"Nur MEIN Bestes?" #1 - Gabriele Helbig - E-Book

"Nur MEIN Bestes?" #1 E-Book

Gabriele Helbig

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Beschreibung

Episode 1 (von5): Kerstin ist eine junge Witwe, erfolgreich als Lehrerin aber privat auf dem Abstellgleis. Sie hadert mit ihrem Schicksal, leidet unter dem unerfüllten Kinderwunsch und fühlt sich von der Schwiegermutter gemobbt. Außer Kochen und Lesen hat sie kaum Hobbys. Kater Paulchen freut das, für Kerstin ist es aber zunehmend belastend. Kerstin entdeckt Facebook. Zunehmend begeistert frischt sie alte Kontakte auf und knüpft neue. Dass einer darunter ist, der nur ihr Bestes will, nämlich ihr Geld, merkt sie nicht.

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Seitenzahl: 55

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„Nur MEIN Bestes?“

„Das bekommst DU nicht!“

EPISODE 1

von

Gabriele Helbig

Impressum

Cover: Karsten Sturm – Chichili agency

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-490-7

MOBI ISBN 978-3-95865-491-4

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet,

vervielfältigt oder verbreitet werden

Kurzinhalt

Kerstin ist eine junge Witwe, erfolgreich als Lehrerin aber privat auf dem Abstellgleis. Sie hadert mit ihrem Schicksal, leidet unter dem unerfüllten Kinderwunsch und fühlt sich von der Schwiegermutter gemobbt. Außer Kochen und Lesen hat sie kaum Hobbys. Kater Paulchen freut das, für Kerstin ist es aber zunehmend belastend. Kerstin entdeckt Facebook. Zunehmend begeistert frischt sie alte Kontakte auf und knüpft neue. Dass einer darunter ist, der nur ihr Bestes will, nämlich ihr Geld, merkt sie nicht.

Episode 1

Kerstins linker Ellenbogen war nass und wurde zunehmend kälter. Sie bemerkte es, tat aber nichts dagegen. Dabei hätte sie nur die Scheibe hochfahren lassen müssen. Kerstin war völlig fertig. Am Ende nach einem Tag in der Schule, der sie an ihrer Berufswahl zweifeln ließ. Der Unterricht war ja in Ordnung und ihre Schüler besser als ihr Ruf. Aber deren Eltern! Dass sie so viele Stunden ihres Lebens mit Elterngesprächen verbringen würde, das war mit irdischem Lohn eigentlich nicht wieder gut zu machen.

Sie hatte die Klasse abgeschlossen, war durch den Regen zum Auto gerannt und fuhr seit einer halben Stunde in die falsche Richtung. Ihr war einfach danach durch die nasse, graue Stadt zu fahren. Als ihr Telefon klingelte, hatte die Fahr-Therapie schon angeschlagen. Kerstin sah, dass ihre Freundin Barbara anrief, und antwortete besser gelaunt:

„He, Babsi, warum bist du noch nicht im Bett? Die Tagesschau ist doch bestimmt schon vorbei.“

„Nenn mich nicht Babsi, sonst lade ich dich nicht ein mitzukommen.“ Barbara war so schnell nicht aus dem Konzept zu bringen.

„Einladen, nee, egal wozu. Ich hatte gerade mordsmäßig schlechte Laune. So schlecht, dass ich literweise Benzin verbrannt habe, bis ich mich wieder eingekriegt habe. Ich will jetzt bloß noch nach Hause.“

„Lass mich doch erst mal sagen, was ich vorhabe. Das wirkt so ähnlich wie Benzinverbrennen, ist nur viel lustiger.“

„Nun sag schon, jetzt bin ich neugierig.“ Kerstin wechselte die Spur. Sie wollte an der nächsten Ausfahrt der Stadtautobahn den Rückweg antreten.

„Wir beide machen einen Clubabend. Ganz cool, ganz entspannt. Vielleicht mal tanzen, aber muss nicht sein, wenn du keine Lust hast. Einfach nur mit einem Cocktail rumsitzen, Leute gucken und lästern. Klingt zu gut um wahr zu sein, stimmt’s?“

Kerstin lachte. „Ich und Club, nee, das ist keine gute Idee. Du weißt doch, dass ich da so hinpasse wie ein Priester in den Puff.“

„Wer sagt denn, dass Priester nicht in den Puff passen?“ Barbara ließ nicht locker. „Sei kein Frosch, komm schon, alleine geh ich nicht. Lass mich nicht hängen. Ich brauch das heute!“ Ihr Ton wurde zunehmend ernster und Kerstin bekam einen Schreck. Barbara hatte mit ihrer Schokoladen-Boutique alles riskiert und bislang nur rote Zahlen geschrieben. Wenn ihre Freundin sie brauchte, würde sie mehr tun als nur einen Abend in einem schrecklichen Club zu verbringen.

