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Daniela Felbermayr

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Beschreibung

ER IST BÖSE. ER IST HEISS. ER IST BRANDGEFÄHRLICH. UND ER WIRD DIR EIN ANGEBOT MACHEN, DAS DU NICHT ABLEHNEN KANNST. Job weg. Freund weg. Geld weg. Harley Collins ist völlig am Ende, nachdem sie ihren Job verliert und ihr Freund sie wegen einer anderen verlässt. Alles, was ihr bleibt, ist ein anständiger Schuldenberg, den ihr Ex ihr hinterlassen hat. Aus dieser Notlage heraus, und weil sie partout niemand anderer einstellen will, lässt sie sich auf ein unglaubliches Angebot ein, das ihr der Milliardär Mason Reed macht. Obwohl es ihren Moralvorstellungen und persönlichen Werten völlig widerspricht, nimmt sie die Stelle an. Als persönliches "Playgirl" ihres neuen Bosses. Der Milliardär Mason Reed hat den Bezug zur Realität längst verloren. Er hat Alles. Geld. Macht. Einfluss. Frauen. Als man ihm auch noch eine Mitgliedschaft im "Players Club" anbietet, einem exklusiven Club mit Kontakten zur Mafia, bei dem Geschäfte nicht mit Geld, sondern mit sogenannten "Playgirls" bezahlt werden, ist er auf dem Höhepunkt seines Schaffens angekommen. Doch dann macht er einen gravierenden Fehler. Er kommt seinem Playgirl Harley näher ... und ahnt nicht, in welche Gefahr er sie - und sich selbst - damit bringt.

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Inhaltsverzeichnis

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn 

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

Einundzwanzig

EPILOG

Impressum

Impressum:

Copyright 2020 by Daniela Felbermayr

Korrektorat: SW Korrekturen e.U.

Cover: Rauschgold unter der Verwendung von Shutterstock

Kontakt: [email protected]

All Rights reserved.

Eins

„Mr. Reed empfängt Sie jetzt, Miss Collins.“

Harley sah auf und blickte in die Augen einer hochgewachsenen, kühl wirkenden Blondine, die perfekt geschminkt war und ein Kostüm trug, das vermutlich so teuer gewesen war wie Harleys Auto. Sie selbst kam sich in Gegenwart dieser Empfangsdame unglaublich zweit-, wenn nicht sogar drittklassig vor. Doch die vergangenen Monate hatten so oder so ziemlich an ihrem Selbstbewusstsein gezehrt. Eigentlich hatte Harley geglaubt, sie hätte ihr Leben ganz gut im Griff. Sie hatte ein Wirtschaftsstudium an der Columbia abgeschlossen und seither als Assistentin der Geschäftsführung bei einem IT-Unternehmen gearbeitet. Sie hatte ihren Job geliebt und war richtig damit verwachsen gewesen. Niemals hätte sie mit dem Gedanken gespielt, ihn aufzugeben, sich nach etwas anderem umzusehen oder sich „eine neue Herausforderung“ zu suchen. Sie liebte, was sie tat, und war vollauf zufrieden. Oftmals hatte sie sich bewusst gemacht, dass ihr Leben einfach großartig war. Sie hatte einen Job, den sie mochte, mit Dan einen tollen Mann an ihrer Seite und das Appartement am Central Park, das sie gemeinsam bewohnten, ließ keinerlei Wünsche offen. Ihr Leben war schlichtweg perfekt. Eigentlich wartete sie nur noch darauf, dass Dan ihr einen Heiratsantrag machte und sie ihre Beziehung auf die nächste Ebene brachten. Immerhin waren sie schon seit sechs Jahren ein Paar und … wenn es nach Harley gegangen wäre, hätten sie auch die nächsten sechzig Jahre miteinander verbracht.

Dan hatte jedoch andere Pläne gehabt, sodass Harley nun nicht nur plötzlich ihren Job, sondern auch ihren Freund los war und vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens stand. Sie erinnerte sich noch, als wäre es erst vor zwei Stunden passiert, wie sie und Dan beim Abendessen gesessen hatten. Es hatte Hackbraten und Kartoffelbrei gegeben, dessen Duft ihr noch immer in der Nase lag, und die Stimmung war ziemlich gelöst gewesen. In den letzten Wochen war Dan öfters gestresst gewesen, weil es im Büro hoch herging und er in die engere Wahl für eine Beförderung gekommen war, nachdem sein bisheriger Vorgesetzter in Rente ging. Es war eine große Chance für ihn, doch auch eine unglaubliche Belastungsprobe für die Beziehung zu Harley. Hin und wieder war Dan so gereizt, dass man kaum eine normale Unterhaltung mit ihm führen konnte, ohne dass er explodierte und einen Streit vom Zaun brach, doch an diesem Abend schien alles bestens zu sein. Dan war gut gelaunt, riss Scherze, und Harley dachte, dass sein „Leidensweg“ bestimmt bald vorüber sei und er in absehbarer Zeit wieder ganz der Alte war. Er arbeitete so hart, machte haufenweise Überstunden und schob sogar an den Wochenenden Sonderschichten ein, um seinen Vorgesetzten zu zeigen, dass er der richtige Mann für eine Führungsposition war. Sein Handy hatte plötzlich geklingelt, er war aufgestanden und hatte sich zum Telefonieren ins Gästezimmer verzogen. Etwas, was er erst seit einigen Monaten tat, und vermutlich auch etwas, was Harley zu denken hätte geben müssen, doch sie hatte vor sich selbst immer argumentiert, dass Dan wohl geschäftliche Dinge zu besprechen hatte, die sie nichts angingen. Sie selbst fand es auch höchst unangenehm, wenn sie jemand beim Telefonieren belauschte, so war es nur verständlich, dass auch Dan lieber seine Privatsphäre haben wollte, wenn es um dienstliche Gespräche ging. Im Nachhinein betrachtet war diese Ansicht … sehr naiv. Und nicht nur im Hinblick auf seine dauernden privaten Telefonate, auch in Anbetracht dessen, dass er ständig Überstunden und Wochenenddienste zu verrichten hatte. Hätte Harley sich die letzten Wochen und Monate nicht selbst belogen und die Augen vor dem Wesentlichen verschlossen, hätte sie längst bemerkt, was tatsächlich Sache war.

