Notärztin Andrea Bergen 1359 - Hannah Sommer - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1359 E-Book

Hannah Sommer

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Beschreibung

Post aus dem Jenseits - Ein geheimnisvoller Brief sorgt für Aufregung am Elisabeth-Krankenhaus


Mucksmäuschenstill ist es auf dem Friedhof, als die kleine Katharina am Grab ihrer Mutter den Luftballon mit dem Umschlag daran in den blauen Himmel steigen lässt. Dort tanzt er im Wind von einer Seite zur anderen und fliegt dann höher und höher, der Sonne entgegen. "Für dich, Mami. Und vergiss ja nicht, mir zu antworten!" Nach diesen Worten bricht Kathi in bittere Tränen aus, und auch die liebevolle Umarmung ihres Vaters Robert vermag sie nicht zu beruhigen ...

Der jungen Krankenschwester Inken, die Kathis Mutter viele Wochen auf der Intensivstation betreut hat, treibt der Anblick des verzweifelten Kindes ebenfalls Tränen in die Augen. Ach, wenn sie Kathi doch nur irgendwie trösten könnte! Da kommt ihr die Idee, Katharina im Namen ihrer verstorbenen Mutter einen Antwortbrief zu schreiben. Doch die Post "aus dem Jenseits" hat ungewollt turbulente und sehr gefährliche Konsequenzen ...



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Seitenzahl: 127

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Inhalt

Cover

Impressum

Post aus dem Jenseits

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: myshkovsky / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6830-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Welch liebe, anrührende Geste! Auf der Beerdigung ihrer Mutter Dorothee hat die kleine Katharina am Grab eine Karte in den Himmel geschickt – an einem silbernen Schmetterlingsluftballon und in der verzweifelten Hoffnung, bald Antwort von ihrer Mama zu bekommen. Doch als die Wochen ins Land gingen und kein Antwortbrief kam, wurde Kathi immer stiller und trauriger! Deshalb ist unsere Schwester Inken, die Kathi während Dorothees Krankenhausaufenthalt sehr lieb gewonnen hat, nun auf die Idee gekommen, der Kleinen im Namen ihrer toten Mama zu schreiben. Doch der Brief »aus dem Jenseits« hat für beide ungewollt turbulente und sehr gefährliche Konsequenzen …

»Wo ist die Mami?«

Robert Lerner hob den Kopf und sah zur Treppe, auf der seine siebenjährige Tochter barfuß und im Nachthemd stand.

»Warum bist du denn aufgestanden, mein Engel?«, fragte er überrascht, da es schon recht spät am Abend war. »Hast du schlecht geträumt?«

Das Mädchen schüttelte den Kopf und rieb sich die Augen.

»Ich kann nicht einschlafen. Mami hat mir noch keinen Gutenachtkuss gegeben.«

Robert klappte das Buch zu, in dem er gelesen hatte, stand auf und nahm seine Tochter an die Hand.

»Mami muss heute länger arbeiten«, sagte er. »Aber wenn du möchtest, lese ich dir noch eine Geschichte vor. Einverstanden?«

Katharina nickte und ging mit ihrem Vater wieder nach oben in ihr Zimmer. Dort legte sie sich ins Bett. Robert deckte sie zu und nahm das Märchenbuch vom Regal.

»Was für ein Märchen soll ich dir vorlesen?«

»Die goldene Gans. Das ist immer so lustig, wenn alle sie anfassen und an ihr hängen bleiben.« Katharina gähnte. Sie nahm ihren Stoffhasen in den Arm, drehte sich auf die Seite und sah ihren Vater erwartungsvoll an.

»Stimmt, das hat mir auch immer gut gefallen«, sagte Robert, schlug das Märchenbuch auf und begann zu lesen. Katharina kuschelte sich in ihr Kopfkissen und lauschte der Stimme ihres Vaters. Als er geendet hatte, fielen ihr bereits die Augen zu.

»Schickst du Mami zu mir nach oben, wenn sie nach Hause kommt?«, fragte sie schläfrig.

