Notärztin Andrea Bergen 1503 - Hannah Sommer - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1503 E-Book

Hannah Sommer

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Beschreibung

Flammen, wohin man nur schaut! Qualm verdichtet auch draußen die Luft. Die Schreinerei Dürer brennt lichterloh! Notärztin Andrea Bergen, die den Brand mit klopfendem Herzen verfolgt, ist unfähig, sich zu rühren. Denn noch immer wird ein junger Feuerwehrmann in dem Inferno vermisst - Jonas Metzler! Für ihn kommt jede Hilfe zu spät, denn keiner seiner Kollegen darf mehr die Flammenhölle betreten ...
Andrea ist fassungslos! Jonas ist der Mann ihrer Freundin Nathalie! Er darf nicht tot sein -gerade jetzt nicht, wo das Glück der beiden endlich vollkommen ist! Denn der sehnlichste Wunsch des Paares ist in Erfüllung gegangen: Nathalie erwartet nach vielen gescheiterten Versuchen endlich ein Baby. Nun wird dieses heiß ersehnte Kind seinen Vater nie kennenlernen ...


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Seitenzahl: 131

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Inhalt

Cover

Endlich schwanger

Vorschau

Impressum

Endlich schwanger

Wie grausam kann das Schicksal nur sein? Vor Kurzem hat meine Freundin Nathalie ihren geliebten Mann bei einem dramatischen Brand verloren – dabei waren die beiden so unfassbar glücklich, weil Nathalie endlich ein Kind erwartet! Und nun folgt der nächste Schicksalsschlag: Bei Nathalie haben meine Kollegen im Elisabeth-Krankenhaus einen lebensbedrohlich schnell wachsenden Hirntumor festgestellt, der so bald wie möglich behandelt werden muss, wenn Nathalie überleben soll! Doch sie weigert sich, mit der notwendigen Chemotherapie zu beginnen, denn sie fürchtet, ihr Baby könnte unter der langwierigen Behandlung Schaden nehmen! Sie will nicht einsehen, dass ihr Kind nur leben kann, wenn sie es tut!

Ich habe mit Engelszungen auf Nathalie eingeredet, sich helfen zu lassen – vergebens. Sie lässt nicht mit sich reden. Ihr großer Traum von einem Baby ist zum schlimmsten Albtraum ihres Lebens geworden ...

»Guten Morgen.«

Nathalie blinzelte und blickte gleich darauf in Jonas' Gesicht, der sie liebevoll anlächelte.

»Gut geschlafen?«

»Guten Morgen. Oh ja, und wie.« Nathalie räkelte sich ausgiebig und gähnte erst einmal herzhaft. »Und du?«

»Danke, ich auch.« Jonas gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. Dann schlug er die Bettdecke zur Seite und stand auf.

»Musst du schon los?«, fragte Nathalie ein wenig enttäuscht.

Er nickte. »Ich habe heute Frühdienst auf der Wache.«

Sie versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Eigentlich hatte sie sich an diesem Samstag wenigstens auf ein gemeinsames Frühstück gefreut.

Aber Jonas arbeitete als Feuerwehrmann, und durch seinen eng getakteten Dienstplan blieb wenig Zeit für sie als Paar. Meistens war Jonas auf der Wache, oder er hatte Bereitschaft, sodass auch das schön geplante Abendessen oftmals ins Wasser fiel. Dann blieb Nathalie alleine vor den vollen Tellern zurück, während Jonas zu einem Einsatz hechtete.

Erst letzten Monat hatten sie einen gemeinsamen Kinobesuch geplant, doch auch da hatte Nathalie schließlich mit den Kinokarten alleine vor dem Kino gestanden, weil Jonas' Einheit noch einmal kurz vor Feierabend hatte ausrücken müssen.

»Was hältst du davon, wenn wir heute Abend unseren Kinobesuch von letztem Mal nachholen?«, schlug Jonas vor, während er seine Jeans anzog.

Nathalie rollte sich auf die Seite und stützte sich auf einen Arm auf.

»Klingt gut«, sagte sie.

Sie beobachtete Jonas dabei, wie er in ein schwarzes T-Shirt schlüpfte und sein muskulöser Oberkörper unter dem Baumwollstoff verschwand. Ein leises Seufzen entglitt ihr. Wie sehr vermisste sie es, diesen Körper zu berühren, Zeit mit Jonas zu haben. Wo war ihre Liebe geblieben?

