Paukersterben: Frankfurter Schulkrimi - Gerd Fischer - E-Book

Paukersterben: Frankfurter Schulkrimi E-Book

Gerd Fischer

4,8

Beschreibung

Frankfurter Krimi-Serie um Kommissar Andreas Rauscher. Bisher erschienen: "Mord auf Bali" 2006 (Neuauflage 2011), "Lauf in den Tod" 2010, "Der Mann mit den zarten Händen" 2010, "Robin Tod" 2011, "Paukersterben" 2012, "Fliegeralarm" 2013, "Abgerippt" 2014, "Bockenheim schreibt ein Buch" (Hrsg.) 2015, "Einzige Liebe – Eintracht-Frankfurt-Krimi" Februar 2017, "Ebbelwoijunkie" Dezember 2017, "Frau Rauschers Erbe" 2018 und "Der Apfelwein-Botschafter" 2021. Zudem der Thriller "Rotlicht Frankfurt" 2019. Eine Schülerin wird vergewaltigt. Ein Lehrer tot aufgefunden. Ein Schülervideo zirkuliert im Internet. Frankfurt-Bockenheim. An der Novalis-Schule herrscht Chaos. Der Frankfurter Kommissar und Apfelweinliebhaber Andreas Rauscher ermittelt im Mordfall Ralf Kramer, allseits beliebter Lehrer der Schule. Er stößt dabei auf eine Schulleiterin, die kurz vorm Herzinfarkt steht, eine Lehrerin, die ihre Liebe nicht in den Griff bekommt, auf Eltern, die sich betrügen, Schüler, die sich mobben, und auf ein Video, das Abgründe offenbart. Doch was steckt wirklich hinter dem Tod des Lehrers? Während Rauscher und sein Team der Mordkommission versuchen, die scheinheilige Fassade zu durchbrechen, setzt sich die Reihe der dubiosen Vorfälle fort und die heile Schulwelt bricht wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

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Seitenzahl: 372

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Das Buch

Kommissar Andreas Rauscher ist gerade Vater geworden und möchte sich um seinen Sprössling Max kümmern. Daraus wird nichts, denn er muss einen neuen Fall übernehmen. An der Novalis-Schule in Frankfurt-Bockenheim wird eine Schülerin vergewaltigt, ein beliebter Lehrer ermordet und ein Schüler-Video zirkuliert im Internet. Es herrscht Chaos an der Schule – Mobbing, Verleumdungen, böse Online-Umfragen.

Rauscher muss bald feststellen, dass immer mehr Tatverdächtige auftauchen, je weiter er ermittelt. Die Schulleitung, die Lehrer, die Schüler und die Frankfurter Mordkommission sind mit der Situation zunächst überfordert und rätseln über die Hintergründe.

Und dann verschwindet auch noch eine Schülerin spurlos – Rauscher und seinem Team bleibt nicht viel Zeit, um weiteres Unheil zu verhindern.

Der Autor

Gerd Fischer wurde 1970 in Hanau geboren. Er studierte Germanistik, Politologie und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main, wo er seit 1991 lebt. Weitere Krimi-Veröffentlichungen im mainbook Verlag: „Mord auf Bali“ 2006 (Neuauflage 2011), „Lauf in den Tod“ 2010, „Der Mann mit den zarten Händen“ 2010, Robin Tod 2011

Gerd Fischer

Paukersterben

Der fünfte Fall für Kommissar Rauscher

Krimi

Für die viele, viele Unterstützung bedanke ich mich besonders bei:

Renate, Nine, Daliah, Anne, Ingeborg, Elisabeth, Ute, Claudia L., Thomas und Uli, Astrid, Andrea und Alex, Daniella und Uwe.

Die Ausgangssituation in „Paukersterben“ basiert auf einem realen Ereignis. Namen, Personen, Orte und Geschehnisse sind jedoch verfremdet dargestellt, sodass keine Rückschlüsse auf die wirklichen Vorkommnisse gezogen werden können.

