Saved by a Navy SEAL - Mitch - Marliss Melton - E-Book

Saved by a Navy SEAL - Mitch E-Book

Marliss Melton

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Beschreibung

Ausgerechnet während seines Urlaubs in Barcelona gerät Navy SEAL Mitch Thoreau in die Unruhen zwischen den Separatisten, die die katalanische Unabhängigkeit anstreben, und der Nationalpolizei. Einzig die Begegnung mit der attraktiven Katrina ist ein Lichtblick. Sie ist schön, idealistisch und hat alles, was Mitch sich von einer Frau wünscht. Doch sie trägt auch ein schreckliches Geheimnis mit sich herum - eines, das unschuldige Leben bedroht und auch Mitch in Gefahr bringt.

Die neue und lang erwartete Navy-SEAL-Reihe von Erfolgsautorin Marliss Melton.

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber dieses BuchTitelWidmungKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14DANKSAGUNGÜber die AutorinWeitere Titel der AutorinImpressum

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Über dieses Buch

Ausgerechnet während seines Urlaubs in Barcelona gerät Navy SEAL Mitch Thoreau in die Unruhen zwischen den Separatisten, die die katalanische Unabhängigkeit anstreben, und der Nationalpolizei. Einzig die Begegnung mit der attraktiven Katrina ist ein Lichtblick. Sie ist schön, idealistisch und hat alles, was Mitch sich von einer Frau wünscht. Doch sie trägt auch ein schreckliches Geheimnis mit sich herum – eines, das unschuldige Leben bedroht und auch Mitch in Gefahr bringt.

M A R L I S S  M E L T O N

Aus dem amerikanischen Englisch von Simone Schuster

Das hier ist für dich, Mike. Du bist ein Held, den ich nie vergessen werde.

Kapitel 1

Spanische Gitarrenmusik übertönte die Schritte von Lieutenant Mitchell Thoreau, der das geflieste Foyer des Hotels Leonardo mit etwas Abstand vor seinen beiden Teamkollegen durchquerte. Die drei Navy SEALs waren direkt vom internationalen Flughafen Barcelona gekommen und hatten vor, ihren Urlaub in vollen Zügen zu genießen. Ein Blick auf die hübsche Dame, die hinter dem Empfangstresen arbeitete, und schon verlängerte Mitch seine Schritte, um als Erster bei ihr zu sein. Der Urlaub verlieh ihm ein Selbstbewusstsein, das er sonst bei Frauen nicht aufwies.

»Hola«, sagte er, wobei er sein Spanisch zum Besten gab und ein hoffentlich selbstbewusstes Grinsen aufsetzte. »Tenemos una reservación.«

Die Hotelangestellte blickte mit einem freundlichen Lächeln auf. Bernsteinfarbene Augen weiteten sich, als sie ihn musterte und dann an ihm vorbei zu seinen sich nähernden Freunden schaute.

»Willkommen in Barcelona«, sagte sie in einwandfreiem Englisch.

»Sie klingen amerikanisch.« Mitchs Blick glitt zu ihrem Namensschild – Katrina Ferrer. Ihre wohlgeformten Brüste, die gegen den Stoff der weißen Knopfbluse drückten, waren perfekt.

»Meine Mutter stammt aus Kansas.« Sie zuckte mit den Schultern angesichts der Unwahrscheinlichkeit, dass ihre Mutter aus einem fast fünftausend Meilen entfernten Binnenstaat kam. »Ich glaube, sie hat einen Heißluftballon genommen, um hierherzugelangen. Aber mein Vater ist Katalane, und ich habe mein ganzes Leben hier verbracht.«

»Sie sprechen also Englisch, Spanisch und Katalanisch«, schlussfolgerte Mitch, als Austin und Chuck neben ihm auftauchten.

»Ja, tatsächlich.« Sie schenkte allen dreien ein strahlendes Lächeln. »Unter welchem Namen haben Sie reserviert?«

»Thoreau«. Er hatte den Namen von seinem Vorfahren, Henry David Thoreau, geerbt. Da sie aber wahrscheinlich noch nie von dem amerikanischen Schriftsteller und Philosophen gehört hatte, buchstabierte Mitch seinen Nachnamen, als sie ihre schlanken Hände auf die Tastatur legte. Kein Ehering, stellte er fest.

