Park Avenue Princess - Lauren Layne - E-Book

Park Avenue Princess E-Book

Lauren Layne

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Beschreibung

Sie könnten nicht verschiedener sein: Erbin und Partygirl Georgianna Watkins und Workaholic und Anwalt Andrew Mulroney

Andrew Mulroney, Staranwalt für die Reichen und Schönen, ist ein absoluter Workaholic und hat keine Zeit für Frauen. Schon gar nicht für die verwöhnte Prinzessin von New York Georgie Watkins, die mehr Zeit damit verbringt, in der Klatschpresse zu landen als bei einem echten Job, die ihr Penthouse geerbt und sich nicht erarbeitet hat - und bei deren Anblick sein Herz ins Stolpern gerät. Als es zu einem heißen Kuss kommt und das Foto in der Presse landet, fragt sich Manhattans High Society, ob diese beiden so unterschiedlichen Menschen tatsächlich ein Paar sind. Und Andrew muss sich eingestehen, dass er die Frage gerne mit Ja beantworten möchte ...

"Georgie und Andrew bestärken uns in dem Glauben, dass die Liebe alles besiegen kann. Und dass, wenn es passt, es passt, egal wie groß die Unterschiede sind. Genießt diesen großartigen Liebesroman!" The Book Hookup

Ein charmanter, warmherziger und sexy Roman von New-York-TImes- und USA-Today-Bestseller-Autorin Lauren Layne

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Seitenzahl: 365

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Inhalt

TitelZu diesem BuchWidmungGeorgieGeorgieGeorgieGeorgieGeorgieAndrewGeorgieGeorgieGeorgieGeorgieAndrewGeorgieAndrewGeorgieGeorgieGeorgieGeorgieGeorgieGeorgieAndrewGeorgieGeorgieGeorgieGeorgieGeorgie AndrewGeorgieAndrewGeorgieGeorgieGeorgieAndrewGeorgieGeorgieAndrewGeorgieAndrewGeorgieEpilogDanksagung und Brief an die LeserDie AutorinDie Romane von Lauren Layne bei LYXLeseprobeImpressum

LAUREN LAYNE

Park Avenue Princess

Roman

Ins Deutsche übertragen von Richard Betzenbichler

Zu diesem Buch

Andrew Mulroney, Staranwalt für die Reichen und Schönen, ist ein absoluter Workaholic und hat keine Zeit für Frauen. Schon gar nicht für die verwöhnte Prinzessin von New York Georgie Watkins, die mehr Zeit damit verbringt, in der Klatschpresse zu landen als bei einem echten Job, die ihr Appartment in der Park Avenue geerbt und es sich nicht erarbeitet hat – und bei deren Anblick sein Herz aus dem Takt gerät. Und als es zu einem heißen Kuss kommt und das Foto in der Presse landet, fragt sich Manhattans High Society, ob diese beiden so unterschiedlichen Menschen tatsächlich ein Paar sind. Und Andrew muss sich eingestehen, dass er die Frage gerne mit Ja beantworten möchte.

Für alle, die an ein Disney-Happy-End glauben

Georgie

DIENSTAGMORGEN

Reden wir doch mal über fünf Uhr in der Früh.

Das ist doch die schlimmste Stunde des Tages, habe ich nicht recht?

Und wieso?

Nun, wenn man um fünf Uhr in der Früh wach ist, kann das mehrere Ursachen haben, und allesamt sind sie schrecklich.

Szenario eins: Man ist auf dem Weg zum Flughafen, um einen frühen Flug zu erwischen. Schrecklich.

Szenario zwei: Man war die ganze Nacht unterwegs, der Wodkarausch lässt allmählich nach, und man ist gerade wieder nüchtern genug, um zu ahnen, dass man den Tag vermutlich nur mit Kopfschmerztabletten, jeder Menge Kohlehydraten und flüsternd überstehen wird. Schrecklich.

Szenario drei: Es geht einem lauter Mist im Kopf herum, man liegt wach im Bett, starrt an die Decke und hasst sein Leben. Vielleicht hasst man sich sogar selbst, keine Ahnung. Schrecklich.

Aber jetzt aufgepasst, denn Szenario vier ist das schrecklichste von allen: Man ist um fünf Uhr in der Früh wach, weil man ein verklemmter Idiot ist, dessen Tagesablauf noch starrer ist als seine Körperhaltung und dessen Leben sich nur zwischen Fitnessstudio und Büro abspielt. Dieser Typ Mensch lebt von Proteindrinks und grünen Smoothies und sagt Sätze wie: Der Körper ist ein Tempel.

So jemand hat keine Freunde.

Aber Moment mal, ich greife voraus.

Also, es ist fünf Uhr in der Früh, und ich, Georgie Watkins, finde das … irgendwie aufregend.

Ich weiß. Ich weiß. Noch vor vier Monaten hätte ich meine Lieblingstasche, ein edles Chanel-Teil, verwettet, dass ich mich garantiert niemals im Leben auf die schaurige Uhrzeit fünf Uhr in der Früh freuen würde.

Und doch ist es so.

»Guten Morgen, Ramon«, flöte ich, als ich durch die Drehtür des luxuriösen Hochhauses Ecke 56th und Park Avenue trete, in dem ich zu Hause bin.

Der Portier, der gleichzeitig auch Wachmann und Mädchen für alles ist, schaut hoch und lächelt mich freundlich an. »Ms Watkins. Guten Morgen.«

Normalerweise geht es an dem massiven Empfangstresen zu wie in einem Taubenschlag. Etwa ab sieben nimmt sich ein Heer wohlgekleideter Portiers rasch und effizient der Probleme ungeduldiger Bewohner an, deren Minihunde zur Begrüßung aus ihren Louis-Vuitton-Taschen heraus kurze, hohe Kläfftöne von sich geben.

Aber erst später.

Jetzt ist es weitgehend ruhig in dem luxuriösen Eingangsbereich. Am Tresen hält nur der Nachtportier allein die Stellung, bis die Tagschicht eintrudelt, um den morgendlichen Ansturm zu bewältigen.

Ich klemme mir meine neue Tory-Burch-Abendtasche unter die Achsel und halte Ramon mit Verschwörermiene eine Schachtel hin: »Ich habe Ihnen etwas mitgebracht.«

Ramons Lächeln wird breiter, und seine braunen Augen leuchten auf. »Meine Frau sagt, ich werde noch fett, wenn Sie mich weiter so verwöhnen.«

»Sagen Sie Marta, dass der Daddy-Typ gerade total angesagt ist«, erwidere ich, stelle die Schachtel auf dem Tresen ab und öffne den Deckel. »Wenn Sie natürlich keine Lust auf einen Bacon-Donut mit Ahornsirup haben …«

Ramon greift in die Schachtel und schüttelt andächtig den Kopf, als er die zuckrige Köstlichkeit herausnimmt. »Noch ganz warm.«

»Na ja, offiziell öffnet der Laden erst um fünf, aber ich bin eine so treue Kundin, da lässt man mich auch ein bisschen früher rein.« Ich betrachte die Auswahl an Donuts und versuche zu entscheiden, ob ich eher in Stimmung für einen mit Schokolade oder mit Puderzucker bin.

Da mein Alexander-McQueen-Minikleid schwarz und somit der Erzfeind von Puderzucker ist, nehme ich mir einen Schoko-Donut, lege meine Abendtasche auf den Tresen und fische mein Handy heraus. 4 Uhr 58.

Noch zwei Minuten.

»Wie geht es Marta mit ihrer dritten Schwangerschaft?«, frage ich, beiße in den Donut und richte den Blick wieder auf Ramon, der seinen bereits hinuntergeschlungen hat und überlegt, ob er sich einen zweiten genehmigen soll. Ich schiebe ihm die Schachtel hin.

»Es geht ihr gut«, antwortet er. »Sie ist ganz begeistert, dass wir endlich ein Mädchen bekommen.«

»Ein Mädchen!«, erwidere ich und drücke über den Tresen hinweg seinen breiten Oberarm. »Glückwunsch, das wusste ich ja noch gar nicht.«

»Das haben wir auch erst gestern erfahren.« Er lächelt selig und kommt offenbar zu dem Schluss, dass diese Neuigkeit einen weiteren Donut rechtfertigt.

»Ach, herrlich, da weiß ich das perfekte Geschenk«, sage ich und beiße genüsslich ein Stück von meinem Donut ab. »Ich habe vorgestern bei Bergdorf’s diesen unglaublich niedlichen Strampler gesehen, mit einer süßen kleinen roten Schleife …«

»Ja, weil ein Baby genau das braucht«, unterbricht mich eine tiefe Stimme. »Einen Vierhundert-Dollar-Fetzen, den man in die Reinigung geben muss. Machen Sie sich doch nicht lächerlich, Georgiana.«

Ich brauche nicht auf die Uhr zu schauen, um zu wissen, wie spät es ist.

Fünf Uhr.

Auf die Sekunde.

Ich mache mir gar nicht erst die Mühe, den Kopf zu wenden, ich verdrehe nur die Augen, zupfe mit meinen roten Fingernägeln ein Stückchen aus dem Donut und stecke es mir in den Mund. »Ramon, könnten Sie die Wartungsleute bitten, die Temperatur ein bisschen höher einzustellen. Es ist hier gerade etwas kühl geworden.«

Ramon arbeitet schon lange genug hier, um zu wissen, dass ich das nicht ernst meine. Er beachtet mich nicht einmal mehr. Er hat bereits seinen Donut beiseitegelegt und Haltung angenommen, und jetzt salutiert er regelrecht vor dem Neuankömmling.

»Mr Mulroney. Guten Morgen, Sir.«

»Mr Ramirez.« Die Stimme klingt tief und ernst, eine Spur ungeduldig, ohne direkt unhöflich zu sein.

Kennen Sie das Sprichwort, dass man Fliegen am besten mit Honig fängt? Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt. Ich bringe den Jungs am Tresen fast jeden Morgen Donuts, und sie lieben mich. Das weiß ich.

Aber ihn respektieren sie.

Ich ergebe mich in mein Schicksal und drehe nun doch den Kopf. Unsere Blicke treffen sich, seiner ist ernst und vorwurfsvoll.

Ich setze mein strahlendstes Lächeln auf, einfach weil ich weiß, dass ihn das in den Wahnsinn treibt.

Wie immer, wenn ich mit den Wimpern klimpere, zuckt an seinem Kinn ein Muskel.

»Guten Morgen, Andrew«, begrüße ich ihn zuckersüß.

»Georgiana.«

Ich widerstehe der Versuchung, die Augen zu verdrehen. Mit meinem vollen Namen hat mich nur meine verstorbene Großmutter angesprochen, und das mit ziemlicher Sicherheit nur deshalb, weil sie genauso hieß. Alle anderen nennen mich Georgie. Na gut, nicht alle. Ramon und die anderen Jungs bestehen noch immer darauf, mich Ms Watkins zu nennen, aber ich arbeite daran – zum Beispiel mit täglichen Donuts.

Ich lächle noch breiter und schiebe Andrew die Schachtel hin. »Donut?«

Er verzieht verächtlich die Lippen. Falls noch nicht eindeutig klar geworden ist, wie dieser Mann tickt: Er gehört zu den Typen, die Donuts missbilligen.

Er hält einen langweiligen schwarzen Thermobecher in die Höhe. »Ich habe mein Frühstück dabei.«

»Quinoa mit ein bisschen Spinat und Prahlerei?«

»Proteinshake.«

»Klingt unglaublich befriedigend.«

Er nippt an der Abscheulichkeit und betrachtet mich aus kalten braunen Augen. »Der Körper ist ein Tempel, Georgiana.«

Na also.

Da schließt sich der Kreis zu meinen vorherigen Ausführungen, welcher Typ Mensch um fünf Uhr in der Früh bereits auf den Beinen ist.

Ich? Ich bin diejenige, die gerade erst von einer feuchtfröhlichen Nacht zurückkehrt, wobei ich das mit 26 glücklicherweise sehr viel besser beherrsche als mit 22 und mich nicht mehr bis zur Bewusstlosigkeit betrinke. Normalerweise belasse ich es bei ein paar Gläsern Champagner und trinke nach zwei Uhr gar nichts mehr, daher bin ich im Moment vollkommen nüchtern. Glücklicherweise, unglücklicherweise … da bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Er dagegen?

Nun, mittlerweile ist ja klar, welcher Fünf-Uhr-morgens-Typ er ist. Szenario vier.

Und wer ist er überhaupt?

Andrew Mulroney, Rechtsanwalt.

Das weiß ich, weil wir am selben Tag in dieses Haus eingezogen sind, und kurz bevor wir in einen heftigen Streit gerieten, wessen Umzugswagen als Erster in der Ladezone des Gebäudes parken durfte, hatte er mir seine Visitenkarte gegeben.

Der dicke weiße Elfenbeinkarton tat kund, dass er ein Jurastudium an einer Universität abgeschlossen hatte, die so edel war wie der Anzug, den er samstags trägt.

Andrew überreichte sie mir derart herablassend, dass ich mir doch tatsächlich eine halbe Sekunde lang wünschte, ich besäße ebenfalls eine Visitenkarte, die aber irgendwie noch besser aussähe als seine. Zum Beispiel mit Goldumrandung oder so. Nein, mit Platin und so schwer, dass er sie nicht halten könnte. Er würde sie fallen lassen, und dann müsste er vor mir in die Knie gehen, um sie aufzuheben.

Doch im nächsten Moment wurde mir bewusst, dass es nur gut war, dass ich keine Visitenkarte besaß.

Denn … was sollte darauf stehen? Georgie Watkins, professionelles Partygirl?

Aber ich schweife ab. Obwohl es an jenem schwülen Morgen im Juli bereits sehr heiß war, begann mit diesem Zusammenstoß ein Kalter Krieg epischen Ausmaßes. Ich, das It-Girl aus Wohnung 86A, gegen den zugeknöpften Rechtsanwalt aus Wohnung 79B.

Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, dass ich den Krieg gewinnen werde, aber das werde ich ihm sicher nicht verraten.

Ich mustere Andrew von oben bis unten, obwohl sein Äußeres nur selten Überraschungen bereithält. Der Mann ist die pure Eintönigkeit, wie eine krankhaft ordnungsbedürftige Personifikation von Und täglich grüßt das Murmeltier.

