Notärztin Andrea Bergen 1497 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1497 E-Book

Isabelle Winter

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nicht schon wieder Lena Weirauch! In den letzten Wochen sind meine Notarztkollegen und ich schon einige Male wegen der Musicaldarstellerin ausgerückt - zu oft! Heute wurde ich erneut zu ihr gerufen.
Aus der blonden, imposanten Bühnenschönheit, die ich selbst schon im Musical bewundert habe, ist tatsächlich ein körperliches Wrack geworden. Sie erleidet einen Zusammenbruch nach dem anderen, und ihre Symptome sind sehr diffus. Eine medizinische Ursache haben meine Kollegen bisher nicht gefunden. Das kann doch nicht sein!
Mich lässt das Gefühl nicht los, dass hier irgendetwas faul ist an ihrem Gesundheitszustand. Und ihr Ehemann ist zudem auch noch krankhaft eifersüchtig auf jeden Arzt und jeden Pfleger, der seine Frau nur nett anlächelt, und macht ihr damit zusätzlich das Leben zur Hölle. Ich würde es nie wagen, ihm zu unterstellen, dass er etwas mit dem Zustand seiner Frau zu tun hat ... oder etwa doch?


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 105

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Es ist nicht dein Todesurteil, Lena

Vorschau

Impressum

Es ist nicht dein Todesurteil, Lena

Nicht schon wieder Lena Weirauch! In den letzten Wochen sind meine Notarztkollegen und ich schon einige Male wegen der Musicaldarstellerin ausgerückt – zu oft! Heute wurde ich erneut zu ihr gerufen.

Aus der blonden, imposanten Bühnenschönheit, die ich selbst schon im Musical bewundert habe, ist tatsächlich ein körperliches Wrack geworden. Sie erleidet einen Zusammenbruch nach dem anderen, und ihre Symptome sind sehr diffus. Eine medizinische Ursache haben meine Kollegen bisher nicht gefunden. Das kann doch nicht sein!

Mich lässt das Gefühl nicht los, dass hier irgendetwas faul ist an ihrem Gesundheitszustand. Und ihr Ehemann ist zudem auch noch krankhaft eifersüchtig auf jeden Arzt und jeden Pfleger, der seine Frau nur nett anlächelt, und macht ihr damit zusätzlich das Leben zur Hölle. Ich würde es nie wagen, ihm zu unterstellen, dass er etwas mit dem Zustand seiner Frau zu tun hat ... oder etwa doch?

Dr. Andrea Bergen stieß ihren Mann Werner mit dem Ellenbogen von der Seite an.

»Also hör mal, Liebling, schläfst du etwa ein?«, zischte sie streng, konnte sich dabei ein Grinsen aber nicht verkneifen.

Er schreckte hoch und unterdrückte ein herzhaftes Gähnen.

»Huch! Nein, gar nicht, das hat nur so ausgesehen. Natürlich nicht. Ich bin die Aufmerksamkeit in Person.« Er setzte sich im weichen, samtbezogenen Sitz aufrechter hin.

Andrea schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Banause. Ich hatte gestern und vorgestern im Krankenhaus Spätschicht. Bin bis spät nachts mit dem Notarztwagen unterwegs gewesen. Und wer schläft jetzt im Musical ein? Nicht etwa ich, sondern der werte Herr Kinderarzt, der in letzter Zeit immer pünktlich Feierabend machen konnte.«

Die Notärztin hatte ihren Mann überredet, heute mit ihr ins Musical zu gehen. Die Neuinszenierung von »Dirty Dancing« war von den Kritikern hochgelobt worden, und überall in der Stadt hingen große Plakate. Trotz ihrer Müdigkeit hatte Andrea es sich nicht nehmen lassen, zwei Tickets für sich und Werner zu bestellen. Jetzt folgte sie der Aufführung begeistert, während Werner immer wieder die Augen zufielen.

Es half einfach nichts, dachte sie seufzend. Sie musste wohl einsehen, dass Werner ihre Begeisterung für Musicals, Ballett und Operetten nicht teilte.