»Es ist toll, dass Sie Barcelona besuchen, wenn man bedenkt, wie die Dinge stehen«, sagte sie und blickte auf, um seine Reaktion abzuschätzen.

Mitch brummte anerkennend. Ihre einwöchige Reise nach Spanien war etwa ein Jahr zuvor geplant worden – lange bevor die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens zu einem echten Problem wurden. »Unser Flug war nicht erstattungsfähig. Wir kommen gerade vom Flughafen«, fügte er hinzu.

»Danke, dass Sie trotzdem hier sind«, betonte Katrina. »Sie hätten auch zu Hause bleiben können.«

»Aber dann hätte ich Sie nie getroffen.« Es klang wie eine Anmache, doch er war vollkommen ehrlich.

Ihre Finger erstarrten für eine Sekunde – das einzige Anzeichen dafür, dass sie ihn gehört hatte. Dann klickte sie auf ihre Maus und starrte auf den Bildschirm. »Hier, bitte sehr. Nur ein Zimmer für Sie drei?« Sie hob fragend eine Augenbraue.

In diesem Moment wünschte sich Mitch so sehr, er hätte ein Zimmer für sich allein. Da er und seine Teamkameraden allerdings daran gewöhnt waren, im selben Raum zu übernachten und ohnehin nicht vorhatten, viel zu schlafen, war es ihnen am klügsten erschienen, ein Zimmer zu teilen, um Geld zu sparen. »Leider«, sagte er, und er musste sich zurückhalten, um nicht mit den Augenbrauen zu wackeln.

Ihre Wangen hatten einen rosigen Farbton angenommen. »Und Sie sind nur für zwei Nächte hier?«

»Unsere Pläne sind flexibel«, antwortete er. Für die Chance, mehr Zeit mit ihr zu verbringen, würde er gerne die ganze Woche in Barcelona bleiben, obwohl der Plan war, nach Sevilla und dann nach Madrid weiterzufahren und in jeder der Städte drei Tage zu verbringen.

Austin Collins stützte seine Ellbogen auf den Tresen. »Sind alle Mädchen in Barcelona so hübsch wie Sie?«, fragte er sie.

Mitch ärgerte sich über den Mangel an Feingefühl des Zwanzigjährigen.

Katrina lächelte nur. »Natürlich.« Sie schaute Chuck Suzuki an, als erwarte sie, dass er sich zu Wort meldete, aber Chuck sprach selten, und wenn, dann benutzte er Metaphern – daher auch sein Spitzname Haiku.

Katrina legte Mitch ein Blatt vor die Nase. »Dies sind unsere Hotelrichtlinien. Wenn Sie hier noch unterschreiben, dann sind Sie startklar.«

Er signierte den Zettel mit seiner kühnsten und besten Unterschrift. »Was halten Sie von der Guardia Civil?«, fragte er und legte den Stift weg.

Seit seiner Ankunft auf dem Flughafen hatte er das Gefühl, dass die starke Präsenz der nationalen Polizei den Beigeschmack einer ausländischen Besatzung trug – abgesehen davon, dass Katalonien natürlich immer noch eine spanische Provinz war. Die Guardia Civil war überall präsent, unübersehbar in ihren blauen Schirmmützen und bewaffnet mit Sturmgewehren. In den Nachrichten hatte er die Zusammenstöße zwischen ihnen und den Bürgern Barcelonas gesehen und sich gefragt, ob Spanien zu einem weiteren Nordirland werden würde.

Katrinas sonnengeküsstes Gesicht war angespannt. »Sie können nachvollziehen, was hier los ist?«, entgegnete sie.

»Natürlich.« Die Welt schaute zu. Barcelona, der Sitz der katalanischen Regierung, hatte beschlossen, Katalonien zur unabhängigen Republik zu erklären. In der jüngeren Geschichte, bis zur Diktatur Francisco Francos im Jahr 1939, hatten sich die Katalanen selbst regiert. Sie genossen ihre eigene Kultur, ihre eigene Sprache, und ihr Ruf nach Autonomie wurde weltweit gehört. Doch Spanien konnte es sich nicht leisten, sie freizulassen. Eine Abspaltung hätte die Wirtschaft des Landes gelähmt, da die Hälfte des Reichtums der Nation von und durch die florierenden Häfen Kataloniens floss.

