Notärztin Andrea Bergen 1338 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1338 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

In Rekordzeit hat die hübsche Valerie Schwanberg ihr Medizinstudium absolviert - mit allerbesten Noten! Daher ist Profssor Hebestreit überglücklich, die junge Chirurgin für das Elisabeth-Krankenhaus gewinnen zu können, und vertraut ihr schon bald schwierigste Operationen an, die sie mit Bravour meistert.

Niemand ahnt, dass Valerie seit frühester Jugend an ein großes Geheimnis hütet, das ihr mehr und mehr zusetzt: Während sie nach außen hin kompetent und selbstbewusst wirkt, hat sie mit Minderwertigkeitsgefühlen und Selbstzweifeln zu kämpfen. Die Angst, zu versagen und ihren Vater, den berühmten Chirurgen Dr. Uli Schwanberg, zu enttäuschen, wird immer mächtiger. Bald gelingt es ihr nur noch mit äußerster Disziplin, ihren Alltag zu meistern. Doch da kommt es während einer schwierigen Operation zu einer fatalen Fehleinschätzung, die einen Patienten beinahe das Leben kostet!

Valerie stürzt in eine tiefe Krise, aus der sie nicht mehr allein herausfindet ...

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Seitenzahl: 120

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Inhalt

Cover

Impressum

Geheimnis im OP

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / wavebreakmedia

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5482-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Allmählich mache ich mir ernsthaft Sorgen um Valerie Schwanberg, die bei uns am Elisabeth-Krankenhaus als Chirurgin arbeitet. Irgendetwas scheint ihr schrecklich zuzusetzen!

Bei der Blinddarm-Operation, zu der wir heute gemeinsam eingeteilt waren, wirkte sie seltsam unsicher und nervös. Mehrere Male fiel ihr sogar das Skalpell aus der Hand, und Schwester Gunda musste ihr immer wieder den Schweiß von der Stirn wischen! In letzter Zeit hat Valerie auch stark abgenommen – doch das will sie nicht zugeben!

Überhaupt scheine ich nicht mehr an sie heranzukommen, obwohl ich Valerie seit ihrer Jugend kenne. Jedem Gespräch, jeder persönlichen Frage weicht sie aus. Aber ich werde nicht lockerlassen, denn Valerie scheint ein Geheimnis zu haben, das ihr ganzes Leben überschattet. Nicht, dass es noch zu einer Gefahr für sie und für andere wird! Schließlich hat Valerie im OP täglich das Leben vieler Patienten in der Hand …

Dr. Andrea Bergen lächelte freudig, als sie in die Straße einbog und die Jugendstilvilla vor ihr auftauchte, in der sie mit ihrer Familie wohnte.

Es war herrlich, nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag nach Hause zu kommen. Die Notärztin war heute von einem Einsatz zum nächsten gehetzt, hatte einen älteren Mann mit Hüftbruch und eine Frau mit Herzinfarkt versorgt, außerdem ein Kind, das durch eine Glastür gestolpert war und sich Schnittwunden zugezogen hatte. Sie war kaum zum Verschnaufen gekommen, doch nun lag ein erholsamer Feierabend im Kreis ihrer Familie vor ihr.

Appetitliche Essensdüfte stiegen ihr in die Nase, als sie das Auto abstellte und auf die Haustür zulief. Ihre Schwiegermutter Hilde, die mit ihnen in der Villa wohnte, schien in der Küche wieder gezaubert zu haben.

»Das riecht ja himmlisch«, seufzte Andrea genussvoll, während sie die Stiefeletten von den Füßen streifte und ihren beigefarbenen Trenchcoat aufhängte.

»Heute gibt es mal etwas ganz Neues«, rief Hilde fröhlich aus der Küche. »Lass dich überraschen! Ich verrate nur so viel: Dieses Essen haben wir Franzi zu verdanken.«

Andreas und Werners Adoptivtochter Franziska polterte die Treppe herunter, dicht gefolgt von der Mischlingshündin Dolly.

