Nyxa: Sammelband der drachenstarken Fantasy-Serie (Band 1-3) - Dana Müller-Braun - E-Book
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Nyxa: Sammelband der drachenstarken Fantasy-Serie (Band 1-3) E-Book

Dana Müller-Braun

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Beschreibung

**Faszinierende Drachen-Romance, die Leserherzen höherschlagen lässt!**  Nyxa ist einzigartig. In ihr vereint sich die Magie aller Drachenarten und das Erbe eines gesamten Königreichs. Aber sie muss heiraten, um ihre Bestimmung zu erfüllen. Für Nyxa gibt es nur einen Ausweg: Flucht. Heimlich heuert sie bei dem ebenso verschwiegenen wie furchtlosen Captain Black Night an und wird Teil seiner Crew. Die Nähe zu dem unergründlichen Mann bringt Nyxas Herz mehr und mehr aus dem Gleichgewicht und macht es ihr schwer, ihr Geheimnis zu wahren. Doch niemand darf erfahren, wer sie wirklich ist. Denn Nyxas Feinde lauern auch in den weiten Wellen des Meeres...   Ein grandioser Liebesroman in atemberaubendem Setting Dana Müller-Braun entführt ihre Leserinnen in der außergewöhnlichen Fantasy-Serie »Nyxa« in ein Land voller magischer Drachen, großer Geheimnisse und romantischer Gefühle. Leserstimmen: »Geniale Drachengeschichte.« »Großartig.« »Pflichtprogramm für jeden Fantasyliebhaber!«   //Dies ist ein E-Book-Sammelband der romantischen Drachen-Fantasy »Nyxa«. Er enthält alle Bände der Buchserie: -- Nyxa 1: Das Erbe von Avalon -- Nyxa 2: Die Macht von Atlantis -- Nyxa 3: Die Rache der Nemesis// Diese Reihe ist abgeschlossen.   //Weitere Romane aus der Drachenwelt von Dana Müller-Braun:  -- Elya 1: Der weiße Drache -- Elya 2: Das Bündnis der Welten  -- Elya 3: Das Licht der Finsternis//  Die »Elya«-Buchreihe ist abgeschlossen.

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Impress Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH © der Originalausgabe by CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2019 Text © Dana Müller-Braun, 2019 Lektorat: Martina König Coverbild: shutterstock.com / © Eugene Partyzan / © Lana B / © Carlos Amarillo / © Jag_cz / pixabay.com / © OpenClipart-Vectors / © BubbleJuice Covergestaltung der Einzelbände: Dana Müller-Braun, formlabor Gestaltung E-Book-Template: Gunta Lauck / Derya Yildirim Satz und E-Book-Umsetzung: readbox publishing, Dortmund ISBN 978-3-646-60504-4www.carlsen.de

Dana Müller-Braun

Nyxa 1: Das Erbe von Avalon

**Die Macht der Elemente** Seit sie denken kann, weiß Nyxa: Sie ist einzigartig. In ihr sind nicht nur alle existierenden Unterarten der Drachen vereint, sie ist auch die Erbin des Königreichs Avalon. Aber was nützt ihr dieses Wissen, wenn sie sich dafür ein Leben lang verstecken muss, schließlich wollen dunkle Mächte jemand ganz anderen auf dem Thron sehen. Als Nyxa dann verheiratet werden soll, um ihre Bestimmung zu erfüllen, trifft sie eine schwerwiegende Entscheidung. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion verlässt sie ihre Heimatstadt Acaris und heuert bei dem verschwiegenen Piraten Captain Black Night an. Für die nächsten zwei Monate wird sie Teil seiner Crew. Doch niemand darf herausfinden, wer sie wirklich ist. Weder die Crew noch der furchtlose Captain, der Nyxas Herz in Aufruhr bringt …

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Vita

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© privat

Dana Müller-Braun wurde Silvester ’89 in Bad Soden im Taunus geboren. Geschichten erfunden hat sie schon immer – Mit 14 Jahren fing sie schließlich an ihre Phantasie in Worte zu fassen. Als das Schreiben immer mehr zur Leidenschaft wurde, begann sie Germanistik, Geschichte und Philosophie zu studieren. Wenn sie mal nicht schreibt, baut sie Möbel aus alten Bohlen, spielt Gitarre oder verbringt Zeit mit Freunden und ihrem Hund.

»Und wenn ich tausend Leben hätte, sie alle wären mit dir. Und wenn ich dich noch tausendmal gehen sähe, ich ginge jeden Weg mit dir. Und wenn dort tausend Seelen wären, nur die eine gehört zu mir. Doch in tausend Leben und tausend Seelen, auf tausend Wegen werde ich nie dein sein und du nie mein. Denn was uns trennt zwischen tausend Leben, ist das eine, in dem wir erkennen, du bist mein und ich bin dein.«

Privater Eintrag im Logbuch. Schiffsjunge Black Night 24. August 1923

Für Niklas (24. August 1993 – 10. Februar 2012)

Prolog

Levyn

»Du schaffst das!«

Lyas Stimme klingt sicher. So unglaublich überzeugt davon, dass ich das hier wirklich schaffe. Dabei glaube ich, dass sie gar nicht weiß, dass so vieles davon nur an ihr liegt. Was sie mir alles gibt, damit ich derjenige sein kann, der ich sein will. Der ich sein muss, wenn ich unsere Welten wieder vereinen will.

»Es gibt so viele Hindernisse. So viele Unterschiede, die sie überwinden müssen. Wie kann ich das von ihnen verlangen?«

»Hör auf damit«, sagt sie sanft und kommt näher. Ihre dunklen Haare sind zu einem Knoten gebunden und ihre blauen Augen sehen mich ehrlich an. So warm und liebevoll. Wie konnte ich sie je vergessen? »Einen Versuch ist es wert.«

»Was, wenn Terrys nicht kommt? Wen setze ich dann in Terreia als Thronfolger ein?«

»Terrys ist kein Idiot, sondern ein Mann, der sich als Junge von den Grausamkeiten seines Vaters abgewandt hat. Wer sollte ihm das verübeln?«, lacht sie und streicht mir sanft über die winzige Narbe an meinem Kinn. »Wenn selbst Myr einen Thron annimmt, damit wir diese Welten wieder vereinen, wird er es ja wohl auch machen.«

»Myr ist gerade dabei, Kleinholz aus unserem Besprechungsraum zu machen.«

»Alles, was ich daran überraschend finde, ist, dass du nicht dabei bist«, lacht sie und wendet sich wieder von mir ab. »Na los! Nach deiner Person wird gefragt, Herrscher der Finsternis.«

»Elya Leroux, Herrscherin der Welten, versucht mir Anweisungen zu geben.«

»Na ja, ich stehe jetzt sozusagen über dir in der Rangordnung der Drachen.« Sie hebt die Schultern und lacht.

»Du wirst trotzdem immer mein kleiner Albino bleiben.«

Ein Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken und weg von den wunderschönen Augen meines Gegenstücks.

»Lucarys ist hier«, sagt Arya monoton und mustert uns beinahe abfällig. Aber so sieht sie eigentlich immer aus.

»Und Nyxa?«, fragt Lya argwöhnisch.

»Sie hat er in Acaris bei ungefähr einer Milliarde Wachen gelassen, bis Myr als König zurückkehrt und sie beschützt.« Sie schnaubt. »Wenn ihr mich fragt, verdient das arme Kind ein wenig Tageslicht.«

»Ach, so wie du, die Tag und Nacht in der Welt der Finsternis herumlungert?« Ich hebe meine Brauen.

»Ich lebe schon sehr lange und habe genug gesehen, um zu begreifen, dass es in der Finsternis um einiges besser ist. So muss man den Abschaum der Welten und diese ganzen verlausten Drachen nicht mit ansehen.« Sie wirft Lya einen Blick zu. »Nichts für ungut.«

Lya lacht heiser neben mir, während sie ihren Kopf schüttelt. »Na los, holen wir Myr aus seiner Wutattacke und dann fliegen wir los, um die Welten zu retten.«

»Du weißt schon, dass wir das alles hier machen?« Arya hebt irritiert ihre Brauen.

Lya lacht wieder, wie ein Kind. »Ja, aber so klingt es heroischer.«

»Ist klar«, brummt Arya, während Lya meine Hand nimmt und mich mit sich auf den Flur zieht.

Während sie Myr holen geht, bleibe ich vor dem Raum des Bündnisses stehen und betrachte den alten Stein um mich herum.

»Was ist los mit dir?« Arya stellt sich neben mich und mustert mich skeptisch.

»Es ist wichtig für uns«, gebe ich knapp zurück.

Ganz langsam spüre ich ihre Berührung an meiner Schulter. Sie brennt sich beinahe in meine Haut, weil es so ungewohnt ist.

»Levyn … sie werden dir alle folgen. Wir sind dir bereits alle gefolgt.«

»War es nicht eher so, dass sie alle Lya gefolgt sind?«, frage ich zynisch.

»Nein. Erst, als du deine Erinnerungen wiederhattest und dich dem Feind gestellt hast, haben alle mit uns gekämpft.« Sie greift fester zu. »Ich liebe Lya, als wäre sie meine Schwester. Und sie ist und war immer ein sehr wichtiger Teil des Ganzen. Aber du …« Sie macht eine kurze Pause. »Du bist dieser Aufstand, Levyn. Du warst es schon damals, als wir gegen die Venandi gekämpft haben. Du bist der beste und stärkste Mensch, den ich kenne.«

»Ich bin kein Mensch, Arya«, lache ich.