Nach einer Weile war Dan aus dem Gästezimmer gekommen und hatte ausgesehen, als hätte ihn gerade ein Bus gestreift. Sämtliche Farbe war ihm aus dem Gesicht gelaufen, und er sah aus, als würde er jeden Moment umkippen.

„Ist … ist alles in Ordnung?“, hatte Harley panisch gefragt und war aufgestanden, als Dan sich nicht wieder zu ihr an den Esstisch setzte, sondern an die Bar ging, eine Flasche Jack Daniels öffnete und einen tiefen, langen Zug daraus nahm.

„Großer Gott … Dan, was ist denn passiert?“, fragte Harley. Angst hatte sich in ihr breitgemacht, Angst vor der Situation und … Angst vor Dan selbst. Der war zu ihr herübergekommen, die Flasche Whiskey immer noch in der Hand. Mittlerweile hatte er sie fast zur Hälfte geleert, und sie fragte sich, was denn so schlimm sein konnte und ihn derart aus der Fassung brachte. Er hatte noch einmal einen großen Schluck davon getrunken und sie einige Augenblicke lang angesehen. Sie erinnerte sich, wie erschrocken sie realisiert hatte, dass Dan schrecklich aussah. Rot geränderte Augen, bleiche Gesichtsfarbe, seine Pupillen wie die einer Katze, groß und aufgerissen … er nahm einen dritten Schluck und sah Harley für weitere lange Sekunden an.

„Ich werde Vater“, hatte er dann gesagt.

„Miss Collins?“ Die kühle Blondine sah Harley ungeduldig fragend an, die erst jetzt bemerkte, dass sie in Gedanken versunken war.

„Oh. Verzeihung bitte. Vielen Dank.“ Sie stand auf und folgte der Frau in ein großes, mondänes Besprechungszimmer. Der gesamte Bürokomplex in Uptown, den Reed Incorporated für sich einnahm, wirkte unglaublich Respekt einflößend. Alles hier war dunkel gehalten, unglaublich luxuriös und edel. Und Ehrfurcht gebietend. Selbst die Menschen, die hier arbeiteten, kamen herüber, als wären sie „besser“ als der Rest. Etwas, was Harley einschüchterte. Das Unternehmen, für das sie bisher gearbeitet hatte, war ziemlich unkompliziert gewesen, sie hatte die Abläufe aus dem Effeff gekannt und war mit jedem Mitarbeiter auf Du und Du gewesen. Hier … konnte sie sich irgendwie schwer vorstellen, dass man in der Mittagspause gemeinsam Pizza bestellte oder sich am Kopierer darüber unterhielt, wie einem die aktuelle Staffel von Stranger Things gefiel. Doch sie konnte nicht wählerisch sein. Nachdem sie ihren alten Job verloren hatte, weil die Firma sparen musste und statt ihr eine Schulabbrecherin eingestellt hatte, die natürlich viel weniger Gehalt bekam als Harley, war es nun ihre oberste Priorität, so bald wie möglich wieder einen Job zu finden. Sie hatte sich in der Zeit mit Dan zwar ein kleines, finanzielles Polster anlegen können, doch nachdem sie aus dem Appartement am Central Park hatte ausziehen müssen, weil Dans neue Freundin und bald auch ihr gemeinsames Kind darin lebten, war dieses Polster ordentlich geschrumpft. Jetzt wohnte sie in einem kleinen Appartement in Downtown über einer Pizzeria. Ganz nett … aber völlig anders als ihr altes Zuhause, in das Dan seine neue Freundin hatte einziehen lassen. Bestimmt sogar hätte sie Möglichkeiten gehabt, einen Teil des Geldes, das sie in das Appartement gesteckt hatte, zurückzufordern, doch nach allem, was sie in den letzten Wochen überrollt hatte, war sie weder nervlich noch finanziell dazu in der Lage gewesen, mehrere tausend Dollar in einen Rechtsstreit gegen ihren Exfreund zu investieren. Sie trauerte ihrer Traumwohnung in Manhattan immer noch nach und hatte festgestellt, dass es sie fast ebenso sehr schmerzte, das Appartement verloren zu haben wie Dan.