»Natürlich«, versprach Robert. »Und ich sage ihr auch, dass sie dir noch einen Gutenachtkuss geben soll.«

»Danke, Papi«, murmelte Katharina und schloss die Augen. »Ich hab dich lieb.«

»Ich dich auch.« Robert streichelte dem Mädchen über das weizenblonde Haar und küsste es auf die Stirn. »Schlaf schön.«

Er ging wieder nach unten ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa, aber zum Lesen fehlte ihm einfach die Ruhe. Also schaltete er den Fernseher ein und zappte durch die Programme. Bei einem Spielfilm blieb er hängen und entschied sich in der Werbepause, ein Stück von dem Auflauf, den er am Abend zubereitet hatte, in die Mikrowelle zu stellen.

Dorothee war immer noch nicht da, und Robert hatte jetzt auch keine Lust mehr, noch länger auf sie zu warten. Er aß allein vor dem Fernseher, stellte den Teller in die Spülmaschine und schenkte sich ein Glas Rotwein ein. Als auf den Spielfilm eine Talkshow folgte, schaltete Robert weiter.

Irgendwann hörte er die Haustür. Robert sah auf die Uhr, es war bereits nach dreiundzwanzig Uhr. Er stand auf, ging in den Flur und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen.

»Du kommst spät«, sagte er kühl.

»Ich hatte noch zu tun«, erwiderte Dorothee knapp, zog den Mantel aus und hängte ihn an die Garderobe.

»Was denn?«, fragte Robert, und es klang schärfer als beabsichtigt.

Dorothee verdrehte die Augen. »Papierkram. Robert, zwing mich nicht, dir minutiös meinen Arbeitsalltag zu schildern. Du weißt doch, wie es bei uns in der Anwaltskanzlei zugeht.«

»Es ist kurz nach elf, Dorothee. Willst du mir wirklich weismachen, dass du so lange gearbeitet hast?«

»Ja, habe ich«, sagte Dorothee schnippisch und zog die hochhackigen Pumps aus. »Ich hatte noch einen wichtigen Fall.«

»Du lügst! Ich habe um neun in der Kanzlei angerufen, und du hast nicht abgenommen.« Robert sah sie finster an. »Du bist auch nicht an dein Handy gegangen.«

»Meine Güte, dann war ich eben nicht mehr in der Kanzlei.« Dorothee ging an ihm vorbei in die Küche. »Oh, wie ich sehe, hast du ohne mich gegessen. Na ja, auch egal, ich hatte sowieso keinen Hunger.«

»Vielleicht, weil du schon gegessen hast?«, fragte Robert spitz, und als Dorothee ihn überrascht ansah, wusste er, dass er mit seiner Vermutung recht hatte. »Ich habe den ganzen Abend auf dich gewartet, Dorothee.« Robert hatte Mühe, ruhig zu bleiben. »Wo warst du?«

»Nirgends.«

»Willst du dieses Spiel wirklich ewig so weiterspielen?« Er atmete tief durch. »Ich dachte, wir hatten uns bei unserem letzten Streit darauf geeinigt, bei der Wahrheit zu bleiben.«

Dorothee seufzte. »Also schön, ich hatte noch ein Meeting mit Thomas.«

Robert zog es das Herz zusammen.

»Allein?«, fragte er, obwohl er die Antwort schon längst kannte.

»Herrgott, Robert, was soll die Fragerei? Ich habe dir doch gesagt, dass da nichts mehr läuft.«

»Willst du mich für dumm verkaufen?«, fragte er gereizt. »Hendrik hat euch Arm in Arm aus der Kanzlei gehen sehen, und er sagte mir, dass die Situation nicht misszuverstehen war.«

»Spionierst du mir etwa nach?«, fauchte sie.

»Nein, Hendrik hat darauf verzichtet, euch hinterherzufahren, nachdem ihr küssend in das Auto deines Chefs gestiegen seid. Aber ich kann mir denken, wie der Rest des Abends verlaufen ist.«

Dorothee presste die Lippen aufeinander und schwieg. Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Küchenanrichte und wich Roberts fragendem Blick aus.

