Plötzlich Domina - Lady Sas - E-Book

Plötzlich Domina E-Book

Lady Sas

0,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Lady Sas lebt SM. Die private Herrin aus Frankfurt/Main schreibt einen der bekanntesten BDSM-Blogs Deutschlands. In ihrem Buch „Plötzlich Domina“ erzählt sie ganz offen, auf welchem Weg sie auf den SM- und Fetisch-Bereich aufmerksam wurde, was sie daran liebt und wie sie ihn privat leidenschaftlich auslebt. Lady Sas berichtet über ihren privaten Hintergrund und welche Höhen und Tiefen sie überwinden musste, bis sie ihren Sklaven Toytoy fand. Dabei lässt sie den Leser an ihren privaten Spielen und SM-Sessions teilhaben und beschreibt detailliert und anschaulich, wie sie ihren Sklaven erzieht und benutzt. (Das ist allerdings nichts für schwache Nerven.) Absoluter Höhepunkt dabei ist die Session, die sie zusammen mit Lady Cornelias durchführt. Bei dieser Erziehung wird ihr Sklave physisch und vor allem auch psychisch an sein Limit gebracht - und darüber hinaus... Ihr Buch ermöglicht einen intimen und erotischen Einblick in ihre BDSM-Welt. Es zeichnet das authentische Portrait einer Frau, die eine tiefe private Krise überwinden konnte und nun umso glücklicher in die Zukunft blickt. Ein Buch, das dominanten Frauen Mut macht und Subs Hoffnung. INHALT Vorwort Trennung zum Frühstück Ein Königreich für einen Plan Von fasziniert bis irritiert Wo ist der Haken? Das verflixte erste Mal Eine aufregende neue Welt Erst gefunden, dann gebunden SM für Fortgeschrittene Sissification Massagekünste Der Besuch Lady Cornelitas Überraschungen Wem gehört der Sklave? Glossar der wichtigsten SM-Begriffe

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

ZURÜCK ZUM ANFANG

TRENNUNG ZUM FRÜHSTÜCK

EIN KÖNIGREICH FÜR EINEN PLAN

VON FASZINIERT BIS IRRITIERT

WO IST DER HAKEN?

DAS VERFLIXTE ERSTE MAL

EINE AUFREGENDE NEUE WELT

ERST GEFUNDEN, DANN GEBUNDEN

SM FÜR FORTGESCHRITTENE

SISSIFICATION

MASSAGEKÜNSTE

DER BESUCH

LADY CORNELITAS

ÜBERRASCHUNGEN

WEM GEHÖRT DER SKLAVE?

Feedback & Kontakt.

BUCHTIPPS.

LESEPROBE „SKLAVENTAUSCH“

GLOSSAR

Impressum

PLÖTZLICH DOMINA

MEIN GEHEIMES LEBEN ALS PRIVATE SM-HERRIN

VON LADY SAS

FRANKFURT/MAIN, SEPT. 2013

ÜBERARBEITETE VERSION APRIL 2024

Geeignet nur für Erwachsene, die offen für Themen wie BDSM, Fetisch und Sexualität sind.

Die Handlungen, die in diesem Buch beschrieben sind, wurden niemandem aufgezwungen, auch wenn der Begriff „Sklave“ so etwas vielleicht vermuten lässt. Alle Handlungen erfolgten im gegenseitigen Einverständnis zwischen Erwachsenen.

Die Darstellungen und Schilderungen erfolgen mit ausdrücklicher Erlaubnis von Lady Silvia, Lady Cornelitas und Toytoy.

ZURÜCK ZUM ANFANG

„SIEBZEHN!“

„ACHTZEHN!“

„NEUNZEHN!“

„ZWANZIG!“

„EINUNDZWANZIG!“

„Okay, es reicht zunächst“, sage ich lässig und verzichte auf den nächsten Schlag. Toytoys Hintern ist deutlich von Striemen gezeichnet und leuchtet uns rot entgegen.

Gemeinsam binden wir ihn los. Instinktiv stürzt er zu Boden und überhäuft Cornelitas Lackstiefel und meine Leder-High-Heels abwechselnd mit Dankesküssen.

„Ja, gib dir Mühe, sonst binden wir dich noch mal fest“, sage ich schnippisch. „Und vergiss den Absatz nicht, Sklave.“

„Je härter man sie rannimmt, desto ergebener werden sie“, schmunzelt Cornelitas.

