straßen ragten riesengroße Schutthaufen voll Ratten, Gras und Unkraut in den Himmel auf. Zitternd und verängstigt hatte sie nach ihrer Ankunft auf dem überfüllten Bahnhof stundenlang in einer kleinen Teestube gesessen, aber schließlich hatte der Betreiber zusperren wollen und sie in ein nahes Obdachlosenheim geschickt.

Erschaudernd dachte Rose an den Gestank und Schmutz im Nachtasyl, doch in ihr altes Leben konnte sie nicht mehr zurück. Vor allem hätte sie das trotz des warmen Bettes dort, der Verpflegung, ihrer Arbeit und der Menschen, die sie schon ewig kannte, auch nicht mehr gewollt. Sie selbst hatte nichts verbrochen, aber dennoch hatten sich am Ende alle von ihr abgewandt, sie ausgeschlossen und ihr sogar ins Gesicht gespuckt. Also musste sie ihre Vergangenheit hinter sich lassen und sich hier eine Anstellung suchen.

Nach ihrer ersten Nacht war sie ziellos herumgelaufen, bis sie vor dieser Schankwirtschaft gelandet war. Sie war erschöpft und hungrig, ihr war kalt, sie bräuchte einen Ort, um sich zu waschen, und ein Bett, in dem sie sicher war.

Das Pig & Whistle lag in einem alten Haus. Zwar blätterte die Farbe von den Wänden, doch mit den sauberen Fenstern und den Netzgardinen in der oberen Etage sah es einladend und urgemütlich aus. Im Schankraum war es bestimmt warm, und vielleicht hätte Rose ja Glück und fände eine Arbeit dort. Sie konnte kochen, putzen und bedienen, denn das hatte sie ihr Leben lang gemacht. Bereits als kleines Mädchen hatte sie damit angefangen, und jetzt war sie neunzehn, eine hübsche Blondine mit grauen Augen und einem netten Lächeln, das inzwischen womöglich nicht mehr ganz so offen, sondern eher ein bisschen ängstlich war.

Sie ging über die unebene Kopfsteinpflasterstraße und dann unter einem Backsteinbogen in den Hof des Pubs und sah bewundernd auf die Bottiche mit Blumen, mit denen irgendwer dem eintönigen Grau der Welt im Krieg Paroli bot. Der 24. Januar 1944 war ein sonnenheller Tag, der aufkommende Wind jedoch war bitterkalt. Trotzdem stand die obere Hälfte der wie eine Stalltür zweigeteilten Tür der Küche offen, und Rose atmete den einladenden Duft, der ihr entgegenwehte, ein. Es roch wie in der Wirtschaft in dem kleinen Dorf, in dem sie aufgewachsen, aber nun nicht mehr zu Hause war. Sie war in London, und sie hatte diese große Stadt gewählt, weil niemand sie hier kannte und sie hier für niemanden die Tochter eines Mörders war. Die Metropole hatte zu sehr unter diesem Krieg zu leiden, als dass irgendjemand sich für etwas interessieren würde, was in einem kleinen, Hunderte von Meilen entfernten Dorf geschehen war.

Sie versuchte, wenigstens die schlimmsten Falten aus dem grauen Rock zu schütteln, den sie seit der Ankunft in der Großstadt trug, weil sie sich in dem Nachtasyl nicht vor den Augen all der anderen, die dort auf ihren Pritschen lagen, hatte umziehen wollen.

»Herein«, rief eine angenehme Stimme auf ihr Klopfen, und sie öffnete den unteren Teil der Tür und trat in eine große Küche, in der es verführerisch nach Kräutern und Backwaren roch.

»Hallo, ich bin Peggy Ashley«, stellte sich die Stimme vor. »Und wer bist du?«

Rose betrachtete die hübsche blonde Frau. Sie war wahrscheinlich Ende dreißig, Anfang vierzig und sah selbst mit ihrer großen weißen Schürze und den Strähnen, die sich in feuchten Locken unter ihrer Haube kringelten, phantastisch aus.

»Ich bin Rose … Rose Marchant«, stellte sie sich vor. »Ich suche Arbeit, fürchte aber, dass ich außer kochen, putzen und bedienen kaum was kann.«

Peggy Ashley lachte und nahm Rose mit diesem Lachen sofort für sich ein. Sie schien Ehrlichkeit zu schätzen, deshalb schämte sich das Mädchen etwas für den falschen Nachnamen, den es angegeben hatte.

»Nun, Rose Marchant, wenn das so ist, habe ich tatsächlich was für dich. Ich habe Zwillinge, die gern Blödsinn machen, und auch wenn der kleine Freddie lange nicht so wild wie seine Schwester ist, macht er mit Freuden jeden Unsinn, den sie anstellt, nach«, erklärte sie, wobei aus jedem ihrer Worte und aus ihrer Stimme grenzenlose Liebe sprach. »Gerade machen sie ihren Mittagsschlaf, die Ruhe aber hält ganz sicher nicht mehr lange an …«

»Dann wollen Sie also jemanden, der sich um Ihre Kinder kümmert?«

»Unter anderem.« Peggy sah sie durchdringend aus ihren leuchtend blauen Augen an. »Hast du die Anzeige vorne im Fenster hängen sehen?«

»Nein, das Haus sah einfach freundlich aus, und das hat mir gefallen. Die Pflanzen draußen in den Kübeln sind sehr schön und hellen die ganze Straße auf. Was für Blumen sind das, die sogar im Winter blühen?«

»Christrosen. Die hat mir letzten Monat eine Freundin mitgebracht, und sie haben sich wirklich gut gehalten, findest du nicht auch? Die Straße braucht einfach etwas, damit sie nicht mehr ganz so düster wirkt. Ich weiß zwar nicht, wie du das siehst, aber die halb verfallene Bäckerei ist meiner Meinung nach ein echter Schandfleck, und die Überreste der Kanzlei haben sie zwar gesichert, aber mehr auch nicht. Es ist eine Schande …« Sie bedachte Rose mit einem Blick, als würde ihr gefallen, was sie sah. »Darf ich fragen, warum es dich in die große Stadt verschlagen hat?«

»Ich brauchte einfach mal … was anderes. An meinem bisherigen Wohnort war ich … nicht mehr glücklich, deshalb dachte ich, dass ich nach London kommen und mich hier nach einer Arbeit umsehen soll …«, wich Rose der Frage aus.

Peggy Ashley runzelte die Stirn. »Nun, Rose, ich kann es mir im Augenblick nicht leisten, allzu wählerisch zu sein. Meine Tochter Janet lebt mit ihrer kleinen Tochter Maggie vorläufig bei einer Freundin auf dem Land. Ihr Mann ist seinen Kriegsverletzungen erlegen, und das war nicht leicht für sie. Bisher haben sie und meine Freundin Helen mir hier in der Küche und im Schankraum ausgeholfen, aber meine Freundin hat jetzt einen Job als Sekretärin, und da ich auf Dauer nicht alleine kochen und mich nebenher noch um die Gäste kümmern kann, werde ich es mit dir versuchen und dann sehen, wie es läuft. Du kannst erst mal in Helens altes Zimmer ziehen …« Peggy blickte auf den Koffer, mit dem Rose hereingekommen war. »Oder hast du bereits eine andere Unterkunft?«

Rose atmete erleichtert auf, denn für die weitere Arbeits- oder Zimmersuche hätte ihr einfach die Kraft gefehlt. »Nein. Die kann ich mir erst leisten, wenn ich Geld verdiene«, gab sie unumwunden zu.

»Dann wohnst du erst mal hier, bis du was anderes findest oder weiterziehen willst. Komm mit, damit ich dir dein Zimmer zeigen kann, und danach fängt auch schon die Arbeit für dich an. Aber vorher kriegst du wenigstens noch einen Tee und eine Kleinigkeit zu essen von mir vorgesetzt …«

Rose lächelte nervös. Die Wirtin war sehr nett, und es sah aus, als hätte sie jetzt endlich einmal Glück, doch wenn die Frau den wahren Grund für ihre Flucht vom Land erführe, wäre es damit bestimmt im Handumdrehen vorbei. Sie müsste bei der Arbeit alles geben und dann einfach hoffen, dass ihr Peggy ihre Notlügen verzeihen würde, wenn sie je dahinterkäme, wer Rose war …

*

Peggy schaute zu, als Rose den Berg an schmutzigem Geschirr, das in der großen Spüle stand, in Angriff nahm. Die Art, wie Rose die Gläser nach der Reinigung mit kaltem Wasser spülte, machte deutlich, dass sie wusste, was sie tat. Womöglich hatte Peggy also wirklich Glück mit ihr gehabt. Sie spürte, dass ihre neue Aushilfe eine ehrliche Haut war, obwohl sie ihr eindeutig irgendwas verschwieg, doch schließlich gab es kaum jemanden, der nicht irgendein Geheimnis hatte, und vor allem musste sie es nun mit ihr versuchen, weil es keine anderen Bewerberinnen für den Posten gab.

