Racheklingen - Joe Abercrombie - E-Book
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Joe Abercrombie

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Beschreibung

Der Meister der modernen Abenteuer-Fantasy


Die Söldnerin Monzcarro Mercatto hat alles, was sie sich wünschen kann: einen Geliebten, Geld im Überfluss und Ansehen beim Volk von Styrien. Dem Großherzog ist ihr Erfolg jedoch ein Dorn im Auge, und so lässt er sie kurzerhand beseitigen – denkt er. Doch Monzcarro überlebt wie durch ein Wunder und kennt nur noch ein Ziel: Rache. Nach seinem triumphalen Erfolg mit den Romanen um den Barbaren, den Inquisitor und den Magier kehrt Joe Abercrombie in „Racheklingen“ erneut in die fantastische Welt seiner Helden zurück. Action, Spannung und Humor garantiert!

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Seitenzahl: 1239

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Inhaltsverzeichnis
Das Buch
Der Autor
Widmung
BENNA MURCATTO RETTET EIN LEBEN
I – TALINS
DAS LAND DER UNBEGRENZTEN MÖGLICHKEITEN
DER KNOCHENDIEB
FISCH AUF DEM TROCKENEN
SECHS UND EINS
BLUTIGE ANWEISUNGEN
II – WESTPORT
GIFT
WISSENSCHAFT UND MAGIE
DER SICHERSTE ORT DER WELT
BÖSE FREUNDE
ZWEI ZWEIEN
PLAN UND ZUFALL
RÜCKZAHLUNG
III – SIPANI
NEBEL UND GEFLÜSTER
DIE KUNST WAHRER ÜBERZEUGUNGSKRAFT
DAS LEBEN EINES TRINKERS
ABSEITS
ÜBLE GESELLEN
DIE FRIEDENSSTIFTER
ÄRGER MACHEN
LEIDENSCHAFT UND TOD
WAHRE UNTERHALTUNG
WAS GESCHAH
IV – VISSERINE
NUN ALSO RACHE
NACH UNTEN
RATTEN IM SACK
IM AUGE DES STURMS
ERBARMEN UND FEIGHEIT
EIN SELTSAMES PAAR
DUNKELHEIT
DER KUNSTKENNER
HART UND GEMEIN
DIE RECHNUNGEN ANDERER
DER FECHTMEISTER
V – PURANTI
SECHSEN
DER AUGENMACHER
DER FÜRST DER VORSICHT
WEDER REICH NOCH ARM
NEUE ANFÄNGE
DER VERRÄTER
DER KÖNIG DER GIFTE
NICHT SCHLECHTER
ERNTEZEIT
DER ALTE NEUE GENERAL DER TAUSEND KLINGEN
VI – OSPRIA
DER ANGRIFFSPLAN
POLITIK
AUSGEZAUDERT
KRIEGSGESCHÄFT
DAS SCHICKSAL STYRIENS
DEN SIEGERN …
SO VIEL FÜR NICHTS
VERSCHOBENE GEWICHTE
VII – TALINS
DIE RÜCKKEHR
DAS FELL DES LÖWEN
VORBEREITUNG
DAS GESETZ DES KRIEGES
STYRIEN, GEEINT
ZU STAUB GEWORDEN
DAS UNVERMEIDLICHE
DER TANZ GEHT WEITER
SAAT
ALLES GANZ ANDERS
ENDE GUT, ALLES GUT
Danksagung
Copyright
Das Buch
Es ist Frühling in Styrien, und das bedeutet Krieg. Für Monza Murcatto, Anführerin des berüchtigten Söldnerheeres der Tausend Klingen, beginnt damit die schönste Jahreszeit. Denn in den ständig wechselnden Allianzen der Stadtstaaten gibt es für sie und ihre Männer jede Menge Beute. Mit anderen Worten, Monza hat eigentlich alles, was sie sich wünschen kann: einen Geliebten an ihrer Seite, Geld im Überfluss und hohes Ansehen bei den Bewohnern von Styrien. Dem Großherzog ist ihr Erfolg jedoch schon bald ein Dorn im Auge, und so lässt er Monza und ihren Bruder kurzerhand umbringen – wie er glaubt.
Was er nicht weiß: Monza hat den perfiden Anschlag wie durch ein Wunder überlebt. Sieben Männer waren an dem Verrat beteiligt, und jetzt kennt Monza, verkrüppelt und gebrochen, nur noch ein Ziel. Dafür schart sie die übelsten Verbrecher des Landes um sich – unter anderem einen Barbaren aus dem hohen Norden, einen kaltblütigen Giftmörder sowie den früheren Hauptmann der Tausend Klingen, Monzas alten Mentor – und beginnt einen gnadenlosen Feldzug der Vergeltung. Es ist Frühling in Styrien, und das bedeutet Rache …
Vollgepackt mit Action, atemberaubend spannend und bissig – Joe Abercrombie ist der Meister der modernen Abenteuer-Fantasy!
»Unter den Fantasy-Autoren der neuen Generation ist Joe Abercrombie zweifellos der hellste Stern.« The Times
Der Autor
Joe Abercrombie lebt und arbeitet als freischaffender Fernsehredakteur und Autor in London. Mit Kriegsklingen, Feuerklingen und Königsklingen, seinen erfolgreichen Romanen um den Barbaren, den Inquisitor und den Magier, hat er sich auf Anhieb in die Herzen der Fans geschrieben. Sein lange erwarteter Nachfolger Racheklingen spielt ebenfalls in der Welt der Klingen-Romane.
Für Grace
Eines Tages wirst du das hier lesen und ein wenig beunruhigt sein.
BENNA MURCATTO RETTET EIN LEBEN
Der Sonnenaufgang hatte die Farbe schlechten Blutes. Es sickerte aus dem Osten und schickte rote Flecken über den dunklen Himmel, übergoss die Wolkenfetzen mit gestohlenem Gold. Darunter ringelte sich die Straße den Berg zur Festung Fontezarmo hinauf – eine Gruppe zusammengedrängter, kantiger Türme, die ascheschwarz in den verwundeten Himmel ragte. Der Sonnenaufgang war rot, schwarz und gold.
Die Farben ihres Berufes.
»Du siehst heute Morgen besonders bezaubernd aus, Monza.«
Sie seufzte, als sei dieser Umstand reiner Zufall. Als hätte sie keine ganze Stunde vor dem Spiegel zugebracht und sich schöngemacht. »Tatsachen sind Tatsachen. Sie festzustellen, ist keine Kunst. Du beweist lediglich, dass du nicht blind bist.« Gähnend reckte sie sich im Sattel und ließ ihn einen Augenblick zappeln. »Aber ich bin gern bereit, mir mehr anzuhören.«
Er räusperte sich geräuschvoll und hob eine Hand, wie ein schlechter Schauspieler, der zu einem großen Monolog ansetzt. »Dein Haar ist wie … ein Schleier aus schimmerndem Zobel!«
»Du aufgeblasener Angeber. Was war es gestern? Ein mitternachtschwarzer Vorhang. Das hat mir besser gefallen, da schwang ein Hauch Poesie mit. Schlechte Poesie zwar, aber immerhin.«
»Scheiße.« Er sah mit zusammengekniffenen Augen zu den Wolken auf. »Aber deine Augen, sie schimmern wie durchdringende, unbezahlbare Saphire!«
»Jetzt habe ich auch noch Steine im Gesicht, oder was?«
»Lippen wie Rosenblüten?«
Sie spuckte in seine Richtung, aber er war darauf vorbereitet und wich aus, sodass der Schleim an seinem Pferd vorbei auf die trockenen Steine neben der Straße klatschte. »Das ist für deine Rosen, damit sie besser wachsen, du Arschloch. Das kannst du besser.«
»Es wird jeden Tag schwerer«, maulte er. »Der Edelstein, den ich dir gekauft habe, steht dir gut.«
Sie hob die rechte Hand, um ihren Ring zu bewundern, geschmückt mit einem Rubin von der Größe einer Mandel, der die ersten Sonnenstrahlen auffing und wie eine offene Wunde schimmerte. »Ich habe schon hässlichere Dinge geschenkt bekommen.«
»Er passt zu deinem feurigen Temperament.«
Sie schnaubte. »Und zu meinem verdammten Ruf.«
»Scheiß auf deinen Ruf! Das ist doch nur das Gequatsche von Idioten. Du bist ein Traum. Eine Vision. Du siehst aus wie …« Er schnippte mit den Fingern. »Wie eine wahre Kriegsgöttin!«
»Eine Göttin, ja?«
»Eine Kriegsgöttin. Gefällt dir das?«
»Das geht durch. Wenn du Herzog Orso auch so gut in den Arsch kriechen kannst, dann kriegen wir vielleicht sogar eine Sonderzahlung.«
Benna spitzte die Lippen in ihre Richtung. »Ich liebe am Morgen nichts so sehr wie die üppigen, runden Hinterbacken Seiner Exzellenz. Sie schmecken nach … Macht.«
Hufe knirschten auf dem staubigen Weg, Sättel knarrten und Rüstungen klapperten. Die Straße machte einen Bogen, dann noch einen. Der Rest der Welt blieb hinter ihnen zurück. Im Osten verblasste der Himmel von dunklem Rot zu ausgeblutetem Rosa. Langsam kam der Fluss in Sicht, der sich auf dem Grund des steilen Tals durch die herbstlichen Wälder schlängelte. Schimmernd wie ein Heer auf dem Vormarsch strömte er schnell und gnadenlos dem Meer entgegen, nach Talins.
»Ich warte«, sagte er.
»Worauf?«
»Darauf, dass ich nun meinen Teil der Komplimente bekomme.«
»Wenn dir noch mehr zu Kopf steigt, wird deine Rübe noch platzen.« Sie schlug ihre seidenen Manschetten um. »Und ich will deine Hirnmasse nicht auf meinem neuen Hemd haben.«
»Du hast mich durchbohrt!« Benna presste sich die Hand an die Brust. »Genau hier! Zahlst du mir so meine jahrelange Ergebenheit zurück, du herzlose Schlampe?«
»Wie kannst du es wagen, mir ergeben zu sein, du Bauer? Du bist wie eine Zecke, die einer Tigerin ergeben ist!«
»Tigerin? Ha! Wenn man dich mit einem Tier vergleicht, dann doch meist mit einer Schlange.«
»Besser als eine Made.«
»Hure.«
»Feigling.«
»Mörderin.«
Das konnte sie schwerlich leugnen. Schweigen überfiel beide. Ein Vogel zwitscherte auf einem dürren Baum neben der Straße. Bennas Pferd holte das ihre allmählich ein, und ganz, ganz leise murmelte er:
»Du siehst heute Morgen ausgesprochen bezaubernd aus, Monza.«
Das ließ ein Lächeln um einen ihrer Mundwinkel spielen. Um den auf der ihm abgewandten Gesichtshälfte, den er nicht sehen konnte. »Nun, Tatsachen sind nun einmal Tatsachen.«
Sie gaben den Pferden die Sporen und trieben sie die letzte steile Kurve hinan. Vor ihnen ragten die äußeren Mauern der Zitadelle von Fontezarmo auf. Eine schmale Brücke führte über eine schwindelerregende Schlucht zum Torhaus, und darunter schoss funkelnd Wasser in die Tiefe. Auf der anderen Seite der Brücke gähnte ein Durchgang, der so einladend wirkte wie ein Grab.
»Sie haben die Mauern seit letztem Jahr verstärkt«, murmelte Benna. »Es wäre sicher kein Spaß, diese Festung zu stürmen.«
»Jetzt tu mal nicht so, als hättest du den Mut, eine Leiter hier anzulegen und hinaufzuklettern.«
»Es wäre sicher kein Spaß, anderen zu befehlen, diese Festung zu stürmen.«
»Nein.« Sie lehnte sich vorsichtig ein wenig aus dem Sattel und sah in die gähnende Tiefe zu ihrer Linken. Dann blickte sie die steile Felswand hinauf, die sich zu ihrer Rechten erhob und deren Zinnen sich wie eine schwarze Kante gegen den sich aufhellenden Himmel abhoben. »Es macht fast den Anschein, als hätte Orso Angst, jemand wolle ihn töten.«
»Hat er etwa Feinde?«, hauchte Benna, der vor spöttischer Überraschung runde Augen machte.
»Nur die Hälfte Styriens.«
»Dann … haben wir demnach auch Feinde?«
»Mehr als die Hälfte Styriens.«
»Aber ich habe mich so bemüht, beliebt zu sein.« Sie trotteten an zwei säuerlich dreinblickenden Soldaten vorbei, deren Speere und Stahlhelme so strahlend poliert waren, dass sie mörderisch blitzten. Der Hufschlag hallte in der Dunkelheit des langen, allmählich aufwärtsführenden Tunnels wider.
»Jetzt hast du wieder diesen Gesichtsausdruck.«
»Welchen?«
»Als ob es heute nichts mehr zu lachen gäbe.«
»Hm.« Sie spürte selbst, dass sich die vertraut finstere Miene über ihre Züge legte. »Du kannst es dir leisten zu lächeln. Du bist der Gute.«
Hinter den Toren lag eine ganz andere Welt. Die Luft war schwer von Lavendel, und nach den grauen Berghängen war hier nun alles grün. Es war eine Welt von gepflegten Rasenflächen, von Hecken, die man mit der Schere in die wunderbarsten Formen gezwungen hatte, von Springbrunnen, die schimmernde Gischt in die Höhe schickten. Die grimmigen Wächter an jeder Türöffnung, auf deren weiße Wappenröcke das schwarze Kreuz von Talins gestickt war, verdarben jedoch die Stimmung.
»Monza …«
»Ja?«
»Lass es das letzte Jahr auf Kriegszug gewesen sein«, bettelte Benna. »Der letzte Sommer im Staub. Lass uns danach etwas Bequemeres finden, das wir tun können. Jetzt, solange wir noch jung sind.«
»Was ist mit den Tausend Klingen? Es sind immerhin schon fast zehntausend, und sie alle warten darauf, dass wir ihnen Befehle geben.«
»Die können sie doch auch von jemand anderem bekommen. Sie sind aus Lust am Plündern zu uns gestoßen, und wir haben ihnen reichlich Beute verschafft. Treu sind sie ohnehin nur ihren eigenen Taschen gegenüber.«
Sie musste zugeben, dass die Tausend Klingen sicher nie die besten Menschen, nicht einmal die besten Söldner in ihren Reihen gehabt hatten. Die meisten von ihnen standen nur eine Stufe über gemeinen Verbrechern. Die meisten der Übrigen eine Stufe darunter. Aber darum ging es nicht. »Du musst an irgendetwas in deinem Leben festhalten«, knurrte sie.
»Ich wüsste nicht, warum.«
»Das ist wieder typisch für dich. Noch ein weiterer Kriegszug, und Visserine wird fallen, Rogont wird sich ergeben, und der Achterbund wird nur noch eine böse Erinnerung sein. Orso kann sich zum König Styriens krönen lassen, und wir werden uns in Luft auflösen und vergessen sein.«
»Wir verdienen es, dass man sich an uns erinnert. Wir könnten eine eigene Stadt haben. Du könntest die edle Herzogin Monzcarro von … wo auch immer sein …«
»Und du der furchtlose Herzog Benna?« Sie lachte über diesen Gedanken. »Du blöder Arsch. Ohne meine Hilfe hast du kaum unsere Gedärme im Griff. Krieg ist schon ein dreckiges Geschäft, aber vor Politik scheue selbst ich zurück. Wenn Orso gekrönt wird, ziehen wir uns zurück.«
Benna seufzte. »Ich dachte, wir sind Söldner? Cosca hat nie so treu zu einem Dienstherrn gehalten.«
»Ich bin nicht Cosca. Und es ist auch nicht weise, dem Herrn von Talins eine Abfuhr zu geben.«
»Du kämpfst einfach zu gern.«
»Nein. Ich siege gern. Nur noch ein Kriegszug, und dann können wir die Welt bereisen. Das Alte Kaiserreich besuchen. Zu den Tausendinseln fahren. Nach Adua segeln und im Schatten des Hauses des Schöpfers stehen. Alles tun, wovon wir immer geredet haben.« Benna schmollte, wie immer, wenn er nicht seinen Willen bekam. Er schmollte, aber er sagte nicht Nein. Manchmal nagte es an ihr, dass immer sie die Entscheidungen treffen musste. »Wo es doch so offensichtlich ist, dass wir beide nur einen Arsch in der Hose haben, hast du nie daran gedacht, ihn dir einmal auszuleihen?«
»Dir steht er besser. Außerdem hast du doch auch das Hirn. Ist doch besser, wenn beides zusammenbleibt.«
»Und was behältst du bei diesem Handel?«
Benna grinste sie an. »Das gewinnende Lächeln.«
»Dann lächele. Nur noch ein Kriegszug.« Sie schwang sich aus dem Sattel, rückte sich den Schwertgurt zurecht, warf dem Stallburschen die Zügel zu und schritt zum inneren Torhaus hinüber. Benna musste sich beeilen, um sie einzuholen, und dabei geriet ihm der Degen zwischen die Beine und er stolperte. Für einen Mann, der mit dem Krieg seinen Lebensunterhalt verdiente, war er im Umgang mit Waffen peinlich ungeschickt.
Der innere Hof war in breite Terrassen aufgeteilt, die sich über die Spitze des Berges erstreckten und mit exotischen Palmen bepflanzt waren; hier standen noch mehr Wachen als auf dem äußeren. Eine uralte Säule, die angeblich aus dem Palast von Scarpius stammte, ragte hoch in der Mitte auf und warf ein schimmerndes Spiegelbild auf die Oberfläche des runden Teiches, in dem silberne Fische herumhuschten. Das Ungeheuer aus Glas, Bronze und Marmor, das Herzog Orsos Palast darstellte, ragte drum herum zu drei Seiten auf wie eine riesenhafte Katze, die eine Maus in ihren Klauen hielt. Seit dem letzten Frühjahr war an der nördlichen Mauer ein großer neuer Flügel entstanden, dessen steinerne Verzierungen noch halb von Gerüsten verdeckt wurden.
»Sie haben angebaut«, sagte sie.
»Na klar. Prinz Ario kann doch wohl kaum mit nur zehn Sälen für seine Schuhe auskommen.«
»Ein Mann kann heute kaum etwas gelten, wenn er nicht mindestens zwanzig Räume voller Fußbekleidung hat.«
Benna sah mit gerunzelter Stirn zu seinen eigenen Schuhen mit den goldenen Schnallen hinab. »Ich habe, alle zusammengezählt, nur dreißig Paar. Aber ich fühle mich schon sehr minderwertig deswegen.«
»Tun wir das nicht alle?«, murmelte sie. Auf dem Rand des Daches erhob sich eine Gruppe halb fertiggestellter Statuen. Herzog Orso, der Almosen für die Armen gab. Herzog Orso, der die Unwissenden lehrte. Herzog Orso, der die Schwachen vor Unheil schützte.
»Ich wundere mich, dass er nicht auch noch eine hat, die zeigt, wie ihm ganz Styrien den Hintern küsst«, flüsterte ihr Benna ins Ohr.
Sie deutete auf einen teilweise behauenen Marmorblock. »Das kommt als Nächstes.«
»Benna!«
Graf Foscar, Orsos jüngerer Sohn, kam wie ein eifriges Hündchen um den Teich herum angelaufen; seine Schuhe knirschten auf dem frisch geharkten Kies, und sein sommersprossiges Gesicht leuchtete. Seit Monza ihn das letzte Mal gesehen hatte, versuchte er offenbar ohne großen Erfolg, sich einen Bart stehen zu lassen, aber die sprießenden sandfarbenen Härchen ließen ihn nur noch jungenhafter aussehen. Er mochte die gesamte Ehrlichkeit seiner Familie geerbt haben, aber das gute Aussehen hatte jemand anderer mitbekommen. Benna grinste, warf einen Arm um Foscars Schultern und zerstrubbelte ihm das Haar. Bei allen anderen hätte diese Geste beleidigend gewirkt, aber bei Benna war sie schlicht charmant. Er hatte ein Talent dafür, andere Menschen glücklich zu machen, das Monza stets wie Zauberei vorkam. Ihre Fähigkeiten lagen in anderen Bereichen.
»Ist Ihr Vater schon hier?«, fragte sie.
»Ja, und mein Bruder auch. Ihr Bankier ist bei ihnen.«
»Wie ist denn seine Stimmung?«
»Gut, soweit ich das sagen kann, aber Sie kennen ja meinen Vater. Andererseits ist er auf Sie beide niemals wütend, nicht wahr? Sie bringen ja immer gute Nachrichten. Heute doch auch, oder?«
»Soll ich es ihm sagen, Monza, oder …«
»Borletta ist gefallen. Cantain ist tot.«
Foscar jubelte nicht. Im Gegensatz zu seinem Vater machten Tote ihn nicht glücklich. »Cantain war ein guter Mann.«
Das war nun doch etwas unangebracht, soweit Monza das beurteilen konnte. »Er war der Feind Ihres Vaters.«
»Aber er war ein Mann, dem man Respekt entgegenbringen konnte. Von denen gibt es in Styrien nicht mehr allzu viele. Er ist wirklich tot?«
Benna blies die Backen auf. »Nun, sein Kopf ist ab und wurde über den Toren aufgespießt, und wenn Sie nicht zufällig einen ganz besonders guten Arzt kennen …«
Sie durchquerten einen hohen Torbogen, der in einen Saal führte, so düster und hallend wie ein Kaisergrab. Staubkörnchen schwebten durch die Lichtbalken, die helle Flecken auf den Marmorboden zauberten. Alte Rüstungen standen schimmernd Wache, die antiken Waffen in den stählernen Fäusten. Die Wände warfen das Klacken von Absätzen zurück, als ihnen ein Mann in dunkler Uniform entgegenkam.
»Verdammt«, zischte ihr Benna ins Ohr. »Ganmark, dieses Reptil, ist hier.«
»Halte dich zurück.«
»Kann doch gar nicht sein, dass dieser kaltblütige Dreckskerl so gut mit dem Degen ist, wie man immer sagt …«
»Ist er aber.«
»Wenn ich auch nur halb ein Mann wäre, dann würde ich …«
»Bist du aber nicht.«
Das Gesicht General Ganmarks war seltsam weich, sein Schnurrbart hing schlaff herab, die blassgrauen Augen blickten stets etwas wässrig und verliehen ihm einen Ausdruck immerwährender Traurigkeit. Gerüchteweise hatte man ihn wegen einer indiskreten Liebelei aus dem Heer der Union geworfen, bei der man ihn mit einem anderen Offizier in Verbindung gebracht hatte; daraufhin hatte er auf der Suche nach einem weniger engstirnigen neuen Meister den Weg übers Meer angetreten. Herzog Orso war ausgesprochen wenig engstirnig, was seine Untergebenen betraf, solange sie etwas leisteten. Dafür waren nicht zuletzt sie und Benna ein Beweis.
Ganmark nickte steif zu Monza hinüber. »Generalin Murcatto.« Dann wandte er sich steif zu Benna. »General Murcatto. Graf Foscar, Sie befleißigen sich weiterhin Ihrer Übungen, möchte ich doch hoffen?«
»Ich kämpfe jeden Tag.«
»Dann werden wir eines Tages doch noch einen Degenfechter aus Ihnen machen.«
Benna schnaubte. »Oder vielleicht auch einen Langweiler.«
»Beides wäre eine Leistung«, tönte Ganmark. »Ein Mann ohne Disziplin ist nicht besser als ein Hund. Ein Soldat ohne Disziplin ist nicht besser als eine Leiche. Schlimmer sogar, denn eine Leiche ist keine Bedrohung für die eigenen Kameraden.«
Benna öffnete den Mund, aber Monza schnitt ihm das Wort ab. Er konnte sich später zum Narren machen, wenn er denn unbedingt wollte. »Wie verlief Ihr Kriegszug?«
»Ich habe meine Rolle gespielt und Ihre Flanke vor Rogont und seinen Osprianern beschützt.«
»Sie haben den Großen Zauderer aufgehalten?« Bennas Mundwinkel zuckten verächtlich. »Das war aber eine echte Leistung.«
»Nur eine Nebenrolle. Eine komische Wendung in einer großen Tragödie, aber eine, die das Publikum, wie ich hoffe, zu schätzen weiß.«
Der Hall ihrer Schritte verstärkte sich, als sie einen weiteren Durchgang durchquerten und den hoch aufragenden Rundbau im Herzen des Palastes erreichten. Die ausgebuchteten Wände waren mit großflächigen Reliefs geschmückt, die Szenen aus uralter Zeit darstellten. Schlachten zwischen Dämonen und Magi und ähnlichen Blödsinn. Hoch über ihnen zeigte die große Kuppel Fresken mit sieben geflügelten Frauen vor einem sturmumtosten Himmel, bewaffnet, gerüstet und mit zornigen Gesichtern. Die Schicksalsgöttinnen, die den Menschen auf der Erde brachten, was ihnen vorherbestimmt war. Aropellas größtes Werk. Gerüchteweise hatte er acht Jahre gebraucht, um es zu vollenden. Monza kam nie darüber hinweg, dass der Raum sie immer wieder dazu brachte, sich winzig, schwach und völlig unbedeutend zu fühlen. Aber genau in dieser Absicht war er schließlich angelegt worden.
Die vier Besucher erklommen eine geschwungene Freitreppe, die so breit war, dass doppelt so viele Menschen nebeneinander Platz gehabt hätten. »Und wohin hat Sie Ihr komisches Talent gebracht?«, fragte Monza Ganmark.
»Zu Feuer und Mord, zu den Toren von Puranti und zurück.«
Benna verzog den Mund. »Gab es auch richtige Kämpfe?«
»Wieso sollte ich kämpfen? Haben Sie Ihren Stolicus nicht gelesen? ›Ein Tier kämpft sich bis zum Sieg‹ …«
Monza vollendete seinen Satz: »Ein General marschiert dorthin. Haben Sie viele Lacher geerntet?«
»Nicht vom Feind, würde ich vermuten. Überhaupt sehr wenige, aber so ist nun einmal der Krieg.«
»Ich finde immer genug Zeit zum Lachen«, warf Benna ein.
»Manche Männer lachen schnell. Das macht sie zu gewinnender Gesellschaft beim Abendessen.« Ganmarks weiche Augen glitten zu Monza hinüber. »Sie lächeln nicht, wie ich sehe.«
»Das werde ich schon noch. Sobald der Achterbund erledigt und Orso König von Styrien ist. Dann können wir alle unsere Degen an den Nagel hängen.«
»Nach meiner Erfahrung hängen Degen niemals lange an ihren Nägeln. Sie haben die Angewohnheit, sich schnell wieder in die Hände ihrer Besitzer zu mogeln.«
»Ich vermute doch, dass Orso Sie weiterhin beschäftigen wird«, sagte Benna. »Und wenn auch nur, um die Fliesen zu polieren.«
Ganmark zog nicht einmal scharf die Luft ein. »Dann wird Seine Exzellenz die saubersten Böden von ganz Styrien haben.«
Eine hohe zweiflüglige Tür wartete am Ende der Treppe, mit schimmernden Intarsien und geschnitzten Löwenköpfen geschmückt. Ein gedrungener Mann tigerte davor hin und her wie ein ergebener alter Hund vor dem Schlafgemach seines Herrn. Es war der Getreue Carpi, jener Hauptmann der Tausend Klingen, der am längsten bei der Truppe war. Sein breites, verwittertes, ehrliches Gesicht zierten die Narben von hundert Scharmützeln.