„Interessant, dass du das sagst. Genau das Gleiche ist mir auch schon aufgefallen“, antworte ich.

„Ich bin etwas enttäuscht von dir, Sklave“, sagt Cornelitas und sieht auf Toytoy herunter, der noch immer devot unser Schuhwerk küsst und ableckt. „Ich hatte mir wirklich mehr von dir erwartet. Du bist wie ein kleines Mädchen, das nichts aushält. Ein Jammerlappen. Es war peinlich, wie du herumgejammert hast. ,Bitte, Herrin Cornelitas! Gnade, Herrin, Gande! Bitte! Bitte!‘ Sehr peinlich, das muss ich schon sagen.“

Ich sehe Cornelitas erstaunt von der Seite an. Sie verdreht die Tatsachen, wie es ihr gefällt. Eine interessante Technik.

„Schämst du dich denn gar nicht, so ein Weichei zu sein? Keine fünf Schläge hast du ausgehalten ohne zu jammern, das ist wirklich sehr peinlich.“

„Entschuldigung, Herrin“, sagt Toytoy mit zusammengebissenen Zähnen und subtiler Ironie in der Stimme. Man hört, dass er sich extrem provoziert fühlt. Er hat die Schläge ausgehalten und nun tut Cornelitas so, als wäre das alles ganz anders gewesen.

„Was denn, was denn?! Höre ich da etwa Unmut und Auflehnung in deiner Stimme? Knie dich hin!“

Sie macht einen schnelle Schritt nach vorne und lässt einen kurzen, aber heftigen Ohrfeigenregen auf Toytoy los.

Dann macht sie einen Schritt zurück und stellt demonstrativ einen Stiefel nach vorne.

Toytoy gehorcht umgehend und unterwirft sich, indem er ihren Stiefel küsst und leckt.

„Du bist manchmal ein bisschen aufsässig, kann das sein Sklave?“

„Ja, Herrin Cornelitas, Entschuldigung, Herrin Cornelitas“, sagt Toytoy wieder mit der gleichen trotzigen Stimmlage.

„Benimm dich!“, zische ich ihm ärgerlich zu. „Denk daran, was ich dir gesagt habe.“

„Ach, kein Problem“, wiegelt Cornelitas ab. „Wir zwei verstehen uns sehr gut. Wir spielen nur ein bisschen, stimmt‘s Sklave? Da ist noch Schmutz.“ Mit diesen Worten deutet sie auf ihren Absatz.

„Ich müsste mal auf die Toilette...“, meint Cornelitas und zwinkert mir zu.

„Gleich hier vorn“, sage ich und deute in die entsprechende Richtung. Sie lacht.

„Ich meine: Ist dein Sklave zufällig zum Toilettensklaven ausgebildet?“

„Äh... bis jetzt noch nicht...“, gebe ich zögernd zurück. Toilettensklave? Das ist doch jetzt nicht wirklich das, von dem ich glaube, das es ist.

„Verstehe“, sagt Cornelitas, schnappt sich die Leine und zieht Toytoy ganz nahe zu sich heran.

„Wäre es ein Tabu für dich, wenn ich dich anpissen würde, Sklave?“ Sie sagt tatsächlich „anpissen“.

Toytoy schüttelt den Kopf.

„Gut!“, sagt Cornelitas triumphierend. „Dann werde ich genau das jetzt tun!“

Sie nimmt die Leine und stöckelt selbstbewusst zur Toilette, Toytoy folgt ihr. Ich würde gern mitkommen, aber ich traue mich nicht so richtig.

Als ob sie meine Gedanken gelesen hätte, ruft Cornelitas: „Du kannst gern zusehen, Saskia. Wenn du magst.“

Ich gebe mir einen Ruck und komme hinterher.

Der Sklave kniet in der Dusche.

„Ich würde ihn gern aufsperren dabei“, sagt Cornelitas. Ich nicke und gebe ihr den Schlüssel. Sie schließt den Keuschheitsgürtel (ein CB 6000) auf, entfernt alle Teile und legt sie sorgsam auf dem Waschbeckenschränkchen ab.

Dann greift sie unter ihren Rock und zieht ihr Höschen aus.

Ein prickelndes Gefühl macht sich in meiner Möse breit.