Ihre Tochter war im Sommer 1943 einer Einladung von ihrer Freundin Rosemary, der Witwe von Mikes Captain, gefolgt, die seit dem Tod ihres Mannes allein mit ihren beiden Söhnen in Devon lebte und aus eigener leidvoller Erfahrung besser als wahrscheinlich sonst jemand verstehen konnte, wie es Janet ging. Vor Verzweiflung hatte Janet nach dem Tod ihres Ehemanns weder ein noch aus gewusst, und schließlich hatte sie es nicht mehr ausgehalten, länger an dem Ort zu leben, an dem er gestorben war.

Natürlich konnte Peggy Janets grenzenlose Trauer durchaus nachvollziehen. Sie alle hatten das Gefühl gehabt, es würde Mike allmählich besser gehen, bevor er völlig überraschend eines Nachts im Schlaf verstorben war. Das hatte Janet einen fürchterlichen Schlag versetzt. Peggy hatte ihre Tochter Nacht für Nacht in ihrem Zimmer weinen hören und wusste, wie verbittert und wie wütend sie selbst auf die Menschen, die sie liebten und ihr hätten helfen wollen, war. Die Einzige, die sie in ihrer Nähe haben wollte, war die kleine Maggie, die im März ein paar Tage vor Peggys Zwillingen Geburtstag hatte, und mit ihren knapp vier Jahren so eifersüchtig über ihre Mutter wachte, dass es nur mit Mühe zu ertragen war. Diese Eifersucht und Janets Trauer hatten Peggy in der Seele wehgetan, weshalb sie über Janets Abreise nach Devon traurig, aber gleichzeitig auch froh gewesen war.

»Ich muss hier weg, Mum«, hatte Janet eines Morgens festgestellt und Peggy flehend angesehen. »Ich halte es hier nicht mehr aus, nachdem mein Mann in diesem Haus, in meinem Bett gestorben ist. Dass ich ihn noch ein zweites Mal verloren habe, war einfach zu viel für mich …«

»Ich weiß.« Im Grunde jedoch würde Peggy niemals wirklich wissen, was für ein Gefühl das war, und Janet hatte sie mit einem vorwurfsvollen Blick bedacht.

Sie selbst lebte seit inzwischen ungefähr drei Jahren von ihrem Ehemann getrennt. Vorher hatten sie und Laurence jahrelang zusammen den Pub betrieben, aber nachdem er irgendwo in Schottland irgendeine offensichtlich hochgeheime kriegswichtige Arbeit übernommen hatte, hatte er sie dort mit einer anderen Frau betrogen und sie selbst hatte sich in einen jungen amerikanischen Verbindungsoffizier verliebt. Vor gut zwei Jahren war Able dann auf einem Flug in Richtung Kontinent verschollen und hatte nie erfahren, dass sie von ihm schwanger war. Es hatte sie geschmerzt, dass er nicht mehr zurückgekommen war, und ihre Trauer würde sich wahrscheinlich niemals völlig legen, aber trotzdem war das etwas anderes als den Ehemann nach Monaten des Bangens doch noch mal zurückzukriegen und dann eines Morgens wach zu werden und zu sehen, dass er im Schlaf gestorben war. Vor allem hatte sie dank ihrer Zwillinge, die Ables Kinder waren, wieder Hoffnung für die Zukunft, während Janet nach dem Tod von Mike vor Trauer und Verzweiflung völlig außer sich gewesen war.

Peggy hätte ihre Tochter trösten wollen, damit sie abermals so glücklich würde wie in den paar Wochen, während derer Mike aus der durch seine grässlichen Verwundungen hervorgerufenen Amnesie zu neuem Leben zu erwachen schien. Bloß leider hatte er noch einen winzigen Metallsplitter im Kopf gehabt, von dem die Ärzte schon vorausgesehen hatten, dass er Ärger machen würde, und schließlich hatte der sich offenbar bewegt und Mike am Ende umgebracht. Doch das war seiner Frau kein Trost und keine Antwort auf die Frage, warum ihr das Schicksal Mike noch mal zurückgegeben hatte, nur damit sie ihn danach ein zweites Mal verlor.

Aus diesen Gründen hatte Peggy sofort zugestimmt, als Janet ihr erklärt hatte, sie würde erst einmal nach Devon ziehen.

»Ich weiß, dass du dadurch mit deinen beiden Kleinen und dem Pub in Schwierigkeiten kommst, aber ich halte es hier einfach nicht mehr aus.«

»Helen wird mir weiterhelfen, bis sie eine andere Arbeit findet, und dazu habe ich Nellie und kann mir jemanden suchen, der mir stundenweise in der Küche und der Wirtschaft hilft. Und auf Maureen und Anne ist ebenfalls Verlass.« Die beiden waren Peggys engste Freundinnen und sprangen, wenn sie Unterstützung brauchte, immer wieder einmal ein.

Janet hatte zustimmend genickt, weil Nellie schon seit Jahren praktisch zur Familie gehörte, und war dann mit ihrer Tochter mit dem nächsten Zug in Richtung Devon abgefahren. Dass sie so hastig aufgebrochen war, hatte Peggy verletzt, doch anders als sie selbst teilte Rosemary die Trauer ihrer Tochter, denn sie hatte ihren Mann beim selben Schiffsunglück verloren, bei dem Mike so schlimm verwundet worden war. Und offenkundig brauchte Janet statt der eigenen Familie erst einmal ihre Freundin, die am ehesten nachvollziehen konnte, wie es ihr jetzt ging.

Tatsächlich deuteten die Briefe, die sie in den letzten Monaten geschrieben hatte, an, dass sie dort glücklicher als hier in London war, und statt mit Maggie wenigstens an Weihnachten zu kommen, hatte sie ihrer Mutter und den anderen die Geschenke mit der Post geschickt. Natürlich hatte Peggy sie vermisst, die aufgeregte Freude, mit der ihre Zwillinge die Päckchen ausgewickelt hatten, aber hatte es ein bisschen einfacher für sie gemacht.

»Ich brauche noch ein bisschen Zeit«, hatte ihr Janet während ihres weihnachtlichen Telefonanrufs erklärt, und direkt nach dem Jahreswechsel hatte sich auch Helen eine Wohnung in der Nähe ihres neuen Jobs als Sekretärin irgendeines Ministeriums in der Innenstadt gesucht.

»Ich werde nie vergessen, dass du mich hier aufgenommen hast, und hoffe nur, dass es so ganz alleine nicht zu schwierig für dich wird«, hatte ihre Freundin festgestellt.

»Natürlich nicht, Helen. Ich habe dir vorübergehend Zuflucht hier gewährt und freue mich, wenn es für dich nun eine neue Perspektive gibt.«

Die nette Helen hatte sich vor ihrem kalten Ehemann zu Peggy in den Pub geflüchtet, nachdem ihre Tochter – eine Freundin von Maureen – im Bombenhagel umgekommen war. Danach hatte sie niemals mehr etwas von ihm gehört, und ihr und Peggy war egal, ob er nicht wusste, wo sie war, oder sein Stolz es ihm verboten hatte, sie darum zu bitten, wieder bei ihm einzuziehen. Und da sie zukünftig auf eigenen Füßen stehen wollte, hatte Helen neben ihrer Hilfstätigkeit in der Küche und im Schankraum eine Ausbildung zur Sekretärin absolviert und sich sofort nach deren Abschluss einen ordentlichen Job gesucht.

Peggy wünschte sich, dass Helen nicht sofort in ihre neue Wohnung umgezogen wäre, weil sie einfach keine Aushilfe für die Wirtschaft fand. Das junge Mädchen, das sie angeheuert hatte, hatte nach drei Tagen wieder hingeschmissen und erklärt, die Arbeit wäre schlimmer als die Schufterei in der Fabrik, in der sie vorher angestellt gewesen war. Also hatte Peggy sich alleine mit der Hilfe ihrer Freundinnen durchgeschlagen, und daneben auch alleine die im Frühjahr 1942 auf die Welt gekommenen Zwillinge versorgt. Das alles war so kräftezehrend, dass sie selbst auf die gewohnte Weihnachtsfeier für die Stammgäste des Pubs verzichtet und nur ihre engsten Freundinnen und Freunde eingeladen hatte, um das Fest mit ihnen gemeinsam zu begehen.