»Die Lage da draußen ist ziemlich angespannt«, gab Mitch seinen ersten Eindruck wieder, und er fragte sich, was sie davon hielt.

»So schlimm ist es nicht.« Sie zuckte erneut mit den Schultern. »Madrid tut gerne so, als würde es uns kontrollieren, aber wir werden unseren Willen bekommen – durch friedlichen Widerstand.«

»M-hm.« Mitch war sich nicht sicher, ob er ihr glaubte. Als er sich in der ruhigen Hotellobby umsah, mochte er sich kaum vorstellen, wie sich die Unruhen auf die Tourismusbranche ausgewirkt hatten.

»Wir sind friedliebende Menschen«, fügte Katrina hinzu. »Wir glauben nicht an Gewalt. Wenn wir das täten, hätten wir eine Armee.« Sie gestikulierte nach draußen, als ob damit die Sache erledigt wäre.

»Der Wille des Volkes darf nicht ignoriert werden.« Haiku hatte sich endlich zu Wort gemeldet.

Katrina zog die Augenbrauen zusammen, als sie ihn betrachtete. »Nun, das ist wahr«, stimmte sie zu. »Aber Gewalt ist nicht die Lösung.«

Mitch konnte nur hoffen, dass sie recht hatte. Sein Kommandant, Captain Montgomery, hatte den dreien strikte Anweisungen gegeben, ihre Pässe bei sich zu tragen und sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten – ein guter Rat, denn Austin liebte es zu raufen. Die Vorliebe des jungen SEALs für den Einsatz seiner Fäuste, gepaart mit seiner Liebe zu der Zeichentrickserie über die Feuersteins, hatte ihm seinen Spitznamen Bam-Bam eingebracht.

»Hier sind Ihre drei Zimmerschlüssel.«

Während Katrina einige der Annehmlichkeiten des Hotels beschrieb, bewunderte Mitch die Art, wie sich ihre Lippen bewegten, wenn sie sprach. Die goldenen Ringe, die an ihren Ohrläppchen baumelten, lenkten seine Aufmerksamkeit auf die Strähnchen in ihrem unglaublich langen, honigfarbenen Haar. Er hatte schon immer langes Haar bei einer Frau gemocht, und ihres sah unendlich weich aus.

»Was wollen Sie sich ansehen, während Sie hier sind?« Sie hatte alle drei gefragt, aber sie blickte Mitch an, um eine Antwort zu erhalten.

»Ähm.« Als sie ihn ansah, brauchte er eine Sekunde, um sich an die Orte zu erinnern, die er recherchiert hatte. »La Sagrada Familia«, sagte er und bezog sich dabei auf die riesige Kathedrale des Architekten Antoni Gaudí, die hundert Jahre nach dessen Tod immer noch im Bau befindlich war. »Das Gotische Viertel«, fügte er hinzu, »und den Olympiapark«.

Sie nahm mehrere Broschüren von einem Ständer auf der Theke und hielt sie ihm hin. »Dann nehmen Sie die mit. Sie enthalten Gutscheine und allgemeine Informationen. In der obersten Broschüre finden Sie eine Ermäßigung für eine der Stadtrundfahrten mit dem Bus. Die empfehle ich Ihnen sehr. Es gibt keine bessere Möglichkeit, die Stadt zu sehen. Sie können aus- und einsteigen, wo Sie wollen.«

Mitch nutzte die Gelegenheit, um über ihre Finger zu streichen. Ihr Blick schnellte wie erwartet zu ihm.

»Sie haben etwas vergessen zu erwähnen –« Sie machte eine Pause, um sich zu räuspern. »Las Ramblas, eine sehr berühmte Straße, die nur einen Block von hier entfernt ist.«

Als ob Las Ramblas nicht schon bekannt genug gewesen wäre, hatte der ISIS-Anschlag, bei dem mehrere unglückliche Fußgänger ums Leben kamen, den Ort im vergangenen Sommer in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit gerückt. Dieser Vorfall musste sie zutiefst erschüttert haben, da er sich so nahe am Hotel ereignet hatte.