»Getreuer!« Benna ergriff die kohlenschaufelgroße Hand des alten Söldners. »Bist du in deinem Alter noch diesen Berg hochgeklettert? Solltest du nicht vielmehr in irgendeinem Hurenhaus sein?«
»Wenn ich das nur wäre.« Carpi zuckte die Achseln. »Aber Seine Exzellenz hat nach mir geschickt.«
»Und da du so verlässlich bist … hast du gehorcht.«
»Deswegen nennen sie mich den Getreuen.«
»Wie hast du die Dinge in Burletta hinterlassen?«, fragte Monza.
»Ruhig. Die meisten Männer haben vor den Mauern mit Andiche und Victus ein Lager bezogen. Ich hielt es für das Beste, wenn sie die Stadt nicht niederbrennen. Einige der verlässlicheren Leute habe ich in Cantains Palast stationiert; Sesaria passt auf sie auf. Alte Haudegen so wie ich, noch aus Coscas Zeit. Erfahrene Leute, die nicht zu übereilten Handlungen neigen.«
Benna kicherte. »Die langsam denken, meinst du?«
»Langsam, aber stetig. Wir werden unser Ziel am Ende erreichen.«
»Gehen wir hinein?« Foscar stemmte seine Schulter gegen einen der Türflügel und schob ihn auf. Ganmark und der Getreue folgten ihm. Monza hielt auf der Schwelle einen Augenblick inne und versuchte, ihr unbarmherzigstes Gesicht zu machen. Als sie aufsah, lächelte Benna sie an. Unwillkürlich lächelte sie zurück. Sie beugte sich vor und flüsterte ihm ins Ohr:
»Ich liebe dich.«
»Natürlich tust du das.« Er trat über die Schwelle, und sie ging ihm nach.
Herzog Orsos privates Arbeitszimmer war eine Marmorhalle von der Größe eines Marktplatzes. Hohe Fenster sammelten sich in kühner Reihe eine Wand entlang, weit geöffnet, um eine kühle Brise einzulassen, die mit den bunten Vorhängen spielte. Dahinter schien eine lange Terrasse in der leeren Luft zu hängen und über den steilsten Abhang des ganzen Berggipfels hinauszuragen.
Die gegenüberliegende Wand war mit riesenhaften Gemälden bedeckt, die von den führenden Künstlern Styriens geschaffen worden waren und die großen Schlachten der Geschichte zeigten. Die Siege, die Stolicus, Harod der Große, Farans oder Verturio errungen hatten, plakativ in Ölfarbe gebannt. Sie vermittelten deutlich die Botschaft, dass es sich bei Orso um den jüngsten Spross einer Linie königlicher Gewinner handelte, obgleich sein Urgroßvater ein Thronräuber und darüber hinaus ein gemeiner Verbrecher gewesen war.
Das größte Gemälde hing der Tür gegenüber und war mindestens zehn Schritte hoch. Wen hätte es anders zeigen können als Großherzog Orso persönlich? Er saß auf einem sich aufbäumenden Streitross, den schimmernden Säbel hoch erhoben, das durchdringende Auge auf den weiten Horizont gerichtet, und führte seine Männer in der Schlacht von Etrea zum Sieg. Der Maler schien sich der Tatsache nicht bewusst gewesen zu sein, dass Orso keine fünfzig Meilen an die Kämpfe herangekommen war.
Aber eine schöne Lüge ist der langweiligen Wahrheit stets überlegen, hatte er ihr oft gesagt.
Der Herzog von Talins saß leicht vornübergebeugt an seinem Schreibtisch und schwang statt eines Säbels die Feder. Ein hochgewachsener, hagerer Mann mit einer Hakennase stand neben ihm und bedachte das Papier mit dem Blick eines Geiers, der auf den Tod verdurstender Reisender wartet. In ihrer Nähe, in den Schatten der Wand, lauerte eine ungeschlachte Gestalt. Gobba, Orsos Leibwächter, mit einem dicken Hals, wie ein großes Schwein. Prinz Ario, der älteste Sohn des Herzogs und sein Erbe, lümmelte in einem vergoldeten Sessel nahe bei seinem Vater. Er hatte die Beine überschlagen, hielt lässig ein Weinglas in der Hand und trug ein mattes Lächeln auf seinem nichtssagend schönen Gesicht.
»Ich habe diese Bettler auf dem Schlossgelände aufgelesen«, rief Foscar, »und ich dachte, ich übergebe sie deiner Mildtätigkeit, Vater!«
»Mildtätigkeit?« Orsos scharfe Stimme hallte durch den großen Saal. »Ich halte nicht viel von diesem Kram. Machen Sie es sich bequem, meine lieben Freunde, ich komme gleich zu Ihnen.«
»Wenn das nicht die Schlächterin von Caprile ist«, murmelte Ario, »und ihr kleiner Benna.«
»Euer Hoheit. Sie sehen gut aus.« Er sah aus wie ein schlaffer Sack, dachte Monza, aber das behielt sie für sich.
»Sie auch, wie immer. Wenn alle Soldaten so aussähen wie Sie, dann würde ich es vielleicht selbst erwägen, ins Feld zu ziehen. Ein neues Schmuckstück?« Ario deute mit seiner juwelenbesetzten Hand nachlässig auf den Rubin an Monzas Finger.
»Das war gerade zur Hand, als ich mich anzog.«
»Wie gern wäre ich dabei gewesen. Wein?«
»So früh am Morgen?«
Er blickte mit schwerlidrigen Augen zu den Fenstern. »Was mich angeht, haben wir immer noch letzte Nacht.« Als sei es ein Heldenstück, lange aufzubleiben.
»Ich nehme gern einen Schluck.« Benna, der sich, wenn es um Prahlerei ging, nie übertrumpfen ließ, schenkte sich bereits ein Glas ein. Wahrscheinlich würde er in einer Stunde sturzbetrunken sein und sich zum Narren machen, aber Monza hatte es satt, seine Mutter zu spielen. Sie schlenderte an dem breiten Kamin vorüber, dessen Sims von den geschnitzten Figuren von Juvens und Kanedias gestützt wurde, und ging auf Orsos Schreibtisch zu.
»Unterschreiben Sie hier, hier und hier«, sagte der hagere Mann, dessen knochiger Finger über den Dokumenten schwebte.
»Sie kennen noch Mauthis, oder nicht?« Orso warf dem Genannten einen bitteren Blick zu. »Der Mann, der mich an der Leine hält.«
»Stets Ihr ergebener Diener, Euer Exzellenz. Das Bankhaus von Valint und Balk gewährt Ihnen diesen weiteren Kredit für ein Jahr; anschließend muss mein Institut bedauerlicherweise Zinsen berechnen.«
Orso schnaubte. »Das bedauern Sie so sehr, wie die Pest die Toten beklagt, möchte ich wetten.« Er setzte einen schwungvollen Schnörkel unter seine letzte Unterschrift und ließ dann die Feder sinken. »Aber jeder beugt das Knie vor irgendeinem Meister, nicht wahr? Bitte lassen Sie Ihre Vorgesetzten unbedingt wissen, wie unendlich dankbar ich für ihr Entgegenkommen bin.«
»Das werde ich tun.« Mauthis sammelte die Dokumente ein. »Damit wären unsere Geschäfte abgeschlossen, Euer Exzellenz. Ich muss mich unverzüglich verabschieden, um noch das Schiff zu erreichen, das mit der Abendflut nach Westport ausläuft …«
»Nein, bitte bleiben Sie. Wir haben noch eine weitere Angelegenheit zu besprechen.«
Mauthis’ tote Augen glitten zu Monza hinüber und dann wieder zu Orso zurück. »Wie Euer Exzellenz wünscht.«
Der Herzog erhob sich geschmeidig. »Wenden wir uns glücklicheren Geschäften zu. Sie haben doch gute Nachrichten für mich, oder, Monzcarro?«
»In der Tat, Euer Exzellenz.«
»Ach, was täte ich nur ohne Sie?« Seit ihrem letzten Treffen hatte sich ein wenig Eisengrau in sein schwarzes Haar geschlichen, und in den Augenwinkeln zeigten sich vielleicht einige tiefere Fältchen als zuvor, aber er vermittelte wie immer den Eindruck absoluter Autorität. Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf beide Wangen, dann flüsterte er ihr ins Ohr: »Ganmark kann zwar seine Soldaten recht ordentlich führen, aber für einen Mann, der Schwänze lutscht, hat er erbärmlich wenig Humor. Kommen Sie, berichten Sie mir an der frischen Luft von Ihren Siegen.« Einen Arm um ihre Schultern gelegt, führte er sie an dem abfällig grinsenden Prinz Ario vorbei auf die luftige Terrasse.
Die Sonne stieg allmählich höher, und die Welt war voller Farben. Das Blut war aus dem Himmel gesickert und hatte ein strahlendes Blau zurückgelassen, über das einige weiße Wölkchen krochen. Unter ihnen, am Fuße des schwindelerregenden Abgrunds, schlängelte sich der Fluss am Fuße der Hügel entlang, durch das Herbstlaub aus blassgrünen, brennend orangefarbenen, gelb verblichenen und zornesroten Blättern, und das Licht glitzerte silbern auf dem dahineilenden Wasser. Im Osten verlor sich der Wald in einem Flickenteppich von Feldern – Flächen aus fahlem Grün, fetter schwarzer Erde, goldenem Korn. Wenn man den Blick noch weiter in die Ferne richtete, dann mündete der Fluss ins graue Meer, verzweigte sich in einem breiten Delta voller versprengter Inseln. Monza konnte winzige Türme dort erahnen, Gebäude, Brücken, Mauern. Das große Talins, nicht größer als ihr Daumennagel.
Sie kniff die Augen schützend vor dem scharfen Wind zusammen und strich sich ein paar widerspenstige Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Ich werde es nie müde, diese Aussicht zu betrachten.«
»Wie könnte man auch? Deswegen habe ich diesen verdammten Bau ja an dieser Stelle errichten lassen. Hier kann ich immer ein Auge auf meine Untertanen haben, so wie ein aufmerksamer Vater seine Kinder beobachtet. Nur um sicherzugehen, dass sie sich beim Spiel nicht verletzen, natürlich.«
»Ihr Volk kann sich glücklich schätzen, einen so gerechten und fürsorglichen Vater zu haben«, log Monza glatt.
»Gerecht und fürsorglich.« Orso sah gedankenverloren zum weit entfernten Meer. »Denken Sie, dass ich so in die Geschichte eingehen werde?«
Monza hielt das für ausgesprochen unwahrscheinlich. »Wie hat Bialoveld gesagt? ›Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben.‹«
Der Herzog drückte wieder ihre Schulter. »Und dann ist sie auch noch so belesen. Ario ist nun wirklich ehrgeizig, aber er hat keinen Durchblick. Ich wäre überrascht, wenn er in der Lage wäre, ein Straßenschild in einem Rutsch zu lesen. Er interessiert sich nur für Huren. Und für Schuhe. Meine Tochter Terez heult währenddessen fürchterlich, weil ich sie mit einem König verheiratet habe. Ich möchte wetten, hätte ich den großen Euz als ihren zukünftigen Gatten erwählt, dann hätte sie nach einem Ehemann gejammert, der ihrem Rang noch besser gerecht wird.« Er seufzte schwer. »Keines meiner Kinder versteht mich. Mein Urgroßvater war ein Söldner, müssen Sie wissen. Ein Umstand, den ich nicht unbedingt an die große Glocke hängen will.« Dennoch erzählte er ihr das jedes Mal, wenn sie sich trafen. »Ein Mann, der in seinem Leben keine einzige Träne vergoss und an seinen Füßen das trug, was gerade zur Hand war. Ein Kämpfer niederer Geburt, der die Macht über Talins durch seinen scharfen Verstand und sein scharfes Schwert erlangte.« Mehr noch durch äußerste Unbarmherzigkeit und Brutalität, jedenfalls laut der Version der Geschichte, die Monza gehört hatte. »Wir sind aus demselben Holz, Sie und ich. Wir haben uns selbst zu dem gemacht, was wir sind, aus dem Nichts.«
Orso war in das reichste Herzogtum Styriens hineingeboren worden und hatte in seinem Leben keinen einzigen Tag lang hart arbeiten müssen, aber Monza hielt ihre Zunge im Zaum. »Das ist zu viel der Ehre, Euer Exzellenz.«
»Weniger, als Sie verdienen. Nun erzählen Sie mir von Borletta.«
»Sie haben von der Schlacht am Hohen Ufer gehört?«
»Ich erfuhr, dass es Ihnen gelang, das Heer des Achterbundes zu zerschlagen, ebenso wie bei Föhrengrund! Ganmark sagt, dass Herzog Salier über dreimal so viele Truppen verfügte wie Sie.«
»Zahlen können durchaus hinderlich sein, wenn sie faul und schlecht ausgebildet sind und von Idioten angeführt werden. Ein Heer von Bauern aus Borletta, Schustern aus Affoia, Glasbläsern aus Visserine. Sie lagerten am Fluss, dachten, wir seien noch weit weg, und stellten kaum Wachen auf. Wir marschierten über Nacht durch die Wälder und überrumpelten sie bei Sonnenaufgang, als sie noch nicht einmal ihre Rüstungen angelegt hatten.«
»Ich kann mir vorstellen, wie Salier, das fette Schwein, sich schwabbelnd von seinem Bett erhob, um zu flüchten!«
»Der Getreue führte den Angriff. Wir brachen ihren Widerstand schnell und sicherten uns ihre Vorräte.«
»Die goldenen Kornfelder färbten sich rot, sagte man mir.«
»Sie haben kaum gekämpft. Es ertranken zehnmal mehr Männer bei dem Versuch, schwimmend über den Fluss zu flüchten, als in der Schlacht. Mehr als viertausend Gefangene. Einige Lösegelder wurden gezahlt, andere nicht, und einige Männer wurden gehängt.«
»Und ein paar Tränen vergossen, was, Monza?«
»Nicht von mir. Wenn ihnen das Leben so viel wert war, dann hätten sie sich ergeben sollen.«
»So wie in Caprile?«
Sie sah unverwandt in Orsos schwarze Augen. »So wie in Caprile.«
»Borletta wird demnach belagert?«
»Die Stadt ist schon gefallen.«
Das Gesicht des Herzogs leuchtete auf wie das eines Jungen an seinem Geburtstag. »Gefallen? Cantain hat sich ergeben?«
»Als seine Leute von Saliers Niederlage hörten, verloren sie die Hoffnung.«
»Und Leute ohne Hoffnung sind gefährlich, selbst in einer Republik.«
»Gerade in einer Republik. Der Pöbel zerrte Cantain aus seinem Palast, knüpfte ihn am höchsten Turm auf, öffnete die Stadttore und ergab sich der Gnade der Tausend Klingen.«
»Ha! Ausgerechnet von jenen Leuten umgebracht, für deren Freiheit er so lange und so hart gekämpft hat. Da sieht man die Dankbarkeit des kleinen Mannes, was, Monza? Cantain hätte das Geld nehmen sollen, das ich ihm anbot. Das wäre uns beide billiger gekommen.«
»Die Leute reißen sich geradezu darum, Ihre Untertanen zu werden. Ich habe den Befehl gegeben, sie zu verschonen.«
»Erbarmen, ja?«
»Erbarmen und Feigheit sind dasselbe«, sagte sie brüsk. »Aber Sie wollen ihr Land, nicht ihr Leben, oder? Tote können nicht mehr gehorchen.«
Orso lächelte. »Warum können meine Söhne sich meine Lehren nicht ebenso gut einprägen wie Sie? Ich bin ganz und gar Ihrer Meinung. Nur die Anführer aufhängen. Und Cantains Kopf oben aufs Tor. Nichts bestärkt die Menschen in ihrem Gehorsam so sehr wie ein gutes Beispiel.«
»Sein Kopf verrottet bereits, zusammen mit denen seiner Söhne.«
»Gute Arbeit!« Der Herr von Talins klatschte in die Hände, als habe die Nachricht von verrottenden Köpfen für ihn einen ausgesprochen süßen Klang. »Wie steht es um die Beute?«
Für die Abrechnung war Benna zuständig, und er trat nun zu ihnen und zog ein gefaltetes Papier aus seiner Brusttasche. »Die Stadt wurde gründlich auf den Kopf gestellt, Euer Exzellenz. Jedes Gebäude wurde durchsucht, alle Bodendielen hochgenommen, alle Einwohner gefilzt. Es galten die üblichen Regeln, wie sie in unserem Vertrag festgeschrieben wurden. Ein Viertel für den Finder, ein Viertel für seinen Hauptmann, ein Viertel für die Generäle.« Er verbeugte sich tief, entfaltete das Papier und hielt es Orso entgegen. »Und ein Viertel für unseren ehrwürdigen Dienstherrn.«
Orsos Lächeln wurde immer breiter, während seine Augen über die Zahlenreihen glitten. »Ein Hoch auf diese Viertel-Regelung! Es sollte reichen, damit Sie beide noch eine Weile in meinen Diensten bleiben.« Er trat zwischen Monza und Benna, legte jedem der beiden sanft eine Hand auf die Schulter und führte sie durch die Terrassentür zurück in den Saal, auf den runden Tisch aus schwarzem Marmor zu, der in der Mitte des Raumes stand, und zu der großen Landkarte, die darauf lag. Ganmark, Ario und der Getreue hatten sich bereits dort versammelt. Gobba lauerte noch immer in den Schatten, die massigen Arme über der Brust verschränkt. »Was ist mit unseren einstigen Freunden und jetzigen bitteren Feinden, den verräterischen Bürgern von Visserine?«
»Die Felder rund um die Stadt wurden bis fast ganz an die Tore niedergebrannt.« Monza unterstrich die Verwüstung des Landes mit ihrem hin und her huschenden Finger. »Die Bauern wurden vertrieben, das Vieh abgeschlachtet. Es wird ein magerer Winter für Herzog Salier und ein noch kargerer Frühling.«
»Er wird sich auf den edlen Herzog Rogont und seine Osprianer verlassen müssen«, sagte Ganmark mit dem leisesten Anflug eines Lächelns.
Prinz Ario kicherte. »Von Ospria kommen immer jede Menge schöne Worte, aber nur sehr wenig Hilfe.«
»Visserine wird Ihnen nächstes Jahr wie eine reife Frucht in den Schoß fallen, Euer Exzellenz.«
»Und damit ist dem Achterbund das Herz herausgerissen.«
»Die Krone Styriens wird Ihnen gehören.«
Die Erwähnung dieser Krone ließ Orso nur noch breiter lächeln. »Und dafür haben wir Ihnen zu danken, Monzcarro. Das werde ich nicht vergessen.«
»Nicht nur mir.«
»Verdammt noch eins, seien Sie nicht so bescheiden. Benna hat seine Rolle gespielt, unser guter Freund General Ganmark ebenfalls und natürlich auch der Getreue, aber niemand könnte leugnen, dass all dies Ihr Werk ist. Ihre Zielstrebigkeit, Ihre Entschlossenheit, Ihre blitzschnelle Handlungsbereitschaft! Sie sollten einen großen Triumphzug bekommen, so wie die Helden des alten Aulcus. Sie sollten durch die Straßen von Talins reiten, und mein Volk sollte Sie zu Ehren Ihrer vielen Siege mit Blütenblättern überschütten.« Benna grinste, aber Monza konnte sich nicht mit ihm freuen. Sie hatte für derartige Feierlichkeiten noch nie etwas übriggehabt. »Sie würden Ihnen viel lauter zujubeln als einem meiner eigenen Söhne, vermute ich. Sie würden Ihnen lauter zujubeln als mir, dem sie so viel zu verdanken haben.« Es machte den Anschein, als ob Orsos Lächeln verblasste, und sein Gesicht sah plötzlich müde, traurig und erschöpft aus. »Sie würden Ihnen, um ehrlich zu sein, für meinen Geschmack ein wenig zu sehr zujubeln.«
Aus dem Augenwinkel nahm sie eine winzige Bewegung wahr, aber sie genügte, damit sie instinktiv die Hand hochriss.
Der Draht zurrte sich zischend darum fest, riss ihr die Finger unter das Kinn und drückte sie fest gegen ihre Kehle.
Benna sprang vor. »Mon…« Metall blitzte auf, als Prinz Ario ihm in den Hals stach. Er verfehlte seine Kehle und traf ihn unterhalb des Ohres.
Orso trat vorsichtig zurück, als Blut die Fliesen rot bespritzte. Foscar klappte der Mund auf, das Weinglas fiel aus seiner Hand und zersprang auf dem Boden.
Monza versuchte zu schreien, aber sie brachte durch die zugedrückte Luftröhre nur ein Gurgeln heraus, das nach einem grunzenden Schwein klang. Mit der freien Hand versuchte sie an ihren Dolch zu kommen, aber jemand packte ihre Hand und hielt sie fest. Der Getreue Carpi, der sich links neben sie drängte.
»Tut mir leid«, raunte er ihr ins Ohr, dann zog er ihren Degen aus der Scheide und schleuderte ihn durch den Saal.
Benna stolperte, würgte roten Speichel hervor, während er sich eine Hand seitlich gegen das Gesicht drückte und schwarzes Blut zwischen den weißen Fingern hindurchsickerte. Mit der anderen tastete er nach seinem Degen, und Ario sah ihm wie gelähmt dabei zu. Schon hatte er die Waffe ungeschickt einen Fuß breit aus der Scheide gezogen, als General Ganmark vortrat und auf ihn einstach, glatt und präzise – einmal, zweimal, dreimal. Die dünne Klinge glitt in Bennas Körper hinein und wieder heraus, und das einzige Geräusch, das dabei erklang, kam aus seinem stöhnenden Mund. Blut spritzte weit über den Boden und begann sich in dunklen Kreisen auf seinem weißen Hemd auszubreiten. Er wankte ein paar Schritte, fiel dann über die eigenen Füße und brach zusammen. Der halb gezogene Degen unter ihm schabte über den Marmor.
Monza spannte alle Muskeln an, aber sie war so hilflos wie eine Fliege im Honig. Sie hörte, dass Gobba angestrengt in ihr Ohr keuchte, spürte seine unrasierte Wange an ihrem Gesicht und seinen massigen Körper in ihrem Rücken. Der Draht schnitt allmählich seitlich in ihren Hals ein und auch in ihre Hand, die immer noch fest gegen ihre Kehle gepresst war. Blut rann ihren Unterarm hinab und in den Kragen ihres Hemdes.
Bennas Hand kroch über den Boden und suchte nach ihr. Er richtete sich ein oder zwei Zoll auf, und die Adern an seinem Hals traten vor. Ganmark beugte sich vor und stach ihm von hinten in aller Ruhe ins Herz. Benna erschauerte kurz, dann sackte er in sich zusammen und lag still, die bleiche Wange rot verschmiert. Dunkles Blut sickerte unter ihm hervor und suchte sich seinen Weg entlang der Sprünge in den Fliesen.
»Nun denn.« Ganmark beugte sich hinab und wischte seinen Degen an Bennas Hemd ab. »Das hätten wir.«
Mauthis sah stirnrunzelnd zu. Leicht verblüfft, leicht erzürnt, leicht gelangweilt. Als betrachte er einen Satz Figuren, die nicht zueinanderpassten.
Orso deutete auf den Leichnam. »Schaff das weg, Ario.«
»Ich?« Der Prinz verzog den Mund.
»Ja, du. Und du kannst ihm helfen, Foscar. Ihr beide müsst lernen, was getan werden muss, um unsere Familie an der Macht zu halten.«
»Nein!« Foscar stolperte zurück. »Ich will damit nichts zu tun haben!« Er wandte sich um und stürzte aus dem Saal. Seine Stiefel klatschten laut auf den Marmorboden.
»Der Junge ist weich wie Sirup«, murmelte Orso, der ihm nachsah. »Ganmark, helfen Sie ihm.«
Monza verfolgte mit hervorquellenden Augen, wie man Bennas Leichnam durch die Terrassentür schleppte. Ganmark trug grimmig und vorsichtig den Kopf, während Ario fluchend und mit spitzen Fingern einen Stiefel packte und den anderen eine rote Spur hinter sich herziehen ließ. Sie hoben Benna auf die Balustrade und ließen ihn darüberfallen. Und damit war er verschwunden.
»Au!«, kreischte Ario und wedelte mit einer Hand. »Verdammt! Sie haben mich gekratzt!«
Ganmark sah ihn mit unbeweglichem Gesicht an. »Entschuldigung, Euer Hoheit. Mord kann ein schmerzhaftes Geschäft sein.«
Der Prinz sah sich nach etwas um, woran er seine blutigen Finger abwischen konnte. Er griff nach den dicken Vorhängen neben dem Fenster.
»Da doch nicht!«, schnauzte Orso. »Das ist kantische Seide, das Stück zu fünfzig Waag!«
»Wo dann?«
»Such dir was anderes oder lass sie rot! Manchmal frage ich mich, mein Junge, ob mir deine Mutter bezüglich deiner Vaterschaft die Wahrheit gesagt hat.« Ario wischte sich die Hände schmollend vorn an seinem Hemd ab, während Monza ihm mit starrem Blick zusah und ihr Gesicht allmählich zu brennen begann, weil sie keine Luft mehr bekam. Orso wandte sich nun mit finsterem Gesicht ihr zu, eine schwarze verschwommene Gestalt durch die Feuchtigkeit in ihren Augen und dem Haar, das ihr in die Stirn hing. »Lebt sie noch? Was treiben Sie denn da, Gobba?«
»Der Scheiß-Draht hat sich an ihrer Hand verfangen«, zischte der Leibwächter.
»Dann finden Sie eine andere Art, sie um die Ecke zu bringen, Sie Dummkopf.«
»Ich übernehme das.« Der Getreue zog ihr den Dolch aus dem Gürtel, während er mit der anderen Hand immer noch ihren Unterarm umklammert hielt. »Es tut mir wirklich sehr leid.«
»Nun mach schon!«, knurrte Gobba.
Die Klinge zuckte zurück, und Stahl glänzte auf, als das Licht darauf fiel. Monza trat Gobba mit aller Kraft, die noch in ihr steckte, auf den Fuß. Der Leibwächter grunzte, der Griff, mit dem er den Draht gepackt hielt, lockerte sich ein wenig, und sie konnte die Schlinge von ihrem Hals wegziehen, keuchte und drehte sich wild hin und her, während Carpi nach ihr stach.
Der Stich ging neben die beabsichtigte Stelle und drang unter ihrer letzten Rippe ein. Kaltes Metall, aber es fühlte sich brennend heiß an, eine Feuerspur von ihrem Bauch bis zu ihrem Rücken. Die Klinge ging glatt durch, und die Spitze stach Gobba in den Bauch.
»Gah!« Er ließ den Draht los, und Monza sog krampfhaft Luft ein, begann sinnlos zu schreien, schlug ihm den Ellenbogen ins Gesicht und brachte ihn zum Stolpern. Der Getreue ließ sich davon überrumpeln, und als er das Messer aus ihrem Bauch riss, glitt ihm die Waffe aus der Hand und schlitterte über den Boden. Sie trat nach ihm, verfehlte sein Gemächt und erwischte seine Hüfte, sodass er sich zusammenkrümmte. Hastig fasste sie nach einem Dolch in seinem Gürtel, riss ihn aus der Scheide, aber ihre verletzte Hand war ungeschickt, und er konnte ihren Unterarm packen, bevor sie ihn mit der Klinge durchbohren konnte. Sie rangen darum, die Zähne gebleckt, sprühten Spucke in das Gesicht des anderen, schoben sich vor und zurück, und die Hände klebten von ihrem Blut.
»Bring sie um!«
Es gab ein Krachen, und ihr Kopf war voller Licht. Der Boden schlug gegen ihren Schädel und klatschte auf ihren Hinterkopf. Sie spuckte Blut, wilde Schreie, die zu einem langgezogenen Kreischen ausliefen, während sie versuchte, sich mit ihren Nägeln auf dem glatten Boden festzukrallen.
»Verdammtes Luder!« Der Absatz von Gobbas schwerem Stiefel krachte auf ihre rechte Hand, Schmerz zuckte bis in ihren Unterarm hinauf und entriss ihr ein gequältes Aufstöhnen. Sein Stiefel trat wieder auf ihre Knöchel, dann auf ihre Finger, dann auf ihr Handgelenk. Gleichzeitig malträtierte der Fuß des Getreuen ihre Rippen, wieder und wieder, ließ sie husten und erschauern. Ihre zerschmetterte Hand zuckte und drehte sich zur Seite. Gobbas Absatz stieß herab und drückte sie flach gegen den kalten Marmor, bis die Knochen splitterten. Sie zuckte zurück, konnte kaum noch atmen, und der Raum drehte sich über ihr, während die Sieger der Geschichte von den Gemälden auf sie herabgrinsten.
»Du hast mich gestochen, du dämlicher alter Sack! Du hast mich gestochen!«
»Du hast doch kaum was abbekommen, du dickes Schwein! Hättest du sie halt besser festgehalten!«
»Ich würde euch beide am liebsten abstechen!«, zischte Orsos Stimme. »Bringt es endlich hinter euch!«
Gobbas große Faust schoss herab und zog Monza an der Kehle hoch. Sie versuchte, mit der linken Hand nach ihm zu schlagen, aber alle Kraft war durch das Loch in ihrer Seite und die Schnitte an ihrem Hals herausgeleckt. Ihre unsicheren Fingerspitzen hinterließen lediglich rote Spuren in seinem unrasierten Gesicht. Ihr Arm wurde weggezogen und mit Gewalt auf ihren Rücken gedreht.
»Wo ist Hermons Gold?«, ertönte Gobbas raue Stimme. »Na, Murcatto? Was hast du mit dem Gold gemacht?«
Monza zwang sich, den Kopf hochzunehmen. »Leck mich am Arsch, du Wichser.« Keine gute Idee vielleicht, aber es kam von Herzen.
»Es gab überhaupt kein Gold!«, schnauzte der Getreue. »Das hab ich dir doch schon gesagt, du Schwein!«
»Immerhin gibt’s noch das hier.« Gelassen drehte Gobba einen der zerkratzten Ringe nach dem anderen von ihren herabhängenden Fingern, die bereits allmählich anschwollen und sich zornig violett färbten, verbogen und formlos wie verdorbene Würstchen. »Ein schöner Stein«, sagte er und betrachtete den Rubin. »Aber ist doch eine Verschwendung von hübschem Fleisch, diese ganze Sache. Wieso lasst ihr mich nicht einen Augenblick mit ihr allein? Das geht ganz schnell.«
Prinz Ario kicherte. »Schnelligkeit ist nicht immer etwas, worauf man stolz sein kann.«
»Grundgütiger Himmel!« Orsos Stimme. »Wir sind keine Tiere. Werft sie von der Terrasse, und dann ist gut. Ich komme zu spät zum Frühstück.«
Sie fühlte, wie sie weggeschleppt wurde und ihr Kopf wegsackte. Dann hob man sie an, und schlaffe Stiefel schrammten über Stein. Blauer Himmel drehte sich vor ihren Augen. Auf die Balustrade. Der Atem fuhr hart durch ihre Nase, erschauerte in ihrer Brust. Sie wehrte sich, trat um sich. Ihr Körper kämpfte vergebens darum, am Leben bleiben zu dürfen.
»Lasst mich dafür sorgen, dass sie wirklich erledigt ist.« Ganmarks Stimme.
»Wie erledigt denn noch?« Verschwommen sah sie durch das blutige Haar vor ihren Augen Orsos zerfurchtes Gesicht. »Ich hoffe, Sie verstehen. Mein Urgroßvater war ein Söldner. Ein Kämpfer niederer Herkunft, der die Macht durch seinen scharfen Verstand und sein scharfes Schwert erlangte. Ich kann es nicht riskieren, dass ein anderer Söldner die Macht über Talins an sich reißt.«
Sie wollte ihm ins Gesicht spucken, aber es gelang ihr nur, Blut auf ihr eigenes Kinn zu sabbern. »Fick dich sel…«
Dann flog sie.
Ihr zerrissenes Hemd blähte sich auf und flatterte gegen ihre erschauernde Haut. Sie drehte sich wieder und wieder, und die Welt drehte sich um sie herum. Blauer Himmel mit kleinen Wölkchen, schwarze Türme auf der Bergspitze, graue Felswände, an denen sie vorüberflog, gelbgrüne Bäume und ein schäumender Fluss, blauer Himmel mit kleinen Wölkchen, und wieder und wieder und schneller und schneller.
Kalter Wind riss an ihren Haaren, dröhnte in ihren Ohren, pfiff zwischen ihren Zähnen zusammen mit dem entsetzten Atem. Nun konnte sie jeden Baum sehen, jeden Ast, jedes Blatt. Sie sprangen ihr entgegen. Sie öffnete den Mund und wollte schreien …
Zweige knackten, griffen, schlugen nach ihr. Ein abgebrochener Ast brachte sie ins Trudeln. Holz knackte und riss an ihr, als sie fiel, abwärts und noch weiter abwärts, bis sie schließlich gegen die Bergflanke prallte. Ihre Beine brachen unter ihrem eigenen Gewicht und ihre Schulter beim Aufschlag auf die harte Erde. Aber statt sich den Kopf auf den Felsen einzuschlagen, zertrümmerte sie nur ihren Kiefer an der blutigen Brust ihres Bruders. Sein Leichnam war zwischen ein paar Baumwurzeln verkeilt.
Und so rettete Benna Murcatto seiner Schwester das Leben.
Sie federte von dem toten Körper zurück, zu drei Vierteln bewusstlos, und rollte den steilen Abhang hinab, mit losen Gliedern wie eine Stoffpuppe. Steine und Wurzeln und harter Boden schlugen, prügelten, hieben auf sie ein, als ob sie mit hundert Hämmern zertrümmert würde.
Sie stürzte durch ein Gebüsch, dessen Dornen sie kratzten und ihre Haut aufrissen. Und sie rollte weiter, weiter über die abschüssige Erde in einer Wolke von Staub und Blättern. Sie schabte über eine Baumwurzel, krümmte sich auf einem moosigen Stein zusammen. Schließlich blieb sie liegen, auf dem Rücken, und bewegte sich nicht mehr.
»Huuuuurrrrhhh …«
Steine rutschten nach, Stöckchen und Kies. Allmählich setzte sich der Staub. Sie hörte Wind, der in den Ästen ächzte und in den Blättern rauschte. Oder war es ihr eigener Atem, der in ihrer malträtierten Kehle rasselte? Die Sonne flackerte durch schwarzes Geäst und stach in ein Auge. Das andere war dunkel. Fliegen summten, sausten und schwammen in der warmen Morgenluft herum. Sie lag hier unten auf Orsos Küchenabfällen. Hilflos ausgestreckt auf verdorbenem Gemüse, schleimigen Essensresten und den stinkenden Innereien, die von den großartigen Gelagen des letzten Monats übrig geblieben waren. Mit dem Müll entsorgt.
»Huuuurrhhh …«
Ein abgehacktes, sinnloses Geräusch. Es war ihr beinahe peinlich, aber sie konnte nicht aufhören, es von sich zu geben. Tierisches Entsetzen. Verrückte Verzweiflung. Das Stöhnen der Toten in der Hölle. Ihr Auge fuhr verzweifelt von einer Seite zur anderen. Sie sah das Wrack ihrer rechten Hand, ein formloser, violetter Handschuh mit einem blutigen Schnitt an der Seite. Ein Finger zitterte ein wenig. Die Spitze berührte leicht die zerschrammte Haut ihres Ellenbogens. Der Unterarm war in der Hälfte umgeknickt, ein abgebrochener Zweig aus Knochen ragte aus blutiger Seide. Es sah nicht echt aus. Mehr wie eine billige Theaterrequisite.
»Huurrhhh …«
Jetzt packte sie die Angst und wurde mit jedem Atemzug stärker. Sie konnte ihren Kopf nicht bewegen. Sie konnte ihre Zunge nicht im Mund bewegen. Sie konnte den Schmerz fühlen, der am Rand ihres Verstandes nagte. Eine schreckliche Masse, die sich auf sie niedersenkte und jeden Körperteil zerquetschte, schlimmer und schlimmer und schlimmer.
»Huurhh … uurh …«
Benna war tot. Eine feuchte Spur rann aus ihrem zuckenden Auge, und sie spürte, wie sie langsam über ihre Wange kroch. Wieso war sie nicht tot? Wie konnte sie nicht tot sein?
Bitte bald. Bevor der Schmerz schlimmer wurde. Bitte, es sollte schnell gehen.
»Uurh … uh … uh.«
Bitte, den Tod.
I
TALINS
»Für einen guten Feind wähle man sich einen Freund: Er weiß, an welcher Stelle er zuschlagen muss.«
DIANE DE POITIERS
Jappo Murcatto verriet nie, wieso er einen so guten Degen besaß, aber er wusste damit umzugehen. Da sein Sohn das um fünf Jahre jüngere und zudem kränkliche Kind war, gab er seine Fähigkeiten früh an seine Tochter weiter. Monzcarro war der Name der Mutter seines Vaters gewesen, zu der Zeit, als die Familie so getan hatte, als sei sie von Adel. Ihre eigene Mutter hatte dafür nicht das Geringste übriggehabt, aber da sie gestorben war, als sie Benna zur Welt gebracht hatte, spielte das keine große Rolle.
