Paar Shit, Niete-Partner und ich - Martin Hecht - E-Book

Paar Shit, Niete-Partner und ich E-Book

Martin Hecht

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Beschreibung

Für Martin Hecht hatte sich die Partnerfrage eigentlich längst erledigt. Doch als er mit Mitte vierzig Witwer wurde, begann die Suche nach der Frau fürs Leben irgendwann doch wieder von vorne – und zwar online. Mit viel Humor und Selbstironie erzählt er von seinen Erlebnissen aus drei Jahren Online-Dating, in denen er die Erfahrung machen musste, dass sich Singles auf Partnerbörsen nicht nur unsterblich verlieben, sondern auch heillos verrennen, und dass er nicht der Typ Mann ist, der gerne im Sommerregen tanzt oder morgens Milchkaffee ans Bett bringt – auch wenn es das ist, was Frauen wirklich wollen.

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Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte wurden Namen, Orte und Personen verändert. Handlung und Gespräche beruhen auf wahren Begebenheiten, sind im Detail der Wirklichkeit aber nur nachempfunden und erheben nicht den Anspruch, die alleinige Wahrheit zu sein.

ISBN 978-3-492-97646-6Mai 2017© Piper Verlag GmbH, München 2017Covergestaltung: zero-media.net, MünchenCovermotiv: FinePic®, MünchenDatenkonvertierung: Uhl + Massopust, Aalen

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

Ich werde meine Erfahrungen zu Literatur verarbeiten. Sollte daraus ein gutes Werk entstehen, möge mir vergeben werden.

Mario Vargas Llosa[© Mario Vargas Llosa, Ich habe einen Traum, Die ZEIT, 03.06.2004.]

Vorwort

– Das Leben ist eine Tombola –

»Alle elf Minuten verliebt sich ein Single über Parship.« So lautet der Werbeslogan des Online-Partnerschaftsvermittlers Parship. Jede dritte Beziehung wird heute online angebahnt, liest man. »Millionen verlieben sich bei ElitePartner.« Ich aber sage euch: Nein, alle elf Minuten verrennt sich ein Single bei Parship oder ElitePartner – und zwar heillos. Alle elf Minuten wird ein Single über Parship oder ElitePartner enttäuscht, und zwar massiv. Alle elf Minuten gibt es Frust und richtig Zoff wegen solcher Online-Portale, mindestens zwei von drei Bewerbern schrammen an ihrem Glück vorbei, landen in einem tiefen Tal aus Trauer, Wut und Tränen – durch das sie sonst gar nicht hindurchgehen müssten!

Drei Jahre lang war ich im Online-Dschungel. War schwer nervös, wenn es wieder hieß: »Es wird spannend! Sie haben Post!« oder »Neue Partneranfrage – mit persönlicher Nachricht und Foto!« Drei Jahre lang habe ich mich durchgeklickt, habe unzählige Anfragen getippt, Zuschriften beantwortet, Erst-, Zweit-, Dritt- sowie Folge- und dann auch Letzttelefonate geführt, habe Frauen getroffen, ein bisschen gequatscht, ein bisschen geflirtet, ein bisschen geliebt, habe sie abgewimmelt und wurde selbst von ihnen abgewimmelt.

Ich hatte fast alles in dieser Zeit. Mehr oder weniger atemberaubende Frauenbekanntschaften. Ganz liebe, tolle Frauen, die in meinem Herzen immer eine warme Erinnerung wachrufen werden, aber auch speziellere Kandidatinnen, die mir an meinem Küchentisch schon am dritten Tag unserer Bekanntschaft ihr ganzes Leben erzählten, sich bei mir ausheulten, dabei in Rekordgeschwindigkeit eine Flasche meines besten Spätburgunders leerten und sich kurz danach in meine frisch geputzte Kloschüssel übergaben. Frauen, die mich gleich verhaften wollten, wenige Tage später aber handstreichartig den Kontakt abbrachen, ohne mir irgendeine nachvollziehbare Erklärung für diesen unerwarteten Hakenschlag zu liefern. Ich habe viel gelernt bei ElitePartner – über die Frauen, über mich, über das Leben. Drei Jahre lang habe ich gesucht und in Erfahrung gebracht, was Frauen suchen, was ihre Vorstellungen vom wahren Glück sind, eben: was Frauen wirklich wollen. Drei Jahre lang war ich dabei. Drei Jahre in der Niemandsbucht. Drei Jahre auf der Suche nach der Traumfrau. Gefunden habe ich sie nicht. Dafür habe ich etwas anderes erkannt: Einsamkeit ist besser als ihr Ruf. Nicht immer, aber immer öfter.

Das Leben ist verrückt – und jeder tut irgendwann einmal Dinge, die er für sich zu einem früheren Zeitpunkt völlig ausgeschlossen hätte. So gibt es Menschen, die sich nach drei Jahrzehnten gefühlter und gewählter Zugehörigkeit zum linksliberal-ökologischen Spektrum urplötzlich eine silberfarbene Leichtsteppjacke kaufen, in Oldtimerkolonnen Alpenpässe überqueren oder sich ohne Not ein Reptil zulegen. Das Leben ist unvorhersehbar. Man muss immer wieder weitreichende Entscheidungen treffen, immer wieder neu seinen Platz finden – und hat dafür nicht immer eine Einparkhilfe zur Verfügung. Bei Ihnen ist das so, liebe Leserinnen und Leser, und bei mir ist das nicht anders. Auch ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal bei ElitePartner landen würde. Und erst recht hätte ich nie gedacht, dass ich darüber einmal ein Buch schreiben würde. Verrückte Welt.

Als ich Armin, einem in solchen Dingen strengen Freund von mir, damals von meinem Vorhaben erzählte, mich bei ElitePartner anzumelden, blickte er mich erst mit großen Augen an, legte dann aber augenblicklich die Stirn in Falten, schüttelte den Kopf und sagte mit Nachdruck in der Stimme: »Martin, lass es bleiben!« Das Ganze erinnerte mich an eine Szene, die der Philosoph Martin Heidegger in einem seiner Bücher festgehalten hat. Er war damals im Jahr 1930 bei seinem Lieblingsbauern auf dessen Hof in Todtnauberg zu Besuch, hatte auf der Eckbank im Herrgottswinkel Platz genommen und richtete an den alten Mann bald in dem ihm eigenen Jargon der Eigentlichkeit die Frage, ob es denn für ihn ratsam sei, dem Ruf nach Berlin an die Humboldt-Universität zu folgen. »Nein, nein und abermals nein!«, habe ihm der wackere Landwirt in unerbittlicher Art geantwortet, weil er offenbar seine Heimat, den Schwarzwald, mit dem Ursprünglichen, Echten und Guten, den Hexenkessel Berlin hingegen mit der blanken Sittenverderbnis gleichsetzte. »Ja, aber warum nicht?«, wollte ich wissen. Armin nahm einen Schluck Rotwein und verdrehte genervt die Augen. »Ich halte diese Online-Portale für etwas durch und durch Ungutes!«, meinte er dann. Sein Gesicht war leicht schmerzverzerrt dabei.

Aber da war mein Entschluss schon gereift. Und einen, der seiner Melancholie entfliehen und als Abenteurer hinaus in die stürmische See fahren will, den hält keiner auf. So wenig, wie es in Hermann Melvilles Moby Dick der alte Elias vermochte, Ismael auszureden, an Bord der Pequod im Hafen von Nantucket zu gehen, um auf Walfang ins tosende Meer hinauszusteuern, so wenig konnte mich Armins Warnung aufhalten. Mein Entschluss stand fest. Ich wollte ein Elitepartner werden. Und ich wurde es. Ich checkte ein.

Warum ElitePartner? Warum nicht Parship, Friendscout oder all die anderen Anbieter? Ich bin zu ElitePartner gegangen, weil ich dachte, »Elite« bedeutet, hier sind die »Besten« unterwegs, und die sind für mich doch gerade gut genug! »Finden Sie jemanden, der Ihr Leben verändert – und nicht nur Ihren Beziehungsstatus!« Auch das wollte ich mir nicht zweimal sagen lassen. Hier schien ich richtig zu sein.

Parviz, mein iranischstämmiger Freund, der im Kiosk um die Ecke arbeitet, erfuhr als einer der Ersten von mir, dass ich mich bei ElitePartner angemeldet hatte. Ich wandte mich vertrauensvoll an ihn. In dieser delikaten Angelegenheit. Was er mir für die Online-Partnersuche raten würde, fragte ich ihn damals. Er unterbrach seine Tätigkeit an der Ladenkasse, nahm die Lesebrille ab, legte die Stirn in Falten und sagte dann nur in gebrochenem Deutsch: »Du musst warten, bis Pfirsich reif ist. Dann kannst du pflücken!« Später sprachen wir im Kiosk über Parviz’ These. Thomas, ein anderer, der an dem Kolloquium zu diesem spannenden Thema teilnahm, wollte sie so nicht stehen lassen. Er angelte sich eine Bierflasche aus dem untersten Regal des Verkaufskühlschranks und murmelte, während er sich erhob: »Das Problem ist nicht so sehr, den Pfirsich erst zu pflücken, wenn er reif ist, sondern den Sack zuzumachen, wenn es so weit ist.« Und als Paul, Bretone und ein anderer Freund von mir, von meiner Mitgliedschaft bei ElitePartner hörte, meinte er nur: »Das ist alles Quatsch. Du musst nach Paris. Da gibt’s die besten Weiber!« Drei Freunde, drei Meinungen. Da war guter Rat teuer.

Ich Steppenwolf, trabe und trabe,

Die Welt liegt voll Schnee,

Vom Birkenbaum flügelt der Rabe,

Aber nirgends ein Hase, nirgends ein Reh!

Hermann Hesse[© Hermann Hesse, Der Steppenwolf, Suhrkamp 1974.]

1. Kapitel Steppenwolf, 47, attraktiv

– Frühlingsgefühle –

Immer wenn ich das Wort »Schriftsteller« lese oder schreibe, muss ich an einen Flusskrebs denken. So auch heute wieder, während ich das Wort in die Spalte »Beruf« eintrage, wie es das Profilformular fordert. Ich sitze auf einer Decke auf der Liegewiese vor meinem Haus direkt am Rhein. Eine stark frequentierte Naherholungsanlage, zumal jetzt in dieser Jahreszeit, und doch so etwas wie mein Garten. Es ist kurz vor elf, warm, fast schon heiß und ganz friedlich hier um diese Uhrzeit. Schäfchenwolken wandern über den Himmel, der Wind säuselt mild. Schiffe tuckern im Hintergrund stromabwärts, außer mir sind nur noch ein paar junge Studenten hier, die das tun, was man neudeutsch »chillen« nennt und wofür man offenbar einen Kopfhörer und einen Energydrink benötigt. Die Maisonne scheint, Gänseblümchen blühen, Bienen summen. Es riecht nach Blütenfrische, in die sich aber immer wieder eine störende Note erwärmten Hundekots mischt. Der Frühlingsduft kommt von einem blühenden Jasminstrauch, der Kackgeruch weht von einem Abfalleimer herüber, in dem viele unverschlossene Hundekotbeutel liegen.

Neben mir liegt ein Pärchen auf einer großen roten Wolldecke. Sie knutschen. Ich leider nicht. Aber ich hätte gerne wieder eine Frau an meiner Seite, eine, »kultiviert« und »mit Niveau«, eben eine, wie sie es bei ElitePartner im Angebot gibt. Deshalb werde ich mich heute anmelden und deshalb gebe ich mir auch richtig Mühe beim Ausfüllen meines »Profils«. Um nicht unvorbereitet zu sein, habe ich mir das Profilformular erst einmal ausgedruckt. Und da liegt es jetzt.

Ich nage an meinem Bleistift. Beruf. Ich schreibe zuerst »Journalist«. Streiche das Wort wieder durch. Nein, ich bin doch kein »Journalist«! Ich denke nach. Dann schreibe ich in die Spalte: »Autor, Publizist, Schriftsteller«. Schriftsteller allein wäre vielleicht irreführend. Schriftsteller sind Menschen, die Romane schreiben, die mindestens fünfhundert Seiten umfassen. Ich bin Sachbuchautor. Man könnte auch sagen: Essayist. Aber auch wenn einer wie ich nicht wie Thomas Mann oder Jonathan Franzen dicke Romanwälzer verfasst, darf ich doch sagen, dass ich Schriftsteller bin. Keiner hat bislang festgelegt, dass diese Berufsbezeichnung nur für Personen reserviert ist, die Romane oder Fiktion schreiben, auch wenn sich das so im Sprachgebrauch durchgesetzt haben mag. Deswegen kann ich das sehr wohl schreiben. Zumal in Kombination mit Autor und Publizist. Journalist, das wäre ein Handwerker, Schriftsteller sind Künstler. Ein »Autor, Publizist, Schriftsteller« ist ein handwerklich geerdeter Künstler. Das bin ich, und so will ich rüberkommen bei der Damenwelt. Ich denke, so auch die besten Chancen zu haben, eine zu finden, mit der ich rundum zufrieden sein werde und die ich glücklich machen kann.

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