Nicolae Ceausescu - Thomas Kunze - E-Book

Nicolae Ceausescu E-Book

Thomas Kunze

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Beschreibung

Die Bilder des hingerichteten Diktators Nicolae Ceausescu gingen im Dezember 1989 um die Welt. Bevor er durch einen blutigen Aufstand gestürzt wurde, stand er über 20 Jahre lang an der Spitze des rumänischen Staates. Geschickt hatte er sich auf der weltpolitischen Bühne bewegt und war auch bei westlichen Staatsmännern lange Zeit ein gefragter Gesprächspartner. Seine Machtposition sicherte die Geheimpolizei Securitate mit allen Mitteln ab. Um den »Conducator« entwickelte sich im Laufe der Zeit ein absurder Personenkult. Seine Familie lebte im Luxus, während die Bevölkerung in den 1980er Jahren fror und hungerte.
Thomas Kunze legte 2000 die erste Ceausescu-Biographie nach 1989 vor. Sie wurde später ins Rumänische übersetzt und gilt als Standardwerk. Zwanzig Jahre nach dem Sturz von Nicolae Ceausescu erscheint sie nun in überarbeiteter 3. Auflage.

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Thomas Kunze

Nicolae Ceauşescu

Thomas Kunze

Nicolae Ceauşescu

Eine Biographie

Für den Zauberer

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

1. Auflage als E-Book, Juli 2016

entspricht der 3., aktualisierten Druckauflage vom Juni 2009

© Christoph Links Verlag GmbH

Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel. (030) 44 02 32-0

www.christoph-links-verlag.de; [email protected]

Cover: KahaneDesign, Berlin

ISBN 978-3-86284-346-6

Inhalt

Vorwort zur dritten Auflage

Prolog

Teil IAuf dem Weg

Ceauşescus Elternhaus und seine ersten Begegnungen mit dem Kommunismus (1918–1939)

Kindheit in Scorniceşti (1918–1929)

Ceauşescus erste Schritte in der RKP und die Jahre im Gefängnis Doftana (1929–1939)

Weltkriegsjahre, Gefängnisjahre und Neuanfang (1939–1945)

Nicolae Ceauşescu während der Antonescu-Diktatur und des Krieges (1939–1944)

Neuanfang in Rumänien – Weichenstellungen für Ceauşescus Funktionärskarriere (1944/45)

Der Aufstieg eines stalinistischen Jugendfunktionärs (1945–1953)

Die Sowjetisierung Rumäniens und das Ende der Monarchie – Ceauşescus neue Aufgaben (1945–1947)

Ceauşescu in Landwirtschaft und Armee (1948–1953)

Im inneren Kreis der Macht (1953–1965)

Die Zeit nach Stalins Tod (1953–1955)

Schicksalsjahre für den Kommunismus – Bewährungsjahre für Ceauşescu (1956–1958)

Stalinismus und Westöffnung – Ceauşescu auf dem Weg nach ganz oben (1959–1965)

Teil IIAm Ziel

Liberalisierung auf rumänisch – Ein Diktator macht sich beliebt (1965–1969)

»Zuckerbrot« und Machtkonsolidierung

Der Mythos Ceauşescu – Die außenpolitische Sonderrolle Rumäniens in der zweiten Hälfte der 60er Jahre

Zurück zu stalinistischen Wurzeln – Ceauşescus Aufstieg zum Alleinherrscher (1970–1973)

Kulturrevolution und Kaderrotation

Opposition und Repression

Der außenpolitische Kurs der frühen 70er Jahre

Die Ära des rumänischen Neo-Stalinismus beginnt – Personenkult und Realitätsverlust (1974–1976)

Auf dem Gipfel der Macht

Der Kult um das »Genie der Karpaten«

Der Beginn des dynastischen Neo-Stalinismus

Der KSZE-Prozeß und Ceauşescus Außen- und Wirtschaftspolitik in der Mitte der 70er Jahre

Krisenjahre – Wendejahre. Ceauşescus Ringen mit Naturgewalten, Dissidenten und Verrätern (1977–1979)

Schwarze Wolken am Horizont

Ceauşescus Minderheitenpolitik und der Exodus der Deutschen

Rumäniens Ausverkauf und Verfall – Der Realitätsverlust des alternden Ceauşescu (1980–1989)

Die Wirtschaftskrise der 80er Jahre

Die »Epoche Nicolae Ceauşescu« – Innenpolitische Kursverschärfung und ein kleiner werdendes Machtzentrum

Der Weg in die außenpolitische Isolation

Der gelähmte Widerstand der 80er Jahre

Die Wochen vor dem Ende

Teil IIIDer Alptraum

Die Dezemberrevolution in Rumänien, Ceauşescus Flucht und Tod

Der Volksaufstand

Die neuen Machthaber und das Ende von Nicolae Ceauşescu

Nachwort

Anhang

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Parteitage der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP)

Erste Sekretäre der RKP zwischen 1922 und 1989

Abbildungsnachweis

Personenregister

Über den Autor

Vorwort zur dritten Auflage

»Totalitäre Politik ist nicht Machtpolitik im alten Sinne, auch nicht im Sinne einer noch nie dagewesenen Übertreibung und Radikalisierung des alten Strebens der Macht nur um der Macht willen; hinter totalitärer Machtpolitik wie hinter totalitärer Realpolitik liegen neue, in der Geschichte bisher unbekannte Vorstellungen von Realität und Macht überhaupt«1, schrieb die Totalitarismusforscherin Hannah Arendt im Jahre 1951 unter dem Eindruck des nationalsozialistischen Systems in Deutschland und der Stalin-Diktatur in der Sowjetunion. Arendt erklärte den Nationalsozialismus und den Stalinismus als strukturverwandte Herrschaftstypen. Die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen kommunistischen Regime Osteuropas bestätigten diese Analyse durch ihr Erscheinungsbild.

Rumänien litt unter zwei kommunistischen Diktatoren. Der erste, Gheorghe Gheorghiu-Dej, überzog das Balkanland in den Anfangsjahren seiner Herrschaft mit einem Terrorsystem unvorstellbaren Ausmaßes. Der zweite, Nicolae Ceauşescu, ist legendenumwoben. Mit ihm verbinden sich Namen wie »Dracula der Karpaten« oder »Idi Amin Rumäniens«. Es verbreitete sich das Gerücht, er habe das Blut kleiner Kinder getrunken. Zeitgenossen nennen ihn in einem Atemzug mit Nero, Iwan dem Schrecklichen, Stalin und Hitler.

Das vorliegende Buch beschreibt den Lebensweg dieses Nicolae Ceauşescu und gleichsam ein Stück europäische Zeitgeschichte. Seit 1965 selbst an der Spitze der rumänischen Kommunistischen Partei stehend, verkörperte er das Musterbeispiel eines totalitären Machthabers. Von Duckmäusern und Heuchlern umgeben, sonnte sich der »Conducător« in einem absurden Personenkult. Zunächst die Höflinge und dann ein ganzes Volk priesen ihren Führer als »Sohn der Sonne« und »Honig der Welt«, während in dem wirtschaftlich völlig ausgezehrten Rumänien sogar das Brot knapp wurde.

Nicolae Ceausescu wurde Weihnachten 1989 hingerichtet. Die Aufarbeitung des Kommunismus kam in Rumänien lange nicht voran, man beschränkte sich auf Äußerlichkeiten. So wurde im August 1999, zehn Jahre nach der Hinrichtung Ceausescus, sein Besitz öffentlich versteigert. Das Foto zeigt Auktionsobjekte.

Autoritätsgläubigkeit, Opportunismus und Leidensfähigkeit ließen Nicolae Ceauşescu groß werden. Einmal im Besitz der totalen Herrschaft, entfalteten sich rasch eigendynamisch funktionierende Machtmechanismen, die der Machtmensch Ceauşescu für sich auszunutzen wußte.

Als dieses Buch in rumänischer Lizenzausgabe im Bukarester Verlag »Vremea« erschien, betonte die Verlegerin, daß bis dahin kein rumänischer Historiker ein Buch über »das Phänomen Ceauşescu« vorgelegt hat. Das mag nur auf den ersten Blick erstaunen. Die älteren rumänischen Historiker, die das Ceauşescu-System durchlebt und durchlitten haben und die es natürlich auch stützten, standen und stehen sich selbst im Wege. Die Aufarbeitung des kommunistischen Regimes ist für viele von ihnen eine zu schmerzhafte Bewältigung der eigenen Lebensgeschichte.

Ihre jüngeren Kollegen haben es da leichter. Aber auch ihre Arbeit stand zunächst unter keinem günstigen Stern. 1989 gab es in Rumänien keinen wirklichen Elitewechsel. Hinzu kommt, daß der südosteuropäische Staat noch lange Zeit zu den ärmsten und rückständigsten Ländern auf dem Kontinent zählte. Wer täglich ums Überleben kämpft, interessiert sich mehr für die eigene Zukunft und weniger für die Geschichte oder er verklärt sie.2

In den letzten Jahren hat sich einiges verändert. Im Nationalen Rat für die Studien der Archive der Securitate (CNSAS) arbeitet heute eine Gruppe junger Historiker und Soziologen zur Geschichte des rumänischen Kommunismus. Die jungen Wissenschaftler sind unbelastet, sie schießen manchmal über das Ziel hinaus, aber ihre Arbeit ist für die Kommunismusforschung in Rumänien existentiell.

Ich bin sehr dankbar dafür, daß ich vor neun Jahren dank der Unterstützung vieler Freunde in Deutschland und Rumänien die erste Ceauşescu-Biographie vorlegen konnte.