Sie zuckt nur mit den Schultern. »In jedem von uns schlummert doch ein Mensch. Nicht wahr?«

»Bei dir bin ich mir da nicht so sicher«, gebe ich zwinkernd zurück und richte meinen Blick dann auf Lya und Myr. Er sieht zwar nicht gerade begeistert aus, aber wenn Lya in seiner Nähe ist, kann er nie wirklich zornig sein. Die beiden verbindet etwas ganz Besonderes.

»Schatz, jetzt kriegst du doch noch einen König.«

»Wow«, entgegnet Arya halbherzig, während Myr sich neben ihr aufbaut.

»Vom Bettlerjungen zum König.«

»Witzig«, brummt sie und lässt sich dann von ihm küssen.

»Bereit?«, frage ich und starre wieder zur Tür. Lya nimmt meine Hand und drückt sie kurz, bevor ich sie öffne und in die Gesichter aller Vertreter sehe.

Das Gefühl, es wirklich schaffen zu können, durchströmt mich, als ich auch Terrys erkenne. Der Zweitgeborene von Terryel, der schon als Junge von zu Hause geflohen ist und von seinem Vater verstoßen wurde.

Ich räuspere mich, während auch Arya, Lya und Myr sich setzen. Lya sitzt direkt neben mir und sieht mich sicher an.

»Ich habe euch heute hergebeten, weil ich einen Plan für unsere Welten habe«, sage ich sicher und bleibe noch kurz vor meinem Stuhl stehen. »Ich weiß, dass es viel verlangt ist, aber wir haben uns zu lange dem Gedanken hingegeben, die Welten können einfach so koexistieren, ohne dass wir etwas dafür tun.«

Ich erkenne Zustimmung in den Augen der Anwesenden und lasse meinen Blick einmal umherwandern. Lylith ist als Königin der Luftdrachen gekommen. Terrys, um für Terreia zu sprechen. Myr wird hier Acaris vertreten. Harlys habe ich als Regenten der Feuerdrachen eingesetzt. Ich kenne ihn kaum, aber er ist die Stimme des Volkes. Die menschliche Welt wird von Sarina Chuck vertreten, eine Frau, die sich während des Krieges als Anführerin der Menschen durchgesetzt hat. Myr ist außerdem die Stimme der Welt des Lichts, Lya die des Mondes und ich … ich habe für diese Abstimmung meine eigene Stimme an Arya weitergegeben. Perce und Tym sind ebenfalls hier, um die Welt der Dämmerung im Gesamten zu vertreten.

»Ich will unsere Welten und unsere Königreiche einen. Ich will, dass die Menschen weiterhin von unserer Existenz wissen, damit wir sie besser schützen können. Ich will, dass unsere Königreiche Handel miteinander betreiben und sich so das Überleben sichern. Und auch die Welten untereinander müssen zusammenarbeiten.« Ich mache eine kurze Pause. »Das sind die Dinge, die ich will. Und jetzt ist die Frage, was ihr wollt.«

»Wir sollen also mit den anderen Königreichen handeln?«, ergreift Lylith als Erste das Wort, während ich mich setze und meine Ellbogen auf den Tisch stemme. »Was haben sie uns zu bieten, was wir nicht selbst haben?«

»Feuer«, raunt Harlys rau und sieht sie an, als würde er mehr damit meinen.

Lylith verdreht genervt die Augen. »Auf dein Feuer kann ich verzichten, Harlys.«

»Schade«, gibt er schnurrend zurück.

Lya und Arya kichern leise neben mir. Ich atme schwer ein und aus.

»Die Erddrachen betreiben Ackerbau. Die Luftdrachen bauen Gesteine ab. Die Feuerdrachen erschaffen in ihren Schmieden unfassbar starke Waffen und die Wasserdrachen …« Ich sehe zu Myr, der belustigt die Brauen hebt.

»Wir werden in Zukunft für die Sicherheit in den Meeren sorgen und eine Hafenstadt bauen, die den gesamten Handel organisiert«, hilft er mir aus.

»Ihr Wasserdrachen sollt den kompletten Handel organisieren? Wer versichert uns, dass ihr euch da nicht höher beteiligt, als ihr solltet?«, zischt Terrys mit einem zornigen Blick zu Myr. Die beiden kennen sich schon ziemlich lange. So lange, wie auch ich Terrys kenne. Er hat im Krieg an unserer Seite gekämpft und schon vorher waren wir es, die ihm einen Platz in der Finsternis gaben, als er kein Zuhause und kein Erbe mehr hatte.

»Witzig«, lacht Myr und sieht ihn genervt an. »Hab ich ehrlich gesagt nicht nötig. Ich bin jetzt ein König und bekomme Geld und Frauen.«

Arya schnaubt herablassend.

»Na ja, gut … Nur eine Frau, die alle anderen sofort köpfen würde. Aber hey, eine ist besser als keine.«

»Und was ist mit Morgans Kleiner?« Lylith hebt ihre Brauen.

»Sie wird bei Myr aufwachsen«, sage ich ruhig, während Myr seine Hand zur Faust ballt. Er liebt Nyxa. Aber diese Verantwortung will er nicht. Vor allem nicht, weil er in Acaris leben wird und nicht hier. Und weil Arya ihm heute eröffnet hat, dass sie hierbleiben wird und nicht mit ihm nach Acaris geht.

»Sie ist ein kleines Mädchen, das einst die wichtigste Insel der Welten regieren soll. Und sie soll in Acaris … was? Gefangen gehalten werden?«, ergreift nun Perce das Wort.

»Wir werden sie nur so lange dabehalten, bis wir sie verheiraten können.«

Ich spüre, wie sich Lya bei meinen Worten anspannt. Sie hasst diese Vorstellung.

»Natürlich nur, wenn sie das selbst auch will«, füge ich schnell hinzu. »Und da kommst du ins Spiel … Terrys.«

»Ich?« Er hebt fragend seine Brauen. »Ich soll sie heiraten?«

»Ihr sollt euch in ein paar Jahren kennenlernen. Mehr nicht. Wenn es genügt, werdet ihr heiraten und ihr Erbe ist sicher. So wie auch deines.«

Terrys verzieht den Mund, wendet aber nichts ein.

»Wir müssen unsere Welten und Königreiche ausbauen. Es wird ein langer Prozess und ich weiß, dass einige Feindschaften tief sitzen. Aber wir werden das schaffen, wenn wir alle zusammenarbeiten.«

»Wie passen wir Menschen da rein? Bekommen wir ebenfalls Zugang zu den Welten?«

Die Drachen am Tisch lachen herablassend. Sarinas Blick allerdings bleibt starr auf mich gerichtet.

»Wie werden einige Drachen in die Welt der Sterblichen abberufen. Sie können dort leben oder hier und dort nur ihre Schichten abarbeiten. Vor allem geht es darum, die Menschen zu schützen. So wie wir es schon immer getan haben. Nur jetzt nicht mehr im Verborgenen.« Ich atme tief durch. »Ihnen Zutritt zu unseren Welten zu gewähren, Sarina, ist viel zu gefährlich. Nicht nur für uns, sondern auch für sie. Sie besitzen die dritte Ebene der Vorstellung nicht. Sie können nur das wahrnehmen, was eine materielle Beschaffenheit hat, und das, was sie durch ihre Sinne spüren können. Aber das, was nur mit dem Geist erfasst werden kann, das fehlt ihnen. Und damit das Verstehen des Magischen. Für sie wäre das alles hier eine restlose Überforderung.«

»Also werden wir ausgesperrt?!« Sarina verschränkt die Arme vor der Brust.

»Ausgesperrt?«, lacht Lylith herablassend. »Ihr könnt froh sein, dass einige von uns euch vor euch selbst schützen. Denn andere Feinde gibt es in eurer Welt nicht.«

»Ich möchte, dass einige Menschen Zugang bekommen«, sagt sie, ohne auf Lylith einzugehen. »Diejenigen, die in der Regierung agieren, müssen auch diese Welten kennen.«

»Nein!«, ertönt nun Harlys tiefe Stimme.

»In Ordnung«, gebe ich zurück. »Nur diejenigen, die von uns eine Sicherheitsfreigabe erteilt bekommen.«

»Gut«, zischt Sarina und wirft Lylith einen vernichtenden Blick zu.

»Und so ein Handel soll einfach so funktionieren?«, fragt wieder Perce, die ihre Augen zu Schlitzen verengt hat.

»Einigkeit funktioniert immer«, sagt Lya neben mir leise. »Sie funktioniert selbst dann, wenn alles andere verloren ist. Und nur sie ist es, die alles retten kann.«

Ich sehe sie an. Keiner sagt mehr etwas und das ist der Moment, in dem ich begreife, dass sie zustimmen werden. Dass wir eine neue, geeinte Welt erschaffen werden. Und vor allem begreife ich, dass diese Frau, die einst ein Mädchen war, immer an meiner Seite sein wird und allein das jeden Verlust, den wir einstecken mussten und noch werden, es wert ist.

»Ich liebe dich«, raune ich ihr zu. Und dann höre ich ganz deutlich in ihren Gedanken: »Wir.«

Das ist alles. Ein einziges Wort, das so viel bedeutet.

Kapitel 1

Vier Jahre später

Nyxa

»Ihr werdet sie lieben.«

Myrs Stimme klingt, als würde er das wirklich glauben. Dabei wissen wir beide: Liebenswert bin ich nun wirklich nicht. Nicht für einen dahergelaufenen Erddrachen.

