P E P E L I T O - Peter Mois - E-Book

P E P E L I T O E-Book

Peter Mois

0,0
2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

PEPELITO ist das erste Fohlen der Stute Marifé. Pepelito wird am Rand des kleinen spanischen Ortes Caravaca de la Cruz geboren. Die ersten Monate lebt er zusammen mit seiner Mutter in einem kleinen Stall. Dort erzählt ihm seine Mutter von einer großen, weiten, weichen Wiese. Nun fängt Pepelito an, von dieser Wiese zu träumen. Zufällige Ereignisse erwecken bald darauf seinen angeborenen Freiheitsdrang. Damit sein Traum in Erfüllung geht, macht sich Pepelito eines Tages gemeinsam mit seiner Mutter auf einen langen und beschwerlichen Weg voller Abenteuer. Schon kurz darauf geraten sie in Gefangenschaft und sollen in einen Schlachthof geführt werden. Die kurze Zeit der Freiheit scheint für die beiden am Ende zu sein, wäre da nicht der Lebenswille von Pepelito.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2017

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 1.

In Caravaca de la Cruz, einem kleinen Städtchen im Südosten von Spanien, steht die Stute Marifé in einem alten gemauerten Stall und erwartet die Geburt ihres ersten Fohlens. Der Stall ist an die Rückwand eines Hauses angebaut. Er ist nicht sehr groß, aber sie kann sich richtig ausstrecken, und auch ein wenig hin-und herbewegen. Als Dach dient ein Stück Wellblech, darunter staut sich im Sommer zwar die Hitze, aber sie ist geschützt vor Regen und dem kalten Wind, der an einigen Tagen beißend vom Norden her einfällt. Letzte Nacht fielen sogar dicke Schneeflocken vom Himmel, nicht sehr viele, aber im Stall ist es gerade wegen der Enge doch gemütlicher und kuschliger als draußen. Heute ist sie enger an der Stange festgebunden als sonst, sodass sie sich weniger bewegen kann, als an anderen Tagen. Die Geburtswehen werden heftiger. Sie denkt an die kleine Koppel in der Nähe vom Stall, dort verbringt sie die Tage und dort hat sie ein wenig Auslauf. Wobei die Koppel nicht groß genug ist, dass sie richtig rennen kann. Sie will am liebsten über eine große Wiese laufen, so wie damals am schönsten Tag in ihrem Leben. Und dann wieder die Schmerzen. Miguel kommt zu ihr und bringt ihr ein wenig Hafer und Wasser. Miguel wohnt im Haus neben dem Stall. Er ist so um die fünfzig Jahre alt und hat tiefe Furchen von der Sonne in der Haut, aber er hat noch volles Haar. Miguel ist sehr gutmütig und kann sehr gut mit Pferden umgehen. Es ist so, als könnte er die Gedanken der Pferde hören. Marifé hat es schnell gelernt, es ist auf alle Fälle besser, auf Miguel zu hören. Dabei braucht er nicht mal was zu sagen, ein Zischlaut reicht und Marifé macht, was immer Miguel auch will. Wieder zucken Schmerzen durch ihren Körper. Marifé denkt an den Tag mit dem schönen, schwarzen Hengst. Das war ein ganz besonderer Tag, sie fuhr in einem Autoanhänger an einen anderen Ort, dort waren eine große Wiese und der schwarze Hengst. Sie liefen zusammen über die Wiese. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie so richtig frei laufen konnte, ohne das ein Zaun ihr den Weg versperrte. Die Wiese war so groß, so groß wie der Hengst. Die Sonne, das warme Gras und dann der Hengst. Er war so zärtlich. Er war so stark. Es war so schön. Es war der schönste Tag in ihrem Leben. Rund elf Monate ist es jetzt her. Und wieder kommen die Schmerzen. Marifé denkt an damals, es war ungefähr vor drei Jahren, da stand sie neben einer wunderschönen schwarzbraunen Stute, die ihr zu trinken gab und sie liebkoste. Sie waren Tag und Nacht zusammen. Sie schliefen ganz eng beieinander. Sie fühlte sich beschützt und bewacht. Sie gingen zusammen über weichen Sand in der Sonne spazieren. Nur wenn es dunkel und kalt wurde, gingen sie in einen Stall. Dann, nach vier Monaten, passierte es. Miguel kam und holte sie weg von ihrer Mutter. Er holte sie aus ihrem bisherigen beschützten Leben. Wieder kommen die Schmerzen und jetzt spürt sie auch noch ein starkes Drücken in ihrem Euter, so, als wenn es sofort platzen würde. Seit etwas über zweieinhalb Jahren lebt sie hier bei Miguel. Die Zeit verbrachte sie meist im Stall oder auf der kleinen Koppel. Die Koppel hatte anfangs einen harten, steinigen Boden. Sie ging immer auf und ab, ging im Kreis. So wurde im Laufe der Zeit der Boden immer weicher. Und weil sie größer und größer wurde, hatte sie das Gefühl, dass die Koppel immer kleiner und kleiner wurde. Wieder durchzucken sie Schmerzen und auch die Schmerzen im Euter werden stärker. Abwechselung hatte sie in den ganzen Jahren nur, wenn Miguel kam und sie an einer langen Leine auf eine nahe gelegene Wiese führte. Dort durfte sie dann auch frisches Gras fressen und im Kreis rennen. Sie lief mal langsam und mal auch schneller. So schnell, wie jetzt die Schmerzen kommen. Die Schmerzen gehen nicht mehr weg. Sie bleiben da. Jetzt bringt sie ihr Junges zur Welt. Ein neues Fohlen erblickt das Licht der Welt.