Die beiden hatten sich vor acht Jahren auf einem Geburtstag von Freunden kennengelernt, und es hatte sofort zwischen ihnen gefunkt. Recht schnell waren sie zusammengezogen, und weil es einfach gepasst hatte, hatten sie sich kaum ein Jahr später das Jawort gegeben.

Nathalies Blick fiel auf ihr Hochzeitsfoto auf dem Nachttisch. Jonas hatte sie in die Höhe gehoben, und Nathalie blickte lächelnd auf ihn hinab, während er verträumt zu ihr aufschaute. Wann hatten sie sich eigentlich das letzte Mal so angesehen?

Sie stand auf und umarmte Jonas von hinten, der ihre Geste für ein paar Sekunden genoss. Zärtlich drückte er ihren Arm, schmiegte den Kopf an ihren und küsste ihre Schläfe.

»Ich muss los«, raunte er in ihr Ohr, während er mit seiner Nasenspitze liebevoll ein paar ihrer weizenblonden Haare zur Seite schob. »Aber ich freue mich auf heute Abend.«

»Ich mich auch«, sagte Nathalie. Sie legte die Hände an seine Wangen, zog ihn zu sich und gab ihm einen zärtlichen Kuss. »Und dann muss ich dir noch etwas Tolles erzählen.«

»Erzähl es mir jetzt«, sagte Jonas, und Nathalie konnte in seiner Stimme die Neugier hören.

Sie schüttelte amüsiert den Kopf. »Heute Abend«, entschied sie. »Dann hast du etwas, worauf du dich freuen kannst.«

»Na gut«, gab Jonas nach und löste sich aus der Umarmung.

An der Wohnungstür verabschiedeten sie sich noch einmal mit einem Kuss.

»Pass auf dich auf.«

»Immer.«

Nathalie lächelte leicht. Seit sie denken konnte, war das ihr gemeinsamer Spruch zur Verabschiedung gewesen. Es war wie ihre geheime Zauberformel, die sie miteinander verband und die Jonas stets wieder heil nach Hause brachte. Denn wenn Nathalie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie immer ein bisschen Angst um ihn. Sie wusste, dass sein Job auch Gefahren mit sich brachte, aber daran wollte sie lieber nicht denken.

Sie schloss die Tür hinter ihm und überlegte, was sie jetzt machen sollte. Nathalie entschied sich dafür, eine Runde joggen zu gehen und im Anschluss etwas zu frühstücken. Vielleicht würde ein bisschen frische Luft ihre Kopfschmerzen vertreiben, die sie seit mehreren Tagen plagten.

Die letzte Woche im Büro der Anwaltskanzlei war anstrengend gewesen. Nathalie hatte als Rechtsanwaltsfachangestellte einige Schriftsätze anfertigen und mehrere Besprechungstermine mit Mandanten verschieben müssen, da eine ihrer Kolleginnen aus der Kanzlei ihre Schwangerschaft verkündet hatte. Mit der frohen Botschaft ging allerdings auch eine Arbeitsunfähigkeit einher, weshalb nun die doppelte Arbeit an Nathalie hängen blieb.

Dennoch gönnte sie es der Kollegin, auch wenn sie zugeben musste, dass sie mit ein bisschen Neid auf den leicht gewölbten Bauch geschaut hatte. Denn auch Nathalie wünschte sich nichts mehr als ein Kind. Jonas und sie versuchten es schon seit mehreren Jahren, aber bisher leider immer erfolglos.

Zweimal hatte es geklappt; bei der einen Schwangerschaft waren jedoch wenige Tage nach dem positiven Testergebnis Blutungen aufgetreten. Das andere Mal hatten sie sich sogar schon über den Herzschlag des Babys gefreut, hatten es immerhin bis zur elften Woche geschafft, bis dann bei Nathalie heftige Unterleibsschmerzen eingesetzt hatten und sie an jenem schrecklichen Tag im Oktober ihr Kind verlor.

Es hatte lange gebraucht, bis sich Nathalie davon erholt hatte, sie hatte sogar eine Psychotherapie gemacht, um den Verlust zu verarbeiten, doch sie musste zugeben, dass seitdem die Beziehung zwischen Jonas und ihr angespannter war. Denn auch wenn er ihr nicht die Schuld an dem Verlust gab, sah sie doch jedes Mal seine Enttäuschung, wenn nach einem hoffnungsvollen Monat wieder ihre Periode einsetzte.

Nathalie wusste, wie sehr er sich ein Kind wünschte. Er selbst war mit drei Schwestern aufgewachsen, und für ihn schien es unvorstellbar zu sein, keine Kinder zu bekommen. Und sosehr sie es auch versuchten, sie wussten, dass ihnen die Zeit davonlief.

Nathalie war dieses Jahr neununddreißig geworden, und Jonas war gerade mal ein halbes Jahr jünger als sie. Während man ihm sagte, dass er für eine Familienplanung ja noch ein paar Jahre Zeit hatte, beäugte man sie stets kritisch, wenn sie von ihrem Kinderwunsch erzählte, und erinnerte sie daran, dass ihre biologische Uhr tickte.

Als Nathalie vom Joggen zurückkam, ließ sie sich ein entspanntes Bad ein. Danach wollte sie frühstücken. Sie schlüpfte aus ihren Sportsachen, und im selben Moment blieb ihr beinahe das Herz stehen: Wieder hatte ihre Periode eingesetzt!

Es hatte also erneut nicht geklappt. Dabei hatte sie Jonas doch heute Abend die frohe Nachricht verkünden wollen. Eine Träne rann über ihre Wange, als sie sich in das Badewasser gleiten ließ. Würde es bei ihnen niemals klappen?

***

Weil Nathalie nach dieser niederschmetternden Entdeckung den restlichen Vormittag nichts mit sich anzufangen wusste, kontaktierte sie ihre Freundin Andrea Bergen und fragte sie, ob sie sich auf einen Kaffee in der Innenstadt mit ihr treffen wollte. Sie hatte Glück, und Andrea hatte Zeit. Andrea Bergen arbeitete als Notärztin am Elisabeth-Krankenhaus, weshalb auch sie häufig an den Wochenenden Dienst hatte.

Sie verabredeten sich in einem kleinen Café, das wie ein Wintergarten mit unzähligen Pflanzen und gemütlichen Sofas eingerichtet war.

»Hallo!«, rief Andrea Bergen, als sie Nathalies Eintreten bemerkte, und winkte ihrer Freundin zu.

»Hey, du bist ja schon da.« Nathalie schlüpfte aus ihrer leichten Sommerjacke und hängte sie über die Stuhllehne.

»Wie geht's dir?«, erkundigte sich Andrea, nachdem sich die beiden mit einem Wangenküsschen begrüßt hatten.

»Offen gestanden, nicht so gut«, sagte Nathalie und setzte sich der Freundin gegenüber. Die Bedienung kam, und die beiden Frauen bestellten sich jeweils einen Kaffee und ein Stück Kuchen.

»Wieso? Was ist los?«, nahm Andrea das Gespräch wieder auf, als sich die Kellnerin entfernt hatte, um hinter dem Tresen ihre Bestellung vorzubereiten.

Nathalie schluckte. »Es hat wieder nicht geklappt«, sagte sie halblaut.

»Oh nein.« Mitfühlend blickte die Notärztin sie an. »Wie viele Tage warst du drüber?«

»Nur ein paar«, gab Nathalie zu.

»Du weißt, dass das nicht heißen muss, dass es wieder abgegangen ist. Es kann genauso gut sein, dass deine normale Periode einfach nur etwas verspätet eingesetzt hat.«

Nathalie schüttelte den Kopf. »Ich habe extra einen Frühtest gemacht. Und da waren zwei Striche. Ganz schwach zwar, aber sie waren da.«

»Ach, Nathalie ...« Andrea Bergen sah sie mitfühlend an. »Es tut mir so leid.«

»Danke.« Nathalie wusste, dass die Worte ihrer Freundin aufrichtig waren. Sie hatte Andrea schon so oft erzählt, wie sehr sie sich ein Kind wünschte, und jedes Mal hatte die Notärztin mitgefiebert. »Meinst du, es liegt an mir?«

Andrea Bergen hob die Schultern. »Es kann viele Gründe haben, warum es bei euch noch nicht geklappt hat.«

»Ich bin immerhin nicht mehr die Jüngste«, sagte Nathalie betreten.

»Trotzdem gibt es genügend Frauen, die in deinem Alter das erste Mal Mutter werden«, widersprach die Notärztin. »Wenn du wirklich sichergehen willst, lässt du dich am besten einmal im Elisabeth-Krankenhaus untersuchen.«

Nathalie nickte. »Wahrscheinlich ist das gar keine schlechte Idee.«

»Wir haben auch eine tolle Kinderwunschabteilung.«

Überrascht hob Nathalie den Kopf. »Meinst du, dass das auch etwas für Jonas und mich wäre?«

»Warum nicht? Ihr seid ein Paar, das sich ein Kind wünscht und bei dem es bisher auf natürlichem Wege noch nicht geklappt hat. Genau dafür ist die Kinderwunschabteilung da, um euch dabei zu unterstützen, dass euer Wunsch doch noch in Erfüllung geht.«

Ein trauriges Lächeln umspielte Nathalies Lippen. »Das wäre wirklich zu schön.«

»Macht einfach mal einen Termin«, schlug die Notärztin vor.

»Meinst du, Jonas würde da mitgehen?«

»Wieso denn nicht?«

»Na ja ...« Nathalie suchte nach den richtigen Worten. »Vielleicht fühlt er sich da in seiner Männlichkeit verletzt oder so etwas.« Sie schnitt eine Grimasse.

»Ach, das glaube ich nicht. Heutzutage ist es doch völlig normal, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Frag ihn doch einfach mal.«

Nathalie nickte.

Der Kuchen wurde gebracht, und die beiden Freundinnen unterhielten sich über etwas anderes. Dennoch dachte sie die ganze Zeit über die Worte der Notärztin nach.

Auch am späten Nachmittag, als Jonas nach Hause kam, geisterte der Vorschlag noch immer durch ihre Gedanken. Mittlerweile hatte sie sogar auf ihrem Smartphone recherchiert und den kurzen Vorstellungstext auf der Internetseite des Elisabeth-Krankenhauses über die Kinderwunschabteilung gelesen. Und was da stand, klang eigentlich ganz gut, fand Nathalie.

»Hallo, Schatz.« Jonas kam ins Wohnzimmer und begrüßte seine Frau mit einem flüchtigen Kuss. »Wie war dein Tag?«

»Ganz okay«, sagte Nathalie, die inzwischen die Steckbriefe der dort arbeitenden Ärzte überflog. »Und deiner?«

»Auch ganz gut. Wir hatten nur zwei Einsätze. Ein Tanklastwagen ist auf der Bundesstraße nach einem Unfall umgekippt, und kurz vor Feierabend gab es noch einen Wohnungsbrand, weil eine Pfanne mit Öl in Flammen aufgegangen ist. Aber auch den hatten wir zum Glück schnell wieder unter Kontrolle.«

»Schön.« Nathalie sah nur kurz von ihrem Smartphone auf und lächelte knapp.

»Hey, was ist los?« Jonas kniete sich neben ihr vors Sofa. »Du wolltest mir doch eine tolle Nachricht verkünden, und jetzt wirkst du so nachdenklich. Ist etwas passiert?«

Nathalie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich dachte, dass wir dieses Mal vielleicht Glück haben, weil ich ein paar Tage drüber bin, aber es hat schon wieder nicht geklappt.«

Jonas nahm ihre Hände in seine und streichelte mit dem Daumen über ihre Handrücken. »Das macht doch nichts«, sagte er, aber Nathalie konnte genau die Enttäuschung in seinen Augen sehen.

»Ich habe heute mit Andrea darüber gesprochen«, begann sie zögernd. »Sie hat vorgeschlagen, dass wir es vielleicht einmal auf anderem Wege versuchen.«

»Was meinst du?«, fragte Jonas irritiert.

»Das Elisabeth-Krankenhaus hat auch eine Kinderwunschabteilung.« Nathalie gab ihm ihr Smartphone, auf dem sie noch immer die Seite geöffnet hatte. »Ich finde, es klingt ganz gut, was sie schreiben. Wir können ja einfach mal einen Termin machen und uns ganz unverbindlich durchchecken lassen.«

»Du hältst mich also für nicht zeugungsfähig?«

Nathalie konnte die Kränkung in seiner Stimme hören. »Das habe ich doch gar nicht gesagt.«