»Wieso, Doro?« Robert meinte, dass ihm jemand ein Messer ins Herz gerammt hätte und es nun langsam herumdrehte. »Ich dachte, wir hätten das hinter uns.« Hilflos sah er sie an. »Ich dachte, du hättest dich für uns entschieden.«

Dorothee schluckte. »Es tut mir leid, Robert. Da sind noch immer so viele Gefühle für Thomas. Ich wollte das alles gar nicht, aber sobald ich ihn sehe …« Sie brach ab und schaute zu Boden. »Es war wirklich nur noch dieses eine Mal, das verspreche ich dir.«

Robert nickte kaum merklich.

»Wie oft hast du mir das schon versprochen?«, sagte er dann mehr zu sich selbst. »Doro, ich kann so nicht mehr weitermachen.«

»Was?« Dorothee riss die Augen auf. »Was soll das heißen?«

»Ich kann nicht mehr. Ich habe jetzt lange genug auf dich gewartet und zugeschaut, wie du mich immer wieder betrügst. Ich mache das nicht mehr länger mit, Doro. Ich will die Scheidung.«

»Das ist nicht dein Ernst!«, rief sie aufgebracht. »Wir haben uns etwas versprochen! In guten wie in schlechten Zeiten, erinnerst du dich daran etwa nicht mehr?«

Robert sah Dorothee traurig an.

»Oh, doch«, entgegnete er dann leise. »Ich erinnere mich. Aber wie es aussieht, erinnerst du dich nicht mehr daran.« Er seufzte. »Wie lange geht das jetzt schon mit euch? Drei Jahre? Und immer wieder hast du mir versprochen, dass es vorbei ist. Ich habe es satt, auf dich zu warten und dir dabei zuzusehen, wie du, ohne mit der Wimper zu zucken, unsere Ehe aufs Spiel setzt. Ich verlasse dich, Dorothee, ich habe mich entschieden. Ich werde mir eine neue Wohnung suchen, und ich werde Katharina mitnehmen.«

»Das werde ich nicht zulassen, Robert!«, fauchte Dorothee. »Katharina ist auch immer noch mein Kind!«

»Für das du dich doch überhaupt nicht mehr interessierst!«, unterbrach er sie aufgebracht.

»Diese Unterstellungen muss ich mir nicht anhören! Du weißt ganz genau, dass ich sie auch liebe!«

»Du hast nicht nach ihr gesehen, als du nach Hause gekommen bist. Du hast ja nicht mal gefragt, ob sie schläft!«

Dorothee sah an Robert vorbei. Dann begann sie zu schluchzen, doch er ließ sich nicht erweichen.

»Spar dir deine Tränen für jemanden, der dir glaubt, Dorothee. Ich habe dieses ganze Theater satt.«

Damit wandte er sich ab und ließ sie allein in der Küche zurück. So sehr hatte er gehofft, dass er ihre Ehe noch retten konnte, dass Doro ihn nicht noch einmal betrog, aber er war erneut enttäuscht worden.

Es war wohl das Beste, jetzt zu gehen.

***

Inken Sonnbeck zog sich den Kasack über, knotete die langen Haare zu einem Dutt zusammen und verließ den Personalumkleideraum des Elisabeth-Krankenhauses. Sie hatte heute Frühschicht und war der Notaufnahme zugeteilt. Das freute sie, denn sie hatte auf dem Plan gesehen, dass auch Dr. Andrea Bergen, die Notärztin des Elisabeth-Krankenhauses, Dienst hatte, und mit der netten Ärztin arbeitete sie gern zusammen.

»Guten Morgen«, grüßte Inken, als sie den Kopf zur Tür des Bereitschaftsraums hereinstreckte.

Jupp Diederichs, der Fahrer aus Andrea Bergens Einsatzteam, und Ewald Miehlke, ihr Rettungsassistent, grüßten freundlich zurück.

»Möchten Sie einen Kaffee?«, fragte Jupp, doch Inken lehnte ab. Da in der Notaufnahme noch nicht viel los war, wollte sie erst nach den Patienten sehen, die gestern mit dem Krankenwagen oder durch die Notaufnahme neu ins Krankenhaus gekommen waren.