Ich nehme einen Pfeil aus meinem Köcher und spanne ihn in meinen Bogen.

Seit ich fünfzehn Jahre alt bin, lebe ich hier in Acaris. In diesem Schloss. Ich kenne jeden Winkel und so auch die kleine, geheime Empore im Essenssaal. Man kann sie von unten nicht sehen, weil der blau leuchtende Saphir es wie eine Unebenheit im Stein aussehen lässt. Aber ich weiß es besser.

Mein Blick wandert wieder hinunter, wo Myr mit dem König der Erddrachen, drei seiner eigenen Berater und drei Wachen des Königs sitzt und isst. Als könne man mein Schicksal bei einem leckeren Stück Fleisch bestimmen.

»Sie ist ein sehr schüchternes und liebes Mädchen.«

Wie bitte? Am liebsten hätte ich laut geschnaubt. Myr ist wirklich der geborene Lügner.

Als ich den König der Erddrachen daraufhin gierig grinsen sehe, platzt mir der Geduldsfaden und ich lasse meinen Pfeil durch die Luft surren. Bis er, wie geplant, in der Keule des Königs auf seinem Teller landet. Etwas von dem Essen spritzt ihm in sein Gesicht und auf sein Angeberhemd. Er springt auf und tastet sich nach Wunden ab.

Was für ein Idiot.

»Was?!«

Er sieht sich ängstlich um, während seine Wachen ihre Schwerter ziehen. Sie wirken angespannt. Nur einer von ihnen grinst leicht, als würde ihm das hier große Freude bereiten. Er ist hübsch, ebenfalls ein Erddrache und seine grünen Augen lassen mich kurz innehalten.

Als der König noch unruhiger wird, unterdrücke ich ein Kichern, weil sie mich nicht entdecken, da sie keine Ahnung haben, woher dieser Pfeil kam. Einzig Myrs Blick wandert zu mir hinauf. Dieser Ausdruck auf seinem Gesicht ist mir mehr als vertraut. Wie ein Vater, der sein Kind tadelt. Das kann er sich sparen.

»Wir werden angegriffen«, knurrt der König, woraufhin mir ein lautes Lachen entfährt und ich alle Blicke auf mich ziehe.

»Nein, Eure Hoheit. Kein Angriff. Ich wollte Euch nur zeigen, wie schüchtern und lieb ich wirklich bin.«

Sie alle erstarren, während ich mir meine rote Mähne über die Schulter werfe, meinen Bogen in die Höhe halte und dann durch die kleine Nische verschwinde, durch die man hierherkommt. Als ich durch die enge Höhle im Gang vor dem Thronsaal herauskomme und mich aufrapple, steht Myr mit verschränkten Armen vor mir, seine Brauen beinahe am Ansatz seiner dunklen Haare.

»Was sollte das, Nyxa?«

»Das sollte ich dich fragen, Myr!«

»Nyxa!«, ermahnt er mich.

Ich ziehe scharf die Luft ein. »Wofür hast du mir das alles beigebracht, wenn ich dann das Schoßhündchen irgendeines Königs werden soll?!«, fauche ich und lege mir meinen Bogen über meine Brust, um demonstrativ die Arme in die Hüfte stemmen zu können.

»Als ob ich dich zu einem Schoßhündchen machen würde, Nyxa. Das ist albern. Du weißt, warum ich das tue.«

»Trotzdem läuft es genau darauf hinaus. Ich will nicht so einen dummen Schnösel heiraten!«

»Du solltest ihn kennenlernen. Nicht heiraten«, sagt er ruhig.

Ich schnaube nur. »Warum soll ich überhaupt jemanden kennenlernen? Du hattest die Zeit, dein Gegenstück zu finden. Elya und Levyn hatten die Zeit. Ihr alle. Warum soll ich also meistbietend verkauft werden?«

Myr fährt sich angestrengt durch seine Haare und bittet mich dann ihn zu begleiten. Wir gehen die langen Gänge des Saphirschlosses entlang, bevor er wieder das Wort ergreift.

»Was, wenn er dein Gegenstück ist, Nyx? Du kannst diese eine Person nicht finden, wenn du niemanden kennenlernen willst.«

»Ich will Menschen kennenlernen. Wäre aber einfacher, wenn du mich aus Acaris rauslassen würdest!«, entgegne ich zornig. Ich habe keine Lust mehr, mein Leben hier zu verbringen. Jeden Tag dieses blaue Licht. Diese blaue Stadt. Jeden Tag dieselben Menschen. Und die einzigen Lichtblicke sind, wenn Arya, Levyn oder Elya vorbeikommen und mit mir Kampfübungen machen, die Myr für zu gefährlich hält.

»Du bist Morgan le Fays Tochter. Weißt du, was einige da draußen dafür geben würden, an jemanden wie dich ranzukommen? Du vereinst alle vier Unterarten in dir.«

»Jaja … die Leier kenne ich bereits. Ich bin eine Hexe, eine Feyne, eine Nixe und eine Druidin. Aber eben kein richtiger Drache!« Meine Stimme klingt belegt, obwohl ich ihr Stärke verleihen wollte.

»Du bist ein richtiger Drache, Nyxa! Und was auch immer Morgan gemacht hat, damit du all das in dir vereinst – viele da draußen würden dafür töten, es herauszufinden.«

»Myr … ich weiß, dass du mein … na ja … Ziehpapa bist. Aber ich muss hier raus. Ich ertrinke! Ich ersticke in Acaris.«

Myr sieht mich nachdenklich an. Seine grünen Augen sind benebelt. Und obwohl er aussieht, als wäre er nur ein paar Jahre älter als ich, sehe ich ihn wirklich als eine Art Vater an. Vater und bester Freund zugleich, was ihm aber nicht das Recht gibt, über mein Leben zu bestimmen.

»Ich kann dich nicht gehen lassen. Du weißt, dass Levyn und Lya nach einer Lösung suchen. Aber im Moment ist die Königin von Avalon und Prinzessin der Wasserdrachen nur hier wirklich sicher.«

»Hab ich wenigstens den dämlichen Erddrachen verscheucht?«

»Das hast du erfolgreich getan, ja«, entgegnet er mit einem kleinen Schmunzeln in der Stimme. Aber es wirkt seltsamerweise überlegen. Als wüsste er etwas, das ich nicht weiß.

»Wenigstens eine gute Nachricht«, brumme ich und beschleunige meinen Schritt, um Myr abzuhängen.

»Erklärst du mir auch noch, was du mit deinen Haaren angestellt hast?«, hält er mich zurück und hebt seine Augenbrauen, während sein Blick über meine Dreads wandert.

»Dreadlocks«, gebe ich knapp zurück.

Er verzieht seinen Mund und ich weiß ganz genau, dass er gerade mit sich selbst kämpft, mich zu tadeln oder anerkennend mit der Zunge zu schnalzen. So ist Myr. Er steht zwischen den Stühlen. Will auf der einen Seite mein Ziehvater und auf der anderen mein Freund sein.

»Sieht gut aus«, ringt er sich dann ab.

Ich lächle und drehe mich dann wieder zum Gehen.

»Abendessen in einer halben Stunde!«, ruft er mir hinterher.

»Ja, Papa!«, mache ich sarkastisch und gehe weiter, bis ich in der Bibliothek ankomme und mich in meine kleine Nische hinter den Regalen fallen lasse.

Die Bibliothek ist der einzige Ort, an dem keine Lumen scheinen. Hier wird alles mit Fackeln und einem riesigen Kamin beleuchtet und das rötliche Licht ist eine willkommene Abwechslung.

Myr will mich zwar nur beschützen, aber er versteht nicht, was er mir antut. Er versteht es einfach nicht. Natürlich hat auch er viel aufgegeben, um hier für meinen Schutz sorgen zu können. Ich weiß genau, dass er Acaris genauso sehr als Gefängnis ansieht wie ich. Viel lieber wäre er bei seinen Freunden in der Welt der Finsternis. Aber seiner Meinung nach kann man mich nur hier wirklich schützen. Nur in diesem Unterwassergefängnis. Und ja, es gab eine Zeit, da habe ich alles hier geliebt. Auf irgendeine Art tue ich das immer noch. Aber es wird immer mehr davon überschattet, dass ich weiß, dass da oben eine ganze Welt auf mich wartet – mehrere Welten – und ich sie nie zu Gesicht bekommen werde. Mit neunzehn Jahren eine eher traurige Aussicht, wenn ich bedenke, wie alt Drachen werden.

»Netter Schuss.«

Ich fahre herum und starre in grüne Augen. Mein Blick wandert über seine braunen Haare und die Kleidung der Wachen des Königs. Es ist die Wache, die nach meinem Schuss geschmunzelt hat.

»Ich verlasse mich ungern nur auf meine Drachenfähigkeiten«, gebe ich gelassen zurück.

»Ihr seht mir eher nach einer Hexe aus.«

»Und Hexen sind jetzt keine Drachen mehr?«, frage ich mit erhobenen Brauen. Dabei zweifle ich selbst oft genug daran, ein echter Drache zu sein. Aber Arya hat mir eines beigebracht: Lass dein Gegenüber niemals deine Zweifel spüren – deine Angst. Erst wenn du der Person vertraust. Also bleibe ich hart und kühl. Lasse ihn nicht sehen, wie es in mir aussieht.