Nach Janets Fortgang hatte Peggy einen älteren Mann mit Namen Fred Dunby angeheuert, der für sie die Fässer hatte aus dem Keller holen sollen, aber im November hatte er sich eine derart heftige Erkältung zugezogen, dass er über Wochen ausgefallen war, und selbstverständlich hätte sie ihm ihre Zwillinge auch vorher niemals anvertraut. Mitunter kümmerte sich Alice, eine Nachbarin, um die Kleinen, und ein paar Frauen aus der Gegend halfen ihr beim Abwasch, doch sie kamen und gingen, wie sie wollten, und im Schankraum und mit ihren Kindern war sie immer noch allein. Vor allem, da sie nicht so viel bezahlen konnte wie die Munitionsfabriken, die von London in entlegene, ländliche Gebiete umgesiedelt waren, damit niemand in der näheren Umgebung Schaden nähme, falls es dort zu einem Unfall käme, hatte sie die Chance genutzt, als plötzlich aus dem Nichts die junge Rose bei ihr erschienen war.

Anscheinend war das Mädchen hartes Arbeiten gewohnt und wirkte durchaus freundlich, aber trotzdem war sie Peggy erst mal fremd.

Die Wirtin seufzte, denn obwohl sie mit der Arbeit irgendwie zurechtkam, fehlten ihr ihre Tochter und auch Helen sehr. Zumindest hatte Helen ihr versprochen, sie so oft wie möglich zu besuchen, und sie hoffte, dass sie das auch täte, weil sie ihr inzwischen eine gute Freundin war. Um sich ein wenig aufzumuntern, stellte sie das altersschwache Radio an und dachte voller Sehnsucht an die kleinen Kofferradios, die die Regierung für die Nachkriegszeit versprach. Mittlerweile versprach sie allerdings alles Mögliche für nach dem Krieg. Der aber längst noch nicht vorüber war. Zumindest hatten sich die Deutschen nach der Bombardierung Londons anderen Zielen zugewandt und griffen Großbritanniens Hauptstadt nur noch hin und wieder an, obwohl es in den Zeitungen ständig hieß, sie würden irgendwelche noch gefährlicheren, neuen Waffen bauen, um dann noch mal auf London loszugehen. Im Augenblick jedoch fielen vor allem Bomben auf Berlin, und seit dem Bau des größten Kriegsschiffs aller Zeiten durch die USA standen die Zeichen für die Alliierten erstmals tatsächlich auf Sieg.

Sie hoffte bloß, es wäre irgendwann vorbei, damit sie wieder leben könnten, ohne Angst zu haben, einen geliebten Menschen entweder durch Bomben oder bei den Kämpfen in der Luft und auf dem Boden zu verlieren.

Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Überlegungen.

»Hallo … ich wollte dir nur sagen, dass ich heute Abend ein paar Stunden in der Wirtschaft helfen kann.«

Es war Anne Ross, und Peggy lächelte ihre Freundin an. »Das käme mir natürlich sehr gelegen, vielen Dank. Komm rein, dann mache ich dich erst einmal mit meiner neuen Aushilfskraft bekannt. Rose, darf ich dir meine Freundin vorstellen? Anne Ross. Ihr Mann ist bei der Army, und sie selbst ist Lehrerin …«

»Freut mich, Rose«, erklärte Anne und sah ihr offen ins Gesicht. »Peggy braucht hier wirklich dringend Hilfe, und ich hoffe sehr, dass es dir hier gefallen wird.« Dann wandte sie sich, abermals mit einem strahlenden Lächeln, wieder Peggy zu. »Ich habe Nachrichten von Kirk. Er schreibt, er käme nächste Woche für vier Wochen heim und danach würde er für ein paar Monate in England eingesetzt …«

»O Anne, das sind ja wunderbare Nachrichten«, rief Peggy, denn ihre Freundin hatte ihren Mann seit ihrer Hochzeit kaum gesehen. Er war im Ausland eingesetzt, und wenn er schrieb, waren seine Briefe meistens ewig unterwegs. Kein Wunder, dass sie jetzt so glücklich war. »Das freut mich sehr für euch. Und wo werdet ihr wohnen? Bei Mavis oder Bill?« Anne hatte sich vor ihrer Hochzeit bei der alten Mavis auf der anderen Straße einquartiert und Kirk bei einem Besuch des Schusters, der sein Onkel war und ein paar Häuser weiter seine Werkstatt hatte, kennengelernt.

»Wahrscheinlich erst mal weder noch, denn wenn er heimkommt, fahren wir erst einmal für zwei Wochen ans Meer …«

»Da habt ihr beiden sicher eine wunderbare Zeit«, erklärte Peggy, als sie die zwar glückliche, jedoch gleichzeitig nervöse Miene ihrer Freundin sah. Nach ihrer überstürzten Hochzeit im Dezember 1942 eine Woche nach ihrer ersten Begegnung hatten Anne und Kirk kaum Zeit gehabt, bevor er wieder an die Front beordert worden war. »Es wäre sicher schön, wenn ihr ein richtiges Zuhause für euch fändet …«

»Oh, wir hätten sogar eine eigene Wohnung, falls wir eine wollten«, meinte Anne. »Mein Onkel hat mir sein Apartment hinterlassen, als er letztes Jahr gestorben ist. Ich habe es vermietet, aber meine Mieter ziehen nächsten Monat aus …«

»Dann könntet ihr dort also einziehen oder es verkaufen und euch nach was anderem umsehen.«

Inzwischen war Rose Marchant mit dem Abwasch fertig, und als Nellie, Peggys alte Freundin, Dauergast in ihrem Haus und treue Seele, aus dem Schankraum kam, bat sie das Mädchen: »Geh mit Nellie, Rose. Sie macht die Betten und wird dir zeigen, was du machen sollst. Und wenn du damit fertig bist, komm bitte rüber in den Schankraum und versorg die Mittagsgäste mit.«

»Du musst doch sicher langsam aufmachen«, bemerkte Anne und nickte knapp. »Dann werde ich jetzt erst mal wieder gehen. Aber heute Abend helfe ich dir in der Wirtschaft und dann reden wir ein bisschen weiter, ja?«

»Auf jeden Fall«, erklärte Peggy, als ein lauter Schrei an ihre Ohren drang. »Oje. Warum kann Fay niemals so lange schlafen, wie sie soll? Kannst du dich um sie kümmern, Nellie? Ich muss rüber in die Bar …« Die Zwillinge waren Peggys ganzer Stolz und ihre ganze Freude, doch vor allem Fay war furchtbar ungestüm und machte jede Menge Unsinn, wenn man sie auch nur für einen Moment aus den Augen ließ.

»Darf ich das machen?«, fragte Rose. »Ich liebe Kinder und habe schon des Öfteren auf … Kinder aufgepasst.«

»Geh bitte mit ihr rauf, Nellie, denn schließlich kennt sich Rose dort noch nicht aus.« Mit einem kurzen Blick bat Peggy ihre Freundin, auf das neue Mädchen aufzupassen, denn vor allem in Bezug auf ihre Kinder war sie nicht bereit, ein Wagnis einzugehen.

»Ich habe eben zufällig Maureen getroffen«, meinte Anne und folgte Peggy in die Bar. »Sie sah sehr glücklich aus. Ich schätze, es gibt einen Grund dafür, auch wenn sie bisher nicht darüber spricht … Was vielleicht daran liegt, dass sie noch nicht ganz sicher ist …«

»Ich nehme an, sie wird es uns erzählen, wenn sie es uns erzählen will«, erklärte Peggy lachend, fügte dann aber hinzu: »Wahrscheinlich hast du recht. Ich finde auch, dass sie dieses besondere Leuchten in den Augen hat.«

2

Maureen Hart war immer wieder überrascht, sobald sie durch die Tür des Lebensmittelladens trat. Er sah vollkommen anders aus als zu der Zeit, in der sie selbst dort Verkäuferin gewesen war. Zwar hatte ihr Vater ihr das Geschäft bei seinem Tod vor knapp zwei Jahren hinterlassen, doch als Ehefrau und Mutter zweier Kinder machte sie nur noch den Einkauf, während sie die anderen Tätigkeiten ihrem jungen Geschäftsführer Tom Barton überließ. Und Tom fiel immer wieder irgendetwas ein, damit der Laden heller wirkte und noch freundlicher aussah. Zum Beispiel hatte er mit ihrer Zustimmung eins der Regale mit dem hübschen, von Ben Walker, einem infolge einer Kriegsverletzung ausgemusterten Soldaten, selbst geschnitzten Holzspielzeug gefüllt. Obwohl der junge Mann noch kurze Strecken laufen und sich selbst versorgen konnte, war er wegen einer Schädigung der Wirbelsäule auf den Rollstuhl angewiesen, konnte deshalb seine alte Arbeit nicht mehr aufnehmen und stellte jetzt, um seine karge Invalidenrente etwas aufzubessern, aus zusammengesuchten Holzresten die hübschen kleinen Schnitzereien her. Einmal hatte er Tom beim Zigarettenholen ein paar der Spielzeuge gezeigt, und beeindruckt von den wunderschönen kleinen Tierfiguren und der Natürlichkeit des Materials hatte ihn Tom gefragt, ob er Maureen die Stücke zeigen dürfte, um sie hier im Laden auszustellen.

