Notärztin Andrea Bergen 1458 - Hannah Sommer - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1458 E-Book

Hannah Sommer

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Beschreibung

Vorsichtig betastet die hübsche Jenny ihre schmerzende Brust. Fühlt sich ihr Busen nicht ungewöhnlich heiß an? Was, wenn bei der Operation in den USA etwas schiefgegangen ist? Oder ... verträgt sie etwa die Implantate nicht? Bei dem Gedanken steigen Jenny heiße Tränen in die Augen, denn noch vor wenigen Tagen hat sie gedacht, nun am Ziel ihrer Träume zu sein. Seit ihrer Pubertät leidet Jenny unter einer unansehnlichen Brust-Fehlbildung - und das ausgerechnet sie, die gefeierte Fitness-Influencerin, der auf Internet-Plattformen Tausende Frauen folgen, um so perfekt zu sein wie sie! Die OP sollte das ständige Tricksen mit Push-up-BHs ein für alle Mal unnötig machen und ihr vor allem ermöglichen, endlich ihrem neuen Freund Maxim auch körperlich nahezukommen ...
Aus Scham sucht Jenny sich keine ärztliche Hilfe - und das wird ihr zum Verhängnis, denn schon wenig später bricht sie zusammen! Kann die Not-OP Jenny noch retten?


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Inhalt

Cover

Jennys Schwächeanfall

Vorschau

Impressum

Jennys Schwächeanfall

Arme Jenny Scholl! In einer dramatischen Not-Operation konnten wir ihr junges Leben zwar retten – aber Jenny hat sich nun völlig aufgegeben. Sie meint, alles verloren zu haben, was zuvor ihr Glück ausmachte! Ihr Ruf als »Influencerin mit dem makellosen Körper« ist dahin, seitdem sie den vielen Followern ihres Fitness-Blogs von ihrer verpatzten Brust-OP in den USA erzählen musste. Doch das Schlimmste für sie ist, dass sich ihr neuer Freund Maxim zutiefst verletzt von ihr getrennt hat. Aus Scham hat Jenny auch ihm die Fehlbildung ihres Busens verheimlicht, ebenso die Brust-Operation, die aus ihr endlich die perfekte Frau zaubern sollte, die sie im Internet vorgibt zu sein ...

Seit dem Zusammenbruch und der Entfernung der mangelhaften Implantate steht sie vor den Scherben ihres Lebens. Jenny weiß nicht weiter, und auch ich habe auf Anhieb keinen Rat für sie ...

An einem schönen Samstagnachmittag bummelte Dr. Andrea Bergen zusammen mit ihrer Familie durch die Fußgängerzone. Andrea arbeitete als Notärztin am Elisabeth-Krankenhaus, aber heute hatte sie frei, und so hatte sie sich vorgenommen, den Nachmittag mit ihren Liebsten zu verbringen.

Glücklich hängte sie sich bei ihrem Mann Werner ein und blieb vor einem Schaufenster stehen, um sich die Auslagen eines Juweliergeschäfts anzusehen. Hilde Bergen, ihre Schwiegermutter, kaufte mit ihrer Tochter Franzi gerade zwei Nussschnecken beim Bäcker. Die mochten die beiden besonders gern.

»Es ist so ein herrlicher Tag.« Die Notärztin seufzte zufrieden. »Ich finde, solche Familiennachmittage sollten wir viel öfter haben.«

»Da kann ich dir nur zustimmen, Liebling.« Werner hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. Er arbeitete als Kinderarzt in seiner eignen Praxis am Stadtrand, doch auch er kannte den turbulenten Alltag als Arzt nur zu gut. »Was hältst du davon, wenn wir alle zusammen beim Griechen zu Mittag essen?«

»Das klingt wunderbar«, sagte Andrea Bergen. Gemeinsam schlenderten sie weiter, und kurz darauf schlossen Hilde und Franzi wieder zu ihnen auf. In einer Papiertüte hatte Hilde die verführerisch duftenden Nussschnecken.

