2,99 €
PIM wächst in einem Institut auf, in dem Tierversuche durchgeführt werden. Eines Tages holt man ihn aus seinem vertrauten Käfig heraus, wo er mit anderen jungen Ratten zusammenlebte. Er wird in einen Raum gebracht, in dem lauter kleine Käfige stehen. In jedem dieser Käfige befindet sich eine Ratte. Schon am nächsten Morgen wird er Teil eines langjährigen Projektes, mit dem die Verträglichkeit eines neuen Lebensmittelzusatzes getestet werden soll. Während der Laufzeit bekommt er einige mehr oder weniger haarsträubende Versuche an seinen Artgenossen mit. Dann eines Tages bemerkt Pim, dass sich ganz, ganz langsam irgendetwas in seinem Bauch verändert.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2018
Als Pim zum ersten Mal in seinem neuen Zuhause aufwacht, fragt er sich: „Ist es noch Nacht? Eigentlich müsste es doch schon mitten am Vormittag sein, aber es ist hier noch absolut dunkel. Man kann überhaupt nichts sehen. Vielleicht wird es hier überhaupt nie hell?” In der Tat ist der Raum, in dem sich sein Käfig befindet, stockdunkel. Aber dann, nur einen kleinen Moment später, ertönt ein Gong. Einmal, zweimal, dreimal schlägt er an, dann hört Pim, wie die schwere Eingangstür aus Eisen aufgeht. Pim sieht den Schatten eines Mannes, der gerade den Raum betritt. Er betätigt einen Schalter rechts neben der Tür. Es knistert und zischt, daraufhin fangen die Deckenlampen an zu flackern, bis sie dann letztendlich den ganzen Raum erhellen. Jetzt kann Pim den Mann ganz deutlich sehen. Er ist etwa fünfundvierzig Jahre alt, einmeterfünfundsiebzig groß, hat einen starken Bauchansatz und versucht, seine beginnende Glatze mit den restlichen mittelblonden Haaren zu kaschieren, aber er strahlt sehr viel Autorität aus. Dem Mann folgen zwei Frauen. Die beiden sind fast genauso groß wie der Mann. Eine der beiden hat dunkelblonde Haare, ist sehr stämmig, etwa fünfunddreißig Jahre alt und wirkt sehr burschikos. Die andere hingegen mit ihren ungefähr dreißig Jahren wirkt trotz ihrer Größe sehr schmächtig, ja fast noch kindlich. Alle drei haben grüne Kittel an und die beiden Frauen tragen zusätzlich noch eine grüne Mütze, die ihre Haarpracht leidlich verdeckt. Sie gehen zu dem Schrank rechts neben der Tür, nehmen sich jeder ein Paar weiße Gummihandschuhe und streifen sie sich über. Pim hört, wie die stämmige der beiden Frauen fragt: „So, was liegt denn heute an, Herr Dr. Kaiser?” „Alle Ratten auf der linken Seite des Raumes müssen unbedingt heute noch das Mittel XPY5498 oral verabreicht bekommen, und zwar jede Ratte genau 1,5 ml. Das Mittel finden Sie dort in dem Schrank. Das ist genau das, was Sie beide heute machen, Sie und Kati. Ich will Ihnen noch kurz erklären: Diese Tiere sind heute Nacht frisch aus der Aufzucht gekommen und absolut steril. Sie haben keine fremden Keime, genau wie ihre Eltern und auch die weiteren Ahnen, alles absolut steril. Ach so, bevor ich es vergesse, um die paar Ratten hier auf der rechten Seite kümmern Sie sich bitte auch noch. Aber da brauchen Sie nur die Käfige reinigen und ihnen Nahrung geben, das ist ja nun nicht viel Arbeit. Alles so weit klar?” „Ja”, antworten Katinka und Kati fast gleichzeitig. Ohne seinen beiden Assistentinnen noch eines Blickes zu würdigen, verlässt Dr. Kaiser den Raum.
Kaum hat er den Raum verlassen, meint Kati: „Oh Katinka, da haben wir ja heute echt gut zu tun. Das sind ja ein paar hundert Tiere.” „Ja”, sagt Katinka und geht zu dem Kühlschrank neben dem Schrank. Sie öffnet ihn und holt ein Glas mit einer leicht gelblichen Flüssigkeit heraus. „Das wird den Kleinen bestimmt schmecken”, meint sie. „Was ist das denn genau, was sie bekommen sollen?”, fragt Kati. „So genau weiß ich das auch nicht. Ich habe nur gehört, dass es ein neues Mittel ist, das Nahrungsmittel haltbarer und gleichzeitig schmackhafter machen soll. Aber ist auch egal. Wir sollen hier nur untersuchen, ob die Substanz krebserregend ist. Und die kleinen Ratten werden uns dabei behilflich sein. Sie übernehmen zwar den schwierigen Part, aber das machen sie bestimmt liebend gerne für uns.” „Und wenn sie davon wirklich krank werden”, gibt Kati zu bedenken. „Ist doch egal, sind doch nur Ratten. Und ich hasse Ratten. Meinem Großvater, damals, in meinem kleinen Dorf, ganz weit hinten in Sibirien, haben Ratten, als er ein kleiner Junge war, die halbe Wange weggefressen. Die Narben hat man noch bei seiner Beerdigung gesehen. Nein, ich habe wirklich kein Mitleid mit den Viechern.” „Ich schon, und eigentlich nicht nur ein bisschen”, gibt Kati zu bedenken und meint dann: „Wollen wir erst einmal einen Kaffee trinken gehen?” „In Ordnung”, erhält sie zur Antwort. Daraufhin verlassen die beiden den Raum. Pim, der genau zugehört hat, was die beiden gesagt haben, fragt sich jetzt: „Was meinen die beiden denn mit krebserregend? Was wollen sie denn an uns testen?” Dann sieht er, wie sich die Tür hinter den beiden verschließt.
Nachdem der Raum menschenleer ist, kann Pim sich erst einmal in Ruhe umsehen. Soweit er erkennen kann, sind links und rechts neben ihm lauter Käfige, in denen jeweils eine Ratte eingesperrt ist. Gegenüber sieht er ebenfalls einige Käfige, in den sich Ratten befinden. Er erkennt auch am Ende des Raumes einen größeren Käfig und fragt sich: „Warum bin ich nicht dort, da hätte ich viel mehr Platz?” Einige der Ratten kennt er. Er hat sie schon damals gesehen, ja damals, das war erst gestern, wo er in einem großen Käfig mit lauter jungen Ratten zusammen eingesperrt war. Auch einige ältere Rattenweibchen waren dort, die sie mit Milch versorgt haben. Immer wieder kamen irgendwelche Menschen in den Raum und Pim hörte Worte wie: „Ratten genetisch verändert… um Krankheiten oder krankhafte Veränderungen… an Körper oder auch Psyche zu entwickeln… Krankheitsmodelle… gentechnische Manipulationen… ein Gen ausgeschaltet oder ein vom Menschen eingebracht… Gebärmutter eingepflanzt… keimfrei gehaltene weibliche Ratten… Gebärmutter entnommen… sterile Bedingungen, um junge Ratten zu gewinnen… von keimfreien Ammenmüttern gesäugt.” Mit diesen aufgeschnappten Wortfetzen kann Pim nicht viel anfangen. Sein Instinkt sagt ihm aber, dass ihm wahrscheinlich nicht viel Gutes auf dieser Welt widerfahren wird. Dann, in der letzten Nacht, kamen zwei Männer in grünen Kitteln in den Raum. Sie gehen direkt auf den Käfig zu, in dem sich Pim befindet. Der eine packt ihn ihn mit einem dicken Handschuh und steckt ihn zusammen mit einigen anderen kleinen Ratten in einen Sack.
- Ende der Buchvorschau -
Texte © Copyright by Peter Mois Barrio Nuevo Alto 40 30400 Caravaca de la Cruz [email protected]
Bildmaterialien © Copyright by Peter Mois
Alle Rechte vorbehalten.