»Wir könnten sie für ihn verkaufen und bekämen fünfzehn Prozent Provision. Die Leute suchen schließlich immer was, was sie an Weihnachten und zu Geburtstagen verschenken können, und vor allem würden wir damit eins der Regale füllen«, hatte er ihr erklärt.

Den noch von ihrem Vater angelegten Warenvorrat hatte Tom mittlerweile längst verkauft, und da es im inzwischen fünften Kriegsjahr sogar auf dem Großmarkt kaum noch etwas gab, taten sich immer größere Lücken zwischen den Konservendosen und den anderen Waren in den Regalen auf. Da kamen die hübschen Schnitzereien gerade recht, denn die hölzernen Liebeslöffel, Aschenbecher, Schneidebretter, Schmuckkästchen und Tiere füllten ein Regal und hatten sich vor allem vor Weihnachten tatsächlich gut verkauft. Zwar hatten sie damit nicht wirklich was verdient, doch dem Soldaten waren die Einnahmen eine Hilfe, und da es mittlerweile kaum noch Spielsachen zu kaufen gab, brachten sie neue Kundschaft ins Geschäft. Natürlich konnte Ben pro Woche höchstens eine Handvoll Sachen schnitzen, aber da er auf das Geld aus den Verkäufen angewiesen war, nahm ihm Maureen die Dinge weiter regelmäßig ab.

Verglichen mit den Monaten zuvor hatten die Menschen in der Gegend es bei allen Nöten im vergangenen Jahr noch ziemlich gut gehabt. Und jetzt, im Januar 1944, rannte Maureens kleiner Sohn mit Peggys ein paar Wochen älteren Zwillingen bis zur Erschöpfung durch die Gegend, und die junge Ellie Morris hatte eine süße kleine Tochter namens Beth, die blond war und blaue Augen hatte. Ihr Mann Peter war bei der Armee, doch Ellie lebte glücklich und zufrieden bei der netten Mrs. Tandy, die das Wollgeschäft betrieb.

Maureens Sohn Robin war ein lieber, hoffnungslos verwöhnter kleiner Kerl, denn ihre Gran und seine große Schwester Shirley waren sofort zur Stelle, wenn er schrie. Sie beteten den Kleinen an, weshalb ein leiser Mucks von ihm genügte, damit eine von den beiden ihn aus seinem Bettchen nahm. Auf Maureens Einwand, dass sie ihn nicht so verziehen sollten, hatte ihre Großmutter erklärt: »Es ist nicht gut, wenn man ein Baby weinen lässt, denn es bedeutet, dass es nass ist oder Hunger oder Bauchweh hat und man sich darum kümmern muss.«

Natürlich war der Junge längst kein Baby mehr. Die ersten Worte, die er hatte sprechen können, waren Dadda gewesen, Shirl und erst danach Mumma. Doch schließlich hatte ihm Maureen auch schon vom ersten Augenblick an ein ums andere Mal erzählt, sein Daddy wäre Soldat, und als er im Oktober 1943 für zwei Monate zur Weiterbildung heimgekommen war und Robin stolz im Arm gehalten hatte, hätte sie fast selbst geglaubt, dass Gordon wirklich Robins Vater war. Vor allem, da Rory Mackness sich entgegen seiner Warnung, seinen Sohn nach Lust und Laune zu besuchen, seit dem Tag im Krankenhaus im Jahre 1942 nicht noch einmal hatte blicken lassen und sie langsam hoffte, dass die Drohungen, die er ausgestoßen hatte, einfach heiße Luft gewesen waren.

»Er ist ein wunderhübscher kleiner Kerl, Maureen«, hatte ihr Gordon in der Nacht vor seiner Rückkehr an die Front erklärt. Vor seinem Urlaub war er in der Wüste stationiert gewesen, und er hatte keine Ahnung, wo es nach dem intensiven Zusatztraining hier in England hatte hingehen sollen. »Es war sehr nett von dir, dass du Shirley den Namen aussuchen lassen hast – und Robin passt hervorragend zu ihm, weil seine roten Haare wirklich an die Federn eines Rotkehlchens erinnern.«

Gordon war nicht mehr derselbe, seit er zur Armee gegangen war. Er war viel fitter, stärker und vor allem selbstbewusster als der Mann, der zu ihr ins Geschäft gekommen war, um Bonbons für Shirley zu erstehen. Inzwischen waren ihre Zeiten als Verkäuferin in Henry Jacksons Laden ewig her. Sie hatte nach Beginn des Krieges eine Ausbildung zur Schwesternhelferin gemacht, und als sie dann ein Kind von einem Mann erwartet hatte, von dem sie auch vorher schon einmal im Stich gelassen worden war, war sie hierher zurückgekehrt. Und wenig später hatte ihr der nette Gordon seine Liebe eingestanden, sie trotz ihrer Schwangerschaft gebeten, seine Frau zu werden, und ihr aufgezeigt, was wahre Liebe war. Mittlerweile liebte sie ihn ebenso und würde ihm bis an ihr Lebensende dankbar sein, weil er trotz allem immer für sie da gewesen war.

»Ich dachte mir, dass sie das glücklich macht, doch schließlich ging mir auf, dass Robin wirklich der perfekte Name für ihn ist. Jetzt heben wir uns deinen Namen einfach für den nächsten Jungen, den wir kriegen, auf.«

Gordon hatte mit den Fingern die Konturen ihrer Wirbelsäule nachgezogen und sie abermals geküsst. »Vielleicht wird es ja auch ein Mädchen.«

Sie jedoch hatte den Kopf geschüttelt und sich, um die kurze Zeit mit ihm möglichst auszukosten, an ihn angeschmiegt. »Ich weiß, dass es ein Junge werden wird. Weil Shirley nämlich keine kleine Schwester haben will.«

Darüber hatte er gelacht. »Es kann nicht immer nur nach ihrem Willen gehen. Aber auch wenn du sie regelrecht mit Liebe überschüttest, hat sie das aus meiner Sicht mittlerweile sowieso gelernt. Im Gegensatz zu meiner Mutter, die ihr alles durchgehen lassen hat, zeigst du ihr durchaus ihre Grenzen auf – und trotzdem weiß ich, dass sie bei dir rundum glücklich ist. Ich weiß zwar nicht, wie du das anstellst, aber irgendwie machst du uns alle glücklich. Gran und Shirley, Robin, alle deine Freundinnen und Freunde, und Tom Barton betet regelrecht den Boden unter deinen Füßen an …«

Maureen hatte sich auf dem Ellenbogen abgestützt und Gordon ins Gesicht gesehen. »Und wie steht es mit dir? Mache ich dich auch glücklich?«

»Das versteht sich meiner Meinung nach von selbst«, hatte er rau gemurmelt, sie auf sich herabgezogen, auf den Mund geküsst, sich über sie gerollt und sie mit der Zunge und den Lippen auf die Art liebkost, die sie vor Glück und Verlangen stöhnen ließ. »Unsere Heirat war das Beste, was mir je passiert ist, Schatz, und ich verspreche dir, dass ich in meinem ganzen Leben nie zuvor so glücklich war wie jetzt mit dir.«

Maureen lächelte bei der Erinnerung, denn sicher hatten sie in jener Nacht ihr drittes Kind gezeugt. Jetzt trug sie Gordons Baby unter ihrem Herzen, und am liebsten hätte sie ihr Glück in alle Welt hinausposaunt. Sie war wirklich rundum glücklich, und nicht mal die Tatsache, dass Violet Jackson, zweite Frau und Witwe ihres Vaters, in der Wohnung über ihrem Laden wohnte, machte ihr noch etwas aus. Natürlich hatte sie gehofft, dass Violet nach einer Weile ausziehen würde, doch sie hatte sich dort oben festgesetzt, und Maureen fühlte sich verpflichtet, sie gewähren zu lassen, denn wahrscheinlich hätte das ihr Vater so gewollt.