»Werner hat gerade vorgeschlagen, dass wir nachher zusammen ins Restaurant gehen«, informierte sie ihre Tochter und ihre Schwiegermutter.

»Au ja!«, jubelte Franzi. »Nach dem Shopping-Marathon bin ich nämlich richtig hungrig.« Sie deutete auf ihre Einkaufstüten, in denen sich ihre neue Sommerausstattung befand.

»Mir knurrt auch schon der Magen«, stimmte die ältere Dame zu. »Aber die Nussschnecken heben wir uns für den Nachmittagskaffee auf«, fügte sie zwinkernd hinzu. »Da machen wir es uns zu Hause im Garten schön gemütlich.«

»Oh ja, so ein richtiger Faulenzertag«, sagte Andrea Bergen, und alle lachten.

»Darf ich die Familie kurz aufhalten?«, wurden sie auf einmal von einem jungen, gut aussehenden Mann angesprochen. Er hatte dunkle Haare, die er mit Gel zu einer frechen Frisur gestylt hatte, von der Sonne gebräunte Haut und einen muskulösen Körperbau. Andrea Bergen musste sofort an eine Werbung für Herrenparfüm denken, die sie am Vortag in einer Zeitschrift gesehen hatte.

Der Mann trug ein hellgrünes T-Shirt mit einer weißen Aufschrift, und erst jetzt bemerkte die Notärztin, dass er nicht alleine war. An dem Stand, der aus einem kleinen Tresen unter einem Sonnenschirm bestand, waren noch zwei Frauen, ebenfalls in grünen T-Shirts, die Flyer verteilten und kleine Geschenke ausgaben. Fitness fix, stand in geschwungenen Lettern auf den Oberteilen und dem Sonnenschirm.

»Wollen Sie heute Ihr Glück versuchen und einmal an unserem Fitness-Rad drehen?«

»Hm ... hm«, stammelte Andrea Bergen, die von der Frage völlig unvorbereitet getroffen worden war.

»Na los, mach mal!«, ermutigte sie Werner.

»Also, wenn du nicht möchtest, dann mache ich es zuerst!«, entschied Hilde, schritt entschlossen nach vorne und drehte an dem grün-weiß-gelben Rad.

Es ratterte, und das Rad drehte sich, dass die Farben ineinander verschwammen, ehe es langsamer wurde und schließlich wieder zum Stehen kam.

»Ein guter Schwung!«, rief der Mann. »Sie haben einen Los-Gewinn!«

»Ha!«, rief Hilde triumphierend. »Seht ihr?« Stolz reckte sie ihr Kinn ein wenig nach vorne. »Und was heißt das jetzt?«

»Sie dürfen ein Los aus unserem Energy-Topf ziehen.«

»Na, dann mal los!«, sagte Hilde.

Eine der Damen reichte ihr den Lostopf, und Hilde griff hinein und holte einen zusammengerollten Zettel heraus.

»Donnerwetter! Ich habe einen Heimtrainer gewonnen!«, rief Hilde, als sie den Zettel ausrollte.

»Herzlichen Glückwunsch«, sagte die braunhaarige Frau. »Wenn Sie uns Ihre Adresse geben, liefern wir Ihnen das Gerät in den nächsten zwei Wochen.«

»Ich will als Nächstes!«, rief Franzi, während Hilde den Zettel ausfüllte. Sie drehte am Glücksrad, erhielt aber nur einen Trostpreis: eine Brotdose mit dem Logo des Fitnessstudios.

Als Werner an der Reihe war, versetzte er dem Glücksrad einen ordentlichen Schwung. Das Rad blieb auf einem Gratis-Smoothie stehen, den er sofort am Stand verzehren konnte.

»Jetzt bist du dran«, sagte er zu Andrea, während er seinen Apfel-Banane-Pfirsich-Drink genoss.

»Also schön«, seufzte die Notärztin und gab dem Rad einen kleinen Schubs. Es drehte sich gerade einmal zwei Runden und blieb dann auf »Probemonat« stehen.

»Herzlichen Glückwunsch, Sie haben einen Probemonat in unserem Fitnessstudio gewonnen.«

»Na, bei deinem Schwung hast du das auch nötig«, frotzelte Werner und zog seine Frau lachend in die Arme.

»Ach du liebe Zeit«, flüsterte Andrea und sah den Mann vom Fitnesscenter fassungslos an. »Wann soll ich das denn machen? Ich bin Notärztin im Krankenhaus. Ich habe ständig Schichtdienst.«

»Machen Sie sich darum keine Gedanken, wir haben wirklich flexible Kurspläne und lange Öffnungszeiten.«

»Wunderbar.« Andrea Bergen rang sich ein Lächeln ab.

»Ich gebe Ihnen mal unseren Flyer mit. Da steht alles Wichtige für Sie drauf. Sie können dann einfach einen Termin mit einem Fitnesscoach für Sie vereinbaren. Alles Weitere klärt meine Kollegin oder mein Kollege dann vor Ort mit Ihnen.«

»Hätte ich doch nur einen Smoothie gewonnen!«, murmelte Andrea ein wenig hilflos.

»Der war wirklich lecker«, sagte Werner und gab das Glas zurück.

»Ach was, Andrea, ein bisschen Bewegung hat noch niemandem geschadet.« Hilde stupste ihr mit dem Ellbogen liebevoll in die Seite. »Wenn du willst, kannst du ja ein bisschen auf meinem neuen Heimtrainer trainieren.«

»Ha, ha, ja, bei meiner Kondition komme ich wohl gerne darauf zurück.« Bedröppelt blickte Andrea ihre Familie an.

»Machen Sie sich wirklich keine Gedanken. Es ist für jede und jeden etwas in unserem Studio dabei. Sie brauchen keinerlei Vorkenntnis. Das Wichtigste ist, dass sie Spaß haben und sich wohlfühlen. Und dann werden Sie sehen, wie gut ein bisschen gezielte Bewegung tun kann.«

»Wahrscheinlich haben Sie recht. Etwas Training schadet mir bei meinem Job bestimmt nicht«, stimmte Andrea Bergen ihm zu. »Aber auf den Schock, äh ... ich meine natürlich auf den Gewinn brauche ich jetzt erst einmal ein gutes Mittagessen.«

***

»Hallo, hier ist eure Jenny. Heute zeige ich euch einen neuen Lidschatten von Beauty Wonder.« Jenny hielt die Lidschattenpalette in die Kamera. »Besonders gut gefällt mir, dass die Schattierung fließend ist, sodass man immer die richtigen Farben zur Hand hat. Ich trage ihn eben mal auf.« Geschickt schminkte sie sich mit wenigen Handgriffen vor der Kamera und zeigte ihr Make-up. »Ihr seht, man kann damit schöne Farbakzente setzen. Also, wenn ihr daran Interesse habt, dann klickt auf mein Profil. Da stelle ich euch heute einen Rabattcode ein, mit dem ihr fünfzehn Prozent sparen könnt. Macht es gut, und bleibt fit und gesund!«

Jenny schaltete die Kamera aus und sah sich das Video noch einmal an. Sehr gut, sie konnte gleich die erste Aufnahme verwenden. Sie schnitt das Video, setzte ihr Intro davor, fügte den Abspann ein und lud es auf ihren Online-Kanal hoch. Innerhalb weniger Minuten hatte sie die ersten Klicks und Gefällt mir-Angaben.

Sie seufzte und legte ihr Smartphone weg. Wenn doch nur alles so einfach wäre, dachte sie. Sie sah in ihren Kalender. Kommende Woche würde sie das Video zu ihren neuen Kochrezepten hochladen, und danach stand das Meeting mit dem Sportartikelhersteller an. Hoffentlich konnte sie eine Kooperation starten, denn Sportkleidung würde sich in ihrem Portfolio bestimmt sehr gut machen. Sie blätterte eine Seite zurück. Jetzt stand allerdings ein ganz anderer Termin an. Ein Termin im Elisabeth-Krankenhaus.

Jenny fuhr den Rechner herunter und stand auf. Sie stellte sich vor ihren Kleiderschrank, wählte eine Jeans und ein leichtes T-Shirt aus und tauschte es gegen ihren Kapuzenpullover und die Leggins, die sie fürs Video getragen hatte. Dann schminkte sie sich ab und betrachtete sich im Badezimmerspiegel. Sie hatte eine gute Figur, die sie auch ihren täglichen Fitnesseinheiten und ihrer gesunden und ausgewogenen Ernährung zu verdanken hatte, doch ungeschminkt erkannte man sie auf der Straße kaum. Trotzdem hatte sie online eine große Gemeinschaft an Fans und Bewunderern. Und all das, obwohl sie mit sich selbst solche Schwierigkeiten hatte.

Jenny strich ihr Oberteil glatt, fuhr sich über ihre Brust. Wenn man es nicht wusste, konnte man den Push-up-BH gar nicht sehen, der ihr ein schönes Dekolleté zauberte. Doch darunter verbarg sich ihre Schlauchbrust, in der Fachsprache auch ›tubuläre Brust‹ genannt, eine genetische Fehlbildung, die zu einer Wachstumsstörung ihrer Brustdrüsen geführt hatte. Dadurch hatte Jenny eine winzige Brust, die auch noch hängend und schlauchartig geformt war und deshalb oft auch den Namen »Rüsselbrust« erhielt. Sosehr Jenny auch nach außen hin vorgab, glücklich zu sein und einen perfekten Körper zu haben, so sehr litt sie im Geheimen unter ihrer Fehlbildung.

Als sich in der Pubertät herausgestellt hatte, dass sich ihr Körper nicht so entwickelte wie der ihrer Mitschülerinnen, hatte sich Jenny entsetzlich geschämt. Erst hatte sie gedacht, dass sie einfach später in die Pubertät kam, doch mit siebzehn hatte sie schließlich die für sie niederschmetternde Diagnose erhalten. Anfangs hatte sie sich zurückgezogen, doch dann hatte sie eine Therapie begonnen und die Flucht nach vorne gewagt und sich ihre Online-Kanäle aufgebaut, in denen sie Fitness, Lifestyle und Wohlbefinden verkaufte. Und das sehr erfolgreich. Von ihrem eigentlichen Leiden erzählte sie jedoch niemandem etwas.

Seitdem bekam Jenny lukrative Aufträge für Mode, Ernährung und Kosmetik, besprach verschiedene Produkte und stellte sie ihren Fans vor. Im letzten Jahr hatte sie sogar ihr eigenes Fitness-Camp gestartet, in dem sie jeweils einer kleinen Gruppe dabei half, zu innerer Ausgeglichenheit und Wohlbefinden zu gelangen. Sie wusste selbst, dass das ein wenig widersprüchlich war, wenn sie sich ihre eigene Geschichte ansah, aber sie merkte, dass ihre Tipps und ihre Sportprogramme, die sie ins Internet stellte, den Leuten gefielen. Also machte sie weiter, kreierte nach außen hin eine Scheinwelt, die perfekt zu sein schien, und fand sich im Inneren damit ab, dass das wohl am ehesten der Erfüllung ihrer Träume nahe kam.

