Notärztin Andrea Bergen 1363 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1363 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

Die Mutmacherin - Die eigene Krankheit hat sie stark gemacht


Umsichtig kontrolliert Elena die Vitalwerte der jungen Komapatientin. Dann fällt ihr Blick auf den schlafenden Mann im Sessel neben dem Krankenbett, und eine Woge der Zärtlichkeit flutet ihr Herz: Liam Janssen, der Ehemann ihrer Patientin, der täglich viele Stunden am Bett seiner Frau wacht, ihr gut zuredet und um sie bangt ... Elenas tiefes Mitgefühl für ihn ist echt, denn sie kennt die Dunkelheit selbst, in die sein Leben unvermutet getaucht wurde. Auch sie hatte einmal das Gefühl, in einen bodenlosen, schwarzen Abgrund zu stürzen - damals, als bei ihr jene heimtückische Krankheit diagnostiziert wurde, die ihr die Zukunft und alle Träume rauben wollte. Doch Elena hat sich tapfer ins Leben zurückgekämpft und lebt seither dafür, anderen Menschen unermüdlich Mut zu machen. Aber diese "Mission" scheint Elena nun tiefes Leid zu bringen: Denn Liam, der Mann, den sie über alles liebt, ist an eine andere Frau gebunden und wird ihr nie gehören können ...

***

Notärztin Andrea Bergen ist eine Frau, deren Leben den Kranken gehört - aber auch mit eigenen Wünschen und Sehnsüchten nach Liebe und Geborgenheit. Spannungsreich und bewegend sind die Geschichten um sie und ihre Arbeit am Elisabeth-Krankenhaus.
Es sind Geschichten, die das Leben schrieb: voller Menschlichkeit und Herzensgüte, doch auch von Schicksalsschlägen und Trauer.

Genießen Sie alle 14 Tage eine neue, bewegende Geschichte rund um die starke 'Notärztin Andrea Bergen'.
Jede Folge ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 139

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Mutmacherin

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Sam Edwards / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-7158-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Gerade komme ich von einem Besuch bei Schwester Elena nach Hause – und bin zutiefst schockiert! Seit sie weiß, dass der Krebs zurück ist, hat sie sich in ihrem Haus eine Art Höhle gebaut, in der sie sich verkriecht und vor der Welt versteckt. Und das ausgerechnet Elena, die »Mutmacherin«, die wir alle im Elisabeth-Krankenhaus für ihren unermüdlichen Einsatz für die Schwerkranken bewundert haben! Vor Jahren, als sie zum ersten Mal an Krebs erkrankte, hat Elena sich tapfer ins Leben zurückgekämpft, mutig und entschlossen, sich niemals unterkriegen zu lassen. Doch nun hat sie sich offenbar aufgegeben; keines meiner Worte konnte sie erreichen. Jetzt kann ihr nur noch einer helfen, fürchte ich: Liam Janssen, der Mann, den sie heimlich liebt und der von ihrer Krankheit doch nichts wissen soll. Darf ich es dennoch wagen, ihn ins Vertrauen zu ziehen? Ich weiß mir einfach keinen anderen Rat …

Immer und immer wieder zupfte Elena an ihren seidigen blonden Haaren, als könnte sie damit irgendetwas an der Lage ändern, in der sie sich gerade befand. Wenn sie sich doch nur fortbeamen könnte! Nur mühsam widerstand sie dem Impuls, sich selbst in den Handrücken zu kneifen, in der abwegigen Hoffnung, dadurch aus diesem seltsamen, unbehaglichen Traum zu erwachen. Kalter Schweiß bedeckte ihre Handflächen, und vor Nervosität schlug ihr Herz ganz schnell.

»Ist bestimmt nichts Schlimmes.« Ihre Mutter, die sie in die Frauenarztpraxis begleitet hatte, versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. »Gleich kommst du dran, dann hat das Bangen auch schon ein Ende. Ganz sicher wird Dr. Bruckner sagen, dass alles in Ordnung ist.«

Rasch nickte Elena und brachte ebenfalls ein zaghaftes Lächeln zustande. Wie gern wollte sie das glauben! Aber seit sie den Knoten in ihrer Brust ertastet hatte, fand sie keine ruhige Minute. Eine quälende, ungute Vorahnung hatte sich in ihr breitgemacht. Ihre große Hoffnung war nun, dass die Frauenärztin diese Sorgen zerschlagen würde. Aber was, wenn doch nicht alles in Ordnung war?

Das Handy in ihrer Handtasche vibrierte. Elena warf einen Blick auf das Display und seufzte tief.