»Ich habe das Rezept für Omi aus dem Internet gesucht«, sagte sie und drehte sich stolz um die eigene Achse. Dolly kommentierte die kleine Tanzeinlage mit einem enthusiastischen Kläffen.

»Hier sind heute aber alle gut gelaunt«, meinte Andrea lachend und umarmte Franzi zur Begrüßung. »Und wo ist Werner? Sagt bloß nicht, der arbeitet noch?«

Werner Bergen hatte seine Kinderarztpraxis in einem Anbau der Jugendstilvilla eingerichtet. Um diese Uhrzeit war er normalerweise schon mit der Arbeit fertig, hatte seine Praxis abgeschlossen und war in die Wohnräume herübergekommen. Nun jedoch sah sich Andrea vergeblich nach ihm um.

Franzi schüttelte den Kopf. »Papa ist im Wohnzimmer und telefoniert. Irgendein Uli hat angerufen.«

»Das ist ja schön, dass Uli und Natascha sich melden«, sagte Andrea erfreut. »Die beiden sind alte Freunde von uns. Ich frage mich, was es bei ihnen Neues gibt.«

Dr. Uli Schwanberg war ein hervorragender Chirurg und außerdem Dozent an der Universität, an der Werner sein Medizinstudium absolviert hatte. Früher hatten Andrea und Werner sich gern mit Uli und seiner Frau Natascha getroffen, um zu plaudern, gemeinsam ins Kino zu gehen und sich auch fachlich auszutauschen. Mittlerweile waren Uli, Natascha und ihre Tochter Valerie hoch in den Norden nach Rostock gezogen, weswegen sie sich nur noch selten sahen. Aber immer wieder telefonierten sie miteinander und tauschen Neuigkeiten aus.

»Ach, der Uli. Klar!«, sagte Franzi jetzt.

Neugierig ging Andrea ins Wohnzimmer, wo Werner gemütlich im Armsessel saß und telefonierte. Er lächelte und zwinkerte ihr zu, sie revanchierte sich mit einer Kusshand.

»Liebe Grüße!«, formte sie mit den Lippen, setzte sich auf die Armlehne des Sessels und fuhr sanft mit der Hand durch Werners Haar.

Nachdem er die schönen Grüße ausgerichtet und das Telefonat beendet hatte, legte er einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich.

»Schön, dass du zu Hause bist«, sagte er zärtlich und küsste sie.

»Zu euch allen nach Hause zu kommen ist immer der schönste Teil des Tages«, meinte sie lächelnd, ganz nah an seinem Mund.

»Das Essen ist gleich fertig, ihr Turteltauben«, erklang Hildes energische Stimme aus der Küche. »Franzi hat schon begonnen, den Tisch zu decken.«

Wenig später saß die ganze Familie um den Esstisch und genoss die thailändische Currysuppe mit Garnelen und Koriander. Minutenlang herrschte andächtiges Schweigen, das verriet, wie gut ihnen allen das Essen schmeckte. Dann erst sprachen sie über Ulis Anruf.

»Wusstest du, dass Valerie schon mit dem Studium fertig ist?«, wandte sich Werner an seine Frau.

»Wirklich?«, fragte Andrea erstaunt. »Himmel, wie die Zeit verfliegt! Sie hat Medizin studiert, nicht wahr?«

Werner nickte. »Valerie strebt eine Karriere als Chirurgin an, genauso wie Uli. Sie will wohl in die Fußstapfen ihres Vaters treten.«

»Das sind aber große Fußstapfen«, meinte Andrea schmunzelnd. »Doch ich zweifle gar nicht daran, dass aus ihr eine gute Ärztin wird. Es ist zwar schon ein paar Jahre her, dass wir sie das letzte Mal getroffen haben, aber sie schien ein kluges Mädchen zu sein.«