Cornelitas stellt sich breitbeinig direkt über den Sklaven. Sie stemmt die Arme in die Hüften und fragt: „Wurdest du schon mal angepisst, Sklave?“

Zu meiner großen Überraschung höre ich: „Ja, Herrin.“

„Aha. Und von wem?“

„In... Domina-Studios“, sagt Toytoy leicht zögernd.

Ohne die geringste Vorwarnung gibt ihm Cornelitas eine saftige Ohrfeige. Dem Geräusch nach, das sie dabei verursacht, sollte ich besser sagen: Sie knallt ihm eine.

„Ich habe dich nicht gefragt, wo, sondern von wem“, herrscht sie ihn von oben herab an.

„Von Miss Emelie... Lady Silvana de Maart... Lady Pia... Lady Silvia...“

„Aha“, sagt Cornelitas. „Du bist also ein erfahrener Studiosklave. Und lässt dich gerne von der Herrin bepissen. Schluckst du auch?“

Der Sklave schüttelt den Kopf.

„Wirst du auch von Lady Saskia als Toilette benutzt?“

Der Sklave schüttelt erneut den Kopf – und meiner wird gerade ziemlich rot.

„Möchtest du denn gern von ihr benutzt werden?“, hakt Cornelitas nach.

Jetzt nickt Toytoy. Das ist ja ein Ding! Meine Gedanken überschlagen sich.

„Du möchtest gern Lady Saskias heißen Natursekt auf deinem Körper spüren? Du möchtest gern ihre kleine, geile Pisstoilette sein?“

Toytoy nickt.

„Antworte gefälligst“, sagt Cornelitas und knallt ihm wieder eine.

„Ja, Herrin.“

„Und möchtest du ihren Sekt auch aufnehmen? Möchtest du ihn trinken wie eine kleine geile Sau?“

„Nein, Herrin.“

Ein Glück, denke ich mir!

„Aber wenn sie es von dir verlangen würde, würdest du ihren Sekt dann aufnehmen?“

„Ja, Herrin.“

„Sehr schön“, sagt Cornelitas und streichelt ihn sanft über die Wange. „Das ist sehr brav von dir. Gut – würdest du denn auch meinen Sekt trinken, wenn ich es befehlen würde?“

„Nein, Herrin.“

Cornelitas lacht laut auf.

„Du gefällst mir!“, sagt sie und streichelt Toytoy über den Kopf.

„Du hast Humor. Aber jetzt noch einmal ernsthaft: Würdest du auch meinen Natursekt schlucken, Sklave?“

Toytoy schüttelt beharrlich den Kopf.

„Leider nein, Herrin Cornelitas.“

Spannung liegt in der Luft. Wie wird Cornelitas auf diese Provokation reagieren?

„Du weißt, dass ich heute ebenfalls deine Herrin bin, oder?“

„Ja, Herrin Cornelitas, aber NS-Aufnahme ist eigentlich ein Tabu von mir“, erklärt Toytoy.

„Aha... Aber den Sekt von Lady Saskia würdest du schlucken, da ist es also kein Tabu. Oder wie darf ich das verstehen?“

„Ja, Herrin.“

„Gefall‘ ich dir nicht, oder was?“

Man merkt, dass Cornelitas nicht mehr so ausgeglichen ist wie noch einige Minuten zuvor. Sie wirkt beleidigt.

„Sie gefallen mir sehr, Herrin.“

„Aha. Und das soll ich jetzt glauben?“

Sie sieht Toytoy forschend an.

„Na schön. Genug geplaudert. Nimm deinen Schwanz in die Hand und wichs dich... Ja... mach ihn schön groß... Sehr gut... Pass auf, gleich kommt es...“

Sie steht direkt über dem Sklaven, der seinen Schwanz immer schneller wichst.

Ich lehne an der Tür und sehe zu. Meine Gedanken schweifen in die Ferne. Und ich denke daran, wie alles angefangen hat. Toytoy und ich führen eine SM-Beziehung. Die Abkürzung “SM” klingt an sich erst einmal harmlos. So wie “WC”, “BH” oder “ABS”. „Sado-Maso“ oder „Sadismus-Masochismus“ hingegen klingt ganz anders. Und das ist es auch. In diesem Buch möchte ich erzählen, wie ich wurde, was ich heute bin: eine private Herrin.