»Alles in Ordnung, Tom?«, erkundigte sie sich, und ihr fiel auf, dass er begonnen hatte, die Regale gelb zu streichen, wodurch der gesamte Laden heller und vor allem freundlicher aussah. »Ich hoffe, Violet hat dir keine Scherereien gemacht?«

»Nicht mehr, seit ich ihr deutlich zu verstehen gegeben habe, dass sie ihre Kundschaft nicht durch den Laden laufen lassen darf. Das Haus hat schließlich eine Hintertür, durch die sie sie in ihre Wohnung holen kann.«

Die Wohnung hatte eigentlich nicht Maureens Vater, sondern ihrer Gran gehört, die aber hatte Violet angeboten, weiter dort zu wohnen und auch ihr Schneideratelier dort weiterhin zu führen. Nach Henrys Tod hatte ihr Sohn aus erster Ehe sie dort überfallen und fast umgebracht, weshalb sie nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus ziemlich bedrückt und überraschend kleinlaut aufgetreten war. Der Kerl war auch bei ihnen eingebrochen, um sie zu bestehlen, doch Violet hatte sich für diesen Einbruch nie entschuldigt und ihn auch nie offen eingeräumt. Zum Glück hatte die Polizei bei einem gesetzestreuen Pfandleiher die meisten Sachen, die er hatte mitgehen lassen, sicherstellen können, weswegen der Sohn jetzt wegen dieses Einbruchs und des Überfalls auf Violet für fünfzehn Jahre hinter Gittern saß. Sie hatte diese Angelegenheit mit keiner Silbe erwähnt und sprach auch sonst nicht weiter mit Maureen und ihrer Gran. Den Umschlag mit der Miete übergab sie jede Woche Tom, mit dem sie regelmäßig wegen ihrer Kundschaft, die sie durch den Laden schickte, stritt, doch damit kam er mühelos zurecht. Mit seinen siebzehn Jahren war er groß, stark und schlaksig wie sein Vater Jack, der als Soldat im Ausland war und, wenn auch alles andere als regelmäßig, Postkarten an ihn und Peggy Ashley schrieb. Er hatte eine kleine Schwäche für die Wirtin, doch vor allem war er ihr dankbar für die Hilfe, die sie seinem Jungen immer wieder einmal angediehen ließ.

»Sie haben doch wohl nichts gegen das Gelb?«, erkundigte sich Tom nervös.

»Ich finde, es ist deutlich hübscher als das langweilige Grau.« Sie lächelte den Jungen an. »Aber du solltest nicht so viele Überstunden machen, denn dafür wirst du nicht gut genug bezahlt …«

»Sie zahlen mir so viel, wie Sie sich leisten können«, antwortete er und blickte sie bewundernd an. Maureen war klar, dass sie für ihn, nachdem er den Kontakt zu seiner Mutter abgebrochen hatte, so etwas wie eine Ersatzfigur war. Tilly Bartons geistige und psychische Verfassung hatte sich derart verschlechtert, dass inzwischen die Verlegung aus dem Pflegeheim in eine Nervenheilanstalt erwogen worden war. Sie war so instabil, dass sie vielleicht versuchen würde, ihrem eigenen Jungen etwas anzutun, deswegen hatten ihm die Ärzte weitere Besuche in der Klinik untersagt.

»Ich weiß, dass sie mich nie geliebt hat«, hatte er Maureen einmal erklärt. »Für sie gab es nur Sam, und sie hat mir und Dad die Schuld daran gegeben, dass er auf dem Trümmergrundstück umgekommen ist, und uns dafür gehasst. Dad sagt, sie hätte mich bloß deshalb nicht geliebt, weil ich ihm derart ähnlich bin. Aber wenn sie ihn nie geliebt hat, warum hat sie ihn dann überhaupt geheiratet?«

»Das weiß ich nicht. Vielleicht hat sie sich ja eine Familie gewünscht und hat dann deinen Dad genommen, weil er zu haben war.«

Doch Tom hatte den Kopf geschüttelt. »Meiner Meinung nach geht es noch tiefer, aber Dad behauptet, dass er auch nicht weiß, woran es liegt, und wenn ich sie auf dieses Thema angesprochen habe, hat sie immer dichtgemacht.«

»Vielleicht geht es ihr ja irgendwann mal wieder besser …«, hatte sie versucht, ihm Mut zu machen, aber so wie Tom war auch ihr selbst klar gewesen, dass davon nicht auszugehen war. Irgendwas, was Tilly über all die Jahre tief in ihrem Inneren verschlossen hatte, hatte irgendwann die Oberhand gewonnen und sie dauerhaft um den Verstand gebracht. Maureen hatte sie selbst im Pflegeheim besucht und dort gehört, dass sie sich einnässte, nichts zu sich nahm und kratzte, biss und um sich schlug, wenn man sie wusch. Tom hätte sich unmöglich um sie kümmern können, und insgeheim dachte Maureen, er wäre ohne diese undankbare Mutter, die ihm seine Fürsorge für die Familie nie vergolten hatte, besser dran. Das aber hätte sie nie laut gesagt, und jetzt sah er sie offenbar als zweite Mutter oder große Schwester an, weil sie im Grunde statt befreundet eher wie enge Verwandte waren.

Toms Vater schickte seinem Sohn die Hälfte seines Solds, damit er weiterhin die Miete für ihr kleines Haus bezahlen könnte, auch wenn es für ihn allein zu groß war und er sich besser irgendwo ein Zimmer nehmen sollte, seit von einer Heimkehr seiner Mutter nicht mehr auszugehen war. Wenn er sie darum bitten würde, nähme Peggy ihn mit Freuden bei sich auf. Inzwischen war er durchaus in der Lage, selbst auf sich aufzupassen, aber trotzdem wäre sie genauso wie Maureen auch weiter immer für den Jungen da.

Maureen griff nach der Zeitung, die auf dem Verkaufstisch lag, und las die Schlagzeile.

Amerikaner landen überraschend in Anzio!

Die Deutschen würden durch den Angriff der Alliierten auf italienischen Boden weiterhin geschwächt, weil Mussolini ihnen jetzt nicht mehr den Rücken stärken könnte, und womöglich würde dadurch ja das Ende dieses Kriegs herbeigeführt.

»Glaubst du, das heißt, dass der verdammte Krieg nun bald vorüber ist?«, fragte sie Tom.

Er nahm die Zeitung, las sich den Artikel durch und stellte fest: »Ich glaube, dass der Wind sich dreht. Ich denke, dass es für die Deutschen schlecht aussieht, seit Eisenhower Ende letzten Jahres das Kommando übernommen hat. Das wollen sie offenbar nicht sehen, aber wenn die Royal Air Force ihre Städte jetzt so bombardiert wie sie die Städte hier, schwächt das vielleicht ihre Moral.«

»Stand nicht vor ein paar Tagen in der Zeitung, dass die Royal Air Force eine weitere geheime Waffenfabrik irgendwo in Deutschland ins Visier genommen hat?«

Tom runzelte die Stirn. »Das stimmt, nur leider haben sie nicht geschrieben, ob die Bombardierung auch erfolgreich war, und sicher haben die Deutschen auch noch andere Fabriken irgendwo versteckt. Es heißt, dort würden ferngesteuerte Raketen und fliegende Bomben hergestellt. Also nehmen sie sich London bestimmt noch mal vor …«

Maureen erschauderte, denn bisher hatte London sich nicht einmal annähernd von den intensiven Bombardierungen der Vorjahre erholt. Noch immer wurden hin und wieder Bomben auf die Stadt geworfen, aber meistens auf die Industriegebiete und die Werften, und bei Weitem nicht so regelmäßig wie nach Kriegsbeginn. »Die Bombardierungen 1940/41 waren schlimm genug, zumindest waren wir da aber noch vorgewarnt, bevor es losging. Bei diesen Bomben heißt es, dass man sie erst nach dem Aufprall hört.« Das Ausmaß der Zerstörung, das durch diese neuen Waffen angerichtet würde, würde also unermesslich sein.

»Ja.« Der Junge verzog grimmig das Gesicht. »Letzte Woche habe ich noch einmal versucht, mich zur Armee zu melden, aber sie wollten meine Geburtsurkunde sehen, und dann haben sie gesagt, ich hätte einen Job und sollte erst mal bleiben, wo ich bin. Aber schließlich werde ich bald achtzehn, und wenn ich dann nicht zu irgendwelchen anderen Arbeiten herangezogen werde, werde ich auf jeden Fall Soldat.«

»Zu was für anderen Arbeiten?« Es würde Maureen leidtun, Tom in ihrem Laden zu verlieren, obwohl ihr immer klar gewesen war, dass er sich danach sehnte, wie sein Vater zur Armee zu gehen.

»Das haben sie nicht gesagt, aber ich habe in der Zeitung von den Bevin Boys gelesen, die sie in die Kohlegruben schicken, und auf den Plakaten in der Rekrutierungsstelle stand, es würde immer noch an Bergarbeitern fehlen. Ich glaube, dass so viele Männer zur Armee gegangen sind, dass sie jetzt in den Minen fehlen, obwohl die Bergarbeiter immer freigestellt gewesen sind.«

»O Tom. Ich glaube nicht, dass du dort unter Tage glücklich wärst …«

»Ganz sicher nicht«, pflichtete er ihr grinsend bei. »Obwohl sie, wenn es hart auf hart kommt, sicher keine Rücksicht darauf nehmen werden, ob es uns dort gefällt. Dann ziehen sie uns einfach ein und schicken uns dorthin, wo man uns braucht.«

»Heißt das, sobald wir an der Front die Oberhand gewinnen, schicken sie die Männer in die Bergwerke und wichtigen Betriebe statt nach Übersee?«

»Das haben sie zwar nicht so direkt gesagt, aber so sieht es aus. Inzwischen werden jede Menge Jungs, die jünger sind als ich, in Wales und auch im Norden in den Kohlegruben eingesetzt … und ich bin für mein Alter ziemlich stark.«

»Es wird mir furchtbar leidtun, dich hier zu verlieren«, meinte Maureen. »Vor allem, wenn du eine Arbeit machen musst, die du im Grunde gar nicht machen willst. Ich weiß, du träumst davon, Soldat zu werden, aber …«

»Ja, ich hätte schon vor Jahren zur Armee gehen wollen. Ich arbeite sehr gern für Sie, Maureen. Es ist ein guter Job, und wenn der Krieg vorbei ist, werden Sie mit Ihrem Laden bestimmt wieder gut verdienen – aber mich lockt eben der Gedanke an das Leben als Soldat. Mein Dad ist hin und weg von der Armee. In seinem letzten Brief hat er geschrieben, dass das deutlich besser wäre, als wenn er für einen Job im Hafen Schlange stehen muss. Ich würde es zumindest gern mal ausprobieren, obwohl ich nach dem Krieg ein eigenes Unternehmen aufziehen will.«

»Dann lass uns hoffen, dass du zur Armee gehen und danach dein eigenes Unternehmen gründen kannst.« Maureen erinnerte ihn nicht an die Gefahren des Soldatenlebens, weil er im Geschäft fast jeden Tag verwundete, verstümmelte, verkrüppelte Soldaten sah. Er wusste, dass ein Job bei der Armee in Kriegszeiten mitunter bloß von kurzer Dauer war, und trotzdem hatte er sein Herz daran gehängt. Sie konnte also nur beten, dass er wohlbehalten wiederkommen würde, denn es stünde ihr nicht zu, sich seinen Wünschen in den Weg zu stellen.

»Das werde ich auf jeden Fall, selbst wenn ich vorher in die Kohlegruben muss«, erklärte er ihr gut gelaunt. »Ich habe hier die Liste für den Großhändler, Maureen. Die Sachen ganz zuoberst brauchen wir am dringendsten, auch wenn im Grunde alles wichtig ist. Am besten nehmen Sie alles, was Sie kriegen können, egal, ob Reis, Sardinen, Marmelade, Schwarztee, Mehl, Kondensmilch oder Büchsenfleisch.«

»Dann fahre ich, statt anzurufen, besser hin«, meinte Maureen. »Wenn man vor Ort ist, kriegt man manchmal ein paar Extrabüchsen, aber wenn man anruft, sparen sie sich die Mühe, einem zu erzählen, was es gerade alles gibt.«

»Okay – und ich soll Sie von Peggy bitten, ein paar Büchsen Rübensirup mitzubringen.«

»Den wollen jetzt alle haben, nicht nur sie. Ich werde es versuchen, Tom. Und du lächelst weiterhin und sagst den Kunden, dass es morgen neue Ware geben wird. Ich bin mir sicher, dass ich ein paar Extrasachen mitbringen kann.«

»Dann lächeln Sie am besten ebenfalls, sobald Sie auf dem Großmarkt sind, Maureen«, gab Tom zurück. »Mit Ihrem Lächeln bringen Sie die Herzen dort auf jeden Fall zum Schmelzen … und wir können schließlich alles brauchen, was sich dort ergaunern lässt.«

Mit einem Seufzer schaute sich Maureen zwischen den halb leeren Regalen um. Auch wenn es an der Front mittlerweile etwas besser für die Alliierten lief, wurden in England langsam selbst die grundlegendsten Dinge knapp. »Du solltest Auto fahren lernen, Tom. Ich habe überlegt, mir einen gebrauchten Lieferwagen zuzulegen, und ich werde deine Fahrstunden bezahlen. Dann könnten wir die Waren selbst vom Großmarkt holen, statt die Lieferungen teuer zu bezahlen, du könntest unseren Lieferservice für die Kunden ausbauen und vielleicht kommst du mit einem Führerschein auch leichter zur Armee.«

»Ich finde, das ist eine ausgezeichnete Idee«, pflichtete Tom ihr bei. »Mein Vater hat bei der Armee den Führerschein für Panzer und LKWs gemacht und meint, den hätte er bereits vor Jahren machen sollen, weil er damit nach Kriegsende auf alle Fälle eine gut bezahlte Arbeit finden wird. Dann melde ich uns beide gleich für ein paar Stunden an – falls Sie sie tatsächlich bezahlen wollen.«

»Auf jeden Fall. Ich finanziere dir den Führerschein als Ausgleich dafür, dass ich dir kein höheres Gehalt bezahlen kann.«

»Das wäre ganz bestimmt nicht nötig, denn Sie haben mir, obwohl ich noch so jung bin, einen anständigen Job gegeben, aber trotzdem würde ich natürlich gern fahren lernen.«

Maureen nickte, überließ ihn wieder seiner Arbeit, und noch immer grinsend nahm er seine nächste Kundin in Empfang. Sie würde auf den Großmarkt gehen, dort alles kaufen, was zu kriegen war, und sich danach nach einem kleinen Lieferwagen fürs Geschäft umsehen. Natürlich würde Tom den meistens steuern, aber auch sie selbst würde fahren lernen, damit sie später auch als Mutter dreier Kinder möglichst unabhängig war.

3

»Komm zu Granny.« Mabel Tandy streckte die Arme nach dem wunderhübschen blonden Mädchen in der Wiege aus.

Beth war so süß und lieb, dass das Zusammenleben mit der Kleinen eine reine Freude war. Es hatte Mabel immer leidgetan, dass ihre Ehe kinderlos geblieben war. Nachdem ihr Mann im Großen Krieg gefallen war, war sie allein geblieben, weil es einigen der Männer, die danach um sie geworben hatten, eher um ihren profitablen kleinen Laden als um sie gegangen war. Sie hatte von dem Wollgeschäft in all den Jahren gut gelebt, auch wenn sie heutzutage nur noch schwer an Wolle und die anderen Dinge, die sie dort verkaufte, kam. Zum Ausgleich hatte sie begonnen, gut erhaltene, gebrauchte Frauen- und Kinderkleider anzunehmen, die sie wusch und bügelte, bevor sie sie zum Kauf anbot. Je eingenommenem Pfund behielt sie einen Shilling, oder, wenn sie irgendwelche Sachen vorher flicken musste, einen Shilling und Sixpence als Provision.

»Mo, Mo …«, brabbelte Beth, und Mabel lächelte. Sie fand die Kleine aufgeweckter und erheblich klüger als die meisten Kinder ihres Alters, aber vielleicht lag das einfach daran, dass sie zwar nicht ihr eigen Fleisch und Blut, aber trotzdem so etwas wie eine Enkeltochter für sie war.

»Ja, mein Schatz«, erklärte sie und zog mit den Fingern die Konturen ihrer kleinen Hände nach. »Mummy wird bald mit der Arbeit fertig sein und dann mit dir spazieren gehen.«

Inzwischen arbeitete Ellie Morris bloß noch halbtags im Frisörgeschäft, damit sie sich um ihre Tochter kümmern konnte, während Mabel nach dem Abendessen sah. Und vor der Arbeit oder manchmal auch am Abend übernahm sie außerdem den größten Teil der Hausarbeit. Nach ihrer Heirat war sie erst bei ihrer Schwiegermutter eingezogen, aber weil es zwischen ihnen ständig Streit gegeben hatte, hatte Mabel Tandy ihr ein Zimmer angeboten und sie hatte ihren Umzug keinen Augenblick bereut.