Als Harley das Besprechungszimmer betrat, richteten sich zwei Augenpaare auf sie. Eine Frau, die ebenso mondän und hochnäsig wirkte wie die Empfangsdame, die sie hergebracht hatte, sah sie fast abschätzig an. Einmal mehr fragte Harley sich, wie unfair Schönheit auf der Welt doch verteilt wurde. Die Frau vor ihr sah aus, als wäre sie soeben von einem Hochglanzmagazin geklettert. Wirkte, als würde sie bereits frühmorgens nach dem Aufwachen so aussehen wie aus dem Ei gepellt. Der Mann daneben durchbohrte sie fast mit ihrem Blick. Harleys Herz setzte einen Schlag aus. Noch nie im Leben hatte sie einen Mann gesehen, der so gut aussehend, so sexy, so anziehend gewesen war wie dieser Mann da vor ihr. Aus dem Internet wusste sie, dass es sich bei ihm um Mason Reed III handelte. Den Mann, für den offensichtlich eine Assistentin gesucht wurde. Sollte sie diese Stelle wirklich bekommen, würde sie sich zusammennehmen müssen, um ihre Konzentration aufrecht zu halten. Noch nie hatte sie für so einen gut aussehenden Mann gearbeitet. Eigentlich war sie immer heilfroh gewesen, dass ihre früheren Bosse nicht sonderlich gut ausgesehen hatten. Sie hatte schon dann und wann mitbekommen, wie brenzlig es werden konnte, wenn es zwischen einem Boss und seiner Assistentin funkte. Einer von Dans Freunden hatte von einer Assistentin erzählt, die von ihrem Boss geschwängert worden war und die ihm seither das Leben zur Hölle machte. Der Kerl hatte nicht nur seine Ehefrau verloren, sondern auch seinen Job und war nun auf ewig mit einer Frau verbunden, die er offenbar gar nicht liebte und mit der er nur einen lieblosen One-Night-Stand verbracht hatte.

„Miss Collins?“, fragte die Frau und erhob sich. Sie reichte ihr die Hand und schenkte Harley einen neuerlichen abschätzigen Blick. O Gott. So minderwertig war sie sich in ihrem ganzen Leben noch nicht vorgekommen.

„Richtig. Vielen Dank für die Einladung.“

„Sehr gerne. Ich bin Melissa Jennings, die Personalleiterin von Reed Incorporated. Das hier ist Mason Reed, der CEO und der Mann, für den wir im Augenblick eine neue Assistentin suchen.“

Mason Reed erhob sich ebenfalls und reichte Harley beiläufig die Hand. Sehr interessiert schien er nicht an ihr zu sein. Ein Stromstoß durchzuckte sie, als Mason sie berührte und sie dabei mit seinem Blick durchbohrte.

„Vielen Dank für die Einladung“, sagte Harley, „ich habe mich sehr darüber gefreut.“

„Sie sehen ganz anders aus als auf Ihrem Bewerbungsfoto“, sagte Melissa Jennings und überrumpelte Harley damit. Das Foto hatte sie, gleich nachdem sie ihre alte Stelle verloren hatte, bei einem Fotografen machen lassen. Sie wollte nichts dem Zufall überlassen und ihrem Lebenslauf ein möglichst professionelles Foto anschließen. Immerhin war sie vierunddreißig. Ein Alter, in dem es nicht mehr ganz so leicht war, einen guten neuen Job zu finden, wo viele andere Assistentinnen frisch von der Uni kamen, Jahre jünger waren, mit den neuesten Social-Media-Skills aufgewachsen waren und viel weniger Gehalt forderten als sie. Also wollte sie, bevor sie ein selbst gemachtes, altes Foto von sich auf den Lebenslauf pappte, auf Nummer sicher gehen. Der Fotograf hatte sie also ausgeleuchtet, eine Stylistin ungefähr ein Kilo Make-up in ihr Gesicht gepappt und das Ergebnis hatte … gewöhnungsbedürftig ausgesehen. Harley schminkte sich üblicherweise nicht so stark, doch der Fotograf versicherte ihr, dass es gängige Praxis war, derart gut gemachte Bilder an seine Bewerbung zu hängen, um einen guten ersten Eindruck zu erzielen. „Das ist wie auf einer dieser Internet-Datingplattformen“, hatte er gelacht, „da haben auch alle bis zur Unkenntlichkeit optimierte und gefilterte Fotos, und wenn man dann eine dieser Schönheiten datet, sieht sie in Wahrheit aus wie die allwissende Müllhalde aus den Fraggles.“

„Ich …“, begann Harley und wusste nicht, was sie antworten sollte.

„Sie waren die letzten zwölf Jahre bei ein und demselben Arbeitgeber beschäftigt, Miss Collins. Wieso haben Sie diese Stelle aufgegeben?“, fragte Mason Reed. „Ich … wurde durch eine jüngere Assistentin ersetzt“, sagte Harley wahrheitsgemäß. Sie sah überhaupt keinen Grund, damit hinterm Berg zu halten, immerhin war es die Wahrheit. Und sie hatte sich nichts zuschulden kommen lassen. Melissa Jennings schenkte ihr einen weiteren abschätzigen Blick, fast so, als hätte sie es ihr vergönnt, dass sie ihre langjährige Stelle verloren hatte.

