Notärztin Andrea Bergen 1372 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1372 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

Nicht ein Wort davon ist wahr!

Zornig fegt die junge Sabine die Tablettendose von ihrem Nachttisch, doch ihre Wut auf ihre behandelnde Ärztin Dr. Jennifer Eickers lodert noch immer wie eine Stichflamme in ihr. Egal, wie sie sich abzureagieren versucht - Sabine kann das Bild nicht abschütteln, wie die Internistin sanft, fast liebevoll die Hand auf Lucas Arm legt! Wie unverschämt, sich mitten auf dem Krankenhausflur an Luca heranzumachen - ihren Luca! Seit Jahren schon sind Sabine und er ein Paar, und keine andere darf diesen Traummann haben! Ohne zu merken, wie unbegründet ihr Groll ist, steigert sich Sabine in eine gefährliche Eifersucht hinein. Unbemerkt von den Ärzten im Elisabeth-Krankenhaus entsteht in ihr die fixe Idee, Jennifer Eickers zu bestrafen - auf eine Art, die sich bei Sabine, der notorischen Lügnerin, noch immer bewährt hat: Geschickt und ohne jeden Skrupel spinnt sie ein Netz aus Lügen, das das Ansehen und die Zukunft der schönen Dr. Eickers gänzlich zerstören soll ...

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Seitenzahl: 129

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Inhalt

Cover

Impressum

Nicht ein Wort davon ist wahr!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Andrei_R / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7705-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Nicht ein Wort davon ist wahr!

Schon wieder sind meine Sanitäter und ich zu der jungen Sabine Breitinger gerufen worden, die meinen Kollegen und mir seit Monaten Kopfzerbrechen bereitet! Mein erster Impuls war auch heute großes Mitgefühl, weil wir einfach nicht die Ursache von Sabines starken Beschwerden finden. Die verschiedenen Symptome passen nicht zu einem bestimmten Krankheitsbild – und doch leidet die Patientin unübersehbar!

Aber heute war irgendetwas anders als sonst, denn die quälenden Herzschmerzen, über die Sabine klagte, schienen mit einem Mal vergessen, als die Rede auf meine Kollegin Dr. Jennifer Eickers kam! Die Patientin, die gerade noch apathisch auf dem Sofa lag, sprang völlig beschwerdefrei auf, und namenloser Zorn flackerte in ihren Augen! Als sie meinen fragenden Blick bemerkte, sank sie schnell wieder in die Kissen – und doch lässt mich ein quälender Verdacht seither nicht mehr los: Kann es sein, dass Sabines Beschwerden nur gespielt sind? Und ist sie die Unbekannte, die durch geschickt gestreute Lügen Jennifer Eickers Karriere zu zerstören sucht?

Tief atmete Luca die frische Abendluft ein, als er das Bürogebäude verließ und hinaus ins Freie trat. Es war wieder einmal spät geworden auf der Arbeit. Nach einem langen Tag voller Termine hatte er die vergangenen Stunden noch genutzt, um liegengebliebenen Papierkram zu erledigen. Dabei hatte er die Zeit aus dem Blick verloren und gar nicht bemerkt, dass es draußen vor dem Fenster bereits dunkel geworden war.

Jetzt brannten seine Augen von der vielen Bildschirmarbeit, sein Nacken war verspannt. Doch trotzdem hätte es ihn nicht gestört, noch etwas mehr Zeit im Büro zu verbringen. Wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, hatte er es nicht sonderlich eilig, nachhause zu gelangen. Nur der Gedanke an Sabines leidende Miene und ihren vorwurfsvollen Blick hatte ihn schließlich von seinem Schreibtisch aufgeschreckt und Richtung Heimat getrieben.

Als er die Haltestelle erreichte, schloss der Bus gerade seine Türen. Wahrscheinlich hätte er es noch leicht geschafft, wenn er seine Schritte beschleunigt hätte und das letzte Stück gelaufen wäre, aber stattdessen schlenderte er gemütlich weiter, steckte die Hände in die Jackentaschen und zog seufzend die Schultern hoch. Der nächste Bus würde in zehn Minuten kommen, und so konnte Luca zumindest noch etwas länger die Ruhe vor dem Sturm genießen.