»Aber die Inszenierung ist wirklich großartig«, raunte sie ihm zu, während auf der Bühne die Darsteller umherwirbelten und dabei aus voller Kehle sangen. Es beeindruckte sie immer wieder, was diese Menschen leisteten: Schauspiel, Tanz, Gesang – das waren ja wahre Multitalente. Andrea deutete auf die Hauptdarstellerin, die gerade im zartrosa Kleid auf die Bühne trat und alle Blicke auf sich zog. »Das ist übrigens Lena Weirauch. Sie wird als der neue große Stern am deutschen Musical-Himmel gehandelt. In einem Magazin habe ich neulich einen mehrseitigen Bericht mit vielen Hochglanzbildern über sie gesehen. Sie hat ein unglaubliches Charisma, oder?«

»Weirauch?« Jetzt war Werner wieder munterer. Nachdenklich schaute er die Darstellerin an, die gerade ein Solo sang. In ihrem pastellfarbenen Kleid, mit den blonden Locken und der zierlichen Statur war sie wunderschön, sie hatte etwas Engelsgleiches an sich. »Der Nachname kommt mir bekannt vor. Ja, natürlich, Markus Weirauch. Wir haben gemeinsam studiert. Er hat mittlerweile auch eine Kinderarzt-Praxis aufgemacht. Aber irgendwie haben wir uns aus den Augen verloren. Auf Kongressen und anderen Veranstaltungen sehen wir uns regelmäßig, klar, aber ansonsten ... Ich habe schon länger nichts mehr von ihm gehört. Allerdings weiß ich, dass er geheiratet hat. Eine Sängerin, hat er mal erwähnt. Ob sie das ist? Markus' Frau?«

Andreas Augen wurden groß. »Was? Du kennst den Ehemann eines Musical-Stars und erzählst mir das nicht? Das ist doch total spannend.«

Er reckte den Hals, seine Müdigkeit war wie weggeblasen.

»Da ist er«, flüsterte er Andrea aufgeregt zu und deutete über das Publikum. Seitlich in einer Loge des Theaters saß ein schlanker Mann, dessen blondes Haar an den Geheimratsecken ein wenig schütter wurde, und dessen Blick wie gebannt auf die Bühne gerichtet war. In seinen blauen Augen lag ein verträumter Ausdruck. »Das ist Markus Weirauch.«

»Pst«, zischte jemand hinter dem Ärzte-Ehepaar. Ertappt zuckten Andrea und Werner zusammen und konzentrierten sich schweigend auf das Geschehen auf der Bühne.

Doch immer wieder ertappte sich Andrea dabei, dass ihr Blick neugierig zu Markus Weirauch wanderte, dem Kinderarzt, der vermutlich der Ehemann der wunderschönen Hauptdarstellerin war. Ob er sich jede ihrer Vorstellungen ansah? Er musste sie sehr lieben, er schaute ganz verzaubert.

Plötzlich taumelte die Darstellerin. Ihre Bewegungen wurden schleppend.

Andrea hielt den Atem an. Irgendetwas stimmte da nicht.

***

Lena spürte, dass ihr der Schweiß ausbrach.

Nicht jetzt, dachte sie verzweifelt.

Schon den ganzen Tag fühlte sie sich elend. Vor der Aufführung hatte sie ein Nickerchen gemacht und die Generalprobe dafür verpasst, in der Hoffnung, dass sie sich dann besser fühlen würde. Immer öfter in letzter Zeit war sie so schrecklich müde, dass sie es kaum durch den Tag und die vielen, anstrengenden Trainingsstunden schaffte. Dazu kamen diese starken Bauchkrämpfe, die sie ständig hatte. Der Hausarzt hatte ihr etwas Magenberuhigendes gegeben, und sie hatte schon geglaubt, das würde helfen, doch jetzt zog sich ihr Bauch schmerzhaft zusammen.

Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Sie musste es irgendwie durch die Vorführung schaffen. Nicht nur, um das Publikum nicht zu enttäuschen. Sondern auch, weil sie das ihren Kollegen schuldig war, die ebenso hart wie sie trainiert hatten. Wenn sie jetzt schlapp machte, war die Aufführung ruiniert.

Doch die Krämpfe wurden schlimmer. Ein gequältes Stöhnen kam über ihre Lippen, das vom Mikrofon verstärkt durch den Saal hallte. Dazu wurde ihr schwindelig. Punkte flimmerten vor ihren Augen, das Publikum verschwamm. Sie versuchte sich zusammenzureißen, doch auf einmal konnte sie sich nicht mehr an den Text erinnern.

Ihr war heiß und kalt gleichzeitig. Das musste ein Albtraum sein!

***

Sofort war Andreas ganzer Körper angespannt. Sie war bereit, zu reagieren, wenn das notwendig sein sollte. Das gehörte doch nicht zur Vorführung, oder etwa doch?

Lena Weirauch war so blass geworden, dass man es trotz des Bühnen-Make-ups sah. Sie verstummte mitten im Lied. Als sie sich zusammenkrümmte, sprang Andrea auf. In dem Moment, als die Darstellerin in sich zusammensackte und ihre Beine unter ihr nachgaben, drängte sich die Notärztin bereits durch die Sitzreihe und stürmte nach vorne zur Bühne.

Rufe wurden laut. Menschen sprangen auf. Manche näherten sich der Bühne, um besser sehen zu können, was da geschah. Andere drängten zu den Ausgängen.

Andrea ließ sich vom Aufruhr nicht beeinflussen. Sie drückte sich an anderen Musical-Gästen vorbei. Ihr Blick blieb auf Lena Weirauch gerichtet, die auf der Bühne lag. Ihr zartrosa Kleid war um ihren zierlichen Körper gebreitet, die blonden Locken lagen wie ein Heiligenschein um ihr Gesicht verteilt. Das Bühnenlicht war noch immer auf sie gerichtet.

»Lena! Lena«, rief jemand. Der blonde Mann stürmte ebenfalls nach vorne. Nur am Rande nahm Andrea wahr, dass er kreidebleich war und seine Augen feucht schimmerten. Die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Lassen Sie mich zu ihr, sie ist meine Frau. Ich bin Mediziner, ich muss ihr helfen.«

»Ich bin auch Ärztin«, beruhigte Andrea ihn, während sie neben der Patientin niederkniete.

Lena war bei Bewusstsein, sie blinzelte ins grelle Licht und verzog das Gesicht. Sie versuchte etwas zu sagen, doch über ihre blassen, geradezu bläulichen Lippen kam nur ein undeutliches Stammeln. Sie zitterte.

Eilig untersuchte Andrea sie. Es schien keine akute Lebensgefahr zu bestehen. Dennoch stand für die Notärztin fest, dass Lena Weirauch ins Krankenhaus gebracht werden musste. Die Frau wirkte ganz geschwächt und etwas verwirrt, außerdem klagte sie über Bauchkrämpfe.

Zum Glück dauerte es nicht lange, bis der diensthabende Notarzt Dr. Clemens Stellmacher mit seinem Team eintraf.

Als er die Kollegin bei der Patientin sah, grüßte er sie mit einem kurzen, erstaunten: »Andrea!?«

»Sie ist auf der Bühne zusammengebrochen. Unter Umständen einfach der Kreislauf, aber sie sollte gründlich durchgecheckt werden«, gab sie ihm eine knappe Zusammenfassung.

»Ich fahre mit ins Krankenhaus«, keuchte Markus Weirauch. »Ich muss bei meiner Frau sein. O Gott, wird sie wieder gesund?«

Werner legte seinem ehemaligen Studienkollegen die Hand auf die Schulter.

»Das wird schon, Markus. Ich bin sicher, es ist halb so wild.«

Dankbar nickte Markus ihm zu, dann kletterte er in den Rettungswagen, mit dem seine Frau ins Elisabeth-Krankenhaus transportiert wurde.

»Mein Gott«, schnaufte Andrea, nachdem der Notarztwagen gefahren war. »Manchmal hat man wirklich das Gefühl, als Arzt von medizinischen Notfällen verfolgt zu werden, wohin man auch geht.«

Wo gerade noch die beste Stimmung geherrscht hatte und festlich gekleidete Zuschauer die wunderbare Aufführung auf der Bühne verfolgt hatten, war jetzt nichts mehr davon zu bemerken.

»Die Vorstellung wird unterbrochen«, hallte eine Stimme aus den Lautsprechern – als wäre das nicht ohnehin klar.

***

»Sie sind ja immer noch hier«, stellte Andrea Bergen mit einem sanften Lächeln fest. Sie hatte gerade ihren Arbeitstag im Elisabeth-Krankenhaus begonnen und bemerkt, dass Lena Weirauch noch in einem der Krankenhaus-Betten lag.

»Sie? Sie waren doch im Musical«, staunte Lena. »Eigentlich als Zuschauerin, aber Sie haben mich versorgt, als ich zusammengebrochen bin.«

Andrea nickte. »Es war reiner Zufall, dass ich anwesend war. Ich bin Notärztin. Gestern Abend wollte ich mir die Vorstellung mit meinem Mann ansehen. Offen gestanden hatte ich gehofft, dass man Sie schon wieder entlassen hätte.«

Die Musical-Darstellerin seufzte. »Ja, immerhin geht es mir wieder gut.« Ihr Lächeln fiel etwas verlegen aus. »Die Ärzte hier wollen noch einige Tests durchführen, weil ich erwähnt habe, dass ich in letzter Zeit immer wieder Bauchkrämpfe habe. Aber mein Zusammenbruch auf der Bühne ... Das war bestimmt wirklich nur der Kreislauf. Ich habe in letzter Zeit wenig gegessen, hatte einfach nicht so viel Appetit. Und um in die Bühnenoutfits zu passen, muss ich ohnehin immer auf meine Linie achten. Oh, es ist mir so peinlich. Ich habe die Vorstellung für alle ruiniert.«

»Das darfst du nicht sagen«, sagte Markus Weirauch mit fester Stimme. Andrea erkannte den Kinderarzt mit dem blonden Haar, dem sanften Gesicht und den blauen Augen, vor denen er eine rahmenlose Brille trug. Er kam mit zwei Kaffeebechern ans Bett seiner Frau, reichte ihr einen und setzte sich an die Bettkante. »Du gibst immer dein Bestes. Niemand macht dir einen Vorwurf daraus, wenn du einmal krank bist.«

»Ach, Markus«, seufzte Lena traurig. »Du bist immer so lieb zu mir.«

Sanft streichelte er über ihren Handrücken. »Dafür bin ich doch da, ich bin immerhin dein Ehemann.«

»Und er hat recht«, stimmte Andrea zu. »Niemand sucht sich aus, krank zu sein. Dann drücke ich mal die Daumen, dass die restlichen Tests zufriedenstellend ausfallen und Sie ganz bald wieder auf der Bühne stehen können.«

»Warten Sie noch kurz«, hielt Lena Andrea auf, als diese schon weiterwollte, um in ihren Arbeitstag zu starten. »Ich wollte Ihnen noch von ganzem Herzen danken. Sie waren im richtigen Moment zur Stelle und haben mir geholfen.«

»Das ist doch selbstverständlich«, sagte Andrea warmherzig.

Als sie ihr Team traf und kurz darauf zum ersten Einsatz des Tages ausrückte, musste sie immer noch über den Dank der Musical-Darstellerin lächeln. Menschen zu helfen, die in Not waren, war das, was ihr im Leben das Wichtigste war.

***

»Ach, verdammt«, fluchte Markus. Er kämpfe mit dem Standmixer, mit dem er gerade versuchte, einen nahrhaften, vitaminreichen Shake für Lena zuzubereiten. Der Deckel hatte nicht richtig auf dem Behälter gesessen, Smoothie-Masse war auf die Arbeitsplatte gespritzt.

»Lass doch.« Federleicht legte Lena ihm die Hand auf die Schulter und schmiegte sich an ihn. »Ich kann mir doch selbst meinen Shake machen.« Sie zwinkerte ihm zu. »Ich bin schon ein großes Mädchen.« Er wirkte schon den ganzen Tag abgelenkt und in Gedanken versunken, da musste er nicht auch noch für sie in der Küche hantieren.

»Ich mache das gerne. Die Ärzte haben immerhin betont, wie wichtig es ist, dass du genug Kalorien zu dir nimmst. Bei deinem Trainingspensum erst recht.« Er sagte es freundlich, aber klang dabei auch etwas distanziert. Und sie spürte, dass er sich versteifte, als sie sich an ihn lehnte.

»Was ist denn los?«, fragte sie ihn beunruhigt.

Er schaute sie nicht an. »Was soll denn sein?«

Sie biss sich auf die Unterlippe. »Du bist so komisch heute. Bist du sauer auf mich?«

»Nein«, kam es sofort zurück. Etwas zu schnell.

Verwirrt wich Lena einen Schritt zurück. »Du kannst doch nicht behaupten, alles wäre okay. Ich merke dir doch an, dass dich etwas bedrückt. Liegt es an mir?«

Mit ungebrochener Freundlichkeit reichte er ihr den Shake. Das Sonnenlicht, das zum Fenster hereinfiel, spiegelte sich in seiner Brille, sodass sie seine Augen für den Moment nicht sehen konnte.

»Ich sage doch, es ist gut. Mach dir keine Gedanken, Liebling. Leg dich aufs Sofa, ja? Du sollst dich doch schonen.«