Habe das Hotel in Spanien gebucht! Das wird der beste Sommer unseres Lebens! Das Leben ist großartig, hatte ihre beste Freundin Nina getextet und die Nachricht mit Sonnen- und Wellen-Emojis versehen.

Der Gedanke versetzte Elena einen kleinen Stich, schnell steckte sie das Handy wieder weg. Sie wusste genau, wie Nina sich gerade fühlte: frei und unbeschwert, voller Vorfreude auf die Zukunft. Genau so hatte sie selbst sich auch vor einer Woche noch gefühlt. Gerade hatte sie das Abi geschafft, die ganze Welt schien ihr offenzustehen.

Sie wusste noch nicht genau, was sie nach dem Sommer machen wollte – welches Studium oder welche Ausbildung sie wirklich interessierte –, doch sie zweifelte nicht daran, dass eine aufregende Zukunft auf sie wartete. Zuerst wollte sie einen ganzen Monat mit ihren Freundinnen in Spanien verbringen und den Sommer genießen und anschließend über ihre weiteren Pläne nachdenken.

Doch das war gewesen, bevor sie die seltsame kleine Verhärtung in ihrer Brust bemerkt hatte, die ihrer Unbeschwertheit einen herben Schlag versetzt hatte. Nun drehten sich all ihre Gedanken um die Hoffnung, gleich eine erlösende Diagnose zu erhalten. Der Stolz auf die guten Abi-Noten, der tolle Spanienurlaub, die Überlegungen über den zukünftigen Berufsweg … das alles war in weite Ferne gerückt. Elena hätte alles dafür gegeben, jetzt wieder so fröhlich wie Nina sein zu können.

»Elena Neumann!«, wurde sie aufgerufen.

Sie atmete tief durch, dann stand sie auf und straffte die Schultern. Ihre Mutter hatte recht: Bestimmt war in Wirklichkeit alles halb so wild.

»Schauen Sie doch nicht so betrübt«, sagte Dr. Bruckner, die Frauenärztin, mit einem gutmütigen Schmunzeln. Ihre hellbraunen Augen hinter den rahmenlosen Brillengläsern blickten freundlich drein. »Ich weiß, bei einer tastbaren Veränderung in der Brust denken die meisten Frauen sofort an Brustkrebs, aber die meisten Verhärtungen und Knötchen haben ganz harmlose Ursachen. Möglich sind zum Beispiel Zysten oder Lipome. Trotzdem ist es gut, dass Sie hergekommen sind, um das abzuklären. Ich sehe mir das einmal an. Gab es in Ihrer Familie Fälle von Brustkrebs?«

Mit routinierten Handgriffen tastete die Ärztin Elenas Brüste ab, fand auf Anhieb die verdächtige Stelle und befühlte sie eingehend.

Die entspannte Einstellung der Ärztin übertrug sich auf Elena. Auch dass Dr. Bruckner beim Abtasten nicht sonderlich beunruhigt wirkte, entspannte die junge Frau.

Aber als es an die Ultraschalluntersuchung ging, kehrte das flaue Gefühl zurück. Während sie auf dem Rücken lag und die Arme hochnahm, wurde ein durchsichtiges Gel auf die Brust aufgetragen. Dann bewegte die Ärztin den Schallkopf mit leichtem Druck über Elenas Haut.

»Was ist los?«, fragte Elena mit zitternder Stimme, als ihr die Ärztin nach der Untersuchung gegenübersaß.

Der entspannte Ausdruck war aus Dr. Bruckners Blick verschwunden, tiefe Sorgenfalten hatten sich in ihre Stirn gegraben.

Auch Elenas Mutter Gabi bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Sie hielt Elenas Hand krampfhaft fest, vermutlich, um ihre Tochter zu stützen, doch sie schien selbst ebenso viel Trost zu benötigen. Ihre Lippen waren vor Anspannung zu einem schmalen Strich zusammengepresst.

Elena war eiskalt, sie fröstelte. Sie ahnte, was die Ärztin sagen würde, noch bevor die Worte ausgesprochen waren: »Es ist vielleicht Brustkrebs. Es tut mir so leid, Ihnen keine bessere Nachricht überbringen zu können. Sie müssen für weitere Untersuchungen ins Krankenhaus.«

Die Ärztin sprach weiter darüber, dass die Heilungschancen bei Brustkrebs im Allgemeinen gut waren und dass die Diagnose kein Grund war, den Kopf in den Sand zu stecken, aber ihre Worte rauschten an Elena vorbei. Ihre Mutter schluchzte neben ihr auf, doch sie selbst blieb äußerlich ganz ruhig und starr. Sie fühlte sich wie erstarrt.