Freudlos verzog er den Mund, das schlechte Gewissen versetzte ihm einen Stich. Wann hatte es sich eigentlich eingeschlichen, dass er es anstrengender fand, zuhause zu sein, als beispielsweise zu arbeiten? So sollte das eigentlich nicht sein, es war nicht richtig. Aber er konnte sich einfach nicht gegen diese Empfindung wehren. Zwischen ihm und Sabine lief es schon lange nicht mehr so richtig gut, die Stimmung zuhause war angespannt, immer wieder kam es zu Streit.

‚Wobei Streit eigentlich nicht die richtige Bezeichnung ist’, dachte er resigniert, während er an der Bushaltestelle stand und den vorbeifahrenden Autos zuschaute.

Meistens liefen ihre Auseinandersetzungen so ab, dass Sabine ihn anzickte und er sich die entsprechende Antwort verkniff, die ihm auf der Zunge lag. Denn seine Freundin war so zerbrechlich, dass er stets befürchtete, ein zu harsches Wort könnte sie zerschmettern. Ihre chronischen gesundheitlichen Probleme stellten die Ärzte vor ein Rätsel. Schon oft hatte Luca um ihr Leben fürchten müssen, wenn ein Schwächeanfall sie zu Boden warf oder ihr Herz ganz unvermittelt verrücktspielte. Jede Meinungsverschiedenheit zwischen ihnen regte sie so sehr auf, dass er sich danach um ihre Gesundheit sorgte,

Es tat ihm von Herzen leid, dass sie es so schwer hatte und ihr kein Arzt weiterhelfen konnte. Da wollte er auf keinen Fall schuld daran sein, dass sich ihr Gesundheitszustand noch weiter verschlechterte. Er musste seine fragile, zarte Freundin schützen, das sah er als seine Pflicht als ihr Partner.

Im gegenüberliegenden Schaufenster sah er sein Spiegelbild. Die schwache Reflexion eines hochgewachsenen, schlanken Mannes mit halblangem weizenblondem Haar und hellblauen, fast türkis wirkenden Augen erwiderte seinen Blick; ein Mann, der früher für sein charmantes, jungenhaftes Lächeln bekannt gewesen war und mittlerweile meist gestresst, ernst oder sorgenvoll dreinsah. Feine Sorgenfalten hatten sich zwischen seine Augenbrauen gegraben, seine Mundwinkel sanken hinab.

So hatte er sich das Leben nicht vorgestellt, schoss es ihm durch den Kopf. Aber gleich darauf verdrehte er die Augen über sich selbst: Was hatte er denn eigentlich erwartet? Dass der Himmel immer voller Geigen hängen würde? Dass eine Liebesbeziehung immer so romantisch und harmonisch wie in der Anfangszeit bleiben würde?

Er war doch kein naiver Schuljunge. Er wusste, wie es in der Welt lief und dass nicht immer alles rosarot war. Er hatte sich vor Jahren in Sabine verliebt, nun fühlte er sich für ihr Wohlergehen verantwortlich, auch wenn er von ihr nur Gezicke und keine Zärtlichkeit erwarten konnte. Damit musste er umgehen können, denn sich von seiner kranken Freundin zu trennen, kam nicht in Frage.

Der Bus kam an, verschluckte ihn und brachte ihn nachhause. Beiläufig bemerkte er, dass er unwillkürlich die Schultern anspannte, um sich gegen Sabines Launen zu wappnen, bevor er in den Aufzug stieg und zur Penthousewohnung hochfuhr.

„Sabine, ich bin zuhause“, rief er, während er seine Jacke aufhängte und die Raulederschuhe auszog.

Dass keine Antwort kam, war kein gutes Zeichen. Stirnrunzelnd ging er ins Wohnzimmer.

„Sabine? Alles in Ordnung?“

Stocksteif wie eine Marmorstatue saß sie am Sofa. Ihre Lippen waren zu einem Strich zusammengepresst, die schmalen Schultern hochgezogen und verkrampft.

