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Durch tragische Ereignisse hat sich das gewohnte Leben der beiden Teenager Piti und Uhu schlagartig verändert. Sie wollen ihrer neuen schwierigen Situation entfliehen und machen sich in ein, wie sie hoffen, besseres Leben auf. Sie besteigen in Berlin-Spandau ein kleines Segelboot, das den Eltern von Uhu gehört, und werfen die Leinen los. Kurz nach der Abfahrt entdeckt Piti einen kleinen blinden Passagier. Es ist ein kleines Kätzchen. Nach einer kurzen Überlegung dieses von Bord zu werfen machen sie zu dritt eine weite, abenteuerliche und erlebnisreiche Reise. Diese führt sie bis ans Mittelmeer nach Spanien.
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Es war ein trüber Maitag. Die Katzenmutter Minka war unruhig. Sie hatte ganz hinten im Schuppen unter dem Dach ein richtig gemütliches Zuhause für sich und ihre vier kleinen Katzenbabys geschaffen. Neun Wochen ist es nun her, dass die Kleinen geboren wurden. Seitdem leben sie hier. Eine ideale Höhle, einfach zu schade, um sie zu verlassen. Geschützt vor Regen und Wind können die Kleinen hier heranwachsen. Auf dem bis fast an die Decke reichenden Stapel von ordentlich zusammengelegten Planen wohnen sie fast in völliger Abgeschiedenheit. Daneben lagern lauter unordentlich aufeinander gestapelte Bretter und ein paar alte kleine Jollen bzw. Reste davon. Ein Mast lehnt im Winkel von fünfundsechzig Grad an der Wand, sodass er genau bis an das Lager heranreichte. Er bildet den einzigen Zugang zum Unterschlupf und somit Schutz vor etwaigen Feinden. Das Grundstück vor dem Schuppen wird tagsüber nur von wenigen Menschen besucht. Selten kommt es vor, dass irgendjemand in den Schuppen kommt. Abends ist es hier absolut menschenleer. Ein Paradies gerade auch deshalb, weil es hier von Mäusen nur so wimmelt. Und oftmals liegen auch noch Speisereste von den Menschen auf oder unter den Tischen. Hier kann Minka ihre Kleinen in aller Ruhe aufziehen. Sie bringt ihnen das Jagen und auch noch allerlei sonstige nützliche Dinge bei. Zum Beispiel, wie man sich aus neuen Regattasegeln eine künstliche Spielmaus bastelt. Eine zerbissene Leine eignet sich super zum Tauziehen. Auch kann man sich aus einem Fender eine klasse Höhle bauen. Platz, um ungestört spielen und toben zu können, ist mehr als ausreichend vorhanden. Wirklich ideal zur Aufzucht der Kleinen. Trotzdem war Minka heute unruhig.
Am nächsten Morgen, es dämmerte gerade, da zuckt Minka zusammen. Jetzt muss sie etwas unternehmen, und zwar schnell. Das, was sie erblickt, lässt ihr das Blut in den Adern erstarren. Sie will es nicht glauben, aber da unten läuft ein Fuchs. Er schleicht umher und hat Witterung aufgenommen. Es würde nicht lange dauern, dann hätte er sie und die Kleinen gefunden. Minka muss reagieren. Sie muss sofort etwas tun, um die Jungen zu schützen und sie vor dem Fuchs zu verstecken. Sie müssen umziehen. Als der Fuchs den Schuppen verlässt, packt sie ein Junges zärtlich mit dem Maul am Nacken und macht sich auf die Suche nach einem neuen Zufluchtsort. Vor dem Schuppen ist es menschen-und vor allem fuchsleer. Sie läuft mit ihrem Jungen im Maul über die Wiese vor dem Schuppen. Kommt hinaus auf einen schmalen Steg und hopst hinüber auf ein Boot. Der Niedergang ist offen. Sie springt hinein und legt das Junge auf eine weiche Decke. Hier kann ihm nichts passieren. Die Segelboote sind ja immer hier. Sie werden ja sowieso nur mehr oder weniger als schwimmendes Wochenendhaus benutzt und sind immer hier angebunden. Für ein paar Tage ist es ein ideales Versteck vor dem Fuchs. Wenn er nicht mehr da ist, ist ein Rückzug schließlich nicht ausgeschlossen. Jetzt müssen die Anderen geholt werden. Minka läuft vorsichtig zurück zum Schuppen. Vom Fuchs ist nichts, aber auch rein gar nichts mehr zu sehen. Sie läuft den Mast hoch und nimmt das Nächste. Sie ist mit dem Jungen gerade am Eingang des Schuppens, da hört sie ein Geräusch. Es scheppert und knarrt, als das Tor zum Grundstück aufgeht. Es kommen Menschen auf das Gelände in Form eines großen Jungen und einer erwachsen aussehenden jungen Frau. Minka kann den Umzug unter diesen Umständen auf keinen Fall mehr fortsetzen. Sie muss warten, bis die Menschen wieder gegangen sind. Es ist überhaupt erstaunlich, dass irgendjemand so früh hier ist. In der ganzen Zeit, in der sie hier ist, ist so etwas noch nie vorgekommen. Die Sonne steht noch nicht hoch genug, um über die Baumwipfel zu scheinen. Bestimmt wird es bald wieder ruhig und menschenleer sein. Jetzt muss der Umzug erst einmal warten. Sie geht zurück ins alte Lager und denkt an ihr Junges, dass an Bord des Bootes jetzt bestimmt friedlich schläft.
Früh am Morgen betreten die beiden das Vereinsgelände. Es scheppert und knarrt, als das Tor vom Grundstückseingang zugeht. Gemeinsam laufen sie schweigend den Steilhang zur Wiese herab, gehen vorsichtig über den Steg und dann an Bord eines Bootes, das den Namen Escape trägt. Es ist ein kleines Segelboot mit einer Länge von 22 Fuß. An Deck befinden sich zwei Sitzflächen von 1,60 m Länge. Der Mast ist gelegt und liegt auf einem Gestell, das vom Bug bis kurz über das Heck hinaus reicht. Das Gestell ist so hoch, dass man bequem darunter sitzen kann, wenn man von bequem auf dem kleinen Boot überhaupt sprechen kann. Unter der Backbordsitzfläche ist ein riesiger Staukasten. An Heck des Bootes ist ebenfalls ein großer Stauraum mit Kühlschrank und einer Frischwasseranlage. Außerdem befindet sich am Heck noch ein 2,5 PS starker Viertakt-Außenbordmotor. Vor den Sitzflächen befindet sich die Kajüte, die ausreichend Platz bietet, sodass zwei Leute darin sitzen und liegen können, ohne dass etwas umgebaut oder umgeklappt werden muss. Geht man durch das Schott des Niedergangs hinab, befindet sich rechts eine Sitzgelegenheit, dann folgt ein kleiner Schrank, den man auch als Tisch benutzen kann. Neben der Sitzgelegenheit ist ebenfalls ein Zugang zu einem Stauraum, der sich genau unter der äußeren Sitzbank an Steuerbord befindet. Links ist eine kleine Küchenzeile mit Kochgelegenheit. Dann folgt der zweite Sitz. Im Bug befindet sich ein geräumiges Bett von 2 m Länge und 1,4 m Breite. Aber Stehen ist im Boot nicht möglich, dazu ist die Kajüte mit 1,4 m Höhe einfach zu flach.
„Piti, mach die vorderen Leinen los! Es ist 8.00 Uhr. Wir wollen pünktlich los, sonst ist das Mittelmeer noch ausgetrocknet, bevor wir da sind.” „Sind los, Uhu. Wir können ablegen.” Piti hat Ulrike den Spitznamen Uhu gegeben, weil er gelesen hatte, dass in seinem Traumland Spanien der Uhu ein Glücksbringer ist. Ebenso ist Uhu die Einzige, die Peter Piti nennt.
Die beiden können es noch nicht fassen, sie sind wirklich am Dienstag, dem 8. Mai im Jahr 2012 nach Christi Geburt losgefahren. Ein Nachbar von der neben dem Vereingelände liegenden Marina hat sie mit einem Freund verabschiedet, obwohl er ihr Ziel nicht kennt. Er ist nur sehr erstaunt, dass sie so frühmorgens losfahren. Uhu und Piti geht es auch nicht anders. Sie sind wirklich unterwegs zum Mittelmeer. Piti hat das Ruder übernommen und steuert das Boot über den See. Langsam gleitet das kleine Schiff durch das spiegelglatte Wasser des Stößensees. Morgens ist es auf dem Wasser eigentlich am schönsten. Es ist sehr ruhig, nur ein paar Vögel zwitschern, aber das ist auch alles, denn noch schläft hier draußen alles. Die morgendliche Ruhe überrascht sie, da sie sich am Rand der großen Stadt Berlin befinden. Schweigend freuen sie sich gemeinsam, auf das, was vor ihnen liegt.
In Gedanken an gestern steuert Piti das Boot auf die menschenleere Havel zu. Er denkt an das Zusammensein mit seinen paar engsten Freunden im Segelverein. In Gedanken an gestern, am Tag der Beerdigung seiner Eltern. Die beiden sind zusammen vor ein paar Tagen bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Und auf ihn wartet mit seinen dreizehneinhalb Jahren das Heim, weil keiner seiner wenigen Verwandten ihn aufnehmen will. Piti hatte seinen Freund Kalle vorgestern gefragt, ob er bei ihm unterkommen kann. Piti hatte vor Jahren Urlaub mit seinen Eltern auf der Nordseeinsel Föhr gemacht und dabei Kalle kennen gelernt. Die Freundschaft ist trotz der Entfernung und des Altersunterschiedes erhalten geblieben. Aber Kalle kann ihn nicht aufnehmen. Aber er versprach, ihm zu helfen, wenn er nur irgendwie könne. Piti will unter keinen Umständen ins Heim. Da saßen sie gestern auf dem Vereinsgelände zusammen. Er mit Marcus, Julia, Victoria, Achim, Sonja und natürlich Uhu. Alles Freunde aus dem Verein, mit denen er seit Jahren zusammen segeln war. Er kündigte ihnen an, sich ein Boot aus dem Verein zu nehmen und in sein Traumland Spanien zu fahren. Die Strecke hat er bereits im Internet ausgekundschaftet und sich außerdem das Kartenmaterial für einen großen Teil der Strecke besorgt. Er hatte gerade von seinem Vorhaben berichtet, da sagte Uhu spontan: „Ich komme mit. Wir fahren mit der Escape.” Uhu ist mit ihren siebzehn Jahren gestern von dem Betrieb, in dem sie eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau machte, fristlos gekündigt worden, weil sie drei Wochen unentschuldigt gefehlt hatte. Sie hat die Zeit lieber auf dem Segelboot ihrer Eltern verbracht, vor sich hin geträumt und so ganz nebenbei den Sportbootführerschein gemacht. Wie sie die Kündigung ihren Eltern erklären soll, ohne all zu viele Schläge zu erhalten, ist ihr jedoch nicht klar. Und Schläge hat sie von ihren Eltern oft erhalten. Viele Male haben sie im Verein zusammengesessen und Uhu getröstet. Sie haben ihr kalte Tücher auf die schmerzenden Stellen gelegt. Daher auch die spontane Zusage von ihr.
Der Motor brummt leise vor sich hin. Da es noch sehr kühl ist, bittet Piti Uhu, das Steuer zu übernehmen, um sich eine Jacke aus der Kajüte zu holen. Er geht den Niedergang hinunter. „Uhu, was ist denn das? Das fängt ja gut an! Was hast du denn hier gemacht?” „Ich habe doch überhaupt nichts gemacht!” „Und was ist das?”, fragt Piti und zeigte mit der Hand auf ein schwarzes Bündel aus so einer Art Wolle und Fell, das in der Mitte auf dem Bett liegt. In diesem Augenblick schreit Uhu: „Das Ding bewegt sich !!!”
In der Tat, das Ding bewegt sich wirklich. „Ich übernehme das Ruder. Kümmere du dich mal darum.” Mit diesen Worten macht Piti Platz, damit Uhu in die Kajüte gehen kann. „Es ist ein kleines Kätzchen. Wie süß! Können wir es behalten?” Typisch Mädchen, denkt Piti, während Uhu das Kätzchen im Arm hält. „Wirklich putzig das Kleine, aber wir können es nicht behalten, es gehört uns schließlich nicht.” Daraufhin erwidert Uhu energisch: „He, und was sollen wir mit ihm machen?” „Früher hat man blinde Passagiere einfach über Bord geworfen”, erwidert Piti schmunzelnd. „Kommt überhaupt nicht in Frage. Sieh doch mal, wie niedlich es ist. Wir nehmen es mit!”, bestimmt Uhu. Da es sinnlos ist, Müttern und Mädchen zu widersprechen, sagt man lieber: „Ja, genau. Es ist putzig und noch so klein. Wir behalten ihn.” Schließlich will Piti nicht gleich zu Anfang der Fahrt großen Ärger mit Uhu haben. „Dann ist das ja geklärt”, stellt Uhu zum Entsetzen von Piti fest. Und gleich als Nächstes: „Wie soll es heißen?” „Das klären wir dann später. Lass uns erst mal fahren.”
Auf der Fahrt aus Berlin heraus, blickt Piti noch ein letztes Mal auf die “Kleine Badewiese”. Dort, wo er im Sommer oft nach der Schule mit seinen Freunden schwimmen war. Auch ein Blick auf seinen Lieblingsturm, den Grunewaldturm, erweckt die Erinnerung an einige wenige Ausflüge mit seinem Vater. Sie biegen in den Sakrow-Paritzer-Kanal ein und verlassen damit Berlin. Die erste elf Stunden lange Etappe führt sie nach Genthin, dem ersten Stopp. Sie fahren auf den Havelseen durch die Auen-und Wiesenlandschaft von Brandenburg. Uhu sieht von der Landschaft eigentlich nichts. Sie kümmert sich in der ganzen Zeit liebevoll um das Kätzchen. Die ganze Fahrt über kommen Fragen: „Brauchen wir das Holzbrett noch?” Nimm es, wenn es dich glücklich macht, denkt Piti. „Die Schrauben braucht doch sicher keiner mehr?” Welche Schrauben meint sie wohl. „Deine Strickjacke hat ein Loch, die kann doch weg, oder?” Seit wann hat sie ein Loch, fragt sich Piti. „Unsere Abwaschschüssel ist doch nun wirklich nicht mehr schön, oder?” Die haben ihre Eltern doch erst letzte Woche gekauft, versucht sich Piti zu erinnern. „Möchtest du auch etwas Gulasch abhaben?” „Was heißt auch, natürlich”, antwortet Piti mit knurrendem Magen. Eine dreiviertel Stunde später hört Piti: „Oh, ich habe dich ganz vergessen. Aber es ist noch ein kleiner Rest übrig, das Kätzchen wollte nichts. Willst du ihn haben?” Glück gehabt, denkt er sich, und biegt in den Hafen zur Nachtruhe ein.
Am nächsten Morgen zeigt Uhu stolz, was sie gestern alles gebaut hat. „Du warst ja gestern zu müde!”, bekommt Piti als morgendlichen Gruß zu hören und blickt auf die neue Abwaschschüssel. „Sieh mal, hier neben dir steht das Katzenklo, es geht auch fast immer dahin, wenn es muss.” Fast immer, und wenn nicht, fragt sich Piti. „Aber, das Klo steht genau neben meinem Kopf, wenn ich schlafe. Gibt es nicht einen besseren Platz?”, fragt Piti. „Wie wäre es dahinten?” Uhu überlegte einen Moment und sagte dann: „Klar, das geht auch”. Gesagt, getan, das Klo zieht um. Im gleichen Atemzug: „Aber dafür kommt das Katzenbett neben dein Kopfende.” Ein fairer Tausch, denkt er sich, obwohl sich seine Nackenhaare aufstellen. Ohne jedoch zu ahnen, was das bedeutet. „Magst du einen Tee?” „Ja, dass wäre toll”, freut er sich. „Aber erst einmal muss das Kätzchen was essen. Gedulde dich noch einen kleinen Moment.” Er vernimmt die Worte. Während er aufsteht, denkt er sich: Den Tee kann ich mir auch alleine kochen. „Ich gehe mal schnell einkaufen, wir brauchen Nahrung, Katzenstreu und so.” Mit diesen Worten verschwindet Uhu für die nächsten zwei Stunden.
Die zweite Etappe dauert neun Stunden, bis sie den Hafen von Haldensleben erreichen. Piti hat das Bedürfnis, möglichst schnell einen großen Abstand zwischen sich und Berlin zu bringen. Der Kanal in Sachsen-Anhalt verläuft genau zwischen einem Wall auf der einen Seite und Bäumen auf der anderen. Nur nach der Schleuse Hohenwarte mit 18,5 m Hub brachte die Aussicht von der Kanalbrücke auf die Elbe ein wenig Abwechslung. Als Piti in die Kabine sieht, entdeckt er eine große Plastikspritze neben dem Herd und fragt: „Bist du jetzt unter die Fixer gegangen?” „Die ist nicht für mich. Damit füttere ich das Kätzchen.” Uhu verbringt die meiste Zeit der Fahrt unter Deck. Sie spielt mit dem Kätzchen Fingerfangen und bereitet kleine Mahlzeiten zu. „Ja, Katze müsste man sein, dann bekommt man etwas zu essen”, denkt sich Piti. Ein trockenes Brot vor dem Zubettgehen ist jedoch besser als nichts. Bevor er einschlafen kann, fragt Uhu: „Was meinst du, wie alt das Kätzchen ist?” „Wie schwer ist es denn?
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ISBN: 978-3-7393-7670-7