»Die fröhlichste Straße der Welt«, sagte er und versuchte, die Tragödie mit einer zeitlosen literarischen Anspielung zu überspielen.

Ihre Augen funkelten anerkennend. »Sie kennen Federico García Lorca?«, rief sie aus, offenbar erfreut, den revolutionären Dichter zitiert zu hören.

Er zuckte zustimmend mit den Schultern. »Ich habe eine Schwäche für Literatur.«

»Ich auch.« Sie betrachtete ihn eine Sekunde lang. »Es tut mir leid, dass ich Sie anstarre, aber Sie haben die blauesten Augen, die ich je gesehen habe.«

Wollte sie zurückflirten? Wenn ja, dann funktionierte es. Ihre Offenheit war weitaus verführerischer als das übliche Wimpernklimpern oder Schmollen, das er von Frauen zu erwarten gelernt hatte.

»Das höre ich oft«, gab er zu. Diesmal aber erhitzte sich sein Gesicht, und er musste erst einmal wegschauen.

»Okay«, sagte sie, als eine unangenehme Pause zwischen ihnen entstand.

Austin schnaubte amüsiert, und Katrina fiel in ihre Rolle als Hotelangestellte zurück.

»Ich hoffe, Sie haben einen schönen Aufenthalt«, fügte sie strahlend hinzu. »Kann ich Ihnen mit Ihrem Gepäck helfen?« Als sie die beiden mit je einem großen Seesack sah, wandte sie ein: »Nein, ich glaube nicht.«

»Wir reisen mit leichtem Gepäck«, erklärte Mitch.

Da sie nach spanischem Recht keine eigenen Feuerwaffen mit ins Land bringen durften, hatten sie wahrscheinlich mehr Handfeuerwaffen in ihren Taschen als Kleidung zum Wechseln.

»Ausgezeichnet. Sagen Sie mir Bescheid, wenn ich irgendetwas für Sie tun kann – wenn Sie eine Wegbeschreibung oder Vorschläge für ein Restaurant brauchen. Ich bin sicher, ich kann Ihnen helfen.«

Mitch stieß Austin mit dem Ellbogen an, um den Jungen davon abzuhalten, etwas Unpassendes zu sagen. »Das werden wir. Danke, Katrina.«

»Danke, Katrina«, riefen Austin und Chuck im Chor, während sie sich alle umdrehten und zum Aufzug gingen.

Als sich die Tür leise hinter ihnen schloss und Katrina aus dem Blickfeld verschwand, murmelte Haiku schräg: »Im Schatten der Kirschblüten gibt es keine Fremden.«

Kapitel 2

Katrina war kurz enttäuscht, als das Trio dieser faszinierenden amerikanischen Männer im Aufzug verschwand. Heiliger Strohsack. Sie wollte kein generelles Urteil über Gäste fällen, aber die meisten Amerikaner sahen weder so aus noch verhielten sie sich so wie diese drei. Zum einen hatten sie kein Gramm zusätzliches Körperfett an sich. Sie waren so schlank und muskulös, dass sie als Models für Sportklamotten hätten herhalten können. Und obwohl sie nach einem nächtlichen Flug direkt vom Flughafen kamen, sahen sie aus, als könnten sie die Stadt unsicher machen.

Mitchell Thoreau hatte dabei mit besonders strahlenden Augen aufgewartet. »Hör auf«, schimpfte sie über sich selbst, weil sie sich für ihre Bemerkung ihm gegenüber schämte. Seine Augen waren also so blau wie der Himmel über Kansas, der sie jedes Mal verblüfft hatte, wenn ihre Mutter sie in die Staaten mitnahm. Und was machte es schon, dass er Lorca zitieren konnte? Das hieß noch lange nicht, dass er der Mann ihrer Träume war. Gott wusste, wenn es um Männer ging, war ihr Urteilsvermögen ohnehin nicht das beste.

»Womit aufhören?« Ihr Vater hatte sie offenbar gehört, als er sich durch die Tür schob, die von der unteren Etage in den Empfangsbereich führte.

»Nichts. Guten Morgen, Pare«, