Nur eine Stimme entfernt - Nancy Salchow - E-Book

Nur eine Stimme entfernt E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Was, wenn das andere Ende deines Telefons zum Dreh- und Angelpunkt deines Lebens wird – und niemand davon erfahren darf? Verheirateter Mann trifft verheiratete Frau. Sie sind fasziniert voneinander, können aber nicht zueinander. Trotz der ständigen Gefahr aufzufliegen und der Angst, Grenzen unwiderruflich zu überschreiten, entwickelt sich ein reger Telefonkontakt zwischen ihnen. Es entstehen faszinierende Dialoge, interessante Innensichten - so viel mehr, als man hinter den "harten Fakten" vermuten würde... Eine intensive Geschichte über Sehnsucht und die Liebe, die es nur am Telefon geben kann. "Nur eine Stimme entfernt" ist die Neuausgabe des Titels "Herzliche Restgrüße", der 2011 im Knaur eBook erschienen ist.

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Seitenzahl: 265

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Nancy Salchow

Nur eine Stimme entfernt

Roman

Knaur e-books

Über dieses Buch

Was, wenn das andere Ende deines Telefons zum Dreh- und Angelpunkt deines Lebens wird – und niemand davon erfahren darf? Verheirateter Mann trifft verheiratete Frau. Sie sind fasziniert voneinander, können aber nicht zueinander. Trotz der ständigen Gefahr aufzufliegen und der Angst, Grenzen unwiderruflich zu überschreiten, entwickelt sich ein reger Telefonkontakt zwischen ihnen. Es entstehen faszinierende Dialoge, interessante Innensichten – so viel mehr, als man hinter den »harten Fakten« vermuten würde … Eine intensive Geschichte über die Liebe, die es nur am Telefon geben kann.

Inhaltsübersicht

1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel
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1. Kapitel

16. Juni 2010

Isobel: Partyservice Baale.

Daniel: Guten Tag. Zielonke hier.

Isobel: Zielonke?

Daniel: Die Party am Freitag. Erinnern Sie sich?

Isobel: Der Geburtstag im Bootshaus.

Daniel: Richtig. Ich war der Mann, der die Rechnung bezahlt hat.

Isobel: Ich erinnere mich. Gibt es ein Problem? War etwas mit dem Essen nicht in Ordnung?

Daniel: Nein, nein. Alles bestens. Besonders der Krabbencocktail hat für wahre Begeisterungsstürme gesorgt. Ich rufe eigentlich nur wegen der Quittung an, die ich von Ihnen erhalten habe. Wäre es vielleicht möglich, dass Sie mir eine neue ausstellen?

Isobel: Eine neue? Wieso? Stimmt mit der alten etwas nicht?

Daniel: Doch. Im Grunde ist alles in Ordnung. Aber die Schrift darauf ist doch ziemlich blass. Der Betrag ist sehr schlecht zu entziffern.

Isobel: Zu blass? Das kann ich mir nicht vorstellen. Das war ein ganz normaler Kassenbeleg, den ich im Laden ausgedruckt habe. Die sehen immer gleich aus. Außerdem handelt es sich doch um eine private Feier, oder? Ist es da wirklich so wichtig, dass Sie den Betrag noch lesen können? Wenn es Ihnen hilft, schaue ich gerne noch mal in den Akten nach und sage Ihnen auf den Cent genau, was Sie bezahlt haben.

Daniel: Nein. Nicht nötig.

Isobel: Aber ich dachte, Sie …

Daniel: Na ja, ich hatte gehofft … im Grunde …

Isobel: Stimmt etwas nicht?

Daniel: Es ist mir wirklich sehr unangenehm.

Isobel: Was ist Ihnen unangenehm?

Daniel: Ähm …

Isobel: Hören Sie, ich stehe gerade in der Küche und bereite 250 Lachshäppchen für eine Doppelhochzeit zu. Vielleicht mag das nicht sonderlich aufregend klingen, aber das ist nun mal mein Job, und wenn ich den richtig erledigen will …

Daniel: Warten Sie!

Isobel: Worauf?

Daniel: Darauf, dass ich eine plausible Ausrede dafür finde, dass ich Sie angerufen habe.

16. Juni 2010

Isobel: Partyservice Baale.

Daniel: Es tut mir leid. Sie haben einfach aufgelegt und mir somit die Möglichkeit genommen, mich bei Ihnen zu entschuldigen.

Isobel: Sie schon wieder?

Daniel: Ja.

Isobel: Der Bootshaus-Mann, dem ich das Essen für den Geburtstag seiner Ehefrau geliefert habe …

Daniel: Und genau deshalb … Ich meine, mir ist bewusst, dass mein Anruf sehr unpassend war, in vielerlei Hinsicht. Aber ich habe einfach nicht nachgedacht vorher. Ich hatte geglaubt, dass die Idee mit der Quittung …

Isobel: Die Idee mit der Quittung war nicht nur unoriginell, sondern auch äußerst albern.

Daniel: Wie gesagt, es tut mir leid. Und ich möchte mich hiermit aufrichtig bei Ihnen entschuldigen. Wir waren sehr zufrieden mit Ihrem Essen, und es wäre schade, wenn dieser Zwischenfall es verhindern würde, dass wir uns auch in Zukunft an Sie wenden können.

