Notärztin Andrea Bergen 1447 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1447 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

"Freddie, mein Freddie verbrennt!" Finjas verzweifelter Ruf geht in Tränen unter, und das dünne, panische Stimmchen schneidet der Erzieherin Klara mitten ins Herz. Der Plüschhase ist nach dem Tod ihrer Mutter alles, was Finja von ihrem Kinderglück noch geblieben ist. Sie muss ihn aus den Flammen retten!
Obwohl das Feuer schon am Dach der Kindertagestätte züngelt, überlässt Klara die Kleinen draußen vor dem Haus der Obhut ihrer Kollegin Greta und läuft wieder in die brennende Kita. Gretas besorgten Warnruf hört sie schon nicht mehr. Freddie! Ich muss Freddie finden!, ist alles, was Klara denken kann ...
Als wenige Minuten später Polizei und Feuerwehr eintreffen, sind alle Kinder und Erzieher in Sicherheit - bis auf Klara Wiener! Der Feuerwehrmann Lasse zögert keine Sekunde, um die junge Frau zu retten. Doch in der Kita erwartet ihn ein wahres Flammeninferno. Für Klara scheint es keine Hoffnung mehr zu geben ...


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Seitenzahl: 126

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Inhalt

Cover

Opfer und Helden

Vorschau

Impressum

Opfer und Helden

Das Bild hat sich mir für alle Zeit ins Herz gebrannt: Feuerwehrmann Lasse erscheint, umgeben von lodernden Flammen, im Eingang der Kindertagesstätte. Auf dem Arm die junge Erzieherin Klara – bewusstlos –, doch sie hält einen kleinen Plüschhasen an sich gepresst. Lasse taumelt auf mich zu und bricht zusammen, und in letzter Sekunde können meine Sanitäter ihm Klara abnehmen, bevor auch sie hart auf dem Boden aufprallt ...

Während der rasenden Fahrt ins Krankenhaus habe ich Klara in aller Eile einen Tubus gelegt und sie mittels Infusionen zu stabilisieren versucht. Dann haben meinen Kollegen im Schockraum Klara übernommen und kämpfen nun verzweifelt um ihr Leben. Während ich zum Himmel bete, dass die junge Erzieherin leben darf, geht mir das dünne, panische Stimmchen des kleinen Waisenmädchens Finja nicht mehr aus dem Kopf: »Ich bin schuld, wenn Klara stirbt ...«

Feierlich entzündete Klara Wiener die erste Kerze am Adventskranz. Staunend blickten die Kinder ins flackernde Licht. Der Duft von Tannenzweigen, Nelken, Orangen und Zimt hing in der Luft. Draußen sah es nass und unwirtlich aus, auf Schnee wartete man in diesem Dezember bisher vergebens, dafür regnete es beinahe täglich, doch hier drin in der Kita »Sonnenschein« war es angenehm warm und gemütlich.

Greta, die zweite Erzieherin, klatschte munter in die Hände.

»So, ihr Lieben! Nun lasst uns unser Adventslied singen, so wie wir es geübt haben. Na, kennt ihr den Text noch?«

Klara schmunzelte. Bestimmt würde sie gleich selbst die ersten Töne anstimmen müssen, weil sich keines der Kinder trauen würde, den Anfang zu machen. Sie griff nach ihrer Gitarre und begann zu spielen. Doch als sie gerade den Mund öffnete, um zu singen, wurde sie überrascht: Ein feines, dünnes Stimmen erhob sich.

Klara wurde es ganz warm ums Herz. Die kleine Finja hielt sich sonst meistens im Hintergrund; sie war ein stilles, schüchternes Kind, das oft einfach übersehen wurde. Doch jetzt begann sie tapfer zu singen: erst ganze leise und etwas zittrig, doch durchaus entschlossen. Der Blick ihrer haselnussbraunen Augen war auf die Kerzenflamme gerichtet. Sie hielt ihren Stoffhasen Freddie ganz fest in beiden Armen.

Nach und nach stimmten die anderen Kinder mit ein. Glockenhelle Stimmchen sangen ein Weihnachtslied nach dem anderen. Auf jedem der kleinen Gesichter lag ein verträumter Ausdruck.