Am Ende dieses Buches gibt es ein Verzeichnis, in dem einige wichtige Begriffe aus dem BDSM erklärt werden. Wer sich noch nicht so gut auskennt, kann hier nachschlagen, wenn ein spezielles SM-Fremdwort auftaucht. Hier schon mal der erste Begriff:

BDSM

Die Abkürzung für Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism. Das heißt so viel wie: Fesselspiele und Erziehung, Dominanz und Unterwerfung, Sadismus und Masochismus.

TRENNUNG ZUM FRÜHSTÜCK

Ich stehe im Bad vor dem Spiegel und sehe mich völlig ausdruckslos an. In mir ist eine Leere, ein Vakuum – so groß wie das Universum. Es ist, als ob ich in Watte gepackt wäre. Ich schlucke, aber das dumpfe Gefühl in den Ohren geht nicht weg.

Vor einer halben Stunde ist die Welt untergegangen. Zumindest meine. Georg, mein Mann, will nicht mehr mein Mann sein. Er trennt sich. Das hat er mir heute morgen zwischen Kaffee und Müsli mitgeteilt. Höflich, ruhig und sachlich – wie das eben seine Art ist. Die genauen Sätze verschwimmen in meinem Kopf. Undeutlich nehme ich ein paar Wortfetzen wahr. Auseinandergelebt... Liebe verloren... Freunde bleiben... Schauen wir mal... Nicht tragisch... Geht vielen Paaren so... Respektvoll... Positiv... Ehrlich sein...

Mein Gehirn weigert sich, zu arbeiten. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Ich kann nur sein, aber nicht denken. Ich nehme wahr, wie ich einatme und ausatme. Ein und aus. Ein und aus. Gut, ich funktioniere also noch. Wenigstens das.

Georg und ich. Das ist wie Pech und Schwefel. Wie Bonny und Clyde. Wie Siegfried und Roy. Das passt wie die Faust aufs Auge. Wir kennen uns seit dem Studium, sind seit 17 Jahren verheiratet, haben eine ebenso alte Tochter. Ich bekomme einen Stich ins Herz und zucke zusammen, als ich an Julia denke. Hilflos fahre ich mit der – ganz leicht zitternden – Hand über mein Gesicht, schließe die Augen und möchte nur noch aufwachen aus diesem bösen Traum. Warum tut er uns das an?

Ich betrachte mich im Spiegel. Du bist alt geworden, Saskia. Mein Blick bohrt sich in die Falten um meine Augen. Es ist kein schönes Gefühl, mitansehen zu müssen, wie sich die Zeit ins Gesicht einbrennt. Wie sie die Jugend entwertet und dir den Stempel „alte Schachtel“ aufdrückt. Falten. Überall Falten. Auf der Stirn. Über den Augenbrauen. Zwischen den Augenbrauen. Neben den Augen. Unter den Augen. An den Mundwinkeln. Über den Lippen. Am Hals. Überall Falten, überall Fallen. Fallen, in die du hineintappst, die dich gefangen nehmen und dir einbläuen, dass du jetzt zum alten Eisen gehörst.

Er hat dich ausrangiert, Saskia. Du bist Abfall. Müll. Du bist fertig mit der Welt. Das war‘s. Sieh dich doch an. Ja, du warst mal eine Schönheit. Doch diese Zeiten sind nun lange vorbei.

Ein Gedanke klopft an. Aber keine Sorge: Ich schicke ihn ohne zu zögern weg. Ich werde mich nicht mit irgendwelchen Pillen umbringen, mir die Pulsadern aufschneiden oder sonst etwas in dieser Richtung. Nein, nein, soweit bin ich noch lange nicht. Soweit werde ich niemals sein! Niemals! Der entschiedene Entschluss, zu leben, gibt mir wieder Kraft. Ich atme tief durch. Mein Blick wird fester. Beinahe hart. Nein, sogar stahlhart. Unwiderstehlich hart. Meine Augen verengen sich. Und dort, wie gerade noch Leere war, macht sich nun ein Gefühl von Trotz und Wut breit.

Das Schwein. Verlässt mich. Sicher hat er längst eine andere. Eine jüngere, die ihn anhimmelt. So sind sie, die Männer. Feige und rücksichtlos, egoistisch und eiskalt. Sobald du in die Jahre kommst, wirst du von einer Jüngeren ersetzt. Wie ein altes Auto. Oder ein alter Fernseher. Zack – weg. Das war‘s.

