Rosa Straußenfedern - Hanna Krall - E-Book

Rosa Straußenfedern E-Book

Hanna Krall

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Beschreibung

In Briefen, Fragmenten, Zetteln und Erzählungen reflektiert der Band das Leben der polnischen Autorin in den letzten 50 Jahren. Die langen Schatten des Zweiten Weltkriegs, die Mühen der Volksrepublik, das Jahr 1968, die Ereignisse um die Gewerkschaft Solidarnosc und das Ende des Ostblocks schlagen sich darin ebenso nieder wie persönliche Ereignisse in ihrer Familie, langjährige Freundschaften, Konflikte mit der Zensur und zahlreiche Begegnungen mit den Protagonisten ihrer Reportagen. Das Buch liest sich als Sammlung verschiedener Geschichten, aber auch als eine sehr persönliche Chronik. Es beginnt mit der Geburt der Tochter und endet mit dem Brief ihres Enkels aus Kanada. Zu Wort kommen Freunde und Arbeitskollegen wie Krzysztof Kieslowski, Marek Edelman, Mieczyslaw Rakowski, Adam Boniecki, Jan Kott und Leszek Kolakowski. Aber auch viele Unbekannte, die sich an die Autorin wenden, um von ihrem Leben zu berichten. Wie so oft bei Hanna Krall kommt das Bedeutende leise und unmerklich daher. In einfacher Sprache spricht sie über Vorfälle von großer Bedeutung. Ein Zettel auf dem Tisch, ein Brief aus dem Schullandheim oder ein anonymes antisemitisches Schreiben kennzeichnen den Zustand der Republik bzw. ein bestimmtes Jahr. Ein Buch voller Rätsel. Oft lässt sich zwischen zwei Sätzen ein weiterer erahnen. Zunächst Unverständliches fügt sich unmerklich zu einem erkennbaren Ganzen zusammen, der inneren Welt des Schreibens von Hanna Krall.

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Hanna Krall

 

Rosa Straußenfedern

 

 

Aus dem Polnischen von Bernhard Hartmann

 

 

Verlag Neue Kritik

Die polnische Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel »Różowe strusie pióra« im Verlag »Świat Książki« in Warschau.

 

 

Der Verlag dankt dem »Book Institut – 

the ©POLAND Translation Program«

für die Förderung der Publikation.

 

 

© 2009 by Hanna Krall

Alle deutschsprachigen Rechte Verlag Neue Kritik

Die Printausgabe erschien 2012 im Verlag Neue Kritik© für die E-Book-Ausgaben Verlag Neue Kritik 2014

Umschlag Barski & Hüneke unter Verwendung

einer Fotografie von Maciej Rusinek

E-Book Erstellung: Madeleine Schmorré

ISBN 978-3-8015-0530-1 (epub)ISBN 978-3-8015-0531-8 (mobipocket)ISBN 978-3-8015-0532-5 (pdf)www.neuekritik.de

INHALT

1960er Jahre

1970er Jahre

1980er Jahre

1990er Jahre

2000er Jahre

Alphabetisches Verzeichnis der Briefautoren und Gesprächspartner

Anmerkungen

Klappentext

Dies ist ein Buch über das,

was mir Menschen

in fünfzig Jahren

schrieben und erzählten.

1960

JADWIGA K., Buchhalterin

 

Sie schreibt ins Spital, in die Geburtsklinik. Sie sendet mütterliche Grüße, Segenswünsche und Fisch auf jüdische Art, Dein Töchterchen soll ihn mit Deiner Milch aufsaugen (der Fisch ist nicht gepfeffert), möge es Eurer Gesundheit dienen.

1962

MARIA P., eine Freundin

Über ihren Mann

 

Sie hat erfahren, dass er ernstlich krank ist. Der Arzt sagt, man werde tun, was man nur könne, dasist alles, sonst war nichts.

1963

MARIA P.

Über den Mann

 

Man hat getan, was man nur konnte. Jetzt heißt es, zusehen und abwarten. Das ist alles.

 

 

B. R., Journalistin

Über das Leben

 

Sie war auf Luśkas Hochzeit. Der Verlobte – ein Winzling. Geschieden. Aus Posen. Assistent am Lehrstuhl für Marxismus. Nutriazüchter. Luśka im Spitzenkleid.

Sie war bei Aśka. Hat die Nähmaschine Marke Łucznik bewundert.

Sie wurde für den Austausch mit »Wetschernaja Moskwa« vorgeschlagen, der glawnyj redaktor, der Chefredakteur,wird die Angelegenheit persönlich entscheiden (er sitzt in einem großen Büro, an einem Danziger Schreibtisch, mit schwarzen Ärmelschonern, wie verlässliche Quellen berichten).

Sie hat auf dem Trödel einen Rock gekauft. Handbemalt, eine richtige Glocke, einfach irre. Sie wird damit nach Moskau fahren.

R., Redaktionskollege und Vorsitzender des Klubs der Sejm-Reporter, hat darüber berichtet, dass keine Journalisten zu den Kommissionssitzungen zugelassen werden. Er wurde ins ZK einbestellt und gefragt, ob er nicht zufällig sein Amt niederlegen wolle. Zufällig wollte er.

Der Genosse glawnyj hat negativ entschieden. Morgen geht sie zum FWP1 am Platz der Verfassung, vielleicht bekommt sie eine Zuweisung.

Sie war bei …

1964

JERZY Sz., Journalist

Vom Trawler »Albakora«, Telegramm aus Übersee

 

haben dakar passiert stop in fünf tagen mit einer ladung makrelen in lagos stop die fischer haben anrecht auf 4 stunden ununterbrochenen schlaf pro tag stop auf dem benachbarten trawler ist ein fischer wegen der neuigkeiten von radio moskau2 über die reling gesprungen stop unser funkoffizier verschweigt der besatzung dass sidło3 das finale verpasst hat stop das getrenntsein unterwegs ist fast so quälend wie die abwesenheit von grün stop schreib einen langen brief nach lagos.

 

 

MARIA P.

Über den Mann

 

Ja, er war für sie ein Stück trockenes Land. Sie ist froh, dass ich danach gefragt habe, obwohl sie eigentlich keine Fragen wünscht. Sie ist froh, dass ich mir vorstellen kann, was ein Stück trockenes Land ist. Sie soll etwas für jemanden tun, hat aber vergessen, für wen und was. Sie hat in den letzten beiden Jahren Dinge erfahren, von denen sie nichts wüsste, hätte es diese Jahre nicht gegeben, nur warum muss sie all das unbedingt wissen?

 

 

H. K., operativer Offizier

Über einen erledigten Auftrag

 

Hatte ein Treffen mit IM »Jan Radzicki«. Er berichtete mir, dass er von den Aufgaben, die ich ihm übertragen hatte, eine teilweise erledigt hat, d. i. bezüglich Krall Hanna und ihres Ehemannes. Zur näheren Kontaktaufnahme mit den Zielpersonen suchte er sie in ihrer Wohnung auf, wo er o. g. fotografierte. Er berichtet, dass ihre Wohnung sehr bescheiden eingerichtet ist, man sieht nicht, ob sie über größere Summen verfügen. Sie leben auf durchschnittlichem Niveau. Während seines Besuchs gelang es »Radzicki« nicht, das Gespräch auf politische Themen zu lenken, die eine Charakterisierung der Zielpersonen erlauben würden.

1965

S. L., operativer Offizier

Über das Studium von Fremdsprachen

 

Ich brachte das Gespräch zu Beginn auf den Sprachkurs, zu dem die Genannte für einen Monat nach London gereist war …

Dann fragte ich, ob sie Interviews geführt oder entsprechende Pläne hätte, und wenn ja, mit wem. Gen. verneinte (und verfasste eine schriftliche Erklärung)! Nach dieser Antwort und Entgegennahme der Erklärung fragte ich sie, woher sie General Sosabowski, den Komm. der Brig. der »Leisen Dunklen« kenne und zu welchem Thema sie ihn habe interviewen wollen. Die Genannte erklärte ausführlich, sie habe diesen Sachverhalt vergessen. Sie wollte dann die zuvor abgegebene Erklärung entsprechend ergänzen. Sie versuchte mich dann davon zu überzeugen, dass sie nicht unkorrekt gehandelt habe.

1967

LESZEK K., Professor, Philosoph

Über das Leben4

 

Man sollte davon ausgehen, dass jede Situation, in die wir geraten – die bestmögliche ist. Man sollte Marc Aurel lesen, dessen Lektüre er jedem sehr empfiehlt. Wenn man wissentlich Unmögliches verlangt, gibt es keinen guten Ausweg mehr. Trotzdem ist das Leben nicht nur schrecklich, uns begegnet ja immer wieder auch Gutes oder sehr Gutes, und wenn wir stur darauf beharren, einen Sinn zu finden, dann sind wir eben selbst schuld.

1968

ANONYM

Darüber, dass es reicht

 

Der Bürgerin H. Krall

… muss man wie tausenden anderen Juden sagen: »Nun, bezeugt, dass ihr loyal seid, nun, vergesst nicht, dass ihr uns euer Leben verdankt.« Die Polen … haben euch Juden gegenüber eine eindeutige Haltung. Sie haben genug von euch, ein für allemal genug!! Egal wen man fragt! Verschwindet mit eurem israelischen Jahwe in euer eigenes Land, das ihr nun endlich habt! Verschwindet und lasst uns in Frieden. In der Bibel heißt es: ihr Blut komme über euch! Und genau das wünsche ich euch auch …

1969

NATALIA J., Lehrerin, Hauptfigur der Reportage

»Ein Stück Brot«5

Aus dem Gebiet Irkutsk. Darüber, dass es immer

besser wird

 

Die Einwohner von Werschina freuen sich, dass Polen von ihnen erfahren hat.

Wenn die Einwohner von Werschina einen wyzow, eine Einladung, nach Polen erhalten, kommen sie gerne zu einem Besuch.

Die Einwohner von Werschina lassen fragen, woran es in Polen mangelt. Ob sich etwa eine Bärenhaut als Geschenk eignet? Der Nachbar hat gerade erst einen Bären erlegt, die Haut liegt herum, niemand will sie kaufen. Er schätzt sie auf fünf Rubel, die teuersten, so der Nachbar, kosten sieben, aber der Bruder ist gekommen und hat sie umsonst mitgenommen. Zenon Mitręga hat auch einen Bären erlegt, aber die Haut in der Taiga gelassen.

Die Kolchosbauern in Werschina haben jetzt ein noch besseres Leben. Fast jeder fünfte hat einen Fernseher, Radio gibt es überall. Der Winter war dieses Jahr kalt, minus achtundfünfzig Grad, aber seit kurzem ist es etwas wärmer. Die Einwohner von Werschina wünschen mir gute Gesundheit.

1 Fundusz Wczasów Pracowniczych – Arbeiterurlaubsfonds (sämtliche Anmerkungen im Text stammen von der Autorin).

2 Gemeint ist die Nachricht vom Wechsel an der Spitze des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der UdSSR: Chruschtschow wurde von Breschnew abgelöst.

3 Jacek Sidło, Speerwerfer, bei der Olympiade in Tokio.

4 Leszek Kołakowski wurde aus der Partei ausgeschlossen und von der Universität Warschau relegiert, kurz darauf verließ er Polen.

5 Die Reportage erschien in der Wochenzeitschrift »Polityka« und im Band »Na wschód od Arbatu« [Östlich vom Arbat].

1970

MAREK J., ehemaliger Funkoffizier

Über Gedanken

… Manchmal klingen alle Töne schrill, manchmal ist es genau umgekehrt, die Leute sprechen immer leiser, wie ein verlangsamtes Kassettenband. Ich stelle mir vor, sie hätten ein künstliches Stimmorgan, das hakt. Ein Mensch mit einer Kassettenrekorder-Prothese – haben Sie so etwas je gesehen?

Bei mir hakt das Denken. Ich sehe eine Frau und denke – was hat sie für schwarze Augen, hat sie für schwarze Augen, hat sie für … Ich will aufhören, sage mir, ich muss das Fenster schließen, aber heraus kommt schwarzes Fenster und sie soll die Augen schließen, Augen schließen, Augen schließen …

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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