Notärztin Andrea Bergen 1470 - Hannah Sommer - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1470 E-Book

Hannah Sommer

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Beschreibung

Schon wieder dieses Ziehen im Unterleib. Ob es wohl dieses Mal geklappt hat? Gespannt schaut die Krankenschwester Olivia Schwarz auf den Schwangerschaftstest in ihrer Hand. Negativ - wie jedes Mal. Kein Wunder, sie ist ja auch erst einen Tag über ihrer Periode. Wahrscheinlich hat sie einfach zu früh getestet. Doch als die Bauchschmerzen schlimmer werden und Olivia plötzlich zusammenbricht, muss sie mit dem Notarztwagen in die Klinik gebracht werden. Dort stellt man fest, dass sich ihr Eileiter entzündet hat und operativ entfernt werden muss. Die Diagnose ist bitter, denn Olivia hat seit einer Eileiterschwangerschaft nur noch einen. Wird sich ihr Kinderwunsch nun niemals erfüllen?
Schweren Herzens geht sie nach dem Eingriff ihrer Arbeit auf der Säuglingsstation nach, als plötzlich eine Dame von der Adoptionsstelle auf sie zutritt und sie fragt, ob sie die Mama von dem Mädchen sein möchte, das Olivia gerade auf dem Arm hält ...


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Inhalt

Cover

Du bist (m)‌ein Wunder

Vorschau

Impressum

Du bist (m)‌ein Wunder

Es darf einfach nicht wahr sein! Nach all den Jahren, in denen meine Freundin Olivia und ihr Mann Finnick alles getan haben, um ein Baby zu bekommen, scheint es nun festzustehen: Die beiden werden wohl nie ein leibliches Kind in den Armen halten! Nach einer Eileiterschwangerschaft vor einiger Zeit musste Olivia ein Eileiter entfernt werden. Und nun ist auch ihr zweiter Eierstock erkrankt. Zysten haben ihn nahezu zersetzt, und eine schwere Entzündung hält Olivias Körper im Griff! Unsere Gynäkologen müssen schnellstens operieren, wollen sie Olivias Leben retten ...

Doch sie lehnt den Eingriff entschieden ab! Niemals, so sagte sie mir, wird sie sich den zweiten Eierstock entfernen lassen! Denn dies würde das Ende all ihrer Träume bedeuten. Selbst Finnick kann sie nicht zur Vernunft bringen und ist schier verzweifelt, denn: Wenn Olivia nicht doch bald in die Operation einwilligt, wird er sie verlieren ...

»Na, mein Kleiner? Hast du schon wieder Hunger?« Behutsam steckte Säuglingsschwester Olivia dem Neugeborenen ihren kleinen Finger in den Mund, an dem das Baby gierig nuckelte. »Ist ja gut.« Olivia lachte. »Ich mache dir noch ein Fläschchen.«

Sie wandte sich zur Anrichte um, gab etwas Milchpulver in die Babyflasche und goss sie mit heißem Wasser auf. Olivia Schwarz prüfte an ihrem Handgelenk die Temperatur, hob dann das Baby aus dem Bettchen und machte es sich im Schaukelstuhl gemütlich. Mit einem zärtlichen Lächeln auf den Lippen fütterte sie den kleinen Jungen und sah ihm dabei zu, wie er die Milchflasche leer trank.

»Das hat geschmeckt, was?«, raunte sie ihm liebevoll zu, als sie ihn hochnahm, damit er ein Bäuerchen machen konnte. »Und bald kannst du auch wieder zu deiner Mama. Wenn alles klappt, wird sie heute Nachmittag auf die normale Station verlegt.«

Notärztin Andrea Bergen hatte die Mutter des Kleinen vor ein paar Tagen nach einem Autounfall ins Elisabeth-Krankenhaus eingeliefert. Bei der Schwangeren hatten aufgrund des Schocks vorzeitig die Wehen eingesetzt, und da bei dem Kind die Herztöne schwächer wurden, hatte Dr. Wolters, der Chefarzt der Gynäkologie, einen Kaiserschnitt angeordnet.

Dass die Frau wenig später im Operationssaal das Bewusstsein verloren hatte, hatte alle in große Aufregung versetzt. Zum Glück war die Ursache – eine innere Blutung, die rasch gestillt werden konnte – schnell gefunden. Jedoch hatte dies zur Folge, dass die Mutter zur Beobachtung auf die Intensivstation verlegt werden musste. Deshalb kümmerte sich jetzt Schwester Olivia um das Baby.

»Na, hat der kleine Racker schon wieder alles ausgetrunken?« Das war Notärztin Andrea Bergen, die soeben das Säuglingszimmer betreten hatte.

Olivia nickte. »Er kann kaum genug bekommen«, verriet sie ihrer Freundin und Kollegin. Liebevoll steckte sie dem Baby, dem schon wieder die Augen zufielen, einen Schnuller in den Mund. »Wie geht es seiner Mutter? Gibt es schon Neuigkeiten?«

»Dr. Kremmers hat zugestimmt, dass sie heute Mittag von der Intensivstation auf die Gynäkologie verlegt werden kann.«

»Das ist toll«, freute sich Olivia. »Dann kann der Kleine bald zu ihr. Da wird er sich bestimmt freuen. Und seine Mami auch.« Sie deckte das Baby zu und verließ mit Andrea Bergen den Raum.

»Und du?«, fragte Andrea Bergen behutsam. »Was ist mit dir?« Die beiden Frauen waren seit einiger Zeit befreundet.

Olivia zuckte mit den Schultern. »Nichts Neues«, gab sie halblaut zu, doch sie konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen.

So viele Jahre schon versuchten ihr Mann Finnick und sie, ein Baby zu bekommen, aber ihnen war dieses Glück bisher verwehrt geblieben. Sie hatte Andrea Bergen von ihrem unerfüllten Kinderwunsch erzählt, und die Notärztin fieberte jedes Mal mit, wenn bei Olivia die Monatsblutung nicht regelmäßig einsetzte. Aber dann kam wenige Tage später doch die Ernüchterung.

»Wollen Finnick und du es noch einmal probieren?«, erkundigte sich Andrea Bergen.

»Ich weiß es nicht«, gab die Krankenschwester offen zu. »Es ist jedes Mal so ein Schlag, wenn es doch nicht klappt.«

Mitfühlend sah Andrea Bergen sie an. »Ich weiß, das ist kein guter Rat, aber setzt euch nicht so unter Druck. Lasst euch Zeit.«

»Ja, ich weiß.« Olivia presste betrübt die Lippen zusammen. Wann hatten Finnick und sie eigentlich das letzte Mal Zeit füreinander gehabt? Er hatte als Professor an der Universität viel zu tun, und Olivia arbeitete im Schichtdienst, sodass sie sich oft nur zwischen Tür und Angel sahen. Und wenn sie dann doch einmal einen Abend zusammen verbringen konnten, stand meist nur ihre Familienplanung im Vordergrund. Oder die Hoffnung, dass sich ihr sehnlichster Wunsch endlich erfüllte. Oder der Frust, weil es wieder nicht geklappt hatte.

»Ich habe einfach das Gefühl, mir läuft die Zeit davon«, gestand Olivia. »Ich bin jetzt achtunddreißig. So langsam sollte es schon mal klappen. Mittlerweile würde es sich bei mir sogar schon um eine Risikoschwangerschaft handeln.«

Behutsam legte Andrea Bergen ihr eine Hand auf den Arm.

»Und trotzdem kann so eine Schwangerschaft komplikationslos verlaufen«, tröstete die Notärztin sie. »Das siehst du doch selbst jeden Tag hier bei der Arbeit.«

Olivia seufzte tief. »Ich weiß. Ich habe das Gefühl, nahezu jede Frau kann schwanger werden, aber bei uns klappt es einfach nicht.«

»Das ist Unsinn«, tat Andrea Bergen sanft ab. »Und das weißt du auch. Nehmt euch eine Auszeit. Fahrt mal zusammen weg. Genießt das Wochenende. Ganz ohne Druck und ohne an Nachwuchs zu denken. Wichtig ist, dass ihr euch als Paar nicht aus den Augen verliert.«

»Das wäre wirklich schön«, stimmte Olivia der Notärztin zu. »Vielleicht sollten wir uns tatsächlich einfach mal freinehmen.«

Auch nach ihrem Dienst dachte Olivia an die Worte ihrer Freundin. Also entschloss sie sich kurzerhand, Finnick mit einem Wochenende in einem Wellnesshotel zu überraschen. Massagen, Whirlpool, Superior-Zimmer, Frühstücksbüffet ... Während ihrer Busfahrt nach Hause suchte sie ein schönes Angebot heraus und buchte das Zimmer.

»Nanu, du strahlst ja so«, stellte Finnick fest, als sie ihre gemeinsame Wohnung betrat.

»Ich habe ja auch eine Überraschung für dich«, verkündete Olivia und streckte ihm das Smartphone entgegen. »Du und ich zwei Tage an diesem wunderschönen Ort. Na, was sagst du?«

Finnick brauchte einen Moment, ehe er die Informationen zu einem Ganzen zusammengesetzt hatte. Dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.

»Was für eine tolle Idee, Olivia!« Er zog sie in die Arme. »Jetzt freue ich mich nur noch mehr aufs Wochenende. Am besten, ich setze mich gleich heute noch an die Korrekturen der Klausur meiner Studenten. Dann können die unbeschwert ihre Studentenparty feiern, die Ergebnisse im Sekretariat sehen, und wir haben die restliche Zeit nur für uns.«

Olivia blickte ihn verliebt an. Wie sehr sie das Funkeln seiner grünen Augen liebte!

»Ich freu mich schon«, hauchte sie und gab ihm einen liebevollen Kuss.

»Und ich mich erst!«

***

Endlich geschafft! Lea Arnold atmete erleichtert auf und stellte sich in ihrer Studentenwohnung vor den Kleiderschrank. Sie hatte heute ihre letzte Klausur geschrieben, jetzt konnten die Semesterferien beginnen. Für heute Abend war eine Studentenparty in der Mensa angesagt. Lea freute sich darauf, denn sie hoffte, dass sie so ein wenig Anschluss bekam.

Sie war zum Studieren von Hamburg hierher an den Rhein gezogen, und bisher fühlte sie sich ziemlich einsam. Lediglich mit ein paar Kommilitonen, mit denen sie ein Referat für ein Seminar vorbereitet hatte, verabredete sie sich immer mal wieder zum Essen, aber die Treffen waren nur sporadisch.

Lea überlegte, was sie anziehen wollte. Sollte sie eine einfache Jeans und eine Bluse wählen? Oder doch lieber den knöchellangen, engen Rock und ein auffälligeres Oberteil? Schließlich entschied sie sich für ihr schwarzes T-Shirt-Kleid und ein Paar Stiefeletten. Das trug sie am liebsten. Sie legte etwas Make-up auf, richtete sich die Haare mit dem Lockenstab, nahm ihre kleine Handtasche und lief los.

Sie hatte es nicht weit, denn das Studentenwohnheim, in dem sie lebte, befand sich schräg gegenüber der Uni-Mensa. Sie musste also nur einmal über den Campus laufen, und schon war sie da. Vor der Mensa hatte sich eine Schlange gebildet. Daneben standen einige Studenten in Grüppchen beisammen und unterhielten sich.

Lea stellte sich in die Schlange, wartete, bis sie an der Reihe war, zahlte und betrat das Innere des Unigebäudes. Dort wummerte bereits die Musik. Lichter in unterschiedlichen Farben zuckten immer wieder kurz auf und erloschen wieder. Eine Nebelmaschine sorgte für eine gemütliche, ungezwungene Atmosphäre, da sie die einzelnen Grüppchen verschleierte und etwas voneinander abtrennte.

Unschlüssig sah Lea sich um. Die Tanzfläche war schon gut besucht, aber ihr war im Moment nicht nach Tanzen. Sie beschloss, sich zuerst etwas zu trinken zu kaufen und zu sehen, ob sie ihre Kommilitonen irgendwo fand.

»Ein Bier, bitte.« Lea reichte den Geldschein über den aus Tischen improvisierten Tresen. Sie nahm die Flasche und ihr Wechselgeld entgegen, drehte sich um und ließ die Münzen nebenbei in der Handtasche verschwinden, als sie im nächsten Moment mit jemandem zusammenstieß. »Sorry!«

»Verzeihung«, sagten sie gleichzeitig.

Lea blickte den Mann an, den sie aus Versehen umgerannt hatte. Er war einen Kopf größer als sie, hatte braunes Haar, leuchtende grünbraune Augen und ein unwiderstehliches Lächeln. Er trug eine Jeans, die an einem Knie aufgerissen war, dazu ein schwarzes T-Shirt und eine dunkle Lederjacke. In Leas Bauch kribbelte es aufgeregt. Rasch drückte sie sich an ihm vorbei, warf ihm noch einmal einen Blick über die Schulter zu und verschwand in der Menge.

»Hey, Lea, da bist du ja!«, hörte sie eine ihr vertraute Stimme. Das war Melike, eine der Studentinnen, mit denen sie das Referat vorbereitet hatte. »Hast du Lust zu tanzen? Die anderen sind da drüben.« Sie deutete in die Mitte des Raumes, wo die Tische und Stühle für eine Tanzfläche beiseitegeräumt worden waren.