Aber nicht mit mir! Meine Augen funkeln. Ich fasse feierlich den Entschluss, aus dieser Krise gestärkt hervorzugehen. Ich werde leben. Und das sehr gut. Viel besser als vorher. Am Ende werde ich Georg dankbar sein, dass er mich von seiner Anwesenheit befreit hat.

EIN KÖNIGREICH FÜR EINEN PLAN

Das Glück am Unglück ist, dass man sich mit allerlei Köstlichkeiten wieder aufbauen kann. Zum Beispiel mit einem Stück Schweizer Nusstorte und einem leckeren Latte Macchiato. Eine Woche später sitze ich gedankenversunken im Café Mozart in der Töngesgasse und schlemme meinen Kummer weg.

Mit einem Stück Nusstorte muss man bewusst umgehen. Man muss höllisch aufpassen! Sonst hat man es im Handumdrehen aufgefuttert. Ich nehme ein kleines Stückchen auf die Gabel, schließe die Augen und gebe mich ganz dem Geschmack hin. Erstaunlich, was man aus ein paar einfachen Zutaten zaubern kann. Das perfekte Glück besteht aus: Walnüssen, Mandeln, Haselnüssen, etwas Zucker (nunja, das „etwas“ ist freilich untertrieben, aber so schmeckt es besser), Sahne, Honig, Mehl, Salz, Ei und Butter. Die Geschmacksknospen auf meiner Zunge blühen auf und recken sich wie hungrige Schnäbel der nächsten Gabellieferung entgegen. Ich könnte ewig schlemmen! Es gibt ja Frauen, die sagen dann immer: Ach, ich bin voll, ich kann nicht mehr. Bei mir allerdings ist das völlig anders! Ich könnte ewig essen. Ewig.

Es ist November und es schneit. Schneeflocken tanzen am Fenster vorbei, so leicht und unbekümmert, dass man neidisch sein könnte. Ja, eine Schneeflocke müsste man sein...

Was soll ich nur tun?

Ich habe mich zwar entschlossen, mich nicht aufzugeben und gestärkt aus der Sache hervorzugehen – aber: Was heißt das denn jetzt für mich? Wie geht‘s weiter?

Soll ich versuchen, Georg zurückzuerobern? Liebe ich ihn noch? Ich verscheuche die Frage, denn ich spüre intuitiv, dass das nicht der richtige Weg sein kann.

Vielleicht sollte ich mich in eine Affäre stürzen. Mal herausfinden, ob ich überhaupt noch eine Chance habe bei den Männern. Mein Gott, du bist wieder Single! Single! Noch verheiratet, aber Single. Das hatte ich noch gar nicht richtig realisiert. Ich bin wieder dort, wo ich Anfang 20 auch schon einmal war. Mein Lebenstraum von der glücklichen Ehe hat sich in Luft aufgelöst.

„Positiv denken!“, ermahne ich mich und zwinge mich, die Mundwinkel etwas anzuheben. Du musst die guten Dinge daran sehen! Ich kneife die Augen zusammen – aber so angestrengt ich auch schaue, das Positive an meiner Situation will einfach nicht erscheinen. Was könnte schon positiv daran sein, nach 17 schönen gemeinsamen Jahren vor den Trümmern seiner Ehe zu stehen? Ahhh! Und da ist es passiert. Gerade sage ich es noch. Wenn man einmal kurz nicht aufpasst! Von meiner Torte ist nur noch ein kläglicher Rest übrig. Betrübt schaue ich auf die Stelle des Tellers, die gerade noch mit den schönsten Köstlichkeiten gefüllt war. Ach, was soll‘s! Vielleicht bestelle ich einfach noch ein zweites Stück. Warum sollte ich auf meine Figur achten, wenn es keinen Georg mehr gibt, dem ich sie vorführen könnte?

Aha! Das war doch schon mal ein positiver Punkt an der Geschichte. Weiter! Was gibt es noch Positives an der Situation? Gut, ich bin wieder frei und ungebunden. Unabhängig und niemandem verpflichtet. Ich könnte mich sexuell noch einmal richtig ausleben, bevor ich wieder eine feste Partnerschaft eingehe. Ich schmunzle bei dem Gedanken, nun meine wildesten Phantasien ausleben zu können, denn die Wahrheit ist: Ich habe gar keine!