„Wir suchen eine Allrounderin, die unseren CEO in allen Belangen unterstützt“, legte sie nun los. „Wir brauchen eine stressresistente, redegewandte und gut organisierte Assistentin, die nicht unbedingt auf der Suche nach einem Nine-to-five-Job ist, sondern die damit umgehen kann, wenn es abends einmal länger wird oder wenn auch am Wochenende gearbeitet werden soll.“

Harley fiel ein Stein vom Herzen. Genau diese Schlagworte waren es gewesen, die sie dazu bewogen hatten, sich bei Reed Incorporated zu bewerben. Sie war ein absoluter Allrounder, hatte kein Problem mit Überstunden und lief unter Stress erst zur Hochform auf. „Das ist alles kein Problem für mich. Ich bin flexibel, habe keine Kinder und auch sonst keine Verpflichtungen, die mich zu einer gewissen Zeit aus dem Büro treiben oder es mir unmöglich machen, an den Wochenenden zu arbeiten.“ „Sie würden Mr. Reeds persönliche Assistentin werden. Das heißt, Sie bekämen Einblick in Firmeninterna, die streng geheim sind. Wir müssten uns daher auch auf Ihre Verschwiegenheit und auf Ihre Loyalität verlassen können.“ „Das ist selbstverständlich“, sagte Harley. Sie hatte das Gefühl, als hätte sie bei Reed Incorporated einen Fuß in der Tür. Schon, als sie die Stellenanzeige gelesen hatte, war ihr klar, dass all die geforderten Eigenschaften zu 100 % auf sie zutrafen. Melissa Jennings blätterte in ihrer Bewerbung, überflog sie noch einmal und sah sie dann an. Sie beugte sie sich zu Mason Reed und flüsterte ihm etwas zu, was Harley nicht verstehen konnte. Er nickte nur einmal kurz.

„Miss Collins, ich will Sie nicht länger als notwendig aufhalten und Sie auch nicht auf die Folter spannen“, sagte sie jetzt. „Wir denken, dass Sie eine großartige Assistentin sind, aber …“ Sie machte eine Pause, und Harley fühlte sich, als habe man ihr einen festen Stoß in die Magengrube versetzt. Sie hatte versagt. Sie war für Reed Incorporated nicht gut genug. „… wir sind uns sicher, dass Sie nicht die Richtige für diesen Job sein werden.“

Harley sah auf. Nein. Das durfte nicht wahr sein. Dieses Vorstellungsgespräch war das erste, zu dem sie überhaupt eingeladen worden war. Sie hatte in den letzten Wochen über einhundert Bewerbungen versendet, sich auf alles beworben, was halbwegs passte, und war immer gleich im ersten Anlauf abgeschmettert worden. Sie wusste nicht, wie lange sie sich finanziell noch über Wasser halten konnte, wie lange der letzte erbärmliche Rest ihrer Ersparnisse noch reichen würde, ehe sie pleite war. Sie brauchte diesen Job. Sie musste ihn haben. Wenn sie diesen Job nicht bekam, wovon sollte sie dann in Zukunft leben? Ihre gesamte Existenz hing davon ab, ob sie diesen Job bei Reed Incorporated bekam oder nicht.

„Ich … Bitte, ich brauche diesen Job“, sagte sie aufrichtig. „Ich habe in den letzten Wochen über einhundert Bewerbungen losgeschickt und nur Absagen kassiert. Ich … ich bitte Sie von ganzem Herzen, mir diese Chance zu geben. Ich bin die Richtige für diese Stelle, das versichere ich Ihnen.“ Es war ihr selbst zu blöd, sich so anzubiedern, aber mittlerweile hatte sie ernsthafte Existenzängste. Sie hatte es noch nicht einmal geschafft, einen vorübergehenden Aushilfsjob in einem Diner oder einem Supermarkt zu ergattern. Wenn sie nicht schnell eine Stelle fand, dann würde sie sehr bald ernsthafte Probleme bekommen.

„Es tut mir wirklich leid, Miss Collins“, sagte Melissa Jennings ernst und in einem Tonfall, der ihr bestimmt nicht leidtat, „aber unsere Entscheidung steht fest. Wie gesagt, wir sind uns beide sicher, dass Sie eine großartige Assistentin abgeben und dass Sie bald auch einen Job finden werden, der zu Ihnen passt. Aber … wir sind beide der Meinung, dass Sie nicht in unser Unternehmen passen. Es tut mir leid. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben.“ Sie stand auf und reichte Harley die Hand. „Das Sie nicht in unser Unternehmen passen.“ Harley traute ihren Ohren nicht. Diese Frau hatte ihr praktisch ins Gesicht gesagt, dass sie nicht gut genug aussah, um als Assistentin von Mason Reed eingestellt zu werden.

„Und … gibt es nicht eine andere Stelle, die besetzt werden muss? Ich muss nicht als Assistentin des CEO anfangen, ich kann auch Telefondienst machen. Oder Springertätigkeiten. Ich kann Briefe in der Poststelle sortieren … ich … ich mache alles, wenn Sie mir nur die Chance dazu geben. Bitte.“ Harley war über sich selbst überrascht. Als Bittstellerin war sie noch nie aufgetreten, aber im Augenblick war sie derart in Bedrängnis, dass sie nicht mehr weiterwusste.