Die Adventszeit war alljährlich etwas ganz Besonderes. Klara liebte es, den Glanz in den Augen der Kinder zu sehen. Schmunzelnd tauschte sie einen Blick mit ihrer Kollegin aus und wusste, dass es Greta genauso ging.

Nach dem Singen ging es ans Basteln der Papiersterne. Klara half geduldig mit der Schere und lobte die Kleinen überschwänglich, wenn diese ihre Kunstwerke mit Glitzerfarben und Pailletten verzierten. Sie lächelte über den Enthusiasmus, mit dem die Kinder bei der Sache waren. Begeistert plapperten sie dabei durcheinander: Sie erzählten, was sie sich vom Christkind wünschten, und ein Junge prahlte damit, er habe schon einmal den leibhaftigen Weihnachtsmann gesehen.

Nur Finja war wieder ruhig und in sich gekehrt. Ihren Stoffhasen hatte sie beim Basteln neben sich gesetzt.

Seufzend betrachtete Klara das kleine Mädchen. Die dunkelblonden Haare, die der Kleinen glatt über die Schultern fielen, wirkten wie so oft etwas ungekämmt. Finjas Vater dachte oft nicht an solche Dinge – und ihre Mutter war verstorben.

Klaras Herz zog sich bei dem Gedanken schmerzhaft zusammen. Wie leid ihr das Mädchen tat! Kein Wunder, dass Finja so verschlossen war und oft schrecklich traurig wirkte! In ihrem Alter sollte man längst nicht so viel Schlimmes durchgemacht haben.

Paul, der Junge, der gerade vom Weihnachtsmann erzählt hatte, schnupperte geräuschvoll in der Luft herum und atmete tief ein. Auf seinem pausbäckigen Gesicht lag ein seliges Lächeln.

»Es riecht nach Essen«, fand er.

Das Mädchen neben ihm, Susi, rümpfte angewidert die Nase. »Du spinnst. Es stinkt ganz schlimm. Wie wenn Papa sagt, er möchte mal kochen, und dann vergisst er das Essen auf dem Herd. Und dann ist alles ganz schwarz und bitter, und Mama schimpft.«

Klara und Greta tauschten einen Blick aus. Als sie den Geruch auch wahrnahmen, rissen sie die Augen auf und sprangen wie auf ein gemeinsames Kommando auf.

»O Gott, nein!«, kreischte Greta schockiert. Hektisch packte sie Kissen und Decken und schlug damit wild auf die Flammen ein, die plötzlich vom Tisch hochzüngelten.

Einen Herzschlag lang konnte sich Klara gar nicht rühren. Erschrocken starrte sie das Feuer an. Still und heimlich hatte die Flamme der Adventskerze auf den Kranz übergegriffen, das Tischtuch in Brand gesteckt, sich immer weiter ausgebreitet. Wie hatte sie das Knistern, die Wärme, den beißenden Rauchgeruch nur bisher nicht bemerken können?

»Heute soll doch aber nur eine Kerze brennen, nicht alle. Das hat mir meine Mama erklärt«, stellte Paul mit nachdenklicher, ernster Miene und seelenruhig fest.

Das riss Klara schlagartig aus ihrer Starre und brachte Leben in sie. Sie keuchte auf. Sie mussten hier raus, und zwar schnell! Gretas Bemühungen, das Feuer mit Decken zu ersticken, waren aussichtslos. Viel zu schnell griffen die Flammen jetzt auch auf die Vorhänge und das Sofa über.

»Kinder, bleibt ruhig! Wir laufen jetzt alle gemeinsam raus. Kein Drängeln! Nicht so schnell!« Das fehlte noch, dass die Kleinen nun stolperten, übereinander hinwegtrampelten und in Panik gerieten. Alles musste so gesittet wie möglich ablaufen.

»Greta, hilf mir«, zischte Klara ihr zu.

Ihre Kollegin reagierte sofort, ließ die Decken fallen und half ihr dabei, die Kinder hinaus ins Freie zu bringen. Eines nach dem anderen stolperte durch die Tür hinaus in die Kälte.

