Otto von Bismarck - Hans Bethge - E-Book

Otto von Bismarck E-Book

Hans Bethge

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Beschreibung

18. Januar 1871: Im Spiegelsaal von Versailles wird der Deutsche Kaiser gekrönt. Eine neue Epoche bricht an, die von einem gewieften Politiker geprägt wird: Mit Zuckerbrot und Peitsche im Parlament, außenpolitischer Raffinesse und hellsichtigem Taktieren führt Otto von Bismarck die Deutschen durch diese neue Zeit. Hans Bethge, in der Weimarer Republik als Dichter weitbekannt, verfasste eine kleine Biografie Bismarcks in hundert Anekdoten. Humorvoll geschrieben und mit den Abbildungen aus dem Kladderadatsch ist dieser Band der ideale Zugang zu Leben und Wirken des großen deutschen Staatsmannes.

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Hans Bethge

Otto von Bismarck

Anekdoten aus seinem Leben

Anaconda

Der Text folgt der Ausgabe Hans Bethge: Der Kanzler. Hundert kleine Geschichten um Otto von Bismarck. Frundsberg-Verlag, Berlin 1941. Orthografie und Interpunktion wurden auf neue Rechtschreibung umgestellt.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2021 by Anaconda Verlag, einem Unternehmender Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 MünchenAlle Rechte vorbehalten.

Umschlagmotiv: Otto von Bismarck (1815–1898), Radierung nacheinem Foto von Loescher & Petsch, Berlin, Bridgeman ImagesUmschlaggestaltung: www.katjaholst.de

ISBN 978-3-641-27892-2V001

www.anacondaverlag.de

Inhaltsverzeichnis

Die Geburtsanzeige

Das Kind

Der Knabe

Gegen das Fieber

Entschuldigung

Gestörtes Vergnügen

Kleines Abenteuer

Übermut

Empörung

Gewaltkur

Vom Urlaub zurück

Schneller Entschluss

Austern

Der tolle Bismarck

Der Lebensretter

Der Deichhauptmann

Energische Drohung

Die Nelke

Der Gekränkte

Schnelle Bestrafung

Bei Metternich

Durchgesetzt

Kleiner Dialog

Rauch

Die guten Rotweine

Die richtige Antwort

Erwerbssinn

Auf Bärenjagd

Die Schildwache

Gesandter in Paris

Völlig verkannt

Des Königs bester Arzt

Kritik

Scharfes Urteil

Ärger

Erkenntnis

Schleswig-Holstein

Zwist mit Wrangel

Der Undurchschaubare

Das Berliner Attentat

Der Romanleser

Der Recke

Die Wahl des Feldherrn

Die letzte Zigarre

Sorge um den König

Der kluge Sieger

Er hat angefangen

Das Hurra auf sich selbst

Spätes Erkennen

Der liebenswürdige Spitzbube

Der Schieferdecker

Der stärkere Kopf

Der Hund des Zaren

Höflichkeit

Abreise

Das eiserne Kreuz

Gravelotte

Ehrlos

Kritik an Wilhelm Tell

Merkwürdiges Latein

Geschickter Gegenspieler

Zigarren in Versailles

Der Preis

Von Franktireuren

Die Unterzeichnung

Vorwürfe

Einzug in Paris

Er spricht plötzlich deutsch

Der Fürst

Früher als gedacht

In Uniform

Eine Depesche

Der Schüler

Die Kanonen

Lauter schöne Geschenke

Kühne Beleidigung

Die lästigen Besucher

Selbstverständlich

Begegnung mit Richard Wagner

Deutsch

Unheimliche Begebnisse

Ehrliche Meinung

Das Kissinger Attentat

Zurückweisung

Vertraulichkeit

Vom Müdewerden

Beethoven

Besuche

Retter in der Not

Ein bisschen Mazedonien

Der Wunsch des Sultans

Sonderbarer Lorbeerkranz

Hass

Der Sohn als Vorbild

Der grobe Schweninger

Der Brief Victor Hugos

Das Kamel

Tyras

Namen

Freund des Champagners

Schweningers Büste

Die Entlassung

Auszug

Die alten Bäume

Die große Leidenschaft

Der Verehrer aus Bayern

Tränen

Der letzte Gedanke

Der Tote

Bismarck-Karikaturen

Leichte kühlende Sommermütze für die Ferien

Kabinetts-Frage- und Antwortspiel

Der Syhinxkopf à la Bellachini

Diplomatisches Frühstück in Biarritz

Reichstags Prognostikon

Zeitungskrieg

Der Reichsfrühschoppen

Modus vivendi

Kurz oder weit?