Copyright © 2012 mainbook Verlag, Gerd Fischer

Alle Rechte vorbehalten

Signierte Bücher können ohne zusätzliche Versand- und Portokosten direkt beim Verlag auf www.mainbook.de bestellt werden

Lektorat: Renate Casey

Layout: Anne Fuß

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www.mainbook.de

ISBN 978-3-944124-10-0

Sie wisse’s ja

„Liewe Kinner, klaa Gezäppel“,Sächt der Lehrer, „seht err hier:Da zwei Äppel, dort zwei Äppel,Merkt’s euch, gibt zesamme vier.

Also Fritz, du dich besinne,Iwwerleg’s genau un kihl,Will doch seh, ob de’s werst finne:Zwei und zwei, des gibt wieviel?“

Fritz, der zoppt ehrscht an seim Kraache,Un betracht sein Lehrer schlau:„Weshalb soll ich’s Ihne saache?Wisse’s ja doch selbst genau.“

(Carl Adolf Stoltze, Frankfurter Mundartdichter)

Prolog

Karla Bernhard hasste den Uringeruch, die vergilbten Kacheln und die versifften Klobrillen. Doch seit diesem Septembertag empfand sie nur noch Abscheu für die Schulhoftoilette der Novalis-Gesamtschule in Frankfurt-Bockenheim.

Ihre Freundinnen standen montags in der großen Pause zwischen der zweiten und dritten Stunde auf dem Schulhof, direkt vor jener großräumigen Toilette, und wirkten gelangweilt. Plötzlich Rufe. Winken. Karla wunderte sich und spazierte hin.

Hinter Lisa nahm Karla diesen Typen wahr, aus der 11. Breite Schultern, cooles Lachen, braune Haare. Sein Ruf als Mädchenschwarm eilte ihm voraus. Er trug einen hippen Hollister-Pulli, der ihr gefiel.

Aus dem Augenwinkel sah Karla, wie Jeanette ihm 20 Euro in die Hand drückte, den Daumen hob und sagte: „Wie verabredet.“ Eric, so hieß er, nickte.

Was war hier los?

Bevor Karla irgendwas kapierte, zerrte Eric sie am Arm ins Innere der Toilette, drückte sie in eine der Klokabinen und schloss ab.

Draußen hörte Karla lautstarkes Gickeln. Ihre Freundinnen postierten sich offensichtlich im Vorraum. Während sie sich fragte, was das soll, drängte Eric sie an die Klowand und verpasste ihr einen Zungenkuss.

Verdammt, was ging hier vor?

Sie stieß ihn von sich, schrie: „Hör auf!“

„Sei still“, erwiderte er, „sonst zeig ich den Film deinen Eltern.“ Er deutete nach oben.

Schock!

Karla schaute in die Kamera eines Handys. Oh Gott, dachte sie und erstarrte. Am liebsten hätte sie laut losgebrüllt, aber sie war plötzlich wie gelähmt. Brachte keinen Pieps über die Lippen. Das ging alles so schnell. Sie fühlte sich wehrlos. Hilflos. Ihre Augenlider flatterten einen Moment.

Was passierte hier gerade?

Sie hatte keine Ahnung, bis Eric ihre Hose aufknöpfte und sagte: „Zick nicht rum, okay? Deine Freundinnen wollen dir was Gutes tun.“

Blitzartig überlegte sie, was er mit „Gutes“ meinte, aber das Einzige, was ihr einfiel, lag weit jenseits ihrer Vorstellungskraft und sie verwarf den Gedanken. Doch unvermittelt ließ Eric seine Hose runter.

Was zum Teufel hatte er vor?

Sie konnte ihren Blick nicht von seinem erigierten Penis lösen. Hatte noch nie einen gesehen, zumindest nicht live. Ihre Freundinnen hatten erzählt, so ein Ding sei prall und glitschig. Seiner war weder das eine noch das andere, eher glatt und unförmig.