Isobel: Meinetwegen. Jede Feierlichkeit ist willkommen. Aber eine Frage müssen Sie mir noch gestatten: Wie kommt ein verheirateter Mann dazu, eine wildfremde Frau anzurufen? Ich meine, Sie kennen mich doch überhaupt nicht. Nur mein Essen. Kocht Ihre Frau so schlecht, dass Ihnen jedes Mittel recht ist, um etwas Abwechslung auf den Tisch zu bekommen?

Daniel: Meine Frau ist sogar eine exzellente Köchin. Doch gerade an ihrem Geburtstag sollte sie nicht hinter dem Herd stehen, sondern rundum verwöhnt werden.

Isobel: Sie haben meine Frage nicht beantwortet.

Daniel: Haben Sie das noch nie erlebt?

Isobel: Was erlebt?

Daniel: Na, dieses Gefühl, einen Menschen unbedingt näher kennenlernen zu wollen, kennenlernen zu müssen. Sie sehen jemanden und können nicht aufhören, an diese Person zu denken.

Isobel: Doch, das Gefühl kenne ich. Von mir und meinem Mann.

Daniel: Ja, Sie sind verheiratet. Natürlich sind Sie verheiratet. Wieso sollte eine Frau wie Sie nicht verheiratet sein.

Isobel: Ja. Genau wie Sie.

Daniel: Sie meinen, warum ein Mann wie ich nicht verheiratet sein sollte?

Isobel: Ich meine gar nichts. Ich habe lediglich festgestellt, dass wir beide verheiratet sind. Ihnen scheint das ja im Gegensatz zu mir weniger auszumachen.

Daniel: Das ist nicht wahr.

Isobel: Sonst würden wir wohl kaum dieses Gespräch führen, das übrigens bereits viel zu lange dauert.

Daniel: Falls Sie denken, dass ich meine Ehefrau nicht respektiere … Ich meine, es ist ja nicht so, dass ich sie betrüge. So etwas würde ich niemals tun.

Isobel: Es ist mir egal, was Sie tun oder nicht tun würden. Fakt ist, dass ich kein Interesse daran habe, mit einem wildfremden Mann zu telefonieren. Entweder Sie bestellen jetzt etwas oder wir beenden das Gespräch.

Daniel: Heißt das, wenn ich etwas bestelle, bleiben Sie am Apparat?

Isobel: Ich werde mich mit Ihnen sicher nicht über fiktive Cremetörtchen unterhalten, falls Sie das meinen.

Daniel: Ganz und gar nicht. Ich musste nur gerade an unsere Agentur denken. Ich arbeite in einer Werbeagentur, wissen Sie.

Isobel: Das ist schön für Sie.

Daniel: Na ja, und wir sind schon seit längerem auf der Suche nach einem neuen Partyservice für unsere Meetings.

Isobel: Das sagen Sie jetzt nur, damit wir uns wiedersehen.

Daniel: Also, im Moment sage ich es ehrlich gesagt, um Sie am Telefon zu behalten. Ich weiß nämlich nicht, ob das mit der Agentur so eine gute Idee wäre. So generell.

Isobel: Was wäre dabei keine gute Idee?

Daniel: Sie als Cateringservice zu engagieren.

Isobel:Sie haben doch davon angefangen.

Daniel: Ja, aber ich denke, dass ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, wenn wir uns wiedersehen. Ich bin schließlich verheiratet.

Isobel: Das ist das albernste Gespräch, das ich jemals geführt habe. Ich werde jetzt auflegen.

Daniel: Das ist ein Fortschritt.

Isobel: Ein Fortschritt?

Daniel: Dass Sie es ankündigen, bevor Sie auflegen. Bei unserem ersten Gespräch war das Freizeichen zu hören, bevor ich mich überhaupt darauf einstellen konnte.

Isobel: Sie machen mir Spaß.

Daniel: Tatsächlich?

Isobel: Hören Sie, Herr …

Daniel: … Zielonke. Aber Sie können mich auch gerne weiterhin den Bootshaus-Mann nennen. Das hat so was Anonymes.

Isobel: Herr Zielonke. Sie sind verheiratet. Ich bin verheiratet. Sie kennen mich nicht. Ich kenne Sie nicht. Halten wir das bitte so fest und verabschieden uns voneinander.

Daniel: Verraten Sie mir vorher noch Ihren Namen?

Isobel: Wie bitte?

Daniel: Ihren Vornamen. Auf der Quittung steht nur Partyservice I. Baale.

Isobel: Ich dachte, sie ist zu blass, um etwas darauf lesen zu können.

Daniel: Wofür steht das I? Inge? Ingrid? Na, kommen Sie. Nur Ihr Vorname, dann werde ich sogar von mir aus auflegen. Versprochen.

Isobel: Also, gut. Isobel. Ich heiße Isobel.

Daniel: Ich heiße Daniel. Machen Sie es gut, Isobel.

18. Juni 2010

Isobel: Partyservice Baale.

Daniel: Isobel.

Isobel: Sagt Ihnen der Begriff Stalking etwas?

Daniel: Stalking ist das willentliche und wiederholte beharrliche Verfolgen oder Belästigen einer Person.

Isobel: Sie scheinen sich auszukennen.

Daniel: Das hab ich bei Wikipedia gelesen, kurz bevor ich Sie angerufen habe.

Isobel: Sie haben also nach Ihrem eigenen Persönlichkeitsprofil gegoogelt.