»Myr erwähnte nicht, dass ich hier eine Hexe kennenlernen soll. Er sprach über die Thronfolgerin der Wasserdrachen.«

»Ihr? Ihr seid bloß eine Wache. Außerdem bin ich nur so lange die Thronfolgerin, bis Arya und Myr ein Kind bekommen.«

Was sie sicher nie tun werden, weil Arya sich schon verkrampft, wenn nur Kinder in der Nähe sind. Aber das muss er ja nicht wissen.

Er verengt schmunzelnd seinen Blick. »Meint Ihr wirklich, dass dieser Weichling, der vor einem Pfeil erschreckt, der Thronfolger der Erddrachen ist?«

»Also ein falsches Spiel. Was Myr wohl dazu sagen wird«, gebe ich gelassen zurück

»Myr kennt mich schon mehr als hundert Jahre. Er weiß genau, wer ich bin. Außerdem spielt er offensichtlich selbst gern Verstecken. Oder warum sonst weiß keiner, dass seine Ziehtochter eine Hexe ist?«

»Ich bevorzuge die Bezeichnung Feuerdrache.«

»Ihr seid Morgans Tochter, nicht wahr? Das Mädchen, das der Herrscher der Finsternis und die Herrscherin des Mondes gerettet haben, nachdem Avalon von Lyria angegriffen und Morgan le Fay getötet wurde.«

»Und wenn es so wäre?« Ich lächle ihn amüsiert an.

»Dann würde es auch nichts daran ändern, dass Ihr frech, geschickt und ziemlich clever seid.«

»Eine ausgesprochen gute Menschenkenntnis, Mylord«, höhne ich.

Er lächelt nur. »Das ist genau die Art Frau, nach der ich gesucht habe.«

»Schön für Euch«, brumme ich und verschränke meine Arme vor der Brust. »Ich suche nicht nach einem König, der Spiele spielt und sich größer macht, als er ist.«

»Tue ich das?«, fragt er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

Ich verenge meinen Blick und mustere ihn. Etwas ist anders. Etwas ist komplett anders. Anders, als wenn ich Lyndrias ansehe oder ein anderer Mann in meiner Nähe ist. Da ist plötzlich etwas, das meine Brust leicht flattern lässt. Etwas, das sich anfühlt, als würde sich meine Seele nach ihm sehnen. Etwas, das ich nicht einmal bei Eryt fühle.

Blinzelnd wende ich meinen Blick ab und versuche meine Gedanken zu verscheuchen. Dieses Gefühl in mir zu verscheuchen.

»Darf ich mich setzen?«

»Bitte«, brumme ich und verziehe genervt den Mund.

Er nimmt Platz und mustert mich, bevor er sich räuspert und sich ein Stück zu mir beugt. »Habt Ihr Lust auf ein Spiel, Nyxa le Fay?«

Sein Mundwinkel hebt sich amüsiert, während ich auf jede weitere Regung in seinem Gesicht achte. Aber da ist nichts. Nur dieses leichte Leuchten in seinen grünen Augen.

»Was für ein Spiel?«, frage ich gelangweilt, dabei wächst die Neugier in mir.

»Eure Majestät«, unterbricht uns eine Wache, die zu uns stößt, als sich mein Puls dermaßen beschleunigt, dass ich mir sicher bin, irgendetwas stimmt mit diesem Erddrachen nicht.

»Sprecht«, befiehlt er und sieht seine Wache nachdenklich an.

»Terreia wurde angegriffen. Näheres konnte uns der Bote nicht sagen.«

»Wer war der Bote?«, knurrt der Thronfolger der Erddrachen und erhebt sich mit einer solchen Macht, dass ich mich plötzlich für mein Verhalten ihm gegenüber schäme. Er strömt Macht und Ehrfurcht aus.

»Erytas, der Cousin des Königs der Wasserdrachen.«

»Erytas ist hier?!«, frage ich gedankenverloren, presse aber sofort meine Lippen aufeinander, als der Thronfolger der Erddrachen mich ernst ansieht.

»Ich muss nach Terreia«, sagt er dann an mich gerichtet und fährt sich angestrengt durch seine braunen Haare. »Aber ich werde wiederkommen. Und dann … spielen wir unser Spiel, Nyxa von Avalon.«

»Wie ist Euer Name?«, platzt es aus mir heraus. Warum auch immer ich ihn wissen will, denn eigentlich will ich nichts mit diesem dämlichen König zu tun haben.

»Terrys«, gibt er mit einem kleinen Lächeln zurück, ergreift meine Hand, küsst sie und verschwindet zusammen mit seiner Wache aus der Bibliothek.

»Das war so krass widerlich, dass ich kotzen muss.«

»Lyn!«, knurre ich zornig, als er hinter einem der Regale hervorkommt. »Hast du uns hinterherspioniert?«

»Natürlich nicht!«, echauffiert er sich, während er zu mir tritt und sich resigniert schnaufend auf den Sessel sinken lässt, auf dem gerade noch Terrys gesessen hat. »Ich habe gelesen, da kamst du reingestürmt. Ich wollte mit dir reden und dann kam auch schon König Schleimi herein und hat dich um den Finger gewickelt.«

»Um den Finger gewickelt?!«, pruste ich. »Sicher nicht.«

»O doch!«

»Ich finde wir sollten lieber darüber reden, dass dein Bruder da ist.«

»Gut gespielt, Avalon.«

»Immer doch, Acaris.«

»Ich will nicht über Erytas reden. Er … Er hasst mich«, brummt er und zieht seine Beine an. Ein Zeichen für seine Unsicherheit.

»Er hat dich großgezogen, Lyn. Er ist viel mehr als dein großer Bruder. Er hasst dich nicht.«

»Nenn mich nicht Lyn. Und vor allem nicht vor ihm. Würde ihm gefallen, dass du mir einen Mädchennamen gibst.«

»Du bist ein Mädchen, Lyn. Zumindest stellst du dich ziemlich oft an wie eines.«

»Lass es vor ihm, Nyx. Bitte.«

»Eryt liebt dich. Und das weißt du.«

»Kinder!«, ertönt Myrs Stimme.

Ich rolle genervt mit den Augen.

»So wie du Myr liebst. Denk immer daran«, neckt er mich, erhebt sich und hält mir dann seine Hand entgegen.

»Myr ist verrückt geworden. Wirklich.«

Lyn zuckt nur mit den Schultern und zieht mich zu sich hoch. »Schicke Haare übrigens.«

»Hör auf zu lügen. Ich weiß, dass du ein kleiner blonder Streber-Schnösel bist, dem Dreads zuwider sind.«

»Aber du bist meine beste Freundin. Also lüge ich, damit es dir besser geht.«

»So funktioniert Freundschaft nicht. Das weißt du, oder?« Ich verziehe meinen Mund zu einem schäbigen Lachen.

»Ja ich weiß, dass deine Definition von Freundschaft so aussieht, mir ständig zu sagen, dass ich ein männlicher Luftdrache bin, der den Namen eines Mädchens verdient hat.«

»Stimmt genau«, ziehe ich ihn auf, stoße ihm leicht meinen Ellbogen in die Rippen und gehe dann voraus zu Myr, der ungeduldig im Flur steht. Er kommt nie in die Bibliothek, weil das mein Rückzugsort ist.

Mein Blick wandert zu dem großen jungen Mann neben ihm. Erytas. Lyns großer Bruder. Myrs Cousin und erster Heeresführer der Wasserdrachen. Nach dem Krieg ist es ihre Aufgabe, die Gewässer der Dämmerung und der sterblichen Welt nach Feinden zu durchkämmen. Sie sicher zu halten.

Eryt ist im Gegensatz zu Lyn ein Wasserdrache, so wie sein Vater einer war. Ein Vater, der sie beide verlassen hat, als ihre Mutter bei Lyns Geburt starb. Sie war ein Luftdrache, genau wie Lyn.

Eryt hat Lyn nach ihrem Tod und dem Verschwinden des Vaters großgezogen und ihn eines Tages einfach verlassen. Aber natürlich nicht ganz, weil er immer wieder zurück nach Acaris musste. Doch seine Stellung beim Heer hat gereicht, um Lyn das Herz zu brechen.

»Eryt!«, sage ich so wenig erfreut es geht, denn im Gegensatz zu Lyn habe ich ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Eryt ist mein bester Freund und manchmal dachte ich, dass sogar mehr zwischen uns ist.

Ich schließe Eryt in die Arme und blicke kurz hinauf zu seinen dunkelblauen Haaren, die er wie immer zu einem Knoten trägt.

»Nyxa«, sagt er knapp und lässt seinen Blick über meine Haare wandern. »Gefällt mir«, raunt er dann so leise, dass nur ich es hören kann, und löst damit ein seltsames Gefühl in meiner Brust aus. Mit Komplimenten von Eryt konnte ich noch nie gut umgehen. Ich kenne ihn, seit ich mit fünfzehn Jahren hierher kam, und er war immer der große, starke Rebell. Der Heeresführer und große Bruder meines kleinen Streberfreundes. Er hat eine seltsame Wirkung auf mich. Schon immer.

»Lyndrias«, brummt er dann knapp und hält seinem Bruder die Hand hin. Lyn ist etwas kleiner als Eryt, schmächtiger und im Gegensatz zu ihm blond und auch blasser.

»Was ist los?«, frage ich, um die seltsame Stille zu durchbrechen, die sich über die beiden gelegt hat.

»Terreia wurde angegriffen. Von vermummten Gestalten. Wir vermuten, dass es Feinde deines Erbes sind. Drachen, die sich zusammengeschlossen haben, weil sie dich nicht als rechtmäßige Erbin von Avalon sehen.« Er räuspert sich und wirft einen flüchtigen Blick zu Myr. »Sie müssen herausgefunden haben, dass Terrys es in Erwägung zieht, dich zu heiraten, um deine Herrschaft zu festigen. Wahrscheinlich sollte das eine Warnung sein.«

Ich sage nichts. Was sollte ich auch sagen? Ich habe doch von alldem keine Ahnung. Erst war es Morgan, meine Mutter, die mich in Avalon versteckt gehalten hat, und jetzt lebe ich schon vier Jahre hier. Ich kenne die Welt da draußen nicht. Kenne die Drachen nicht. Ich kenne nicht einmal Avalon wirklich. Also wie sollte ich es diesen Drachen, die gegen mich sind, verübeln?

»Außerdem wurden in unseren Gewässern am nächstliegenden Hafen Piraten gesichtet«, redet Eryt weiter. »Dein Bruder ist bei Levyn und Lya in der Finsternis und hat uns mitgeteilt, dass er einen Nachfolger benannt hat. Aber bis wir wissen, wer dieser Nachfolger ist und was er vorhat, lassen wir die Hafenstadt überwachen.«

»Mein Bruder hat seine Piratenkarriere an den Nagel gehängt, um in der Finsternis zu leben?«, frage ich mit erhobenen Brauen. Ich kenne Bey. Ich kannte ihn schon vor allen anderen. Er war der Einzige, den Morgan zu mir in mein Versteck in Avalon gelassen hat. Er hat teilweise nächtelang einfach nur dagesessen und mir von seinen Reisen berichtet, damit ich irgendwie auch Teil dieser Welt sein konnte. Dass er nun einen Nachfolger benannt haben soll, passt ganz und gar nicht zu ihm.

»Wir werden das alles in den Griff bekommen. Und du bist hier sicher. Einige Bewohner aus der Hafenstadt haben berichtet, dass der Captain des Schiffs nach Avalon will. Also müssen wir dem nachgehen.«

»Okay«, sage ich nach einer langen Pause. Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Was Eryt oder Myr von mir erwarten, denn ihre Entscheidungen treffen sie sowieso allein. Da können sie noch so oft versuchen, es so aussehen zu lassen, als hätte ich irgendeine Entscheidungsgewalt.

»Ich habe eine Nachricht überbringen lassen, dass dieser Pirat sich hier vorstellen soll. Schließlich gehört die Hafenstadt zum Königreich der Wasserdrachen und Myr ist der König.«

Eryt wendet sich Myr zu, der nur dasteht und nickt. So wie ich ihn kenne, liegen ihm wahrscheinlich Tausende Piratenwitze auf der Zunge. Aber vor mir wird er sie nicht aussprechen. Vor mir will er der starke, anständige König sein, der er nicht ist. Das weiß er genauso gut wie ich.

Myr will nicht einmal hier in Acaris sein. Er wollte den Thron nie. Das war Tharys Aufgabe. Seine war und ist es, an Levyns und Lyas Seite zu sein. Und ein Teil von mir ist sich sicher, dass er die Krone abgelehnt hätte, wäre da nicht ich.

»Eure Majestät!«

Eine Wache tritt zu uns und mustert Eryt, als müsse sie auch ihn um Erlaubnis bitten, zu reden.

»Kyl, nenn mich nicht so. Wir kennen uns, seit wir mit sechzehn Nixen in der Lagune aufgerissen haben«, stöhnt Myr, presst aber geschockt die Lippen aufeinander, als er realisiert, dass ich immer noch da bin.

Ein breites Lächeln legt sich auf meine Lippen.

»Da ist ein Pirat, der … vorgeladen wurde. Seit wann laden wir denn Leute vor?« Er sieht verwirrt zwischen Eryt und Myr hin und her.

»Seit heute«, gibt Myr zurück und legt seine Hände auf meine Schultern. »Dieser Pirat darf dich auf keinen Fall sehen, hast du verstanden, Nyx?«

Ich nicke irritiert und schüttle seine Hände von mir. »Ja, verstanden. Niemand darf wissen, dass ich ein rothaariger Teufel bin.«

»Hör bitte auf, dich zu bemitleiden, Nyxa. Du bist mächtiger als wir alle hier zusammen.«

»Jaja«, brumme ich und warte, bis sie endlich gehen. »Los!«, fordere ich Lyn auf, der ängstlich den Mund verzieht.

»Ich gehe nicht mit dir auf diese Empore. Die ist gefährlich!«, beschwert er sich.

Ich verdrehe nur die Augen, greife nach seinem Arm und ziehe ihn mit mir, bis wir zu der kleinen Nische gelangen.

»Los!«, fordere ich wieder und schubse ihn vor mir in das Loch. Würde ich zuerst gehen, würde er niemals nachkommen.

Nach einer halben Ewigkeit habe ich ihn endlich so weit und quetsche mich nach ihm durch das Loch, bis wir in meinem kleinen Versteck sitzen, das nur Lyn, Myr und ich kennen. Aber Myr hat mir nie wirklich verboten, hier zu sein. Also nehme ich es als stillen Hinweis dafür, dass ich zusehen darf, wenn ich mich nur ordentlich versteckt halte.

Wir sehen dabei zu, wie Eryt sich neben Myrs Thron aufstellt, als wäre er seine Leibwache. Sie werfen sich unsichere Blicke zu, bis die Tür aufspringt und Myr plötzlich diese bestimmte Haltung annimmt. Eine königliche Haltung, die er nur hat, wenn jemand Fremdes kommt.

»Nach mir wurde verlangt?!«, ertönt eine sarkastische Stimme.

Ich recke meinen Kopf ein wenig, um ihn erkennen zu können, und als ich weit genug über den Saphirrand sehen kann, treffen mich hellblaue Augen. Nur für den Bruchteil einer Sekunde. Nicht einmal Myr oder Eryt bemerken es. Es ist, als würden dieser Fremde und ich plötzlich ein Geheimnis teilen.

Ich bemühe mich meinen Puls zu besänftigen. Bemühe mich dieses Gefühl loszuwerden, das sich mit seinem Anblick in mir ausgebreitet hat. Eine Mischung aus Furcht, Panik und Neugier.

Seine dunklen Haare schimmern silbern wie der Mond im blauen Licht des Saphirschlosses. Aber ich kann nur ein paar Strähnen erkennen, die in seine Augen fallen, denn sonst sind sein Gesicht und sein Kopf von einer schwarzen Kapuze verborgen. Sein ganzer Aufzug entspricht genau dem, was ich mir unter einem Piraten vorgestellt habe: ausgetretene schwarze Stiefel, die ihm bis zu den Knien reichen, und Ringe an den Fingern.

»Wir haben gehört, dass Ihr an unserem Hafen angelegt habt«, erhebt Myr das Wort.

»Ist das jetzt ein Verbrechen, Eure Majestät?«, fragt er gelassen, aber mit jedem Wort verhöhnt er ihn. Verhöhnt dieses Schloss. Diesen Thron. Verhöhnt die Art, wie wir hier leben. Und statt wütend darauf zu sein, erkenne ich in Myrs Augen genau das, was ich in meinem Herzen spüre. Wir geben ihm mit alldem recht.

»Natürlich nicht«, winkt Myr ab und erhebt sich, als wäre es ihm plötzlich zuwider, in diesem dämlichen verzierten Thron zu sitzen wie einst sein Vater, den er so verachtet hat.

Myr gehört hier nicht hin. Genauso wenig wie ich.

»Wir haben die Hafenstadt errichtet, um Händlern und auch euch Piraten die Möglichkeit zu geben, einen Ort zu haben, an dem ihr verweilen könnt. Handel betreiben könnt. Aber wir wollen dort keine Schmuggelware sehen. Keine Beute, die verkauft wird. Haben wir uns verstanden?«

»Seit Jahrhunderten plündern die Piraten nicht mehr. Das ist Euch bewusst, oder?«

Seine Stimme ist so rau und düster und trotzdem legt sie sich warm auf meine Haut. Beinahe so, als wäre sie mir bekannt.

»Ich kenne Euch nicht, Pirat.«

»Mein Name ist Captain Black Night. Und nein, Ihr kennt mich nicht. Aber ich befolge denselben Ehrenkodex wie der Mann, der mir sein Schiff und seine Crew überließ.«

»Belamy?«

Der Pirat nickt und fährt sich amüsiert mit seinem beringten Finger über seine Unterlippe.

»Und was machen Piraten, wenn sie keine anderen Schiffe kapern und Schätze in ihren Besitz bringen, die sie dann auf irgendeiner Insel vergraben?«

»Wenn Belamy Euch das nie gesagt hat, obwohl er jetzt Teil Eurer kleinen Familie ist, hat das einen Grund. Alles, was Ihr wissen müsst, ist, dass wir keine Gesetze brechen.«

Seine Stimme klingt angsteinflößend und gleichzeitig so verlockend. So nach Freiheit. Nach genau der Freiheit, nach der ich mich so sehr sehne.

»Gut«, brummt Myr. »Wie lange habt Ihr vor, in der Hafenstadt zu verweilen?«

Der Pirat zögert. So als wollte er wieder zu mir sehen, legt er den Kopf ein wenig schief, aber seine Augen treffen meine nicht wieder.

»In zwei Wochen legen wir ab, Euer Majestät.«

Erneut dieser Hohn in seiner rauen, verführerischen Stimme, die sich über meine Haut legt und ihr einen Schauer beschert, den ich nicht erklären kann.

»Ein Plätzchen hätte ich sicher noch frei, falls jemand mitkommen will.« Er hebt seinen Mundwinkel und zuckt kaum merklich mit den Schultern.

»Wir sind alle sehr glücklich hier in Acaris«, gibt Myr genervt zurück.

»Ach wirklich? Seid Ihr das? Der große Myrian von Acaris, der ein Jahrhundert lang in einem unterirdischen Gefängnis saß, ohne verrückt zu werden? Der Heeresführer des Herrschers der Finsternis, der seine Truppen gegen die Venandi, die Bruderschaft, die Anguis und die Mutanten befehligte und siegte? Der Myrian Acaris fühlt sich auf diesem Spielzeugthron in diesem übertriebenen blau leuchtenden Schloss, erhellt durch geschenkte Lumen des weißen Drachen, der er nun selbst ist, wohl?« Er lacht leise und dumpf. »Ich glaube Euch kein Wort, weißer Drache, König von Acaris, Herrscher der Lichtwelt. Kein einziges Wort.«

»Das geht dich nichts an, Pirat!«, mischt sich Eryt ein, während Myr einfach nur dasteht und nichts sagt. Als würde sein Herz, die Wahrheit seines Inneren, es nicht zulassen, zu widersprechen, weil er genau weiß, dass dieser Pirat, der ihn nicht einmal kennt, recht hat.

Zum ersten Mal seit vier Jahren begreife ich wirklich, was auch Myr alles aufgegeben hat. Begreife, dass er das alles für mich getan hat.

»Bleibt die zwei Wochen in der Hafenstadt, Captain Black Night. Aber danach will ich Euch nicht wieder sehen.«

Mit diesen Worten wendet Myr dem Piraten seinen Rücken zu, geht an seinem Thron vorbei aus dem Saal. Und auf irgendeine seltsame Art und Weise erdrückt mich die Schuld plötzlich mehr, als mich jemals die Mauern von Acaris erdrückt haben.

Kapitel 2

»Terrys wird wiederkommen.«

»Aha«, entgegne ich, ohne Myr anzusehen.

»Ich weiß, dass dir das ganz und gar nicht passt, Nyx. Aber Terrys ist gut für dich. Er wird deine Herrschaft sichern.«

»Und was, wenn ich gar nicht herrschen will? Avalon ist genauso ein Gefängnis für mich, wie es Acaris geworden ist.«

»Das sagst du nur so«, erwidert Myr betrübt und leckt sich nachdenklich über seine Lippen.

»Es ist so. Und was soll mir der König der Erddrachen bringen, um meine Herrschaft zu sichern? Was?!« Ich lasse meine Gabel mit einem lauten Knall auf meinen Teller fallen. Lyn neben mir zuckt zusammen, während Myr mich ruhig und ohne jegliche Regung fixiert.

»Weil Herrscher nun einmal Männer sind, Nyxa. Alle Könige der Erddrachen sind Männer.«

»Arya hätte auch den Thron geerbt und wäre Königin geworden, wäre da nicht der Krieg gegen die Venandi gewesen!«, beschwere ich mich und balle meine Hände zu Fäusten.

»Das ist ewig her, Nyxa. Und auch, dass Morgan die Herrscherin von Avalon wurde, ist ewig her.«

»Und was ist mit Lya?!«

»Lya ist die Herrscherin einer Welt. Das ist etwas komplett anderes. Die Könige der Drachen sind Männer.«

»Und Lylith?!«

»Nyxa …«, ermahnt er mich, weil er mir das schon tausend Mal erklärt hat.

»Dann sperr mich doch einfach in mein Zimmer und lass mich nie wieder raus, wenn ich nur ein unbrauchbares Mädchen bin«, zische ich voller Zorn. Zorn auf diese Welt. Nicht auf Myr.

»Ich bitte dich nur darum, Terrys kennen zu lernen. Wenn du ihn magst, schön. Wenn nicht ist es auch in Ordnung. Aber er sagte mir, du seist sein …« Myr stockt und holt tief Luft, bevor er sich unruhig auf die Unterlippe beißt.

»Ich bin sein was?«, hake ich mit verengten Augen nach. Egal wie sauer ich bin, dass Myr mich hier in Acaris hält, wir sind immer ehrlich zueinander. Wir verheimlichen uns nichts. Warum sollte er also jetzt damit anfangen?

»Ist es dir nicht selbst aufgefallen, Nyx?«, fragt er ruhig, väterlich.

»Wovon sprichst du?«, fragt der Teil in mir, der sich gegen das, was ich vermute, wehren will.

»Du bist sein Gegenstück, Nyxa. Und er ist deins.«

Ich presse meine Zähne zusammen und bemühe mich die Enge in meiner Brust zu unterdrücken. Sie zu verbannen. Argumente dagegen zu finden, die ich Myr an den Kopf werfen kann. Aber ich weiß leider tief in mir, dass es die Wahrheit ist. Ich habe gespürt, dass Terrys etwas anderes ist. Dass er eine andere Wirkung auf mich hat. Dass sich etwas in mir, meine Seele, nach ihm sehnt.

»Du bist auch nicht mit deinem Gegenstück zusammen«, ist also alles, was ich dazu sage, während sich mein Körper immer wieder verkrampft.

»Ich weiß, Kleines. Aber … ich bitte dich nur darum, ihm eine Chance zu geben. Zeit mit ihm zu verbringen.« Er seufzt. »Du weißt, dass ich das nicht will. Dass ich dir gern all die Zeit der Welt geben würde. Aber die Situation verhärtet sich, Nyx. Du bist in Gefahr, verstehst du das?«

»Und was, wenn ich ihn nicht lieben kann? Was, wenn ich mehr Zeit brauche?«

»Wenn du ihn nicht lieben kannst, dann ist das so. Wenn du aber Zeit brauchst … Ich kenne Terrys, seit er sein Erfahrungsjahr in der Welt der Finsternis bei uns hatte. Er würde dich niemals drängen. Er würde dich heiraten, nur damit deine Herrschaft gesichert ist und dir dann alle Zeit der Welt geben.«

»Ich lerne ihn kennen«, sage ich und greife wieder nach meiner Gabel, obwohl mir speiübel ist. Ein kindlicher Teil in mir, der, der damals in dem Versteck in Avalon gesessen und all diese Bücher gelesen hat, wünscht sich etwas anderes. Wünscht sich eine dieser Liebesgeschichten aus den Büchern. Eine Liebe, die alles verzehrt, die dein Herz herausreißt, wenn der andere nicht da ist. Wünscht sich eine andere Geschichte für mich. Und selbst wenn diese Geschichte mit Terrys wahr wird, hat sich das Ich in mir das alles nicht so vorgestellt. Aber ich muss erwachsen sein. Muss mir das, was mir meine Mutter so oft gesagt hat, in Erinnerung rufen. Ich bin mehr als nur das Mädchen Nyxa. Ich bin die Erbin von Avalon. Die Erbin der Insel, auf der das Urfeuer bewacht wird. Ich bin mehr als das, was mein inneres Kind will.

»Ich …«

»Myr«, stoppe ich ihn und hebe meine Gabel, sehe ihn direkt an. Tief hinein in seine gütigen grünen Augen. »Du hast recht. Und das weiß ich.«

Er presst seine Lippen aufeinander und nickt.

»Trotzdem möchte ich als Gegenleistung den Myr zurück, der nach dem Kampf hierherkam und Lucarys gefragt hat, wo seine Eier sind, weil er gebabysittet hat, während du die Welten gerettet hast. Ich will nicht mehr, dass du dich ständig verstellst und so tust, als wärst du erwachsen, nur um mir ein Vorbild zu sein. Denn mein Vorbild ist der Myr, der du wirklich bist. Der, den ich belausche, wenn Levyn und Lya hier sind.«

Myr mustert mich mit einem leichten Glänzen in den Augen. Dann nickt er. »Ich denke, das bekomme ich hin, mein kleiner Punk.«

»Ich finde, sie sieht eher aus wie ein Hippie«, mischt sich Lyn mit einem angewiderten Blick ein.

Myr und mir entfährt beinahe gleichzeitig ein Lachen.

»Es sind nur ein paar Haare. Der Rest ist normal geblieben«, verteidige ich meine Dreadlocks.

»Hippies ziehen sich nicht dauerhaft schwarz an. Und dann noch schwarzes Leder. Also Punk finde ich passender«, verteidigt Myr seine Aussage.

Lyn schüttelt belustigt den Kopf, während ich auf die Kampfkleidung hinabsehe, die Levyn mir geschenkt hat. Er sagte mir damals, dass ich immer zu ihnen gehören werde. Egal, wo ich bin. Ich gehöre zur Welt der Finsternis, so wie es auch Myr tut.

»Ich hätte im Kampf auf jeden Fall Angst gehabt«, lacht Myr, als er bemerkt, wohin meine Gedanken geschweift sind.

»Ja, nur dass sie in Acaris in einer Bibliothek sitzt und Bücher liest, statt zu kämpfen. Da würde ich mir gemütlichere Klamotten anziehen, muss ich zugeben.«

Lyn verzieht den Mund und folgt dann meinem skeptischen Blick auf seine eigene Schnösel-Kleidung. Da ist der Kampfanzug der Welt der Finsternis mit Sicherheit gemütlicher.

»Wann kommen sie mal wieder zu Besuch?«, lenke ich das Gespräch auf ein anderes Thema. Eines, das mir in der Seele brennt.

»Das wird für eine Weile nicht passieren«, gibt Myr knapp zurück. So knapp wie möglich und trotzdem höre ich den Schmerz in seiner Stimme. Er vermisst sie. Nicht nur Arya, nein. Myr hat eine ganz besondere Beziehung zu Levyn und Lya. Eine, die ihm Schmerzen zufügt, wenn er so lange von ihnen getrennt wird. »Sie sind auf der Jagd nach diesen vermummten Gestalten.«

»Denkst du, dass sie Ruhe geben, wenn ich … verheiratet bin?«

Myr kneift ein Auge ein wenig zusammen und beobachtet mich. Das macht er ständig. Lauert darauf, in meinem Gesicht zu lesen, was ich fühle.

»Ich denke, dass sie dann weniger Angriffsfläche haben«, sagt er nachdenklich.

»Und werde ich dann irgendwann Herrscherin von Avalon sein oder Terrys?«

Myr fährt sich nervös durch seine Haare. »Ihr werdet beide die Herrscher von Terreia und Avalon sein. Aber du bist …«

»Ist schon in Ordnung«, unterbreche ich ihn, lege meine Gabel ab und nehme einen Schluck Wein.

»Du bist Morgans Tochter, Nyxa. Und du bist etwas Besonderes. Das weißt du.«

»Ja, das weiß ich. Trotzdem wäre ich manchmal lieber … normal.«

»Mit normalen Leuten kann ich nichts anfangen«, lacht Myr und versinkt in seinen Erinnerungen.

»Wie läuft Aryas Heilung?«, frage ich also, um den Moment zu nutzen, in dem er offen für diese Frage wirkt.

»Die Wunden an ihrem Rücken heilen langsam komplett. Nach vier Jahren ist es wirklich an der Zeit. Die seelischen Wunden …« Er verzieht den Mund. »Die werden wohl für immer bleiben. Arya ist ein Luftdrache. Sie fliegt, seit sie denken kann.« Er atmet schwer. »Flog, seit sie denken konnte«, verbessert er sich mit belegter Stimme und legt ebenfalls sein Besteck ab.

»Sie wird wieder. Sie hat dich«, flüstere ich und berühre kurz seine Hand. Er schenkt mir ein kleines Lächeln.

Wir beide wissen, dass Arya sich nur selbst heilen kann. Ihre Seele. Denn sie ist niemand, der sich von anderen dabei helfen lässt. Aber Myr gibt ihr diese Zeit und den Freiraum.

»Geht ihr noch aus?«

Ich nicke, während Lyn neben mir vorwurfsvoll mit der Zunge schnalzt.

»Wir haben morgen Unterricht.«

»Wir wissen sowieso mehr als dieser verstaubte Wasserdrache, der sich anmaßt, sich Lehrer zu nennen«, entgegne ich gelangweilt.

»Die einzige Person, die sich hier etwas anmaßt, bist du, Klugscheißer le Fay.«

»Dann geh ins Bett, du Streber«, seufze ich und stehe ebenfalls auf, um in mein Zimmer zu gehen.

Es fällt mir jedes Mal schwer, meine Kampfkleidung auszuziehen. Sie ist das Einzige, das mir hier in Acaris das Gefühl gibt, nicht komplett eingesperrt zu sein. Stark zu sein. Wichtig. Trotzdem stülpe ich sie mir vom Körper und greife mir ein weißes Oberteil, eine schwarze Hose und eine Lederjacke, bevor ich wieder in die saphirnen Gänge zurückgehe und mich umsehe.

Als ich endlich Eryts Stimme höre, nähere ich mich dem Besprechungsraum und lausche seiner sanften, rauen Stimme. Eryt hat schon immer eine beruhigende Wirkung auf mich.

»Es ist schlimmer, als wir dachten. Sie greifen die Vasallinnen an. Sie töten sie, Myrian. Wenn das so weitergeht, ist Avalon dem Untergang geweiht.«

»Wer sind diese Drachen?«

»Wenn wir das wüssten.«

»Sie töten die Vasallinnen?«, frage ich geschockt und trete ein.

»Ja«, bestätigt Eryt. »Diejenigen, die bis zur Ernennung neuer Vasallinnen eingesetzt wurden.«

Keiner von ihnen wundert sich, dass ich lausche. Sie haben ziemlich früh bemerkt, dass es keinen Sinn hat, Geheimnisse vor mir zu haben.

»Ich reise morgen zum Firefall, Nyxa. Ich muss mit Levyn und Lya sprechen. Eryt bleibt bei dir und …«

»Ich schaffe das schon«, murmle ich und wende mich dann Eryt zu. »Kommst du mit in die Lagune?«

Eryts Blick wandert sofort zu Myr, als müsse er ihn um Erlaubnis bitten.

»Geht. Ich bespreche alles weitere mit dem eierlosen Lucarys«, sagt er und zwinkert mir belustigt zu.

***

Als wir durch die blau beleuchteten Gassen von Acaris laufen, mustert Eryt immer wieder die Umgebung. Als würde mich hier plötzlich jemand angreifen. Dabei weiß Eryt genauso gut wie ich, dass Acaris noch nie so gut geschützt war. Das Stadttor wurde durch einen Siegelzauber verschlossen, das komplette Gewässer um die Stadt wird Tag und Nacht von Eryts Truppen bewacht und in allen Welten stehen weitere Wachen am Zugang zum See. Mir kann hier nichts passieren.

»Wo ist Lyndrias?«, fragt er bemüht beiläufig.

»Im Bett, wo sonst?«, entgegne ich lächelnd. »Er ist eben anders als du.«

»Ja, er ist viel eher wie unsere Mutter«, sagt er mit belegter Stimme.

Im Gegensatz zu Lyn weiß ich, dass Eryt ihn nur deshalb dermaßen abstößt. Ihre Mutter war alles für Eryt. Sie bedeutet ihm noch heute mehr als jeder andere. Außer Lyn. Aber genau diese Ähnlichkeit zu ihr lässt ihn auf Abstand gehen.

»Die Lagune ist langweilig, seit Alyabell und ihre Intrigen nicht mehr da sind«, lenkt er schmunzelnd ab und sieht sich in der Gasse der Nixen um.

»Ich finde, es war die beste Idee, die Myr je hatte, die Lagune zu einer Bar umzubauen.«

»Na ja, als noch überall halbnackte Nixen rumlagen, hat es mir auch gefallen«, lacht er, wofür er von mir einen Hieb in die Seite kassiert.

Wir treten gemeinsam ein und folgen dem bläulichen Licht vorbei an den alten Kabinen hin zum Innenraum, der mittlerweile eher wie eine Beachbar aussieht. Es wurde noch mehr Sand aufgeschüttet, der nun auch den Großteil der Wasserstellen bedeckt, und die exotischen Pflanzen von früher verleihen der Lagune zusammen mit der Bar die Optik einer Strandbar. Aber auch hier schimmert bläuliches Licht. Als würde ich nie wieder etwas anderes zu sehen bekommen.

»Ah, da sind Jyl und Harryet«, sagt Eryt durch den leichten Lärm hindurch, greift nach meinem Arm und zieht mich mit sich zu den beiden Wasserdrachen-Mädchen, die an einem Tisch sitzen und Cocktails trinken.

»Erytas!«, ruft Harryet erfreut, steht auf und schließt ihn in die Arme, während Jyl mir einen Kuss auf die Wange gibt und dann auch Eryt umarmt.

»Du warst lange nicht hier. Ihr beide wart lange nicht hier«, stellt Jyl fest, während wir uns setzen.

»Ich mache die Gewässer der Dämmerung unsicher und Nyxa ist leider mit meinem Langweiler von Bruder gestraft, der vor Sonnenuntergang ins Bett geht.«

»Sonnenuntergang«, wiederholt Harryet lachend.

»Was willst du trinken, Nyxihyxi?«, fragt Eryt und sieht mich mit einem lauernden Lächeln an. Er wartet nur darauf, dass ich ihn dafür schlage. Ich hasse diesen Namen und das weiß er. Vor allem, weil er entstanden ist, weil ich eine Nixe und eine Hexe bin. Irgendwann wird er wahrscheinlich Druidin und Feyne in den Namen mit einbauen.

»Whiskey«, gebe ich ohne Kommentar zurück und sehe aus dem Augenwinkel Jyls und Harryets ungläubige Blicke. Aber mir ist es gleich, dass ich mich nicht wie eine von ihnen benehme. Dass ich nicht wie sie irgendeinen pinken Cocktail schlürfe, sondern Whiskey, der ihrer Meinung nach nur etwas für Männer ist.

Eryt kommt nach einer seltsam schweigsamen Ewigkeit mit unseren Getränken wieder und setzt sich neben mich. Ich konnte noch nie viel mit anderen Mädchen anfangen. Natürlich liebe ich Arya und Lya, aber sie sind etwas anderes. Sie sind viel eher Familie. Wie große Tanten anstatt Mädchen, die in meinem Alter sind und Freundinnen sein könnten.

»Wie lange bleibst du hier?«, fragt Jyl und spitzt ihre Lippen, während sie viel zu oft blinzelt. Sie will Eryt schon länger, als ich hier bin. Da bin ich mir sicher. Aber auch Eryt schien nie ein wirkliches Interesse an den Frauen in Acaris zu haben. In den letzten vier Jahren sind wir immer, wenn er hier war, zu zweit um die Häuer gezogen, wie er es nennt.

»Eine Weile«, brummt er mit einem flüchtigen Blick zu mir.

Also hat Myr ihn abberufen, um hierzubleiben, während er in der Welt der Finsternis ist. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich mich freuen oder sauer sein soll. Vor allem, weil ich es liebe, wenn Eryt da ist. Aber andererseits fühle ich mich wie ein Auftrag. Dabei weiß ich genau, dass Eryt gern Zeit mit mir verbringt.

Unruhig richtet er sich seinen sowieso viel zu unordentlichen Dutt und lässt seinen Blick durch die Lagune streifen.

»Und wie ist es da draußen im Moment? Seit … einiger Zeit dürfen wir kaum noch raus«, sagt Harryet mit einem vorwurfsvollen Unterton, der allein mir gilt. Aber ich ignoriere es. Es ist schließlich nicht so, als hätte ich mir das ausgesucht. Sie wissen sowieso nur, wer ich wirklich bin, weil ihre Väter in Myrs Garde angestellt sind. In der Königsgarde.

»Es ist nicht gerade spannend. Seit dem Krieg gibt es kaum abtrünnige Anguis, die in unseren Gewässern wildern und alle anderen Gefahren finden auch eher an Land statt.«

»Und in der sterblichen Welt?«, hakt Jyl nach.

»In der sterblichen Welt müssen wir ständig Müll entsorgen. Nicht gerade die Aufgabe, für die wir ausgebildet wurden. Aber Menschen schaffen sich eben gern ihre eigenen Bedrohungen. So wie ihre Welt mit Füßen zu treten und zu verschmutzen.«

»Wenn ich mir vorstelle, unser reines Wasser mit Müll zu verpesten … Ich verstehe Menschen nicht«, sage ich mehr zu mir selbst. Trotzdem sehen sie mich alle an. Es ist ein unausgesprochenes Gesetz geworden, dass die Menschen kaum noch diskriminiert werden, seit sie eine Weile hinter den Grenzen verschwunden waren. Trotzdem sehe ich es als mein Recht an, ihre Lebensweise infrage zu stellen. Keiner von uns würde jemals so mit der Natur umgehen. Mit unserem Lebensraum. Die wenigsten Menschen würden so mit ihrer eigenen Wohnung umgehen. Warum also mit ihrer Welt?

»Gib ihnen Zeit, Nyx«, sagt Eryt leise neben mir. »Wir hatten mehr Zeit als sie, um uns richtig zu entwickeln und zu begreifen, dass wir diese Welten mehr brauchen als all diese Luxusgüter.«

Ich schnaube, sage aber nichts. Eryt ist intelligent genug, um selbst zu wissen, dass es nicht ganz der Wahrheit entspricht. Auch wenn es immer wieder Menschen gibt, die anders sind. Gute Menschen.

»Nyxa?«

Irritiert sehe ich mich um, bis mein Blick …

»Ach du grüne Neune!«, stößt Harryet hervor, schiebt ihren Stuhl zurück und verbeugt sich, als wolle sie den Boden küssen. Jyl tut es ihr sofort nach, so wie auch alle anderen hier, die begreifen, wer neben mir steht. Nur Eryt ziert sich, bevor er sich leicht erhebt und dann eine Verbeugung eher vortäuscht.

Als ich mich ebenfalls verbeugen will, rufe ich mir in Erinnerung, wer ich bin. Myr hat es mir immer wieder eingetrichtert. Die rechtmäßige Herrscherin von Avalon und derzeitige Thronfolgerin von Acaris verbeugt sich vor niemandem. Herrscher verbeugen sich nicht voreinander. Das ist schon immer so.

»Terrys«, sage ich also überrascht und blinzle ihn irritiert an.

»Ich bin früher zurückgekommen und habe nach Euch gesucht. Myr sagte mir, dass Ihr hier seid.«

»Ah ja …«, stammle ich, weil ich ständig an Myrs Worte denken muss. Daran, dass er mein Gegenstück ist. »Setzt Euch doch zu uns«, schlage ich unsicher vor.

Terrys nickt freundlich, fragt am Nachbartisch nach einem Stuhl und setzt sich zwischen Harryet und mich.

»Womit haben wir denn diese Ehre verdient Terrys?«, fragt Eryt lachend und schiebt ihm seinen Whiskey hin.

»Ich habe offensichtlich deine hässliche Visage vermisst, Erylein«, erwidert Terrys, hebt Eryts Glas und nimmt einen großen Schluck, während ich mich beinahe verschlucke.

»Ihr kennt euch?«

»Terrys und ich haben in der Armee der Finsternis unter Levyn gekämpft, bevor … bevor Terrys König wurde«, erklärt Eryt.

»Wow«, sage ich und lasse meinen Blick zu Jyl und Harryet wandern, die Terrys mit ihren Blicken beinahe ausziehen. Myr hat mir erklärt, dass Herrscher oft so eine Wirkung auf Frauen haben. Lya hat demnach auch eine Weile gebraucht, um die schmachtenden Blicke der Weiber auszublenden, wenn Levyn auf den Plan trat.

»Und was war los?«, frage ich nachdenklich und trinke etwas von dem Whiskey.

»Erzähle ich Euch später«, raunt Terrys mir zu.

Unsere Blicke treffen sich und etwas in mir wirbelt meine Brust auf. Lässt sie beben, wie ein Orkan, der so plötzlich auftaucht, dass man seinem Auge nicht entrinnen kann. Es ist, als würde tief in mir etwas heilen. Etwas vollständiger werden.

Terrys Lippen formen sich zu einem kleinen Lächeln, während seine Augen immer noch fest auf mich gerichtet sind.

»Ich hole was zu trinken«, ertönt Eryts Stimme neben mir und reißt mich damit völlig aus dem Konzept. Oder wohl eher wieder hinein ins Konzept, nachdem Terrys grüne Augen mich in eine Trance versetzt haben.

»Wollen die Wasserladys noch etwas?«

»Ich nehme noch mal dasselbe«, gibt Jyl von sich, ohne ihren Blick von Terrys zu nehmen, und auch Haryett bestellt noch einmal dasselbe.

»Und hier treibt Ihr Euch also abends herum?«, fragt Terrys und hebt wieder sein Glas.

»Wenn Eryt da ist, um meinen Beschützer zu spielen«, gebe ich schmunzelnd zurück.

»Stimmt es, dass Ihr Euer Königreich ausbauen lasst?«, mischt sich plötzlich Jyl mit viel zu hoher Stimme ein.

Terrys Blick verharrt noch einen Augenblick auf mir, bevor er sich ihr zuwendet und ihr ein mageres Lächeln schenkt. »Nach dem Krieg haben wir ein Abkommen geschlossen. Alle Herrscher …« Sein Blick wandert wieder kurz zu mir. »… oder deren Vertreter. Dort haben wir auch entschieden, unsere Königreiche zu erweitern. Acaris war eines der ersten Königreiche, die eine neue Stadt erbaut haben. Die Hafenstadt.«

»Und was wird bei Euch in Terreia neu erbaut?«

»Die Strecke zum Fluss wird ausgebaut und dann wird dort ein kleiner Hafen errichtet, ebenso weitere Dörfer. Die Hauptstadt wird ebenfalls ausgebaut.«

»Ihr wollt den Handel ankurbeln«, sage ich und werfe ihm einen fragenden Blick zu, dabei kenne ich die Pläne. Weiß genau, dass Levyn und Lya den Anstoß dazu gegeben haben, die Vereinigung der Drachen weiter auszubauen. Sich gegenseitig zu stützen, um so das Leben hier, aber auch den Frieden zu wahren.

»Genau. Und wir werden die Dörfer der Druiden mehr einbinden.«

Er sieht mich plötzlich so durchdringend an, dass ich mir sicher bin, er weiß Bescheid, was ich wirklich bin. Dass in mir auch eine Druidin schlummert. Und viel mehr als das, was er vermutlich von Myr weiß, scheint er zu verstehen, zu fühlen, dass ich mich wie eine Randgruppe fühle. Dass ich mich viel zu oft selbst nicht als richtigen Drachen wahrnehme.

Ich schenke ihm ein Lächeln und nehme dann ein weiteres Glas Whiskey von Eryt entgegen.

»Dass Myr dir erlaubt, Alkohol zu trinken, ist das größte Wunder der Welten«, lacht er.

Ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu. Muss er mich ausgerechnet hier als Kleinkind outen, das auf Myrs Wohlwollen angewiesen ist?

Terrys lacht neben mir leicht und presst seine Lippen aufeinander. Spürt er etwa, was ich denke? Ist das so bei Gegenstücken? Ich weiß, dass Lya und Levyn stumm miteinander kommunizieren können, aber das liegt doch vor allem daran, dass Levyn Gedanken lesen kann. Oder?

»Wie hat der Handel vorher funktioniert?«, fragt Harryet und spielt mit ihrem Strohhalm herum, während sie Terrys ab und zu verschämte Blicke zuwirft. Etwas, das so ganz und gar nicht zu ihr passt.

»Durch das Wandern durch die Welten oder eben durch Eigenanbau. Die meisten Königreiche haben selbst für sich gesorgt.«

»Und das würde heute nicht mehr funktionieren?«, frage ich und verschränke meine Beine.