Nix - ein schicksalhafter Kuss - E. M. Holland - E-Book

Nix - ein schicksalhafter Kuss E-Book

E. M. Holland

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Beschreibung

Seit Nix die Prophezeiung der Zerstörung gesprochen hat, herrscht Aufruhr in der Hölle. Der erste von drei Schlüsseln wurde gefunden, doch es gilt nun auch die anderen zu finden. Dafür begibt sich das mächtigste Orakel der Hölle nun selbst auf die Suche, begleitet von einem Dämon, der niemals die Nähe anderer suchen darf. Um seinen besten Freund und dessen Gefährten zu schützen, willigt Lyric ein, Nix bei der Suche nach dem Schlüssel zu helfen. Doch nicht nur die Reise wird gefährlich, denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich dessen Fluch auch bei Nix entfaltet. Gemeinsam müssen die beiden einen Weg finden, den Fluch, der auf beiden lastet, zu überwinden und den zweiten Schlüssel finden. Wird Nix dabei der Versuchung widerstehen, die verbotenen Lippen zu küssen?

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Seitenzahl: 467

Veröffentlichungsjahr: 2023

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E. M. HOLLAND

Nix

Ein schicksalhafter Kuss

Band 3

Geschichten von E. M. Holland

Die Schicksal-Reihe

1. Belial – eine schicksalhafte Nacht

2. Zackory – eine schicksalhafte Berührung

3. Nix – ein schicksalhafter Kuss

The Devil-Reihe

1. The Devil’s Nemesis

E. M. Holland

Nix

  Ein schicksalhafter  Kuss

Band 3

Roman

Nix – ein schicksalhafter Kuss

Copyright © 2023 E. M. Holland

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Illustrationen von J. Bühler

1. Auflage

Prolog

Er schloss die Augen und atmete tief durch. Die Stimmen, die unaufhörlich flüsterten, überwarfen sich. Verdammt, er war zu viel in der Nähe von anderen gewesen. Ein frustrierter Laut kam über seine Lippen und er hätte am liebsten seinen Schädel gegen die Wand geschlagen.

Es gab nur einen Weg, sie wieder zum Schweigen zu bringen. Er atmete tief durch. Hätte Nix diese Entdeckung nicht schon vor über zweihundert Jahren gemacht, wäre er wahrscheinlich schon längst im Jenseits. Er atmete tief ein und ließ die Melodie durch seinen Kopf surren, dann setzte er ein.

Seine Stimme erklang klar und hell. Der Raum begann zu schwingen und die Stimmen verstummten langsam. Mit jeder Note gewann er ein Stück Frieden zurück. Egal, was man auch über die Menschen sagen mochte, sie brachten mit ihren Liedern ihre eigene Hilflosigkeit und Qual perfekt zum Ausdruck. Es war, als wüssten sie genau, wie er sich gerade fühlte.

Die Emotionen wallten auf und er legte alles in das Lied, das über seine Lippen wanderte. Seine Stimme erfüllte den Raum und für einen Moment vergaß er alle Schmerzen, all das Leid, das er nun schon so lange ertrug.

Während er sang, schlich sich ein Gedanke in seinen Kopf. Irgendwann werde ich über den Abgrund schreiten und das Ende wird mich begrüßen. Er wusste, dass er dem Abgrund gefährlich nahe war. Die Nix vor ihm hatten nicht so lange durchgehalten, doch auch er kam langsam an seine Grenzen.

Es waren nicht die Stimmen des Schicksals von Personen, die ihn so sehr in den Wahnsinn trieben, es war die fehlende Nähe – körperliche Nähe. Wenn er sich anderen näherte, hörte er unaufhörlich die Stimmen ihres Schicksals. Diese flüsterten, was diesen passieren wird.

Alle diese Fäden liefen in einer Hand zusammen, dem Oberboss, der über das Schicksal aller bestimmte. Und dessen Sprachrohr war Nix – zu seinem eigenen Leidwesen. Er hatte sich das nicht ausgesucht, nein, das würde sich niemand aussuchen. Es wurde ihm aufgezwungen. Aber niemand konnte sich gegen das Schicksal wehren, niemand.

Würde er heute dem Abgrund entgegenkommen? Nix war müde. Doch etwas hielt ihn noch. Es war nicht der Gedanke, länger auszuhalten, eine große Aufgabe zu erfüllen. Nein, es war ein ehrenloser Gedanke – ich zeige dir, Schicksal, so richtig den Mittelfinger. Denn er würde das tun, was alle anderen vor ihm nicht vermocht hatten. Er würde sich mit einem anderen verbinden.

Vielleicht würde ihm das endlich die Ruhe verschaffen, die er brauchte. Dafür würde er einen Weg beschreiten, den niemand von ihm erwartet hatte. Er würde das Schicksal selbst ändern. 

Mit der letzten Silbe des Liedes verstummten die Stimmen endgültig und Ruhe kehrte in den Raum ein, zumindest für eine kurze Zeit. Sein Kopf fiel zur Seite und er schlief einfach ein, in einer völlig gekrümmten Haltung auf seinem ach so tollen Thron, den er am liebsten abbrennen würde. Er glitt in einen unruhigen Traum und reiste in seine Vergangenheit.

Dayan stand vor der Tür zum Thronsaal. Dort stand er schon seit einer Stunde, hatte sich jedoch keinen Millimeter bewegt, wie denn auch? Nix‘ Stimme hatte ihn gefesselt, ihn zu seinem Sklaven gemacht. Wie eine Fessel hatte sie sich um dessen Gliedmaßen geschlungen und ihm jegliche Kontrolle über seinen Körper genommen.

Das war schon immer so gewesen und würde sich auch nie ändern. Mit einem Lächeln dachte er an sein erstes Treffen mit Nix zurück. Wer hätte damals ahnen können, was für grausame Pläne das Schicksal mit seinem besten Freund haben würde?

Kapitel 1

Dayan lief so schnell es ging zurück. Seine kleinen Beine trugen ihn in Richtung des Spielplatzes, auf dem er sein kleines Holzschwert vergessen hatte, das sein Vater ihm geschenkt hatte. Auf dem Heimweg war es ihm plötzlich eingefallen und er war sofort umgedreht. Als er bei den Bauten des Spielplatzes ankam, begrüßten ihn bunte Farben. Mehrere Schaukeln in allen Farben, kleine und große Hindernisse, an denen man hochklettern und sich verstecken konnte.

Ein kleiner Turm konnte mithilfe eines Seils erklommen werden, von dem aus eine Brücke zu einer Plattform führte. Ein Seilgeflecht wanderte von dieser Plattform schräg nach unten. Neben diesem war eine große Kugel, deren einziger Zugang an der Oberseite war. Mithilfe von Metallplättchen konnte man sich dort hochziehen. Dort musste es sein, er war sich sicher.

Als er auf die Kugel zusteuerte, hörte er plötzlich wunderschöne Laute, die die Luft um ihn herum erfüllten. Er hielt inne und schloss die Augen. Die Melodie umschlang ihn und ließ ihn fliegen.

»Fliege hoch, mein kleiner Vogel,

Fliege hoch, soweit es geht,

Doch gib acht, mein kleiner Vogel,

Sinke, wenn der Wind sich dreht.«

Er sah den satten blauen Himmel und fühlte sich schwerelos. Er breitete seine Flügel aus und flog. Der Wind fuhr durch seine Haare und rauschte in seinen Ohren. Dann verstummte diese herrliche Stimme plötzlich und das Bild und das Gefühl verschwanden wie eine Seifenblase, die zerplatzte.

Er öffnete enttäuscht die Augen und schaute in ein Paar glühender Rubine. Glänzendes schwarzes Haar mit grünlichem Schimmer wehte im Wind, der über den Spielplatz fegte. Rosa Lippen auf alabasterfarbener Haut. Das Wesen, das ihn von oben ansah, war das schönste, das er je gesehen hatte. Dayan konnte seine Augen nicht von diesem losreißen.

„Was willst du hier?“, fragte dessen melodische Stimme, doch Dayan konnte nicht antworten. Er stand dort, sprachlos, verzaubert.

„E-Es t-tut mir l-leid“, stotterte Dayan, unfähig, sich von dem Wesen vor sich zu lösen.

Der Junge rutschte die Kugel hinunter und stellte sich vor ihn. Er war etwas kleiner als er selbst, doch dies schien ihm egal zu sein.

„Wer bist du und warum hast du gelauscht?“, fragte ihn sein Gegenüber.

Dayan musste seine Gedanken ordnen. Was wollte ich hier noch? Ich habe irgendetwas gesucht. Schwert, mein Schwert. „Ich habe mein Schwert gesucht“, antwortete Dayan, ohne auch nur eine Sekunde den Blick abzuwenden.

Der Junge drehte sich um und holte hinter der Kugel ein kleines Holzschwert hervor. Mein Schwert. Doch irgendwie konnte er sich nicht auf das Schwert, das ihm hingehalten wurde, konzentrieren. Geistesabwesend nahm er dies mit einem leisen „Danke“ an.

Dann drehte sich der Junge um, um zu gehen. Ohne nachzudenken, reagierte sein Körper und seine Hand schloss sich um den alabasterfarbenen Arm. Der Junge drehte sich um und schaute ihn fragend an.

„Was soll das? Lass mich los.“

 „Name.“ Verwirrte Augen schauten ihn an. „Entschuldige. Darf ich deinen Namen erfahren? Ich heiße Dayan.“

Ein bezauberndes Lächeln erschien auf diesen rosa Lippen. „Latíz.“ Mit diesen Worten verschwand das zauberhafte Wesen.

„Latíz“, flüsterte Dayan. An diesem Tag hatte er sein Herz verloren.

In der Nacht träumte er von dem fremden Jungen und dessen magischer Stimme. Ich will ihn wiedersehen.

Fünfzehn Jahre später…

Latíz zog sich die Schuhe an und fuhr sich nochmals über sein kinnlanges Haar. Mit einem Seufzer gab er auf, sie würden ihm heute wie auch die letzten fünfundzwanzig Jahre nicht gehorchen. Was soll‘s. Heute würde er zum ersten Mal in die Lehranstalt gehen.

Seine Eltern hatten sich nach Jahren der Reise endlich wieder an ihrem Heimatort niedergelassen. Seine Mutter war Sängerin und Tänzerin, während sein Vater Händler war. Doch nun wollten sie für ihren Sohn einen vertrauten Ort, an dem er aufwachsen konnte. Es hatte Latíz nie etwas ausgemacht, mit ihnen zu reisen. Er hatte zahlreiche Orte besucht, von denen andere noch nicht einmal träumen konnten.

Aber was soll’s. Er würde das Beste aus dieser Situation machen. Mit einem bunten Sack auf dem Rücken machte er sich auf den Weg. Die traditionelle Kleidung – eine schwarze Hose und ein schlichtes, weißes Oberteil, das in der Schule getragen wurde – flatterte etwas, da er noch etwas zu klein war, doch er würde hineinwachsen.

An seinem Hals prangte eine weiße Perlenkette, die er von seiner Mutter geschenkt bekommen hatte. Mit zügigen Schritten lief er die Straßen des Dorfes entlang, vorbei an vielen Häusern und Bäumen, die Geschichten vom Alter des Dorfes erzählten. Langsam kam das Gebäude der Lehranstalt in Sicht. Es war im Endeffekt ein großer Kasten, der in drei Bereiche eingeteilt war.

Je nach Alter war man in einem der drei Bereiche. Hinter dem Kasten war ein großer Platz, der zu zwei Dritteln aus Sandboden bestand. Der Rest war mit saftig grünem Gras überzogen. Am Rande stand ein Abstelllager, in dem Spielgegenstände und Übungsgegenstände verstaut waren. Dieses war mit einem großen Schloss verschlossen.

Die Wände der Lehranstalt waren in einem schlichten Beige gehalten und auch die Eingangstür war aus einem hellen Holz gearbeitet. Vor der Tür tummelten sich zahlreiche Dämonen aus dem Dorf und unterhielten sich. Latíz hatte überhaupt keine Lust, sich zu diesen zu gesellen, also wartete er, bis sie alle in dem Gebäude verschwunden waren. Daraufhin ging er zu der Tür, die ihm die Leiterin gestern gezeigt hatte. Er klopfte an die Holztür und wartete, bis sich diese öffnete. Ein etwa 1,80 m großer Löwendämon öffnete die Tür und schaute nach unten. Latíz schaute diesen schweigend an, er hatte keine Angst.

„Du musst Latíz sein“, sagte der Dämon.

Er nickte nur.

„Ich bin dein Guro, Guro Rutienne. Gut, dann werde ich dich deinen neuen Mitschülern vorstellen.“

Lehrpersonen waren an allen Orten Respektspersonen, weshalb Latíz seinen Kopf respektvoll senkte und seinem Lehrer folgte. Als er den Kopf hob, schaute er in dreizehn neugierige Gesichter. Gerade, als der Guro ihn vorstellen wollte, unterbrach eine Stimme dessen Vorhaben.

„Latíz?“

Überrascht schaute er in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und traf auf perlmuttfarbene Augen. Irgendwie kam ihm der Junge, der wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen war und seinen Namen gerufen hatte, bekannt vor.

Der Junge hatte kurzes schwarzes Haar und eine gebräunte Haut. Er war gut einen halben Kopf größer als er selbst. Woher kenne ich ihn?

„Dayan, setze dich!“, wies er den Jungen an. Dieser leistete erst nach einigen Sekunden Folge, als er sich von Latíz‘ Anblick losgerissen hatte.

„Wie es aussieht, kennst du ja schon einen Klassenkameraden. Das ist doch schön“, sagte sein Guro mit einem Lächeln zu ihm. Nicht wirklich …

„Gut, Latíz, stelle dich vor. Dayan, du wirst ihm nach dem Unterricht alles zeigen und erklären.“ Der Junge nickte begeistert.

Hervorragend. Ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen.

Dayan konnte kaum stillsitzen. In dem Moment, in dem es an der Tür geklopft und der neue Mitschüler das Klassenzimmer betreten hatte, hatte sich Dayan nicht mehr halten können. Er ist es wirklich. Der Junge aus seinen Träumen, dem er vor fünfzehn Jahren auf dem Spielplatz begegnet war und danach nie wieder gesehen hatte. Noch heute hörte er seine melodische Stimme in seinen Träumen. Und er ist hier. Hier in meiner Klasse. Wahnsinn. Endlich! Er war noch schöner als vor fünfzehn Jahren. Seine glänzenden Haare waren etwas länger und er war auch um einiges gewachsen, nicht so viel wie Dayan, aber immerhin.

Latíz setzte sich neben ihn und er konnte einfach nicht den Blick von ihm abwenden, er war verzaubert.

„Würdest du aufhören, mich anzustarren?“, sagte er mit zusammengekniffenen Augen.

„Oh, e-entschuldige. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen“, antwortete er beschämt und schaute nach unten. Ich habe ihn verärgert. Mist.

Nach dem Unterricht, von dem Dayan null Komma nichts mitbekommen hatte, packte Latíz seine Sachen in seinen Umhängesack. Dann schaute er ihn an und sagte: „Wollen wir?“

„Was?“, fragte Dayan verwirrt.

„Die Lehranstalt. Du sollst mich doch herumführen“, antwortete Latíz.

Stimmt, da war ja was. Dayan nickte und erhob sich. Er zeigte dem Neuen die verschiedenen Zimmer und die Bibliothek. Dort blieb Latíz etwas länger und lief durch die Reihen, um sich einen Überblick über die Sammlung zu verschaffen. Sie war nicht so groß wie die seiner Eltern, aber dennoch gut bestückt.

„Magst du Bücher?“, fragte Dayan.

Latíz schaute ihn an und nickte. Ja, Bücher waren seine liebste Gesellschaft. Sie urteilten nicht, sagten nichts, was andere verletzte – zusammengefasst, sie gingen einem nicht auf den Sack. Er würde sich die Sammlung später genauer anschauen, aber das wollte er in Ruhe machen und nicht, wenn ein ungewünschtes Anhängsel ihn begleitete.

„Gut, dann zeige ich dir noch den Übungsplatz und die Gerätekammer“, sagte sein Mitschüler – Dayan hieß er, richtig? Stumm schaute er diesen zum ersten Mal richtig an. Er war gut einen Kopf größer als er selbst. Sein Haar war kurz und funktional geschnitten, nicht so lang wie sein eigenes. Aber seine Mutter weigerte sich, es zu schneiden, weil es laut ihren Worten ein Verbrechen wäre, solch wunderschöne Haare zu schneiden.

Dayan hatte aufrichtige Augen und ein Lächeln im Gesicht, das zu seiner offenherzigen Art passte. Seine Haut war von der Sonne gebräunt und betonte die straffen Muskeln, die er trotz seines Alters schon besaß. Latíz selbst war im Gegensatz zu Dayan schlank gebaut, was ihm eine feminine Note verlieh. Wie er das hasste, da er oftmals mit einem Mädchen verwechselt wurde.

„Gut, lass uns gehen.“

Dayan nickte und gemeinsam verließen sie diesen Ort der Ruhe und des Wissens und liefen nach draußen zu dem Übungsplatz.

Eine Gruppe älterer Schüler trainierte gerade mit stumpfen Eisenschwertern oder ihren Fäusten. Es war eine Mischung aus Kampf sowie Muskel- und Ausdauertraining. Kurz darauf ertönte ein Pfiff und es wurde „Pause“ gerufen. Tücher flogen durch die Gegend, mit denen sie sich den Schweiß abtrockneten. Sie tranken und setzten sich an den Rand, um zu tratschen.

Gut, er hatte genug gesehen, Zeit nach Hause zu gehen. Latíz drehte sich um, um sich auf den Weg zu machen.

„Na, wer bist du denn, du hübsche Blume?“, fragte eine Stimme aus etwa zwei Meter Entfernung.

Dayan versteifte sich. Latíz drehte sich um und erblickte einen Hünen, der anderthalb Köpfe größer war als er. Sein dunkelbraunes Haar hatte er zurückgebunden und seine grauen Augen glitzerten interessiert. Er ließ die Muskeln spielen – als würde das Latíz in irgendeiner Weise beeindrucken.

„Latíz, wir sollten gehen“, sagte Dayan.

Dayan wollte weg, das war Kato – der stärkste Schüler an dieser Schule, mit dem sich niemand anlegte. Und ausgerechnet dieser hatte ein Auge auf Latíz geworfen, nicht gut. Doch Latíz schaute ihn nur mit einem abschätzigen Blick an. Gar nicht gut. Dayan hatte kein gutes Gefühl.

„Keine Ahnung, wo du eine Blume gesehen hast. Vielleicht bist du blind oder einfach nur dumm.“

Dayan klappte der Mund auf, genauso wie den anderen, die sich neugierig hinter Kato versammelt hatten. Das hat er nicht gesagt. Bitte lass es mich falsch gehört haben.

Katos Lächeln verschwand für eine Sekunde, kehrte dann aber zurück. „Wow, mein Hübscher, du hast Mut. Das gefällt mir.“

„Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in deinen Besitz übergegangen bin. Also entschuldige mich, ich habe nicht das Bedürfnis, meine Zeit hier zu verschwenden“, antwortete Latíz, drehte sich einfach um und ging. Er hatte keine Lust auf das Geschwätz eines Idioten.

Dayan schaute ihm fassungslos nach. Er hatte Kato einfach eine saftige Abfuhr vor den Latz geknallt und ging nun, ohne diesem eine Chance auf eine Antwort zu lassen. Unglaublich.

Doch wie erwartet fand Kato das nicht mehr lustig. Er würde sich nicht von einem kleinen Neuankömmling so bloßstellen lassen. Er würde ihm eine Lektion erteilen, danach … mal schauen. Er ging auf diesen zu und packte ihn am Oberarm. Rubinrote Augen funkelten ihn an und ehe er sich versehen konnte, lag er auf dem Rücken.

In dem Moment, in dem der Idiot seinen Oberarm packte, brannten bei Latíz die Sicherungen durch. Er packte dessen Handgelenk, löste es und ergriff es mit beiden Händen. Er drehte sich unter diesem durch, führte den verdrehten Arm einmal über seine Schultern und beförderte den Idioten mit einem sauberen Wurf zu Boden. Dann stellte er einen Fuß auf dessen Brust und schaute ihn mit glühenden Augen an.

„Hör mir zu, Arschgesicht, ich sag es nur einmal. Wenn ich deine Stimme noch einmal höre oder deine Pranken mich auch nur noch einmal berühren sollten, reiß ich dir die Fresse auf. Klar? Also, hübsche Blume, mach ‘nen Abflug.“

Stille kehrte ein. Latíz drehte sich um und ging zu Dayan. „Auf geht’s“, sagte er zu diesem. Stumm folgte Dayan ihm, während ein geschockter Kato und der Rest seiner Bagage ihm nachschauten.

Dayan lief stumm neben ihm her. Er musste erst verarbeiten, was gerade passiert war. Es war unglaublich gewesen. Latíz hatte Kato blitzschnell auf den Rücken befördert, so etwas hatte er noch nie gesehen.

Oh, das wird Ärger geben. Er hatte sich gerade Kato zum Feind gemacht, doch das schien ihn nicht ein bisschen zu stören. Das Krasseste war die Kluft zwischen Latíz‘ Aussehen und dessen Worten gewesen. So etwas hätte man nie von ihm erwartet. Er seufzte.

„Hey, sollte es Ärger geben, nehm ich das auf meine Kappe. Du kannst dich von mir distanzieren, dann bist du fein raus“, sagte sein Mitschüler.

Was? „Du hasst mich nicht?“

Überraschung zeichnete sich auf dessen Gesicht ab.

„Warum sollte ich? Du hast mir doch nichts getan. Außerdem habe ich das Gefühl, dass du ein anständiger Kerl bist.“

„Das hat aber nichts gebracht, ich hätte dich vor den älteren Schülern beschützen müssen“, sagte Dayan reumütig. Ein helles Lachen erklang, das sein Herz einen Hüpfer machen ließ.

„Du bist echt gut. Du kennst mich doch erst seit fünf Stunden. Aber lieb von dir. Dann bist du eben ab jetzt mein Wachhund.“

Freude durchströmte ihn und mit einem Lachen antwortete er: „Das werde ich, ich werde dein Wachhund, der dich vor allen Gefahren beschützt.“ Auch wenn du wahrscheinlich selbst hundertmal stärker bist als ich.

„Alles klar, welche Bezahlung erwartest du für deine Arbeit?“, fragte Latíz mit einem verschmitzten Lächeln.

Dayan wurde ernst. „Deine Stimme“, antwortete er, ohne nachzudenken.

„Wie bitte?“, fragte Latíz überrascht.

Verdammt. Dummer Kopf, denk doch nach, bevor du redest. Wie komm ich da raus? Er seufzte. Ihm fiel nichts ein, also musste es die Wahrheit sein.

„Latíz, wir haben uns vor fünfzehn Jahren schon einmal getroffen. Du warst auf dem Spielplatz und hast gesungen. Es war einfach nur wunderschön.“

Latíz riss die Augen auf. „Was? Du warst der Pimpf mit dem Holzschwert? Der, der sich fast in die Hose gemacht hat?“, fragte er ungläubig und brach bei Dayans verdutztem Gesichtsausdruck in ein lautes Lachen aus.

„Göttlich“, sagte Latíz, als er sich die Tränen aus den Augen wischte.

Dayan war rot angelaufen und hatte seinen Blick auf den Boden gerichtet.

„Einverstanden. Aber nur, wenn wir alleine sind.“

Wirklich? Als Dayan realisierte, was er soeben gehört hatte, brach auch dieser in ein lautes Gelächter aus.

Sie gingen gemeinsam zu dem Spielplatz, an dem sie sich damals getroffen hatten, und unterhielten sich ausgiebig. Latíz hatte seinen ersten Freund gefunden. Irgendwie hatte er das Gefühl, ihm vertrauen zu können, was er bisher noch nie bei einer anderen Person verspürt hatte.

Sie lagen oben auf einer Halbkugel und entspannten sich. Es war still und nur das leise Rauschen des Windes war zu hören, dann öffnete Latíz den Mund. Die Melodie kam direkt aus dessen Herzen und erfüllte die Umgebung mit ihren sanften Klängen. Dayan schloss die Augen und ließ sich fallen.

„Fliege hoch, mein kleiner Vogel,

Fliege hoch, soweit es geht,

Doch gib acht, mein kleiner Vogel,

Sinke, wenn der Wind sich dreht.

Gemächlich fliegt er durch das Fenster,

Eine Puppe sieht er dort,

Bleiche Haut, so wie Gespenster

Schaut sie stumm, so weit hinfort.

Neben ihr ein kleiner Spiegel,

Streck‘ die Hand zum gold’nen Ring,

Fühle über dessen Siegel,

Öffne deinen Mund und sing‘.

Fliege hoch, mein kleiner Vogel,

Fliege hoch, soweit es geht,

Doch gib acht, mein kleiner Vogel,

Sinke, wenn der Wind sich dreht.“

Katos Knie gaben nach und er rutschte an der Wand des Turms nach unten. Er war den beiden gefolgt, um … was hatte er eigentlich tun wollen? Er wusste es nicht mehr. Diese wunderschöne Stimme hatte es ihn vergessen lassen. Es fühlte sich an, als würde sie direkt sein Herz berühren. Es war einfach nur unglaublich.

Seine Augen schlossen sich und eine sanfte Ruhe kehrte in seinen Körper ein. Stumm lauschte er der Melodie, die aus dem Mund dieses Engels kam.

In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich Latíz zu einer atemberaubenden Schönheit. Niemand traute sich, sich ihm zu nähern oder gar ihn zu fragen, ob sie gemeinsam Zeit verbringen wollten. Er war das meistbegehrte Wesen des Dorfes. Der Einzige, der ihm nahekommen durfte, war sein Wachhund Dayan. Dieser hatte sich zu einem stattlichen Burschen entwickelt, der jeden Tag trainierte, um stärker zu werden.

Die beiden hatten eine untrennbare Verbindung, die Neid und Eifersucht verursachte, wo sie auftauchten. Doch wer dachte, dass Dayan der Starke von beiden war, der irrte sich gewaltig. Latíz bewegte sich mit einer Geschwindigkeit und einer tödlichen Anmut, die den Gegner ausschalteten, bevor dieser auch nur an eine Gegenwehr denken konnte.

In diesem Moment erfüllten lautes Gekreische und Anfeuerungsrufe den Übungsplatz. Warum? Lasst uns etwa eine Stunde zurückgehen.

Ein neuer Schüler war an ihre Schule gekommen. Er wurde freundlich aufgenommen und hat sich auch nicht dumm angestellt. Jedenfalls bis zu diesem Moment. Als er Latíz erblickte, stieß er nur ein Pfeifen aus.

„Wow, du bist ja eine Schönheit. Wollen wir uns nachher vielleicht treffen und was unternehmen? Ich pass auch gut auf dich auf, versprochen.“ Schlagartig war es still.

Latíz drehte sich um und schaute ihn mit grimmigem Gesicht an. Dayan machte Anstalten, auf den Neuen zuzugehen, doch Latíz hielt ihn auf. Der Neue zog die Augenbrauen hoch. Lässt der Große sich etwa von dem Kleinen herumkommandieren?

„Hab ich euch bei etwas gestört? Seid ihr zwei zusammen?“

Schwerer Fehler. Ein Raunen ging durch die Menge und der Neue wurde nervös. Latíz kam auf ihn zu.

„Wenn deine Frage war, ob ich Dayans Schwanz lutsche, dann lautet die Antwort nein. Genauso wenig wird dir dieses Vergnügen zuteilwerden. Also rate ich dir, deine nächsten Worte mit Bedacht zu wählen.“

Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Diese Worte passten überhaupt nicht zu seinem Gesicht. Er blufft doch nur. „Ach ja, da siehst du aber ganz anders aus.“

Dayans Gesichtsausdruck sprach Bände.

Ein Lächeln erschien auf Latíz‘ Gesicht. „Folge mir.“ Dann ging er nach draußen auf den Trainingsplatz. Ahnungslos folgte ihm der Neue und wurde, bevor er reagieren konnte, von einer Faust nach hinten geschleudert.

„D, greif ein, wenn es zu gefährlich wird“, sagte er mit melodischer Stimme und glühenden Augen zu seinem Wachhund, während er seine Finger knacken ließ. Dieser nickte nur.

Fassungslos schaute der Neue nach oben. Wie konnte er mit dieser Statur nur so einen kräftigen Schlag ausführen?

„Steh auf, Arschgesicht.“

Das ließ er sich nicht erneut sagen, denn er war sauer. Er rieb sich seine schmerzende Wange und nahm eine Angriffsposition ein, während sein Gegenüber lässig dastand. Noch einmal würde er sich nicht überraschen lassen. Also nutzte er die Gelegenheit und griff an. Mit eleganten Bewegungen wich sein Gegner aus.

Nach einigen Minuten sagte dieser mit Enttäuschung in der Stimme: „Ist das schon alles? Wie langweilig.“

Fassungslos schaute er nach oben. Er hatte ihn nicht einmal erwischt, wie war das möglich?

„Latíz, hör auf zu spielen. Bring es zu Ende“, sagte sein Wachhund.

Spielen?

In der Tat hatte Latíz mit dem Neuen gespielt. Das war nun vorbei. Er nahm Anlauf, täuschte links an, drehte sich nach rechts, packte dessen Arm, drehte sich ein und in einem hohen Bogen flog er durch den Schulterwurf über den kleineren Dämon und krachte mit dem Rücken auf den Boden. Die Luft wurde durch den Aufprall aus seinen Lungen gepresst.

Unsanft wurde er nach oben gerissen und ein zweiter Faustschlag traf seinen Kiefer. Der Neue schlug um sich, doch sein Gegner war schon längst nicht mehr dort. Sein Arm wurde gepackt und er wurde ruckartig auf den Bauch gedreht, während sein Arm in eine Richtung verdreht wurde, die nicht seiner natürlichen Bewegung entsprach. Ein stechender Schmerz durchzog seinen Arm, dann war der Druck plötzlich weg.

Er drehte den Kopf nach hinten und sah, wie der Wachhund Latíz hochgehoben hatte und nun wegtrug. Dieser zappelte und beschimpfte ihn.

„Lass mich los, du Sack!“

„Latíz, es reicht, er hat seine Lektion gelernt“, antwortete Dayan.

„Noch nicht, ich …“ Dann schlug Dayan ihm eine runter und ein Raunen ging durch die Reihen.

Latíz schaute zu seinem besten Freund. Dann lächelte er und trat ihm mit einem Ruck die Füße weg. Dieser fing sich problemlos ab und rollte sich aus dem darauffolgenden Schlag.

„Das funktioniert bei mir nicht, das weißt du“, witzelte Dayan, der wusste, dass sein bester Freund nicht ernst machte.

„Du bist so ein Spielverderber“, schmollte er. „Gut, ich habe keine Lust mehr, lass uns gehen.“

Dayan nickte und die beiden gingen, ohne den zugerichteten Neuen auch nur noch einmal anzuschauen. Sie waren in ihrer eigenen Welt. Die anderen schauten ihnen nach. Ihre Freundschaft war einfach nur faszinierend, denn mehr war es nicht. So blieb weiter die unterschwellige Hoffnung, dass jemand die undurchdringliche Mauer des Prinzen einreißen würde.

Kapitel 2

Es war sein zweiundvierzigster Geburtstag, an dem Latíz‘ Leben sich ändern sollte. Er feierte gerade mit seiner Familie und Dayan bei einem gemütlichen Essen. Es gab verschiedenste Köstlichkeiten, die sein Vater aufgetrieben hatte. Seine Mutter sang gerade ein Lied und Latíz stimmte mit ein. Die beiden Stimmen erfüllten den Raum mit wunderschönen Klängen, die auch das größte Monster beruhigt hätten.

„Langsam wirst du erwachsen, mein Sohn, und musst dich für einen Weg entscheiden. Gibt es etwas, das du nach deiner Graduierung tun möchtest?“, fragte ihn sein Vater mit Freude im Gesicht.

Er hatte sich schon über einiges Gedanken gemacht und schaute zu Dayan.

„Das werde ich euch nach dem heutigen Abend verraten“, antwortete er mit einem Grinsen, während Dayan wissend schwieg. Heute war es endlich so weit, dafür hatten sie lange hingearbeitet.

„Kommt heute Abend zu der Lehranstalt“, sagte Latíz mit einem geheimnisvollen Lächeln. „Dayan, wir müssen los.“

Sein bester Freund nickte nur. Es wurde Zeit, die Sache in die Endphase zu leiten. Nachdem sie es jahrelang vergeblich versucht hatten, würde es heute Abend endlich so weit sein.

Dayan und seine Freunde hatten geholfen, alles auf dem Übungsplatz vor der Schule aufzubauen. Es hatten sich fast alle Einwohner dort versammelt – neugierig, was passieren würde. Dann spürten sie alle eine starke Aura. Ein hochrangiger Dämon ihres Landes betrat mit seinem Gefolge den Platz. Alle verstummten und schauten erstaunt.

Was hatte ein Befehlshaber des regierenden Höllenfürsten in einem Nest wie diesem zu suchen? Dieser nahm auf einem für ihn vorbereiteten Sitz Platz und schwieg.

„Hölle, Latíz, er ist gekommen! Bist du so weit?“, rief einer der Helfer.

„Jaja, noch zwei Minuten“, sagte er und kämmte sich ein letztes Mal die Haare in die Position, die er sich überlegt hatte. Er atmete tief durch. Endlich. Alles auf eine Karte.

„Es wird alles gut“, sagte die beruhigende Stimme seines besten Freundes.

„Immer zusammen“, sagte er zu Dayan und streckte ihm die Faust hin.

„Immer zusammen“, sagte er und schlug ein.

Latíz atmete noch einmal durch und ging dann hinter die aufgebaute Bühne.

„Alles auf eine Karte.“

Dann stieg er die Treppe hinauf und präsentierte sich der Menge. Ein lautes Raunen ging durch die Menge. Latíz sah wunderschön aus. Er hatte eine traditionelle Kleidung der Sänger seines Stammes angelegt. Er trug eine hellblaue Hose mit einem silbernen, geschnörkelten Muster, über die sich mehrere etwa zwei Finger breite bunte Stoffbahnen zu einem großen Gebilde zusammenfügten und seinen Oberkörper bedeckten, aber seine Arme freiließen. Goldene Ketten und Armbänder liefen diese entlang und eine goldene Brosche steckte auf der linken Seite seiner Haare, die einen Schmetterling darstellte.

Latíz sah, wie sich seine Mutter die Hände vor den Mund schlug und Freudentränen in ihre Augen stiegen. Er setzte sich in einer möglichst eleganten Pose auf einen Hocker. Dayan setzte sich hinten links auf ein Kissen und nahm eine Tschertsche – ein Saiteninstrument, das eine lange Tradition pflegte – in den Schoß. Diese bestand aus einem pflaumenförmigen Hohlkörper mit einem langen Stiel und vier Saiten.

Er lächelte noch einmal zu seinem besten Freund. Ihre Zeit war endlich gekommen. Dann setzte Dayan ein. Die Klänge der Tschertsche erfüllten den Platz, welche durch Dayans Magie verstärkt wurden. Latíz ließ seine Magie aufwallen und er formte ein unsichtbares Netz über dem Platz. Er holte einmal tief Luft und öffnete den Mund.

Eine herzzerreißende Melodie trat aus diesem hervor. Die Töne wanderten über das Netz aus Magie und seine klare, helle Stimme erklang. Es war, als säße er neben jedem Einzelnen der zahlreichen Zuschauer.

Viele schlossen die Augen und ließen es zu, dass die Melodie sie einnahm. Jede Note, die seinen Mund verließ, traf einen Ton in den Herzen der Zuschauer. All die Sorgen, all die Zweifel, die sich in jedem Einzelnen aufgebaut hatten, brachen hervor und erlösten sie von diesen negativen Gefühlen.

Viele brachen in Tränen aus, andere schluchzten. Als die letzte Note verklang, stand Latíz auf und Dayan begann das zweite Stück. Dieses sprach von Hoffnung, Freude und Liebe und genau das öffnete die Herzen aller. Lachen erklang und Freude erschien auf den Gesichtern. Sie waren befreit. Latíz sang aus ganzem Herzen und legte jede Emotion hinein.

Dayans Finger waren auf Autopilot. Sie spielten das Stück, das er tausende Male gespielt hatte, von alleine, während er gebannt auf seinen besten Freund starrte. Sein Herz öffnete sich, wie auch das der anderen. Es war ein einmaliger Moment, in dem er sich mit allen verbunden fühlte. Und derjenige, der dies zu vollbringen vermochte, war niemand anderes als dieser wunderschöne Dämon mit der Stimme eines Engels.

Latíz fühlte sich frei, als wäre er zum ersten Mal alle Fesseln losgeworden. Er spürte, wie die Emotionen aus seinem Innersten kamen, und legte alles in seine Stimme. Ich will alle erreichen. Ich will alle berühren. Ich will mehr!

Als die letzte Note verklang, setzte Stille ein. Latíz verbeugte sich und die Menge stand auf und jubelte. Er winkte seinem besten Freund zu, der sich erhob und neben ihn trat. Auch ihr besonderer Gast erhob sich, dann wurde es still. Er ging auf die Bühne zu und die Menge teilte sich, keiner wagte es, ihm im Weg zu stehen. Dann trat er auf die Bühne und stellte sich vor die beiden.

„Eure Darbietung war unglaublich. Ich möchte euch an den Hof des Höllenfürsten einladen, um dort zu singen“, sagte er mit fester Stimme. Alle Zweifel waren schon nach den ersten Noten fort gewesen.

Unendliche Freude stieg in Latíz und Dayan auf. Er warf sich in die Umarmung seines besten Freundes. Doch ein Räuspern ließ sie verstummen.

„Ich fürchte, das wird nicht gehen.“

Eine durch einen Umhang verschleierte Person war auf die Bühne getreten. Ein unruhiges Flüstern ging durch die Menge.

Latíz drehte sich um und fragte mit misstrauischer Stimme: „Wer seid Ihr?“

„Du wirst nicht an den Hof gehen, das geht nicht.“

Langsam wurde Latíz sauer. Wer ist diese Person, die versucht, unseren Traum zu zerstören? Dayan trat schützend vor ihn und auch der Kommandant hatte eine Angriffshaltung eingenommen.

Der Unbekannte legte beide Hände an seine Kapuze und zog diese zurück. Ein weiteres Raunen ertönte und der Kommandant versteifte sich. Wer ist diese Person, dass alle plötzlich ehrfürchtig verstummen? Latíz schaute zu dem Krieger, doch dieser brachte nur ein Wort heraus.

„Nix.“

Latíz riss die Augen auf. Was hatte das mächtigste Orakel der Hölle hier zu suchen? Angst stieg in ihm auf. Alle seine Sinne trieben ihn zur Flucht, doch er war wie erstarrt.

„Vergib mir, doch ich kann nicht mehr. Es tut mir im Herzen weh, dir diese grausame Bürde aufzulasten.“

Latíz riss sich aus der Erstarrung und rannte, doch nach wenigen Metern erstarrte er in der Bewegung. Schatten hatten sich um seine Beine geschlungen und hielten ihn gefangen. Was ist das?

„Lass mich los!“, schrie er panisch. „Dayan!“ Doch sein bester Freund war auf dieselbe Weise gefesselt. Er kämpfte wie ein wildes Tier.

Nix trat vor ihn und riss sein Oberteil entzwei, sodass seine alabasterfarbene Brust hervortrat.

„Bitte lasst mich gehen“, bettelte Latíz und schluchzte.

„Das Schicksal ist grausam, merke dir das. Ich konnte es nicht besiegen, aber vielleicht wirst du es schaffen.“

„Nein, bitte.“ Doch seine Worte blieben ungehört. Das Orakel nahm ein scharfes Messer und schnitt oberflächlich über Latíz‘ Brust. Es war nur eine etwa fünf Zentimeter große Wunde, doch das wahre Grauen folgte erst noch.

Panisch pochte Latíz‘ Herz in seiner Brust und die Angst raubte ihm den Atem. Was hat er vor? Nix schnitt sich in die Hand und legte seine Wunde auf die von Latíz, während er ihm unbekannte Worte murmelte. Ein brennender Schmerz durchschoss Latíz und er schrie. Was ist das? Was passiert mit mir?

„Lebe, lebe und kämpfe!“ Das waren die letzten Worte, bevor Nix sich das Messer ins eigene Herz stieß. Entsetzt sah er, wie der Körper des Orakels auf dem Boden aufschlug.

Latíz konnte nicht atmen, konnte nicht begreifen, was gerade passierte. Mit dem letzten Herzschlag lösten sich die Schatten und er fiel zu Boden. Die Schatten bildeten einen dunklen Wirbel um dessen regungslosen Körper. Nackte Angst lähmte ihn, während die Schatten in seine Haut drangen und er schrie. Dayan, hilf mir, bitte, irgendjemand! Macht, dass es aufhört! Doch alles, was seinen Mund verließ, waren grauenvolle Schreie.

Dayan wollte die Schatten von Latíz verscheuchen, doch der Befehlshaber hielt ihn fest. Er wehrte sich. Ich muss zu ihm. Ich muss ihn retten. „Lasst mich los“, schrie er.

„Es ist zu spät!“

Zu spät? Angst legte sich wie eine Kralle um sein Herz und drückte fest zu.

Latíz lag da. Es tut weh, alles tut weh. Ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr schreien. Dann ließ der Schmerz nach. Die Schatten hatten sich auf seinem Körper eingenistet und auf seiner Brust hatte sich ein schräg liegendes Auge gebildet – das Zeichen des Schicksals, das ihn als neuen Nix auswies. In dem Moment, in dem er die Augen öffnete, hörte er sie, sah sie. Tausende Stimmen stürmten auf ihn ein. Er hielt sich den Kopf und schrie. „Hört auf!“ Im Wahnsinn riss er mit seinen Fingern seine Wangen auf und Blut lief die Striemen hinunter.

Dayan hielt Latíz‘ Hände fest, sodass dieser sich nicht mehr selbst verletzen konnte. Dieser schrie unaufhörlich. Seine Schreie waren wie Scherben in seiner Brust. Verzweiflung und Fassungslosigkeit ließen ihn erstarren. Was soll ich tun? Wie kann ich ihm helfen?

„Tíz, es ist alles gut, ich bin bei dir.“ Doch dieser hörte ihn nicht. Seine Augen waren weiß, nicht von dieser Welt.

Latíz‘ Eltern standen beide vor der Bühne. Seine Mutter weinte ununterbrochen und sein Vater betete. Was ist hier los? Was ist passiert?

„Auf Wiedersehen, mein Sohn“, sagte sein Vater. Und die beiden machten kehrt und gingen, so wie die anderen. Dayan konnte es nicht fassen. Entsetzen stand in Latíz‘ Augen, als er sah, wie seine Eltern sich von ihm abwendeten.

„Latíz ...“

„Er ist nicht mehr Latíz“, unterbrach ihn der Befehlshaber, „er ist nun Nix.“ Er schaute den jungen Mann mit Mitleid an. Das Schicksal war grausam. „Wir werden ihn nun fortbringen.“

„Das lasse ich nicht zu“, schrie Dayan und legte seine Arme um seinen katatonischen Freund. Ein tiefes Wissen stand in den Augen seines Gegenübers, doch er würde seinen besten Freund niemals alleine lassen.

„Dann stelle ich dich jetzt vor eine Wahl – entweder du drehst dich um und gehst, oder du wirst an seiner Seite bleiben, bis auch er den Freitod wählt.“

Die Worte waren wie Messer, die direkt in Dayans Herz gerammt wurden. Ich soll mich zwischen meinem besten Freund oder meiner Freiheit entscheiden? Doch diese Entscheidung fiel ihm nicht schwer. Er schaute zu Latíz und strich ihm über die Wange. Flehende Augen schauten ihn an.

„Immer zusammen, schon vergessen?“

Und damit besiegelte Dayan sein Schicksal und wurde zum Wachhund des Orakels Nix.

Latíz‘ Initiation lag nun fast dreihundert Jahre zurück. Dayan war seit diesem Abend nicht einmal von dessen Seite gewichen. Sie waren gemeinsam durch die ersten Jahre gegangen, die brutalsten seines Lebens. Es hatte drei Jahre gedauert, bis Latíz, nein, Nix bei klarem Verstand war. Weitere dreißig, bis er mit einer anderen Person außer ihm reden konnte.

Dayan war als sein Wachhund immer an seiner Seite gewesen. Nix hatte ihm angeboten, ihn von seinen Pflichten zu entbinden, doch er hatte abgelehnt.

Viele fragten sich, was Dayans Motive gewesen waren. Viele munkelten, es sei Liebe. Nix sei sein Herz, doch sie wussten von Anfang an, dass dies nie der Fall gewesen war. Nein, es war einfach nur eine tiefe Verbindung, die die beiden teilten – eine, die für andere niemals nachvollziehbar sein würde.

Nach zweihundertsiebzehn Jahren kam Nix eines Abends schwerverletzt nach Hause. Er war in einem kritischen Zustand und sie wussten nicht, ob er es schaffen würde. Doch die Verletzungen waren nichts für ihn. Er hatte sie mit einem Lächeln ertragen, denn er hatte eine Dämonin gerettet, die bei einem Überfall hätte sterben sollen. Diese kümmerte sich um Nix‘ Verletzungen, als Dayan und sie aufeinandertrafen. Sie wussten es beim ersten Blick. Sein bester Freund hatte ihm unter Einsatz seines Lebens sein Herz geschenkt.

Das Einzige, was er dazu gesagt hatte, war: „Du hast es hundertmal verdient. Wenn du gehen möchtest, werde ich dich gehen lassen.“

Dayan hatte sich mit Laurel verbunden und lebte glücklich mit ihr. Seine Position als Nix‘ Wachhund hatte er nicht aufgegeben. Er würde an seiner Seite bleiben, bis einer von ihnen den letzten Atemzug tun würde.