Daniel: Nein, ich wollte einfach nur mehr über dieses Thema erfahren. Denn ob Sie es glauben oder nicht: Ich finde es mindestens genauso verwirrend wie Sie, dass ich den Drang verspüre, eine Frau anzurufen, die ich eigentlich gar nicht kenne. Aber die Tatsache, dass Sie nicht direkt aufgelegt haben und wir uns auch schon beim letzten Mal wesentlich länger unterhalten haben als erwartet, bestätigt meine Theorie.

Isobel: Ihre Theorie?

Daniel: Die Theorie, dass ich kein Stalker sein kann. Immerhin kann nicht von einer Belästigung die Rede sein, wenn Sie mich noch nicht einmal darum bitten, das Gespräch zu beenden.

Isobel: Ach, Sie meinen, ich war bisher einfach noch nicht deutlich genug?

Daniel: Zumindest nicht deutlich genug, um sich eines Stalkers zu entledigen.

Isobel: Dann sind diese Telefonate praktisch meine Schuld?

Daniel: Das sind sie so oder so.

Isobel: Wie darf ich das nun wieder verstehen?

Daniel: Sie sind schließlich diejenige, die von einer Aura umgeben wird, der man sich nur schwer entziehen kann. Eine Aura, die vom ersten Moment an fasziniert. Ich weiß, es klingt albern. Aber glauben Sie mir, ein Essen allein kann gar nicht so gut sein, dass ich eine fremde Frau anrufen würde.

Isobel: Dann hat Ihnen mein Essen also doch nicht gefallen? Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie viel Arbeit allein meine Lasagne gemacht hat? Ich habe damit bereits Preise gewonnen.

Daniel: Es ist Ihnen also wichtiger, wie Ihr Essen schmeckt, als die Tatsache, ob jemand Sie als Person anziehend findet?

Isobel: Ich mag es einfach nicht, wenn man eine gute Arbeit nicht ausreichend zu würdigen weiß.

Daniel: Ich weiß Ihre Arbeit zu würdigen.

Isobel: Könnten Sie mir bitte noch mal erklären, was genau Sie jetzt eigentlich von mir wollen? Ich habe es vergessen.

Daniel: Ich will mit Ihnen reden, Sie näher kennenlernen.

Isobel: Wir werden uns nicht näher kennenlernen.

Daniel: Nicht von Angesicht zu Angesicht. Vielleicht könnten wir einfach von Zeit zu Zeit telefonieren. Ich möchte mehr erfahren über die Frau, die einen Kochlöffel als Schlüsselanhänger hat.

Isobel: Woher kennen Sie meinen Schlüsselanhänger?

Daniel: Sie haben Ihren Schlüssel auf den Tisch gelegt, als Sie die Aluplatten plaziert haben.

Isobel: Hören Sie, die Tatsache, dass Sie meinen Schlüsselanhänger kennen, berechtigt sie nicht zu der Annahme, dass wir so etwas wie Freunde sind.

Daniel: Aber wir können es werden.

Isobel: Können wir nicht.

Daniel: Warum nicht? Warum können Männer und Frauen nicht einfach befreundet sein? Niemand findet es verwunderlich, wenn sich ein Mann mit einem Kollegen nach der Arbeit verabredet, um beispielsweise gemeinsam ein Fußballspiel zu sehen. Bei Männern und Frauen wird automatisch gleich etwas Anzügliches daraus. Dabei möchte ich Sie noch nicht einmal privat treffen.

Isobel: Sie sind ein sehr merkwürdiger Mensch, hat Ihnen das schon mal jemand gesagt?

Daniel: Ja. Aber aus Ihrem Mund klingt es fast wie ein Kompliment.

Isobel: Ich muss jetzt in den SB-Markt. Er schließt in einer halben Stunde.

Daniel: Fahren Sie vorsichtig.

21. Juni 2010

Isobel: Partyservice Baale.

Daniel: Machen Sie das eigentlich allein?

Isobel: Was mache ich allein?

Daniel: Den Partyservice.

Isobel: Noch nicht mal drei Tage sind vergangen, und Sie suchen schon wieder jemanden, mit dem Sie telefonieren können?

Daniel: Und Sie gehen immer wieder aufs Neue ans Telefon.

Isobel: Weil ich keine Rufnummeranzeige habe. Das ist ein Wandtelefon.

Daniel: Sie könnten auflegen.

Isobel: Könnte ich, ja.

Daniel: Warum tun Sie es nicht?

Isobel: Möchten Sie denn, dass ich es tue?

Daniel: Natürlich möchte ich es nicht. Ich bin Ihr Stalker. Haben Sie das schon vergessen?

Isobel: Meine Schwägerin hilft mir hin und wieder.

Daniel: Ihre Schwägerin?

Isobel: Sie haben mich gefragt, ob ich den Partyservice alleine betreibe.

Daniel: Richtig. Und ist sie jetzt gerade bei Ihnen?

Isobel: Nein.

Daniel: Gut.

Isobel: Haben Sie Angst, sie könnte uns belauschen?

Daniel: Solange es nicht Ihr Mann ist.

Isobel: Wo wir gerade dabei sind. Ich denke nicht, dass es ihm gefallen würde, wenn er wüsste, dass ich bereits zum vierten Mal mit Ihnen telefoniere.

Daniel: Sie haben es ihm nicht erzählt?

Isobel: Nein.

Daniel: Warum nicht?

Isobel: Weil es irrelevant ist. Weil es nichts zu bedeuten hat.

Daniel: Dann könnten Sie es ihm ebenso auch erzählen.

Isobel: Vielleicht ist es aber auch einfach so bedeutungslos, dass ich nicht einmal daran gedacht habe, es ihm zu erzählen.