Mein Anliegen war es, den persönlichen und politischen Werdegang Ceauşescus darzustellen und dabei durch Einbeziehung von Memoirenliteratur, wissenschaftlichen Analysen, Presseauswertungen, Zeitzeugenbefragungen und Archivstudien3 ein möglichst hohes Maß an Authentizität zu erzielen. Ein Schwerpunkt der Biographie liegt auf Ceauşescus Verhältnis zu den beiden deutschen Staaten, was mir vor allem im Hinblick auf die deutsche Minderheit in Rumänien notwendig und wichtig erschien. Auch die Einordnung der rumänischen Außenpolitik in das Weltgeschehen nimmt Raum ein; immerhin erlebte Ceauşescu als rumänischer Staats- und Parteichef vier Kreml-Chefs und sechs amerikanische Präsidenten.

Ich freue mich, daß die überarbeitete Biographie zum 20. Jahrestag der Freiheitsrevolutionen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa erneut im Buchhandel erhältlich ist.

Thomas KunzeBerlin, Mai 2009

Nicolae Ceauşescu unmittelbar nach seiner Hinrichtung am 25. Dezember 1989.

Prolog

»Nicule, man ermordet uns? In unserem Rumänien?«4 Es sind die letzten Worte, die Elena Ceauşescu an ihren Ehemann Nicolae richten kann. Fragend und ungläubig schaut sie ihn an. Sie will nicht glauben, was soeben passiert ist. Ein Sondergericht hat sie und ihren Mann in einem Schnellverfahren wegen Völkermordes und Unterminierung der staatlichen und ökonomischen Ordnung zum Tode durch Erschießen verurteilt. Schauplatz dieses unglaublichen Ereignisses ist die Garnison von Târgovişte, eine Militärbasis, in der die Einheiten UM 01378 und UM 01476 stationiert sind. Man schreibt den 25. Dezember 1989.

Hinter den acht Soldaten einer Fallschirmspringereinheit aus Botoşani stehen alle Mitglieder dieses Sondergerichtes, um der Exekution beizuwohnen. Nicolae und Elena Ceauşescu werden von Hauptmann Ion Boeru, dem Kommandanten der Fallschirmspringer, vor eine Mauer gestellt. »Ich habe euch aufgezogen wie eine Mutter, schießt Kinder!« ruft Elena, während Nicolae die »Internationale« anstimmt.5 Dann fallen die Schüsse, 30 insgesamt. Die Knie des rumänischen Präsidenten knicken ein, dann stürzt er nach hinten. Ceauşescu ist auf der Stelle tot. Einer seiner Schuhe liegt neben ihm. Seine offenen Augen richten sich gen Himmel. Die Frau des Diktators stirbt ungefähr eine Minute später.

Eine Handvoll Heimaterde bedeckt die zerschossenen Körper des alten Paares. Ihren Gesichtern sieht man an, daß es kein friedlicher Tod gewesen ist. Ihre Kleidung ist schmutzig, doch von bester Qualität. Ein schwarzer Köter namens Rex, den die Soldaten der Garnison in unregelmäßigen Abständen mit Abfällen füttern, leckt aus der Blutlache, die sich um die beiden Leichen ausgebreitet hat. Soldaten berichten später, daß er auch vom ausgetretenen Hirn gefressen haben soll.

Im »Proces-verbal«, einem nüchternen behördlichen Protokoll, bestätigen zwei Ärzte, Dr. Florin Olteanu und Dr. Liviu Verdes, am 25. Dezember 1989 den um 14.45 Uhr eingetretenen klinischen und biologischen Tod der Ceauşescus.

Ein solch tragisches Ende war dem rumänischen Staats- und KP-Chef und seiner Frau, die Rumänien seit über 20 Jahren autoritär und in sich selbst verliebt regierten, niemals in den Sinn gekommen. Und dennoch stellte es aus der Sicht vieler Rumänen den gerechten Abschluß eines Lebensweges dar, der am 26. Januar 1918 begann.

Teil I Auf dem Weg

Ceauşescus Elternhaus und seine ersten Begegnungen mit dem Kommunismus (1918–1939)

Kindheit in Scorniceşti (1918–1929)

Rumänien im Ersten Weltkrieg

Nicolae Ceauşescu kam gegen Ende des Ersten Weltkrieges zur Welt, einem Krieg, in dem sich Rumänien bis 1916 neutral verhielt. Der 1914 verstorbene rumänische König Carol I. gehörte einer Hohenzollernlinie an; mit ihm war zunächst nicht an einen Eintritt Rumäniens in einen Krieg gegen Deutschland zu denken. Die Entente weckte jedoch mit ihrer Zusicherung auf Gebietszuwachs (dem rumänischen Staat wurden das ungarische Siebenbürgen, das Banat sowie Teile Bulgariens in Aussicht gestellt) die Begier der rumänischen Politiker. Am 17. August 1916 verbündete sich Rumänien mit der Entente, zehn Tage später erklärte es Österreich-Ungarn den Krieg, und am 31. August/1. September übermittelten Deutschland, Bulgarien und die Türkei ihre Kriegserklärung an Rumänien. Der Kriegseintritt des Balkanlandes an der Seite der Entente brachte dieser zunächst keinerlei Vorteile, im Gegenteil. Die rumänische Armee war schlecht organisiert und bedurfte selbst der Unterstützung. Bereits bei der ersten deutschen Offensive wurden die in den siebenbürgischen Raum eingedrungenen Truppen zurückgedrängt, im Süden des Landes drangen die Mittelmächte in die Dobrudscha-Region ein. Am 6. Dezember 1916 war die rumänische Hauptstadt Bukarest von den deutschen Truppen unter dem Oberkommando General von Falkenhayns besetzt, sie blieb es bis November 1918. Die Frontlinie verlief entlang der ehemaligen Grenze der Walachei zur Moldau.

In dem am 7. Mai 1918 mit den Mittelmächten Deutschland, Österreich-Ungarn und Bulgarien abgeschlossenen Friedensvertrag von Bukarest mußte sich Rumänien zur Abtretung der Süd-Dobrudscha6 an Bulgarien sowie zu Grenzkorrekturen zugunsten Ungarns verpflichten. Die Mittelmächte unterstellten die Walachei (Oltenien und Muntenien) ihrer »Militärverwaltung Rumänien«, die in Bukarest residierte. Die rumänische Regierung floh nach Iaşi (Jassy). Allerdings konnte Rest-Rumänien einen Gebietszuwachs im Nordosten des Landes verzeichnen, der eine indirekte Folge der russischen Oktoberrevolution war. Bessarabien proklamierte am 15. Dezember 1917 seine Unabhängigkeit, um am 9. April 1918 den Anschluß an Rumänien zu erklären.

Die deutsch dominierte »Militärverwaltung Rumänien« erstreckte sich auf die gesamte Walachei bis zur Frontlinie entlang der ehemaligen walachisch-moldauischen Grenze, doch die Verwaltung war kaum repressiv. Die Rumänen hatten im Verlaufe ihrer Geschichte schon Schlimmeres erlebt. Die deutschen sowie die k. u. k.-Offiziere richteten sich in der Bukarester Etappe ein, die Bevölkerung war ihnen nicht feindselig gesonnen. Wie die Bukarester litt auch die ländliche Bevölkerung der Walachei kaum unter der Besatzung.

Ceauşescus Elternhaus

Das traf auch für die ca. 2 000 Bewohner von Scorniceşti zu, einer Gemeinde in Oltenien, der sogenannten Kleinen Walachei. Das langgestreckte Straßendorf bestand aus 13 ehemaligen Kleinstgemeinden.7 Scorniceşti war ein walachisches Dorf wie viele andere. Armselige Häuser erstreckten sich entlang der schlecht befestigten Dorfstraße, einen Dorfmittelpunkt gab es nicht. Von der Hauptstraße führte eine Vielzahl schlammiger, unbefestigter und mit kraterartigen Löchern versehener Wege nach rechts und links ab. Die Häuser waren heruntergekommen, teils auch durch Mißwirtschaft und Unvermögen. Die wenigsten Grundstücke hatten einen eigenen Brunnen.

Der rumänische Philosoph Emil Cioran (1911–1995) schrieb über die rumänischen Dörfer: »Wer unsere Dörfer durchwandert, kann sie durchaus als veranschaulichend für das rumänische Schicksal betrachten. Ob Gebirgsdörfer – dann stützen sich die zusammengedrängten Häuser gegenseitig …, ob Dörfer im Flachland mit vereinzelten Häusern und Höfen ohne Zäune, die durch ihre Entfernungen noch eine in den Seelen verbreitete Einöde hervorheben, mit Windstößen, die den Staub auf den Gassen und in den Höfen aufwirbeln und alles einer Atmosphäre der Zwecklosigkeit und der Vergangenheit anpassen – in beiden Arten bietet das rumänische Dorf … eine traurige Bestätigung unseres bisherigen Daseins. Das Dorf ist ein historischer Stillstand … Wenn Geschichte eine Frage des Rhythmus ist, dann ist das Dorf ihre Verneinung.«8 Wenn man sich den Geburtsort Ceauşescus anschaut, könnte man meinen, Cioran hätte die Zeilen dort verfaßt.