2.

Es sieht hinauf, auf einen großen Kopf, es ist der Kopf seiner Mutter. Es ist ein Fohlen mit schwarzem Fell. Es sieht so unbeholfen aus, wie es auf dem nackten Boden liegt. Seit etwa zwei Stunden liegt es nur so da. Es denkt sich bestimmt, wer bin ich, wo bin ich, was ist geschehen. Es versucht aufzustehen. Mit seinen dünnen, wackligen Beinen versucht es, seinen Körper in der Luft zu halten, wackelt und fällt schließlich um. Erneut versucht es aufzustehen. Es wackelt, drückt die Beine immer wieder durch. Es steht. Es kann wirklich stehen. Freudig sieht es Marifé an. Wie glücklich sie es anstrahlt. Es lehnt seinen Kopf an ihren Körper und sucht instinkhaft mit seinem Maul nach dem Euter seiner Mutter. Es findet das Euter und nimmt seine ersten Schlucke zu sich. Jetzt ist es auf der Welt angekommen. In der Ferne läuten die Glocken einer Kirche. „Pepelito” ruft eine Stimme. Es sieht sich um und sieht eine Gestalt auf sich zukommen, es ist Miguel. Er kommt näher und näher, aber das Fohlen hat keine Angst. Die Ausstrahlung und der Geruch des Mannes sagen ihm, er tut ihm nichts Böses, es braucht also keine Angst zu haben. Miguel streckt seine Hand aus und berührt das Fohlen, er fühlt seinen Herzschlag, sieht ihm ins Maul und in die Augen. „Alles in Ordnung, du bist ein wunderschönes, gesundes Fohlen. Ich werde dich Pepelito nennen, nach deinem Vater. Er war früher ein schnelles Rennpferd und ist jetzt einer der besten Zuchthengste, die ich kenne. Du wirst ein ganz großer und starker Hengst werden”, lobt Miguel das Fohlen. Pepelito sucht wieder nach dem Euter seiner Mutter. Er trinkt die Milch, wie gut sie schmeckt. Es ist ruhig, Miguel ist schon wieder gegangen. Pepelito hört bis auf den Herzschlag seiner Mutter keine Geräusche. Er trinkt noch einen Schluck von der herrlich schmeckenden Milch. Von den Anstrengungen seiner ersten Stunden auf der Welt ist er so erschöpft, dass er schrecklich müde wird. Seine kleinen, dünnen Beine fangen an zu wackeln. Sie wollen ihn nicht mehr tragen. Er sackt in sich zusammen, liegend streckt er alle vier Beine von sich. Er hat das Vertrauen, dass seine Mutter auf ihn aufpasst, so wird ihm nichts passieren. Sie wird die ganze Nacht wachen. Er kann beruhigt die Augen zumachen. Er hört wieder Glocken läuten. Dann wird es still. Er ist sehr müde und schläft sofort ein.