Jenny schlüpfte in ein paar bequeme Turnschuhe, nahm ihre Handtasche und fuhr mit der Straßenbahn zum Elisabeth-Krankenhaus. Dort war sie mit Dr. Vogel, dem Klinikpsychologen, verabredet, der sie seit einigen Jahren in regelmäßigen Sitzungen begleitete. In der großen Eingangshalle, in der sich neben der Pförtnerloge auch die Patienten-Cafeteria und ein paar kleine Geschäfte befanden, begegnete ihr Andrea Bergen. Die Notärztin hatte sie im vergangenen Jahr einmal in die Klinik gebracht, weil sich Jenny beim Joggen den Fuß verstaucht hatte.

»Hallo, Frau Scholl!«, grüßte Andrea Bergen sie freundlich. »Wie geht's Ihnen?«

»Gut so weit. Und Ihnen?«

»Danke, mir geht's auch gut.« Die Notärztin lächelte.

»Ich habe gleich einen Termin bei Dr. Vogel.«

»Haben Sie wieder Probleme?«, fragte Andrea Bergen besorgt.

Jenny schüttelte rasch den Kopf. »Nein, er begleitet mich ja schon die ganze Zeit über.«

Als sie damals ins Krankenhaus musste, hatte die Notärztin auch eine körperliche Untersuchung bei ihr durchgeführt. Beim EKG waren sie über Jennys tubuläre Brust ins Gespräch gekommen, denn Jenny war es unangenehm gewesen, sich vor jemand anders zu entkleiden. Allerdings war Andrea Bergen ihr sehr verständnisvoll begegnet, weshalb es Jenny leichtgefallen war, mit ihr über ihre unschöne Brust zu sprechen.

»Da bin ich ja erleichtert«, sagte Dr. Bergen. »Dann wünsche ich Ihnen ein gutes Gespräch.«

»Vielen Dank. Ihnen noch einen schönen Tag.«

Sie verabschiedeten sich, und Jenny ging zu Dr. Vogels Büro. Dort wurde sie von seiner Sekretärin gleich in seine Räumlichkeiten geführt.

»Ah, hallo, Frau Scholl. Schön, Sie zu sehen. Bitte, setzten Sie sich.«

Jenny nahm ihm gegenüber auf einem der bequemen Sessel Platz.

»Wie war Ihre Woche?«

»Ganz gut«, sagte Jenny wahrheitsgemäß. »Ich habe wieder einige neue Aufträge erhalten, meine Fans sind ganz begeistert von meinem neuen Fitness-Camp. Ich überlege, ob ich einen weiteren Termin anbiete.«

»Warum nicht?«, sagte Dr. Vogel. »Wenn Ihnen das Spaß macht und Sie dabei Erfüllung finden, finde ich das richtig.«

»Ja, absolut. Ich habe den Eindruck, dass ich durch den direkten Kontakt intensiver mit den Leuten arbeiten kann. Das finde ich gut. Viel besser als die Anonymität im Internet.«

Dr. Vogel nickte. »Und wie geht es Ihnen sonst?«

»Solange ich nicht zu intensiv durch die Hochglanzmagazine blätterte oder mir andere Profile von erfolgreichen Kolleginnen ansehe, ist es in Ordnung.« Jenny sah an sich herunter und seufzte. »Ich weiß, äußerliche Schönheit ist nicht alles, doch manchmal wünsche ich mir schon, dass ich einfach normal wäre.«

»Aber dann hätten Sie womöglich kein so gut laufendes Unternehmen gegründet, in dem Sie sogar im Mittelpunkt stehen.«

»Das stimmt auch wieder«, sagte Jenny mit einem leichten Lächeln. »Vermutlich macht mich gerade das besonders.«

***

»Ihr Lieben, heute habe ich eine Überraschung für euch. Weil es so viele Nachfragen gab, starte ich nächste Woche mit einem neuen Angebot für euch. Ihr könnt euch zu einem Sport-Workout bei mir anmelden. Das Beste daran ist: Dabei trefft ihr mich persönlich. An einem Samstag prüfen wir eure Kondition und besprechen eure individuellen Ziele. Danach erstelle ich mit euch zusammen ein Zirkeltraining, das wir gemeinsam absolvieren und das ihr jederzeit zu Hause nachmachen könnt. Also meldet schnell an, denn die Plätze sind begrenzt.«