Der 26. Januar 1918 war ein typischer Wintertag in Scorniceşti. Es hatte ein wenig geschneit, aber kaum soviel, daß die dürren Bäume mit Schnee bedeckt blieben. Nicolae Ceauşescu wurde an diesem Tag als drittes von zehn Kindern in eine Bauernfamilie hineingeboren, die seit ungefähr 100 Jahren in dem Dorf lebte. In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts soll ein Vorfahre aus dem walachischen Dörfchen Polovraci hierher umgesiedelt sein. Der Name »Ceauşescu« kommt aus dem Türkischen; »ceauş« bedeutet soviel wie »Eilbote«.

Der Vater des späteren »Conducătors«, Andruţă Ceauşescu, hatte einen Landbesitz von etwa drei Hektar, ein paar Schafe, Kühe und Rinder. Außerdem verdiente er sich einige Lei durch Schneiderarbeiten hinzu. Die Bauernwirtschaft hätte die Familie recht gut ernähren können, wenn das Familienoberhaupt nicht täglich Gast in der Dorfkneipe gewesen wäre. Die größte Leidenschaft von Andruţă Ceauşescu war der Alkohol, den er bis ans Ende seines Lebens reichlich genoß. Zu der Zeit, in der sein Sohn Nicolae noch nicht als »der geliebteste Sohn des Vaterlandes« bezeichnet wurde, trank er am liebsten billigen »Ţuica«, das aus Pfirsischen, Pflaumen, Aprikosen oder Weintrauben gebrannte hochprozentige rumänische Nationalgetränk. Der Vater von Andruţă Ceauşescu hatte keine guten Worte für seinen Sohn übrig: »Er hat den Satan im Leib«9, sagte er über ihn. Der orthodoxe Priester von Scorniceşti erinnert sich ebenfalls nicht positiv an Andruţă Ceauşescu: »Er hat gestohlen, getrunken, sich geprügelt und geflucht. Die eigenen Kinder interessierten ihn nicht im geringsten … Ein bitterböser Mensch.«10 Die Mutter Nicolae Ceauşescus, Alexandra, eine Analphabetin, wird im Gegensatz dazu von Dorfbewohnern als gute, arbeitsame Frau mit Herzensbildung geschildert.

Ceauşescus Eltern veränderten sich mit der Entwicklung ihres Sohnes. Alexandra Ceauşescu stieg die Karriere ihres Sohnes am meisten zu Kopfe, sie vergaß die eigene Herkunft am schnellsten. Über die Zeit, in der sie gemeinsam mit ihrem Präsidentensohn in dessen Bukarester Villa Primăvara (der Frühling) residierte, berichtet Ceauşescus langjähriger Koch Adam Vasile, daß sie sich durch Boshaftigkeit auszeichnete: »Nichts paßte ihr, nichts überzeugte sie, gegen alles hatte sie etwas einzuwenden.«11 Ceauşescus Vater Andruţă hingegen soll, obwohl (oder weil) ständig betrunken, weniger arrogant gewesen sein. »Andruţă, der Vater des Diktators, war der Einzige [der Bewohner der Villa »Primăvara«], der auch menschliche Momente hatte«12, erklärt der Leibkoch.

Im Jahr 1918 wohnte die Familie in einem aus Lehmziegeln erbauten kleinen Haus mit zwei Zimmern von jeweils knapp 25 Quadratmetern sowie einer Küche. Nur eines der Zimmer konnte man beheizen. Die Einrichtung des Elternhauses von Ceauşescu war spärlich. An den Wänden der Zimmer standen Holzpritschen, auf denen sich nachts die Kinder und ihre Eltern drängten. Die Hauptnahrung der Familie bestand aus »mămăligă«, einem mit Wasser angerührten Maisbrei. Von den neun Ceauşescu-Geschwistern sollten nur acht überleben, die Kindersterblichkeit in den ländlichen Gebieten verschonte auch die Ceauşescus nicht. Nicolae Ceauşescu hatte fünf Brüder (Ilie, Ion, Florea, Marin und Nicolae-Andruţă13) und drei Schwestern (Nicolina, Maria und Elena). Die älteste Schwester Nicolina zog schon in den 20er Jahren nach Bukarest; bei ihr sollte in seinen Jugendjahren auch Nicolae unterkommen. Karriere machten später vor allem Ceauşescus Brüder sowie dessen Schwester Elena.

Schulbesuch in Scorniceşti

Der kleine Nicolae verbrachte eine für ein Dorfkind typische Kindheit. Seine Familie war fromm, aber von einer Frommheit, wie sie bis heute charakteristisch für das Balkanland ist. Der Soziologe Mihai D. Ralea (1896–1964) konstatierte: »Wir finden bei uns Verhaltensweisen naturistischer oder primitiv-fetischistischer Religion. Der Aberglaube herrscht vor … Bei den Bauern finden wir vielleicht einen gewissen Bigottismus, der aus der Angst entspringt. Das ist aber noch nicht ein religiöses Gefühl, das einer gewissen seelischen Frömmigkeit entspringt.«14

Zur typischen Kindheit eines walachischen Bauernsohnes gehörte, daß der Besuch einer Schule in der Regel nicht länger als vier Jahre dauerte. Auch Nicolae Ceauşescu machte hier keine Ausnahme. Er besuchte die Dorfschule von Scorniceşti. In ihr wurde Simultanunterricht abgehalten, bei dem (aus Platzmangel) Schüler mehrerer Klassenstufen in einem Raum und von einem Lehrer unterrichtet wurden. Schulbücher soll der kleine Ceauşescu nicht besessen haben. Das Gegenteil würde auch verwundern, denn die Armut und Verwahrlosung in den walachischen Dörfern ließ eine ordentliche Schulbildung nicht zu. Barfuß, schlecht gekleidet und ohne Schulmaterial saß Ceauşescu in der Bank. Er hatte durchschnittliche Zensuren: Lesen – 8, Mathematik – 6, Betragen – 8. Das rumänische Notensystem reicht von 10 bis 1, wobei eine 10 die beste Note ist. Ceauşescus Schulleistungen in Lesen entsprachen somit einem »gut« und in Mathematik einem »befriedigend«. Seine einfache Schulbildung empfand Ceauşescu offenbar ein Leben lang als Makel. Nur so lassen sich die verordneten Legenden erklären, die es im sozialistischen Rumänien über seinen Schulbesuch gab. »Er war wie der frische Tau«15, mußte ein Bauer aus Scorniceşti über das Kind Nicolae Ceauşescu berichten. Constantin Grosu, einer seiner Grundschullehrer, pries ihn später als »strahlenden Mathematiker« und »aufmerksamen, disziplinierten Schüler mit gutem Gedächtnis sowie einen guten Kameraden«16. Einen »forschenden Geist«17 gar wollte Ion Bărăscu, der gleichfalls in den 20er Jahren als Lehrer an der Dorfschule von Scorniceşti arbeitete, in dem Kinde erkannt haben.

Nach der 1989er Revolution relativiert der 89 Jahre alte ehemalige orthodoxe Pfarrer von Scorniceşti einem deutschen Journalisten gegenüber die Auslassungen Bărăscus. Die Geschichten über den genialen Schüler Nicolae Ceauşescu waren reine Erfindungen. Ion Bărăscu mußte sie bis ins hohe Alter immer wieder auftischen. Aus purer Angst besserte er nachträglich sogar die Zeugnisse Ceauşescus auf.18

Charakterlich verkörperte der kleine Ceauşescu einen zum Jähzorn neigenden Einzelgänger. Sein Onkel, Florin Ceauşescu, schildert ihn als extrem nervös, aufbrausend und unberechenbar: »Niemand mochte diesen Jungen – und auch er mochte niemanden, suchte zu keinem die Nähe. Ideelle Dinge oder warme menschliche Züge waren dem Jungen fremd.«19 Möglicherweise stellte der Sprachfehler des Kindes (Nicolae Ceauşescu stotterte) Ursache dafür dar, daß er kaum Freunde im Dorf hatte. Das Schafehüten war die einzige Beschäftigung, die der Junge neben dem Schulbesuch kannte. Man mag von Horoskopen halten, was man will, aber Ceauşescus astrologisches Geburtsbild wurde Wirklichkeit: »Ehrgeiziger Führungsanspruch …, der sich mit expansivem Besitz- und Machtstreben verbindet …, materiell verhaftetes Denken …, rücksichtslose Durchsetzungssucht …«20. Die Sterne sollten recht behalten.

Die zur Zeit des schlimmsten Personenkultes verordnete Legendenbildung über Ceauşescu und die nach 1989 in Rumänien zu verzeichnende totale Umkehrung dieses Phänomens läßt einen Fakt jedoch in den Hintergrund treten: Als Kind lernte Nicolae Ceauşescu zumindest lesen, schreiben und rechnen. Damit blieb er kein Analphabet, was für einen Bauernsohn in der Walachei der 20er Jahre keineswegs selbstverständlich war.

Kriegswende und Neuanfang: Die Entstehung Großrumäniens

Im Jahr 1918 veränderte sich Rumänien grundlegend. Eine alliierte Offensive, die im September 1918 die bulgarische Armee zusammenbrechen ließ, leitete für die Entente die Kriegswende auf dem Balkan ein. Die Mittelmächte konnten einen Zweifrontenkrieg nicht mehr vermeiden. Als Rumänien sah, daß Deutschland am 11. November einen Waffenstillstand mit den Alliierten schließen mußte, erwachte der eigene Mut wieder. Die noch im moldauischen Exil befindliche Regierung erklärte nun Deutschland den Krieg, ohne allerdings jemals Kampfhandlungen zu eröffnen. Der Abzug der deutschen Truppen aus Rumänien war im Waffenstillstandsvertrag festgelegt.

Auf der Friedenskonferenz von Paris forderte der rumänische Ministerpräsident Brătianu nun vehement die Zusagen ein, die sein Land 1916 von der Entente erhalten hatte. Dabei schoß er oft über das Ziel hinaus: Im Sommer 1919 drang die rumänische Armee bis nach Budapest vor, um sich auf das energische Verlangen Frankreichs, Großbritanniens und der USA gleich darauf wieder zurückzuziehen. Durch die Friedensverträge von St. Germain, Neuilly und Trianon erhielt der kleine rumänische Staat schließlich doch, was er wollte. Siebenbürgen, das Banat (beides war ungarischer Teil der k. u. k.-Monarchie), die Bukowina (österreichisches Kronland) und die Süddobrudscha (Bulgarien) fielen an das Land, das im Ersten Weltkrieg kaum eigene militärische Erfolge verweisen konnte. Der Gebietszuwachs erfolgte in unmittelbarer Auswirkung des Krieges und kam nicht aus eigener Kraft zustande.

Das Geburtsjahr von Nicolae Ceauşescu war somit auch das Jahr, in dem »Großrumänien« entstand. Noch vor den Pariser Verträgen beschloß am 1. Dezember 191821 die »Große Nationalversammlung«, der 1228 Delegierte rumänischer Nationalität aus dem ungarischen Siebenbürgen angehörten, sich mit dem rumänischen Königreich zu vereinigen. Rumänien ist seitdem ein Land mit Nationalitätenkonflikten. Von der am stärksten unterdrückten Minderheit, den Ungarn, sollte 1989 auch der Funke ausgehen, der der »Eiche von Scorniceşti« – so nannte man Ceauşescu seit den 70er Jahren – später zum Verhängnis wurde.

Ceauşescus erste Schritte in der RKP und die Jahre im Gefängnis Doftana (1929–1939)

Lehrjahre in Bukarest

Noch nicht einmal 11 Jahre alt, mußte Nicolae Ceauşescu sein Elternhaus und das Dorf Scorniceşti verlassen. Die Bauernwirtschaft der Eltern konnte die angewachsene Kinderschar nicht ernähren, und so verdingten sich gleich nach der Grundschule fünf Söhne der Ceauşescus in Bukarest bzw. in der Industriestadt Piteşti. Nicolae kam Ende 1928 in die rumänische Hauptstadt. Er wohnte zunächst bei seiner älteren Schwester Nicolina Rusescu, die ihrem Mann in seiner Schusterwerkstatt half. Die Zeit in Bukarest prägte Nicolae Ceauşescu für sein gesamtes weiteres Leben. Als Bauernsohn aus ärmlichen Verhältnissen sah er den Glanz einer Stadt, die nicht zu Unrecht als »Paris des Ostens« bezeichnet wurde. Reiche Bukarester flanierten in den großzügig angelegten städtischen Parks, elegant gekleidete Geschäftsleute saßen in vornehmen Restaurants entlang der Calea Victoriei, arrogante Politiker verwalteten in herrschaftlichen Prunkbauten das zentralistisch aufgebaute Rumänien.

Die Stadt mit ihren ca. 750 000 Einwohnern pulsierte. Sie war Haupt- und Residenzstadt, in der sich die höchsten militärischen und zivilen Behörden konzentrierten, und Sitz der höchsten geistlichen Würdenträger Rumäniens. Hier residierten der orthodoxe Patriarch sowie ein römisch-katholischer Erzbischof. Der Autor eines deutschen Reisehandbuches schrieb über das Bukarest der 20er Jahre: »Aus dem sich weit hindehnenden Gewirr von Häusern und Gärten ragen über 100 Kirchen heraus … Im Straßenleben fallen die vielen Schuhputzer und zahlreiche Straßenverkäufer, oft in malerischer Volkstracht, auf. Das Volksleben auf dem großen Marktplatz, am Dambovita-quai, wo alle möglichen Waren feilgeboten werden und früh bis spät ein lebhaftes Treiben herrscht, ist sehenswert.«22

Nicolae, der bis dahin nur die Tristesse eines walachischen Dorfes gekannt hatte, war fasziniert von den bunten Eindrücken der Großstadt. Auch Neid dürfte er angesichts des Reichtums der Metropole empfunden haben. Er selbst war arm, für einen Jungen seines Alters relativ klein und hatte einen Sprachfehler. Darüber hinaus neigte Ceauşescu zu Jähzorn und Herrschsucht. Gern hätte der Junge aus dem kleinen walachischen Dorf einer der reichen Familien angehört, die täglich in teuren Karossen auf den breiten Boulevards der Hauptstadt vorbeifuhren. Doch er spürte wohl den Makel seiner eigenen Herkunft. Am bürgerlichen Reichtum würde er nie teilhaben können. Sein Charakter war nicht dazu geschaffen, sich damit abzufinden. Der Zufall, der ihn in Bukarest schließlich bald an die Seite von Leuten führen sollte, die sich als Protestpotential gegenüber dem bürgerlichen Staat verstanden, kam ihm somit durchaus gelegen.

Durch seine Schwester Nicolina fand Nicolae Ceauşescu noch 1929 eine Lehrstelle bei einem Schuster. Unbewiesen ist das Gerücht, nach dem er seinen Lebensunterhalt auch durch Taschendiebstähle bestritt. Es hält sich jedoch hartnäckig in der rumänischen Bevölkerung. Gleichfalls unbestätigt ist die Geschichte, wonach der Schusterlehrling in einem Streit mit einem Hammer auf seinen Lehrherren losgegangen sein und diesen schwer am Kopf verletzt haben soll.23 Auf jeden Fall berichtete 1990 der Dorfpfarrer von Scorniceşti, daß der Ceauşescu-Sprößling bereits nach sechs Wochen seine Lehre aufgab, danach kurze Zeit in einem Lebensmittelgeschäft arbeitete und schließlich bei einem anderen Schuster Anstellung fand.24 Dabei handelte es sich um einen Alexandru Săndulescu, der seine Werkstatt auf der belebten Victoria-Straße (Calea Victoriei) hatte. Sein neuer Lehrherr stand der am 8. Mai 1921 gegründeten Rumänischen Kommunistischen Partei nahe oder war sogar deren Mitglied. Die »Partidul Comunist Român« (Rumänische Kommunistische Partei – RKP) hatte sich durch Abspaltung von der seit 1893 bestehenden Sozialdemokratischen Partei Rumäniens gegründet. Sie gehörte der von Moskau aus gesteuerten III. Internationale (Komintern) an. Erklärtes Komintern-Ziel war die kommunistische Weltrevolution.

Die Rolle der Kommunistischen Partei Rumäniens – Ceauşescus erste Kontakte

Die RKP hatte keine politische Bedeutung, zumal sie nach ihrem Verbot im Jahre 1924 illegal arbeiten mußte. Die Generalsekretäre (seit 1924 nannten sie sich Erste Sekretäre) der RKP wurden, wie bei Komintern-Parteien üblich, von Stalin bestätigt. Mit einer Ausnahme wurde die Partei von Nicht-Rumänen geführt. Zweimal stand ein Ungar an der Spitze, zweimal ein Ukrainer und einmal ein Bulgare.25 Dafür gab es eindeutige Gründe: Die Sowjetunion wollte in der Führung ihrer rumänischen »Bruderpartei« keine großrumänischen Töne hören. Aber auch viele Mitglieder der RKP waren aufgrund der früheren Zugehörigkeit von Landesteilen zu Ungarn bzw. Bulgarien nicht-rumänischer Abstammung. Die in den 20er Jahren von der Komintern initiierte Propaganda zur Rückübertragung Bessarabiens an die Sowjetunion brachte der moskauabhängigen RKP natürlich auch keine Sympathiegewinne unter der eigenen Bevölkerung ein. So kam es in den Folgejahren immer wieder zu internen Streitigkeiten mit rumänischen Parteigenossen, die kommunistische Ideen mit Nationalismus verbinden wollten.

Über Gewerkschaften sowie über Tarnorganisationen versuchten die Kommunisten zunächst, die Illegalität zu umgehen und politisch an Einfluß zu gewinnen. Seit Mitte der 20er Jahre entstanden von der moskautreuen RKP gegründete Vereine wie Arbeitersportklubs, Arbeiterkulturzirkel oder Studentenverbände.26 Die wichtigste dieser Tarnorganisationen war der Ende 1925 gegründete Arbeiter- und Bauernblock (Blocul Democraţiei Muncitoreşti Ţărăneşti), der auch bei Parlamentswahlen antrat.27

Für den jungen Ceauşescu hatte der Kontakt mit dem Kommunismus etwas Begeisterndes. Nicht etwa, weil er sich für die Ideen interessierte – mit seinen zwölf Jahren war das ausgeschlossen – wohl aber, weil er das erste Mal in seinem Leben das Gefühl hatte, wichtige Aufgaben erledigen zu dürfen. Der Schuster Săndulescu setzte seinen Lehrburschen zu konspirativen Botengängen ein – für das Kind etwas ungeheuer Spannendes! Später, als Ceauşescu zu Ruhm und Macht gelangt war, hörte sich sein eigener Bericht über die Begegnung mit dem Kommunismus so an: »Schon 1930, im Alter von zwölf Jahren, nahm ich aktiv am Leben und am Kampf der revolutionären Gewerkschaftsjugend teil. Es waren Jahre der ökonomischen Krise … Die revolutionäre Bewegung erfuhr einen starken Aufschwung, die Kommunistische Partei, die Vereinigung der kommunistischen Jugend und andere revolutionäre sowie demokratische Organisationen erhoben sich entschlossen zum Kampf für die Verteidigung der Interessen der Masse der arbeitenden Menschen, gegen Reaktion und Faschismus, für Demokratie und Frieden.«28

Die Behauptung vom Aufschwung der kommunistischen Bewegung war eine Lüge. Gerade in den Jahren 1929 bis 1931 hatte sich die Führung der illegalen Partei durch interne Fraktionskämpfe selbst paralysiert. Marcel Pauker29 war einer der Protagonisten dieser Kämpfe. Gemeinsam mit Laszlo (Vasile) Luca und Alexandru Danieluk intrigierte er mit Erfolg gegen den 1928 eingesetzten Parteichef Vitali Holostenko sowie gegen Constantin Pârvulescu. Im Jahre 1931 sank die Mitgliederzahl der Rumänischen Kommunistischen Partei auf bescheidene 1500.30 Selbst Gheorghe Gheorghiu-Dej, der als späterer Staatsund KP-Chef keine Gelegenheit versäumte, um die Geschichte seiner Partei ruhmvoll darzustellen, sagte in bezug auf diese Jahre: »Im Jahre 1929, gerade als Rumänien von der Wirtschaftskrise erfaßt wurde, ging die Partei durch eine schwere Prüfung … Die Fraktionskämpfe lähmten die Partei und brachten sie an den Rand der Auflösung …«31 Wenn Ceauşescu jedoch von einer gesamtrumänischen Krise sprach, traf das für die 20er und 30er Jahre durchaus zu. Es handelte sich dabei nicht nur um einen ökonomischen, sondern, damit verknüpft, um eine Art innenpolitischen Dauernotstand.

Ursachen für die Krise der rumänischen Politik in den 30er Jahren

Die Agrarreform, die König Ferdinand I. auf Druck im Jahre 1917 verkündet hatte und die unter dem permanenten Druck der Nationalliberalen Partei 1924 zum Abschluß gebracht worden war, zeigte nicht die gewünschten Erfolge. Die Reform sollte das Agrarland Rumänien in ein Land der Kleineigentümer verwandeln. Durch Enteignung der Krone (sie verlor 46 422 Hektar Land), von Ausländern, Großgrundbesitzern und Körperschaften (sie verloren über 70 000 Hektar Land) wurde dieses Ziel zwar erreicht (1924 waren 82,7 Prozent des Landes in den Händen von Kleinbauern, die jeweils nicht mehr als 5 Hektar besaßen32), aber die Dinge standen nur auf dem Papier so gut. Die Bauern besaßen kein Kapital, keine ausreichenden Kenntnisse und bekamen nach der Reform vor allem keine weitergehende Unterstützung durch den Staat. Das Reformresultat war deshalb negativ: In den Jahren zwischen beiden Weltkriegen sank der Ernteertrag pro Hektar gegenüber der Periode 1910–1914 um 15–20 Prozent, was einer jährlichen Einbuße von 2–3 Millionen Tonnen Getreide entsprach.33

Auch auf dem Industriesektor stand es nicht zum besten. Der von 1922 bis 1926 regierende Ion I. C. Brătianu34 betonte mit seiner Nationalliberalen Partei das »National« besonders stark. »Prin noi înşine!« hieß seine politische Formel: »Durch uns selbst!« Ohne Hilfe aus dem Ausland und ohne fremdes Kapital wollten die Rumänen ihr Land industrialisieren. Zu Lasten der Landwirtschaft verdoppelte sich zwar von 1924 bis 1936 die Industrieproduktion, der wichtige Agrarsektor litt jedoch unter hohen Ausfuhrzöllen. Damit war die Industrialisierung auf Sand gebaut, denn 85 Prozent der Bevölkerung hatten fast keine Kaufkraft.35 Hinzu kam, daß sich das eigentliche Ziel der Reform- und Industralisierungsprogramme der insgesamt 36 (!) Regierungen, die Rumänien zwischen 1918 und 1940 führten, im Wirrwarr der ständigen Regierungsumbildungen und Wahlen völlig verlor. Viel wichtiger war es den Politikern der Regierungsparteien, sich selbst die Taschen zu füllen. Es wurde viel geredet, wenig durchdacht und noch weniger getan. Die Rumänen selbst wurden durch dieses Vorbild kaum dazu motiviert, ihren Arbeitsrhythmus zu ändern. Nicht einmal Thronfolger Carol II. hatte Lust, sich in das politische Geschehen einzumischen. Er verzichtete 1925 vorerst auf die Krone und zog lieber mit seiner Geliebten Elena Lupescu nach Paris.37

Die Gründe für die ökonomische Krise versuchte 1939 Constantin Rădulescu-Motru zu beschreiben. Der Bukarester Universitätsprofessor und Präsident der rumänischen Akademie der Wissenschaften stellte fest: »[Der Rumäne] ist an keine strenge Arbeitstechnik gewöhnt. Oft arbeitet er, als ob er spiele. Die Armut hat ihn nie verlassen, doch sie machte keinen wirtschaftlichen Menschen aus ihm. Menschen, die mit der Zeit und dem Arbeitsmaterial so verschwenderisch umgehen wie der Rumäne, gibt es nur selten … Der Profit des rumänischen Kapitalisten rührt am häufigsten aus der Meisterschaft her, mit der dieser sich den staatlichen Haushalt dienstbar gemacht hat.«38 Auch hinsichtlich der politischen Fähigkeiten seiner Landsleute hatte der Wissenschaftler keine hohe Meinung: »Jeder von uns hat als höchsten Ehrgeiz, mindestens ein Gesetz zu machen. Seine eigene Tätigkeit ist keiner imstande, so zu leiten, wie es notwendig wäre, aber jeder will dennoch ein Gesetz herausgeben, mit dem er die Tätigkeit aller leiten« will.39

Die 1929 beginnende Weltwirtschaftskrise traf Rumänien, das im Pro-Kopf-Einkommen eine Schlußlichtposition in Europa hatte, besonders hart. Es kam zu ersten Arbeiterstreiks in Bukarest sowie im Murestal (Valea Mureşului).40 Im Jahr 1933 kam es zu einer vergleichsweise stärkeren Streikwelle. Sie erfaßte strategisch bedeutsamere Einrichtungen als drei Jahre zuvor. Die Eisenbahner in Bukarest, Galaţi (Galatz), Iaşi und Cluj (Klausenburg) sowie über 5 000 Arbeiter der Erdölraffinerie in Ploieşti reagierten mit Arbeitsniederlegung und Fabrikbesetzung auf Lohnkürzungen, die sie durch die Auswirkungen der Wirtschaftskrise erleiden mußten. Mit den Arbeiterunruhen witterten die Kommunisten Morgenluft. Über die Gewerkschaften und den Arbeiter-Bauern-Block versuchten sie, die Unzufriedenheit der Streikenden für ihre Ziele auszunutzen. Es kam zu Ausschreitungen mit Toten und Verletzten in den Bukarester Griviţa-Werken, zu Barrikadenkämpfen in Bukarest, und in Ploieşti zog der Pöbel plündernd durch die Stadt.

Die Konflikte des jungen Ceauşescu mit der Polizei

Nicolae Ceauşescu war wahrscheinlich 15 Jahre alt, als er zum ersten Mal in Konflikt mit dem Gesetz geriet. Im November 1933 wurde er in Ilfov bei Bukarest kurzzeitig verhaftet. Zu dieser Zeit arbeitete er nach eigenen Angaben nicht mehr bei Alexandru Săndulescu, sondern in der Schusterwerkstatt seines Schwagers auf der Şerban-Vodă-Straße. Der Grund für die Festnahme bleibt im dunkeln. Die offiziellen Biographen der Ceauşescu-Ära berichten, er sei wegen Streikhetze und der Verteilung von Flugschriften arretiert worden.41

Nicolae Ceauşescu selbst hielt sich mit Berichten über diese Zeit erstaunlich zurück: »Die Umstände, unter denen ich in die revolutionäre Bewegung eintrat, haben eine starke Prägung für mein weiteres Leben und meine revolutionären und politischen Aktivitäten gehabt«42, schrieb er ausweichend. Der Grund für diese Zurückhaltung ist darin zu suchen, daß einige der im Rumänien der 70er und 80er Jahre dargestellten »revolutionären Aktivitäten des jungen Helden Ceauşescu« einfach frei erfunden waren. Constantin Pârvulescu, ein Gründervater der RKP, erklärte hinsichtlich der Rolle Ceauşescus zu Beginn der 30er Jahre: »Über Ceauşescu (wußte) ich nichts, … ich habe kein Wort über ihn gehört.«43

So muß auch eine weitere Begebenheit aus dem Jahr 1933 unbewiesen bleiben. Im Auftrag der Arbeiterjugend hatte Ceauşescu angeblich an der Gründungsversammlung des »Nationalen Antifaschistischen Komitees« (Comitetul naţional antifascist) teilgenommen, das gegen aufkommende faschistische Bewegungen mobil machte. In Rumänien gab es seit 1927 eine nationalistische Studentenbewegung, die »Legion des Erzengel Michael«. Aus ihr ging im Jahre 1930 unter Corneliu Zelea Codreanu44 die »Eiserne Garde« (Garda de fier) hervor, eine profaschistische, antisemitische und antiparlamentarische Organisation mit zunehmender Massenbasis, die ihre Wurzeln im orthodoxen Denken hatte. Auch Ceauşescus Vater Andruţă gehörte ihr an, allerdings verschwanden später sämtliche Beweise dafür im Tresor.45

Das antifaschistische Komitee galt als eine Tarnorganisation der rumänischen Kommunisten. Vier Monate später, im Oktober 1933, folgten die Jungkommunisten dem Beispiel der Mutterpartei und gründeten das »Antifaschistische Komitee der rumänischen Jugend« (Comitetul antifascist al tineretului din România). Im Vorstand dieser Vereinigung befand sich neben Grigore Preoteasa und Matei Socor auch Nicolae Ceauşescu.

Ein Foto aus dem Jahr 1934 zeigt Ceauşescu als einen dunkeläugigen Jungen mit dichtem Haar und einem breitflächigen Gesicht. »Ein Jüngling, schön wie ein Kind«,46 beschrieb ihn etwas dick auftragend der Historiker Petre Constantinescu-Iaşi, der im sozialistischen Rumänien als Wissenschaftler zu hohen Ehren gelangen sollte. Nicolae Ceauşescu verkörperte den Typ eines absolut durchschnittlich aussehenden jungen Mannes, den man überall übersehen hätte. Er war klein, eher schwächlich und hatte seinen Sprachfehler nicht verloren.

1934 machte der Möchtegernfunktionär kurzzeitig in Craiova von sich reden. In der walachischen Stadt fand im Juni ein Berufungsprozeß statt, bei dem sich Kommunisten wie Gheorghe Gheorghiu-Dej, Chivu Stoica, Gh. Vasilichi, Dumitru Petrescu, Marin Florea-Ionescu u. a. wegen Rebellion, Streikhetze und der damit in Zusammenhang stehenden Ausschreitungen von Januar/Februar 1933 verteidigen mußten.47 Gheorghiu-Dej war der Kopf dieser Gruppe. Seit 1931 war er Gewerkschaftschef des Bukarester Eisenbahnwerkes. In dieser Eigenschaft organisierte und koordinierte er die Streikaktionen. Schon vor Prozeßbeginn war der zuständigen Polizeidirektion bekannt, daß die Kommunisten dazu aufgerufen hatten, Abordnungen nach Craiova zu senden, um gegen den Prozeß zu protestieren.

Während der Verhandlung versuchten vier Jugendliche, darunter Nicolae Ceauşescu, den Prozeßverlauf zu stören. Sie wurden vorläufig von der Polizei festgenommen. Nach Angaben eines Beamten hatten die jungen Männer 15 Flugblätter sowie Protestschreiben bei sich.48 Mit Ceauşescu wurde damals auch Vasile Pogăceanu verhaftet, der nach dem Krieg eine Diplomatenkarriere machen sollte. Nach Aussagen Ion Gheorghe Maurers, des späteren rumänischen Ministerpräsidenten, wurde Ceauşescu für die Weitergabe der Listen bezahlt, »wie andere fürs Austragen von Zeitungen bezahlt wurden.«49 Nicolae Ceauşesu selbst machte gegenüber der Polizei folgende Aussage: »Ich bin am Samstag, den 24. Juli 1934 nach Craiova gefahren, gemeinsam mit einem Individuum mit folgenden äußeren Merkmalen: groß, dick, blond, robust, rasiert, der mir eine Summe von 400 Lei gegeben hat und 22 Unterschriftslisten und Proteste, die von Arbeitern unterschrieben waren. Ich sollte sie bei der zuständigen Instanz, dem Kriegsgericht Craiova, abgeben, wo gerade der Prozeß gegen die Eisenbahnwerker stattfand. Außerdem sollte ich als Informant eine Aussage zugunsten der Angeklagten machen, um zu zeigen, daß sich die Arbeiterschaft mit ihnen solidarisiert.«50

Der Craiovaer Prozeß endete für Gheorghiu-Dej und Gefolge mit Verurteilungen. Die Verteidigung versuchte zwar darzulegen, daß die Angeklagten nur für die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage gekämpft hatten,51 aber die billigend in Kauf genommenen schweren Ausschreitungen in Bukarest und Ploieşti sprachen eine andere Sprache. Nicolae Ceauşescu bestätigt später die aufrührerischen Absichten der Kommunisten, indem er erklärte: »Der breite Massencharakter dieser Handlungen (die Streiks und Ausschreitungen von Januar/Februar 1933), an denen mehrere tausend Arbeiter teilnahmen, sowie die verschiedenen, scharfen Formen des Kampfes, der in der Besetzung des Zentrums von Ploieşti gipfelte, haben die große Kampfeslust dieser Gruppe des rumänischen Proletariats gezeigt.«52

Die Polizei hatte mittlerweile auf den Jungen, der sich bevorzugt auf illegalen Versammlungen herumdrückte, ein wachsames Auge geworfen. 1934 schrieben die Beamten aus Craiova an ihre Kollegen der Polizeipräfektur Bukarest: »Hinsichtlich der Ergreifung von strengen Maßnahmen gegen den Kommunisten Nicolae Ceauşescu, der sich der Sammlung von Solidaritätsunterschriften für die verurteilten Eisenbahner schuldig gemacht hat, teilen wir Ihnen mit, daß er … auf freien Fuß gesetzt wurde und daraufhin nach Bukarest zurückgekehrt ist.«53

Nicolae Ceauşescu 1934 im Alter von 16 Jahren.

Das Zusammentreffen mit der nicht im Ruf der besonderen Milde stehenden rumänischen Polizei schreckte den jungen Ceauşescu nicht ab, weiter die Nähe der Kommunisten zu suchen. Dafür sind mehrere Gründe anzunehmen. Zum einen zog er aus der Arbeit als »Jungfunktionär« einen gewissen finanziellen Nutzen. Auf Ceauşescus Spuren trifft man bis Mitte der 30er Jahre in Bukarest, Craiova, Câmpulung, Râmnicu Vâlcea54 und anderen Städten, er besaß demnach Geld zur Finanzierung dieser Unternehmungen. Reisen war zu dieser Zeit keineswegs üblich, und die meisten der auf den Dörfern lebenden Bauern verließen den Umkreis ihres Heimatdorfes nie. Zum anderen gewann er zunehmend Gefallen an der illegalen Parteiarbeit. In der mitgliederschwachen RKP hatte er als junger Mann keinerlei Probleme, auf sich aufmerksam zu machen. Dies wiederum stachelte seinen Ehrgeiz auf Funktionen an, in denen er sich wichtig fühlen konnte. Zum Schusterhandwerk, soviel steht fest, fühlte er sich jedenfalls nicht berufen.

Am 26. August 1934 wurde Ceauşescu ein weiteres Mal von der Bukarester Polizei aufgegriffen. Er hatte Flugblätter mit regierungsfeindlichen Parolen verteilt. Mit seinen 16 Jahren hatte er jedoch nicht viel zu befürchten. Auch als er ein paar Wochen später, am 17. September, infolge einer Polizeirazzia auf einer kommunistischen Versammlung in der Bukarester Foişorstraße verhaftet wurde, sperrte man ihn nicht ein. Dem jungen Mann wurde jedoch das Wohnrecht für Bukarest entzogen.

Diese Entscheidung und vor allem das, was ihr nachfolgte, traf Nicolae Ceauşescu wie ein Schlag. Sie bedeutete die Rückkehr nach Scorniceşti. Wie in solchen Fällen üblich, mußte er in Polizeibegleitung und zu Fuß in sein Heimatdorf zurückkehren. Gendarmen reichten ihn von einem Polizeiposten zum nächsten weiter.

»Es gibt kein Land innerhalb der Grenzen der zivilisierten Welt, in dem das Gerede, der Klatsch einen größeren Einfluß hätte als in unserem Land … Insbesondere in der Welt der Bauern ist das Gerede der Ursprung aller Überzeugungen …«55, konstatierte Zeitzeuge Rădulescu-Motru. Man vergegenwärtige sich nun die Ankunft des halbwüchsigen Ceauşescu in seinem Dorf. Nach zehn Tagen Fußmarsch traf der Junge in Scorniceşti ein. Auf dem Wege dorthin war er den Launen seiner Polizeibegleitung ausgesetzt. Erschöpft, dreckig und hungrig betrat er sein Vaterhaus. Der Gendarm persönlich lieferte ihn hier ab. Das Gerücht von diesem Ereignis verbreitete sich in Windeseile in dem Dorf. »Die Polizei hat den Nicule zurückgebracht!« – innerhalb weniger Stunden wußte es jeder Nachbar. Für Alexandra Ceauşescu war das Gerede der Nachbarn über ihren mißratenen Sohn das Allerschlimmste. Sie schämte sich zutiefst.

Nicolae Ceauşescu hatte andere Sorgen. Der Sinn stand ihm nicht nach Schafehüten und Feldarbeit. So schnell wie möglich wollte er zurück nach Bukarest. Es bleibt aber im dunkeln, wann genau er in die Hauptstadt zurückkehrte. Ceauşescu selbst behauptete, gleich wieder zurückgefahren zu sein: »Mein Vater hat … mir Geld gegeben, und in einer Woche war ich wieder in Bukarest.«56 Die Aussage ist unglaubwürdig. Sein Vater, der zu dieser Zeit ein Anhänger der faschistischen Legionärsbewegung war, wird anderes zu tun gehabt haben, als seinem 16jährigen Sprößling kommunistische Abenteuer zu finanzieren. Es ist anzunehmen, daß Nicolae für längere Zeit in Scorniceşti bleiben mußte, zumal er die Auflage hatte, sich täglich beim Polizeiposten des Dorfes zu melden.57 Für einen längeren Aufenthalt zu Hause spricht auch die Tatsache, daß bei den späteren Beschreibungen der »revolutionären Jugend« des »geliebtesten Sohnes des Vaterlandes« das Jahr 1935 weitgehend ausgespart wurde. Die 1983 erschienene und mehr als 1 500 Seiten umfassende »Chronologie der rumänischen kommunistischen Bewegung«58, die jede noch so belanglose Aktion Ceauşescus zur patriotischen Tat hochstilisierte, berichtete nicht einmal über seine Teilnahme an einer Zusammenkunft der oltenischen kommunistischen Jugendgruppen, die im Februar 1935 stattfand.