„Es tut mir leid, Miss Collins“, sagte Melissa Jennings jetzt mit Nachdruck, „aber wir haben weder diese noch eine andere Stelle für Sie zu besetzen. Danke für Ihre Zeit. Und noch einen schönen Tag.“

Resigniert verließ Harley das Besprechungszimmer. Es war ihr peinlich, dass sie einen solchen Ausbruch gehabt hatte, aber sie wusste nicht, was sie weiter tun sollte. Ohne ihr eigenes Verschulden war ihr Leben praktisch vor die Hunde gekommen. Und sie bekam keine Chance, das Ruder noch einmal herumzureißen. Mit hängendem Kopf ging sie durch den Empfangsbereich und rief den Lift. Stieg ein und drückte den Knopf fürs Erdgeschoss. Das wars also. Die einzige Chance auf einen Job hatte man ihr versagt, weil sie … nicht attraktiv genug war? Großartig. Die Lifttüren wollten sich gerade schließen, als eine große Männerhand dazwischenglitt und sie aufdrückte. Mason Reed höchstpersönlich betrat den Lift und nahm keine Notiz von ihr. Er verströmte einen betörenden Duft und Harley wurde fast schwach bei seinem Anblick. Na großartig. Nach ihrem blamablen Ausbruch musste sie jetzt auch noch mit diesem Mann auf engstem Raum verbringen. Der Lift setzte sich nach unten in Bewegung und plötzlich drückte Mason Reed den Nothalt-Knopf. Harley wusste nicht, was das jetzt zu bedeuten hatte. Fragend, fast schockiert sah sie den Mann an. Was hatte er vor? Eindringlich sah er sie für einige Augenblicke lang an.

„Ganz schön starker Auftritt da drin“, sagte er schließlich.

„Finden Sie? Ich würde ihn eher als peinlich bezeichnen“, sagte Harley, die sich wieder etwas gefangen hatte.

„Ich mag Menschen, die für Dinge kämpfen, die ihnen wichtig sind. Bei Melissa Jennings stoßen Sie dabei allerdings auf taube Ohren.“ „Ja? Sind Sie nicht ihr Boss? Haben SIE nicht üblicherweise das letzte Wort?“ „Ich habe keine Zeit, mich mit derartigen Kleinigkeiten zu beschäftigen, Miss Collins“, sagte Mason und sah sie an. „Aber … ich habe einen Job für Sie, der möglicherweise besser zu Ihnen passt als der meiner Assistentin.“

Zwei

Harley atmete einmal tief durch, als sie an diesem Abend vor dem Appartementhaus stand, in dem Mason Reed lebte. Eine seiner vielen Wohnsitze, wie sie sich vorstellen konnte. Er hatte ihr tatsächlich einen Job angeboten, wollte ihr aber – noch – nicht sagen, worum es sich dabei handelte. Stattdessen hatte er ihr vorgeschlagen, heute Abend mit ihm in seinem Appartement zu essen, um ihr von der Stelle zu erzählen, die er ihr anbot. Harley hatte hin und her überlegt, worum es sich bei dem Job handeln konnte. Suchte er vielleicht eine Assistentin, die ihm seinen Privatkram regelte? Seine Hemden in die Reinigung brachte, Blumen für seine Frau oder Freundin bestellte und Tische reservierte? Dafür hatte er bestimmt eigenes Personal. Und warum hatte er ihr davon nicht direkt im Lift oder vor Ort erzählen können? Warum sollte sie mit ihm essen? Es war doch überhaupt nicht üblich, ein Vorstellungsgespräch bei einem Essen in der Privatwohnung des Bosses abzuhalten. Erst recht, wenn es sich um nicht mehr als eine lächerliche Assistentenstelle handelte. Doch Harley hatte gar keine andere Wahl, als sich an diesen Strohhalm zu klammern, den Mason Reed ihr anbot. Und in das Abendessen einzuwilligen.

Den Nachmittag über hatte sie mit ihrer besten Freundin Sue gerätselt, was für eine Stelle Mason Reed ihr anbieten könnte. „Vielleicht will er dich als seine persönliche Sexsklavin“, grübelte Sue eher scherzhaft, doch diese Möglichkeit hatte Harley sofort als Nonsens abgetan. „Der Typ sieht aus wie ein Gott, Sue. Der fleischgewordene Traum einer jeden Frau. Der kriegt alle, die er will. Der ist nicht darauf angewiesen, jemanden zu bezahlen, der mit ihm ins Bett steigt, glaub mir. Und selbst wenn, ich wäre optisch nicht einmal annähernd in seiner Liga. Ich war ja noch nicht einmal attraktiv genug, als seine Assistentin eingestellt zu werden. Vermutlich steckt viel weniger dahinter, als wir jetzt denken. Am Ende sucht er eine Assistentin für seine Mutter, die deren Termine managt oder so. Oder eine Haushälterin. Oder er schafft einen Mitleidsjob für mich.“ Ja, so etwas konnte Harley sich schon eher vorstellen, wenngleich er nicht wie ein guter Samariter auf sie wirkte. Bestimmt brauchte Mason jemanden, der seiner Mutter oder seinen Eltern organisatorisch unter die Arme griff. Oder irgendetwas in der Art. Es lag auf der Hand, dass solche Stellen nicht über die Firma besetzt werden würden. Und vielleicht war sie ja noch gar nicht offiziell bestätigt. Vielleicht war Mason zu dem Entschluss gekommen, dass Harley sich gut für so eine Position eignen würde, wenn sie schon nicht seinen – und den optischen Anforderungen seiner Personalchefin genügte. Oder vielleicht schuf er sie extra für sie, weil er Mitleid mit ihr hatte, nachdem sie fast zu heulen angefangen hatte, nachdem Melissa Jennings ihr vor den Latz geknallt hatte, dass sie für die Stelle als Masons Assistentin nicht geeignet war.

Harley atmete einmal tief durch und betrat die Lobby. Hinter einem modernen Pult saß ein Portier, auf den sie zusteuerte.

„Mein Name ist Harley Collins, ich habe einen Termin bei Mr. Reed“, sagte sie. Der Mann sah sie an, dann tippte er etwas in seinen Computer. „Richtig, Sie sind angemeldet. Nehmen Sie Lift Nummer acht und fahren Sie hoch ins Penthouse.“

„Vielen Dank.“ Harley ging durch die Empfangshalle hinüber zu den Liften und drückte den Penthouse-Knopf, nachdem sie die Nummer acht betreten hatte. Natürlich wohnte jemand wie Mason Reed im Penthouse.

Wenige Augenblicke später war der Lift wieder zum Stehen gekommen und die Türen öffneten sich. Sie war direkt in der Eingangshalle von Masons Penthouse gelandet und sah sich um. Allein hier drin hätte ihr Appartement locker Platz gehabt. Der Raum wurde mit leiser Jazzmusik beschallt und sah genauso Respekt einflößend aus wie der Besprechungsraum bei Reed Incorporated. Sie hoffte inständig, dass dieses Gespräch besser verlaufen würde als jenes am Morgen, und sah sich um. Niemand hier. Noch nicht einmal Personal. Eigentlich hatte sie geglaubt, jemand wie Mason hatte einen ganzen Tross Angestellter um sich.

„Mr. Reed?“, rief sie vorsichtig. „Hallo?“

„Sie sind also gekommen?“ Mason war hinter ihr aufgetaucht. Dicht hinter ihr. Sie spürte, wie eine Gänsehaut sich über ihre Wirbelsäule schlängelte, als sein Atem ihren Nacken streifte, und ihr war augenblicklich bewusst, dass Mason sie bestimmt nicht als Assistentin für seine Mutter einstellen wollte. Sie drehte sich um.

„Ich bin in einer Situation, in der ich mir eine solche Chance nicht entgehen lassen darf, Mr. Reed“, sagte sie und versuchte, ihre Stimme möglichst stark und sicher klingen zu lassen, was ihr nur mäßig gelang.

„Sehr gut. Ich bin mir sicher, dass Ihnen mein Angebot dann zusagen wird. Und … dass wir beide davon profitieren werden.“ Er führte sie ins Esszimmer, wo ein Hausangestellter gerade dabei war, Roastbeef zu servieren. Mason griff nach einer Flasche Champagner, die in einem Kühler auf dem Tisch stand, öffnete sie und goss zwei Gläser ein, von denen er eines Harley reichte. Eins stand bereits jetzt fest: Das hier war das merkwürdigste Vorstellungsgespräch, das sie jemals gehabt hatte.

Das Essen verlief gut. Mason sprach sein Jobangebot, während sie speisten, natürlich nicht an. Er machte Small Talk, unterhielt sich mit ihr über ihren Werdegang, über ihr Studium und über ihre Familie. Er selbst gab relativ wenig von sich preis, aber das war in Ordnung. Immerhin war er möglicherweise bald ihr Boss – da würde er keinen Seelenstrip vor ihr machen.

„Sie fragen sich nun bestimmt, was das für ein Job ist, den ich Ihnen anbieten möchte“, sagte er, nachdem der Hausangestellte das Dessert – ein opulentes Schokoladensoufflé, das seinesgleichen suchte – abserviert hatte. Mason hatte sich ein Glas Scotch eingegossen und Harley ebenfalls eines angeboten, das sie dankend ablehnte. Sie wollte ihre Sinne, so gut es eben ging, beisammenhalten. Scotch war da definitiv die falsche Lösung.

„Das tue ich“, bestätigte sie. Mason nahm einen Schluck Scotch, dann stellte er sein Glas auf dem Tisch ab. Er sah Harley einige Augenblicke lang an, dann begann er zu sprechen.

„Miss Collins, ich bin ein Mann, der einen Ruf zu verlieren hat. Tue ich etwas, was der Öffentlichkeit nicht gefällt, dann fällt das auf meine Firma und letztlich auch auf meine Angestellten zurück. Ich kann es mir nicht leisten, mich Dingen hinzugeben, die andere vielleicht als völlig in Ordnung betrachten, wenn immer ein Art Damoklesschwert über mir und den vielen hundert Menschen schwebt, die für mich arbeiten. Ich muss sehr vorsichtig sein mit allem, was ich tue, in allen Bereichen meines Lebens.“

Harley hörte aufmerksam zu. Sie hatte keine Ahnung, worauf Mason hinauswollte. Und was für ein Damoklesschwert sollte das sein, das über ihm und seinen Mitarbeitern schwebte? War nicht jeder CEO verantwortlich für all die Menschen, die für ihn arbeiteten? Natürlich stellte sie es sich schwierig vor, mit dem eigenen Scheitern immer auch Existenzen zu zerstören, aber es machte nicht den Anschein, als wäre Reed Incorporated in Bedrängnis. Wollte er ihr nur sein Leid darüber klagen, wie schwer es war, als Milliardär einfach auf den Putz zu hauen? Natürlich war ihr bewusst, dass ein Leben wie seines nicht nur Sonnenseiten haben konnte. Und dass jemand, der so in der Öffentlichkeit stand, wie Mason Reed es tat, besonders darauf achtgeben musste, wie er wann in welcher Situation reagierte. Doch was hatte das alles mit ihr zu tun?

„Ich … gehe davon aus, dass das, was wir jetzt besprechen werden, der vollsten Geheimhaltung unterliegt, Miss Collins. Niemand darf jemals erfahren, was ich Ihnen jetzt anbiete. Auch, wenn Sie meinen Vorschlag abschlagen.“

Harley schluckte. „Ist in Ordnung“, sagte sie. Sie war bis zum Platzen angespannt. Was würde Mason Reed ihr vorschlagen?

