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Vor mehr als siebzig Jahren hat Jesse die Hölle verlassen, um bei den Schmiedemeistern der Menschenwelt in die Lehre zu gehen. Eines Tages steht ohne Vorwarnung ein Dämon mit Augen aus Lava und kohlefarbenem Haar in seiner Schmiede und ersucht seine Hilfe. Fehlerhafte Replika von Waffen der Schmiedegroßmeister der Hölle werden in Merihems Reich in Umlauf gebracht und Jesse ist der Einzige, der ihm helfen kann, die Betrüger ausfindig zu machen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche, um den Kopf dieser Vereinigung zu finden. Wird Jesse in der Lage sein, diesem sinnlichen Mann zu widerstehen, der ein Feuer in ihm entzündet, das alles niederbrennen könnte? Band 3 der The Devil-Reihe
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Seitenzahl: 169
Veröffentlichungsjahr: 2025
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E. M. HOLLAND
The Demon’s Blade
A story of a lovely hellprince
Novelle 3
Geschichten von E. M. Holland
Die Schicksal-Reihe
1. Belial – eine schicksalhafte Nacht
2. Zackory – eine schicksalhafte Berührung
3. Nix – ein schicksalhafter Kuss
4. Cypher – ein schicksalhafter Blick
5. Hope – ein schicksalhafter Augenblick
6. Aleksander – eine schicksalhafte Entscheidung
The Devil-Reihe
1. The Devil’s Nemesis
2. The Devil’s Queen
3. The Demon’s Blade (Novelle)
Behind the scenes-Reihe
1. Dunkle Geheimnisse
Love & Desire (Kurzgeschichtensammlung)
Band 1 – Liebe neu definiert
E. M. Holland
The Demon’s Blade
A story of the lovely hellprince
Novelle
The Demon’s Blade Copyright © 2025 E. M. Holland
Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.
Illustrationen von J. Bühler
1. Auflage
Metallische Geräusche erklangen und ein lautes Zischen folgte. Hitze erfüllte die Luft und die glühenden Kohlen erhitzten sein Gesicht. Der Schweiß wurde von seinem Stirnband aufgesaugt. Er zog das Werkstück aus der Glut und begann es mit dem Hammer zu bearbeiten, formte es. Mit jedem Durchgang kam dessen Form dem Bild in seinem Kopf ein Stück näher.
Die alte Glocke an der Oberseite der Ladentür läutete und ein kleiner Luftzug fuhr durch den Laden. Jesse schloss daraufhin den Ofen und richtete sich auf. Er lief aus der Schmiede zum Ladenbereich des Hauses und schaute nach, wer ihm so früh einen Besuch abstattete. Die meiste Kundschaft kam erst nachmittags.
Aschgraue Haare, die verwuschelt waren, sturmgraue Augen und die charakteristische schwarze Maske stachen ihm sofort ins Auge. Das Chaos ist wieder da. Der bekannteste Reaper der Neuzeit hatte seinen Weg in sein Geschäft gefunden und ein Lächeln zog sich über Jesses Gesicht, als er dessen Pulli sah. Dort war ein kleiner Sensenmann und vor ihm kniete ein kleiner Teufel. Darunter stand der Schriftzug »The Devil is my Kitty.« Sein Modegeschmack ist so grausig wie eh und je.
„Sunshine, was bringt dich her?“, begrüßte er ihn und stemmte seine Hände in die Hüften. Dieser Reaper bedeutete meist Chaos, doch er war einer der liebenswürdigsten Menschen, die er kannte. Zudem musste er sich nicht verstellen oder darauf achten, was er sagte.
Sunny schaute Jesse an. Jesse hatte etwas längere, Haare, deren Farbe er als schwarz mit deutlichem rotem Schimmer beschreiben würde, und Augen, die ihn an einen Feueropal erinnerten. Jesse war 1,87 m groß und war durch seine Tätigkeit als Schmied muskulöser als Sunny. Er trug ein ärmelloses Oberteil, sodass man das schwarze Flammenmuster sehen konnte, das sich von seinen Schultern bis zu seinem Bizeps reichte. Viele dachten, das seien Tattoos, doch dem war nicht so. Es waren Stammesmale.
„Wie geht es meinem Lieblingsbrutzeldämon?“, begrüßte er ihn mit seiner typischen Art.
Jesse war kein Mensch, sondern ein Dämon, welcher eine Affinität zum Element Feuer besaß. Er trug den Spitznamen „der Feuersalamander“ und war ein begabter Waffenschmied und aufgehender Stern in der Hölle. Man sah es ihm nicht an, denn in seiner menschlichen Hülle sah er wie ein Mann Anfang Dreißig aus, doch er war schon beinahe zweihundert Jahre alt.
Vor etwa siebzig Jahren hatte sich Jesse entschieden, die Hölle zu verlassen, denn er wollte seinen Horizont erweitern, nachdem sein Onkel seine Gefährtin gefunden hatte. Daraufhin war er bei den bekanntesten Schmieden der Menschenwelt in die Lehre gegangen. Von der Schmiedekunst im traditionellen Japan und China bis zu einem Schmied aus Deutschland hatte er jegliche Fähigkeiten und Verfahren aufgesogen und sein Repertoire erweitert. Seit zwanzig Jahren fertigte er für die Gilde Waffen an.
Eines Morgens war dieser Reaper einfach in seinen Laden gekommen und hatte über das Gesicht gestrahlt. Jesse hatte ihn angesprochen, doch Sunny war bereits in seiner eigenen Welt gewesen. Die sturmgrauen Augen hatten ihn angeschaut und begeistert hatte dieser gesagt: „Du bist der talentierteste Dämon, der mir je begegnet ist. Wehe du hörst jemals auf, diese Kunst zu erschaffen. Kannst du eigentlich Feuerspucken oder etwas anderes Abgefahrenes? Ach ja, ich hätte gerne eine Machete.“
Jesse war mit offenem Mund dort gestanden. Dieser Mensch hatte in einem Moment durchschaut, was nur die höheren Gildenmitglieder gewusst hatten. Zudem hatte er es als absolut unwichtiges Detail abgetan und ihn weiter zugequasselt. Jesse hatte ihm von seinem Handwerk erzählt und der Reaper hatte interessiert gelauscht. Vom ersten Moment an war Sunny ihm sympathisch gewesen und war ein treuer Kunde geworden.
„Wie geht es dir, Sunshine? Du hast dich eine Zeit lang nicht sehen lassen. Ich hatte schon die Sorge, dass die Gerüchte über dein Verschwinden und Ableben wahr gewesen sind“, sagte er mit einem Lächeln.
Sunny nahm sich einen kleinen Stuhl und setzte sich mit der Lehne zu Jesse gewandt auf diesen. „Ich und Ableben? Das haben einige versucht, aber irgendwie bin ich zu zäh.“
Dieser Kommentar verwirrte den Dämon etwas. „Es ist viel passiert“, sagte Sunny und tippte mit den Fingern auf der Lehne des Stuhls.
Jesse holte eine Flasche mit Wasser, schenkte Sunny ein Glas ein und reichte es ihm. „Das stimmt. Mir ist zu Ohren gekommen, dass es einen Umbruch in der Hölle gegeben hat. Anscheinend haben wir eine Königin erhalten. Ich würde nur zu gern wissen, wer Lucifer erobert hat.“ Er selbst war nicht mehr in der Hölle gewesen und hatte nur von Bekannten davon erfahren.
Er war damals aus der Hölle gegangen, als Mammon in den Ruhestand gegangen war und Merihem ihre Stellung übernommen hatte. Als junger Dämon hatte er sich nie für Politik interessiert, vor allem da sie in Baals Gebiet weit weg davon gelebt hatten. Vielleicht sollte ich mich auf den neusten Stand bringen.
„Jap, die Königin treibt Lucifer täglich in den Wahnsinn“, bestätigte Sunny.
Überrascht schaute Jesse den Reaper an. „Das klingt, als würdest du sie kennen.“ So einQuatsch.
Der Mensch legte den Kopf schief. „Jap, bin beiden schon begegnet.“
Er ist …?
„Ich hatte einen Auftrag in der Hölle und hatte mit dem Boss persönlich zu tun“, erklärte Sunny.