„Warum sagst du das nicht gleich? Natürlich komme ich, wenn du mich brauchst um auf andere Gedanken zu kommen. Aber umziehen möchte ich mich vorher noch. So wie ich aussehe, möchte ich nicht ausgehen. Nicht mal in ein dunkles Kino.“

„Danke, Kerstin. Kannst du mich abholen, wenn du dich aufgebretzelt hast?“

„Klar, mache ich. Dann kannst du auch zwei Cocktails trinken, oder vier.“

„Du bist frech, aber danke. Bis dann!“

Kerstin war während der letzten Minuten am Innsbrucker Platz ab- und wieder in Richtung Norden aufgefahren. Sie hielt sich nicht mehr genau an die achtzig Stundenkilometer-Begrenzung. Auch das Fenster war oben. Sie war wieder fit und ganz bei der Sache. Hoffentlich würde Barbara nicht das Handtuch mit ihrem Lädchen werfen. Es müsste doch eine Marktlücke für sie geben?

Kater Paulchen begrüßte Kerstin mit vorwurfsvollem Blick. Er ging in seine Plüschhöhle und beobachtete jede Bewegung seiner Dosenöffnerin. Kerstin redete versöhnend auf ihn ein. Sie öffnete dabei eine Dose seiner Lieblingsmarke und beeilte sich sie ihm zu servieren. Dann machte sie das Wasser frisch und säuberte das Katzenklo. Für sich selbst brauchte sie nicht viel Zeit. Eine schwarze Hose und ein rot-schwarz gemustertes Oberteil, passender Schmuck und fix die Haare durchgekämmt. Ein Blick in den Spiegel veranlasste sie, sich doch noch einen Hauch Make-up und Lidschatten zu spendieren, etwas Lippenstift und fertig. Sie rief Barbara an. „Mach dich bereit, ich bin in zehn Minuten vor deiner Tür.“

Sie ging zu Paulchen, kraulte ihn. „Ich bleibe nicht lange, sei nicht traurig. Morgen können wir ausschlafen und ein bisschen schmusen. Tschüss, mein Süßer!“

Barbara hatte Recht. Es war eine gute Idee. Kerstin wäre sonst wie immer zu Hause geblieben, hätte ein wenig ferngesehen, Knabberzeug in sich versenkt und Paulchen gekrault. Aber nun saß sie in der Burger Bar. Sie hatte Barbara von den Problemen mit den überehrgeizigen Eltern erzählt, die von den Lehrern erwarteten, ihren Kindern durch Bestnoten den Zugang zu begehrten Studienfächern zu ermöglichen.

„Eigentlich müsste jedem Lehrer ein Rechtsanwalt an die Seite gestellt werden. Sogar die Schüler drohen schon mit Klagen, wenn sie merken, dass ihre Noten rutschen. Ich habe im Geiste bereits eine Schere im Kopf stecken, wenn ich ein neues Thema anfange. Das kann es doch nicht sein!?“

Barbara hörte mitfühlend zu. „Die Eltern wissen eben, dass im Zweifel die Inhalte egal sind, die ihre Kinder lernen. Es kommt letztlich auf die Durchschnittsnote im Abi an. Krass gesagt, wenn einer sehr gut in Erdkunde, Musik und Deutsch ist, kann er Zahnarzt werden. Du würdest für deine Kinder doch auch alles tun, um ihnen zu einer erfolgreichen Karriere zu verhelfen, oder?“

„Das glaube ich nicht. Ich denke, Wenn ich Kinder hätte, hätte ich mehr Freude daran, sie zu ganzheitlich denkenden und verantwortlich entscheidenden Menschen zu erziehen und unterrichten zu lassen. Das ist es auch, was ich immer wieder versuche, in meinen Klassen durchzusetzen. Und das ist es, was die Eltern mir vorwerfen. Ich soll den Lehrstoff durchziehen und so lange üben, bis die Noten stimmen. Der große Zusammenhang stört bloß dabei. Darum ging es heute wieder. Ich war so sauer, du kannst es dir nicht vorstellen.“

„Doch, ich kenne dich ja. Aber du lässt dich schon nicht unterkriegen. Wenn du von etwas überzeugt bist, kämpfst du es durch. Du bist für mich auch das lebende gute Beispiel. Wenn ich aufgeben will, denke ich an Kerstin und dann geht es irgendwie weiter. Bis jetzt jedenfalls...“