Sie war doch gerade erst achtzehn Jahre alt geworden! Sie wollte feiern, ausgelassen sein, ihr Leben genießen. Um Krebs sollte sie sich keine Gedanken machen müssen; das war einfach nicht richtig! Tausend Ängste und Befürchtungen stürmten auf sie ein. Wie gefährlich war die Lage wirklich? Wie standen ihre Chancen, die Krankheit zu besiegen? Schwebte sie in Lebensgefahr? Vor einer Woche hätte sie nicht im Traum erwartet, dass sie sich solche Fragen würde stellen müssen.

Ihre Welt und ihre wunderbare erträumte Zukunft stürzten in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Elena hatte das Gefühl, in einen bodenlosen, schwarzen Abgrund zu stürzen, und da war nichts, was sie hielt und auffing.

***

»Mein armes Kind«, schluchzte Gabi.

Elena griff nach der Hand ihrer Mutter. Zu dem entschlossenen Lächeln, das auf ihr Gesicht trat, musste sie sich nicht zwingen; es war echt und aufrichtig. »Mama, lass uns nicht aufgeben. Ich schaffe das. Ich werde wieder gesund!«, sagte sie mit fester Stimme.

Sie war im Elisabeth-Krankenhaus, um die Strahlentherapie über sich ergehen zu lassen. Die Operation lag nun schon ein paar Wochen zurück. Der Tumor in ihrer Brust war entfernt worden, doch dabei hatten die Ärzte darauf geachtet, möglichst viel von der gesunden Brust zu erhalten. Um das Risiko zu minimieren, dass der Krebs zurückkehrte, wurde nun auf die Bestrahlung gesetzt.

Fast immer war jemand an ihrer Seite, Familie und Freunde unterstützten sie unermüdlich. Wann immer Elena ihren Eltern oder ihren Freundinnen in die Augen blickte, sah sie darin Angst und Sorge. Nur zu oft bemerkte sie, dass sich andere Menschen in ihrer Nähe leicht unbehaglich fühlten und nicht so recht wussten, was sie sagen sollten.

Nina beispielsweise hatte sich aus Spanien gemeldet und kaum gewagt, vom Urlaub zu erzählen, aus Sorge, Elena damit unglücklich zu machen. Jedermann nahm Rücksicht auf sie, allen ging es um ihr Wohlergehen.

Doch Elena wollte nicht wie ein rohes Ei behandelt werden! Sie hatte nicht vor, sich von der Krankheit unterkriegen zu lassen.

»Wie stark du bist, mein Mädchen!«, sagte Gabi mit sichtlichem Stolz. »Hast du das von mir oder von deinem Vater? Ich glaube, die meisten Menschen würden in deiner Lage verzweifeln, aber du nicht.«

»Die Therapie schlägt gut an«, sagte die Krankenschwester, die gerade hereingekommen war, und lächelte aufmunternd. »Es geht steil bergauf. Das liegt nicht zuletzt daran, dass du so eine Kämpferin bist!« Mittlerweile hatte Elena so viel Zeit im Krankenhaus verbracht, dass sie mit vielen Ärzten, Ärztinnen und Schwestern per Du war.

»Ich habe Menschen, die mich lieben«, erwiderte Elena leise. »Allein schon deswegen kann ich nicht aufgeben. Außerdem habe ich noch viel zu viel vor.«

Ihr Blick schweifte zum Fenster, hinter dem die Sonne aus voller Kraft schien. Wie gern hätte sie diesen Sommer gemeinsam mit ihren Freundinnen genossen! Doch nichts und niemand würde sie davon abhalten, den nächsten und viele weitere Sommer zu erleben, schon gar nicht diese schreckliche Krankheit. Sie war eine Kämpferin und würde den Brustkrebs besiegen!

Die Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern im Elisabeth-Krankenhaus verliehen ihr Mut. Wann immer die Verzweiflung Elena zu übermannen drohte, war jemand da, der sie mit Fachkenntnis und Freundlichkeit aufmunterte. Es tat gut zu wissen, dass sie sich in guten Händen befand. Alle hier im Krankenhaus kümmerten sich um sie und erfüllten sie mit Zuversicht.

»Wie ist es eigentlich, Krankenschwester zu sein?«, fragte sie, einer plötzlichen Idee folgend. »Ich meine, Sie kümmern sich Tag für Tag um die Patienten, haben immer mit kranken und verletzten Menschen zu tun. Ist das nicht sehr anstrengend?«

Wieder lächelte die Schwester. »Anstrengend? Ja, natürlich. Aber für mich ist es der schönste Beruf der Welt. Nichts ist so erfüllend wie die Gewissheit, Menschen zu helfen. Ich möchte diesen Job gegen keinen anderen auf der Welt tauschen!«

Nachdenklich nickte Elena. Sollte sie wieder ganz gesund werden – und daran zweifelte sie mittlerweile nicht mehr –, wäre das vielleicht ein geeigneter Beruf für sie?