In der rechten Hand hält er immer den schwarzen Becher mit irgendeiner gesunden Brühe, in der linken die Tom-Ford-Aktentasche und den Armani-Kleidersack mit dem maßgeschneiderten dreiteiligen Anzug.

Andrews kupferfarbenes Haar ist perfekt gestylt, allerdings habe ich den Verdacht, dass es von Natur aus leicht lockig ist und sich der perfekten Anordnung zu widersetzen versucht. Ich kann mir vorstellen, dass ihn das nervt, also macht es mich glücklich.

Mal schauen, was lässt sich noch über meinen Erzfeind sagen?

Er hat ein eckiges, abweisendes Kinn, das makellos rasiert ist. Dunkelbraune Augen, kalter und harter Blick. Über der einen Schulter eine schwarze Sporttasche.

Man könnte eventuell sagen, dass er sein Outfit variiert, denn er trägt manchmal ein schwarzes und manchmal ein graues Sporthemd. Aber da beide den gleichen Schnitt haben und beide seinen beeindruckend geformten Oberkörper betonen, bekommt er hier keine Punkte für Abwechslung.

Bei seiner unteren Körperhälfte verhält es sich genauso: Die schwarzen Shorts, die er im Sommer getragen hat, haben jetzt im Oktober einer eng geschnittenen Trainingshose Platz gemacht, aber da beide schwarz und von Nike sind, gilt das nicht wirklich als Veränderung.

Die Schuhe dagegen …

Ich schaue ein zweites Mal hin.

Nein, so etwas …

Statt der üblichen schwarzen Sportschuhe trägt er rote Schuhe. Wie konnte mir das nicht gleich auffallen?

Grinsend richte ich den Blick wieder auf sein Gesicht. Er verdreht ganz leicht die Augen, um mir zu zeigen, dass ihm mein musternder Blick zwar nicht entgangen ist, es ihn aber nicht im Geringsten interessiert.

»Sie waren shoppen, Dorothy«, sage ich fröhlich.

Er starrt mich an. »Ich gehe nicht shoppen.«

Natürlich nicht. Viel zu frivol.

»Nein, natürlich nicht«, entgegne ich und deute auf seine Füße. »Glinda wird Ihnen die besorgt haben.«

Andrew wirft einen Blick auf seine Rolex. »Ich muss los. Schönen Tag noch, Mr Ramirez.«

»Ihnen auch, Mr Mulroney«, erwidert Ramon.

»Ja, viel Spaß«, sage ich, drehe mich um und beobachte, wie sich Andrew zum Eingang unseres Gebäudes begibt. »Was steht heute auf dem Programm? Laufband oder ein bisschen auf dem gelben Ziegelsteinweg herumhüpfen?«

Andrew Mulroney, Rechtsanwalt, antwortet nicht. Er dreht sich nicht einmal um, bevor er durch die Drehtür in den noch dunklen Herbstmorgen hinaustritt.

Na? Das hat doch wirklich zumindest ein bisschen Spaß gemacht, trotz der unchristlichen Uhrzeit.

Ich drehe mich zu Ramon um, der bereits wieder seinen Donut in der Hand hält. »Jetzt mal ehrlich, müssen Sie sich dermaßen bei ihm einschleimen?«

»Ja, wenn ich einen Weihnachtsbonus bekommen möchte«, erwidert Ramon und deutet ein Lächeln an.

Ich lege die Hand an die Brust und sage, als wäre ich tief beleidigt: »Bei mir schleimen Sie sich nicht ein, und Sie bekommen trotzdem einen Weihnachtsbonus von mir.«

»Bei allem Respekt, Sie sind einfach ein bisschen anders als der Rest unserer Bewohner, Ms Watkins.«

»Soll das heißen, dass Sie mich ab jetzt Georgie nennen?«, frage ich hoffnungsvoll.

Sein Lächeln wird breiter. »Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen, Ms Watkins.«

Ich seufze. »Das dachte ich mir schon.« Ich schiebe ihm die Schachtel mit den Donuts über den Tresen. »Geben Sie die den anderen, wenn sie nachher kommen. Und vergessen Sie nicht, Marta einen mitzubringen.«

»Mache ich, und vielen Dank.«

Ich nehme meine rote Abendtasche vom Tresen und gehe rückwärts zum Aufzug, ohne auch nur ein einziges Mal mit meinen ultrahohen Jimmy Choos ins Wanken zu geraten. »Schönes ›Wochenende‹«, sage ich zu Ramon. Heute ist zwar erst Dienstag, aber ich weiß, dass er Mittwoch und Donnerstag frei hat.

Als ich in den Aufzug trete, leuchtet die Taste für den 86ten Stock bereits auf, dank Ramon und der ausgefallenen Technik des Gebäudes. Ich seufze selig und beginne mich darauf zu freuen, gleich ins Bett zu kriechen und ein paar Stunden zu schlafen, bevor ich um vier bei meinem Friseur sein muss.

Und falls mir ganz kurz der deprimierende Gedanke kommt, dass der aufregendste Moment dieses Tages bereits hinter mir liegt?

Dann schiebe ich ihn weg.

Georgie

DIENSTAGNACHMITTAG

»Was machen wir heute, meine Liebe? Das Übliche?«

Ich lächle das Mädchen, das mir gerade ein Glas Champagner gebracht hat, dankbar an und richte die Aufmerksamkeit dann wieder auf Stefan, der seit drei Jahren für mein Haar zuständig ist.

»Das Übliche«, bestätige ich und nippe an meinem Moët et Chandon. »Ein bisschen die Spitzen schneiden, damit das Haar wieder besser fällt, und die honigfarbenen Strähnchen auffrischen.«

Also, ich will nicht angeberisch sein, aber wenn ich angeberisch wäre …

Mein Haar ist mein mit Abstand größter Trumpf.

Denn wenn wir mal ehrlich sind, sehe ich gerade mal passabel aus. Attraktiv, das schon, aber nicht umwerfend schön wie meine Mutter. Es sitzt zwar alles an der richtigen Stelle, aber mein Busen, mein Hintern, meine Augen, mein Mund … alles mehr oder weniger Durchschnitt.

Ich mag zwar nicht jeden Morgen bereits wie eine perfekte Park-Avenue-Prinzessin aus dem Bett steigen, aber wenn man eine Mutter hat, die ein Kosmetikimperium erschaffen hat, dann kennt man sich schon früh mit Make-up und Contour-Paletten aus.

Mein Haar dagegen? Gut, da helfe ich auch ein bisschen nach, mit Strähnchen, aber im Prinzip ist es von Natur aus so. Es ist lang und dicht und glänzend, und Page Six hat meine auffälligen »Zimt-und-Zucker-Wellen« letztes Jahr sogar als aufmerksamkeitswürdigen Stil bezeichnet. Das hat Stefan ein paar neue Kundinnen eingebracht, die unbedingt »den Georgie« wollten.

Vermutlich verdrehen Sie jetzt die Augen, aber seien Sie doch mal ehrlich. Es ist schon irgendwie cool, wenn eine Frisur nach einem benannt wird. Ich meine, bei Jennifer Anistons Karriere haben ihre Haare Wunder gewirkt, nicht wahr?