Mittlerweile hatte sie sogar auf Mabels ausdrücklichen Wunsch hin die Mietzahlungen eingestellt. »Mit deinem Halbtagsjob verdienst du kaum noch was, und es ist gut, wenn du ein bisschen sparst. Zwar schickt dir die Armee noch einen Teil von Peters Sold, aber irgendwann wird er nach Hause kommen und …«

Auch wenn Mabel an der Stelle immer abbrach, wusste Ellie, was das hieß, weil Peter Morris ihr Ehemann, jedoch nicht der Vater ihres Kindes war. Eine brutale Vergewaltigung im Winter 1941 hatte zu der Schwangerschaft geführt, die sie zunächst als großes Unglück angesehen hatte, obwohl ihre kleine Tochter jetzt ihr Ein und Alles war. Sie hatte Peter während seines Kurzbesuchs im Frühjahr 1942 zwar versprechen müssen, dieses Baby anonym zur Welt zu bringen, damit die Heilsarmee dann neue Eltern für das Kleine fände, aber nach dem schlimmen Treppensturz, den es wie durch ein Wunder unbeschadet überstanden hatte, hätte sie das einfach nicht mehr über sich gebracht.

Sie war gestürzt, weil ihr noch während ihres Abschieds schwindelig geworden war, und hatte sich gefragt, ob vielleicht der Kakao, den er ihr abends überraschend zubereitet hatte, schuld an ihrem Schwindel und dem Sturz gewesen war. Obwohl sie selbst und auch Mabel zu dem Schluss gekommen waren, dass ihr Mann bei allem Jähzorn so weit ja wohl ganz sicher nicht gegangen wäre, weil er sie zwar erst geschlagen, ihr allerdings am Schluss verziehen hatte, rief jedoch das Wissen, dass er irgendwann nach Hause kommen würde, ein leises Unbehagen in den beiden Frauen wach. Er hatte Ellie auch schon vorher kaum geschrieben, aber dass sie seit dem letzten Urlaub nicht einmal mehr eine Postkarte von ihm bekommen hatte, kam ihr doch ein wenig seltsam vor.

»Briefe gehen oft verloren. Das muss nichts heißen …«, hatte Mabel ihr erklärt, und trotzdem wurden die Bedenken, die sie beide hatten, durch sein fortgesetztes Schweigen noch verstärkt. Womöglich hatte Peter Ellies Brief, in dem sie von der Kleinen schrieb, ja wirklich nicht bekommen, doch das konnte sie nicht wissen, weil er seit inzwischen fast zwei Jahren nichts mehr von sich hören ließ. In den letzten beiden Jahren hatte sie nicht mal einen Weihnachtsgruß von ihm bekommen, doch auch das bewies im Grunde nichts, weil Feldpost in den Kriegswirren schließlich immer wieder mal verloren ging.

Mabel wusste, dass sich Ellie manchmal fragte, von wem Knocker James, ihr Vergewaltiger, ermordet worden war. Man hatte ihn erstochen an dem Morgen aufgefunden, an dem Peter abermals zu seiner Einheit aufgebrochen war. Er hatte Ellie deutlich zu verstehen gegeben, dass er Knocker James, wenn er ihn erwischte, umbringen würde, doch es hatte überall geheißen, dass die Bluttat auf das Konto eines gedungenen Mörders ging – und außerdem war Peter noch daheim gewesen, als der Kerl erstochen worden war. Also hatte er bestimmt nichts mit diesem Mord zu tun …

Wobei sich Ellie und auch Mrs. Tandy in Bezug auf Peter niemals völlig sicher waren. Mabel spürte, dass die junge Ellie Angst vor seiner Rückkehr hatte, denn er war ein völlig anderer Mann als der, in den sie sich verliebt und den sie kurz vor seiner Einberufung überstürzt geheiratet hatte. Vielleicht war es der Krieg, der ihn derart verändert hatte. Schließlich hieß es immer, dass der Krieg die Männer härter und brutaler machen würde – aber hatte er den Hang zur Grausamkeit womöglich immer schon gehabt?

Mabel wusste, dass das Mädchen, wenn es nachts im Bett lag, überlegte, was passieren würde, wenn er heimkam, weil es morgens immer elend und erschöpft aussah. Auch Mabel machte sich Gedanken über diesen Augenblick. Sie hatte die Gewaltbereitschaft dieses jungen Mannes schließlich bereits miterlebt. Zwar stand es ihr nicht zu, etwas dazu zu sagen, doch falls er jemals seine Hand gegen die junge Ellie oder deren Kind erhöbe, würde sie dazwischengehen.

*

Rose nahm den kleinen Jungen auf den Schoß und wiegte ihn in ihren Armen hin und her. Der arme Freddie bekam einen Zahn und hatte fast die ganze Nacht hindurch geweint. Zwar hatte sie sein Zahnfleisch so wie ihre Mutter bei dem kleinen Paul mit etwas Honig eingerieben, aber trotzdem liefen ihm noch immer Tränen über die Wangen.

»Mein armer kleiner Schatz. Ich weiß, das tut sehr weh … aber genauso weiß ich, dass es bald auch wieder besser wird …«

»Oh, du hast ihn endlich ruhig bekommen«, meinte Peggy, die mit einem Armvoll Babysachen, die gewaschen werden müssten, in die Küche kam. Sie füllte heißes Wasser in den Eimer, der dort stand, und weichte erst mal alles ein. »Ich habe ihn die halbe Nacht herumgetragen, aber immer, wenn ich gehen wollte, hat er wieder angefangen zu schreien.«

»Ich weiß. Ich habe ihn gehört«, erklärte Rose. »Mum hat Pauls Zahnfleisch immer mit ein bisschen Honig eingerieben, aber leider lässt die Wirkung schon nach wenigen Minuten wieder nach.«

»Ist Paul dein kleiner Bruder?«, fragte Peggy und nahm ihr den kleinen Jungen ab. Er murmelte: »Mum … mum …«, begrapschte ihre Wangen, und sie lächelte ihn an.

Rose zögerte, doch schließlich nickte sie. »Soll ich kochen oder sauber machen, Mrs. Ashley?«

»Warum machst du nicht heute mal die Käsebrötchen?«, schlug ihr Peggy vor. »Damit ich sehe, ob du kochen kannst. Als Bäckerin hast du dich ja bereits bewährt, denn deine Marmeladentörtchen gestern sahen gut aus und haben obendrein hervorragend geschmeckt.«

»Mum hat immer gesagt, dass ich die besten Kuchen und die besten Brötchen backen würde, die sie je gegessen hat.«

»Hat deine Mutter dir das Kochen beigebracht?«

»Nein – das war meine Großmutter, die vor drei Jahren gestorben ist …« Verlegen brach sie ab. Am besten hätte sie gar nicht von ihrer Familie anfangen sollen, aber wenn sie sie mit keinem Wort erwähnte, käme das der Wirtin sicher seltsam vor.

»Mein Beileid. Stand sie dir nahe?«

Rose machte unglücklich die Augen zu. Im Grunde hatte sie die Mutter ihres Vaters immer nur als hart und kaltherzig erlebt. Doch leider hatte ihr das Haus, in dem die Wirtschaft und auch ihre Wohnung lag, gehört, und die Erinnerung an ihren langen, dünnen Stock, mit dem sie ein ums andere Mal auf ihre Knöchel oder ihre Beine eingedroschen hatte, hatte sich ihr unauslöschlich eingeprägt.

»Du wirst Gehorsam lernen oder leiden«, hatte ihr die Großmutter erklärt. »Mein Sohn hat sich von einer Schlampe in die Falle locken lassen, weil sie mit dir schwanger war, aber ich lasse ganz bestimmt nicht zu, dass du genauso wirst wie sie.«

»Mum ist keine Schlampe …«, hatte Rose die Ehre ihrer Mutter retten wollen, doch die hatte einfach nur den Kopf geschüttelt und sie traurig angesehen. Rose aber hatte weiter gegen diese Traurigkeit und diese ungerechte Alte aufbegehrt und irgendwann die Schläge mit dem Rohrstock einfach ignoriert. Das Kochen hatte sie im Grunde einzig aus der Not heraus gelernt, weil ihre Mutter nicht mehr für die Fehler, die ihr unterliefen, hatte büßen sollen.

Sie hatte nicht geweint, als ihre Großmutter gestorben war. Schließlich hatte sie so gut wie nie ein gutes Haar an ihr gelassen, doch plötzlich hatte Rose die ganze Arbeit machen müssen, die zuvor von ihr verrichtet worden war. Ihre Mutter half zwar in der Bar und flirtete dort mit den Gästen, aber sobald die Wirtschaft schloss, verschwand sie in ihr Zimmer und kam erst wieder herunter, wenn der Schankraum wieder offen war. Rose brachte ihr ihr Essen hinauf, sie rührte jedoch kaum was an, und kurz vor ihrem Tod erkannte die Tochter, dass die Mutter zu viel trank.