Parlamentarischer Frühjahrs-Korso

Parlamentarisches mit Illustration

Kanzler-Ersatz-Kommission

Des Reichskanzlers Abschied

Hamlett, III. Act; 4. Szene

Embarras de richesse

Bemerkung

Ich liebe die großen Bäume, das sind Ahnen.

Die Geburtsanzeige

Entbindung.

Die gestern erfolgte glückliche Entbindung meiner Frau von einem gesunden Sohne verfehle ich nicht allen Verwandten und Freunden, unter Verbittung des Glückwunsches, bekannt zu machen.

Schönhausen, den 2ten April 1815.

Ferdinand von Bismarck.

Das Kind

In Bismarcks Kindheit gaben die Eltern einmal auf ihrem pommerschen Gut Kniephof ein großes Abendessen mit Ball. Da man zu Tisch ging, suchte sich das Kind einen Platz an einem entlegenen Tisch, wo einige Herren saßen. Diese waren verwundert über den kleinen Gast in ihrer Mitte und unterhielten sich französisch über ihn.

»C’est peut-être un fils ou une fille de la maison«, sagte jemand.

Da erwiderte der Kleine zum Erstaunen der Herren klar und deutlich und mit einem unverhohlenen Vorwurf in der Stimme:

»C’est un fils, monsieur!«

Der Knabe

Im Park von Schönhausen ragt eine alte Sandsteinfigur, ein Herkules, der sich mit der rechten Hand auf die Keule stützt. Die linke Hand soll nach dem Willen des Bildhauers offenbar auf der Hüfte ruhen, doch ist es dem Künstler geschehen, dass sie zu weit nach hinten dargestellt ist, sodass man eher sagen kann, sie ruht auf dem Gesäß.

Als der junge Bismarck im Alter von vierzehn Jahren einmal auf Ferien zu Hause war, schleuderte er mit der Flinte durch den Park, um Kaninchen zu schießen. Beim Anblick der Herkules-Statue juckte ihn der Übermut, er hob die Flinte und jagte dem steinernen Halbgott eine Schrotladung ins Gesäß.

Am nächsten Tage machte der Jüngling mit dem Vater einen Spaziergang durch den Park. Der Vater nahm erstaunt und ärgerlich die Veränderung an der Plastik wahr und fragte seinen Sohn mit verhaltenem Zorn, ob er diese Dummheit begangen habe.

Der junge Bismarck, der nicht zu lügen pflegte, gestand sein Attentat sofort, war aber bereits Diplomat genug, um sein Geständnis in eine Form zu kleiden, die den Vater entwaffnete.

»Ja«, sagte er, »ich habe es aus reinem Übermut getan, Vater, da ich den großen Podex so komisch fand. Hätte ich freilich gewusst, dass ich dem Mann wehe tun würde, so hätte ich es unterlassen. Gleich nach dem Schuss hat er vor Schmerz mit seiner linken Hand nach hinten gefasst, da ist sie dann geblieben …«

Der Vater lachte, der Sohn stimmte ein, und die verstümmelte Statue steht noch heute so im Park von Schönhausen.

Gegen das Fieber

Während der Studienzeit in Göttingen erkrankte Bismarck an einer grippeartigen Erkältung mit Fieber, und der herzugerufene Arzt verordnete ihm Chinin. Nun hatte der Student am gleichen Tage gerade eine Kiste ausgezeichneter Schlackwurst und Gänsebrust aus der Heimat bekommen, und sein Appetit stand viel mehr auf diese guten Dinge als auf die üble Medizin. Er machte sich also ans Werk, die heimatlichen Delikatesten mundeten ihm vortrefflich, und höchst befriedigt legte er sich zu Bett.

Als der Arzt am nächsten Tage erschien, begrüßte ihn Bismarck fröhlich mit den Worten:

»Es geht mir ausgezeichnet, Herr Doktor!«

»Ja, das Chinin«, sagte der Arzt, »es ist ein hervorragendes Mittel.«

»Diesmal ist das Chinin unschuldig«, meinte Bismarck lachend und wies auf die pommerschen Herrlichkeiten, die auf dem Tische standen, »wollen Sie nicht auch eine Portion Spickgans, Herr Doktor?«

Entschuldigung

Als Student in Göttingen nannte Bismarck einen seiner Kommilitonen, der ein aufreizendes Benehmen zeigte, einen dummen Jungen. Der Beleidigte schickte zu ihm und forderte ihn auf, sich zu entschuldigen. Bismarck entgegnete:

»Gern. Es war in keiner Weise meine Absicht, den Herrn beleidigen zu wollen, als ich ihn einen dummen Jungen nannte. Ich habe damit nur meine ehrliche Überzeugung zum Ausdruck bringen wollen.«

Natürlich kam es zum Zweikampf.

Gestörtes Vergnügen

In einem als Kampfstätte für studentische Mensuren bekannten Dorf bei Göttingen erschien eines Vormittags der Pedell, um nach dem Rechten zu sehen, denn die scharfen Mensuren waren verboten. Studiosus Bismarck befand sich gerade mitten im schönsten Schlagen, sein Gegner blutete bereits, da trat plötzlich der Kommilitone, der draußen Ausschau hielt, in den Saal und meldete mit lauter Stimme das Nahen des gefürchteten Pedellen. Schnell führte man die beiden Gegner hinaus und sperrte sie in einen Hühnerstall. Bismarck hatte ein Stück Kreide in der Tasche, er holte es heraus, und während das Blut seines Gegners zu Boden sickerte, schrieb er an die Stalltür:

›Raum ist in der kleinsten Hütte für ein glücklich liebend Paar.‹

Kleines Abenteuer

Als Bismarck in Berlin studierte, bat ihn ein Studiengenosse, dessen Mutter Schwedin war, um einen Freundschaftsdienst. Der Sohn der Schwedin war nämlich gerade mit den Vorbereitungen zum nahe bevorstehenden Examen nachdrücklich beschäftigt, und so war es ihm nicht möglich, seiner schwedischen Kusine, die auf der Durchreise einige Tage in Berlin verbringen wollte, die Stadt zu zeigen und ihr als Begleiter zu dienen. Bismarck versprach das Amt des Fremdenführers zu übernehmen und lernte in der jungen Schwedin ein ebenso anmutiges wie liebenswürdiges Mädchen kennen, das natürlich immer glaubte, in Bismarck ihren ›deutschen Vetter‹ vor sich zu haben. Die beiden verbrachten zusammen drei angenehme Tage, besuchten die meisten Museen, streiften durch die Stadt, flirteten, und das schwedische Fräulein war ganz stolz auf ihren großen, gut aussehenden, blitzäugigen Verwandten, der sich als ein Kavalier von bestem Stil erwies.

Als es zur Trennung vor der Postkutsche kam, sagte der junge Bismarck:

»Liebe Kusine, ich muss Ihnen ein Geständnis machen. Ich bin nämlich gar nicht Ihr ›deutscher Vetter‹ –, der konnte sich Ihnen zu seinem Bedauern nicht zur Verfügung stellen, da er in den nächsten Tagen ein Examen zu bestehen hat und daher stark durch Arbeiten in Anspruch genommen ist. Mein Name ist Otto von Bismarck.«

Die junge Schwedin staunte, zu vielen Worten hatte sie nicht mehr Gelegenheit, denn die Postkutsche setzte sich in Bewegung, der sympathische Kavalier entschwand ihren Blicken, und das kleine Abenteuer war zu Ende.

Nach Jahrzehnten, als Bismarck Fürst und Reichskanzler war, kam die schwedische Dame wieder einmal nach Berlin. Sie meldete sich bei ihrem ›deutschen Vetter‹ und bekam eine Einladung in die Wilhelmstraße. Die beiden führten ein lebhaftes und heiteres Gespräch, der Kanzler war bei strahlender Laune.

