Notärztin Andrea Bergen 1254 - Hannah Sommer - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1254 E-Book

Hannah Sommer

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Beschreibung

Lächelnd prostet Andrea Bergen ihrer Kollegin Lore Keller zu, dann widmen sich die beiden Ärztinnen genüsslich den köstlichen Speisen auf ihren Tellern. Mit der Wahl des Restaurants Lindenhof für das Ärzte-Symposium ist ihnen ein wahrer Coup gelungen! Wohin man auch schaut, sieht man nur begeisterte Gesichter! Seit David Schell die Traditionsgaststätte von seinem Vater übernommen hat, kann sich der Lindenhof vor Gästen kaum noch retten. Das hat er vor allem seiner Lebensgefährtin Finja zu verdanken, einer wahren Künstlerin am Herd ...

Doch ausgerechnet während des Dinners nach dem Symposium kommt es in der Küche zu einem handfesten Streit, nach dem Finja den Lindenhof verlässt! David scheint die Trennung von seiner Freundin nicht verwinden zu können, und mit dem Restaurant und seinem Besitzer geht es mehr und mehr bergab ...

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Seitenzahl: 124

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Inhalt

Cover

Impressum

Dein Kuss sagt mehr als tausend Worte

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / nenetus

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-8387-5966-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Gerade bin ich kurz im Lindenhof eingekehrt, um bei einem Kaffee ein wenig mit dem neuen Wirtspaar David Schell und Finja Wendler zu plaudern. Doch leider habe ich Finja nicht mehr angetroffen. Die sympathische, sehr talentierte junge Köchin hat David nach einem heftigen Streit verlassen und ist fest entschlossen, nicht mehr zu ihm zurückzukehren. Dabei hatte sich der Lindenhof nach der Neueröffnung zu einem echten Geheimtipp gemausert! Scharenweise strömten die Gäste herbei, um Finjas ausgefallene Köstlichkeiten zu genießen. Doch das ist nun Vergangenheit. Die Gäste bleiben zunehmend aus – und David kann die Raten für den Kredit nicht länger tragen. Es ist, als hätten den jungen Mann mit Finja alles Glück und aller Mut verlassen …

Andrea Bergen schlüpfte in ein rotes Cocktailkleid und betrachtete sich prüfend im Spiegel an der Schranktür.

»Hübsch siehst du aus«, sagte ihr Mann Werner und schloss ihren Reißverschluss.

»Das muss schließlich gefeiert werden, wenn die ganze Familie Bergen mal Zeit hat, gemeinsam essen zu gehen«, entgegnete Andrea und legte ihre tropfenförmigen Brillantohrringe an.

Zwar aßen die Bergens normalerweise gemeinsam zu Abend, doch oft mussten sie dabei auf Andrea verzichten. Als Notärztin am Elisabeth-Krankenhaus musste sie häufig viele Nacht- und Doppelschichten übernehmen. Doch jetzt, während der Sommerferien, hatte auch Andrea Bergen zwei Wochen Urlaub bewilligt bekommen.

»Ist das das Kleid, das ich dir zu unserem letzten Hochzeitstag geschenkt habe?«

Andrea Bergen musste lächeln. »Du erinnerst dich daran?«, fragte sie überrascht.

»Natürlich. Wenn eine Frau so bezaubernd aussieht, erinnert sich wohl jeder Mann an sie. Vor allem, wenn er das Glück hat, mit ihr verheiratet zu sein.«

»Du bist so ein Schmeichler!« Andrea Bergen verdrehte lachend die Augen.

»Und genau deshalb liebst du mich«, ergänzte Werner neckend, während er sich mit den Manschettenknöpfen abmühte.

»Stimmt.« Andrea legte eine Hand an seine eine Wange und hauchte ihm einen Kuss auf die andere. »Komm, ich helfe dir.«

Sichtlich erleichtert hielt Werner seiner Frau den Arm entgegen, sodass Andrea mühelos die Manschettenknöpfe befestigen konnte. Dann steckte sie sich gekonnt ihre dunkelblonden Haare in einem eleganten Knoten zusammen.

»Seid ihr so weit?«, rief Werners Mutter Hilde aus dem unteren Stockwerk.

