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Melissa ist nicht sehr begeistert, als ihr Mann Albert plötzlich meint, dass sie ihren Haushalt mit Hilfe der Qualitätsnorm ISO 9001 besser organiseren kann. Voller Eifer beginnt der Ingenieur, Melissas Arbeit neu zu strukturieren. Aber das geht nicht lange gut ...
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Veröffentlichungsjahr: 2015
„Ach, Schatz. Ich verstehe gar nicht, warum du abends immer so müde bist. Vermutlich machst du es dir immer viel zu schwer. Mit ein bisschen kluger Arbeitsorganisation hättest du überhaupt keinen Stress mit dem Haushalt und den Kindern.“
Überheblich verschränkte der Mann im Anzug seine Arme hinter dem Kopf und lehnte sich genüsslich auf dem Sofa zurück, seiner Frau einen belustigten Blick zuwerfend. Sie sah abgekämpft und etwas derangiert aus. Ein gequältes Lächeln entrang sich ihren Lippen.
„Ja. Toll. Du kannst das natürlich alles besser, Albert.“
„Das nicht. Aber ich hätte mir das alles gut durchorganisiert.“
Die Frau seufzte nur und huschte hinaus.
„Übrigens. Wirst du heute noch fertig, oder fahren wir nicht mehr ins Theater?“ rief er ihr fragend nach. Sie kehrte nochmal um und sah ihn bedauernd an.
„Der Babysitter hat abgesagt. Tut mir leid. Wir können nicht fahren.“
Ein enttäuschter Ausdruck huschte über das makellos glattrasierte Gesicht des Mannes. Er hielt auf sein Äußeres. Das war in seiner Position als Leiter der Qualitätssicherung auch nicht anders zu erwarten.
„Und was machen wir jetzt mit den Karten?“
„Vielleicht nehmen Hans und Bärbel sie?“ schlug die Frau aus der Küche vor. Er erhob sich geschmeidig.
„Na gut. Ich rufe sie an und dann ziehe ich mir was anderes an.“
„Du könntest mir ruhig mal helfen!“ rief sie ihm resigniert nach. Doch wie üblich hörte er das nicht. Zu ihrer Überraschung kam er jedoch eine kurze Zeit später in die Küche und setzte sich dort.
„Ich habe mir etwas überlegt.“
„Da bin ich aber gespannt.“
„Ich glaube, ich könnte dir tatsächlich helfen.“
Ihr Gesicht leuchtete auf.
„Wirklich? Das wäre nett! Dann könntest du gleich mal den Müll rausbringen, ja?“
Ein milde indignierter Ausdruck huschte über sein Gesicht.
„Schatz, so habe ich das nicht gemeint.“
Verwirrt sah die Frau ihn an.
„Nicht? Was meinst du dann?“
„Ich werde dich ein wenig schulen. Arbeitseffektivität. Rationalisierung. Lean Management. Just in time. Du weißt schon.“
Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war der einer Kuh, wenn es donnert. Er lächelte gönnerhaft.
„Mit den richtigen Methoden könntest du die Arbeit hier in der halben Zeit schaffen. Ganz einfach und bequem. Ein Haushalt ist nichts anderes, als ein kleines Miniunternehmen. Da gelten die gleichen Regeln und Gesetze, wie bei mir in der Firma. Meine Mitarbeiter habe ich alle bereits mehrfach geschult. Es läuft wie am Schnürchen bei uns. Da wäre es doch gelacht, wenn wir den Laden hier nicht auch etwas besser organisieren könnten.“
„Bist du dir sicher?“ zweifelte die Frau eher ratlos als wirklich eingeschüchtert.
„Aber hundertprozentig! Wir fangen morgen gleich an, wenn ich aus der Arbeit komme!“
Die Frau seufzte leise.
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, Albert.“
„Aber papperlapapp! Das ist die beste Idee seit langem! Vertrau mir, Schatz. Ich bin ein Profi!“
*
„Wo bist du denn?“