Das erklärte das Verschwinden. Jesse fragte jedoch nicht näher nach, denn er wusste, dass der Reaper mit Sicherheit zur Verschwiegenheit verpflichtet war. Dass Sunny sich als Grim Reaper in der Hölle ebenfalls einen Namen gemacht hatte, war ihm bereits zu Ohren gekommen. Das erklärt einiges.
Ein Seufzen entkam ihm. „Vielleicht wird es Zeit, dass ich wieder zurückgehe“, sprach Jesse seine Gedanken aus. Es hatte sich bestimmt einiges in der Hölle verändert und es war Zeit für einen Wechsel. Also hat Lucifer seine Nemesis gefunden. Sein Blick wanderte zu einer Waffe, die in einer Vitrine an der Wand hing. Vielleicht sollte ich auch auf die Suche gehen.
Als er aufblickte, sah er, wie Sunny mit einem Dolch spielte und ihn immer wieder in die Luft warf und fing. „Man spielt nicht mit scharfen Waffen, Sunshine“, tadelte der Dämon Sunny. Er hat sich einfach eine Waffe geschnappt und spielt damit.
„Schade, du bist einer der besten Schmiede, die es gibt. Das wird ein herber Verlust für die Gilde. Andererseits wird es Zeit, dass der Feuersalamander seine Klinge findet, die in der Dunkelheit verborgen ist.“ In diesem Moment hatte Sunny eine seltsame Stimmlage. Einen Ton, der Jesse erstarren ließ. Es war, als würden die Worte vor seinen Augen schweben, als würde in ihnen eine tiefe Bedeutung liegen, die sein Leben verändern würden. Klinge?
„Warum bist du hier, Sunshine?“
Mit einem Mal schaute Sunny auf und es war, als hätten die letzten Sekunden nicht stattgefunden. „Zum Shoppen, was sonst? Ich möchte ein Geschenk kaufen und es gibt doch nichts Passenderes, als eine Waffe vom Feuersalamander. Vielleicht kaufe ich auch einfach deinen Laden leer, denn irgendwann werden die Sachen mich steinreich machen, weil sie von unschätzbarem Wert sind.“
Erneut redete sich der Reaper in seine eigene Welt und Jesse schmunzelte. Sie suchten gemeinsam eine Waffe. Wem er diese wohl schenken will?
Sunnys Blick blieb an dem Dolch hängen, mit dem er vorhin gespielt hatte. „Den nehme ich auch mit“, sagte er und der Dämon packte ihn ein.
Mit seiner typischen Art verabschiedete sich der Reaper, doch er blieb noch kurz in der Tür stehen. Die Augen schauten ihn an und leuchteten in einem milchigen Silber. Jesse blinzelte und die Augen sahen wieder normal aus, hatte es sich wohl eingebildet. „Jessamy. In nächster Zeit solltest du dein Geschäft nicht zu früh schließen, denn die Nacht hält immer eine Überraschung bereit.“
Mit diesen Worten verschwand Sunny und der Dämon stand verwirrt in seinem Geschäft. Jessamy? Er hatte Sunshine nie seinen wahren Namen verraten.
Merihem trat aus dem Höllentor in das Beschwörungszimmer von Lucifer. Er war mit dem Höllentor in seinem Reich zu diesem gereist, denn es war der einzige Weg, um zu Lucifer zu gelangen.
Seine Stellvertreterin trat hinter ihm heraus und schaute zu dem Dämon, der sie empfing. Aimon war eine gut 1,70 m große Dämonin mit dunkelbrauner Haut und zitronengelbem Haar, die im Kontrast standen. Sie hatte zitronengelbe Augen und spitze Ohren, die aus ihren schulterlangen Haaren ragten. Jeweils neben ihren Hauptaugen befanden sich über ihren Wangenknochen zwei weitere Schlitze. Es waren ebenfalls Augen, die sie nutzen konnte, doch meistens hielt sie diese geschlossen. Die Dämonin trug die dunkelbraune Lederkluft einer Kriegerin, wie es in seinem Reich üblich war.
Merihem selbst trug anstatt eines Anzuges eine enganliegende, schwarze Lederhose und ein weißes Hemd. Er strahlte eine tiefgreifende Eleganz aus und besaß jedoch gleichzeitig eine kriegerische Aura.
Eligos begrüßte die beiden mit einer Verbeugung, wie es sich gehörte. „Fürst Merihem, Stellvertreterin Aimon. Ich begrüße euch.“
Beide nickten, dann folgten sie Lucifers Stellvertreter aus dem Zimmer in den Gang. Sie würden sich im Besprechungszimmer mit Lucifer über die Entwicklungen der vergangenen Wochen unterhalten. Für gewöhnlich war Merihem allein zu Gast, doch dieses Mal hatte er Aimon mitgenommen. Sie war tiefer in der Materie als er.
Sie traten um die Ecke, als sie Zeuge eines unerwarteten Schauspiels wurden. Sie sahen Lucifer und dessen Königin in kurzer Entfernung. Sunny war zu Lucifer gedreht und sagte etwas, was sie nicht hörten. Mit einem Mal drückte der König der Hölle seinen Gefährten gegen die Wand und ein tiefer Kuss entbrannte. Die Königin biss Lucifer in die Unterlippe, wanderte zu dessen Ohr und die Lippen bewegten sich erneut.
Es war kurios. Ein Feuerwerk an Emotionen lief auf dem Gesicht des Dämons ab, der zuvor selten überhaupt eine Emotion gezeigt hatte. Die Arme von Lucifer schlangen sich um Sunshine und hoben ihn hoch. Der Reaper lachte laut auf und stützte sich auf den Schultern ab, damit er nicht über diese fiel.
Lucifer drehte sich und schaute seine Gäste an. Der sonst bekannte stoische Ausdruck trat wieder auf sein Gesicht und er lief zu diesen. „Ich bringe die Königin auf ihr Zimmer und komme dann zu euch.“
Sunny konnte sich nicht zurückhalten und sein Lachen erfüllte den Gang. Sie drehten sich um und blickten den Reaper direkt an, nachdem Lucifer an ihnen vorbeigelaufen war. „Ich fürchte, die Kinder müssen sich die nächste Stunde beschäftigen. Eligos, hol schon einmal die Malbücher heraus“, sagte dieser lachend.
Es erklang ein Klatschen und Sunny zuckte, als sein Gefährte seinen Hintern traf. Ein leises Fluchen erklang, dann bog Lucifer aber bereits um die Ecke und sie waren verschwunden.
„Prinț, ist das die Königin?“, fragte Aimon mit offenem Mund.
Prinț war die formelle Anrede eines Höllenfürsten oder Adligen.
Merihem schaute zu seiner Stellvertreterin und sah das verdächtige Glitzern in ihren Augen. Ihre zweiten Augen flatterten, was nichts Gutes verhieß. Die Lippen von Aimon verzogen sich und sie schnurrte: „Er ist bezaubernd.“
Aimon war die fähigste Kriegerin seines Reiches, doch sie hatte eine Schwachstelle – sie liebte seltene Schätze. Sie hatte gerade in Sunshine einen seltenen Schatz gefunden und ihre Passion war entflammt.
„Ja, das ist Lucifers Gefährte. Lass uns gehen.“ Er hoffte, er hatte deutlich gemacht, dass er für Aimon tabu war, denn das würde nur Ärger mit Lucifer geben. Sunshine war seine Nemesis und auch nur begehrliche Augen auf diesen zu werfen, würde den Groll des Königs zur Folge haben.
Eligos seufzte nur. Hätte er sich nicht einmal zusammenreißen können? Einmal war Jo außer Haus und schon machte Sunny wieder Dummheiten. „Bitte folgt mir“, sagte er und sie setzten ihren Weg fort.
Sie nahmen im Besprechungszimmer Platz und ihnen wurden Erfrischungen gebracht. Über die kommende Dreiviertelstunde tauschten sie sich über Allgemeines aus und Merihem konnte sehen, dass Eligos mit jeder Minute unruhiger wurde. Es war ihm unangenehm.
„Es muss dir nicht unangenehm sein. Wir sind geduldig und warten auf unseren König“, sagte Merihem. Er war Sunny nun mehrfach begegnet und er wusste, dass Lucifer keine Chance gegen diesen Dämon hatte. Was auch immer dieser zu ihm gesagt hatte, Merihem war sich sicher, wäre Sunny seine Nemesis, hätte er nicht anders reagiert.
Die Tür öffnete sich und Erleichterung machte sich in Eligos‘ Gesicht breit. Lucifer trat ein und setzte sich neben seinen Freund. Er entschuldigte sich nicht und sagte auch nichts zu dem Vorfall. Dieser Dämon war der König der Hölle, er würde sich hierfür nicht rechtfertigen.
Aimons Blick wanderte über Lucifer und sie entdeckte einige kleine Kratzer an seinem Hals. Ihre zweiten Augen flatterten erneut.
„Merihem. Was ist dein Anliegen?“, erklang die mächtige Stimme des Königs der Hölle. Immer wieder spürte Aimon Ehrfurcht, wenn sie diesem Mann gegenübersaß. Die Königin muss wahrlich ein Juwel sein, wenn sie an seiner Seite stehen kann.
Merihem wurde ernst und berichtete von den Vorkommnissen. Lucifer hörte ruhig zu und nickte. „Ich stimme dir zu. Gehe dem auf den Grund, denn sollte sich das zu einem Netzwerk entwickeln, wird es Konsequenzen für deine Truppen haben“, antwortete Lucifer. Der Höllenfürst nickte.
Die Tür öffnete sich und sie hörten ein Tapsen. Sie schauten zu dieser und sahen, wie ein gut gelaunter Dämon hereinlief. Sunny trug keine Schuhe, nur eine kurze, schwarze Hose bis zu den Knien und ein T-Shirt mit den goldenen Buchstaben L & S, sodass seine Stammesmale zu sehen waren. Seine Haare schienen noch etwas feucht. Zudem waren an dessen Hals rote Flecken zu sehen. „Was habe ich verpasst?“, fragte dieser gut gelaunt. „Irgendeine Verschwörung?“
Manchmal war es Merihem unbegreiflich, wie dieser Dämon einen solch exakten Instinkt besitzen konnte, aber im nächsten Moment etwas Irrsinniges tat. Viele würden die Garderobe der Königin für fragwürdig halten. Als er zu seiner Stellvertreterin schaute, sah er ein Strahlen in ihren Augen.
Sunny trat zu Lucifer und umarmte ihn von hinten.
„Du solltest doch auf mich warten“, sagte dieser leise.
Ein verspieltes Lächeln trat auf Sunshines Gesicht. „Du sagtest, ich soll in unserem Zimmer sein, wenn du wiederkommst, nicht, dass ich dort bleiben muss.“ Dann biss er ihm ins Ohr.
Eligos räusperte sich und Sunny richtete sich auf. Für einen Moment sah Merihem einen seltsamen Blick in den Augen der Königin, als sei er nicht anwesend, und ein milchiger Schleier zog sich über seine Augen. Es dauerte nicht einmal eine Sekunde, doch er konnte es deutlich sehen. Ein Lächeln trat auf Sunnys Gesicht. „Ich denke, du solltest dir fachmännische Unterstützung holen, Merihem. Übrigens, ich bin hinter dein Geheimnis gekommen“, sagte er zwinkernd.
Aimon starrte zu ihrem Fürsten und dieser schaute ruhig zu der Königin.
„Deine Haare sehen so schön aus, weil du ein bestimmtes Pflegemittel nutzt, und ich glaube, es gefunden zu haben. Ich, als deine Königin, befehle dir, mir zu sagen, um welches es sich handelt.“
Eligos schüttelte nur den Kopf, Lucifer versuchte, es sich nicht auf dem Gesicht anmerken zu lassen, und Aimon schaute nur fassungslos zu dem grauhaarigen Dämon.
Merihems Mundwinkel zuckten. „Das Thema hatten wir schon, Amantă. Ihr werdet immer dieselbe Antwort erhalten.“
Nun war Aimon neugierig.
