Notärztin Andrea Bergen 1480 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1480 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

Wie auch in der Nacht zuvor wacht die schöne Carina schweißgebadet auf. Ihr Herz rast, und sie meint, keine Luft mehr zu bekommen! Voller Angst steht sie auf und taumelt ins Bad. Doch was ist das? Obwohl das Licht über dem Waschbecken brennt, sieht sie nichts auf dem rechten Auge! Sie ist halbseitig blind! Ist das eine Steigerung des seltsamen Augenflimmerns, das sie in den vergangenen Tagen beeinträchtigt hat? Und hängt nicht auch ihr rechtes Lid ein wenig nach unten?
Dennis Rath, ein junger Arzt im Elisabeth-Krankenhaus, gibt Entwarnung: Der Stress der letzten Arbeitswoche, die vielen Fotoshootings, die Carina als gefragtes Model absolvieren musste, haben ihren Tribut gefordert, meint er - und schickt sie unbehandelt nach Hause. Aber da kommt es zu einem dramatischen, lebensbedrohlichen Zwischenfall, nach dem nichts mehr für Carina ist, wie es einmal war ...


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Inhalt

Cover

Augenflimmern und Herzrasen

Vorschau

Impressum

Augenflimmern und Herzrasen

Arme, traurige Carina! Als ich ihr heute den Spiegel gereicht habe und sie zum ersten Mal nach dem Schlaganfall ihr Gesicht gesehen hat, ist für die junge Frau eine Welt zusammengebrochen. Und ich kann es ihr nicht einmal verdenken: Gerade noch wurde Carina Rossi als atemberaubende Schönheit auf den Laufstegen der Welt gefeiert. Kaum eine Modezeitschrift, auf der sie noch nicht zu sehen war. Doch der Hirnschlag hat das alles zunichtegemacht – von heute auf morgen!

Mit der starren Mimik und dem blinden Auge wird sie wohl nie mehr als Model gebucht werden. Inzwischen haben sich all ihre ehemaligen Bewunderer von ihr abgewandt – sogar Dominik, ihr Verlobter, hat sie verlassen! Er braucht vollkommene Schönheit um sich herum, sagt er.

Sein Verrat hat Carina endgültig das Herz gebrochen. Ich weiß nicht, woher sie noch die Kraft nehmen soll, weiterzukämpfen ...

Immer wieder klickte die Kamera. Carina Rossi war in gleißendes Licht getaucht.

Sie wusste genau, was sie zu tun hatte. Geschmeidig nahm sie eine Pose nach der anderen ein. Ihr intensiver Blick aus schokoladenbraunen Augen war mal verträumt in die Ferne gerichtet, dann wieder geradewegs in die Kamera. Ihr glänzendes, braunes Haar fiel ihr seidig über die Schultern. Zwischendurch huschte kurz eine Stylistin herbei, um einzelne Strähnen zurechtzuzupfen.

»Perfekt, unglaublich!« Der Fotograf überschlug sich förmlich vor Begeisterung.

Der Job, für den sie diesmal als Model gebucht worden war, war für sie Routine. Es ging um eine Werbestrecke für eine Luxusmarke: Carina musste elegante Abendkleider und die neue Handtaschenkollektion in Szene setzen. Verführerisch blickte sie über ihre Schulter und wusste jetzt schon, dass der Kunde zufrieden sein würde.

Seit Jahren arbeitete sie als Model, ihr Erfolg nahm stetig zu, und sie wurde regelmäßig gebucht. Es lief bestens. Doch mit dem Herzen war sie nicht so recht bei der Sache. Während sie gekonnt vor der Kamera posierte, schweiften ihre Gedanken ab.

Sehnsüchtig seufzte sie, als sie an ihren Herzenswunsch dachte, an ihren großen Traum: das kleine Café, das sie in der Innenstadt eröffnen wollte. Schon seit einer gefühlten Ewigkeit träumte sie davon, und jetzt endlich war das Ziel in greifbare Nähe gerückt.

»Du bist wunderschön«, schwärmte der Fotograf begeistert. »Jeder Schuss ist ein Treffer.«

Sie rang sich ein Lächeln ab. »Wunderschön« – ja, das hatte man ihr seit ihrer Kindheit oft gesagt. »Bellissima« – so hatte es in dem kleinen, italienischen Dorf geheißen, in dem sie als Kind eines Italieners und einer deutschen Auswanderin aufgewachsen war.

Carina konnte sich gut an die Worte ihrer Mutter erinnern: »Carina, mein Schatz, der liebe Gott hat es gut gemeint mit dir. Mit deinem hübschen Gesicht wirst du es weit bringen. Es ist eine oberflächliche Welt, und diejenigen, die schön geboren wurden, haben großes Glück.«

Elf Jahre alt war Carina gewesen, als sich ihre Eltern getrennt hatten und ihre Mutter mit ihr nach Deutschland zurückgekehrt war. Sie hatte Angst gehabt – Angst vor dem Land, das ihr noch fremd gewesen war, und vor der neuen Sprache, die sie zu Beginn nur bruchstückhaft beherrscht hatte. Und vor allem Angst davor, keinen Anschluss zu finden.

Doch die Worte ihrer Mutter hatten sich bewahrheitet: Jeder wollte mit dem wunderhübschen Kind mit den dunklen Augen und dem glänzenden, braunen Haar befreundet sein.

In Windeseile hatten sich ihre Deutschkenntnisse verbessert, sodass sie bald ganz ohne Akzent sprach. Und neben der Schule war eine Modelagentur auf sie aufmerksam geworden; sie war als Model für Kindermoden gebucht worden. Ihre Fotos waren in einem großen Katalog zu sehen gewesen. Das Geld, das dadurch in die Familienkasse gespült wurde, war mehr als willkommen gewesen, denn ihre Mutter hielt sich mehr schlecht als recht mit mehreren Jobs über Wasser.

Diesmal war das Seufzen, das ihr über die Lippen kam, traurig.

Ach, Mama, dachte sie. Wenn du doch sehen könntest, wie weit ich es gebracht habe! Über Geld muss ich mir keine Gedanken mehr machen. Ich lebe in einem Wohlstand, von dem du immer geträumt hast.

Diesen Wohlstand hatte sie allerdings nicht nur ihrem Erfolg als Model zu verdanken, sondern auch ihrem Freund Dominik, der ebenso großzügig wie wohlhabend war. Er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Und als sie ihm aufgeregt erzählt hatte, dass Räumlichkeiten in der Innenstadt vermietet wurden, die perfekt für ihr eigenes Café wären, hatte er kurzerhand gesagt, sie solle den Mietvertrag unterschreiben.

»Der melancholische Blick, wunderbar!«, schwärmte der Fotograf.

Carina versuchte, die Melancholie abzuschütteln. Sie wollte nicht undankbar sein; es lief doch alles glänzend in ihrem Leben. Der Erfolg als Model war nichts, was sie als selbstverständlich nahm.

Und doch brannte sie nicht für diesen Beruf. Allzu flüchtig erschien ihr der Erfolg, der einzig und allein auf ihrer Schönheit beruhte. Schönheitsideale wechselten doch ständig, sie waren Moden unterworfen. Gerade war ihr Typ gefragt, aber das konnte sich jederzeit ändern. Und wenn sie nicht mehr jung und faltenfrei war, würde sie ihre Karriere ohnehin an den Nagel hängen können.

Immer stärker brannte der Wunsch nach dem eigenen Café in ihr. Das wäre etwas Richtiges, etwas Echtes, etwas Eigenes und Bleibendes. Etwas, was sie auch noch machen konnte, wenn ihre Jugend und Schönheit verblassten. Niemand würde sie dort auf ihr Aussehen reduzieren. Und sie könnte sich ganz dem widmen, was ihr wirklich Spaß machte: dem Backen süßer Leckereien.

Als das Fotoshooting vorbei war, atmete Carina auf. Noch während sie sich umzog, schob sie sich einen Schokoriegel in den Mund. In den letzten Tagen hatte sie eine strenge Diät eingehalten, um auf den Fotos bestmöglich auszusehen, so wie der Kunde es von ihr erwartete. Jetzt war sie richtiggehend ausgehungert.

»Carina? Dein Liebster ist hier«, rief Annegret, eine Assistentin, die am Fotoshooting beteiligt gewesen war.

Jauchzend flog Carina Dominik in die Arme. Wie gut er wieder aussah! Er kam direkt aus dem Büro, trug einen seiner maßgeschneiderten Anzüge und polierte Lederschuhe aus feinstem italienischen Leder. Die dunklen Haare hatte er mit Gel gebändigt, jedes Haar lag an seinem Platz. Der Duft seines teuren Aftershaves stieg ihr in die Nase.

»Meine Liebste«, sagte er zärtlich. »Ich weiß, wir sind erst in einer halben Stunde verabredet, aber ich konnte es nicht erwarten, dich wiederzusehen. Braucht ihr hier noch lange?«

»Im Gegenteil, wir sind gerade fertig.«

»Wunderbar. Dann machen wir uns gleich auf den Weg zum Restaurant.«

»Ich hoffe, es geht nicht in eines deiner tollen Lieblingsrestaurants, in denen man zehn Gänge aufgetischt bekommt, von denen jeder ein Kunstwerk ist, die Portionen aber in Fingerhüte passen würden!« Sie lachte. »Ich habe nämlich einen Bärenhunger.«

Er schmunzelte. »Ich fürchte, genau in so ein Restaurant gehen wir. XL-Schnitzel mit Bergen von Pommes wird es da wohl kaum geben. Ich hoffe, du bist nicht allzu enttäuscht. Es ist ein ganz besonders exquisites Restaurant. Ich musste meine Beziehungen spielen lassen, um einen Tisch zu bekommen.«

Ihre Augen weiteten sich. Etwas hatte in seinem Tonfall gelegen ... etwas Bedeutungsvolles. Ganz so, als hätte er dieses besonders feine Restaurant nicht ohne Grund ausgewählt.

Als sie ihm zu seinem silberglänzenden Sportwagen folgte, pochte ihr Herz vor Aufregung ganz schnell.

***

Aus großen Augen schaute Carina aus dem Auto, während sie vor dem Restaurant parkten.

»Das ist es? Das ist ja ein Schloss!«, rief sie aus.

Noch immer konnte sie manchmal schwer glauben, in welch einem Wohlstand Dominik Schiffer lebte – und nun auch sie, seit sie zusammen waren. Ständig lud er sie in tolle Restaurants und zu Urlauben ein, machte ihr teure Geschenke. Sie war zu ihm in seine Penthouse-Wohnung mit Blick über die Stadt gezogen.

An vielen Tagen erschien ihr all das wie ein Märchen oder ein seltsamer Traum, aus dem sie jederzeit aufwachen und in der harten Realität landen könnte. Im Gegensatz zu Dominik war sie nicht in reiche Verhältnisse geboren, für sie war das alles nicht selbstverständlich.

Auf dem Parkplatz standen ausschließlich teure Autos, so viel konnte Carina erkennen, obwohl sie sich wenig aus Fahrzeugen machte und die Marken nicht erkannte. Ein roter Teppich führte auf das Eingangstor des Schlösschens zu, das idyllisch am Stadtrand gelegen war. Fackeln loderten zu beiden Seiten des Teppichs.

Der elegant gekleidete Kellner wollte Carina den Stuhl zurechtrücken, doch Dominik kam ihm zuvor. Galant war er ihr behilflich.

»Erzähl mir von deinem Tag«, bat er, während sie sich bei Wein und Vorspeise gegenübersaßen.

Carina berichtete bereitwillig vom Fotoshooting. Dabei war sie so aufgeregt, dass sie kaum wahrnahm, wie die Austern schmeckten. Ihre Gedanken kreisten um die Frage: Gab es einen bestimmten Grund, warum er sie heute so besonders nobel ausgeführt hatte?

Sie waren nun schon seit ein paar Jahren zusammen, und zwischen ihnen lief es großartig. In letzter Zeit hatten sich immer mehr Pärchen aus ihrem Freundeskreis verlobt. Wollte auch Dominik ihr endlich einen Heiratsantrag machen?

»Ich bin sicher, die Fotos werden unglaublich«, sagte er zärtlich. »Du hast es einfach drauf als Model. Deine natürliche Schönheit ist wirklich fesselnd. Was habe ich nur für ein Glück, so eine schöne Partnerin gefunden zu haben?« Sanft strich er ihr eine Haarsträhne aus der Stirn.

Im flackernden Kerzenlicht saßen sie einander gegenüber. Über dem Tisch fassten sie sich an den Händen. Dominiks Daumen streichelte über Carinas Handrücken. Tief schauten sie einander in die Augen und bekamen kaum mit, dass der Kellner die zweite Vorspeise, eine Komposition mit gehobelten Trüffeln, brachte.

»Meine hinreißende Carina. Jetzt sind wir schon seit Jahren ein Paar, und von Tag zu Tag bin ich verrückter nach dir. Du hast mir wirklich total den Kopf verdreht.« Dominik lächelte sie an.

Immer schneller schlug ihr Herz. Lag das nur an der Aufregung, weil sie so sehnsüchtig auf die Frage aller Fragen wartete? Nein, da war noch mehr; ihr Herz wummerte so wild, dass sie es mit der Angst zu tun bekam. Irgendetwas stimmte da nicht. Kalter Schweiß brach ihr aus, und ihr wurde schwindelig.