Ich bin eine ganz normale Frau. Ich kuschle gern, ich lasse mich gern in den Arm nehmen, ich lehne mich gern an eine starke Schulter an, ich habe gern Sex, in der Missionarsstellung. Mehr brauche ich gar nicht, um glücklich zu sein (außer vielleicht noch ein Stück Schweizer Nusstorte). Gibt es überhaupt noch andere Dinge im sexuellen Bereich, die interessant sind? Ja, es gab da dieses Tantra, das sollte ganz spannend sein. Ich beschließe, mal zu googeln, was es noch geben könnte. Früher hieß die beste Freundin Gabi. heute heißt sie Google. Die Zeiten ändern sich eben.

Google ist sehr mitteilungsfreudig. Ich sitze abends bei einem Glas Rotwein auf dem Sofa und tippe ein: sexuelle Phantasien von reifen Frauen. Bei einer Website bleibe ich hängen:

Weibliche Fantasien, Platz 10: Voyeurismus

Weibliche Fantasien, Platz 9: Exhibitionismus

Weibliche Fantasien, Platz 8: devoter Sex bzw. eine Art „sichere“ Vergewaltigung mit geheimen Einverständnis, also ein Rollenspiel

Weibliche Fantasien, Platz 7: Sex in der Öffentlichkeit

Weibliche Fantasien, Platz 6: Dreier mit zwei Männern

Weibliche Fantasien, Platz 5: Ältere Frau mit jungem Mann

Weibliche Fantasien, Platz 4: Männlicher Sklave für Sex und den Haushalt

Weibliche Fantasien, Platz 3: Lesbische Erfahrung

Weibliche Fantasien, Platz 2: Callgirl

Weibliche Fantasien, Platz 1: Sex mit Unbekannten

Interessant! Und weil das Glas Rotwein in meiner Hand an diesem Abend nicht das erste ist, beschließe ich, besonders mutig zu sein und alle zehn Punkte in meinem restlichen Leben abzuhaken. Dann kann ich beruhigt sterben. Und die Trennung hatte sogar noch etwas Gutes.

Fein, womit fange ich an? Mein Blick bleibt am Korb mit der Bügelwäsche hängen und ich wähle Platz 4: den Sexsklaven, der den Haushalt schmeißt. Glücklich wegen dieser exzellenten Entscheidung tippe ich „Haushaltssklave gesucht“ bei google ein. Ich scrolle die Ergebnisse durch und bleibe bei einem Eintrag hängen: „Junge Domina sucht Putzsklave/Haushaltssklave“. Ich klicke neugierig auf den link. Und lese erstaunt, wie viele Bewerber es um diese Stelle gibt. Eine ganze Reihe von Bewerbern bietet sich freiwillig an. Und tatsächlich: Die Lady scheint sich recht zügig ihren Sklaven herausgepickt zu haben!

Die Männer betteln geradezu darum, von ihr versklavt und benutzt zu werden. Mein Kopf ist rot – und das liegt nicht nur am Wein. Wie genial ist das denn! Männer, die Schlange stehen, um Hausarbeit zu übernehmen. Mir ist natürlich klar, dass hier eine junge Dame schreibt. Männer stehen auf junge Frauen. Trotzdem: Einen Versuch wäre es wert! Vielleicht klappt es ja, die Nachfrage nach soetwas scheint da zu sein. „Volles Kopfhaar“ – amüsant, wie sich die Bewerber selbst anpreisen.

Ich schenke mir Wein nach und google nach „Erotikform“. Eine unbestimmbare Zeit später hieve ich mich mit meinem letzten klaren Gedanken ins Bett und lösche das Licht. Ich bin jetzt als Lady Saskia auf joyclub.de registriert und suche dort nach einem Haushaltssklaven. Mit einem Lächeln schlafe ich ein.

Und finde mich in einem Pyramiden-artigen Palast wieder, dessen Wände aus blitz-blankem Glas bestehen. Neugierig schreite ich durch einen großen, hellen Gang. Überall sehe ich muskulöse Sklaven in ägyptisch-anmutender Kleidung und mit dem Kopf Gregors. Sie sind damit beschäftigt, das Glas zu putzen und streifenfrei sauber zu halten. Kleine Kätzchen stromern umher und machen die ganze Arbeit wieder zunichte, indem sie an dem Glas lecken, weil sie es für Zucker halten. So kommt es, dass die Sklaven Tag und Nacht putzen müssen. Das ist einerseits schlimm, andererseits aber gut für die Muskeln. Ich lache laut und dröhnend. Die ganze Pyramide ist erfüllt davon. Was für eine grausame Herrscherin Lady Saskia doch ist!