Sunny verzog das Gesicht. „Schade. Ich dachte, es würde funktionieren. Aber ich komm noch dahinter. So schnell gebe ich nicht auf. Sathanas hat mir auch den Schneider für ihre scharfen Anzüge verraten. Wie dem auch sei, ich verabschiede mich, denn du brauchst Lucifers Unterstützung nicht.“
Merihem schaute zu der Königin. Sie konnte nicht wissen, worüber sie gesprochen hatten. „Ach, beinahe hätte ich es vergessen.“ Der Reaper lief zu dem Höllenfürsten und reichte ihm ein Bündel. „Liebe Grüße vom Feuersalamander. Nur, dass sie eigentlich von mir sind und er nichts davon weiß. Aber bedanken kannst du dich trotzdem bei ihm. Sayonara.“ Mit diesen Worten spazierte Sunny aus dem Zimmer.
Langsam öffnete Merihem das Bündel und ein Dolch kam zum Vorschein. Er besaß eine anthrazitfarbene Klinge mit einem Flammenmuster. Der Griff war in der Farbe Weißgold gehalten mit einem detaillierten Muster, das einen Drachen darstellte, der einen Rubin als Augen besaß. Er nahm den Dolch in die Hand und Überraschung zeigte sich auf seinem Gesicht. Er ist perfekt austariert. Diese Waffe lag perfekt in seiner Hand, als gehöre sie dort hin. Es war lange her, dass er solch eine makellose Arbeit mit so viel Liebe im Detail gesehen hatte.
Feuersalamander. Er schaute auf den Dolch. Das konnte kein Zufall sein, doch vielleicht hatte ihm die Königin gerade die Lösung seines Problems buchstäblich in die Hände gelegt. Behutsam wickelte er das Kunststück wieder in die Lederhülle und stand auf.
„Ich bedanke mich für deine Zeit und halte dich auf dem Laufenden“, sagte Merihem.
Lucifer nickte. „Mach das. Und Merihem, sollte deine Stellvertreterin noch einmal begehrliche Blicke auf meinen Gefährten werfen, werde ich ihr nicht nur ihre zweiten Augen nehmen.“ In dessen Stimme schwang keine Freundlichkeit mit, nur Kälte und Macht.
Aimon versteifte sich und nickte, dann gingen sie. Ich hatte sie gewarnt. Natürlich würde Lucifer das nicht entgehen. Er hoffte nur, dass sie die Warnung ernst nahm. Den König der Hölle verärgerte man nicht.
In seinem Heim angekommen, atmete seine Stellvertreterin erleichtert aus. Sie rieb sich über ihre Arme, auf denen sich eine Gänsehaut gebildet hatte. „Ich werde niemals Lucifer verärgern“, sagte sie und es war deutlich, dass jegliche Passion, die sie für die Königin gehabt hatte, verflogen war. „Ich dachte, er sei nahbarer geworden.“
„Das ist er auch, doch Sunshine ist sein Herz, das er beschützt und behütet.“ Er würde mit seiner Nemesis dasselbe tun.
In diesem Moment kam ihm ein Gespräch mit Lucifer in Erinnerung.
„Ist dein Gefährte bei Sinnen?“ Merihem wusste, dass er diese Frage nicht stellen sollte, doch er musste wissen, womit er arbeiten musste.
Lucifers Mundwinkel zuckten. „Wenn du fragst, ob er geistig eingeschränkt ist, nein. Sunshine ist überdurchschnittlich intelligent und weist keinerlei Krankheiten in diese Richtung auf. Wenn du jedoch fragst, ob er irrsinnig ist, dann kann ich es nicht verneinen, denn er kennt das Konzept Angst nicht.“
Diese ehrliche Antwort überraschte den Höllenfürsten, doch er hörte nur tiefe Zuneigung. Er kennt das Konzept Angst nicht. Seine Vermutung war gerade bestätigt worden. „Dann ist er wahrscheinlich der Einzige, der an deiner Seite stehen kann.“
„Höre ich da Neid?“, erwiderte sein König.
Neid. „Ja.“
Das überraschte Lucifer dennoch.
„Wir beide sind Dämonen, die in hohen Positionen sind, die andere sowohl in den kriegerischen als auch in den magischen Fähigkeiten übertreffen. Ehrfurcht ist das Gefühl, welches wir verbreiten, und eine Person zu finden, die über all das hinwegsieht, ist beinahe unmöglich. Zudem muss mein Gefährte meine Ideale teilen, was das Ganze noch mehr erschwert. Dass du deine Nemesis gefunden hast, ist ein Geschenk des Schicksals, um das ich dich beneide.“
Für einen Moment schwieg er, dann ergriff er das Wort. „Finde den Aufenthaltsort des Feuersalamanders heraus, Aimon.“ Seine Stellvertreterin nickte und machte sich an die Arbeit.
Die Sonne versank hinter dem Horizont und Jesse schloss die Türe. Sunnys Worte schwirrten in seinem Kopf herum und ließen ihn an der Tür innehalten. Seltsam. Sunshine war ein seltsamer Mensch, jemand, den man in kein Raster einordnen konnte, doch selbst für ihn war dieses Verhalten seltsam gewesen. Seine Aura hat sich ebenfalls verändert.
Kopfschüttelnd lief er in seine Schmiede zurück und fachte das Feuer an. Es war schon etwas her, doch nun spürte er erneut das Kribbeln in seinen Fingern – das Zeichen. Seine Hände öffneten die Vitrine, die sein Meisterwerk enthielt, das er noch nicht vervollständigt hatte. Seit über fünfzig Jahren arbeitete er an diesem und es entwickelte sich. In unregelmäßigen Abständen spürte er den Antrieb, diese Klinge weiterzuformen.
Vor fünf Jahrzehnten hatte es begonnen – das Gefühl, diese Waffe schmieden zu müssen. Sie hatte sich über die Jahre gebildet und er spürte, dass sie bald ihre endgültige Form erhalten würde. Die Klinge landete im Schmiedefeuer, das er mit seiner Magie heißer machte als jedes andere Feuer der Menschenwelt und der Hölle. Er hieß nicht umsonst der Feuersalamander, wobei er diesen Namen von seinem Onkel erhalten hatte.
Mit liebevoller Geduld formte er die Klinge weiter und begann ein Muster auf diese zu brennen. Die Minuten vergingen und er sank tief in die Konzentration, in seine Welt.
Ein Kribbeln wanderte über seine Haut und holte ihn zurück. Langsam drehte er seinen Kopf und starrte in rote Augen, die ihn an die glühenden Kohlen seines Schmiedefeuers erinnerten. Diese befanden sich in einem Gesicht, das ihm den Atem raubte. Der Mann vor ihm war wunderschön, bestand aus harten Kanten und doch geschwungenen, eleganten Linien. Dunkelbraune, fast schwarze Haare, die ihn an schimmernde Kohle erinnerten, fielen über seine Hüfte und standen im Kontrast zu dessen heller Haut. Dieser Mann trug alle Farben des Feuers, das er so sehr liebte.
Seine Kleidung bestand aus einem eleganten Anzug in den Farben Weiß und Schwarz und ein Kreuz hing von seinem linken Ohr nach unten. Vor ihm stand eine Augenweide, die ihn in einen Bann zog, dem er gar nicht entkommen wollte.
„Bist du der Feuersalamander?“, erklang eine tiefe, dennoch sinnliche Stimme. Eine Gänsehaut breitete sich über Jesses Unterarme aus und seine Härchen stellten sich auf. Dieser Dämon war mächtig, daran hatte er keinen Zweifel.
Langsam richtete er sich auf. „Ja. Mein Name ist Jesse. Was kann ich für Euch tun?“ Seine Stimme klang etwas heiser und er biss sich auf die Unterlippe. Er zwang sich, sein Gesicht zu drehen, und starrte auf die Klinge vor sich.
Merihem schaute zu dem Dämon und fuhr zum dritten Mal dessen Silhouette nach. Er war fast so groß wie er selbst und sein Körper war deutlich von der körperlichen Arbeit gestählt. Die Augen des Dämons glichen Feueropalen, in denen ein Feuer brannte, das er erkunden wollte. Er hatte diesen Blick oft gesehen, dennoch versuchte der Schmied, es zu verstecken.
Der Höllenfürst wusste, dass er eine solche Wirkung auf andere hatte, sie einschüchterte. Dazu kam sein Ruf als unbarmherziger Krieger und Herrscher. Was ihn jedoch verwunderte, war, dass der Dämon ihn noch nicht mit einer respektvollen Anrede angesprochen hatte.