„Du kommst spät nachhause.“ Ihre Stimme war leise, ihm entging der klagende, vorwurfsvolle Unterton darin nicht. „Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?“

Er seufzte. „Tut mir leid“, sagte er versöhnlich. „Ja, es war einiges zu tun im Büro.“

„Und an mich hast du gar nicht gedacht, oder?“, fragte sie mit brüchiger Stimme. „Immer geht es nur um deine Arbeit, um dies und das, aber nie um mich.“

Er wollte ihr einen Kuss geben doch sie drehte den Kopf zur Seite, sodass er nur ihre Wange traf. Ihre glatten, seidigen Haare, die in einem hellen Haselnussbraun glänzten und immer leicht nach Vanille rochen, streiften seine Haut.

Er runzelte die Stirn. „Das ist nicht fair. Du weißt, dass ich alles tue, damit es dir gut geht.“

Endlich sah sie ihn direkt an. Ihre großen rehbraunen Augen waren weit aufgerissen und schimmerten feucht, als ihr Blick seinen gefangen nahm. „So? Dann hast du bestimmt zumindest meine Vitaminkapseln aus der Apotheke geholt, nicht wahr?“

Irritiert schüttelte er den Kopf. „Was denn für Kapseln? Davon hast du mir nichts gesagt.“

Wie von einer Tarantel gestochen, fuhr sie auf. Die Rehaugen funkelten ihn vorwurfsvoll an. „Doch, natürlich! Gestern beim Abendessen habe ich erwähnt, dass meine Packung beinahe leer ist. Du weißt doch, dass es mir insgesamt etwas bessergeht, wenn ich die regelmäßig einnehme. Sollen die Ärzte doch sagen, was sie wollen – ich habe viel seltener diese scheußlichen Migräneanfälle, wenn ich meine Nahrungsergänzungsmittel brav nehme. Also habe ich mich darauf verlassen, dass du sie mitbringst!“

Hilflos hob er die Arme und ließ sie wieder fallen. „Dann musst du mir doch sagen, dass ich dir welche mitbringen soll! Daran habe ich jetzt doch nicht gedacht.“

Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen. „Ich dachte, du liebst mich genug, um selbst an so etwas zu denken! Aber dir muss ich ja jeden Schritt vorgeben, wenn ich will, dass du mir hilfst. Und jetzt habe ich dieses schreckliche Dröhnen hinter meiner Stirn, diese furchtbaren Schmerzen, und muss sehen, wie ich damit klarkomme.“

Gereizt verdrehte er die Augen. Er wollte nicht streiten, aber dass sie wegen einer solchen Kleinigkeit an seiner Liebe zweifelte, regte ihn auf. Immer wieder tat sie das; die ersten Male hatte es ihn getroffen, doch mittlerweile regte sich Frust in ihm. Was sollte er denn noch tun, um zu beweisen, dass sie ihm wichtig war? Und was tat sie überhaupt jemals, um ihm ihre Gefühle zu beweisen? Nie verlangte er einen Beweis, nie wollte er irgendetwas von ihr, doch sie wurde niemals müde, zu verlangen und zu nehmen.

Mit großen Schritten ging er in die offene Küche und füllte sich ein Glas mit kaltem Wasser. Er nahm einen großen Schluck und lehnte sich an die Küchentheke, bevor er etwas steif antwortete: „Es tut mir leid, dass es dir nicht gut geht. Aber all diese Vitamine und anderen Kapseln, die du nimmst – die können dich nicht heilen, sagen die Ärzte. Und ganz bestimmt helfen sie nicht bei akuten Kopfschmerzen.“

„Was wissen schon die Ärzte?“, fuhr sie auf. „All die Quacksalber haben doch keine Ahnung, was mir fehlt. Keiner der schlauen Spezialisten hatte bisher eine Antwort für mich. Sie helfen mir nicht, und du hilfst mir wie üblich auch nicht!“

„Wie oft habe ich dir bitte schon geholfen? Vielleicht denkst du darüber mal nach“, knurrte er und dachte an all die Male, als er versucht hatte, sie zufriedenzustellen, indem er nicht nur Medikamente zu jeder Tages- und Nachtzeit beschaffte, sondern so viel mehr als das. Alles musste nach ihrem Kopf gehen: Urlaube, Essen, Freizeitgestaltung, sogar die Wohnungseinrichtung. Wann immer sie ihren Willen nicht bekam, wurde sie so emotional, dass ihr Körper zu streiken begann.