Ich trete ein in ein riesiges Wohnzimmer – das aber eigentlich nur der Fahrstuhl ist. Über einer Tür mitten im Raum ist eine Digitalanzeige angebracht, die hoch ins 100. Stockwerk rast. Die Türe öffnet sich und ich trete hindurch. Ich stehe auf der Terrasse der Glaspyramide. Um das Bauwerk herum sind nur Wolken zu sehen. Es ist, als würde die Pyramide im Himmel schweben. In der Mitte des Raumes steht ein großes Himmelbett. Zwei Sklaven mit Gregor-Kopf verneigen sich vor mir. Mit ihren starken Armen heben sie das Himmelbett an und trage es zu mir, damit ich keinen Schritt zuviel gehen muss. Wie aufmerksam. Gern geschehen, sagt der eine Sklave ohne die Lippen zu bewegen. Seltsam: Ich höre seine Stimme in meinem Kopf. Ich nehme auf dem Bett Platz.

Der andere Sklave streift mir die Schuhe ab und beginnt, mir die Füße in warmem Rosenwasser zu baden. Ich gleite zurück und bette mich auf den muskulösen Körper des ersten Sklaven. Endlich bist du da, meine Königin, sagt seine Stimme in meinem Kopf. Wir schließen die Augen. Unsere Lippen berühren sich zu einem unvergesslichen, schicksalhaften Kuss, da stürzt plötzlich aus heiterem Himmel ein Propeller-Flugzeug auf die Terrasse. Es rutscht genau auf uns zu! Mein Herz bleibt stehen, mein Blut gefriert, ich bin starr vor Schock. Nur eine Handbreit vor uns kommt das Ungetüm zum Halten. Das war knapp. Doch was ist das? Der Propeller ist gar kein Propeller, sondern ein Stunden- und Minutenzeiger. Ich drehe den Kopf etwas zur Seite. Oh, schon 7:30 Uhr.

VON FASZINIERT BIS IRRITIERT

Mit kleinen Augen schalte ich den Wecker aus und taste nach der Nachttischlampe. Das Licht geht sofort an, mein Verstand braucht etwas länger. Ich ärgere ich mich über mich selbst. Schließlich war ich schon lange nicht mehr – nunja – angeheitert. Trotzdem bin ich neugierig, ob sich jemand auf mein Online-Inserat gemeldet hat. Während ich dusche, überlege ich, ob meine Anzeige wohl ähnlich erfolgreich ist wie die von Lady Verena.

Ich versuche mich einzuloggen, aber... ich kann mich nicht mehr an dieses verflixte Passwort erinnern! Ich probiere hin und her – und lasse es mir schließlich an mein E-Mail-Postfach senden. Zum Glück gibt es nämlich im joyclub eine Funktion dafür. Ich scheine nicht die Einzige zu sein, die mal einen über den Durst trinkt.

Als ich endlich auf meinem Profil bin, habe ich tatsächlich eine Nachricht. Nur eine Nachricht? Warum habe ich nur eine einzige Nachricht? Schade, ich habe mir mehr ausgerechnet. Die Enttäuschung steigert sich noch: Mein Verehrer ist über 60, wohnt 300 km entfernt und hat kein Bild im Profil. Apropos Bild: Ich habe ja auch keins. Aber dafür habe ich mein Alter angegeben. Hmm... das wird es wohl sein, der Grund, warum sich keiner meldet. Ich verfluche meine Ehrlich- bzw. Dummheit. Ein bisschen flunkern wäre schon in Ordnung gewesen...

Ein Foto muss her! Aber: Um Himmels Willen eins ohne Gesicht. Ich möchte schließlich nicht im Büro darauf angesprochen werden, ob es denn schon geklappt habe mit dem Haushaltssklaven. Über meine Arbeit möchte ich hier nichts schreiben. Nur soviel: Ich arbeite in einer konservativen Branche und da sind solche Ausschweifungen nicht gern gesehen.

Ich durchforste meinen Rechner nach ansprechenden Bildern. Schließlich finde ich eins. Ich öffne das Bildprogramm und schneide Georg raus. So mein Lieber, jetzt sind wir also tatsächlich geschieden. Als nächstes köpfe ich mich. Das heißt, ich lasse noch etwas vom Mund drauf, sonst ist das Ganze ja überhaupt nicht aussagekräftig.

---ENDE DER LESEPROBE---