»Vielleicht später«, sagte sie. »Zuerst möchte ich noch auf die Innere und bei Herrn Braun vorbeischauen, den Frau Dr. Bergen und Sie gestern eingeliefert haben.«

»Da werden Sie der Frau Doktor vielleicht begegnen«, sagte Jupp. »Sie macht nämlich auch gerade ihren Rundgang und sieht nach den Patienten.«

Und so war es dann auch. Inken hatte eben bei Herrn Braun, dem älteren Herrn mit dem Bandscheibenvorfall, vorbeigeschaut und ihm das Kissen aufgeschüttelt, als sie Andrea Bergen auf dem Klinikflur begegnete.

»Guten Morgen, Schwester Inken, wie schön, Sie zu sehen!«, grüßte die Notärztin freundlich. »Sind Sie heute auf der Chirurgie?«

»Nein, Oberschwester Bettina hat mich noch mindestens diese Woche für die Notaufnahme eingeteilt. Mal sehen, vielleicht kann ich ja noch ein bisschen länger bei Ihnen bleiben.«

»Das würde mich freuen.« Andrea Bergen lächelte. »Wenn ich Oberschwester Bettina sehe, werde ich bei ihr auf jeden Fall ein gutes Wort für Sie einlegen.«

»Vielen Dank, das ist sehr nett«, freute sich Inken. »Haben Sie denn Ihre Patiententour schon beendet?«

Die Notärztin musste lachen. »Nein, ich habe gerade erst oben auf der Station zwei angefangen. Ich musste unbedingt schauen, wie es der kleinen Leonie geht.«

Leonie war das Frühchen, das Andrea Bergen gestern nach einem Autounfall auf die Welt geholt hatte. Zum Glück waren Mutter und Kind wohlauf gewesen, und auch der Unfallgegner war nur mit ein paar Schrammen davongekommen.

»Oh, da wollte ich auch noch vorbeischauen«, sagte Inken. »Ich war gerade bei Herrn Braun. Da ist alles so weit in Ordnung.«

»Wie schön!«, sagte die Notärztin erfreut. »Ich werde gleich mal mit Dr. Anger sprechen und ihm unsere Erstmaßnahmen erklären. Vielleicht sieht er dann ein, dass ein OP-Termin für Herrn Braun wirklich dringend ist.«

»Na, da wünsche ich Ihnen viel Glück«, sagte Inken, denn es war allgemein bekannt, dass Dr. Anger kein sehr umgänglicher Oberarzt war, auch wenn er als Chirurg glänzte.

»Das kann ich brauchen.« Andrea Bergen verzog den Mund. »Ach, vielleicht können Sie einen Rollstuhl zu Senta Radke mit ins Zimmer nehmen? Ich glaube, sie würde sich sehr über einen Ausflug auf die Frühchenstation freuen. Ich habe auch schon mit Dr. Wolters gesprochen, er hat nichts dagegen.«

»Das mache ich.« Inken verabschiedete sich von der Notärztin und fuhr mit dem Aufzug in den ersten Stock auf die Gynäkologie. Dort nahm sie einen Rollstuhl aus dem Materiallager und klopfte wenig später an Senta Radkes Zimmertür.

Als sie das »Herein!«, von drinnen hörte, betrat Inken das Zimmer.

»Guten Morgen, Frau Radke«, grüßte sie die junge Mutter. »Frau Dr. Bergen hat mir gesagt, dass Sie gern einen Ausflug zu Ihrer Tochter unternehmen möchten.«

Das Gesicht der Mutter begann zu strahlen. »Wirklich? Ich darf zu Leonie?«

Schwester Inken nickte. »Dr. Bergen hat mit Ihrem Arzt gesprochen, und ein kurzer Ausflug ist gestattet«, ließ sie die Patientin wissen. »Also, wenn Sie in Ihr Taxi steigen möchten …« Sie half Senta Radke beim Aufstehen und stützte sie, bis diese sich in den Rollstuhl gesetzt hatte. Dann legte sie eine Decke über die Beine der jungen Frau und schob sie aus dem Krankenzimmer.