»Finde ich auch«, stimmte Werner zu. »Uli meint, sie hat Talent und wird es sicher zu etwas bringen. Ihr fehlt nur das nötige Selbstvertrauen, sie ist wohl ein bisschen schüchtern. Wie dem auch sei: Rate mal, wo sie demnächst arbeitet!«

Fragend legte Andrea den Kopf schief. »Du meinst doch nicht etwa …«

Er lächelte. »Doch! Hier im Elisabeth-Krankenhaus. Heute erst hat sie die Zusage bekommen. Demnächst beginnt sie als Assistenzärztin.«

»Das ist ja toll!«, freute sich Andrea. »Hast du Uli gesagt, dass wir sie gerne ein wenig unterstützen, wenn sie Hilfe braucht?«

Werner nickte. »Deswegen hat er unter anderem auch angerufen. Er meint, Valerie will es zwar nicht zugeben, scheint aber doch etwas nervös zu sein. Ist ja auch kein Wunder: der Umzug in die neue Stadt, zum ersten Mal in einer eigenen Wohnung wohnen, der Start ins Berufsleben … Das ist alles ein bisschen viel. Es würde ihn beruhigen zu wissen, dass wir Valerie Starthilfe geben, wenn sie diese denn benötigt.«

»Aber natürlich«, rief Andrea eifrig. »Das kann ich gut verstehen. Ich nehme sie im Krankenhaus gerne ein wenig unter die Fittiche, um ihr den Start ins neue Leben zu erleichtern.«

***

Gedankenverloren blickte Valerie aus dem Zugfenster und betrachtete die vorbeiziehende Landschaft. Jeder Meter, den die Bahn zurücklegte, brachte sie weiter von zu Hause weg und näher zu ihrer neuen Heimat.

Es war ein seltsames Gefühl, so weit wegzuziehen. Sie war noch nie für längere Zeit von Rostock und ihren Eltern fort gewesen. Eigentlich war es ihr Traum gewesen, auf eigenen Beinen zu stehen und Chirurgin zu werden, doch nun, da es so weit war, hatte sie ein flaues Gefühl im Magen.

Unwillkürlich krampfte sie die Hände fester um das weiche Leder ihrer Handtasche, als sie ans Elisabeth-Krankenhaus und die Aufgaben, die dort auf sie warteten, dachte. Das Studium hatte sie mit Leichtigkeit bewältigt, doch nun begann der Ernst des Lebens.

»Hoffentlich schaffe ich das alles«, murmelte sie leise vor sich hin.

Was, wenn sie scheiterte? Wenn sie im Beruf versagte oder mit dem Alleinleben überfordert war? Damit würde sie nicht nur sich selbst enttäuschen, sondern ihr gesamtes Umfeld, allen voran ihren Vater, der seit jeher ihr großes Vorbild war.

Nein, daran wollte sie gar nicht denken! Sie war eine erwachsene Frau, hatte ihr Studium in Rekordzeit durchgezogen und war nun auf dem besten Weg, eine erfolgreiche Chirurgin zu werden.

Doch so sehr sie sich auch bemühte, optimistisch in die Zukunft zu schauen: Sie fühlte sich dennoch ein wenig verloren, unsicher und klein. Fast wünschte sie sich, einfach in ihrem sicheren, vertrauten Bett aufzuwachen und festzustellen, dass sie all diese großen Veränderungen in ihrem Leben nur geträumt hätte.

Sie drehte seufzend eine ihrer glatten, brünetten Haarsträhnen um den Finger. Ihre großen dunklen Augen, die sich im Fenster spiegelten, blickten sorgenvoll drein. Sie zwang sich zu einem Lächeln, doch ihr Spiegelbild erinnerte mehr an ein verängstigtes Reh als an eine selbstbewusste Frau. Das gleichmäßige Rattern, mit dem der Zug über die Schienen raste, führte ihr vor Augen, dass sie einer ungewissen Zukunft entgegenfuhr.

Als die Lautsprecher-Ansage den Bahnhof ankündigte, an dem sie aussteigen musste, zuckte Valerie zusammen. Sie war so tief in Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht darauf geachtet hatte, wie nah sie ihrem Ziel bereits war. Der Zug wurde langsamer, draußen waren schon das Bahnhofsgebäude und die Schilder zu sehen.

Hastig sprang sie auf und wollte ihren Koffer von der Ablage hieven, doch das schwere, sperrige Gepäckstück hatte sich verkeilt. Sie biss die Zähne zusammen, zerrte am Griff und warf immer wieder hektische Blicke aus dem Fenster. Der Zug hatte mittlerweile angehalten, die Türen öffneten sich, Fahrgäste stiegen bereits ein und aus. Valerie verstärkte ihre Bemühungen, mit dem einzigen Erfolg, dass sie sich einen Fingernagel abbrach.

»Warten Sie, ich helfe Ihnen«, erklang eine Männerstimme hinter ihr.

Starke Arme griffen an ihr vorbei und hoben den Koffer mit Leichtigkeit von der Gepäckablage. Der Fremde – ein blonder Mann mit freundlichen wasserblauen Augen – war sogar so zuvorkommend, den schweren Koffer für sie durch den schmalen Gang zu tragen und ihn aus dem Zug auf den Bahnsteig zu wuchten.

»Vielen Dank«, brachte Valerie atemlos hervor. Ohne die Hilfe dieses Mannes wäre sie jetzt vermutlich immer noch in dem Zug, der gerade wieder losfuhr.

»Kein Problem, ich helfe gern schönen Damen in Nöten.« Er zwinkerte ihr zu. »Falls Sie sich revanchieren wollen – darf ich ganz frech nach Ihrer Telefonnummer fragen?«

Valerie verschluckte sich beinahe. Ihre Wangen färbten sich rot. »Oh, tut mir leid, besser nicht. Ich … Ich habe einen Freund«, stammelte sie, obwohl sie schon seit einer ganzen Weile Single war.

Sie wusste selbst nicht genau, warum sie das sagte – der Mann schien nett zu sein und sah auch noch gut aus. Trotzdem hatte sie diese Ausrede benutzt, die sie allzu häufig gebrauchte, um Männer abzuwimmeln, die sich für sie interessierten. Die bloße Vorstellung, sich mit ihm zu unterhalten, mit ihm zu flirten und mit ihm auszugehen, machte sie nervös. In Gedanken verfluchte sie sich selbst für ihre Schüchternheit, während sie sich schleunigst aus dem Staub machte.

»Valerie! Hier drüben sind wir.«

Suchend blickte sie sich um und entdeckte eine hübsche Frau mit dunkelblonden Haaren und graugrünen Augen, die ihr freudenstrahlend zuwinkte: Andrea Bergen. Die Notärztin bahnte sich ihren Weg durch die Menschenmenge auf dem Bahnsteig, gefolgt von ihrem Mann Werner.

Mit einem Mal fühlte sich Valerie nicht mehr ganz so allein. Eine Last fiel von ihren Schultern ab, sie konnte wieder freier atmen, und das Lächeln fiel ihr plötzlich leicht.

Es tat gut zu wissen, dass sie jemanden in dieser fremden Stadt kannte. Sie hatte die Bergens vor Jahren zum letzten Mal gesehen, hatte sie aber als warmherzige, sympathische und großzügige Menschen in Erinnerung.

Schnell stellte sie fest, dass diese Erinnerung sie nicht trog. Andrea und Werner holten sie nicht nur vom Bahnhof ab und fuhren sie und ihren Riesenkoffer zu ihrer Wohnung, sondern zeigten ihr nach einer kurzen Verschnaufpause auch ein wenig die Stadt. Gemeinsam spazierten sie durch die Straßen, während Andrea eifrig die Fremdenführerin spielte und alle möglichen Sehenswürdigkeiten erklärte und Werner immer wieder eine lustige Anekdote zum Besten gab.