Andrea Bergen mochte ihre Schwiegermutter sehr gerne. Die beiden verstanden sich hervorragend und kamen gut miteinander aus.

»Ja, wir kommen«, antwortete Werner.

Er wartete, bis Andrea in ihre schwarzen Pumps gestiegen war, dann bot er ihr den Arm an. Sie hakte sich unter, und gemeinsam verließen sie das Schlafzimmer.

»Wow«, staunte Franzi, die Adoptivtochter der Bergens, die bereits ungeduldig an der Tür wartete, als ihre Eltern die Treppe herunterkamen.

»Selber wow, kleine Maus«, sagte Werner und stupste seiner Tochter liebevoll auf die Nase.

Franzi trug ein geblümtes Sommerkleid und hatte sich von ihrer Großmutter einen französischen Zopf flechten lassen. Stolz zeigte sie ihn ihrer Mutter.

»Schau mal, Omi Hilde hat mich heute frisiert.«

»Das sieht ja toll aus«, lobte Andrea Bergen, und Franzi strahlte.

Auch Hilde hatte sich in Schale geworfen. Sie trug eine schwarze Stoffhose und eine kobaltblaue Bluse, die besonders gut zu ihrem silbergrauen Haar passte.

»Können wir los?«, fragte Werner schließlich. »Ich habe einen Bärenhunger.«

Zusammen verließ Familie Bergen das Haus.

»Wollt ihr mir jetzt verraten, wohin ihr mich entführt?«, fragte Andrea neugierig, als Werner den Wagen startete.

»Wir haben einen Tisch im Lindenhof reserviert«, sagte er.

»Im Lindenhof?«, fragte Andrea überrascht. »Da waren wir ja schon ewig nicht mehr.«

»Eben deshalb dachte ich, dass wir ja mal wieder dorthin gehen könnten.«

Andrea Bergen freute sich auf die gemütliche Gaststätte und ihre gutbürgerliche Küche. Seit vor ein paar Jahren die Besitzerin und Köchin Charlotte Schell gestorben war, hörte man kaum noch etwas von dem einst so beliebten Lokal.

Als die Familie Bergen etwa eine Viertelstunde später den Gasthof betrat, sah sich Andrea verwundert um. Es hatte sich wirklich rein gar nichts verändert. Alles schien wie ein Andenken an Charlotte: Auf den robusten Holztischen lagen noch immer die beigefarbenen Leinentischdecken, die sie damals mit Ähren, Kornblumen, Klatschmohn und Kamillenblüten bestickt hatte. Auch die grünen Samtvorhänge hingen noch an den Fenstern, doch zusammen mit der dunklen Holzvertäfelung schluckten sie viel Licht.

»Hildchen!«, rief plötzlich jemand.

Es war Hans Schell, der Besitzer des Lindenhofs. Hilde und er kannten sich schon lange und waren gute Freunde. Als seine Frau Charlotte noch gelebt hatte, waren sie öfter zum Kartenspielen bei den Bergens vorbeigekommen oder hatten ein paar Ausflüge unternommen. Doch seit dem Tod seiner Frau hatte Hans sich mehr und mehr zurückgezogen.

Mit raschen Schritten kam der untersetzte, ältere Herr auf seine Gäste zu, doch Andrea Bergen entging nicht, dass er leicht humpelte. Er schien beim Laufen Schmerzen zu haben, ließ sich jedoch nichts anmerken.

»Wie schön, dich zu sehen!« Hans begrüßte Hilde mit zwei Wangenküsschen. »Und deine Familie.« Herzlich schüttelte er den anderen die Hand. »Wie geht es Ihnen?«

»Danke, ganz gut«, antwortete Werner Bergen. »Wir genießen unsere gemeinsamen Sommerferien.«

»Ja, das muss sein«, sagte Hans nickend und zwinkerte Franzi zu.

»Und wie geht es dir?«, erkundigte sich Hilde.