Daniel: Es muss etwas zu bedeuten haben, sonst hätten Sie längst aufgelegt.

Isobel: Sie sind ganz schön von sich überzeugt, oder?

Daniel: Ihre Theorien sind nicht weniger verwirrend als meine.

Isobel: Ich habe keine Theorien.

Daniel: Natürlich haben Sie Theorien. Sie sagen einerseits, dass Ihr Mann nicht einverstanden damit wäre, wenn er wüsste, dass Sie mit einem anderen Mann telefonieren, widerlegen das Ganze aber im selben Atemzug, indem Sie behaupten, unsere Telefonate wären bedeutungslos. So bedeutungslos, dass Sie nicht einmal daran gedacht haben, es ihm zu erzählen.

Isobel: Sie hören sich sehr gerne reden, oder?

Daniel: Noch lieber höre ich Sie reden.

Isobel: Müssen Sie nicht hin und wieder auch mal arbeiten?

Daniel: Ich arbeite zum Beispiel jetzt gerade.

Isobel: Also im Augenblick telefonieren Sie mit mir, falls es Ihnen entgangen ist.

Daniel: Aber ich tue es von meinem Arbeitsplatz aus. Genau genommen von meinem Schreibtisch.

Isobel: In der Werbeagentur.

Daniel: Sie haben es sich gemerkt. Das schmeichelt mir.

Isobel: Es ging um einen potenziellen Auftrag. Deshalb habe ich es mir gemerkt.

Daniel: Ich bereite mich auf einen neuen Kunden vor, den ich in einer halben Stunde treffen werde.

Isobel: Sollten Sie dann nicht besser auflegen?

Daniel: Es ist kein besonders großer Kunde, das ist in wenigen Minuten getan. Ich lasse mich also sehr gerne von Ihnen ablenken.

Isobel: Finden Sie das nicht auch alles ein bisschen… na ja … skurril?

Daniel: Was meinen Sie?

Isobel: Die Tatsache, dass wir miteinander telefonieren. Ich meine, wenn wir das schon tun, sollten wir dem Ganzen auch einen Namen geben.

Daniel: Einen Namen?

Isobel: Ja. Einen Namen für das, was wir tun. Vielleicht brauche ich das auch für mich. Um diese Sache überhaupt verstehen zu können. Warum rede ich mit einem Mann, und das bereits zum vierten Mal, der offensichtlich ein so unglückliches Eheleben führt, dass er den Kontakt zu einer anderen Frau braucht, noch dazu am Telefon, um über die Runden zu kommen? Und vor allem: Warum mache ich da mit?

Daniel: Weil Sie selbst eine unglückliche Ehe führen?

Isobel: Ich führe eine sehr glückliche Ehe!

Daniel: Ich ebenso. Es hat auch überhaupt nichts mit Ela zu tun, dass ich Sie anrufe. Das sind zwei völlig verschiedene Bereiche, die nichts miteinander zu tun haben.

Isobel: Ela heißt sie also.

Daniel: Manuela.

Isobel: Verstehe.

Daniel: Wie heißt Ihr Mann?

Isobel: Das tut nichts zur Sache.

Daniel: Aber ich habe Ihnen auch den Namen meiner Frau verraten.

Isobel: Ich habe Sie nicht darum gebeten.

Daniel: Aber es hat Sie trotzdem interessiert.

Isobel: Seien Sie nicht albern.

Daniel: Wie alt sind Sie, Isobel?

Isobel: Wie alt ich bin? Stellt man einer Frau solch eine Frage?

Daniel: Ich tue es. Aber nur Ihnen.

Isobel: Ist es wichtig?

Daniel: Ist es wichtig, es nicht zu sagen?

Isobel: 35.

Daniel: Ich hätte Sie jünger geschätzt.

Isobel: Lohnt sich das Fremdtelefonieren mit einer Frau erst, wenn sie mindestens zwanzig Jahre jünger ist als die eigene Ehefrau?

Daniel: Meine Frau ist vierzig.

Isobel: Ich weiß.

Daniel: Woher wissen Sie das?

Isobel: Keine Ahnung. Vielleicht war das »Alles Liebe zum 40.« auf der Torte ein Hinweis.

Daniel: Ich werde diesen Sommer 43.

Isobel: So wie ich vermutet habe.

Daniel: Ich hätte nicht gedacht, dass Sie mich wahrgenommen haben, geschweige denn, wie jung oder alt ich aussehe.

Isobel: Ich nehme alle Menschen wahr, mit denen ich zu tun habe.

Daniel: Telefonieren.

Isobel: Wie bitte?

Daniel: Der Name für das, was wir tun. Sie wollten einen Namen, um das Ganze besser verstehen zu können.

Isobel: Telefonieren? Ist das nicht etwas einfallslos?

Daniel: Vielleicht. Aber die einzige Wahrheit.

Isobel: Ich habe einen Anruf auf dem Handy. Ich muss Schluss machen, Herr Zielonke.

Daniel: Daniel. Bitte nennen Sie mich Daniel.

Isobel: Machen Sie’s gut.

 

Hallo, liebe Hörer von Radio Emotion 90,7. Hier ist wieder Relax ab sechs. Die Sendung zum Wohlfühlen von und mit Roger Ronemeyer. Auch heute habe ich wieder einen bunten Strauß voller Emotionen in Form von musikalischen Highlights über die Liebe mitgebracht. Für die glücklich Verliebten unter euch, die unglücklich Verliebten. Für die Einsamen, die Zweisamen und alle, die sich angesprochen fühlen, wenn es um das schönste Thema der Welt geht. Und wo wir schon beim Thema Liebe sind, fangen wir auch gleich mit einer besonders schönen Nummer an. Vielleicht hat es der eine oder andere von euch selbst schon mal erlebt, zwischen zwei Menschen zu stehen und sich für keinen von beiden entscheiden zu können. Das Herz sucht sich selbst aus, für wen es schlägt, und der Verstand hat selten Einfluss darauf. Über genau dieses Problem singt auch Connie Francis in dem Song Torn Between Two Lovers. Ein Song über das Gefühl, sich nicht zwischen zwei Männern entscheiden zu können. Ein Hin- und Hergerissensein zwischen dem, was richtig ist, und dem, was sich richtig anfühlt. Also, freut euch mit mir auf die bezaubernde Connie Francis und ihren Song Torn Between Two Lovers.

24. Juni 2010

Isobel: Ja?

Daniel: Wo ist das freundliche Partyservice Baale?

Isobel: Ich hatte geahnt, dass Sie es sind.

Daniel: Ich hab an Sie denken müssen.

Isobel: Ach wirklich? Was war der Anlass? Eine Lasagne zum Mittag?

Daniel: Ich brauche keinen Anlass, um an Sie zu denken.

Isobel: Sie sind ein Meister im Dickauftragen.

Daniel: Was macht das Catering? Cremetörtchen oder Lachshäppchen?

Isobel: Um ehrlich zu sein mache ich gerade die Abrechnung.

Daniel: Und sind Sie zufrieden?

Isobel: Was den Umsatz betrifft schon, aber … Warum erzähle ich Ihnen das eigentlich alles?

Daniel: Weil Sie mich mögen?

Isobel: Um Sie zu mögen, müsste ich Sie erst einmal kennen.

Daniel: Aber Sie kennen mich. Vielleicht besser, als Sie denken.

Isobel: Herr Zielonke …

Daniel: Daniel.

Isobel: Daniel. Bitte helfen Sie mir auf die Sprünge: Was genau tun wir? Warum tun wir es?

Daniel: Wir tun nichts Verbotenes.

Isobel: Aber es fühlt sich falsch an.

Daniel: Nicht so falsch, wie es sich anfühlen würde, Sie nicht anzurufen.

Isobel: Wir sind verheiratet.

Daniel: Dass Sie das auch immer wieder erwähnen müssen. Meinen Sie, ich laufe Gefahr, es zu vergessen, wenn Sie es mir nicht unentwegt unter die Nase reiben?

Isobel: Vielleicht haben Sie es bereits vergessen.

Daniel: Kann ich Sie etwas fragen, Isobel?

Isobel: Sie können es zumindest versuchen.

Daniel: Ich muss Sie vorwarnen. Es ist eine äußerst wichtige Frage. Und Ihre Antwort wird sehr viel Gewicht haben. Weit mehr Gewicht als die Tatsache, dass Sie verheiratet sind.

Isobel: Ein kleiner Tipp. Beginnen Sie eine Frage nicht mit den Konsequenzen, die die Antwort für Sie hätte. Das könnte Ihr Gegenüber abschrecken und unter Umständen dafür sorgen, dass derjenige unaufrichtig zu Ihnen ist.

Daniel: Heißt das, ich habe es schon im Vorfeld versaut?

Isobel: Ich könnte mich bemühen, Ihr Vorwort wieder zu vergessen und mich ganz auf die Frage zu konzentrieren.

Daniel: Haben Sie Kinder, Isobel?

Isobel: Ob ich Kinder habe?

Daniel: Ja.

Isobel: War das die Frage?

Daniel:Das war die Frage.

Isobel: Nein. Ich habe keine Kinder.

Daniel: Warum haben Sie keine Kinder?

Isobel: Es hat sich einfach nie ergeben.

Daniel: Wird es sich noch ergeben?

Isobel: Warum wollen Sie das wissen?

Daniel: Es gibt mir ein Bild von der Ehe, die Sie führen.

Isobel: Ich weiß nicht, ob ich möchte, dass Sie sich ein Bild von meiner Ehe machen. Außerdem sagen Kinder rein gar nichts über eine Ehe aus.

Daniel: Aber natürlich tun sie das.

Isobel: Warum haben Sie dann keine Kinder?

Daniel: Meine Frau hat diese Entscheidung mehr oder weniger für sich getroffen. Ihre Karriere war ihr schon immer sehr wichtig, und das habe ich akzeptiert, zumal ich nicht der typische Vater bin. Ich bin nicht sehr geduldig, wissen Sie. Und Ungeduld ist keine besonders gute Voraussetzung für die Kindererziehung.

Isobel: Was macht Ihre Frau denn beruflich?

Daniel: Sie ist Zahnärztin.

Isobel: Verstehe. Dann sind Sie einer dieser Männer, die sich ihre Bestätigung bei anderen Frauen suchen müssen, um sich der Karrierefrau zu Hause gewachsen zu fühlen.

Daniel: Das glauben Sie nicht wirklich.

Isobel: Die Vermutung liegt nahe, das müssen Sie zugeben.

Daniel: Aus welchem Grund sollte ich mich meiner Frau nicht gewachsen fühlen? Ich stehe beruflich schließlich auf eigenen Beinen. Und ob Sie es glauben oder nicht: Ich habe bisher nie das Bedürfnis gehabt, eine andere Frau in meinem Leben zu haben.