„Für immer zusammen“, murmelte er und betrat den Saal, in dem sein bester Freund schlief.

Ein Stupsen an der Schulter weckte Nix aus seinem unruhigen Schlaf. Er schaute nach oben und blickte in Dayans perlmuttfarbene Augen, wobei sich eine Narbe über das linke Auge zog. Diese hatte er erhalten, als er Nix gegen Angreifer auf einem Markt verteidigt hatte. Er trug sie wie ein Abzeichen und zugleich war sie eine Warnung an alle, die Nix Leid zufügen wollten.

„Du hast Besuch“, sagte sein bester Freund.

Nix setzte sich auf und fuhr sich durch die Haare. Endlich ist er da. Mit einem Lächeln antwortete er: „Dann lass ihn herein.“

Lyric saß seit zwei Stunden auf seinem Sofa und hatte den Blick nicht eine Sekunde von dem Zettel auf dem Boden gelöst.

»Fliege hoch, mein kleiner Vogel,

Fliege hoch, so weit es geht,

Doch gib acht, mein kleiner Vogel,

Sinke, wenn der Wind sich dreht.

Komm zu mir, mein Vögelchen.

N.«

Die Buchstaben waren anmutig geschwungen. Der Verfasser hatte eine wunderschöne Handschrift. Und so wunderschön wie seine Handschrift ist auch sein Äußeres. Hölle nochmal, was soll ich tun? Es stand außer Frage, wer ihm diese Nachricht geschickt hatte, denn niemand anderes als er würde eine solch kryptische Nachricht schicken, ohne auf eine Antwort zu warten. Es kam nur eine Person infrage – Nix.

Auf der Rückseite des Zettels war ein kleiner magischer Zirkel – eine Koordinate. Wenn er diesen aktivierte, würde er direkt zu seinem Gastgeber gelangen. Doch was soll ich dort? Es war nicht die Einladung, die ihn geschockt hatte, es waren die Zeilen. Erinnerungen an seine Vergangenheit waren an die Oberfläche gekommen, Erinnerungen, die er hatte vergessen wollen.

Wenn Nix etwas vorhat, dann ist es meistens nichts Gutes. Andererseits konnte man die Einladung des mächtigsten Orakels der Hölle auch nicht ablehnen. Lyric seufzte. Das Unbehagen, das sich in seinem Körper breitgemacht hatte, bereitete ihm Bauchschmerzen.

„Gut, es hilft nichts.“

Er erhob sich und las den Zettel auf, dann begab er sich in sein Schlafgemach, um sich vorzubereiten. Der Raum war quadratisch geschnitten, mit einem großen Himmelbett, dessen Bettpfosten aus dunklem Holz in der Form von emporwachsendem Efeu bestanden. Der Baldachin sah aus wie ein großes Blättermeer, sodass er das Gefühl hatte, auf dem Waldboden zu schlafen. Warme beige Bettwäsche aus Satin und dazwischen ein paar grasgrüne Kissen rundeten das Ganze ab.

Dem gegenüber war ein Schminktisch aus Mahagoni in demselben Design wie das Bett mit einem passenden Höckerchen – alles Handarbeit, verstand sich. Der Tisch erfüllte seinen Zweck, nur ohne das Schminkzeug. Er hatte in den vielen Schubladen zahlreiche Schmuckstücke verstaut – Ringe, Ohrringe, Armbänder, Ketten, Haarklammern und weiteren Schnickschnack. Doch nur eine kleine Auswahl seiner Lieblingsstücke.

Die Wände waren mit einer Szene aus dem Wald bemalt – zahlreiche Bäume und Sträucher. Es war die Szene, in der er sich am wohlsten fühlte. Ein etwa zwei Meter hoher Spiegel mit Holzrahmen zierte die Wand neben der Tür. In diesen warf er immer einen letzten Blick, bevor er das Zimmer verließ. So hatte er des Öfteren wieder kehrtgemacht, weil ihm das ein oder andere doch nicht gefallen hatte.

Der Dämon öffnete die Tür zu seinem begehbaren Schrank und der feuchte Traum aller Modeliebhaber erstreckte sich vor ihm. Einen Gang entlang fand man alles, was das Herz begehrte, sortiert nach Art und Farbe.

Lyric ging zunächst zu den Oberteilen und wählte ein schlichtes hellblaues Hemd. Dazu kombinierte er eine dunkelgraue Weste mit einem Rosenmuster, die passende Hose und schwarze Schuhe. Das Hemd krempelte er sich hoch und die obersten zwei Knöpfe des Hemdes blieben offen. Zum Vorschein kamen Runen, die seinen gesamten Oberkörper bedeckten.

Nun die Accessoires. Er entschied sich für seine Lieblingsstücke. Zwei Ohrringe in Form einer Rose und am linken Ohr eine kleine Silberkette, die von einem Klipp an der Spitze seines Ohres bis zum Rosenohrring an seinem Ohrläppchen reichte. Er hatte im Gegensatz zu vielen Dämonenrassen spitze Ohren, was ihn oftmals filigraner erscheinen ließ als andere.

Mit einem Kamm kämmte er seine Haare, sodass sein Stufenschnitt, der hinten kurz und nach vorne hin schräg kinnlang wurde, sein Gesicht perfekt umrahmte. Seine Wimpern hatten dieselbe silberne Farbe wie seine Haare, was seinen Augen zu seinem Leidwesen nicht guttat, denn diese besaßen eine obsidianfarbene, glänzende Iris mit einem silbernen Ring und stachen somit stark hervor.

Oftmals trug er Kontaktlinsen, um diese zu verstecken, doch heute würde er darauf verzichten. Auch auf den Kajal würde er verzichten, ihm war einfach nicht danach. Er atmete auf und ging zu dem großen Spiegel für einen letzten Check. Mit seinen 1,75 m war er nicht klein, doch sein schlanker Körperbau ließ ihn neben seinen Ohren oftmals schwach und zierlich erscheinen.

Pah, ihr Klötze könnt mir nicht das Wasser reichen. Er nahm seine zwei Karambit-Messer und verstaute sie in einer unsichtbaren Schlaufe an seinen Schenkeln, woraufhin diese ebenfalls unsichtbar wurden. Ein Vorteil, ein Runendämon zu sein, war es, kleinere Gegenstände an seinem Körper verstecken zu können.

Nun fragten sich viele: warum der Aufriss, sich so herauszuputzen? Ganz einfach. Wenn er sterben sollte, dann mit Stil. Er hatte immerhin einen Ruf zu verlieren. Viele sammelten Schätze und Reichtümer, doch er sah sich als sein persönliches Kunstwerk an, weshalb er lieber in sich selbst investierte als in andere Dinge, die einfach nur herumlagen und verstaubten.

Ein Seufzer glitt über seine Lippen. Es bringt nichts, es hinauszuzögern. Also nahm er den Zettel vom Tisch und verließ das Zimmer. Er ging zu Killuan – seinem Butler und engstem Vertrauten. Er war ein Ziegendämon, dessen Dorf er vor Jahrhunderten vor einem Überfall gerettet hatte. Killuan hatte ihm damals die Treue geschworen und war ihm seither nicht mehr von der Seite gewichen.

„Ich wurde von Nix gerufen und werde seinem Ruf folgen. Ich weiß nicht, wie lange ich fort sein werde. In der Zwischenzeit werde ich darauf vertrauen, dass du meine Angelegenheiten regelst.“ Nicht, dass es so viele waren.

Killuan nickte. „Mein Herr, darf ich fragen, was der Grund Eurer Reise ist?“, fragte der Ziegendämon mit einer respektvollen Geste.

„Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Doch in der jetzigen Lage denke ich nicht, dass es etwas Positives ist.“ Lyric schwieg kurz, dann fuhr er mit ernster Stimme fort: „Killuan. Sollte ich mein Ende finden, übertrage ich dir all meinen Besitz. Dann kannst du dich entscheiden, ob du hierbleiben willst, oder zurück in die Hölle möchtest.“

Killuan machte ein besorgtes Gesicht. „Mein Herr, ich werde hier auf Eure Rückkehr warten.“

Lyric musste lächeln. Wenn es um dieses Thema ging, würde der Ziegendämon nicht einlenken.

„Jeder findet sein Ende und ich habe das Gefühl, dass das meine nah ist.“

Ein trauriger Ausdruck zog sich über Killuans Gesicht.

„Kill, ich danke dir für all die Jahre, die du an meiner Seite warst.“ Weiter konnte Lyric nicht reden. Werde ich etwa sentimental? Hölle, die Welt steht wirklich kurz vor ihrem Ende. Lyric straffte die Schultern und ging, nachdem er seinem Freund auf die Schulter geklopft hatte, in Richtung seines Balkons.

„Mein Herr, Lyric, ich warte hier auf Eure Rückkehr, so wie all die Jahre davor, die wir schon Seite an Seite stehen“, sagte sein Freund.

Mit einem Lächeln antwortete Lyric: „Verstehe, bis dann.“ Dann aktivierte er den magischen Zirkel und ein Portal erschien. Ein letzter Blick zurück, dann durchschritt er es mit einem mulmigen Gefühl in der Brust.

Als er aus dem Portal trat, erwarteten ihn kahle Steinwände mit bunten Leuchtsteinen darin. Er schaute sich um und war verwirrt. Wo zur Hölle bin ich? Er war in eine Art Warteraum, in dem verschiedene Sitzgelegenheiten an der Wand standen, mehr aber auch nicht. Es hatte das „Arzt-Warteraum-Feeling“. Zudem gab es nur eine Tür, die in und aus diesem Raum führte.

Was sollte er nun tun? Sollte er hier warten? Sie hatten sicherlich seine Ankunft bereits bemerkt, oder? Völlig verwirrt setzte er sich erst einmal. Das lief alles anders, als erwartet. Nach etwa zehn Minuten öffnete sich die Tür und ein großer Dämon mit braunen Haaren, perlmuttfarbenen Augen und einer Narbe über dem linken Auge betrat den Raum.

Lyric vermutete, dass dies der weit bekannte Wachhund von Nix war, denn dieser schaute ihn wie ein Opferlamm auf dem Schlachthof an. Lyric schluckte und hielt seinem prüfenden Blick stand.

„Folge mir, er erwartet dich bereits.“

Lyric runzelte die Stirn. Mehr nicht? Danke fürs Gespräch. Wortlos folgte er dem Dämon durch einen langen Gang, der in Stein gehauen aussah. Wo zur Hölle bin ich? Bin ich etwa in einer Höhle? Misstrauisch beäugte er seine Umgebung, während er diese entlangging. Dann erreichten sie eine hohe Eisentür, die massiv aussah.

„Warte hier“, befahl der Wachhund und betrat den Raum.

Die Tür fiel zu und Lyric stand vor der Tür wie bestellt und nicht abgeholt. Netter Zeitgenosse, warum bin ich nochmal hier? Ach ja, ich hab‘s vergessen. Ich glaube, ich geh einfach wieder. Lyric überlegte es sich ernsthaft, einfach zu gehen. Es würde schon nicht das Schicksal der Welt von ihm abhängen …

Die Tür öffnete sich erneut und diesmal bedeutete der Dämon ihm, hineinzugehen. Lyric atmete durch und betrat den Raum. Unglaublich. Der Raum war eine riesige Halbkugel. Die Wände bestanden aus glattem Gestein mit bunten Leuchtsteinen und zahlreichen Bildern, die in die Wand gemeißelt waren. Der Raum war riesig. Er erkannte gefühlt jede Dämonenrasse, die er jemals zu Gesicht bekommen hatte, an den Wänden wieder.

In der Mitte befand sich ein Podest aus weißem Marmor mit drei Stufen. Darauf war ein Thron aus schwarzem Marmor errichtet. Rote Saphire waren in die Seiten eingelassen und funkelten im Licht der Leuchtsteine. Auf diesem Thron saß er – alabasterfarbene Haut, rubinrote Augen, schwarzes Haar mit einem grünen Schimmer und ein ausladendes Lächeln auf den rosa Lippen. Zusammengefasst: Das schönste Wesen, das Lyric jemals zu Gesicht bekommen hatte.

Er war Nix schon einmal begegnet und doch verschlug es ihm erneut den Atem.

„Hallo, mein kleiner Vogel“, begrüßte ihn eine melodische Stimme. Dann nickte das Orakel dem Wachhund zu, der daraufhin den Raum verließ. Nun waren sie alleine. Obwohl der Raum riesig war, hatte Lyric das Gefühl, gefangen, eingeengt zu sein.

Nix schaute in den Raum und fragte: „Wie findest du die Ausstattung? Trifft sie deinen Geschmack?“

Wie bitte? Damit hatte ihn Nix auf dem völlig falschen Fuß erwischt. Er hat mich nicht wirklich gefragt, wie ich die Ausstattung finde, oder?

„Etwas karg und ohne Leben. Ein paar Pflanzen würden bestimmt nicht schaden. Ich kann dir den Kontakt zu meinem Innenausstatter vermitteln“, antwortete er sarkastisch.

Nix entfloh ein leises Lachen, das Lyrics Herzschlag für einen Moment beschleunigte.

„Nix, lass die Spielchen. Warum hast du mich hergerufen?“

Lyrics Art war für Nix eine sehr erfrischende Abwechslung, vor allem da er nicht die geringste Angst vor ihm zu haben schien. Er genoss es, den Dämon etwas zu ärgern. Man muss ja auch die kleinen Dinge genießen.

„Ich habe dich wegen des Hinweises auf den zweiten Schlüssel hergerufen.“

Lyrics Körper spannte sich an. Warum ich? Was hat das mit mir zu tun?

„Lass es mich anders formulieren. Lyric, du bist der Einzige, der diesen Hinweis entschlüsseln kann.“

Erwartung machte sich in Lyric breit. Was kommt als Nächstes? Dann erklang Nix‘ zauberhafte Stimme und erfüllte den Raum. Die Töne hallten von den Wänden wider, sodass Lyric von der Melodie umschlossen wurde.

„Fliege hoch, mein kleiner Vogel,

Fliege hoch, soweit es geht,

Doch gib acht, mein kleiner Vogel,

Sinke, wenn der Wind sich dreht.

Gemächlich fliegt er durch das Fenster,

Eine Puppe sieht er dort,

Bleiche Haut, so wie Gespenster

Schaut sie stumm, so weit hinfort.

Neben ihr ein kleiner Spiegel,

Streck‘ die Hand zum gold’nen Ring,

Fühle über dessen Siegel,

Öffne deinen Mund und sing‘.“

Kapitel 3

Es war, als zersprang etwas in Lyrics Innern. Dieses Lied. Er hatte es seit hunderten Jahren nicht mehr gehört. Nein, das war nicht richtig. Das letzte Mal, dass er es gehört hatte, war kurz vor dem Tod seiner Eltern gewesen. Lyrics Hände zitterten, als sich dieses hässliche Gefühl in seinem Innern ausbreitete. Mit Gewalt drängte er die Erinnerungen zurück, die an die Oberfläche zu kommen drohten. Er atmete tief ein und aus. Zählte, bis sich sein Herz wieder beruhigte. Dann schaute er zu Nix.

Wutentbrannte Augen starrten Nix entgegen. Lyrics wunderschönes Gesicht hatte einen Ausdruck von Hass und Wut angenommen. „Was soll das?“, fragte er mit kalter Stimme. Hatte Nix etwa einen wunden Punkt getroffen? Interessant.

„Beruhige dich. Dieses Lied ist der Hinweis, wie der zweite Schlüssel zu erlangen ist.“

Lyrics Augen verengten sich und er schwieg. Nix fuhr fort: „Es ist nicht vollständig, also nutzlos. Der Einzige, der die verlorenen Strophen kennt, bist du.“

Die verlorenen Strophen.

„Vergiss es. Ich gehe“, sagte Lyric und drehte sich um.

„Lyric. Nenne mir den Laut der anderen Strophen.“ Es war keine Heiterkeit mehr in Nix’ Stimme.

Lyrics Schultern verkrampften sich. Er hasste jede Sekunde, doch wenn dies der Preis war, hier wegzukommen, würde er ihn zahlen. Er öffnete die Lippen. Das Bild seiner Mutter, die mit einem Lächeln dieses Lied sang, erschien vor seinen Augen.

„Hell ertöne der Gesang,

Erbebet hier die Kette da.

Als er um die Freiheit rang,

Hörte er die Uhr so nah.

Ging er zügig immer weiter

Wie ein kleines Opferlamm,

Stolpert‘ immer doch so heiter

Über einen silb’nern Kamm.

Nimm den Stift der Freiheit hin,

Schreibe deine kühnen Worte,

Öffne deinen Mund und sing‘

Die Wünsche deines Herzens Horte.

Fliege hoch, mein kleiner Vogel,

Fliege hoch, soweit es geht,

Doch gib acht, mein kleiner Vogel,

Sinke, wenn der Wind sich dreht.

Finde diese sieben Sachen,

Leg‘ sie um sein Gitter dort.

Bald erklingt sein helles Lachen

Und die Schwingen fliegen fort.“

Ein Lächeln breitete sich auf Nix‘ Gesicht aus.

„Hervorragend. Damit habe ich alles, was ich brauche.“

Lyrics Schulter sackten ab. „Dann werde ich nun gehen“, sagte er zu dem Orakel. Dieses stieß erneut ein leises Lachen aus und sein Blick veränderte sich.

„Tut mir leid, aber das ist nicht möglich.“

Was? Warum?

„Wie willst du mich daran hindern?“, fragte Lyric mit einer abwehrenden Haltung.

Nix stand auf und trat zu ihm, ohne auch nur für eine Sekunde den Augenkontakt zu unterbrechen. Als er etwa einen halben Meter vor ihm stand, lächelte er erneut und antwortete: „Weil du mich auf der Suche nach den sieben Gegenständen in dem Kinderlied begleiten wirst.“

Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Lyric taumelte zurück. Was redet er für einen Unsinn? Ist er dem Wahnsinn verfallen?

Nix konnte die Ungläubigkeit auf Lyrics Gesicht erkennen. Nicht gerade die Reaktion, die er erwartet hatte, aber was soll’s.

„Um deine Frage genauer zu beantworten, du hast keine Wahl. Erstens, das hier ist eine Höhle inmitten eines Berges, die du nur mit meiner Erlaubnis verlassen kannst. Somit gibt es keinen Fluchtweg.“

Lyric verarbeitete das Gesagte. Es ergab Sinn, ein solch mächtiges Orakel an einem uneinnehmbaren Ort zu verstecken. Doch selbst wenn er hier nicht wegkam, würde es immer noch nicht bedeuten, dass er Nix auf einer Reise begleiten würde.

„Zweitens“, fuhr Nix fort, „du bist der Einzige, der mich begleiten kann. Nur gemeinsam können wir die Artefakte finden.“

„Das hast du dir ja schön überlegt, aber ich weigere mich, dich zu begleiten. Es bringt dir also nichts, mich hier festzusetzen“, antwortete Lyric. Nix war die letzte Person, in deren Nähe er sein wollte. Nicht nachdem, was bei ihrem letzten Treffen passiert war.

„Ilyric.“

Lyric zuckte zusammen, als er seinen vollständigen Namen hörte. Woher weiß er, wie ich heiße? Nur meine Eltern …

„Du hast recht, ich kann dich nicht zwingen. Doch solltest du gehen, hast du Aleksanders und seines Kindes Tod zu verantworten.“

Das hatte gesessen. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Aleksander und sein Kind würden sterben? Das würde bedeuten.

„Belial …“

„Ja, Belial wird sterben, denn er wird den beiden folgen“, beendete Nix den Satz.

Lyric musste sich setzen. Er taumelte zu einer Sitzgelegenheit am Rande des Raumes und setzte sich. Wenn ich ihm nicht helfe, verliere ich meinen besten Freund, verurteile ihn zum Tode. Wenn ich ihm helfe, werde ich vielleicht …

Nix sah den inneren Kampf, der in Lyric tobte. Er musste Lyric für sich gewinnen, es ging nicht anders. Vorsichtig legte er einen Finger an Lyrics Wange und machte selbst einen überraschten Eindruck. Dieser zuckte zurück und sah ihn an, während auf Nix‘ Gesicht ein undeutbarer Ausdruck entstand – Euphorie?

„Lyric. Was hält dich zurück?“

Lyric überlegte fieberhaft, ob er Nix die Wahrheit erzählen sollte oder nicht. Vielleicht war es der einzige Weg aus dieser Lage.

„Nix, ich kann dich nicht begleiten, weil ich unter einem Fluch leide.“

Nix legte den Kopf schief und wartete.

Mist, ich komm nicht drumherum. Lyric atmete tief ein und aus. Der Letzte, dem er davon erzählt hatte, war Belial gewesen. Er erinnerte sich noch genau an die Nacht, in der Belial ihn erneut gerettet hatte.

Lyric lag blutend auf dem Boden. Ein silberner Dolch steckte tief in seinem Brustkorb und hatte seine Lunge durchstoßen. Sein Atem ging röchelnd. Der Regen rieselte auf ihn herab und wusch all das Blut davon, das auf seinem Körper klebte.

Er hörte Schritte, dann eine panische Stimme. Dumpfe Worte drangen an sein Ohr „Lyric … atme … leben.“ Er erkannte die Stimme seines besten Freundes, seines Retters. Ein scharfer Schmerz durchschoss seinen Brustkorb, als dieser den Dolch entfernte. Dann spürte er, wie eine warme Flüssigkeit seine Kehle hinunterrann.

Magie flammte in ihm auf und verzehrte das köstliche Gut. Er spürte, dass sein Körper kämpfte, doch wollte er das überhaupt? Er hatte ihm etwas angetan – etwas Schreckliches. Er hatte ihm einen magischen Zirkel in die Haut seines Bauches geritzt und die verbotenen Worte gesprochen.

Lyric hatte es in diesem Moment gespürt – dem Moment, in dem er für immer beschmutzt worden war. Der Moment, in dem der Fluch Besitz von seinem Körper ergriffen hatte. Seine Worte hallten in seinem Kopf nach.

„Für immer soll dein schandhafter Körper das tun, womit er mich lockte. Jeder Dämon soll sich nach deiner Berührung verzehren, doch niemand soll dich haben. Ein Kuss und du wirst für immer ihm gehören. Niemals in der Lage, ihn zu verlassen. Doch seine Gefühle sind nicht aufrichtig, denn es ist alles nur ein flüchtiger Zauber, dem er erlegen war.“

Ein eifersüchtiger Dämon, den er abgewiesen hatte, hatte den Verstand verloren. Er hatte Lyric entführt und mit verbotener Magie einen Fluch in den Körper gebrannt. Zunächst wusste er nicht, was ihm passiert war. Doch kaum hatte ein Dämon – egal ob männlich oder weiblich – seine Haut berührt, verfiel dieser in eine Art Rauschzustand und versuchte, ihn zu nehmen.

Erst als sich Lyric weit genug entfernte, löste sich dieser Zustand in Luft auf. Da hatte er verstanden. Wenn ihn jemand berührte, wurde dieser Zustand ausgelöst. Nur bei gebundenen Dämonen war dies nicht der Fall, diese waren immun. Hätte Belial die völlig berauschten Dämonen nicht von Lyric fortgerissen, wäre Schlimmeres passiert.

Über die Jahre hatte Lyric einen Zauber entwickelt, der verhinderte, dass jemand seine Haut direkt berühren konnte, und schwächte so die Wirkung ab. Leider schien es jedoch nicht so einfach zu sein. Hielt sich ein Dämon zu lange in seiner Nähe auf, begann der Mechanismus schleichend einzusetzen, weshalb er nicht allzu lange in der Nähe eines Dämons bleiben konnte. Er musste sich dann für eine Zeit distanzieren.

Nun stellte sich die Frage, wie er dann in einem Haus voll dämonischer Bediensteter leben konnte? In der Menschenwelt war die Totzeit etwa ein halbes Jahr, dann musste er für eine Woche das Haus verlassen.

Dann stand ja einem glücklichen Leben in der Menschenwelt nichts entgegen. Und hier kam der Knackpunkt. Diese Totzeit galt nur, wenn die Dämonen ihn nicht direkt berührten. Je mehr Kontakt, desto kürzer wurde sie. Hinzu kam noch, dass seine Lippen die größte Gefahr darstellten. Niemals durften diese auf denen eines anderen liegen, ansonsten würde der Fluch seine volle Wirkung entfalten und Lyric wäre für immer an diese Person gebunden. Leider war diese Bindung einseitig und der Gegenpart konnte einfach gehen.

Zusammengefasst: Er durfte keinem Dämon zu lange zu nahe sein und körperliche Zuneigung war fast ein Ding der Unmöglichkeit. Für mehrere Wochen mit einem Dämon durch die Hölle zu reisen, war schlichtweg unmöglich für ihn. Ende.

Nachdem Nix Lyrics Erklärung gelauscht hatte, trat ein nachdenklicher Ausdruck auf sein Gesicht.

„Wie ich bereits sagte, Nix, es geht nicht.“

„Wenn ich das richtig verstanden habe, lockst du vor allem die Dämonen, die dir sehr nahe sind. Also nicht prinzipiell alle in der Umgebung. Zudem schützt du deine Haut vor einer direkten Berührung.“

Was hatte das mit dem zu tun, was er gerade gesagt hatte? Lyric verstand ihn einfach nicht. Zudem verstand er auch nicht den enttäuschten Blick beim letzten Teil.

„Na dann steht unserer Reise doch nichts im Weg.“

Lyric schaute das Orakel ungläubig an. Hat er mir überhaupt zugehört?

„Lyric, ich bin Nix. Ich denke, du hast ein wichtiges Detail über mich vergessen. Ich kann mich nicht binden, also ist deine körperliche Anziehung wirkungslos bei mir.“ Dass er vorhatte, dies zu ändern, verschwieg Nix.

„Das kannst du nicht wissen“, antwortete der Runendämon. Er konnte einfach nicht begreifen, was in dem Orakel vorging.

„Ich bin ein Orakel, also doch, ich kann es. Wir werden gemeinsam auf die Suche gehen, Partner. Und wenn wir erfolgreich sind, werde ich alle Hebel in Bewegung setzen, um deinen Fluch zu brechen.“

Lyric wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Es ist ihm ernst. Ich komme da nicht raus. Wut stieg in Lyric auf und er ballte die Fäuste. „Ich suche seit Jahrhunderten eine Lösung und du willst ‚ein paar Hebel in Bewegung setzen‘“, antwortete er mit sarkastischem Unterton.

Unbeeindruckt antwortete das Orakel: „Natürlich, immerhin bin ich ein allwissendes Orakel und du nicht. Hör mal. Ich mache dir ein Angebot. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Fluch eine Wirkung auf mich hat, kannst du gehen.“

Lyric schwieg einige Minuten und ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Vielleicht bestand ja die Möglichkeit, dass Nix immun war. Wenn wir erfolgreich sind, rette ich damit nicht nur Aleks‘ Leben, sondern kann vielleicht auch meinen Fluch brechen. Sollte es zu gefährlich werden, werde ich einfach verschwinden. So klang das alles logisch, doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass bei der ganzen Sache ein versteckter Haken war. Falls ja, würde Nix ihm sicherlich nichts davon verraten.

Minuten der Stille, dann hatte Lyric seinen Entschluss gefasst und betete, dass er diesen nicht bereute.

„Ich werde dich begleiten, doch beim geringsten Anzeichen von der Wirkung des Fluches werde ich verschwinden.“

Nix klatschte freudig und antwortete: „Sehr gut, Partner. Ich gebe dir drei Tage, um alles zu regeln.“