»Ach«, Hans winkte beschwichtigend ab. »Es muss. Du weißt ja, welche Wehwehchen man im Alter so bekommt. Mal zwickt es hier, dann drückt es da. Aber ihr seid sicherlich nicht hier, um euch meine Klagen anzuhören. Kommt, setzt euch!«

Er führte seine Gäste zu einem Tisch am Fenster mit Blick auf die Linde, die im Innenhof stand. Dann nahm er das »Reserviert«-Schildchen vom Tisch und trug es zum Tresen. Als er zurückkam, überreichte er jedem eine Speisekarte und zückte anschließend einen kleinen Schreibblock.

»Was darf ich zu trinken bringen?«

»Für mich eine Orangenlimo, bitte«, bestellte Franzi.

»Ist notiert, junge Dame. Und was möchten die Erwachsenen? Darf ich Ihnen einen Wein anbieten?«

»Gerne«, sagte Werner. »Was können Sie uns empfehlen?«

»Ich habe einen sehr guten halbtrockenen Rotwein, der hervorragend zum Ratsherrentopf passt.«

»Das nehme ich!«, sagte Werner begeistert und klappte sofort seine Karte zu. »Und dazu bitte die Rosmarinkartoffeln. Die sind hier nämlich besonders lecker.«

Hans notierte sich Werners Bestellung.

»Und was darf es für die Damen sein?«

»Gibt es das Curry-Huhn auf Wildreis von der Tageskarte noch?«, erkundigte sich Andrea.

»Ja, da ist noch etwas da. Und dazu einen lieblicheren Weißwein?«

»Gerne«, sagte sie und klappte ebenfalls mit einem Lächeln die Speisekarte zu.

»Für mich bitte ein Schnitzel mit Pommes und Ketchup«, bestellte Franzi.

»Und was darf es für dich sein, Hildchen? Wie immer das Dänische Omelette?«

»Ganz genau«, sagte Hilde.

»Mit Tomaten, Schnittlauch, Rucola«, erinnerte sich Hans und schrieb die Bestellung auf.

»… und mit Bratkartoffeln«, sagten sie da wie aus einem Mund und mussten beide lachen.

Hans entfernte sich und bereitete die Getränke vor.

»Es ist schön, ihn nach alldem wieder lachen zu sehen«, sagte Hilde leise. »Der Tod seiner Frau hat ihn sehr mitgenommen.«

»Verständlich«, meinte Andrea Bergen mitfühlend. »Die beiden waren ja mehr als vierzig Jahre verheiratet. Er hat nichts geändert, weder die Einrichtung noch die Gerichte auf der Speisekarte. Alles erinnert noch immer an sie.«

»Schade nur, dass so wenig Gäste hier sind«, sagte Hilde bedauernd.

Auch Andrea Bergen war aufgefallen, dass die Gaststätte kaum besucht war. Außer ihnen war nur noch ein älteres Ehepaar da, und ein Mann bestellte gerade ein Essen zum Mitnehmen, als Hans die Getränke bringen wollte.

Einige Zeit später saß die Familie Bergen schlemmend am Tisch. Hans trat aus der Küche und legte seine Kochschürze ab. Glücklich sah er ihnen beim Essen zu. Er freute sich immer, wenn es seinen Gästen schmeckte und sie zufrieden waren.

»War alles recht?«, fragte er schließlich.

»Es war alles ganz vorzüglich«, lobte Andrea Bergen genießerisch, und die anderen pflichteten ihr bei.

Hans wurde ein wenig verlegen. »Na ja. Charlotte hat viel besser gekocht als ich. Irgendwie wollen mir die Gerichte nicht so gelingen wie ihr.«

»Das wäre bei mir sicherlich auch so, wenn ich versuchen würde, wie Hilde oder Andrea zu kochen«, versuchte Werner Bergen, ihn zu trösten.

Hans musste lächeln. »Nein, nein. An der Begabung liegt es nicht. Es ist eher so, als fehlte bei jedem Gericht immer irgendeine Zutat oder ein Gewürz. Aber ich komme einfach nicht darauf, was es sein könnte.«

»Hatte Charlotte nicht ein Rezeptbuch?«, erinnerte sich Hilde.

»Doch schon, aber es ist unauffindbar. Fast so, als wäre es mit ihr verschwunden.«

»Ich fand es jedenfalls auch lecker«, sagte Franzi und stippte zufrieden ihre letzte Pommes ins Ketchup.

»Das freut mich, junge Dame«, sagte Hans, und auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.