Klaras Herz raste. Sie musste sich zusammenreißen, um keine Panik auszulösen, doch es musste auch schnell gehen! Sie schnappte sich ein weinendes Mädchen, trieb einen Jungen sanft zur Eile an, und schon stand auch sie draußen vor dem Gebäude.

»Meine Güte«, flüsterte Greta fassungslos. Wie schnell sich der Brand ausbreitete! Von draußen sahen sie jetzt die Flammen, die hinter den Fensterscheiben wild tanzten. Obwohl sie ein Stück zurückgetreten waren, spürten sie die Hitze.

»Eins, zwei ...«, murmelte Klara vor sich hin, während sie hastig durchzählte, um sicherzugehen, dass alle Kinder hier draußen und in Sicherheit waren.

Erleichtert atmete sie auf, aber erst, nachdem sie zur Sicherheit noch ein zweites Mal gezählt hatte. Ja, sie waren alle da! Die ganze Kinderschar hatte sich vor der Kita versammelt. Einige begannen jetzt, herzzerreißend zu weinen. Dicke Tränen kullerten über runde Wangen.

Doch ein Schrei bohrte sich besonders tief in Klaras Herz.

»Freddie!«, schluchzte Finja plötzlich auf. »Freddie, ich hab ihn drinnen vergessen!«

Der Plüschhase. An den hatten weder Klara noch Greta gedacht. Ihnen war es um die Sicherheit der Kinder gegangen! Nicht darum, Spielzeug hinauszubringen.

Doch für Finja war Freddie viel mehr als nur ein Spielzeug. Sie hing abgöttisch an diesem Plüschtier. Verzweifelt versuchte sie, zurück ins Gebäude zu rennen. Tränen strömten über ihr blasses Gesicht. »Freddie«, weinte sie immer wieder.

Klara hielt das Mädchen fest. »Nein, das geht nicht!«, versuchte sie, Finja klarzumachen. »Das ist viel zu gefährlich. Du kannst da nicht wieder rein. Ich weiß, das fällt dir schwer, doch es muss sein.«

»Aber ... dann verbrennt er!«, piepste Finja. Ihre Augen waren weit aufgerissen, die Pupillen groß, sie atmete schwer.

Ein Blick in Finjas tränenfeuchte Augen und ihr tieftrauriges Gesicht brach ihr das Herz. Sie musste es einfach tun – sie musste dem Kind helfen. Sie brachte es nicht über sich, Finja im Stich zu lassen.

Kurzentschlossen drückte sie das Kind Greta in die Hände. Dann wandte sie sich zum brennenden Haus um.

»Klara! Was machst du denn da? Bist du verrückt? Klara! Bleib stehen«, rief Greta ihr noch verängstigt hinterher.

Doch Klara zögerte nicht. Sie zog die Schultern hoch und stürmte ins Gebäude.

***

»Ausgerechnet eine Kita.« Erst, als die Notärztin Andrea Bergen den Blick des Rettungsassistenten Ewald Miehlke spürte, bemerkte sie, dass sie ihren Gedanken ausgesprochen hatte. Entschuldigend rang sie sich ein schwaches Lächeln ab. »Das setzt mir immer besonders zu. Wenn es um Kinder geht, meine ich. Jedes Mal, wenn Menschen in Gefahr geraten, ist das schlimm, aber bei Kindern ist das noch mal etwas anderes.«

Er nickte. »Ich weiß«, sagte er nur.

Am liebsten hätte Andrea Bergen dem Krankenwagen Flügel verliehen und ihn beschleunigt. Wenn sie doch nur endlich ankämen und sehen könnten, ob mit den Kindern alles in Ordnung war! Doch sie wusste, der Rettungssanitäter Jupp Diederichs gab bereits sein Bestes und steuerte das Auto so schnell wie möglich durch den Stadtverkehr.

Bang zog sich Andreas Herz zusammen, als sie endlich ankamen. Eine große, schwarze Rauchwolke stieg zum Himmel auf. Lichterloh stand das Gebäude in Flammen. Das Blaulicht der Einsatzfahrzeuge, die schon da waren, wirkte an diesem trüben Wintertag grell und aggressiv. Hektisch bereiteten die Feuerwehrleute, die schon angekommen waren, alles für den Löschvorgang vor.