»Nein«, erklärte sie, weil sie der netten Peggy Ashley schließlich eine Antwort schuldig war. Der Einzige, an dem ihr wirklich was gelegen hatte, war der kleine Paul gewesen – aber er war ebenfalls gestorben, und da war ihr klar geworden, dass es nichts mehr gab, was sie dort hielt. »Ich würde gern die Käsebrötchen machen, Mrs. Ashley«, wandte sie sich wieder ihrem ursprünglichen Thema zu. »Und dazu vielleicht eine Suppe mit den Bohnen, den Kartoffeln und den wunderbaren Möhren, die Reg in seinem Schrebergarten ausgegraben hat.«

»Inzwischen bringt er öfter mal an seinem freien Tag etwas von dort vorbei. Er sagt, dass seine eigene Familie so viel nicht essen kann und wir doch sicher froh darüber wären …«

»Das ist sehr nett von ihm.« Reg war der Postbote, der, wenn er seine Runde drehte, immer auf ein kurzes Schwätzchen stehen blieb. Wie beinahe alle Männer, die nicht eingezogen worden waren, baute er in einem Schrebergarten eigenes Gemüse an. Mit seinen Ende vierzig war er schon zu alt für die Armee, doch er war nett und freundlich wie Roses Vater in den Jahren vor Pauls Geburt. Es war, als hätte die Geburt des Kindes ihn zu einem säuerlichen, bösartigen Mann gemacht …

Rose verdrängte diese schmerzliche Erinnerung, bevor sie ihr die Tränen in die Augen trieb. All das hatte sie hinter sich gelassen, als sie von dort weggegangen war.

»Die Suppe setzen wir dann auf die Mittagskarte, weil sie sehr gut zu den Brötchen passt«, stimmte ihr Peggy zu. »Dann mache ich zum Nachtisch noch Rhabarber-Crumble und ein Blech mit Marmeladentörtchen aus der Pflaumenmarmelade, die vom letzten Herbst noch übrig ist. Wenn ich genügend Zucker kriege, mache ich in diesem Jahr auf jeden Fall noch einmal Pflaumen ein.«

»Am besten fange ich gleich an«, meinte Rose und nahm sich das Gemüse vor. Die Möhren waren leicht zu putzen und zu schälen, weil sie frisch ausgegraben waren, deswegen konnte sie sich weiter unterhalten, als sie bei der Arbeit war. »Ich habe heute früh mit Nellie schon die Bar geputzt. Danach sind wir rauf zum Bettenmachen, aber als ich Freddie weinen hörte, kam ich wieder herunter, um nach ihm zu sehen …«

»Es scheint, als hätte er sich jetzt beruhigt.« Behutsam legte Peggy ihren Sohn wieder in seinem Gitterbettchen ab. Fay schlief oben, denn sie hatte bereits fast alle Zähne, weil sie auch in diesen Dingen schneller als ihr Bruder war. Dann wandte Peggy sich erneut an Rose. »Und wie alt ist dein kleiner Bruder jetzt?«

»Er ist gestorben«, antwortete Rose mit derart rauer Stimme, dass es an ein Wunder grenzte, dass die andere sie verstand. »Plötzlich lag er tot in seiner Wiege, und der Doktor hat gesagt, es käme öfter vor, dass kleine Babys auf einmal einfach aufhören zu atmen und dann nicht mehr aufwachen.« Sie brach in leises Schluchzen aus, und Tränen liefen ihr über die Wangen.

»Mein armer Schatz.« Sofort nahm Peggy ihre junge Angestellte in den Arm. »Ich hätte dich nicht traurig machen wollen. Es tut mir furchtbar leid. Ich hätte dich nicht danach fragen sollen …«

»O doch, das hätten Sie. Sie haben alles Recht zu wissen, wer ich bin.« Schniefend wischte Rose sich mit dem Handrücken die Tränen fort, und Peggy hielt ihr stumm ein großes weißes Baumwolltaschentuch, das offenkundig einem Mann gehörte, hin. »Paul ist im Schlaf gestorben, und mein Vater hat gesagt, es wäre meine Schuld gewesen, weil ich mich nicht so um ihn gekümmert hätte, wie ich hätte sollen. Ein paar der Leute aus dem Dorf haben das geglaubt, mich wüst beschimpft und sogar vor mir ausgespuckt. Aber ich schwöre Ihnen, so war es nicht. Ich habe ihn geliebt. Dann meinte meine Mutter, Vater hätte Paul im Schlaf erstickt, weil er gedacht hätte, er wäre nicht von ihm …«

»Wie schrecklich.« Peggy wurde blass. »Das arme Baby.«

Rose bemerkte, dass sie wieder auf den kleinen Freddie blickte.

»Aber so was hätte er doch sicher nie getan, nicht wahr?«, hakte Peggy mit belegter Stimme nach.

»Ich weiß es nicht. Vielleicht.« Wieder traten Rose Tränen in die Augen. »Er dachte wirklich, meine Mutter hätte ihn betrogen, deshalb gab es immer wieder Streit. Und dann ist Paul urplötzlich nicht mehr aufgewacht. Er hatte einen leichten Schnupfen, aber ich dachte, dass es besser würde, und ich hatte in der Küche alle Hände voll zu tun. Und als ich ihn dann wieder aus der Wiege nehmen wollte, hat er sich nicht mehr gerührt …«

»Wie schrecklich.« Peggy nickte mitfühlend. »Das muss für dich und deine arme Mutter eine echt schlimme Zeit gewesen sein.«

Rose sah sie an. Sie hätte ihr Geheimnis wahren wollen, doch obwohl sie niemals davon hätte sprechen wollen, fand die Wahrheit offensichtlich immer einen Weg. Vor allem war Peggy Ashley in den letzten beiden Wochen wirklich gut zu ihr gewesen, deshalb hätte sie verdient, dass sie ihr gegenüber völlig ehrlich war. Am besten brächte sie es also einfach hinter sich, selbst wenn sie danach vielleicht wieder auf der Straße stehen würde, und tatsächlich sprudelte die ganze grauenhafte Wahrheit auf einmal einfach so aus ihr heraus.

»Sie lebt nicht mehr … mein Vater hat sie umgebracht. Er ist mit einem Hammer auf sie los.« Rose starrte in die Ferne, so als gingen dort die Eltern wie nach der Beerdigung von Paul noch einmal aufeinander los. »Wir kamen von der Beerdigung, und meine Eltern haben sich angeschrien. Meine Mutter hat auf meinen Vater mit den Fäusten eingetrommelt, doch er hat sie weggestoßen und ist dann mit seinem Hammer auf sie los … Der ganze Raum war voller Blut …« Erschaudernd warf sich Rose die Hände vors Gesicht und brach in trockenes Schluchzen aus.

»Mein armes Kind.« Die Wirtin starrte sie entgeistert an. »Und was hast du gemacht?«

»Ich bin laut schreiend aus dem Haus gerannt und habe einen unserer Gäste angehalten, der dort auf der Straße war. Er kam dann auch gleich mit, aber es war bereits zu spät. Wir hörten einen Schuss, und mir war klar, was das bedeutete. Mein Vater hatte meine Mutter und danach sich selbst umgebracht. Mit der Pistole aus dem Großen Krieg, die immer schussbereit in seinem Nachtschrank lag.«

Peggy starrte sie benommen an, und Rose fühlte sich völlig leer. Natürlich würde sie jetzt ihren Job verlieren, denn mit der Tochter eines Mörders würde niemand was zu schaffen haben wollen. Vor allem nicht mit der Tochter eines Mannes, der seinen eigenen Sohn und seine eigene Frau getötet hatte – denn obwohl die Mutter ihm geschworen hatte, dass nur er als Vater ihres Sohns infrage käme, und der Arzt versichert hatte, dass der Kleine einfach aufgehört hätte zu atmen, hatte er dem Kind wahrscheinlich einfach aus Gehässigkeit ein Kissen aufs Gesicht gedrückt.

Nach einem Augenblick bedrückter Stille meinte Peggy: »Das ist eine schreckliche Geschichte, Rose. Ich wusste gleich, dass du mir irgendwas verschweigst, aber ich konnte deutlich spüren, wie unglücklich du bist, und habe dir vertraut …« Inzwischen war sie leichenblass und blickte Rose aus tränenfeuchten Augen an. »Das alles tut mir furchtbar leid. Offenbar hattest du ein wirklich schlimmes Leben, doch solange ich den Pub betreibe, sollst du wissen, dass du hier zu Hause bist.«