Erics rauchiger Geschmack lag noch auf ihrer Zunge, als er sie wieder küssen wollte: „Komm schon. Ich brauch bisschen Stimmung.“

Seine Zungenspitze fuhr Achterbahn in ihrem Mund, aber sie empfand es nicht als eklig. Eher fremd. Eric schob seinen Mittelfinger in ihre Spalte: „Ey, schon feucht! Bringen wir‘s hinter uns, Lady.“ Sie spürte, wie ihr Gesicht rot anlief.

Was erlebte sie gerade?

Wollte er sie etwa...?

Ihr widerstrebte, das Wort ‚vergewaltigen‘ auch nur zu denken. Seit einem Jahr hatte sie sich ihr erstes Mal so sehr gewünscht. Mit knapp sechzehn Jahren wurde es auch Zeit, aber doch nicht so! Nicht hier! Und vor allem nicht mit ihm!

Eric lachte, kramte ein Kondom aus dem Portemonnaie und riss es auf: „Hier! Kannst schon mal üben.“ Sein dämliches Grinsen verursachte ihr Gänsehaut. Schüchtern war sie schon immer gewesen, aber mit Eric auf zwei oder drei Quadratmetern fühlte sie sich eingezwängt wie in ein Korsett. Irgendwie reglos. Als er ihr das Kondom reichte, wurde Karla puterrot. Das Ding war glitschig, sie verzog das Gesicht. Mit Schrecken fiel ihr Jeanettes Geburtstag ein. Vor dem gemeinsamen Kondomaufblasen hatte sie sich gedrückt. Sie zögerte. Je länger sie mit Eric hier in dieser scheußlichen Kabine war, desto fassungsloser wurde sie.

„Los, mach schon!“ Eric griff ihre Hand, setzte das Kondom auf die Eichel und führte ihre Finger, bis sie das Kondom übergerollt hatte. Karla spürte, dass sein Schwanz hart war. Er wollte ihr bestimmt nur Angst einjagen, aber weiter würde er sicher nicht gehen. Niemals.

Oh, doch!

Sie fühlte, wie er ihn zielstrebig in sie drückte. Sie zuckte, spürte etwas Widerstand, dann glitt er hinein. Ein kleiner Schmerz kam und ging wieder.

Plötzlich drang von draußen ein Ruf herein: „Was ist da drin los?“ Karla kannte die Stimme. Sie gehörte ihrem Deutschlehrer, Herrn Kramer, der heute Pausenaufsicht hatte und einen Inspektionsrundgang unternahm.

Auch das noch!

Warum ausgerechnet er, dachte Karla. Er durfte sie hier keinesfalls sehen. Mit einem Male war ihr zum Heulen zumute.

Bitte, bitte, bitte nicht reinkommen!

Dann hörte sie Jeanettes Stimme: „Nichts, wieso?“ Sie versuchte Kramer abzuwimmeln. Karla nahm hektisches Rascheln und Schritte wahr. „Und was macht Lisa da oben mit dem Handy?“ Lehrer Kramer schien nicht locker zu lassen, doch dann fiel eine Tür zu und es war still.

Erics schwerer Körper presste sie mehr und mehr an die Wand. Sie versuchte, ihn wegzudrücken, aber es gelang nicht. Nach einer Weile kniff er die Augen zu und ruckte etwas. Gespürt hatte sie nichts mehr.

Eric zog das Kondom ab, warf es ins Klo, zog die Hose hoch und drückte die Spülung, die nach Wasserfall klang. Beim Hosezuknöpfen sah er sie lange an. Sie hatte das Gefühl, dass er etwas sagen wollte, doch er schwieg und öffnete die Tür.

Nachdem er hinausgegangen war, hörte sie abklatschende Hände vor der Toilette, Gelächter und Schritte, die sich entfernten.

Karla rutschte die Wand hinunter und blieb hocken. Dachte an Lisa, Jeanette und Alexa. Ihre besten Freudinnen. Etwas Gutes wollten sie ihr tun. Wie abgrundtief naiv waren sie eigentlich? Das war eine glatte Vergewaltigung gewesen! Dann dachte sie an Ralf Kramer und einige Tränen rannen die Wange hinunter. Einige Minuten später zog sie ihre Hose hoch und knöpfte sie zu. An ihren Fingern klebte Blut. Sie wusch sich am Waschbecken und spülte den Mund aus. Ihre Gedanken schwirrten.