»Ich bin schon so gespannt, wie es meiner Kleinen geht«, sagte Senta.

»Dann wollen wir das Mäuschen mal nicht länger warten lassen«, antwortete Inken und drückte auf den Knopf des Fahrstuhls. Sie arbeitete gern als Krankenschwester, und der Job erfüllte sie. Es freute sie zu sehen, wenn sie ihren Patienten helfen konnte oder sie die kleinen Ausflüge, die sie mit ihnen unternahm, genossen.

Sie war immer sehr mit dem Schicksal ihrer Patienten verbunden, und jede kleine Besserung war auch für sie ein Zeichen, dass sie ihre Arbeit gut machte. Inken war gern hier im Elisabeth-Krankenhaus. Dieser Beruf war alles, was sie sich je erträumt und für sich gewünscht hatte … Na ja, oder jedenfalls fast alles. Was die Liebe betraf, gab es durchaus noch ein bisschen Verbesserungsbedarf, fand sie. Aber das stand für sie ja zum Glück nicht an oberster Stelle.

***

Dorothee saß mit Katharina draußen im Garten und spielte mit ihr. Robert beobachtete sie vom Fenster aus. Seit dem Streit zwischen ihnen war die Stimmung im Haus wie in einer Tiefkühltruhe, aber wenigstens schien sich Dorothee jetzt wieder etwas öfter um ihre Tochter zu kümmern.

Auch Katharina schien zu merken, dass etwas nicht stimmte. Sie wirkte zunehmend verunsichert und hatte öfter kleinere Asthmaanfälle, die sie jedoch mit dem Asthmaspray, das sie von ihrem Kinderarzt Dr. Werner Bergen erhalten hatte, gut im Griff hatte. Der nette Kinderarzt kümmerte sich schon seit mehreren Jahren um Katharina, seit ihr Asthma das erste Mal aufgetreten war.

Robert spürte, wie sich bei diesem Anblick sein Innerstes zusammenzog. Immer wieder hatte er gehofft, eine solche Familienszene endlich wieder mit Glück erfüllt sehen zu können, aber Dorothee hatte ihn mit ihrem erneuten Seitensprung bitter enttäuscht. So konnte und wollte er diese Ehe nicht mehr weiterführen. Sein Entschluss stand fest: Er würde sich trennen.

Während er Dorothee und seine Tochter beim Spielen im Garten beobachtete, überkam ihn ein eigenartiges Gefühl. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Robert konnte sich nicht richtig erklären, woher dieses Gefühl rührte, doch irgendetwas kam ihm eigenartig vor. Lag es daran, dass er keine Liebe mehr für seine Frau empfand?

Nein, da war etwas anderes. Etwas stimmte nicht. Robert beobachtete, dass sich Dorothee ganz seltsam bewegte. Sie griff sich in den Nacken, schloss die Augen und fuhr sich mit der Hand über die Stirn, und es kam ihm so vor, als wollte ihre eine Körperhälfte ihr dabei nicht richtig gehorchen. Sie bewegte sich viel langsamer und abgehackter.

Mit raschen Schritten ging Robert zu ihr nach draußen. »Dorothee?«, fragte er besorgt. »Ist alles in Ordnung mit dir?«

Sie sah kurz zu ihm auf, aber ihre Augen schienen ihn nicht festhalten zu können.

»Ich weiß nicht«, murmelte sie. »Ich fühle mich irgendwie so seltsam …«

Robert kniete sich neben sie und musterte sie prüfend.

»Was hast du?«

»Ich sehe alles doppelt.« Dorothee schloss erneut die Augen und atmete tief durch. »Und mir ist so komisch«, flüsterte sie. »Ich habe entsetzlicher Kopfschmerzen.«

»Soll ich dir eine Tablette bringen?«, fragte Robert, doch da schwankte Dorothee bereits und stützte sich mit einem Arm auf der Decke ab.

»Mami!«, rief Katharina, und in ihrer Stimme war Panik zu hören. »Mami, was ist mit dir?«

»Nichts, mein Schatz«, hauchte Dorothee, doch dann kippte sie zur Seite, weil sie sich nicht mehr länger stützen konnte.