Auch jetzt war sie so aufgebracht, dass sich hektische rote Flecken auf ihren Wangen bildeten. Ihre Hände zitterten, als sie sich die Finger gegen die Stirn presste und gequält die Augen zukniff. Er versuchte sie in den Arm zu nehmen, doch sie wand sich aus seiner Umarmung und schlüpfte in Mantel und Schuhe, wobei sie ins Taumeln geriet und beinahe hinfiel.

„Dann fahre ich eben selbst zur Apotheke“, murmelte sie vor sich hin.

Luca schüttelte den Kopf. Diese Szenen waren es, die Tag für Tag an seinen Nerven zerrten und dazu führten, dass er sich zuhause nicht mehr richtig entspannen konnte. Er hätte seiner Freundin die Vitamine ja mitgebracht, wenn sie ihn darum gebeten hätte, auch wenn er sich der Meinung der Ärzte anschloss und nicht daran glaubte, dass die großen Mengen an Nahrungsergänzungsmitteln ihr wirklich halfen. Doch nun mit Vorwürfen bombardiert zu werden, nur weil er nicht von sich aus daran gedacht hatte, nervte ihn.

Doch konnte man wirklich auf jemanden wütend sein, der gerade unter Schmerzen litt? Gewiss waren es die Krankheitssymptome, die Sabine so dünnhäutig machten. Mitgefühl ergriff ihn, als er sah, wie sie sich am Türrahmen festhielt und mit zunehmendem verzweifeltem Zorn an ihrem Stiefel zerrte, der einfach nicht über ihre Ferse rutschen wollte.

Mit wenigen Schritten war er an ihrer Seite, umfasste ihre Schultern und richtete sie sanft auf. „Nun lass das doch. Die Apotheke hat längst geschlossen. Wenn du meinst, es ist wirklich wichtig, sehe ich rasch nach, welche Apotheke heute Nacht Notdienst hat und fahre nochmal los. Oder ich hole deine Kapseln morgen. Das reicht doch aus, oder nicht? Immerhin handelt es sich nur um Vitamine, nichts Akutes wie Schmerzmittel. Du hast doch noch Tabletten gegen die Kopfschmerzen hier, nicht wahr?“

Doch sie ließ sich nicht besänftigen. „Du verstehst mich einfach nicht“, schluchzte sie. Kraftlos presste sie die Fäuste auf seine Brust, zu schwach, um überhaupt einen Versuch zu unternehmen, zuzuschlagen. „Es geht mir nicht gut, Luca, überhaupt nicht gut. Ich glaube, die Kapseln helfen mir. Ja, vielleicht ist es eine naive Hoffnung, aber wenn man leidet, greift man eben nach jedem Strohhalm!“

Erneut fasste sie sich an die Stirn, dann schnappte sie plötzlich nach Luft, riss die Augen auf und presste sich beide Hände auf die Brust. Ihre schmalen Schultern hoben und senkten sich bei jedem ihrer schweren Atemzüge. Gequält verzog sie das Gesicht. Erschrocken schlang er die Arme um sie und stützte sie, als sie mühsam den Weg zum Sofa zurücklegte und sich keuchend darauf sinken ließ.

„Sabine! Was ist los? Was ist denn mir dir?“, fragte er besorgt, nahm ihr Gesicht sanft in beide Hände und sah ihr in die Augen, doch sie schien durch ihn hindurch zu blicken. Ihr Atem ging schwer und keuchend. Krampfhaft drückte sie die Hände auf ihre Brust, als hätte sie große Schmerzen.

„Oh Gott, Sabine“, stieß Luca entsetzt hervor, während er mit zitternden Händen nach seinem Handy griff und eilig den Notruf wählte. „Ist es dein Herz? Ich rufe Hilfe! Hab keine Angst.“

***

Bekümmert verzog Andrea Bergen das Gesicht, als sie erfuhr, zu welcher Adresse sie mit ihrem Notarztteam geschickt wurde. Sie kannte diese Anschrift, denn in den vergangenen Jahren war sie immer wieder dorthin gerufen worden: Zu Sabine Breitinger, einer jungen Frau, die wahrlich kein einfaches Los hatte. Zahlreiche gesundheitliche Probleme beutelten die Ärmste, von unterschiedlichen Symptomen wurde sie geplagt, doch weder Andrea, noch die anderen Ärzte, die Sabine behandelt hatten, waren bisher zu einer klaren Diagnose gelangt.