Jupp musste den Rettungswagen vorsichtig durch die Straße manövrieren, in der sich Autos stauten. Eine Menschenmenge hatte sich vor der Absperrung gebildet: Schaulustige, Nachbarn. Eltern, die vom Feuer erfahren hatten und jetzt ängstlich nach ihren Kindern riefen. Polizisten, die dafür zu sorgen versuchten, dass kein Tumult ausbrach.

»Da sind sie, die Kinder«, keuchte Andrea Bergen.

Kaum hatte Jupp Diederichs geparkt, sprang sie aus dem Wagen und stürmte los. Eine Gruppe von Kindern stand vor dem Kita-Gebäude, allesamt blass und mit angstgeweiteten Augen. Vielen sah man an, dass sie geweint hatten. Neben einer jungen Frau – bestimmt einer Erzieherin – kümmerten sich Polizisten um die Kleinen, hängten ihnen wärmende Decken um die Schultern und redeten sanft mit ihnen, während sie versuchten, die Eltern ausfindig zu machen.

»Ist jemand verletzt?«, fragte Andrea augenblicklich. »Hat jemand Rauch eingeatmet? Sind alle in Sicherheit?«

Die junge Frau mit den braunen Locken schniefte. Ihre Augen waren gerötet und sie zitterte. »Die Kinder sind alle da. Ich glaube, es geht ihnen gut. Aber ... Klara!«

»Klara? Wer ist Klara?«, wiederholte Andrea drängend.

Die Braungelockte war sichtlich verstört, doch jetzt war keine Zeit, um sie langsam und behutsam zu befragen. Wenn noch jemand in Gefahr war, mussten Andrea Bergen, ihr Team und die übrigen Einsatzkräfte das wissen!

»Meine Kollegin«, schluchzte die Erzieherin. »Klara ist noch da drin.« Und nach diesen Worten deutete sie auf das brennende Haus und schaute so entsetzt drein, als könnte sie selbst kaum glauben, dass ihre Kollegin dort drin war.

Erschrocken schnappte Andrea Bergen nach Luft. Schon stürmten mehrere Feuerwehrmänner in voller Montur an ihr vorbei und verschwanden durch die Tür im Inneren der brennenden Kindertagesstätte.

***

Klara presste sich den Ärmel ihres Pullovers vor Mund und Nase. Immer wieder wurde sie von wildem Husten geschüttelt, rang keuchend nach Luft, krümmte sich zusammen.

»Freddie ... Ich muss dich finden, du dummes Plüschtier«, flüsterte sie und musste schon wieder husten, als sie Rauch einatmete.

Verzweifelt schaute sie sich um. Ringsumher nur Feuer! Wie unglaublich schnell hatte sich das bloß ausgebreitet? Als sie in die Kita zurückgelaufen war, hatte sie nicht geahnt, dass die Lage schon so schlimm war.

Sie hetzte weiter, kämpfte sich in den nächsten Raum vor. Alles verschwamm vor ihrem Blick. Der dunkle, stinkende Qualm kroch ihr in die Kehle und brannte in ihrem Hals und in ihren Augen. Es war so unerträglich heiß! Obwohl sie sich bemühte, sich von den Flammen fernzuhalten, hatte sie das Gefühl, ihre Haut würde selbst brennen. Ein Wimmern kam über ihre Lippen. Hatte sie einen entsetzlichen Fehler gemacht?

Immer höher loderten die Flammen, tanzten orange und rot über die Vorhänge, leckten an den Tapeten. Den Tisch, auf dem der Adventskranz stand, hatten sie komplett verschlungen – er brannte lichterloh!

Wenn sie nur wüsste, wo Finja den Stoffhasen gelassen hatte! Wo hatte sie ihn zuletzt gesehen? Sie erinnerte sich nicht. Das Denken fiel Klara so schwer, sie konnte sich kaum konzentrieren. Ihr war so schwindelig, dass sie sich am Türrahmen abstützte. Mit einem Schmerzensschrei zog sie die Hand zurück – alles hier war glühend heiß.