Im Gefängnis von Doftana

Dabei war dieses Jahr für das krisengeschüttelte Balkanland durchaus von Bedeutung. Nach einem Verbot der nationalistischen »Eisernen Garde« am 9. Dezember 1933 nahm deren Nachfolgeorganisation »Alles für das Land« (Totul pentru ţară) erstmals an Wahlen teil. Zwei Jahre später sollte sie die drittstärkste politische Kraft des Landes werden.

Wahrscheinlich im zweiten Halbjahr 1935 kehrte Ceauşescu nach Bukarest zurück. Er wohnte erneut bei seiner Schwester Nicolina in der Vasile-Lascar-Straße59. Als Schuster wollte er nicht arbeiten, und so nahm er wieder Beziehungen zur Kommunistischen Jugend auf. Dabei lernte er den 24jährigen Alexandru Moghioroş kennen, einen Funktionär des verbotenen Jugendverbandes, der in den 50er Jahren zum stellvertretenden Ministerpräsidenten Rumäniens avancierte. Dank dessen Unterstützung soll Ceauşescu Ende 1935 eine Funktion als Sekretär des kommunistischen Jugendverbandes im Bezirk Prahova erhalten haben.

Lange konnte er sich seines Amtes allerdings nicht erfreuen. Am 15. Januar 1936 wurde er wegen der Verteilung von Flugschriften festgenommen. Der Pfarrer seiner Heimatgemeinde Scorniceşti weiß zu berichten, daß Ceauşescu die Flugblätter vor Aufregung zu früh aus einem Zug herausgeworfen hatte. Die Lokomotive war noch nicht richtig in Fahrt, der Lokführer konnte stoppen, und die Polizei holte den Jugendlichen aus dem Waggon.60 Bis Ende Mai saß Ceauşescu im Untersuchungsgefängnis von Braşov (Kronstadt). Am 27. Mai fand die Verhandlung gegen ihn und einige seiner Mitstreiter statt, am 6. Juni folgte das Urteil. Nicolae Ceauşescu mußte wegen seiner Unternehmungen sowie wegen »unehrerbietigen Betragens gegenüber dem Vorsitzenden Richter« für insgesamt zwei Jahre und sechs Monate ins Gefängnis.61

Den größten Teil der Haftzeit verbüßte er im Gefängnis Doftana. Hierher wurden auf Anordnung der Regierung Tătărăscu 1937 alle in rumänischen Gefängnissen einsitzenden Kommunisten verbracht.62 Das Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Zuchthaus lag oberhalb von Telega, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Câmpina (Muntenien/Große Walachei).

Gemeinsam mit anderen Verurteilten kam Ceauşescu in einer »dubă«, der »Grünen Minna«, in dem Zuchthaus an. Vom Bahnhof Telega ging es in Serpentinen auf den Berg, auf dem sich die Haftanstalt befand. Dann schloß sich das Tor hinter ihm. Zu beiden Seiten des Eingangs befanden sich die Räumlichkeiten der Wachmannschaft, die Gefängniskanzlei sowie das Büro des Direktors. Unmittelbar nach ihrer Ankunft wurden die Häftlinge jenseits des ersten Tores durchsucht. Danach ging es durch ein massives, mit Schlössern und Ketten gesichertes zweites Tor in den eigentlichen Gefängnistrakt. Die Gänge, von denen rechts und links enge Zellen abführten, erschienen Ceauşescu endlos lang und dunkel. Auf dem Asphaltboden dieser unheimlich anmutenden Flure befanden sich rechts und links weiße Streifen. Es war den Häftlingen strengstens untersagt, darauf zu treten.

Das Doftana-Gefängnis verfügte über mehr als 400 Zellen und war aufgrund der hier herrschenden Umstände berüchtigt. Schon 1926 schrieb der französische Schriftsteller Henri Barbusse über das Zuchthaus: »In Doftana eingesperrt zu werden, kommt einer Verurteilung zu langsamem Siechtum gleich. Schläge und Folter gehören zur täglichen Ration wie die dünne Bohnensuppe und zwei Stück vertrocknetes Maisbrot …«63 Aber die rumänischen Gefängnisse hatten generell den Ruf eines unzivilisierten, harten Strafvollzuges. Unzureichende Nahrung (dreimal in der Woche bestand sie nur aus Wasser und Brot), keine Heizung, Prügel, katastrophale sanitäre und hygienische Bedingungen, Krankheiten – all das erlebte Ceauşescu in den über zwei Jahren, in denen er in Doftana saß. Die Zellen verfügten über eine spartanische Ausstattung. Eisenbetten mit zerfetzten Binsenmatten und blecherne Nachtgeschirre waren die einzigen Einrichtungsgegenstände.64

Den Tagesablauf der Gefangenen, unter denen sich Nicolae Ceauşescu befand, beschreibt Gheorghe Apostol, der 1937 wegen kommunistischer Aktivitäten zu drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden war: »Das Essen ist miserabel gewesen. Morgens bekam jeder eine Kanne Tee und ein Viertel Brot. Mittags gab es Gemüsesuppe, meist war es Krautsuppe, und 250 Gramm Maisbrei. Abends gab es das gleiche. Nach dem Abendessen kontrollierten Soldaten die Zellentüren. Alle Gefangenen mußten sich in ihren Zellen mit dem Gesicht in Richtung Tür aufstellen, so daß der Direktor, ein gewisser Dafinescu, sie durch die kleinen Türfenster sehen konnte. Der Direktor strengte sich an, durch den ›Spion‹ direkt dem Verurteilten in die Augen zu schauen und ›Guten Abend‹ zu sagen. Darauf mußte der Verurteilte antworten: ›Hoch sollen Sie leben!‹; aber wenn die Antwort auch ›Guten Abend‹ lautete, gab der Direktor je nach Stimmung den Befehl, die Zellentür zu öffnen, und man begann, den Verurteilten mit einem Stock, der einen Meter lang war, zu schlagen.«65 Ende 1937 verbesserten sich die Haftbedingungen in Doftana infolge eines Hungerstreikes der Häftlinge und eines Wechsels in der Gefängnisleitung. Der neue Direktor ließ vier Werkstätten einrichten, in denen die Gefangenen arbeiten mußten, eine für sie willkommene Abwechslung vom tristen Zellenalltag. Doftana blieb dennoch einer der schlimmsten Orte Rumäniens.

Über Ceauşescu erzählen Mithäftlinge, er wäre neidisch, haßerfüllt und vor allem nachtragend gewesen. Pavel Câmpeanu berichtet: »Er haßte nicht nur die herrschende gesellschaftliche Ordnung, die ihn eingekerkert hatte. Er haßte auch seine Genossen, die für die gleiche Sache kämpften wie er. Sein Haß schien außerdem nicht auf eine bestimmte Person gerichtet zu sein. Ihn begleitete sein ganzes Leben ein allgemeiner, diffuser, verschwimmender Haß … [Ceauşescu] besaß nicht die Fähigkeit, Freundschaften zu schließen oder Kameradschaftlichkeit zu entwickeln. Er war hart wie Stein und, abgesehen von diesem bemerkenswerten Haß, zu keiner Gefühlsregung fähig …«66 Die weitere Entwicklung des Bauernsohnes aus Scorniceşti bestätigt diese Charakterisierung mit einer – allerdings wesentlichen – Einschränkung: Ceauşescu verstand es durchaus, sich bei Leuten anzubiedern, von denen er sich einen Nutzen für sich selbst versprach. Hier entwickelte er schnell einen perfekten Instinkt. Zumindest dieses Talent sprach für eine spätere politische Laufbahn.

Im Doftana-Gefängnis schloß Ceauşescu nähere Bekanntschaft mit Gheorghe Gheorghiu-Dej, dem späteren Staats- und KP-Chef Rumäniens. Der damals 35jährige Kommunist und Eisenbahnwerker war im Zusammenhang mit den Ausschreitungen in den Bukarester Griviţa-Werken zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er blieb bis 1944 in Haft. Gheorghe Gheorghiu-Dej hatte erst Anfang der 30er Jahre zur kommunistischen Bewegung gefunden. Er machte vor allem durch Streikführung und Randale auf sich aufmerksam. Im Gefängnis war er seit Ende 1935 der führende Kopf unter den kommunistischen Häftlingen. Im Jahr vorher hatte diese Rolle noch sein Widersacher Ştefan Foriş gespielt, ein ungarischer Intellektueller, der 1921 die RKP mitbegründet hatte und der 1935 aus dem Doftana-Gefängnis entlassen wurde.67 Neben Gheorghiu-Dej und besagtem Gheorghe Apostol traf Ceauşescu in Doftana außerdem auf Laszlo Luca, den späteren kommunistischen Finanzminister, auf Emil Bodnăraş, angeblicher NKWD-Agent68 und späterer Verteidigungsminister, sowie auf Pantelimon Bodnarenko und auf Chivu Stoica. Bodnarenko saß als russischer Spion in Haft. Er wurde 1948 unter dem Namen Gheorghe Pintilie Chef der gefürchteten Securitate. Chivu Stoica schließlich wurde am 15. Mai 1937 aus dem Gefängnis Aiud krank nach Doftana verlegt. Er litt an Syphilis.69 Stoica war Kesselschmied und arbeitete wie Gheorghiu-Dej Anfang der 30er Jahre in den Bukarester Griviţa-Werken. Wegen Beteiligung an der Griviţa-Rebellion verurteilte man auch ihn zu einer zwölfjährigen Haftstrafe. Im kommunistischen Rumänien avancierte Stoica zum KP-Politbüromitglied, zum Ministerpräsidenten und am Ende zum Staatsratsvorsitzenden.

Während seiner verschiedenen Haftzeiten in den 30er und 40er Jahren lernte Ceauşescu außerdem noch Ion Gheorghe Maurer, Iosif Chişinevschi, Miron Constantinescu, Alexandru Drăghici, Vasile Vaida, Teohari Georgescu und andere mehr oder weniger gut kennen. Sie alle hatten nach der Machtübernahme der Kommunisten wichtige Posten inne, wenn auch manche nur für kurze Zeit. Häftlingen wie dem Vierklassenschüler Stoica, dem Bauernsohn Ceauşescu und dem Eisenbahnarbeiter Gheorghiu-Dej war es sicher nicht in die Wiege gelegt, einmal Staatsämter auszuüben – die einer Diktatur innewohnenden Spielregeln sollten ihnen genau das jedoch zehn Jahre später ohne Schwierigkeiten ermöglichen.

Von allen Gefängnisbekanntschaften wurde Gheorghe Gheorghiu-Dej am prägendsten für das weitere Leben und die politische Laufbahn Ceauşescus. Die Frage des »Warum« stellte man sich später oft. Schließlich äußerte sich Gheorghiu-Dej mehrmals vor Zeugen abfällig über die intellektuellen Fähigkeiten seines politischen Ziehsohnes. Eine indirekte Erklärung dafür gibt der spätere kommunistische Wirtschaftspolitiker Alexandru Bârlădeanu. Er bestätigte nach Gesprächen mit ehemaligen Doftana-Häftlingen das Gerücht, daß es im Zuchthaus zwischen Gheorghiu-Dej und dem gerade einmal 18jährigen Ceauşescu zu homosexuellen Kontakten gekommen sei, deren Zeuge Chivu Stoica war.70 Über solche Kontakte sprach nach 1989 schon einmal der rumänische Schriftsteller Titus Popovici im Fernsehen. Eine unter Gefängnisbedingungen entstandene homosexuelle Beziehung zwischen dem jugendlichen Ceauşescu und Gheorghe-Dej würde vieles der weiteren Entwicklung Ceauşescus erklärbarer machen. Die Zeugenschaft Chivu Stoicas mag dazu beigetragen haben, daß dieser später trotz erwiesenen Unvermögens mit Leichtigkeit den Weg in höchste Staatsämter erklomm.

Am 8. Dezember 1938 verließ Nicolae Ceauşescu das Gefängnis in Telega. Er war abgemagert, fühlte sich erniedrigt und verspürte einen tiefen Haß auf die zurückliegende Gefängniszeit. Aber kein Gedanke daran, der kommunistischen Bewegung abzuschwören. Die politische Wetterlage, die er, nun wieder in Freiheit, in Rumänien vorfand, hatte sich allerdings entscheidend verändert.

Die Situation in Rumänien nach Ceauşescus Entlassung

Die Wahlen vom 20. Dezember 1937 hatten einen Rechtsruck gebracht. Mit 15,58 Prozent der Stimmen wurde die Nachfolgeorganisation der »Eisernen Garde« unter dem Namen »Alles für das Land« drittstärkste politische Kraft. Vor ihr lagen nur die Liberale Partei (Partidul Naţional-Liberal, 35,92 Prozent) und die Bauernpartei (Partidul Naţional-Tărănesc, 20,4 Prozent)71. Das Ergebnis an sich wäre gar nicht so spektakulär gewesen, hätte es nicht eine Besonderheit im rumänischen Wahlsystem gegeben. Es sah seit 1926 vor, daß eine Partei, die über 40 Prozent der Stimmen erhielt, automatisch die absolute Mehrheit der Parlamentssitze bekam. Diese magische Grenze wurde erstmals nicht mehr erreicht. König Carol II. beauftragte daraufhin zunächst die in der Wählergunst bei unter 10 Prozent liegende National-Christliche Partei mit der Regierungsbildung. Kurze Zeit später entließ er den gerade ernannten Ministerpräsidenten Goga, um selbst die Macht zu übernehmen. Die autoritäre rumänische »Königsdiktatur« war geboren. Am 24. Februar 1937 stimmten die Rumänen über eine neue Verfassung ab72, die alle Macht bei Carol II. konzentrierte. Am 15. Dezember wurde die »Front der Nationalen Wiedergeburt« (Frontul Renaşterii Naţionale) als Staatspartei gegründet. Sie hatte alle Parlamentssitze inne. Parlamentarismus und Parteiendemokratie waren damit in Rumänien endgültig gescheitert. Dennoch stellte der Weg der »Königsdiktatur« eine nachvollziehbare Entscheidung dar. Carol II. wollte damit vor allem die Gefahr von rechts abwehren. Seine Diktatur galt als gemäßigt und hatte im Gegensatz zu Deutschland und Italien einen autoritären, aber keinen totalitären Charakter.73

Nicht nur in der politischen Großwetterlage hatte es in den Jahren, die Ceauşescu im Gefängnis verbrachte, Veränderungen gegeben, auch um die kleine kommunistische Partei stand es schlecht. Bereits im Februar 1935 fand die letzte Sitzung des ZK der RKP statt, in dem die Parteiführung zur Bildung »einer breiten antifaschistischen Volksfront in Rumänien«74 aufrief. Die RKP war aber kaum noch handlungsfähig. Ein Teil der Führungsriege befand sich im sowjetischen Exil, der andere Teil in der Illegalität.

1937/38 folgten zwei dunkle Jahre für die kommunistische Weltbewegung. Ihr Führer, Josif Wissarionowitsch Stalin, setzte eine xenophobe Kampagne in Gang und holte zum Schlag gegen die eigene Organisation aus. Überall sah er Feinde, Trotzkisten, Verräter und Konterrevolutionäre. Tausende Kommunisten fielen seiner Paranoia zum Opfer, darunter auch viele rumänische Emigranten. Umgebracht wurden Pioniere der RKP wie Marcel Pauker, Elek Köblös, Ion Dic-Dicescu, Leon Lichtblau, Eugen Rozvan, Ecaterina Arbore, Timotei Marin, Elena Filipovici, Mihai Diaciuc-Dăscălescu und viele andere mehr.75 Boris Stefanow, der Erste Sekretär der RKP und führender Kopf des Auslandsflügels der Partei, hatte im Moskauer Exil die Stalinsche Säuberungswelle überlebt. Er beschuldigte nun die in Rumänien verbliebene Rest-Parteiführung (es handelte sich dabei um Veteranen der rumänischen KP) des Opportunismus und der Annäherung an die faschistische Legionärsbewegung.76

Die ohnehin nicht homogene Rumänische Kommunistische Partei wurde dadurch nicht nur stark dezimiert, sie zerfiel in mehrere divergierende Strömungen und gab somit Ende der 30er Jahre ein insgesamt trauriges Bild ab: Viele Gründungsmitglieder waren ermordet, die soziale Basis der Partei verengte sich zunehmend, und die Zersplitterung hatte sich verfestigt. Im Moskauer Exil befanden sich die Personen, welche die Stalinschen Repressalien zunächst überlebt hatten, darunter Boris Stefanow, Ana Pauker (ab 1940), Leonte Răutu, Laszlo Luca (ab 1940) und Valter Roman. In Rumänien gab es die mit den Exil-Kommunisten zerstrittene Fraktion der Illegalen. Es handelte sich dabei um ungefähr 700 Personen.77 An der Spitze standen Ştefan Foriş, Lucreţiu Pă trăşcanu, Constantin Pârvulescu, Remus Kofler, Iosif Rangheţ, Grigore Răceanu u. a. In rumänischen Gefängnissen schließlich befand sich die »Streikgeneration« um Gheorghe Gheorghiu-Dej und Chivu Stoica. Insgesamt waren über die Jahre hinweg ca. 200 Kommunisten eingesperrt.78 Zur dieser Gruppe sollte Nicolae Ceauşescu, nach einem kurzen Aufenthalt in der Freiheit, bald wieder zurückkehren.

Weltkriegsjahre, Gefängnisjahre und Neuanfang (1939–1945)

Nicolae Ceauşescu während der Antonescu-Diktatur und des Krieges (1939–1944)

In der Illegalität – Geschichtsfälschung und Wahrheit

Nach seiner Haftentlassung blieb Ceauşescu dem ihm bekannten Milieu treu. Er kehrte nach Bukarest zurück, um hier wieder Kontakt zu in der Illegalität lebenden Parteifreunden aufzunehmen. Mittlerweile war der Name des 21jährigen in der Bewegung nicht mehr unbekannt. Auf einer Zusammenkunft von Mitgliedern des Inlandsflügels der rumänischen Kommunisten erhielt er im Februar 1939 den Auftrag, bei der Reorganisation des Jugendverbandes mitzuwirken. Dieser Verband war in die Bedeutungslosigkeit versunken. Er teilte damit das Schicksal der durch Stalinsche Repressalien ausgedörrten und von internen Streitigkeiten zerfressenen Mutterpartei.

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