Isobel: Wer sagt mir, dass Sie vor mir nicht schon ein Dutzend anderer Frauen angerufen haben, die Ihnen eine zu verblichene Quittung ausgestellt haben? Die nette Jeansverkäuferin? Die Obsthändlerin auf dem Markt?

Daniel: Es geht mir nicht darum, eine andere Frau kennenzulernen.

Isobel: Sondern?

Daniel:Sie kennenzulernen.

Isobel: Das ist dasselbe.

Daniel: Ist es nicht.

Isobel: Aber ich bin eine Frau.

Daniel: Sie verstehen nicht, was ich meine.

Isobel: Vielleicht tue ich das besser, als Sie denken.

Daniel: Sie sind wesentlich anstrengender, als ich es von einer Frau gewohnt bin.

Isobel: Dann bereuen Sie es inzwischen, mich angerufen zu haben?

Daniel: Ganz im Gegenteil. Und Sie?

Isobel: Es gibt nichts zu bereuen, weil nichts geschehen ist. Und weil nichts geschehen wird. Nichts, das über ein Telefonat hinausläuft. Ich muss jetzt Schluss machen, Daniel.

Daniel: Warum?

Isobel: Ich muss Schluss machen.

25. Juni 2010

Isobel: Partyservice Baale.

Daniel: Guten Tag, Isobel.

28. Juni 2010

Isobel: Partyservice Baale.

Daniel: Isobel.

30. Juni 2010

Isobel: Partyservice Baale.

Daniel: Bitte legen Sie nicht auf, Isobel!

Isobel: …

Daniel: Isobel? Sind Sie noch dran?

Isobel: …

Daniel: Ich höre kein Freizeichen, also müssen Sie dran sein.

Isobel: …

Daniel: Was ist denn los? Habe ich etwas falsch gemacht?

Isobel: Sie haben nichts falsch gemacht.

Daniel: Was auch immer ich getan habe, es tut mir leid. Ich wollte Sie weder kränken noch demütigen. Als ich sagte, Sie seien anstrengend, habe ich das nicht so gemeint. Sie sind nicht anstrengend, zumindest nicht im negativen Sinne. Nennen wir es eher Herausforderung. Eine Herausforderung, die ich gerne annehmen würde. Wenn Sie mich lassen …

Isobel: Mein Mann und ich haben heute unseren zehnten Hochzeitstag.

Daniel: Darum haben Sie neulich einfach aufgelegt.

Isobel: Ich musste in einem Moment daran denken, als wir uns über das Thema Ehe unterhielten. Und ich hab einfach gemerkt, dass es sich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren lässt, regelmäßig mit einem anderen Mann zu telefonieren.

Daniel: Aber es muss einen Grund dafür geben, dass Sie es tun. Es muss Ihnen ebenso helfen, wie es mir hilft.

Isobel: Aber warum?

Daniel: Sagen Sie es mir.

Isobel: Ich weiß es nicht.

Daniel: Machen Sie es sich nicht so schwer, Isobel. Es tut Ihnen gut, und dann ist es auch richtig.

Isobel: Vermutlich ist es einfach nur simple Eitelkeit. Es hat mir geschmeichelt, umworben zu werden. Dass sich jemand für mich interessiert, ohne dass ich etwas dafür zurückgeben muss.

Daniel: Sie geben etwas zurück. Weit mehr, als Sie denken.

Isobel: Aber was wir tun, ist falsch.

Daniel: Sie haben selbst gesagt, dass es nichts zu bereuen gibt. Und dass nichts geschehen wird, das über ein Telefonat hinausgeht.

Isobel: Aber wir tun es heimlich.

Daniel: Nur um niemandem unnötig weh zu tun, noch dazu wegen einer Sache, die keinen Grund zur Beunruhigung bietet. Ich meine, wir wissen beide, dass wir unsere Partner niemals betrügen würden. Und wenn ich, der seine Frau mindestens genauso liebt wie Sie ihren Mann, es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, dann können Sie das auch.

Isobel: Vielleicht haben Sie recht.

Daniel: Ich habe recht.

Isobel: Trotzdem muss ich jetzt Schluss machen. Ich schließe den Laden heute früher. Mein Mann und ich sind heute Abend in einem Restaurant verabredet. Ein Date sozusagen. Erkennungsmerkmal rote Rose.

Daniel: Etwas abgedroschen, oder?

Isobel: Das Date?

Daniel: Die Rose.

Isobel: Sie sind doch nicht etwa eifersüchtig.

Daniel: Natürlich bin ich eifersüchtig.

Isobel: Gut.

1. Juli 2010

Isobel: Partyservice Baale.

Daniel: Wie war Ihr Date?

Isobel: Sie rufen mich an, um mich das zu fragen?

Daniel: Ich rufe an, um Ihre Stimme zu hören. Also, wie war das Date?

Isobel: Es war schön. Sehr schön, wenn Sie es genau wissen wollen.

Daniel: Sie sagen das, als müssten Sie sich selbst beweisen, dass es schön war. Sie haben an mich denken müssen, richtig?

Isobel: Nicht seitdem wir das letzte Mal miteinander telefoniert haben.

Daniel: Sie lügen.

Isobel: Erhalten Sie sich diese Illusion.

Daniel: Und Sie sind doch anstrengend.

Isobel: Vielleicht möchte ich es Ihnen nur leichter machen, mich wieder zu vergessen.