Maxim sah verblüfft auf sein Smartphone. Sein Idol Jenny bot eine neue Trainingseinheit an, bei der man sie sogar wieder persönlich treffen konnte? Bisher hatte sie ihre Sportübungen nur im Internet hochgeladen, bis auf das eine Fitness-Camp, bei dem er jedoch keinen Platz ergattern konnte. Und jetzt gab es wieder die Möglichkeit? Doch Maxim zögerte. Bestimmt war dieses Tagestraining sehr teuer.

»Maxim? Du bekommst gleich Kundschaft«, rief seine Kollegin zu ihm herüber. »Ein neues Mitglied hat um fünfzehn Uhr bei dir das Erstgespräch.«

»Alles klar, ich bin gleich da.« Maxim hinterließ unter dem Beitrag einen Daumen nach oben wie so viele andere Fans, und steckte sein Smartphone weg. Jetzt musste er erst einmal arbeiten. Sollte es danach noch freie Plätze geben, könnte er sich ja immer noch anmelden.

Eine Frau mit dunkelblonden Haaren und einer weiblichen Figur kam auf ihn zu. Er erinnerte sich, dass er sie bereits in der Stadt an ihrem Stand gesehen hatte.

»Hallo, ich soll mich hier an der Infotheke melden«, sagte sie. »Mein Name ist Andrea Bergen.«

»Hallo, Frau Dr. Bergen, ich bin Maxim, Ihr Fitnesstrainer«, stellte er sich ihr vor. »Ich begleite Sie durch Ihren Probemonat und zeige Ihnen die Workouts. Was machen Sie denn am liebsten?«

»Äh ...« Die dunkelblonde Frau sah ihn ein wenig ratlos an.

»Erzählen Sie doch einfach mal von sich«, forderte er sie freundlich auf. »Was machen Sie beruflich? Was sind Ihre Hobbys?«

»Also, ich bin Notärztin am Elisabeth-Krankenhaus, und ich habe häufig Schichtdienst. Da klappt es mit dem regelmäßigen Training bestimmt ohnehin nicht.«

»Ach, machen Sie sich darüber keine Sorgen«, tat er ihre Bedenken mit einer Handbewegung ab. »Wir können ohne Probleme einen individuellen Zeitplan für Sie erarbeiten. In Ihrem Beruf ist es sicherlich wichtig, fit zu sein und Ausdauer zu haben.«

»Ja, tatsächlich«, sagte sie ein wenig nachdenklich. »Oftmals zählt bei meinen Einsätzen jede Sekunde. Wir müssen schnell zum Notarztwagen rennen, und vor Ort brauchen wir manchmal auch Geschicklichkeit. Je nach Situation kann es schwierig sein, an die Verletzten heranzukommen.«

Maxim nickte. »Gut, dann sind kurze Sprints für Sie von Vorteil.« Er machte sich eine Notiz. »Außerdem könnte ich mir gut ein paar Gleichgewichts- und Kletterübungen vorstellen. Dazu ein bisschen Rumpfkräftigung und später ein Ausdauertraining.«

Die Notärztin verzog das Gesicht. »Wunderbar«, sagte sie mit einem gequälten Lächeln.

»Treiben Sie denn in Ihrer Freizeit Sport?«

»Nicht wirklich«, gab sie offen zu. »Aber ich gehe mit unserer Hündin Dolly oft spazieren, bevor ich zur Arbeit gehe oder wenn ich nach Hause komme.«

»Na, sehen Sie. Das ist doch ein Anfang.« Er lächelte ihr aufmunternd zu. »Darauf können wir aufbauen. Ich schlage vor, wir gehen gleich mal in einen Übungsraum.«