In einem gemütlichen kleinen Café gönnten sie sich je ein Stück Kuchen und einen Cappuccino, etwas später luden die Bergens Valerie sogar zum Essen ein.

»Es ist wirklich schön hier«, stellte Valerie lächelnd fest. »Ich glaube, hier kann ich es gut aushalten.« Dann huschte ein Schatten über ihr Gesicht, leise fügte sie hinzu: »Ich hoffe nur, dass ich im Krankenhaus zurechtkommen werde. Ehrlich gesagt habe ich schon ganz schön Angst vor dem ersten Arbeitstag.«

Andrea schmunzelte. »Das kann ich nachvollziehen. Aber zerbrich dir nicht allzu sehr den Kopf darüber, Valerie. Du wirst sehen, die allermeisten Kollegen sind sehr nett. Im Elisabeth-Krankenhaus herrscht wirklich eine gute Arbeitsatmosphäre.«

»Und auf deine Aufgaben bist du doch bestens vorbereitet«, stimmte Werner aufmunternd zu. »Dein Vater hat erzählt, du seist im Studium eine der Besten deines Jahrgangs. Du wirst das alles mit links machen.«

»Das hoffe ich«, murmelte Valerie. »Ich habe sämtliche Nachschlagewerke aus dem Studium mitgenommen und jede Menge Fachzeitschriften abonniert. Gleich heute Abend werde ich anfangen, das alles noch einmal durchzuackern, damit ich dann auch wirklich bestmöglich für meinen ersten Arbeitstag vorbereitet bin.«

Andrea lachte. »Nun mach dich doch nicht selbst verrückt! Darf ich dir einen Tipp geben?« Und als Valerie nickte, fuhr sie fort: »Konzentriere dich nicht nur auf die Arbeit. Ich weiß, der Start in den Beruf ist eine große Sache, aber es geht doch im Leben nicht nur darum. Genieß deine Freiheit, die Veränderungen in deinem Leben und die aufregende Zeit. Statt dich in Fachliteratur zu vergraben, lern lieber ein wenig die Stadt kennen und finde neue Freunde. Dann fühlst du dich hier bestimmt im Handumdrehen so richtig wohl.«

***

Valerie hatte die Worte der Notärztin im Ohr, als sie am nächsten Morgen in ihrer neuen Wohnung aufwachte und sich verwirrt fragte, wo sie war. Sie brauchte einen Moment, bis sie realisierte, dass sie gar nicht mehr in Rostock wohnte, sondern sich in ihrer neuen Heimat befand. Mit einem Mal schnürte ihr das Heimweh die Kehle zu.

Andrea hatte ganz recht: Es wäre vernünftig, sich mit der neuen Stadt vertraut zu machen, damit sie sich hier nicht mehr so verloren fühlte. Warum sollte sie damit nicht einfach sofort beginnen? Im Kühlschrank herrschte ohnehin gähnende Leere, also beschloss sie kurzerhand, in einem netten Café zu frühstücken.

Es war ein angenehm sonniger, trockener Frühwintertag. Der Himmel war blau und wolkenlos, kein Wind bewegte die Luft. Die Sonne schien sogar so warm, dass Valerie ihren Mantel auszog und ihn sich über den Arm hängte.

In der Fußgängerzone dauerte es nicht lange, bis sie ein schönes, modernes Café fand, in dem Sandwiches, Frühstücksvariationen und ausgezeichneter Kaffee angeboten wurden. Sie suchte sich einen Fensterplatz und blickte hinaus, während sie an ihrem Cappuccino nippte und sich das Schinken-Ei-Sandwich schmecken ließ.

An diesem schönen Tag schien es keiner eilig zu haben, gemütlich und gut gelaunt schlenderten die Menschen vorbei. Gegenüber malte ein Straßenkünstler ein atemberaubendes Bild auf die Pflastersteine. Die Sonne tauchte die Häuserfassaden in warmes, goldenes Licht.