»Ihnen habe ich es zu danken«, sagte er während der Unterhaltung, »dass ich dazu gekommen bin, die Berliner Museen kennenzulernen; seitdem habe ich ihre Räume nicht wiedergesehen.«

Übermut

Bismarck war als Auskultator am Stadtgericht zu Berlin beschäftigt. Eines Tages hatte er wieder einmal das Protokoll irgendeines kleinen Prozesses zu führen. Während der Verhandlung wurde der Angeklagte grob und fuhr den Kläger an.

Bismarck sagte energisch:

»Wenn Sie sich nicht anständig benehmen, werfe ich Sie hinaus!«

Der Vorsitzende Stadtgerichtsrat wies Bismarck zurecht, indem er sagte:

»Herr Auskultator, das Hinauswerfen besorge ich.«

Der Prozess ging weiter, und es dauerte nicht lange, da geriet der Angeklagte von Neuem in Wut und schrie mit verdoppelter Kraft auf den Kläger los.

Bismarck erhob sich und rief:

»Herr, wenn Sie sich nicht endlich mäßigen, lasse ich Sie durch den Herrn Stadtgerichtsrat hinauswerfen!«

Empörung

Der russische Gesandte in Berlin gab zuweilen angenehme, ziemlich ungezwungene Bälle, auf denen es lustig zuging und wo man mit hübschen Mädchen tanzen konnte. Der junge Bismarck war mit einigen seiner Freunde mehrfach dort, doch ärgerten sich die jungen Leute darüber, dass es auf diesen Festen wohl allerlei zu trinken, aber nichts zu essen gab. Sie beschlossen daher, dem russischen Gesandten einen Schabernack zu spielen. Eines Abends, als die Zeit schon ziemlich vorgerückt war, holten Bismarck und seine Kommilitonen große Butterbrote aus den Taschen, verzehrten sie mit sichtbarem Appetit, knüllten die Papiere zusammen und warfen sie aufs Parkett.

Es war ein kleiner Skandal.

Allerdings mit erfreulichen Folgen, denn von da ab gab es auf den Bällen des russischen Gesandten immer etwas Anständiges zu essen.

Nur schade, dass Bismarck und seine Freunde nichts davon merkten, denn sie wurden nie wieder eingeladen.

Gewaltkur

Bismarck hasste schon in jungen Jahren die Unpünktlichkeit –, er selbst war immer pünktlich auf die Minute.

Als Auskultator in Berlin ließ er seine Stiefel bei einem Schuhmacher in der Kronenstraße arbeiten, einem als Handwerker tüchtigen, aber ausgesprochen unzuverlässigen Menschen, der den festgesetzten Termin niemals innehielt. Einmal übertrieb der Mann seine Unpünktlichkeit in so ärgerlicher Weise, dass dem jungen Bismarck die Galle überlief. Er fand das richtige Mittel, den Herrn Schuhmachermeister zu kurieren.

Er schickte nämlich, da er die längst versprochenen Stiefel trotz energischen Drängens nicht bekommen konnte, des Morgens um sechs Uhr einen Boten in die Kronenstraße und ließ aufragen, ob die Stiefel für Herrn von Bismarck fertig wären. Der Schuster verneinte, der Bote ging. Nach zehn Minuten erschien ein neuer Bote mit der gleichen Frage, zehn Minuten später der dritte. Und so ging es weiter ohne Aufhören, den ganzen Vormittag und den ganzen Nachmittag; dem Schuhmacher taumelten allmählich die Sinne, alle zehn Minuten, unbarmherzig, erschien ein anderer Bote des Herrn von Bismarck mit der ewig gleichen Frage … bis am Abend die Stiefel fix und fertig waren.

Bismarck hatte durch die rücksichtslose Anwendung einer Gewaltkur seinen Willen durchgesetzt. Er hatte sich dadurch einen Schuhmacher erzogen, dessen Pünktlichkeit in Zukunft über jedem Tadel erhaben war.

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