»Aber du denkst das.«

Nathalie presste die Lippen zusammen. »Nein«, murmelte sie. Genau das hatte sie befürchtet: dass Jonas so reagierte. »Ich dachte einfach, dass wir es versuchen. Wir wünschen uns beide so sehr ein Kind, also wollte ich nichts unversucht lassen. Ich weiß ja, dass meine Gynäkologin zu mir gesagt hat, dass es für mich seit der Fehlgeburt schwieriger werden wird, schwanger zu werden, aber sie sagte auch, dass es dennoch möglich ist, wenn auch bei dir alles in Ordnung ist.«

»Also vermutest du den Fehler doch bei mir.«

»Das ist doch kein Fehler«, widersprach Nathalie laut, und sie merkte, wie hilflos sie sich mit einem Mal fühlte. »Weißt du was? Vergiss es!« Aufgebracht stand sie auf. »Vielleicht ist es wirklich besser, wenn wir kein Kind zusammen haben. Wenn wir uns jetzt schon streiten, obwohl noch keines da ist, wie soll das dann erst werden, wenn es wirklich mal geklappt hätte?«

Auch Jonas erhob sich und sah ihr fassungslos hinterher. »So denkst du über uns?«

Sie hob unglücklich die Schultern.

»Und was ist aus ›In guten wie in schlechten Tagen‹ geworden?«

Nathalie verschränkte die Arme. Sie hatte Mühe, die Tränen wegzublinzeln. »Das frage ich mich auch manchmal«, flüsterte sie.

***

Nach ihrem Streit war Nathalie wortlos ins Bett gegangen.

Auch die nächsten Tage hatten die beiden nicht mehr darüber gesprochen. So war es meistens, wenn wieder einmal die Enttäuschung gesiegt hatte und ihre Hoffnung auf eine Familie zerschlagen worden war.

Meist war es dann Nathalie gewesen, die die Dinge wieder geradegebogen und einen Versuch zur Versöhnung gemacht hatte. Dieses Mal konnte sie es nicht. Dass Jonas ihren Vorschlag so kategorisch abgelehnt hatte, verletzte sie noch immer. Sie hatte doch wirklich nur versucht, eine neue Möglichkeit für sie aufzutun.

Sie wusste, dass ihr die Zeit davonlief. Was, wenn sie wirklich niemals ein Kind bekommen würden? Würde Jonas sie dann verlassen? Er hatte einmal gesagt, dass er sich eine Adoption nicht vorstellen konnte. Würde er sein Glück womöglich bei einer anderen Frau versuchen?

Ein dicker Kloß bildete sich bei diesem Gedanken in Nathalies Hals, und er wollte auch nicht vergehen, als Jonas jetzt die Küche betrat und sich zu ihr an den Frühstückstisch setzte.

»Guten Morgen«, sagte er, und ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Das sieht ja toll aus.«

Nathalie versuchte, sein Lächeln zu erwidern.

»Du hast sogar Brötchen geholt«, bemerkte er.

»Kümmelbrötchen«, sagte Nathalie. »Die hast du am liebsten.«

»Das ist wirklich sehr aufmerksam von dir.«

Es war sein freier Tag, und normalerweise unternahmen sie etwas zusammen, aber dieses Mal hatte keiner von ihnen einen Vorschlag gemacht.

Jonas zog der Stuhl zurück und setzte sich Nathalie gegenüber an den Frühstückstisch. »Hör mal, ich habe nachgedacht.«

Nathalie blickte unsicher von ihrem Teller auf. Wollte er sich von ihr trennen? Würde er ihr sagen, dass er ohne Kinder nicht sein konnte und sie für eine andere Frau verlassen wollte, die ihm womöglich ein Kind schenken konnte?

Noch immer nagte der Verlust an ihr, auch wenn ihr die Psychotherapie die ärgsten Schuldgefühle genommen hatte.

»Ich würde gerne heute meinen freien Tag nutzen und mit dir ins Elisabeth-Krankenhaus fahren. Ich habe dort einen Termin für uns in der Kinderwunschabteilung ausgemacht. Es hat tatsächlich so kurzfristig geklappt.«

Nathalie glaubte, sich verhört zu haben. »Ist das dein Ernst?«

Jonas nickte. »Mein voller Ernst. Ich sehe, wie sehr dich das Thema belastet, und ich weiß, wie hart dich die zwei Fehlgeburten damals getroffen haben. Auch dass es jetzt wieder nicht geklappt hat ...« Er legte eine Pause ein, schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Lass es uns probieren. Ich will mich nicht ständig mit dir streiten, obwohl wir eigentlich beide dasselbe Ziel haben.«