»Okay.« Wirkliche Lust hatte sie nicht, aber da Lea nicht allein sein wollte, folgte sie Melike zu der kleinen Gruppe.

Diese unterhielt sich angeregt über die letzte Geschichtsklausur, die sie geschrieben hatten. Auch Lea trug ein paar Sätze dazu bei und tauschte sich mit anderen über die Antworten aus.

»Ich war überrascht, wie schnell die Noten aushingen«, sagte jemand aus der Gruppe, und die anderen stimmten zu.

Auch Lea hatte schon gehört, dass ihr Professor die Klausur bereits korrigiert hatte und die Ergebnisse in seinem Sekretariat einsehbar waren, aber sie hatte es während der Öffnungszeiten nicht mehr dorthin geschafft.

»Das ist mein Lied!«, rief Melike plötzlich und zog Lea am Handgelenk etwas dichter zu sich, um mit ihr zu tanzen. Die anderen Studentinnen lachten und kicherten, ließen sich von der Musik ganz in Beschlag nehmen und sangen den Text mit. Auch die nächsten Lieder gefielen ihnen, und so tanzte auch Lea nach einiger Zeit mit ihnen.

»Ich brauche eine Pause«, entschied Melike. »Wer will noch etwas zu trinken?« Sie nahm die Bestellung der anderen auf und ging dann mit einer anderen Kommilitonin, die sich angeboten hatte, beim Tragen zu helfen, zum Getränkeverkauf.

Lea entschloss sich dazu, sich an den Rand der Tanzfläche zurückzuziehen. Jetzt, da die Gruppe deutlich kleiner war, fühlte sie sich unwohl und wollte nicht mehr tanzen. Sie ließ den Blick über die anderen Studenten schweifen. Ein paar kannte sie vom Sehen aus den Vorlesungen, aber die meisten waren ihr fremd. Dafür war der Unicampus einfach zu groß.

»Hey.«

Lea zuckte zusammen. Neben ihr stand der gut aussehende Mann von vorhin.

»Suchst du nach mir?« Wieder dieses schiefe Lächeln, das ihre Knie weich werden ließ.

»Ts. Du bist aber ganz schön von dir überzeugt.« Sie schüttelte den Kopf, aber sie musste zugeben, dass sie von seinem Selbstbewusstsein doch eingenommen war. Dazu der englische Akzent, oder war es Irisch? »Ich glaube eher, dass du nach mir gesucht hast.«

»Oh, dear, da war ich wohl zu auffällig.« Er zwinkerte ihr zu, und Lea musste wegen seiner entwaffnenden Antwort lächeln. »Aber ich kann behaupten, dass du wirklich gut tanzt.«

Lea spürte, wie sie errötete. Dann hatte er sie anscheinend tatsächlich beobachtet.

»Keine Sorge, ich stehe erst seit ein paar Minuten da. Eigentlich bin ich auf der Suche nach meinen Freunden, aber ich fürchte, die haben mich versetzt.«

Das schien Lea ähnlich zu gehen. Sie sah sich nach Melike um, doch diese war im Gewimmel der Menschen verschwunden.

»Tja, und jetzt musst du mit mir vorliebnehmen.«

Er sah sie spöttisch an, und Leas Magen hob sich. Wieder so ein intensiver Blick aus grünbraunen Augen.

»Was studierst du?«, fragte er sie.

»Geschichte, und du?«

»IT und Logistik.« Dieser Akzent ... Leas Knie wurden weich.

»Du kommst nicht von hier, oder?«, erkundigte sie sich.

Er schüttelte den Kopf. »Ich bin aus Manchester. Ich mache ein Auslandssemester hier. Und du? Bist du von hier?«

»Nein, ich komme aus Hamburg.«

»Das ist auch ganz schön weit«, stellte er fest. Und als er sie jetzt ansah, glaubte sie sich von seinem Blick wohlig umfangen.

»Manchmal fühle ich mich ein bisschen allein«, gab Lea zu.

Er nickte verstehend. »Das kenne ich. Weißt du, was ich mache, wenn ich mein Zuhause vermisse? Ich gehe nach draußen und schaue mir den Himmel an. Und dann stelle ich mir vor, dass meine Familie und meine Freunde das gerade auch tun. Dann fühle ich mich mit ihnen verbunden.«