***

Fünf Jahre später …

Beschwingt eilte Elena durch die Gänge des Elisabeth-Krankenhauses. In den Händen trug sie ein Klemmbrett mit Zetteln, auf denen Details zur Behandlung der einzelnen Patienten notiert waren. Es war früh am Morgen, manchen ihrer Kollegen und Kolleginnen stand die Müdigkeit noch ins Gesicht geschrieben, aber Elena war hellwach. Nie musste sie sich dazu zwingen, zur Arbeit zu fahren, obwohl die Arbeitszeiten manchmal hart und die Tätigkeiten anstrengend waren.

Jetzt gerade war sie unterwegs zu Frau Pölzl, einer Krebspatientin. Anders als bei Elena damals standen bei Frau Pölzl die Prognosen nicht allzu gut. Der Darmkrebs war bereits weit fortgeschritten und spät diagnostiziert worden. Dennoch war die Lage nicht aussichtslos, und Elena war fest entschlossen, alles für die Patientin zu tun, was in ihrer Macht stand.

Seufzend dachte sie zurück an die schwere Zeit, die sie damals mit achtzehn Jahren durchgemacht hatte. Ja, es war schrecklich gewesen, als so junge Frau eine so dramatische Diagnose zu bekommen und sich mit einer solchen Krankheit auseinandersetzen zu müssen. Doch Elena hatte es geschafft und den Krebs besiegt. Glücklicherweise war die Erkrankung früh erkannt und erfolgreich behandelt worden. Was hätte sie damals nur ohne die Mediziner getan, die ihr das Leben gerettet hatten?

Im Elisabeth-Krankenhaus war sie damals bestens aufgehoben gewesen, das hatte sie gemerkt. Die Menschen, die sich so aufopferungsvoll um sie gekümmert hatten, hatten sie inspiriert. Sie wollte auch helfen, Leben zu retten! Für Patienten da zu sein war mittlerweile das Wichtigste in Elenas Leben.

»Guten Morgen, Frau Pölzl. Wie fühlen Sie sich heute? Konnten Sie halbwegs gut schlafen?«, fragte sie sanft, während sie Blutdruck, Puls und Temperatur maß.

Die Patientin seufzte kraftlos. Die Krankheit hatte sie schwer gezeichnet, ihre Haut war fahl und spröde wie Papier, dunkle Schatten lagen unter den Augen. Seit Elena sie das erste Mal gesehen hatte, hatte sie sichtlich an Gewicht verloren. Die Chemotherapie hatte ihr die Haare geraubt, auch die Augenbrauen und Wimpern, was ihr ein gespenstisch durchscheinendes Aussehen verlieh.

»Ach, um ehrlich zu sein …« Frau Pölzl schluckte. »Es ist so schwer, nicht den Mut zu verlieren.«

Mitfühlend griff Elena nach ihrer Hand und drückte sie leicht. »Ich weiß«, sagte sie leise. »Manchmal scheint alles so aussichtslos zu sein, nicht wahr? Aber geben Sie nicht auf. Ich weiß, dass Sie es schaffen können. Sie sind stärker, als Sie denken.«

Die Miene der Patientin hellte sich ein wenig auf. »Frau Neumann, ich muss sagen, Sie sind wirklich ein Lichtblick an jedem noch so trüben Tag. Wie machen Sie das bloß? Gerade noch war mir zum Heulen zumute, aber sobald Sie dieses Zimmer betreten, geht es mir ein wenig besser.«

»Das ist das schönste Kompliment, das Sie mir machen können«, meinte Elena schmunzelnd.

Sie verabreichte Frau Pölzl die erforderlichen Medikamente, öffnete das Fenster und ließ frische Luft herein, während sie sich Zeit für ein kurzes Gespräch nahm. Es war ihr wichtig, dass die Patienten stets merkten, dass ihr jeder einzelne von ihnen am Herzen lag. Auch an harten Tagen hatte sie immer ein Lächeln auf den Lippen. Unermüdlich erinnerte sie die Kranken daran, wie wichtig es war, zu kämpfen und niemals aufzugeben. Auch schwere Krankheiten ließen sich besiegen – dafür war sie selbst schließlich das beste Beispiel!

***

Der Vormittag verging wie im Flug, Elena gönnte sich kaum eine Verschnaufpause. Engagiert kümmerte sie sich um die Bedürfnisse der Patienten, verabreichte Medikamente, nahm Untersuchungen vor und sprach den Kranken Mut zu. Als es an der Zeit für die Mittagspause war, bemerkte sie erst, wie erschöpft sie war. Ihr Nacken und ihre Füße schmerzten, doch sie war glücklich.

Sie dachte an die Worte der Krankenschwester, mit der sie vor Jahren gesprochen hatte, und musste ihr insgeheim zustimmen: Gegen keinen anderen Job hätte sie ihren Beruf eintauschen wollen, auch wenn er manchmal wirklich hart war, körperlich wie emotional.

Elena streckte sich, massierte kurz mit beiden Händen ihren Nacken, dann machte sie sich auf den Weg zum Casino, dem Personalrestaurant des Elisabeth-Krankenhauses. Mariechen Brückmann, die Wirtin und Bedienung, winkte ihr zu. »Wie üblich die Gemüsesuppe?«, fragte sie gut gelaunt.

Grinsend nickte Elena. »Klar, bitte! Die ist einfach die perfekte Stärkung an einem langen Arbeitstag.«

Suchend blickte sie sich nach einem freien Platz um und entdeckte die Notärztin Andrea Bergen. Freudig lächelte sie. Sie mochte Dr. Bergen sehr, die den Beruf ebenso wie sie selbst aus Nächstenliebe und Leidenschaft gewählt hatte und niemals müde wurde, sich für die Patienten ins Zeug zu legen.

Auch Andrea Bergen hatte sie erblickt und deutete einladend auf den freien Platz ihr gegenüber. Bereitwillig setzte sich Elena.

»Andrea! Wie schön, dass du auch gerade Pause hast. Wie ist dein Tag bisher?«, fragte Elena.

Andrea lächelte. »Anstrengend – und schön. Es gab ein paar Notfälle, die im ersten Moment sehr dramatisch aussahen, sich aber zum Glück als weniger schlimm entpuppt haben. Keine Schwerverletzten.«

Elena wusste, wie sehr Andrea mit ihren Patienten mitfühlte. Ging es jemandem sehr schlecht, litt auch die Notärztin. Jeder Todesfall, den sie nicht verhindern konnte, war ein harter Schlag für sie. Elena schätzte an ihr, dass ihr die Schicksale der Patienten so wichtig waren, wenngleich es Andrea wohl so manchen Kummer erspart hätte, wenn sie sich nicht alles so sehr zu Herzen nähme.

Eine Weile unterhielten sie sich über den Krankenhausalltag. Doch dann blickte Andrea auf die Uhr, stellte fest, dass ihre Pause sich dem Ende neigte, und schon wurde sie ausgerufen: Ein Unfall hatte sich ereignet, sie wurde dringend gebraucht.

»Entschuldige mich, Elena! Ich muss weg«, rief sie eilig, dann war sie auch schon aufgesprungen und lief los.

***

Andrea Bergen eilte durch die Krankenhausgänge. Sie hätte sich gern länger mit der jungen Krankenschwester unterhalten, mit der sie seit einer Weile auch privat befreundet war, doch jetzt zählte nur eines: Der Notfall, zu dem sie gerufen wurde. Menschen schwebten in Gefahr, und sie wurde gebraucht! Alles andere verlor in dem Moment an Bedeutung.

Zeitgleich mit ihrem Team, dem Rettungssanitäter Jupp Diederichs und dem Rettungsassistenten Ewald Miehlke, erreichte sie den Notarztwagen. Kaum hatten sie sich ins Fahrzeug gesetzt, trat Jupp auch schon aufs Gas. Mit Blaulicht und Sirene raste der Wagen dem Unfallort entgegen.

Andrea atmete tief ein und wieder aus. Obwohl oder gerade weil eine anstrengende und vermutlich nervenaufreibende Situation auf sie wartete, war es jetzt wichtig, dass sie ganz ruhig und klar im Kopf war. Nur wenn sie sich konzentrierte, konnte sie ihr Bestes geben. Sie wusste nicht, wie dramatisch der Unfall gewesen war, stellte sich aber geistig aufs Schlimmste ein. In jedem Falle waren Menschen in Gefahr, es gab wohl Verletzte, und es war unbedingt nötig, dass Andrea die richtigen Entscheidungen im richtigen Moment traf.

»Wir sind da«, sagte Jupp knapp. Auch seiner Stimme war die Anspannung anzuhören. Anders als sonst gab es keine locker-flockigen Scherze und Kabbeleien zwischen ihm und Ewald, das Team konzentrierte sich voll und ganz auf den bevorstehenden Einsatz.