„Nun, Männer wie ich haben entweder die Wahl, sich eine Vorzeigefrau zu suchen, die sie so schnell wie möglich heiraten und der Öffentlichkeit zumindest vorgaukeln, dass sie eine glückliche Ehe führen, oder aber wir müssen uns unsere Lustbefriedigung auf andere Art und Weise holen. Ich für meinen Teil war noch nie ein Mann, der sich auf feste Beziehungen oder gar Ehen eingelassen hat. Aus zweierlei Gründen: Ich bin nicht geeignet dazu, mich fest an eine einzige Frau zu binden und … mitunter wäre es auch gefährlich für die Frau an meiner Seite, mich zu lieben. Warum, das geht Sie nichts an, aber vielleicht werden Sie den Grund dafür einmal erfahren. Nichtsdestotrotz ist es so, dass ich ein Lebemann bin. Ich hatte ein, zwei Beziehungen mit Frauen, habe mich aber schnell eingeengt gefühlt, und mir war klar, dass das nichts für mich ist. Auf der anderen Seite ist es auch der falsche Weg, ohne Wenn und Aber Frauen abzuschleppen und sie nach ein, zwei Nächten wieder fallen zu lassen. Mein Ruf würde das auf Dauer nicht ertragen. Außerdem habe ich spezielle sexuelle Vorlieben, die nicht jede Frau gerne umsetzt. Daher bin ich auf der Suche nach einer Frau, die mir diese Wünsche erfüllt. Keine Sorge, es ist nichts völlig Abwegiges. Nichts, wodurch Sie ernstlich in Gefahr geraten könnten. Aber es ist dunkel. Es geht über Blümchensex hinaus und es kann hin und wieder mit Schmerz und totaler Kontrolle verbunden sein.“ Er sah sie an, und Harley registrierte, dass Mason Reed, der Milliardär Mason Reed, bei dem sie sich eigentlich als Assistentin vorgestellt hatte, ihr einen Job als seine persönliche Prostituierte anbot. Sie fühlte sich wie in einem Traum. Das hier konnte doch unmöglich real sein? Und wieso gerade sie? Noch am Nachmittag hatte sie mit Sue darüber gescherzt, dass ein Mann wie Mason auf ein völlig anderes Kaliber Frau stand. Wieso Mason nun ausgerechnet ihr diesen außergewöhnlichen Job anbot, konnte sie sich nicht vorstellen.

„Mr. Reed, ich denke nicht, dass …“, begann sie. Für sie war es absolut abwegig, als Nutte ihr Geld zu verdienen, selbst wenn dieser Berufszweig längst gängig und „normal“ war. So reizvoll und gut aussehend Mason auch war und so interessant das Angebot sein mochte. Nein. Sie war mit Werten wie Moral und Rechtschaffenheit aufgewachsen. Sich da für Geld vögeln zu lassen – vermutlich auf ziemlich perverse Art obendrein, so war sie nicht großgezogen worden.

„Sch“, sagte Mason und sah sie eindringlich an. „Ich biete Ihnen zehntausend Dollar die Woche. Und weitere Annehmlichkeiten wie einen Dienstwagen, ein Spesenkonto, Reisen an die schönsten Orte der Welt und ein Leben im Luxus. Dafür verlange ich von Ihnen absolute Diskretion. Eine Untersuchung, die mir einen Überblick über Ihre gesundheitliche Verfassung gibt. Ich verlange, dass Sie keinen anderen Mann treffen oder gar mit ihm Sex haben, während unser Arrangement läuft. Ich verlange, dass Sie alles tun, was ich von Ihnen erwarte, und dass Sie es ausführen, wie ich es sage. Sie stellen keine Fragen, leisten keine Widerworte. Das hier ist Ihr Job. Nicht mehr und nicht weniger. Sie verlieben sich nicht in mich, und Ihnen ist bewusst, dass wir eine rein professionelle, geschäftliche Beziehung haben, auch wenn es manchmal vielleicht den Anschein hat, dass dem nicht so ist.“

„Sie … wollen mich als Ihre persönliche Nutte einstellen?“, platzte Harley heraus und konnte nicht glauben, was Mason ihr da anbot. Der sah sie amüsiert an.

„Ich würde nicht sagen, dass Sie meine persönliche Nutte sind, Miss Collins. Unsere Beziehung würde weit darüber hinausgehen. Es ist eine Geschäftsbeziehung, wie sie es bei vielen anderen auch ist. Oder ist eine Masseurin eine Nutte, weil sie ihrem Kunden Entspannung verschafft?“

„Mit Verlaub, Mr. Reed, Sie können eine Heilmasseurin doch nicht mit dem vergleichen, was Sie mir hier anbieten?“

„Am Ende des Tages ist es dasselbe“, tat Mason ab. „Ich werde Ihnen dieses Angebot nur ein einziges Mal machen, Miss Collins. Wenn Sie entscheiden, dass es nichts für Sie ist, dann soll mir das recht sein. Ich denke nur, Sie sind im Moment nicht in der Position, sehr wählerisch zu sein, was Ihren Job betrifft, immerhin wollten Sie in meiner Poststelle Briefe sortieren.“

Harley spürte, wie sie rot anlief. Egal, wie Mason dieses Arrangement nennen wollte, er wollte sie als Nutte einstellen. Die verrücktesten Gedanken liefen ihr durch den Kopf. Was für Dinge würde sie mit sich geschehen lassen müssen, bei denen sie keine Widerworte geben durfte? Sie hatte einmal eine Dokumentation über Menschen gelesen, die darauf standen, ihren Sexpartnern Knochen zu brechen oder gar, ihnen Gliedmaßen zu amputieren. Harley wurde übel bei der Vorstellung. Sicher, das Gehalt, das er ihr anbot, war so gut wie unwiderstehlich, aber noch lange nicht ausreichend, um sich dafür ernsthaft verletzen zu lassen. Doch … Mason hatte gesagt, sie würde nicht ernsthaft verletzt, oder? Das war ja auch wieder so eine vage Aussage. Was bedeutete „nicht ernsthaft“? Im Prinzip war ein Knochenbruch auch keine ernsthafte Verletzung, aus der ein bleibender Schaden zurückblieb, dennoch aber ein ziemlich schmerzhafter und langwieriger.

„Mr. Reed, ich …“, begann Harley, doch Mason schnitt ihr das Wort ab.

„Ich schlage vor, Sie schlafen einmal eine Nacht darüber, Miss Collins. Lassen sich meinen Vorschlag durch den Kopf gehen und denken darüber nach, ob Sie ihn annehmen oder lieber ausschlagen möchten. Wenn Sie sich dazu entschließen, auf mein Angebot einzugehen, dann sehen wir uns morgen Abend um neun Uhr wieder hier.“ Er schob ihr eine Plastikkarte im Kreditkartenformat zu. „Mit dieser Karte hier können Sie ins Penthouse hochfahren, ohne sich beim Portier anzumelden. Sie wird nur morgen zwischen neun und fünf nach neun funktionieren. Und nur ein einziges Mal. Seien Sie also pünktlich. Und überlegen Sie es sich gut. Wenn Sie die Karte benutzen, dann gehören Sie mir. Das hier ist eine Chance, die Sie nur einmal bekommen.“ Er stand auf, schob seinen Stuhl zurück und verließ das Esszimmer, ohne sich von Harley zu verabschieden.

Drei

Harley hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Eigentlich war sie davon ausgegangen, dass sie Masons Angebot nicht annehmen würde. Ja, es war unglaublich reizvoll, mit vierzig Riesen im Monat auszusteigen, die Welt zu bereisen und einen schicken Dienstwagen zu fahren, aber wer wusste schon, was er vorhatte? Erst recht, wie weit die Dinge, die er von ihr verlangte, gehen würden, wenn er bereit war, so viel Geld dafür zu bezahlen? Einer wie er konnte jede Frau haben. Nicht nur, weil er extrem gut aussah, sondern weil er es sich leisten konnte, jede andere zum Schweigen zu bringen. Sie hatte keine Ahnung, wieso er ausgerechnet ihr dieses Angebot gemacht hatte. Vielleicht hatte sie so erbärmlich auf ihn gewirkt, dass er dachte, er müsse ihr helfen, obwohl er eigentlich nicht herüberkam wie ein Mann, der mit einem ausgeprägten Helfersyndrom ausgestattet war. Nein. Sie entschloss sich an jenem Morgen, dass sie nicht auf sein Angebot eingehen würde, so reizvoll es auch sein mochte. Niemals im Leben würde sie eine Prostituierte sein, egal, wie viel Geld man ihr bot. Dann hatte der Postbote mit einer Zahlungsaufforderung von weiteren neuntausend Dollar vor der Tür gestanden, die die Bank als erste Abschlagszahlung haben wollte, um nicht sofort ein Eintreibungsverfahren gegen sie zu erwirken. Sie war immer noch Mitbesitzerin der Wohnung am Central Park, und Dan machte keine Anstalten, sich darum zu kümmern, dass sie aus dem Vertrag herauskam. Üblicherweise hatten sie sich diese Anzahlungen immer geteilt, und als sie ihren Job noch gehabt hatte, war es kein Problem gewesen, sich viertausendfünfhundert Dollar auf die Seite zu schaffen, um ihren Anteil zu begleichen. Doch jetzt, wo sie jeden Cent zweimal umdrehen musste, lagen die Dinge etwas anders. Der Bank war es außerdem egal, ob sie und Dan nun getrennte Wege gingen. Im Grundbuch um das Appartement waren sie nach wie vor untrennbar miteinander verbunden, und sie würde die neun Riesen auftreiben müssen, ob sie wollte oder nicht. Und schließlich flatterte noch eine Kreditkartenabrechnung über eintausendfünfhundert Dollar ins Haus, die sie eigentlich nur als Notfallkarte benutzte, die aber in den letzten Wochen öfter zum Einsatz gekommen war. Sie war also tatsächlich in einer Situation, in der sie nicht wählerisch sein durfte, was ihren Job anbelangte. Sie überlegte. Selbst wenn sie nur einen Monat für Mason arbeitete, dann war bereits ein großer Teil ihrer Schulden abgedeckt. Nie mehr wieder würde sie den Fehler machen und mit einem Mann gemeinsam Dinge anschaffen und Kreditverträge unterzeichnen. Gutgläubig, wie sie war, hatte sie für Dan einen Leasingvertrag für sein Auto unterschrieben, weil sie als Frau damals eine etwas günstigere Rate angeboten bekommen hatte als er. Sie hatten Einrichtungsgegenstände und Renovierungsarbeiten allesamt auf Harleys Namen ausführen lassen, und während sich nun Dans neue Freundin in der Wohnung ausbreitete, durfte sie dafür zahlen.

---ENDE DER LESEPROBE---