3.

Es wird langsam hell, die Sonne wandert über den Berg und fängt an, den kleinen Stall zu erwärmen. Pepelito wacht auf, hebt den Kopf hoch und sieht sich um. Über ihm scheint Sonnenlicht durch die Ritzen zwischen dem Wellblech und dem Mauerwerk. Er sieht die kargen Wände aus Lehm und Felsstein. Der Boden besteht aus versandetem Lehm. Das meiste Licht fällt durch die Türöffnung in den Stall. Es gibt nur die Türöffnung. Eine Tür zum Zumachen gibt es nicht. Seine Mutter steht wie gestern an einer Wand, und ist mit einem Strick an einer Stange festgebunden. Er erhebt sich. Er ist zwar noch ein wenig wacklig auf den Beinen, aber das Aufstehen geht heute schon etwas leichter als gestern. Er sieht seine Mutter an, sie neigt ihren Kopf in seine Richtung. Sie steht ruhig da und macht einen glücklichen Eindruck. Er sucht nach ihrem Euter und trinkt so viel er kann und da er großen Durst hat, zieht er so kräftig am Euter, dass Marifé kurz vor Schmerzen wiehert. Pepelito spürt die Nase seiner Mutter auf seinem Rücken. Er spürt, wie sie ihn zärtlich über Teile des Rücken mit ihrem Maul streichelt. Die Beine von Pepelito wackeln wieder. Er legt sich wieder nieder, aber vorher trinkt er noch einen großen Schluck Milch. Nach einer Weile hat Pepelito wieder Verlangen nach Nahrung. Er steht erneut auf und geht direkt zum Euter. Er sieht aus dem Stall, draußen regnet es. Es regnet sehr stark, so stark, dass man nicht weit sehen kann. Also denkt sich Pepelito, erst mal was trinken und dann ein wenig ruhen. Am nächsten Tag kommt Miguel mit einem Halfter und einer Leine. Er legt das Halfter Pepelito um. Dabei spricht er: „Noch ist es ein wenig zu groß, aber du wirst schon hineinwachsen.” Dann bindet das eine Ende der Leine am Halfter und das andere Ende neben seiner Mutter an der Stange fest. Später bringt Miguel Nahrung für Marifé. Pepelito beobachtet, wie seine Mutter die Körner frisst und Wasser trinkt. So vergehen die Tage. Pepelito schläft, ruht, nimmt Nahrung auf und das Wichtigste für ihn sind die Zeiten der Zärtlichkeit. Zärtlichkeiten mit der Mutter austauschen, dass ist das Größte. Dann wird es langsam Frühling, die Sonne scheint und erwärmt den Boden. Pepelito versucht, aus dem Stall zu gehen, aber es geht nicht, er ist ja angeleint. So vertreibt er sich die Zeit mit Ruhen und Trinken. Dann kommt Miguel und bindet Pepelito los. Pepelito beobachtet, wie auch seine Mutter losgebunden wird. Miguel führt seine Mutter am Halfter aus dem Stall. Pepelito geht auf wackligen Beinen hinterher. Wohin es wohl gehen mag, fragt sich Pepelito. Aber egal, wohin es auch geht, er geht auf alle Fälle hinterher. Hinter seiner Mutter, denn dort ist sein Platz. Miguel bringt Marifé zu der kleinen Koppel und Pepelito läuft hinterher. Pepelito findet das Leben auf der Koppel fantastisch.

- Ende der Buchvorschau -

Impressum

Texte © Copyright by Peter Mois Barrio Nuevo Alto 40 30400 Caravaca de la Cruz [email protected]

Bildmaterialien © Copyright by Peter Mois

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN: 978-3-7393-7665-3