Notärztin Andrea Bergen 1463 - Hannah Sommer - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1463 E-Book

Hannah Sommer

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Beschreibung

Himbeerküchlein, Mokkacremetorte oder doch lieber Nougatpralinen? Nadja Raabe, die Verwaltungsangestellte des Elisabeth-Krankenhauses, soll für ein wichtiges Meeting in der Chefetage ein paar Süßigkeiten für die Pause organisieren. Doch bei all den Leckereien, die da in der Auslage des Cafés liegen, kann sie sich gar nicht entscheiden. Am meisten hat es ihr ohnehin der berühmte Chocolatier selbst angetan. Carlo Ziegler hat so eine unwiderstehliche Art, und in seinen kaffeebraunen Augen würde sie am liebsten versinken, während er ihr seine Leckereien zum Probieren anbietet.
Nadja testet eine süße Köstlichkeit nach der anderen. Ihren großen Durst und die Müdigkeit, die sie in den letzten Wochen immer wieder verspürt, ignoriert sie. Ein fataler Fehler, denn Nadja leidet an einem unentdeckten Diabetes, und die herrlichen Naschereien treiben ihren Blutzuckerspiegel in schwindelerregende Höhe ...


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Seitenzahl: 130

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Inhalt

Cover

Die süße Gefahr

Vorschau

Impressum

Die süße Gefahr

Niemand kann sich vorstellen, wie schwer es mir gefallen ist, meiner Freundin Nadja diese Diagnose zu stellen: Sie, die für die Schokoladen- und Pralinenkreationen ihres berühmten Freundes Carlo Ziegler brennt und für die er immer neue raffinierte und erlesene Kreationen ersinnt, leidet an Diabetes. In Zukunft muss sie weitgehend auf Süßes verzichten!

Für Nadja ist nach meiner Eröffnung eine Welt zusammengebrochen, denn sie fürchtet, dass sie ihren Liebsten nun nicht mehr mit ihren Geschmackstipps bei seiner Karriere unterstützen kann. Dabei bedeutet dem begnadeten Chocolatier ihr Urteil alles! Nun ist Nadja von der Idee besessen, Carlo ihren Diabetes vorerst zu verheimlichen.

»Nur bis zu dem wichtigen Wettbewerb der großen Chocolatiers in Paris«, hat sie gesagt. Doch ich habe Angst um sie: Angst, dass sie einen schweren Fehler begeht, ihre Krankheit unterschätzt und sich mit ihrem Schweigen in allergrößte Gefahr begibt ...

»Ja, selbstverständlich schicke ich Ihnen die Röntgenbilder gleich noch einmal. Auf Wiederhören.« Nadja Raabe beendete das Telefonat mit der Krankenkasse und öffnete die digitale Patientenakte, um die Bilder herauszusuchen und in den E-Mail-Anhang zu kopieren.

Sie arbeitete in der Verwaltung des Elisabeth-Krankenhauses und war für die Übermittlung der Fallberichte und die Antragstellung an die Krankenkassen zuständig. Ein Job, der ihr zwar nicht die Erfüllung brachte, doch Nadja wusste, wie wichtig er war, und sie machte ihn gern, seit sie nach ihrem Abitur hier im Krankenhaus eine Ausbildung angefangen hatte und danach übernommen worden war.

Sie wusste, dass auch sie auf ihre Weise dazu beitrug, den Patienten zu helfen, und als Schnittstelle zwischen den Ärzten und den Krankenkassen vermittelte sie oft, wenn noch ein Gutachten fehlte, was die Kasse für die Abrechnung brauchte, oder eine Bewilligung seitens der Krankenkassen auf sich warten ließ, ehe mit einer Behandlung begonnen werden konnte.

Nadja versandte die E-Mail und widmete sich dann der nächsten Akte. Hier musste sie nicht viel tun. Eine einfache Kopie und die Übersendung auf dem Postweg würden genügen. Sie ging zum Drucker, legte die Unterlagen ein und bereitete sich währenddessen einen neuen Kaffee zu. Da klopfte es.

»Herein«, rief sie.

»Hallo, Nadja.« Es war Schwester Assisa, die rundliche Inderin, die auf der chirurgischen Station arbeitete. »Ich bringe dir die Berichte von letzter Woche. Dr. Anger ist endlich mit der Vervollständigung fertig geworden. Die müssen alle bis Freitag noch raus. Die in den roten Schnellheftern bitte ›bis gestern‹ – Zitat Dr. Anger.«

Nadja sah seufzend auf den Stapel, den Assisa vor ihrer Brust balancierte. Er war bestimmt dreißig Zentimeter hoch, und knapp ein Viertel davon war in Rot abgeheftet.

»Da kann ich meine Mittagspause wohl vergessen«, seufzte die Verwaltungsangestellte.

»Mach dir nichts draus, ich hab dir Kekse mitgebracht.«

Erst jetzt bemerkte Nadja, dass ganz obenauf eine Packung ihrer Lieblingskekse lag, die Assisa wohl noch schnell am Automaten gezogen hatte. Das war zwar kein adäquater Ersatz für ein Mittagessen, aber so würde sie immerhin nicht leer ausgehen. Mittlerweile war sie gewohnt, dass sie in der Mittagspause nicht richtig aß oder diese sogar ganz ausfallen ließ und vor dem Bildschirm verbrachte.

»Du bist ein Schatz, Assisa.« Nadja warf ihr eine Kusshand zu, stellte den Kaffeebecher auf ihren Schreibtisch und nahm dann die Akten entgegen. »Sollen wir am Donnerstag zusammen eine Currywurst essen gehen?« Sie wusste, dass auch Assisa für die Wurst von der kleinen Bude am Rheinufer schwärmte.

»Oh ja, und dazu eine Pommes! Ich hol dich um zwölf Uhr dreißig ab.«

»Einverstanden.« Nadja hatte inzwischen wieder hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen und sich einen Keks in den Mund geschoben.

»Aber wehe, du sagst wieder wegen zu viel Arbeit ab«, ermahnte Assisa sie, schon halb im Gehen.

»Keine Sorge. Ich hänge heute und morgen einfach ein, zwei Stunden dran, dann hab ich das hier vom Tisch.«

»So, so, was höre ich da?« Das war die Stimme von Philipp Grossert, dem Verwaltungsleiter des Krankenhauses und Nadjas Chef. »Machen Sie schon wieder Überstunden, Frau Raabe?«

Nadja zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Bei dem Pensum wird sich das kaum vermeiden lassen. Und Sie kennen doch Dr. Anger.«

Jetzt seufzte auch der Verwaltungsleiter, als er sich einen neuen Kaffee am Vollautomaten bereitete.

»Ich weiß, ein glänzender Chirurg, aber was den Papierkram angeht, kann er noch so einiges lernen.«

»Immerhin habe ich ihn dazu gebracht, wenigstens diese Akten fertigzustellen. Na ja, bis Donnerstag.« Assisa hob zum Abschied kurz die Hand und schloss dann hinter sich die Tür.

»Ich glaube, ich muss mal wieder ein ernstes Wörtchen mit ihm wechseln, damit er seine Sachen nicht so schleifen lässt«, sagte Herr Grossert nachdenklich. »Ach, da fällt mir ein, Herr Müller-Klein, hat sich Dr. Bergen schon wegen des Gutachtens bei Ihnen gemeldet? Ich bräuchte da noch ihre Experteneinschätzung, damit ich die Gelder für die neue Beatmungsmaschine bewilligen kann.«

»Nein, sie hat sich leider noch nicht gemeldet«, gab Nadjas Kollege Auskunft. »Soll ich sie schnell anrufen und daran erinnern?«

Philipp Grossert winkte ab. »Lassen Sie nur«, sagte er gutmütig. »Bei Andrea Bergen habe ich selten auf einen Antrag gewartet. Bestimmt bringt sie ihn in den nächsten Tagen vorbei, und es ist ja auch noch ein bisschen Luft.« Er nahm seinen Kaffee und verschwand wieder in seinem Büro.

Nadja wandte sich den Akten zu, die sie bis weit in den Nachmittag beschäftigten. Dr. Angers Schrift war kaum zu entziffern, dazu noch die vielen Abkürzungen. Seufzend versuchte sie, den OP-Bericht abzutippen, als Sigrid Kühnle von ihrem Schreibtisch aufstand und sich flötend verabschiedete, dass sie jetzt ein wichtiges Meeting mit dem Chef hätte.

Arno Müller-Klein verdrehte die Augen, als die Kühnle mit ihren hochhackigen Pumps durch den Raum klackerte und dann im Büro ihres Vorgesetzten verschwand. Nadja musste kichern. Irgendwie mochte keiner die Sekretärin von Herrn Grossert, und im Elisabeth-Krankenhaus galt sie als wahrer Vorzimmerdrache. Ganz besonders schlimm war, dass sie sich für den Chef hielt, wenn Herr Grossert selbst einmal außer Haus war, und seine Entscheidungen stets mit den Worten »Wir sind der Meinung ...« verkündete.

»Pass auf, nach dem Gespräch kommt sie heraus und sagt: ›Also, wir haben beschlossen, dass wir den Kaffee nun linksherum rühren‹«, flüsterte Arno Müller-Klein ihr vertrauensvoll zu.

Jetzt musste Nadja wirklich lachen. »Arno«, flüsterte sie. »So kann ich mich nicht konzentrieren.«

»Du solltest ohnehin Feierabend machen. Heute Morgen warst du wieder mal als Erste hier, und wahrscheinlich gehst du auch wieder als Letzte.«

Nadja winkte ab. »Auf mich wartet zu Hause sowieso niemand«, sagte sie leichthin. »Vielleicht koche ich mir später noch eine Lasagne, dann habe ich für morgen auch gleich etwas, was ich in die Mikrowelle stellen kann.«

»Aber keine Pause am Platz!« Arno hob mahnend den Zeigefinger. »Es ist so schön draußen. Du solltest den Sommer genießen.«

»Ist gut«, erwiderte Nadja lachend. »Jedoch nur, wenn ich heute noch gut vorankomme. Ansonsten schaffe ich das nie bis Freitag.«

Arno packte seine Sachen zusammen und nahm seinen Rucksack auf. »Was hältst du davon, wenn wir am Wochenende ins Schwimmbad gehen«, schlug er vor. »Ich treffe mich dort mit ein paar Freunden. Komm doch mit.«

Nadja zögerte. Sie wusste, dass ihr Kollege das Angebot sehr nett meinte, doch Schwimmen gehörte nicht zu ihren liebsten Sportarten. In einem Badeanzug kam sie sich dank ihrer molligen Figur wie eine Presswurst vor, und an einen Bikini war bei ihren Rundungen gar nicht erst zu denken.

»Dieses Wochenende besuche ich meine Eltern«, flunkerte sie. »Vielleicht ein andermal.« Sie rang sich ein Lächeln ab.

»Na schön. Dann bis morgen – und mach heute nicht mehr zu lange.«

Nadja schüttelte den Kopf und sah Arno hinterher, als er das Büro verließ. Ihr Kollege hatte recht. Sie sollte wirklich mal eine Pause machen und die Sonne genießen. Aber bei dem Pensum ... Ihr Blick fiel wieder auf den Aktenstapel. Nadja entschied, das Fenster zu öffnen und ein paar Mal tief einzuatmen. Das war ein guter Kompromiss. Die frische Luft würde ihr guttun und die leichten Kopfschmerzen vertreiben. Es war herrlich warm, vielleicht sollte sie auch noch etwas trinken. Nadja ging zu der kleinen Teeküche und füllte sich ein Glas Wasser am Wasserhahn. Gierig trank sie es aus und füllte es gleich noch einmal. Kein Wunder, dass sie bei den Temperaturen ständig Durst hatte. Etwas gestärkt setzte sie sich wieder an ihren Schreibtisch. Besser, sie arbeitete den Stapel heute noch ab, denn wer wusste, was morgen noch alles dazukam.

***

Am nächsten Morgen war Nadja die Erste, die in der Verwaltung war. Die Kühnle kam meistens Punkt sieben Uhr dreißig, und Arno trudelte zwischen acht und halb neun ein. Herr Grossert hatte heute einen Termin außer Haus und würde nicht vor elf Uhr im Büro sein. So hatte Nadja ein wenig Zeit, sich in Ruhe den nächsten Akten zu widmen.

Als es klopfte, sah sie auf. Es war kurz nach sieben, da war es äußerst selten, dass jemand von der Verwaltung etwas wollte. Die meisten kamen im Laufe des Vormittags vorbei, Ärzte meistens in der Mittagspause, und am Nachmittag gab es auch noch mal einen Schwung zwischen sechzehn und siebzehn Uhr, wenn alle dabei waren, ihre Schreibtische aufzuräumen.

Zu Nadjas Überraschung streckte Andrea Bergen den Kopf ins Büro.

»Guten Morgen, Nadja. Nanu, bist du schon wieder da?«, wunderte sich die Notärztin. »Oder übernachtest du mittlerweile hier? Als ich gestern Abend meine Schicht begonnen habe, habe ich doch Licht in deinem Büro gesehen, und jetzt bist du die Erste, die hier ist.«

Nadja lächelte. Sie mochte die Notärztin. Schon als sie ihre Ausbildung hier am Krankenhaus angefangen hatte, war Andrea Bergen immer freundlich gewesen und hatte sich für ein kurzes Gespräch Zeit genommen, und mittlerweile verband die beiden eine echte Freundschaft, die in all den Jahren gewachsen war.

»Dr. Anger hat mal wieder seine Patientenakten zu spät fertiggestellt.«

»Und dann bleibt alles an dir hängen, damit es noch rechtzeitig bei den Krankenkassen ist.« Verärgert spitzte Andrea Bergen die Lippen. »Wenn er nicht so ein ausgezeichneter Chirurg wäre, würde ich dem Klinikleiter ja gerne mal meine Meinung über ihn sagen.«

»Ach, lass nur.« Nadja winkte ab. »Demnächst bin ich durch, und dann läuft hier wieder alles auf Normalbetrieb.«

»Sehr gut. Dann kann ich dich ja heute Abend entführen«, sagte Andrea. »Ich hätte so Lust, mal wieder einen Kaffee mit dir trinken zu gehen.«

»Ich fürchte, daraus wird leider nichts«, erwiderte Nadja. »Ich bin momentan so platt. Nach Feierabend will ich meist nur noch aufs Sofa und ein bisschen fernsehen.«

Besorgt musterte die Notärztin sie. »Du bist in letzter Zeit häufig müde«, stellte sie fest. »Wenn das überhandnimmt, solltest du dich wirklich einmal untersuchen lassen.«

»Mach dir keine Sorgen, mir geht's gut«, war Nadja überzeugt. »Das ist sicherlich nur die viele Arbeit. Du wirst sehen, demnächst bin ich wieder topfit.«

»Hoffentlich«, murmelte Andrea Bergen. »Ich mache mir nämlich ernstlich Sorgen um dich. Ständig überziehst du deinen Feierabend, und deine Mahlzeiten nimmst du auch nur noch hier am Platz ein.«

»Was ist denn eigentlich mit dir?«, fragte Nadja amüsiert. »Solltest du inzwischen nicht auch schon längst zu Hause sein?«

»Ach, stimmt ja.« Andrea Bergen fasste sich kurz an die Stirn. »Hier ist noch meine Einschätzung für die neue Beatmungsmaschine.« Sie reichte ihr ein Blatt Papier. »Kannst du das bitte Herrn Grossert geben? Ich denke, dass es sich um ein sehr gutes Gerät handelt, das wir anschaffen sollten.«

Nadja nickte und legte das Schreiben in den Posteingang. »Schönen Feierabend, Andrea«, verabschiedete sie ihre Freundin.

»Dir auch.« Die Notärztin lächelte ihr zum Abschied noch einmal zu. »Und einen entspannten Tag.«

Kurz darauf kam die Kühnle ins Büro stolziert, grüßte knapp, setzte sich an ihren Schreibtisch und fuhr ihren Computer hoch. Dann ging sie in die Teeküche und stieß einen überraschten Laut aus.

»Sie haben gebacken, Frau Raabe!«, rief sie entzückt.

Nadja musste schmunzeln. Ihren Kuchen konnte selbst der Vorzimmerdrache nicht widerstehen. »Ja, Aprikosen-Tarte«, bestätigte sie und trat hinter die Sekretärin, um sich etwas zu trinken zu holen. Seltsam, dass sie schon am Morgen so viel Durst hatte. Aber es war auch wirklich warm in den letzten Tagen.

»Na, da nehme ich mir doch gerne ein Stück«, verkündete Sigrid Kühnle und ging dann mit einem großen Stück Aprikosen-Tarte an ihren Platz zurück.

Auch Arno freute sich über den mitgebrachten Kuchen. Später, in der Pause, gönnte er sich ebenfalls ein Stück. Nadja saß währenddessen an ihrem Schreibtisch, aß von ihrem Kuchen und blätterte durch eine Illustrierte.

»Das gibt es doch nicht!«, rief sie überrascht, und als ihr Kollege interessiert zu ihr herüberblickte, fuhr sie fort: »Carlo Ziegler hat bei uns direkt in der Nähe ein Café eröffnet! Das ist der berühmte Chocolatier!«, fügte sie dann erklärend hinzu, da Arno sie noch immer fragend ansah.

»Nie gehört«, sagte er schulterzuckend.

Nadja sah ihn ein bisschen spöttisch an. »Das ist der Name, wenn es um Süßspeisen, Pralinen und Nachtische geht.«

Arno ließ sich genüsslich den nächsten Bissen Kuchen schmecken. »Sagt mir trotzdem nichts«, erwiderte er bedauernd. »Ich finde viel eher, dass sie dich mal irgendwo erwähnen sollten. Diese Tarte ist wirklich köstlich.«

»Danke. Das Rezept ist von Carlo.« Nadja blätterte eine Seite in ihrer Zeitschrift um. »Die Adresse seines Cafés ist gar nicht weit vom Krankenhaus entfernt. Unglaublich! Da muss ich unbedingt mal hin.«

»Mach das.« Arno legte die Gabel auf den leeren Kuchenteller und brachte ihn in die kleine Teeküche. »Und bring uns was Leckeres mit.« Er zwinkerte Nadja zu.

»Darauf kannst du dich verlassen«, sagte sie lachend. Sie schlug die Zeitschrift zu und widmete sich wieder ihrem Computerbildschirm, während sie nebenher die Tarte aß.

Was Carlo in seinem Café wohl für Leckereien anbot? Von seinem Süßigkeiten-Blog kannte sie ja einige Rezepte, und für viele hatte er sogar Videos hochgeladen, wie er diese zubereitete. Aber die Vorstellung, Trüffelpralinen, Cupcakes mit Ananas-Ganache oder Crêpes mit Nougatfüllung einmal vom Meister persönlich zu probieren, ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.

***

Das Café Ziegler war an diesem Morgen bereits gut besucht. Carlo war überrascht, dass fast alle Tische besetzt waren. Glücklich ließ er seinen Blick über die grün gepolsterten Stühle mit dem dunklen Nussbaumholz schweifen, die um die Marmortische standen. Viele Kunden kauften auch einen Kaffee zum Mitnehmen und dazu ein Stück Kuchen oder ein Croissant. Seine Schwester hatte recht behalten. Die Neueröffnung seines Cafés hatte sich durch den Artikel in der Illustrierten wie ein Lauffeuer herumgesprochen und ihn quasi über Nacht hier im Ort bekannt gemacht.

Bisher hatte Carlo seine Rezepte nur im Internet veröffentlicht, teilweise als Videobeitrag, teilweise mit schönen Fotos und einem liebevoll geschriebenen Artikel. Dadurch hatte er viele Fans im Internet, aber dass sein Angebot vor Ort so gut angenommen wurde und täglich neue Kunden kamen, überwältigte ihn.

»Was darf es für Sie sein?«, fragte seine Schwester, die hinter dem Tresen stand und die Laufkundschaft bediente. Für die Gäste an den Tischen hatten sie eine Bedienung eingestellt, die jedoch ebenfalls alle Hände voll zu tun hatte.

Carlo bereitete währenddessen die Torten und Leckereien hinten in der Küche zu, und jedes Mal, wenn er ein neues Blech mit Muffins oder einen Obstkuchen herausbrachte, hatte die Kundschaft gewechselt, aber das Café war trotzdem zum Bersten voll.

»Ich hätte gerne eine bunt gemischte Kuchenplatte zum Mitnehmen«, bestellte der Mann. »Sechs Stücke sollen es sein.«

»Gerne«, sagte Laura. »Ich kann Ihnen besonders den Johannisbeerkuchen empfehlen.«

Nachdem sie die Stücke ausgewählt und in Papier eingeschlagen hatte, legte Carlo seiner Schwester eine Hand auf die Schulter.

»Mach mal Pause«, raunte er ihr zu, und Laura nickte. »Ich will nicht, dass du noch einmal umkippst wie letzte Woche.«

»Ich kassiere noch, und dann setze ich mich hin. Und dass ich umgekippt bin, hatte ganz andere Gründe, wie du weißt.« Sie lächelte und legte sich kurz eine Hand auf den Bauch.