„Wir dürfen keine Zeit verlieren“, murmelte sie dem Rettungssanitäter Jupp Diederichs und dem Rettungsassistenten Ewald Miehlke zu.

Die beiden nickten. Ohnehin funktionierte das Team perfekt, wie Zahnräder griffen Andrea, Jupp und Ewald ineinander. Sie arbeiteten optimal zusammen, um Menschen helfen zu können, die ihre Hilfe benötigten. Auch jetzt gab es keine Verzögerungen, schon nach wenigen Augenblicken saßen sie im Notarztwagen, den Jupp geschickt durch das Straßengewirr der Stadt manövrierte.

Ungeduldig trat Andrea im Aufzug, der sich für ihr Empfinden viel zu langsam bewegte, von einem Fuß auf den anderen. Den Notarztkoffer hielt sie dabei fest in den Händen. Sobald sie die Fahrstuhltür endlich öffnete, hastete sie in die Wohnung.

„Bitte helfen Sie ihr“, stieß Luca hervor, der neben dem Sofa, auf dem seine Freundin lag, am Boden kniete, Sabines Hand hielt und der Notärztin nun entgegenblickte. Die Sorge stand dem gutaussehenden jungen Mann ins schreckensbleiche Gesicht geschrieben.

Beruhigend nickte Andrea ihm zu. „Wir tun, was wir können. Aber Sie müssen mir hier jetzt etwas Platz machen.“

Er wich zurück, sodass Andrea Sabine untersuchen konnte. Eilig kontrollierte sie die Vitalfunktionen. Die junge Frau war bei Bewusstsein, schien jedoch Probleme zu haben, sich zu fokussieren.

„Frau Breitinger, Sabine, können Sie mich sehen? Ich bin Dr. Andrea Bergen, Notärztin, erinnern Sie sich an mich? Wir haben uns bereits gesehen.“ Andrea verlieh ihrer Stimme einen ruhigen, sanften Klang.

Unruhig flackerte Sabines Blick hin und her. Ihre Wangen waren tränennass, das Gesicht schmerzverzerrt. Endlich sah sie Andrea direkt an.

„Ich bekomme so schwer Luft“, presste sie leise hervor. „Und Schmerzen, ich habe solche Schmerzen.“

„Wo tut es weh? Wann hat das begonnen? Haben Sie sonstige Beschwerden?“ Andrea stellte diese Fragen nur zum Teil, um mehr herauszufinden – der andere Grund war, dass sie Sabine beruhigen wollte. Währenddessen schloss sie Sabine ans EKG an, um den Herzschlag und die elektrische Aktivität des Herzens messen.

Sie erwartete Schlimmes, doch zu ihrer Erleichterung wirkte alles unauffällig. Sabines Herz schlug zwar schnell, aber das könnte auch einfach der Aufregung geschuldet sein. Auf Anhieb konnte die Notärztin nichts Besorgniserregendes feststellen. Auch das Abhorchen der Brust brachte keine neuen, ungewöhnlichen Erkenntnisse.

Doch unbestreitbar schien die Patientin starke Schmerzen zu haben, ihr ganzes Verhalten ließ darauf schließen. Blass krümmte sie sich zusammen, wimmerte leise und rang immer wieder nach Luft.

„Alles wird gut“, sagte Andrea leise. „Die Schmerzen werden gleich nachlassen. Ich kann jetzt leider nicht genau feststellen, was Ihnen fehlt, aber im Elisabeth-Krankenhaus werden Sie einigen Tests unterzogen.“

„Mein Herz, es rast und stolpert so sehr“, schluchzte Sabine. „Und diese Kopfschmerzen bringen mich um. Mir … mir wird immer wieder schwarz vor Augen und manchmal sehe ich nur Punkte.“