»Komm doch mal wieder zum Kartenspielen vorbei!«, schlug Hilde vor. »Wir könnten einen vierten Spieler gut gebrauchen.«

»Warum eigentlich nicht?«, entgegnete Hans, und verschmitzt fügte er hinzu: »Aber ihr müsst mich gewinnen lassen. Mein Arzt sagt nämlich, dass ich mich mit meinem hohen Blutdruck nicht zu sehr aufregen darf.«

»Na, darüber sprechen wir noch mal«, sagte Hilde lachend und hob mahnend den Zeigefinger.

»Vielleicht kann ich dich ja mit einem Kuchen bestechen, Hildchen? Ich habe gerade einen Apfelstrudel aus dem Backofen geholt.«

»Au ja!«, freute sich Franzi. »Mit Eis, Schlagsahne oder Vanillesoße?«

»Wenn du willst, mit allem.«

Franzi nickte eifrig und strahlte begeistert.

»Und für Sie?«

»Überraschen Sie uns!«, sagte Andrea Bergen glücklich.

***

»Für Tisch achtzehn einmal Chili con Carne und die Enchiladas mit den Putenbruststreifen und Blattspinat, pronto!«, rief Ramon Gonzalez in die Küche.

Finja Wendler sah seufzend auf die Uhr. Die neuen Gäste würden ihren Feierabend wohl noch mal um eine gute Stunde verschieben.

»Soll ich die Putenbrust anbraten?«, fragte Anne, eine hübsche blonde Küchenhilfe mit strahlend blauen Augen.

»Ja, bitte.«

Finja lächelte dankbar. Als sie vor ein paar Jahren den Job als Köchen im Espitaz angenommen hatte, war Anne ihr sofort sympathisch gewesen, und schon wenig später waren sie gute Freundinnen geworden. Anne sah immer, wo es fehlte, oder Finja Hilfe brauchte. Sie musste auch jetzt nichts sagen, denn gerade reichte sie ihr den Teller mit den Tortillafladen.

»Danke schön.«

Finja nahm zwei Tortillas, bestrich sie mit Tomatensoße und belegte sie mit dem Blattspinat und den Putenbruststreifen, die ihr Anne in der brutzelnden Pfanne überreichte. Sie würzte alles pikant und rollte gekonnt die Fladen. Dann streute sie geriebenen Käse darüber und schob die Enchiladas in den Ofen. Während der Cheddar zerlief, arrangierte sie den Salat und formte den Reis. Dann gab sie die Enchiladas auf die Salatblätter und rundete alles mit dem Sauerrahm-Dip ab.

Sie reichte Ramon den Teller hinaus, dann machte sie sich an die Vorbereitungen für den nächsten Tag.

»Soll ich die Guacamole zubereiten?«, bot sich Anne an. »Dann kannst du die Gemüselieferung und die Hähnchen prüfen.«

»Gerne, aber achte bitte darauf, dass sie nicht zu sauer wird!«

»Okay, mache ich«, sagte Anne, und ging sofort an die Arbeit, während Finja in der Kühlkammer verschwand.

»Alles in Ordnung«, sagte Finja, als sie wenig später zurückkam. »Und bei dir?«

Anne verzog den Mund. »Was ist los? Hat etwas mit der Guacamole nicht geklappt?«

»Doch, da ist alles gut. Aber Tisch achtzehn hat noch zweimal das Ananasdessert bestellt.«

Finja seufzte. »Auf Wiedersehen, Feierabend …«, sagte sie und begab sich wieder an den Herd, um den Sherry aufzukochen.

Als sie das Dessert rausgegeben hatten und die Küche aufgeräumt war, trafen sich die beiden Frauen im Umkleideraum.

»Heute war es ganz schön anstrengend«, sagte Anne, als sie ihre Kochjacke in die Wäsche warf.

»Dann warte mal bis morgen! Da hat sich eine zehnköpfige Familie zur Geburtstagsfeier angekündigt. Natürlich abends, zum Hauptandrang.«

»Davon weiß ich gar nichts.«

Verwundert drehte sich Finja zu ihr um. »Echt nicht?«

Anne schüttelte den Kopf. »Ramon hat mir morgen freigegeben.«

Finja stieß entnervt die Luft aus. »Das ist unmöglich! Hast du morgen schon etwas vor?«

»Nein, noch nicht. Soll ich helfen kommen?«

»Das wäre gut.« Finja löste ihren Haarknoten, und die hellbraunen Locken fielen ihr augenblicklich weit über den Rücken. Sie ordnete sie mit ihren Fingern, und nach einem prüfenden Blick in den Spiegel sagte sie: »Dann werde ich mal zu Ramon gehen, und ihn fragen, ob er deine Schicht ändert.«

»Warte, ich komme mit! Dann meckert er vielleicht weniger, weil er mich nicht extra anrufen muss.«

Finja musste grinsen, als sie gemeinsam den Umkleideraum verließen. Ramon um etwas zu bitten war nie einfach. Meistens machte er schon aus den kleinsten Problemen ein riesengroßes Drama. Er selbst behauptete, dass es an seinem mexikanischen Temperament lag.

Wahrscheinlich war es aber eher die Sorge um sein Restaurant. Die Kundenzufriedenheit lag ihm besonders am Herzen, weshalb er auch häufig selbst bediente. Leider hatte er deshalb kaum Einblick, wie stressig die Arbeit in der Küche war, sodass Finja um jede helfende Hand ihrer Beiköche und Küchenhilfen kämpfen musste. Das war jedoch auch gleichzeitig ein Vorteil, denn so kam es kaum vor, dass er Finja eine Bitte abschlug.

»Ramon?«, fragte Finja diskret.

Ramon drückte seinem Kellner einen Stapel Tischdecken in die Hand und klopfte ihm auf die Schulter. »Ah, die Señoritas sind noch da«, sagte er und kam auf die beiden zu. »Was gibt es, Finja?«

»Ich wollte fragen, ob Anne morgen arbeiten kann.«

»Warum?« Ramon sah sie unglücklich an. »Ich habe dir doch für morgen Ulf zugeteilt.«

»Ja, aber er ist doch noch in der Ausbildung«, versuchte Finja, so ruhig wie möglich zu erklären. »Es wäre besser, wenn ich für die Geburtstagsfeier einen ausgebildeten Beikoch an meiner Seite hätte.«

»Aber Gregor ist noch im Urlaub«, sagte Ramon verzweifelt. »Und Anne arbeitet dann sieben Tage in Folge.«

»Das macht mir wirklich nichts aus«, versuchte Anne, so sanft wie möglich zu erklären. »Ich nehme mir dann einfach am Mittwoch frei.«

»Ist das wirklich in Ordnung für dich?« In Ramons Stirn hatten sich tiefe Falten gegraben. »Nicht, dass es dann irgendwann Beschwerden gibt.«

Anne warf Finja einen amüsierten Blick zu. »Es ist völlig in Ordnung«, versicherte sie. »Ich komme dann gegen dreizehn Uhr und helfe bei den Vorbereitungen.«

»Besprich mit Finja, wann sie dich braucht! Das kann ich nicht entscheiden.«

»Da werden wir uns schon einig«, versicherte Finja mit einem zuversichtlichen Lächeln.

»Gut, gut. Dann wünsche ich den beiden Señoritas einen schönen Feierabend.«

»Danke gleichfalls«, entgegneten die Frauen und verließen das Restaurant.

Finja hakte sich bei Anne unter, und gemeinsam liefen sie zum Parkplatz.

»Gehst du gleich nach Hause?«, fragte Anne, als sie an ihrem Auto angekommen waren.

»Nein, ich wollte noch zu David. Wenn ich mich beeile, bekomme ich vielleicht noch den Bus.«

»Komm, steig ein, ich fahr dich!«

***

»Lass stehen, Vater, ich mache das!« David Schell nahm Hans den Stapel mit den Tellern ab und stellte sie in die Spülmaschine. Hans setzte sich erleichtert auf die Eckbank in der Küche und sah seinem Sohn bei der Arbeit zu.

»Danke, mein Junge«, sagte er mit rauer Stimme. »Heute macht mir meine Hüfte wieder zu schaffen.«

»Du musst das dringend untersuchen lassen«, sagte David besorgt.