Styrien durchlebte damals friedliche Jahre, so selten wie Gold. Wenn die Zeit zum Pflügen kam, lief Monza eilig hinter ihrem Vater her, während seine Pflugschar den Boden aufriss, suchte alle großen Steine aus der frisch aufgeworfenen Erde und warf sie in den Wald. Zur Erntezeit sprang sie hinter ihrem Vater her, wenn der die Sense schwang, und band die geschnittenen Halme zu Garben zusammen.
»Monza«, sagte er dann immer und lächelte sie an, »was täte ich nur ohne dich?«
Sie half beim Dreschen und brachte Saat aus, hackte Holz und holte Wasser. Sie kochte, fegte, wusch, schleppte, molk die Ziege. Ihre Hände waren stets rau von irgendeiner Arbeit. Ihr Bruder half, so gut er konnte, aber er war klein und krank und brachte nicht viel zustande. Es waren harte Jahre, aber glückliche.
Als Monza vierzehn war, bekam Jappo Murcatto Fieber. Sie und Benna mussten zusehen, wie er hustete, schwitzte und allmählich immer weniger wurde. Eines Nachts packte ihr Vater Monza am Handgelenk und starrte sie mit glänzenden Augen an.
»Morgen musst du das obere Feld pflügen, sonst kommt der Weizen nicht rechtzeitig auf. Säe, so viel du kannst.« Er berührte ihre Wange. »Es ist nicht gerecht, dass all das auf deinen Schultern ruht, aber dein Bruder ist noch so klein. Pass auf ihn auf.« Und dann war er tot.
Benna weinte und weinte, aber Monzas Augen blieben trocken. Sie dachte an die Saat, die ausgebracht werden musste, und wie sie alles bewerkstelligen könnte. In dieser Nacht hatte Benna zu viel Angst, um allein zu schlafen, und daher krochen sie zusammen in ihr enges Bett und hielten sich Trost suchend aneinander fest. Sie hatten nun niemand anderen mehr.
Am nächsten Morgen schleppte Monza noch in der Dunkelheit den Leichnam ihres Vaters aus dem Haus und durch das Wäldchen, und dann rollte sie den toten Körper in den Fluss. Nicht, weil sie ihn nicht geliebt hätte, sondern weil sie keine Zeit hatte, um ihn zu begraben.
Bei Sonnenaufgang pflügte sie das obere Feld.
DAS LAND DER UNBEGRENZTEN MÖGLICHKEITEN
Das Erste, was Espe auffiel, als das Boot auf die Hafenmole zuhielt, war die Tatsache, dass es nicht annähernd so warm war, wie er erwartet hatte. Er hatte gehört, dass in Styrien immer die Sonne schien. Wie ein schönes Bad, das ganze Jahr über. Wenn man Espe ein solches Bad angeboten hätte, dann wäre er sicher lieber ungewaschen geblieben und hätte auch noch ein oder zwei scharfe Worte zu sagen gehabt. Talins kauerte sich unter einem grauen Himmel zusammen, dicke Wolken türmten sich auf, vom Meer fegte ein heftiger Wind heran, und gelegentlich streifte kalter Regen seine Wange und erinnerte ihn an zu Hause. Und zwar nicht auf eine gute Weise. Aber er war dennoch fest entschlossen, die Dinge von der besten Seite zu betrachten. Vielleicht war heute nur ein schlechter Tag. Die gab’s ja überall.
Die Stadt wirkte allerdings ziemlich verkommen, dachte er, als die Matrosen das Schiff am Kai festmachten. Backsteinhäuser schmiegten sich an die graue Hafenkante, dicht aneinandergedrängt und mit schmalen Fenstern, eingefallenen Dächern und abblätternder Farbe. Der rissige Putz war zerfressen vom Salz, grün vor Moos und schwarz vor Schimmel. Weiter unten, kurz oberhalb der schmierigen Pflastersteine, hatte man die Wände mit großen Plakaten zugekleistert, die sich an den Rändern lösten und zerrissen im Wind flatterten. Darauf waren Gesichter abgebildet und Worte gedruckt. Warnungen vielleicht, aber Espe hatte mit dem Lesen nicht allzu viel im Sinn. Schon gar nicht auf Styrisch. Es war schon schwer genug, die Sprache zu sprechen.
Am Hafen wimmelte es vor Menschen, und die wenigsten sahen glücklich aus. Oder gesund. Oder reich. Es hing ein intensiver Geruch in der Luft. Oder vielmehr ein ziemlicher Gestank. Eine Mischung aus verdorbenem Stockfisch, alten Leichen, Kohlenrauch und überlaufenden Latrinen. Von der zukünftigen Heimat des neuen Mannes, der er zu werden hoffte, war Espe mehr als nur ein bisschen enttäuscht. Für einen winzigen Augenblick dachte er daran, den größten Teil des Geldes, das er noch besaß, erneut für eine Reise auszugeben und mit der nächsten Flut wieder nach Hause, nach Norden, auszulaufen. Aber er schüttelte den Gedanken ab. Er war fertig mit dem Krieg, fertig damit, Männer in den Tod zu führen, fertig mit dem Morden und mit allem, was dazugehörte. Er hatte es sich fest vorgenommen, ein besserer Mensch zu werden. Er wollte das Richtige tun, und hier in dieser Stadt würde er damit anfangen.
»Na schön.« Er nickte dem nächsten Matrosen gut gelaunt zu. »Dann will ich mal.« Er bekam kaum mehr als ein Grunzen zur Antwort, aber sein Bruder hatte ihm stets gesagt, dass es darauf ankam, was ein Mann anderen Menschen gab, nicht darauf, was er zurückerhielt. Also grinste er, als hätte man ihm fröhlich die besten Wünsche mit auf den Weg gegeben, schlenderte die klapprige Planke hinunter und tat den ersten Schritt in sein schönes neues Leben in Styrien.
Er war kaum ein Dutzend Schritte weit gekommen und sah noch zu den hoch aufragenden Gebäuden auf der einen und den schwankenden Masten auf der anderen Seite empor, als ihn jemand anrempelte und beiseiteschubste.
»Entschuldigung«, sagte Espe auf Styrisch, um die Lage möglichst entspannt zu halten. »Hab dich nicht gesehen, mein Freund.« Der Mann ging weiter und drehte sich nicht einmal um. Das nagte ein wenig an Espes Stolz. Davon besaß er noch immer jede Menge; es war das Einzige, was ihm sein Vater hinterlassen hatte. Er hatte keine sieben Jahre voller Schlachten, Scharmützel, eisigem Erwachen mit Schnee auf der Decke, beschissenem Essen und noch schlimmeren Liedern überstanden, um sich hier so einen kommentarlosen Schubs einzufangen.
Aber es war gleichzeitig ein Verbrechen und eine Strafe, ein harter Hund zu sein. Lass es gut sein, hätte ihm sein Bruder gesagt. Espe war fest entschlossen, alles von der besten Seite zu sehen. Also wandte er sich vom Hafen ab und bog in eine breite Straße ein, die in die Stadt hineinführte. Vorbei an einem Rudel Bettlern auf Decken, die Armstümpfe und verkümmerte Glieder schwenkten. Über einen Platz, auf dem die Statue eines finster dreinblickenden Mannes stand, der ins Nirgendwo deutete. Espe hatte keine Ahnung, um wen es sich dabei handeln mochte, aber der Kerl sah ziemlich selbstzufrieden aus. Küchengerüche zogen Espe in die Nase, und sein Magen knurrte. Es lockte ihn zu einem Stand, wo ein paar Fleischspieße über einem kleinen Feuer in einem Korb hingen.
»Einen davon«, sagte Espe und deutete auf das Fleisch. Mehr musste wohl nicht gesagt werden, daher machte er es kurz. So konnte er weniger falsch machen. Als ihm der Koch den Preis nannte, verschluckte er sich beinahe. Im Norden hätte er dafür ein ganzes Schaf bekommen, vielleicht sogar zwei Tiere für eine Zucht. Das Fleisch bestand zur Hälfte aus Fett, der Rest waren Knorpel. Es schmeckte nicht halb so gut, wie es gerochen hatte, aber inzwischen überraschte ihn das kaum noch. Offenbar waren die meisten Dinge in Styrien nur halb so gut, wie man es sich erzählte.
Der Regen war stärker geworden und geriet Espe in die Augen, während er aß. Verglichen mit den Stürmen, die er im Norden lachend überstanden hatte, war das kein wirklich schlechtes Wetter, aber es genügte, um seiner Stimmung einen Dämpfer zu verpassen und ihn daran zu erinnern, dass er noch nicht wusste, unter welchem Dach er heute Nacht schlafen sollte. Die Feuchtigkeit tropfte von moosbewachsenen Regenrinnen und in geborstene Gossen, färbte das Pflaster dunkel und sorgte dafür, dass die Menschen die Köpfe einzogen und fluchten. Von den eng beieinanderstehenden Gebäuden kam er nun an ein breites Flussufer, das befestigt und mit Steinen eingefasst worden war. Dort hielt er kurz inne und fragte sich, wohin er sich nun wenden sollte.
Titel der Originalausgabe
BEST SERVED COLD
Verlagsgruppe Random House
Deutsche Erstausgabe 11/2009
Redaktion: Angela Kuepper
Copyright © 2009 by Joe Abercrombie Copyright © 2009 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
eISBN : 978-3-641-03778-9V002
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