Als sie gerade hinausgehen wollte, kam der Strahl. Sie kotzte auf die Kacheln. Graugrün waren sie, dreckig.

Montag, 27.9.

1

Konrad Mertens, Hausmeister der Novalis-Schule in Bockenheim, war allergisch gegen Dreck. Wenn er nichts anderes zu tun hatte, was selten genug vorkam, fegte er den Schulhof, den Parkplatz, die Wege, leerte die Mülleimer und räumte unnützes Zeug beiseite. Außerdem war er für alle Fassaden- und Gartenarbeiten zuständig. Der gesamte Außenbereich, der nicht klein war, war sein Revier. Und das seit über dreißig Jahren. Lehrer und Lehrerinnen kamen und gingen, Direktoren wechselten und jedes Jahr ging ein ganzer Schülerjahrgang ab. Nur er blieb. Er war eine Institution. Und das befriedigte ihn.

„Picobello“, sagte er gern, und damit meinte er seine Schule, die in Bockenheim lag, einem der westlichen Stadtteile Frankfurts, dem Herz Hessens.

Die heutigen Schüler, empfand Mertens, waren auch nicht mehr das, was sie mal waren. Den meisten war alles egal. Sie warfen wahllos Müll auf den Boden und er musste ihnen hinterher räumen. Wo sie gingen und standen, sah es danach aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Mertens fragte sich oft, wie sie das hinkriegten. ‚Ihr Deiwel‘ nannte er sie für sich, wenn er einen bei einer Schandtat erwischte. Aber er meinte es liebevoll, denn eigentlich mochte er seine Schüler. Nur wenn es um Sauberkeit und Ordnung ging, kannte er keine Freunde.

Insgeheim war es ihm gar nicht so unlieb, dass sie waren, wie sie waren, denn ansonsten hätte er nur halb so viel zu tun gehabt. Fürs Grobe war schließlich er zuständig. Heute früh zum Beispiel war er wie jeden Tag zur Schule geradelt und hatte vom Rad aus entdeckt, dass es gebrannt hatte. Ein Mülleimer war rußgeschwärzt. Einige verkohlte Fetzen lagen davor. Seine Nackenhaare hatten sich sofort aufgestellt. Es tat weh. Er fühlte tatsächlich so etwas wie körperlichen Schmerz, wenn er das mit ansehen musste. Das war wie eine Beleidigung für ihn und sein Ordnungsempfinden bekam eins über die Rübe.

Sie hatten alles Mögliche probiert: Anzeigen, Sicherheitsdienst, Nachtwächter. Aber die Schüler oder andere Krawallmacher und Rabauken waren nicht in den Griff zu kriegen. Es gab einfach zu viele. Sie konnten ihrer nicht Herr werden.

Für heute hatte Mertens sein Pensum bereits überschritten. Er war ja nicht mehr der Jüngste, hatte das eine oder andere Kilo zu viel auf den Rippen und das Säubern des Mülleimers, mit gefletschten Zähnen, hatte ihn Kraft gekostet.

Dennoch nahm er sich nun den Parkplatz vor. Seine eigentliche Aufgabe für den Vormittag. Die Büsche und Hecken mussten zurückgeschnitten werden, das Grünzeug weggebracht und dann musste er, wohl oder übel, fegen. Er musste es erledigen, sonst würde er nachts kein Auge zubekommen. Es war kurz nach zehn. Um eins wollte er durch sein und seinen freien Nachmittag genießen. Er nahm sich vor, dem Kiosk am Weingarten einen Besuch abzustatten und eine Flasche Ebbelwoi – oder auch zwei –mitzunehmen.

Konrad Mertens stand gerade auf der Leiter und schnitt Äste, als er einen Aufschrei hörte, anschließend ein dumpfes Geräusch und Trippelschritte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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