Während Stefan mir die Farbe aufträgt, unterhalten wir uns darüber, wer wohl die nächste Bachelorette sein wird. Dann bringt mir seine Assistentin einen großen Stapel alter Us Weekly, damit ich etwas zum Lesen habe, solange die Farbe einzieht. Nachdem ich die »Who-wore-it-better«-Rubriken durchgeschaut habe (immer wieder Beyoncé), widme ich mich meinem Handy und beginne, den Abend zu planen.

In der Met findet eine Wohltätigkeitsveranstaltung statt, bei der festliche Abendgarderobe vorgeschrieben ist, aber vermutlich werden meine Eltern dort sein, und ich bin nicht in der Stimmung, mir die Kritik meiner Mom an meinem Kleid anzuhören, während mein Dad verzweifelt versucht, mich in Gespräche mit seinen Geschäftskollegen zu verwickeln. Nein, danke.

Die Freundin einer Freundin feiert im Babbo Geburtstag, aber sie ist eins von diesen Mädchen, die gern darüber reden, wen sie alles kennen, statt wirklich mit jemandem bekannt zu sein. Darauf habe ich auch keine Lust.

Ich beiße mir auf die Lippe und überlege, wie ich auf die Nachricht von Evan reagieren soll. Er ist heiß. Vor zwei Monaten sind wir ein paarmal miteinander ausgegangen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sein »Treffen bei mir?« ein höfliches, aber eindeutiges Angebot ist. Und auch wenn ich so etwas schon sehr, sehr lange nicht mehr hatte …

Hm, nein. Dafür bin ich auch nicht in der Stimmung.

Ich schicke meiner besten Freundin eine Nachricht. Marley Hamlen ist die Tochter eines genialen Investors, der sein Kapital und Know-how in Firmen investiert und das Silicon Valley quasi dominiert hat, bevor er nach New York zog. Marley ist meine allerbeste Freundin, seit sie in der dritten Klasse auf die Trinity wechselte und sogleich Sena Corlin eins auf die Nase gab, weil diese sie »neureich« genannt hatte.

Wer würde so jemanden nicht zur besten Freundin haben wollen? Ich erhob sofort Besitzansprüche auf diese resolute Herzlichkeit in Person.

(Sie brauchen Sena nicht allzu sehr zu bedauern. Mit sechzehn verschwand sie für eine Woche und tauchte dann mit einer schmaleren, deutlich hübscheren Nase wieder auf. Sie erzählte allen, bei Marleys Schlag habe sich ihre Nasenscheidewand verkrümmt. Und jetzt alle gemeinsam: skeptisches Stirnrunzeln!)

Wo war ich doch gleich wieder? Genau. Meine Nachricht an Marley.

Wieder in der Stadt? Heute Abend schon was vor?

Ich blättere die Zeitschrift durch und warte auf Marleys Antwort, ob sie bereits von dem verlängerten Junggesellinnenwochenende ihrer Cousine in Vegas zurück ist.

Bin wieder da, lautet Marleys Antwort. Will unbedingt raus, aber nur ein Abendessen, nicht die ganze Nacht. Vegas hat mich fast umgebracht. Seit wann sind wir ALT?

Seit 22 geht’s bergab. Hätte Lust auf ein Filet. STK? Wolfgang? Del Frisco?

Marley antwortet mit dem Grübel-Emoji, gefolgt von Del Frisco. Wenn wir früh genug gehen, erwischen wir noch ein paar von den heißen Anzugtypen, die gerade von der Arbeit kommen.

Was ist mit Jon? Mit dem Tattookünstler Jon führt sie eine On-Off-Chaosbeziehung – meiner Ansicht nach aber nur, um ihren Dad zu ärgern. Was ihr Liebesleben betrifft, führt sich die 27-jährige Marley auf wie eine 13-Jährige.

Hat mich betrogen. Schon wieder, schreibt sie zurück. Ich brauche einen vernünftigen, ordentlichen Erwachsenen, der Fingernägel-Kauen nicht für Körperpflege hält.

Eklig. Wir lösen das Problem heute Abend bei ein paar Martinis. Sieben?

Perfekt, bestätigt sie, gefolgt von dem Kuss-Emoji, der bei ihr immer das Ende einer Konversation markiert.

Ich lege das Handy zur Seite, weil Stefans Assistentin kommt, um mir die Farbe aus den Haaren zu waschen. Die nächste halbe Stunde analysieren Stefan und ich, während er meine Spitzen schneidet, ob die Weigerung seines Freundes, das Büro in ein Kinderzimmer zu verwandeln, bedeutet, dass er nie ein Kind will oder nur nicht sofort.

Ich vertrete die Meinung, Stefan solle ihn einfach fragen, aber er lässt sich nicht von der Idee abbringen, sich in den E-Mail-Account seines Freunds einzuhacken. Na dann. Viel Glück.

Normalerweise frisiere ich mein Haar mittels eines Lockenstabs mit dicker Rolle zu weich herabfallenden Wellen, aber Stefan mag es gern ganz glatt geföhnt, also lasse ich ihn machen. Als ich fertig bin, ist es kurz nach sechs. Gerade noch Zeit genug, um rasch etwas zu erledigen, bevor ich mich mit Marley im Restaurant treffe.

Der Friseursalon, zu dem ich gehe, John Barrett (wer sonst?), ist praktischerweise im obersten Stockwerk von Bergdorf Goodman. Etwas für die Schönheit tun und shoppen an einem Ort – himmlisch.

Ich gehe in die Babyabteilung, die mir zunehmend vertrauter wird, jetzt wo mehr und mehr meiner Freunde Kinder bekommen. Schnurstracks steuere ich auf den Burberry Strampler zu, den ich Ramon gegenüber heute Morgen erwähnt habe.

Trotz Andrew Mulroneys abschätziger Bemerkung über Babys und Designerkleidung wissen wir doch alle, dass es eigentlich nicht um die Babys geht. Es geht um die Mütter. Und Marta wird begeistert sein, das weiß ich einfach.

»Als Geschenk einpacken?«, fragt mich das Mädchen hinter dem Tresen.

»Ja, bitte. Und hätten Sie ein Kärtchen, passend zur Geschenkschachtel?«

»Natürlich.«

Während das Mädchen die Schachtel mit dem Strampler in lavendelfarbenes Papier einwickelt, hole ich einen Kugelschreiber aus meiner Tasche und fange an zu grinsen, weil die Inspiration mir gerade den Text für die Karte eingeflüstert hat.

Ramon & Marta,

für Ihre kostbare Prinzessin, die zweifellos ein ebenso entzückendes Wesen wie Aussehen haben wird, genau wie ihre Eltern.

Herzlichen Glückwunsch und alles Gute von uns für Ihre gesamte Familie,

Georgie Watkins & Andrew Mulroney

Als ich die Karte in den winzigen Umschlag stecke und Ramons Namen auf die Vorderseite schreibe, muss ich noch mehr grinsen. Oh, wie gern würde ich Andrews Gesicht sehen, wenn Ramon ihm für das überteuerte Babyoutfit dankt …

Ich gebe dem Mädchen meine Adresse, um mir das Päckchen liefern zu lassen, damit ich es nicht die ganze Nacht mit mir rumschleppen muss, dann vertrödele ich noch ein paar Minuten in der Kosmetikabteilung und schaue mir die neue Lippenstiftkollektion von Dior an, bevor ich hinausgehe und ein Taxi anhalte.

»Forty-ninth und Sixth, bitte«, sage ich, ziehe die Tür zu und atme aus Gewohnheit durch den Mund, denn New Yorker Taxis neigen dazu, nach dem jeweiligen Mittagessen ihrer Fahrer zu riechen.

Es geht nur langsam voran – immerhin versuche ich zur Hauptverkehrszeit um die Innenstadt herumzukommen –, aber das ist mir egal. Ich habe mein ganzes Leben in Manhattan verbracht, abgesehen von den vier Jahren auf der Brown University, wo ich meinen Abschluss in BWL gemacht habe. Und auch wenn das verrückt klingen mag: Ich bin dieser Stadt nie überdrüssig geworden.

Nun gut, die Sommer sind grässlich, und wenn der Gestank des Mülls mich wahnsinnig macht, ziehe ich mich in die Hamptons zurück. Und natürlich würde ich mich freiwillig niemals Weihnachten am Rockefeller Center aufhalten oder Silvester am Times Square. Aber normalerweise vergeht kein Tag, an dem ich nicht irgendwie in der Stadt unterwegs bin. Dies ist meine Spielwiese, und hier fühle ich mich verdammt wohl.

Es ist nur … es ist einfach …

Hm. In letzter Zeit habe ich irgendwie das Gefühl, etwas zu verpassen. Dabei steht mir die Welt offen, ich habe einen Haufen Freunde und mehr Geld, als ich ausgeben kann, und ich komme an jedem beliebigen Tag in jedes angesagte Restaurant und in jeden Klub.

Ich weiß ja, okay? Manchmal gehe ich mir sogar selbst auf die Nerven.

Tatsache ist, in letzter Zeit fühlt sich alles ein bisschen fad an.

Es liegt nicht an der Stadt oder an den Leuten. Es liegt an mir.

Nicht einmal mein gesteigertes Engagement bei meinen liebsten Wohltätigkeitsorganisationen kann mich davon ablenken.

Ich klopfe mit meinen roten Nägeln auf den Sitz und lasse mir mal wieder – wie ich es bereits seit Wochen tue – durch den Kopf gehen, dass ich mir eine richtige Arbeit suchen könnte. Von neun bis fünf, wo ich Zeit gegen einen Gehaltsscheck eintausche und einen Boss habe …

Okay, echt? Wem will ich hier was vormachen? Es klingt irgendwie lahm.

Ich liebe es, mir meine Zeit einteilen zu können.

Ich mache gern mein eigenes Ding. Ich springe gern von einem Moment auf den nächsten ein, wenn meine Mutter Unterstützung bei einer Präsentation braucht. Mir gefällt, dass ich jede Menge Zeit habe, um bei der Organisation von Wohltätigkeitsveranstaltungen zu helfen. Und ja, okay, mir gefällt, dass ich jederzeit shoppen gehen kann, wenn mir danach ist.

Aber dieses ewige Einerlei aus Shoppen, Friseurterminen, Drinks und Abendessen und mehr Drinks und Tanzen und alles wieder von vorn …

Das ist allmählich ein alter Hut.

Oder vielleicht werde ich nur alt.

Das Ärgerliche daran ist, dass ich genau den Moment benennen kann, fast auf die Sekunde genau, an dem sich der Stachel der Unzufriedenheit bei mir festgesetzt hat. Es war der Tag, an dem ich in dieses Gebäude einzog, gleichzeitig mit Andrew Mulroney, Rechtsanwalt, und seinem stets präsenten Kumpel, intensive Verachtung.

Mein Leben gefiel mir durchaus gut, bis ich anfing, es durch seine Augen zu sehen, und jetzt … jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.

Sie verstehen also, wieso ich den Typen nicht mag. Mein Leben war prima, und jetzt ruiniert er es mir mit jedem Stirnrunzeln.

Ich bezahle den Fahrer mit der App auf meinem Handy, und zwei Minuten später betrete ich Del Frisco’s lebhafte Feierabendszene und lasse den Blick auf der Suche nach Marley durch die Bar schweifen.

Ich entdecke sie fast sofort. Sie flirtet mit einem gut aussehenden blonden Typen in einem schwarzen Anzug. Ich überlege, ob ich ihr noch ein paar Minuten Zeit gebe, um ihren Charme spielen zu lassen, aber bei genauerem Hinsehen scheinen sie die Oliven in ihrem Martini mehr zu interessieren als das Gequatsche des Typen.

»Ah!«, ruft sie, als sie mich sieht, und strahlt. »Da bist du ja.«

Sie winkt mich zu sich, und nachdem ich mit meiner besten Freundin einen Luftkuss ausgetauscht habe, lächle ich den Mann, der den Barhocker neben Marley blockiert, freundlich an.

Sein Antwortlächeln ist nicht so begeistert, aber immerhin macht er keine Zicken, sondern verabschiedet sich mit einem gemurmelten »Viel Spaß beim Essen«.

»Tolles Kleid«, sage ich zu Marley. Der Mann im Anzug ist bereits vergessen.

»Danke. Neu«, erwidert sie und sieht an dem Sweaterkleid hinunter, das wenig Ausschnitt hat, aber die Schultern freilässt. Vermutlich weiß sie, dass dies die perfekte Farbe ist, um ihre hellblauen Augen zu betonen. Der Schnitt ist interessant, zugleich klassisch und modern genug, um zu Marleys typischem Look zu passen, der sehr an Betty Draper in Staffel eins von Mad Men erinnert. Marley hat sogar den blonden Bob, allerdings fällt ihrer weich und glatt bis etwas unter das Kinn, während Bettys Stil dem der auf Haarspray fixierten Sechziger entspricht.

»Friseurtag. Gefällt mir«, sagt sie und deutet mit dem Martiniglas auf mein glattes Haar, bevor sie meine Aufmerksamkeit mit einer Kinnbewegung auf den herannahenden Barkeeper lenkt.

»Belvedere Martini mit Oliven«, bestelle ich lächelnd.

Er lächelt zurück. »Ihr beide macht es mir einfach.«

Marley und ich bestellen fast immer den gleichen Drink, allerdings hat sich unser Geschmack im Laufe der Jahre verändert. Früher haben wir immer das Süßeste bestellt, was auf der Karte stand. Dann kam unsere Champagnerphase, gefolgt von Margaritas im Sommer, und jetzt stehen wir auf Wodka-Martinis.

»Oh, mein Gott«, flüstert Marley, legt die Finger auf meinen Arm und klopft aufgeregt darauf herum. »Rate mal, wer hier ist.«

Ich runzle fragend die Stirn und nippe an meinem Drink, denn ich weiß, sie wird es mir erzählen, ohne dass ich etwas erwidern muss.

»Liv Dotson.«

»Echt?«, sage ich und setze mich etwas gerader hin. »Sind irgendwo Kameras?«

Wie Marley und ich ist auch Liv Dotson Mitte zwanzig und eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Aber während Marley und ich gelegentlich auf Page Six erwähnt werden, meist in Zusammenhang mit unseren berühmten Eltern (oder gelegentlich wegen meines Haars), ist Liv Dotson genau wie die Kardashians einfach berühmt, weil sie berühmt ist.

Sie ist ein umwerfender Rotschopf, hat sich im Modeln versucht, ihre eigene Kleiderkollektion entwickelt und ihren Bekanntheitsgrad dann vor zwei Jahren noch einmal gesteigert, als sie den Centerfielder der New York Yankees geheiratet hat. Jetzt haben sie ihre eigene Reality Show namens Live, Love, Liv, die ich – auch wenn ich nicht stolz darauf bin – mit großer Begeisterung sehe.

Vor zwei Jahren standen Liv und ich uns noch recht nahe, aber Marley und sie waren eine Zeit lang hinter demselben Typen her, und das führte zu Spannungen. Da ich mich – wie man sieht – letztlich auf Marleys Seite geschlagen habe, verhält Liv sich mir gegenüber ziemlich distanziert. Sie ist freundlich, aber ich mache mir wenig Hoffnung, dass ich mal eine kleine Rolle in ihrer Show bekomme.

»Keine Kameras«, stellt Marley fest, die sich den Hals verrenkt, um besser sehen zu können.

Gerade als ich mich umdrehe und mir selbst ein Bild von der Lage machen will, kommt die Bedienung, um uns zu sagen, dass unser Tisch bereit ist.

»Perfekt.« Marley legt dem Barkeeper ein paar Geldscheine hin. »Ich habe um einen Tisch beim Fenster gebeten, also werden wir direkt an Livs Tisch vorbeimarschieren und können sie begrüßen. Irgendwann muss man das Kriegsbeil schließlich mal begraben, nicht wahr?«

Marley und ich folgen der Bedienung, während ich noch immer nach Livs rotem Haar Ausschau halte, weil ich sie selbst noch nicht erspäht habe.

»Oh, mein Gott«, zischt Marley und packt mich am Arm. »Du wirst niemals erraten, mit wem sie beim Abendessen sitzt!«

»So schockiert, wie du das sagst, dürfte es wohl nicht ihr Mann sein«, erwidere ich, während ich weiterhin suchend den Blick über die Menge schweifen lasse und dabei versuche, nicht zu sehr wie eine Celebrity-Stalkerin zu wirken.

»Ah, versuch es mal mit dem berühmtesten Scheidungsanwalt der Stadt«, flüstert Marley.

Mir fällt die Kinnlade runter. »Nein. Das gibt es nicht, dass sie sich scheiden lassen. Sie sind so glücklich!«

»Offenbar nicht«, murmelt Marley.

Ich hoffe immer noch, dass sich Marley irrt, als mir ein anderer Gedanke kommt.

»Warte mal. Warte«, flüstere ich eindringlich. »Woher weißt du, wer der berühmteste Scheidungsanwalt in New York ist? Wer ist es?« Ich sehe mir die Tische genauer an.

»Tja, ich lese schließlich TMZ, wie jeder anständige Bürger dieser Stadt. Außerdem ist er fast genauso berühmt wie die Celebritys selbst.«

Nein. Nein. Ich weiß den Namen, bevor Marley ihn aussprechen kann.

Gegenüber der umwerfenden Liv Dotson sitzt ein gewisser Andrew Mulroney, Rechtsanwalt.

Georgie

DIENSTAGABEND

Also, es ist nicht das erste Mal, dass mir Andrew, abgesehen von unseren frühmorgendlichen Begegnungen, über den Weg läuft.

Nach diesem katastrophalen Einzugstag haben sich unsere Wege ein paarmal gekreuzt, wenn wir abends kamen beziehungsweise gingen, er zurück von einem langen Tag, ich auf dem Weg zu einer langen Nacht.

Sie wissen schon, ich werfe ihm eine Kusshand zu, er tut, als gäbe es mich nicht. So was halt.

Aber es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich ihn außerhalb unseres Wohnhauses sehe, und ihn so in freier Wildbahn zu erleben, ist … seltsam.

Statt seiner Trainingssachen von heute Morgen trägt er einen dunkelblauen Anzug und eine gestreifte Krawatte.

Marley scheint nicht zu bemerken, dass ich mich viel mehr für den Scheidungsanwalt interessiere als für die vielleicht zukünftig Geschiedene selbst.

Vermutlich, weil … na ja, ich habe meiner besten Freundin nichts von der Sache erzählt, die zwischen Andrew und mir abläuft. Ich rede mir ein, dass das nur so ist, weil es zu unwichtig ist, um erwähnt zu werden, aber Tatsache ist: Ich weiß einfach nicht, wie ich es erklären soll.

Ich weiß nicht, wie ich laut aussprechen soll, dass es da diesen Mann gibt, der mich nicht mag, und dass mir das was ausmacht. Eine Menge.

Und jetzt schenkt Marley, die sich all dessen nicht bewusst ist, Liv ein strahlendes Lächeln. Offenbar hofft sie, Liv würde vergessen, dass sie beide das ewige Drama Der Junge gehört mir aufgeführt hatten, und ihr ein paar Klatschgeschichten anvertrauen.

»Liv, Liebes, wie geht es dir?«, säuselt Marley.

Liv schaut hoch und reißt überrascht, oder vielleicht auch panisch, die Augen auf, erholt sich aber rasch und steht auf, um uns zu begrüßen.

Wir drei Mädels vollführen die übliche Luftkussnummer, die wir etwa zur gleichen Zeit gelernt haben wie das Laufen, und ich sehe Andrew bewusst nicht an, um die Vorfreude auf den Moment zu genießen, wenn sich unsere Blicke schließlich treffen werden.

Marley trägt dick auf und lobt überschwänglich Livs Outfit, womit meine beste Freundin durchaus nicht unrecht hat. Liv sieht in ihrem cremefarbenen Pullover, der ihre beeindruckenden Kurven betont, einfach umwerfend aus.

Es folgt ein peinlicher Moment der Stille, weil Liv uns eigentlich vorstellen müsste, es aber nicht tut. Ich fange an, sie zu bemitleiden, und will mich gerade trotz Andrew Mulroneys durchdringendem Blick opfern, aber er kommt mir zuvor.

Er war bereits aufgestanden, als wir uns dem Tisch genähert haben, und streicht jetzt mit der linken Hand seine Krawatte glatt, während er Marley die rechte entgegenstreckt. »Guten Abend, ich bin Andrew Mulroney.«

Für den Bruchteil einer Sekunde wandert sein Blick zur Seite und trifft auf meinen. Mein Magen macht einen nervigen kleinen Salto, wie er das nicht mehr getan hat seit … der achten Klasse.

Der Zauber erlischt, als Marley auf ihn zutritt, seine Hand ergreift und sich vorstellt.

»Marley Hamlen«, sagt sie breit grinsend. »Und das ist meine Freundin Georgie Watkins.«

Als er diesmal die Aufmerksamkeit auf mich richtet, bin ich vorbereitet und halte kurz den Atem an in Erwartung des Moments, in dem sich unsere Blicke erneut treffen.

Ich werde … enttäuscht.

Was auch immer da noch vor einem Moment war, ist nun verschwunden, und als sich unsere Hände jetzt berühren, ist sein Blick völlig leer – keine Überraschung, nicht einmal Wiedererkennen.

»Ms Watkins.« Seine Stimme klingt ausdruckslos. »Nett, Sie kennenzulernen. Woher kennen die Damen Ms Dotson?«

Meine Zähne klicken hörbar aufeinander.

Bilde ich mir das nur ein, oder scheint sein Blick auf Liv länger zu verharren, wenn er sie anschaut?

Gleichzeitig tut er so, als würde er mich gar nicht kennen.

Liv hat sich von ihrem gesellschaftlichen Fauxpas erholt und erklärt Andrew, dass Marley, sie und ich gemeinsame Freunde haben. Marley und ich warten neugierig, dass sie erklärt, woher sie Andrew kennt, aber den Teil lässt sie aus.

Vor zwei Minuten war ich am Boden zerstört bei dem Gedanken, Liv würde einen Scheidungsanwalt engagieren, aber jetzt quält mich ein noch schlimmerer Verdacht, dass sie sich vielleicht mit einem Scheidungsanwalt einlässt.

Mein Beste-Freundin-Radar sagt mir, dass Marley schier platzt angesichts der wortlosen Bestätigung, dass Liv aller Wahrscheinlichkeit nach dabei ist, einen hochkarätigen Scheidungsanwalt zu engagieren.

In jeder anderen Situation würde es mir genauso gehen wie ihr, ich wäre angenehm schockiert über die Sensation, die sich vor unseren Augen abspielt.

Stattdessen bekomme ich nur am Rande mit, dass ich gerade aus erster Hand den neuesten Klatsch in Erfahrung bringe. (Ich bin strikt dagegen, Gerüchte zu verbreiten, aber das heißt nicht, dass ich sie nicht gern höre.)

Ich bin zu sehr damit beschäftigt, vor Wut zu schäumen, weil mein frühmorgendlicher Erzfeind nicht einmal wahrhaben will, dass wir uns kennen.

Als wäre es ihm peinlich.

Es ist ihm peinlich, mich zu kennen? Ha. Ich bin Georgie Watkins mit dem Zimt-und-Zucker-Haar, und er … na ja, okay, gut.

Er ist irgendwie ein hohes Tier.

Vielleicht habe ich während meiner Googlerecherchen herausgefunden, dass der Typ einige der größten Namen in Hollywood vertreten hat.

Ich lächle und nicke zu allem, was Marley und Liv sich erzählen, auch wenn ich den Blick nicht von Andrews eckigem Profil losreißen kann. Natürlich würdigt er mich keines Blickes. Nein, seine gesamte Aufmerksamkeit gilt Liv.

Er lacht über etwas, das sie sagt, und für mich bricht einen Moment lang die Welt zusammen. Ich bin ganz durcheinander angesichts des lachenden, lächelnden, charmanten Andrew Mulroney.

Warum kann ich das nicht bei ihm auslösen?

Wieso will ich das überhaupt?

Darüber werde ich mir später Gedanken machen. Wenn ich meine Rachepläne schmiede.

»Na, dann genießt mal euer Essen«, sagt Marley, während sie erneut einen Luftkuss mit Liv austauscht. »Nett, Sie kennengelernt zu haben, Mr Mulroney.«

»Ja, nett«, sage ich fröhlich und schließe mich Marley und der Bedienung an.

Ich werde ein klein wenig langsamer, als ich an Andrew vorbeigehe, um ihm die Gelegenheit zu geben, mir den Fehdehandschuh mit ein paar geflüsterten Worten hinzuwerfen. Ein Bis morgen oder vielleicht ein Sie sind lächerlich. Das ist einer seiner Lieblingssätze.

Er sagt nichts, er sitzt bereits wieder, die Aufmerksamkeit auf Liv gerichtet, als würde ich gar nicht existieren.

Egal.

Ich straffe die Schultern und trinke einen Schluck aus meinem halb leeren Martiniglas, während ich Marley hinterhereile.

Dann ist unser Kalter Krieg also gerade zu einem eisigen geworden. Kein Problem. Damit kann ich arbeiten.

Georgie

FREITAG, 5 UHR 03

»Ramon, du schuldest mir was«, sage ich, als ich durch die Drehtür meines Apartmenthauses trete. »Der Typ vom Donutladen hatte seinen Schlüssel vergessen, deshalb hat er ein paar Minuten später geöffnet, aber weil ich dich so mag, habe ich gewartet und …«

Ich höre auf zu reden, als ich sehe, dass Ramon nicht allein ist wie sonst, wenn ich mit Donuts beladen heimkomme.

Das habe ich nun davon, dass ich drei Minuten zu spät bin: die Aussicht auf den Rücken von Andrew Mulroney, Rechtsanwalt.

Wie zu erwarten, dreht der Typ nicht einmal den Kopf, um mich anzuschauen. Sein Pech, denn das hellrosa Kleid steht mir supergut, und die gleichfarbigen Manolo-Blahnik-Stilettos passen perfekt dazu.

»Ms Watkins, guten Morgen«, sagt der Portier.

Ich seufze. »Oh, Ramon, nein. Du hast deinen respektvollen Blick aufgesetzt. Das mag ich gar nicht.«

»Wissen Sie überhaupt, was respektvoll bedeutet?«, fragt Andrew, ohne von dem Umschlag aufzuschauen, den er gerade in akkuraten kleinen Buchstaben beschriftet.

»Oh, reden Sie jetzt wieder mit mir?«, frage ich gespielt überrascht.

»Ich rede immer mit Ihnen, Georgiana. Irgendjemand muss es Ihnen ja sagen, wenn Sie sich lächerlich machen.«

»Was im Grunde immer der Fall ist?«, frage ich trocken.

Endlich sieht er hoch und mustert mich von oben bis unten. »Ist das Glitzer?«

Vielleicht.

Er gönnt mir keinen weiteren Blick, während er die Lasche in den Umschlag schiebt und ihn Ramon überreicht. »Ersatzschlüssel für meine Wohnung. Es kommt nachher jemand vorbei, der in die Wohnung muss.«

»Kammerjäger?«, frage ich und schiebe Ramon die Donutschachtel hin. »Wird nicht ganz leicht für die, das Ungeziefer auszuräuchern, nicht wahr? Wo die Ratte selbst doch den ganzen Tag in ihrem Büro sitzt?«

Andrew seufzt und bückt sich, um seine Tasche und seine Aktentasche aufzuheben, dann dreht er sich zu mir um. »Ein Schrankdesigner.«

Ich nicke verständnisvoll, während ich mir einen gezuckerten Donut aus der Schachtel nehme. »Klingt sinnvoll. Da muss schon ein Experte her, um Ihre rubinroten Pantoffeln ins rechte Licht zu rücken.«

Ich schaue nach unten, und meine Hand mit dem Donut hält auf halbem Weg zu meinem Mund inne, als ich feststelle, dass er nicht die roten Schuhe trägt. »Hat Toto heute Morgen auf Ihre Turnschuhe gepinkelt? Sie tragen ja gar nicht Ihre Oz-Treter.«

»Die habe ich gestern und vorgestern auch nicht getragen«, erwidert er kurz angebunden, hängt sich die Tasche über die Schulter und greift nach seinem schwarzen Thermobecher.

Während ich kaue, mustere ich ihn aus leicht zusammengekniffenen Augen und frage mich, ob sein Kommentar eine geschickt getarnte Frage war, wo ich die letzten beiden Tage gesteckt habe.

Selbstverständlich würde ich es ihm nicht sagen. Es gab zwei Gründe, weshalb ich unsere morgendliche Begegnung habe ausfallen lassen. Zum einen war mir nicht so nach Ausgehen. Zum anderen wollte ich sein »Ich tue so, als ob du gar nicht existierst« mit einem »Dann gehe ich dir eben völlig aus dem Weg« übertrumpfen.

Ich muss zugeben, ich habe sehr viel mehr Gedanken als ich sollte daran verschwendet, ob er meine Abwesenheit wohl bemerkt, und so kann ich mir das Grinsen nicht verkneifen, jetzt wo er dies im Grunde bestätigt, auch wenn ich ihm vermutlich nicht gefehlt habe.

Es erleichtert mich ein wenig, dass er mich genauso wahrnimmt wie ich ihn, auch wenn wir beide nicht glücklich mit der Situation sind.

Wenn ich auch nur einen Hauch von Verstand hätte, würde ich ihn und dieses seltsame Spiel, das wir spielen, vergessen. Stattdessen lasse ich mich jeden Tag wieder darauf ein.

Ich habe darüber nachgedacht, wieso, und … nun ja … ich bin es einfach nicht gewohnt, dass Leute mich nicht mögen. Und ja, ich weiß, wie das klingt. Divasyndrom? Aber wirklich, normalerweise wollen die Leute immer mit mir befreundet sein. Er hingegen hat mich ohne Grund auf Anhieb gehasst, und offensichtlich fällt es mir ein kleines bisschen schwer, das so stehen zu lassen.

»Habe ich Ihnen gefehlt?«, frage ich und lecke mir den Zucker vom Finger. Wie immer bin ich wild darauf, ihn zu provozieren.

»Machen Sie nicht solch ein selbstgefälliges Gesicht, Georgiana«, sagt er gelangweilt. »Seit Monaten hatte ich keine so friedlichen Morgenstunden mehr.«

»Wissen Sie, was ich glaube?«

»Jetzt bin ich aber gespannt.«

»Ich glaube, in Ihrem Leben gab es zu viel ›friedlich‹. Ich glaube, ›friedlich‹ ist zu einem Synonym für ›langweilig‹ geworden.«

Sein Gesichtsausdruck ist nicht zu deuten. »Sind Sie ganz sicher, dass wir über mein Leben reden, Georgiana?«

Ich schaffe es nur mit Mühe, mir nichts anmerken zu lassen. Seine spitze Bemerkung trifft mich mehr, als ich ihm zeigen möchte. »Sie sind derjenige, der Dorothy die Schuhe gestohlen hat.«

»Von uns beiden sind Sie diejenige, die ihre Kleidung mit dem Ziel auswählt, Aufmerksamkeit zu erregen.« Sein Blick wandert nach unten und verharrt auf dem langen Stück nackter Beine – zurückhaltend, wenn man Nachtklubstandards anlegt, aber zugegebenermaßen ein bisschen viel, wenn man Grace Kellys Eleganz bevorzugt.

Ich stecke mir ein weiteres Stück Donut in den Mund und lächle. »Schon gut. Ich verrate es niemandem, dass Sie mich mit Blicken ausgezogen haben.«

»Ich habe Sie nicht …« Er räuspert sich. »Vergessen Sie es. Sie sind lächerlich.«

Inzwischen grinse ich breit, denn das sind zwei Sie sind lächerlich heute Morgen, und wenn er sich wiederholt, weiß ich, dass ich einen Nerv getroffen habe.

Georgie: eins. Andrew Mulroney, Rechtsanwalt: null.

Ramon hat uns mehr oder weniger ignoriert, weil mehrfach das Telefon geklingelt hat, aber jetzt beugt er sich vor, um unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Seine Hand liegt auf der mir wohlbekannten Bergdorf-Schachtel. »Mr Mulroney, Ms Watkins, bevor ich es vergesse: Ich hatte die beiden letzten Tage frei, aber ich habe Ihr Päckchen bekommen, als ich gestern spätabends hier ankam. Ich mache es erst auf, wenn ich wieder bei Marta bin, aber ich habe die Karte gesehen und wollte mich für Ihre Aufmerksamkeit bedanken.«

Ich klatsche fröhlich in die Hände. »Oh, es ist da! Großartig!«

Andrews Haltung wird noch steifer, als ohnehin schon in meiner Gegenwart. Wortlos öffnet er die kleine Briefkarte mit einem seiner langen Finger und liest mein Machwerk.

Er starrt es einen Moment zu lange an, bevor er wieder zu Ramon hochschaut. »Herzlichen Glückwunsch. Alles Gute für Sie beide.«

»Das haben wir bereits gesagt.« Ich deute auf die Karte. »Sehen Sie? Hier.«

Er schaut angewidert auf mich hinunter, was er bei seinen fast ein Meter neunzig trotz meiner hohen Absätze problemlos tun kann, da ich nur einen Meter fünfundsechzig groß bin.

Einen erfreulichen Moment lang bin ich überzeugt, dass es endlich passieren wird. Er wird die Fassung verlieren und irgendein Gefühl zeigen.

Stattdessen atmet er lange und langsam durch die Nase ein, als würde er versuchen, seine Wut im Zaum zu halten.

Leider gelingt ihm das auch, und mit einem kurz angebundenen »Mr Ramirez, Georgiana« dreht er sich um und geht auf die Eingangstür zu.

Ramons Telefon läutet, und er hebt ab, während er gleichzeitig auf die Schachtel deutet und noch einmal »Danke« flüstert.

Ich winke ihm zu und nehme mir noch einen Donut. Den habe ich mir redlich verdient.

Heute Morgen bin ich vielleicht so nah wie noch nie zuvor daran gewesen, Andrew Mulroney, Rechtsanwalt, aus der Fassung zu bringen.

Georgie

SONNTAGMORGEN, BRUNCH

Meine Mom schaut nicht von ihrer Arbeit hoch, als ich das Esszimmer meiner Eltern betrete, sondern winkt mich nur zu sich heran.

»Georgie, Schatz, hallo. Nimm dir einen Drink, und dann komm und schau dir diese Farbpalette für die Frühlingskollektion an. Meinst du, dies sind zarte, süße Pastelltöne oder eher billige Ostereierfarben?

Ich ziehe meinen Burberry-Trenchcoat aus und hänge ihn über einen Stuhl, dann küsse ich meinen Dad auf den Kopf mit dem angegrauten Haar. Er streichelt liebevoll meine Wange, und ich gehe zur Anrichte und mixe mir aus dem Orangensaft in der Kristallkaraffe und dem Champagner, der in einem Eimer mit Eis neben einem herrlichen Lilienstrauß steht, einen Mimosa. Ich streiche über eine Blüte, dann gehe ich mit meiner Champagnerflöte zum Esstisch, wo meine Mutter über ihre Arbeit gebeugt sitzt.