Weiter, sie musste weiter! Sie musste Freddie finden und ihn Finja bringen. Das kleine Mädchen hatte doch sonst fast nichts mehr auf der Welt. Der Gedanke an das Kind trieb Klara weiter an und verlieh ihr die Kraft weiterzugehen.

Der Basteltisch! Dort hatte sie das Plüschtier zuletzt gesehen. Finja hatte gebastelt und Freddie dabei neben sich gestellt, so als schaute das Stofftier ihr zu. Eilig hastete sie zu dem Tisch und stöhnte enttäuscht auf, als sie Freddie nicht entdeckte.

Doch gerade, als sie sich wieder abwenden wollte, blieb ihr Blick an etwas hängen: Plüschige Hasenohren ragten unter dem Tisch hervor. Das Stofftier war wohl in der allgemeinen Hektik runtergefallen.

»Hab ich dich.« Schon bereute sie, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte, denn erneut drang kratziger Rauch in ihren Hals. Würgend hustete sie und kämpfte einen Moment lang um ihr Gleichgewicht, als sich alles um sie zu drehen begann.

Sie musste raus, und zwar auf der Stelle! Wie einen kostbaren Schatz presste sie das Stofftier an ihre Brust. Ihr Blick peitschte hin und her. Zur Tür, rasch! Doch Flammen versperrten ihr den Weg. Mit einem Aufschrei zuckte Klara zurück.

Vor Angst begann ihr Herz zu rasen. In was für eine Lage hatte sie sich da nur gebracht? Der nächste Hustenanfall schüttelte sie so heftig, dass ihr kurz schwarz vor Augen wurde. Hart schlug sie auf die Knie, stützte sich mit den Händen auf dem Boden auf und rang nach Luft. Sobald sie wieder atmen konnte, schaute sie sich panisch um.

Wohin sie auch sah, überall war sie von Flammen umgeben. War da überhaupt kein Ausweg? Tränen schossen ihr in die Augen, doch sie hatte das Gefühl, die Hitze trocknete sie, kaum dass sie ihre Haut berührten. Sie rappelte sich mühsam hoch und stolperte ein paar Schritte in Richtung der anderen Tür, die nach hinten zur Küche und zum Garten führte, doch plötzlich stürzte ein brennender Tisch neben ihr um.

Augenblicklich fing der Teppich vor ihr Feuer. Klara gab einen erstickten Laut von sich, halb Schreckensschrei, halb Schluchzen, und taumelte zurück.

Ich werde sterben. Der Gedanke flammte auf einmal in ihrem Kopf auf. Grell und leuchtend verdrängte er alle anderen Gedanken. Schluchzend presste sie das Stofftier an sich. Wegen dieses Plüschhasen würde sie jetzt sterben. Das Verrückte war, dass sie es nicht einmal bereute. Sie hatte zumindest versucht, einem kleinen Mädchen zu helfen, dem sonst viel zu wenig geholfen wurde. Wenngleich es ihr nicht gelungen war, Finjas geliebtes Spielzeug aus den Flammen zu retten, spendete ihr die Vorstellung, dass sie bei diesem Versuch das Leben verlieren würde, ein winziges bisschen Trost.

Und trotzdem hatte sie Angst vor dem Tod. Eine entsetzliche, quälende Angst, wie sie sie nie zuvor gespürt hatte. Ein leises, verzweifeltes Wimmern kam ihr über die Lippen.

Erneut verlor sie das Gleichgewicht; sie konnte sich einfach nicht mehr auf den Beinen halten. Alles drehte sich um sie. Verängstigt kauerte sie auf dem Boden. Die Hitze war unerträglich. Jeder Atemzug schmerzte. Aus weit aufgerissenen Augen starrte Klara in die Flammen.

Als plötzlich ein dunkler Umriss auf sie zukam, glaubte sie erst an eine Halluzination. War es schon so weit? Sah sie seltsame Bilder vor sich? Fühlte sich so der Tod an?

Die Gestalt kam näher. Konturen schälten sich aus der flimmernden Flammenhölle. Da war ein Mann, groß und breitschultrig. Trug er etwa Einsatzkleidung wie ein Feuerwehrmann? Klara schüttelte schwach den Kopf. Das gaukelte ihr doch nur ihre Fantasie vor.