2. Juli 2010

Isobel: Partyservice Baale.

Daniel: Es macht Ihnen Spaß, einfach aufzulegen.

Isobel: Es kam ein Kunde in den Laden. Aber ich rechne es Ihnen positiv an, dass Sie einen ganzen Tag lang gewartet haben, um es wieder zu versuchen.

Daniel: Ein Kunde? Tatsächlich …

Isobel: Trauen Sie mir keine Kunden zu?

Daniel: Natürlich. Aber keine Kunden, die immer genau dann in den Laden kommen, wenn ich Sie als anstrengend bezeichne.

Isobel: Sie überschätzen Ihren Einfluss. Nur weil Sie behaupten, ich sei anstrengend, heißt das noch lange nicht, dass ich mir das zu Herzen nehme. Vielleicht machen Sie mir damit sogar ein Kompliment.

Daniel: Darf ich Sie etwas fragen?

Isobel: Wieder eine Frage, bei der ich mir die Antwort vorher ganz genau überlegen muss?

Daniel: Warum ein Partyservice?

Isobel: Ich koche gerne, habe generell gerne mit Essen zu tun. Das habe ich von meiner Großmutter gelernt. Sie war eine fantastische Köchin, sie hat die Liebe zum Detail, gerade beim Kochen, an mich weitergegeben.

Daniel: Und das ist es, was Sie glücklich macht?

Isobel: Das Einzige, das ich wirklich gut kann. Warum fragen Sie?

Daniel: Na ja, Sie machen nicht den Eindruck einer typischen Köchin.

Isobel: Finden Sie.

Daniel: Ja.

Isobel: Und wie sähe eine typische Köchin Ihrer Meinung nach aus? Muss sie von Haus aus stämmig gebaut sein, mit schwammigem Hals und fleischigen Fingern?

Daniel: Wenn Sie mich so direkt fragen …

Isobel: Und dazu eine weiße Kittelschürze, richtig?

Daniel: Schon möglich.

Isobel: Vielleicht habe ich in diesem Moment gerade genau so eine Schürze um.

Daniel: Vielleicht macht es Ihnen auch einfach nur Spaß, jeder meiner Fragen mit Hochmut zu begegnen.

Isobel: Hochmut? Ich? Kann es sein, dass Sie von sich auf andere schließen?

Daniel: Ich bin die Ruhe in Person.

Isobel: Apropos, Mister Ruhe in Person, darf ich dann auch Vermutungen über die Eigenschaften anstellen, die einen typischen Schreibtischhelden ausmachen?

Daniel: Ich bin kein Schreibtischheld.

Isobel: Nehmen Sie es positiv, Helden kann die Welt nie genug haben, nicht wahr?

Daniel: Wir sprechen von einer äußerst erfolgreichen Werbeagentur.

Isobel: Ich bin beeindruckt.

Daniel: Ich ignoriere Ihren ironischen Unterton und erkläre Ihnen sehr gerne, dass die Agentur Brückner seit fast 20 Jahren zu den renommiertesten Werbeagenturen der Stadt gehört. Zu unseren Kunden zählen Banken, Hotels und unzählige äußerst erfolgreiche Unternehmen.

Isobel: Und Ihr Job ist es, denen in den Hintern zu kriechen?

Daniel: Mein Job ist es, denen in den Hintern zu treten, ohne dass sie es merken.

Isobel:Jetzt bin ich beeindruckt.

Daniel: Es ist nett, dass Sie es vorgeben.

Isobel: Nicht wahr?

Daniel: Aber Sie haben recht.

Isobel: Womit?

Daniel: Die Welt kann nie genug Helden haben.

Isobel: Die wahren Helden sind diejenigen, die es nicht wissen.

Daniel: Sie können richtig philosophisch sein.

Isobel: Das trauen Sie einer fleischfingrigen Köchin gar nicht zu, nicht wahr?

Daniel: Sie haben keine fleischigen Finger. Das hätte ich mir gemerkt.

Isobel: Und Sie hätten mich niemals angerufen.

Daniel: Eine Frau mit fleischigen Fingern hätte nicht die Augen, die Sie haben.

Isobel: Aber wenn Sie es nicht riskieren, einer Frau mit schwammigem Hals und fleischigen Fingern hinterherzuschauen, werden Sie nie erfahren, was für Augen sie hat.

Daniel: Vielleicht möchte ich das gar nicht.

Isobel: Es wäre einen Versuch wert.

Daniel: Einen Augenblick.

Isobel: Reden Sie mit mir?

Daniel: Das war ein Kollege. Er hat mich an einen wichtigen Termin erinnert, den ich verpasse, wenn ich jetzt nicht auflege.

Isobel: Dann will ich Sie nicht von Ihrer Mission abhalten.

Daniel: Sie sind die Einzige, die es könnte.

7. Juli 2010

Isobel: Partyservice Baale.

Daniel: Ich habe eine Theorie entwickelt.

Isobel: Eine Theorie?

Daniel: Wann immer ich mir vornehme, besonders nett zu Ihnen zu sein oder Ihnen ein besonderes Kompliment zu machen, verärgert es sie. Jede gute Absicht schlägt genau ins Gegenteil um. Vielleicht sollte ich in Zukunft einfach versuchen, besonders gemein zu sein. Womöglich kommt das besser bei Ihnen an.

Isobel: Welche Art von Kompliment habe ich denn Ihrer Meinung nach falsch aufgefasst?

Daniel: Vielleicht verkürzt es die Liste, wenn wir aufzählen, welches Sie nicht falsch aufgefasst haben.

Isobel: So wie Ihr Kompliment, dass Köchinnen grundsätzlich stämmig sein müssen?

Daniel: Das ist ein sehr gutes Beispiel.

Isobel: Ein gutes Beispiel für ein modriges und veraltetes Bild, das Sie von diesem Beruf zu haben scheinen. Außerdem bin ich nicht nur Köchin. Ich backe, ich grille, ich garniere. Ich tue alles, was einen erstklassigen Partyservice auszeichnet.

Daniel: Ich hatte versucht, Ihnen klarzumachen, dass ich Sie nicht für eine Köchin gehalten hätte. Weil mein – möglicherweise veraltetes – Bild dieses Berufs nicht zu Ihrem selbstsicheren und attraktiven Erscheinungsbild passt.

Isobel: Ihr Bild dieses Berufs ist nicht nur veraltet, es ist albern und weder diesem noch vergangenen Jahrzehnten angemessen.

Daniel: Sehen Sie. Genau das meine ich.

Isobel:Was meinen Sie?

Daniel: Ich erkläre Ihnen, dass ich Sie für attraktiv halte, und Sie sehen es als Angriff gegen alle Köchinnen dieser Welt, sich mit eingeschlossen.

Isobel: Es tut mir leid, wenn ich Ihre ach so wohlgemeinten Worte überhöre. Aber zwischen stinkenden Socken lässt sich ein weichgespültes Hemd leider sehr schwer erkennen.

Daniel: Was soll das nun wieder heißen?

Isobel: Es war nett, mit Ihnen zu plaudern. Kochen Sie sich was Nettes.

 

Hallo, liebe Hörer von Radio Emotion 90,7. Hier ist Relax ab sechs. Die Sendung zum Wohlfühlen von und mit Roger Ronemeyer. Wie immer mit den schönsten Songs zum Thema Liebe. Ich freue mich, dass ihr auch heute wieder dabei seid, wenn es heißt Liebe, Sehnsucht und Emotionen. Diesmal habe ich als Startnummer einen besonders würdigen Vertreter für die Rubrik Herzschmerz ausgewählt. Wer kennt es nicht, gerade als Mann. Das Gefühl, stark sein zu müssen, obwohl man keinen klaren Gedanken mehr fassen kann, weil uns die Frau unserer Träume im Kopf herumspukt? Was, wenn sie davon erfährt? Was, wenn sie die Macht, die sie über uns hat, ausnutzt? Über all diese Dinge singen 10cc in ihrer wunderschönen Nummer I´m Not In Love. Freut euch mit mir auf einen besonderen musikalischen Leckerbissen.

12. Juli 2010

Isobel: Hallo?

Daniel: Isobel.

Isobel: Ist es das erste Mal, dass Sie um diese Zeit anrufen?

Daniel: Das erste Mal, dass Sie abnehmen.

Isobel: Es ist kurz vor Mitternacht.

Daniel: Ich weiß.

Isobel: Sind Sie zu Hause?

Daniel: Ja. Warum sind Sie es nicht?

Isobel: Ich habe bis eben an einer Eilbestellung gearbeitet. Warum rufen Sie so spät noch an?

Daniel: Ich konnte nicht schlafen.

Isobel: Ist Ihre Frau nicht zu Hause?

Daniel: Ich bin im Arbeitszimmer.

Isobel: Vielleicht sollten wir das Prinzip Jobtelefon beibehalten.

Daniel: Was meinen Sie?

Isobel: Ich weiß nicht, ob ich mich wohl bei dem Gedanken fühle, dass Ihre Frau im Zimmer nebenan schläft.

Daniel: Ela liest meist bis in die Nacht. Sie wird noch wach sein.

Isobel: Umso schlimmer.

Daniel: Sie kommt nie ins Arbeitszimmer.

Isobel: Das ändert nichts an der Tatsache, dass Sie sich in diesem Moment unter demselben Dach befinden und ich sozusagen mit Ihnen. Lassen Sie uns die Privattelefone zur verbotenen Zone erklären.

Daniel: Aber was ist, wenn mich abends die Sehnsucht nach einem Gespräch überkommt?

Isobel: Sie werden es überleben, Daniel. Sie werden es überleben müssen. Sie haben selbst gesagt, dass Sie Ihre Frau niemals betrügen würden.

Daniel: Das tue ich auch nicht.

Isobel: Ich habe aber das Gefühl, dass wir es tun. In genau diesem Moment.

Daniel: Versuchen Sie, mir ein schlechtes Gewissen einzureden?

Isobel: Ich versuche, es uns beiden zu nehmen, indem ich jetzt auflege.

10. August 2010

Daniel: Agentur Brückner, Zielonke, guten Tag.

Isobel: Schönen guten Tag.

Daniel: Isobel! Woher haben Sie diese Nummer?

Isobel: Trauen Sie mir nicht wenigstens ein kleines bisschen Erfindungsgeist zu?

Daniel: Doch, aber …

Isobel: Auch wenn es zugegeben nicht viel Ideenreichtum voraussetzt, die Website Ihrer Agentur zu finden. Sehr nettes Foto übrigens von Ihnen. Auf der Kontaktseite, meine ich.

Daniel: Warum rufen Sie an?

Isobel: Warum tun Sie es nicht mehr?

Daniel: Ich habe über Ihre Worte von neulich Abend nachgedacht.

Isobel: Vier Wochen lang?

Daniel: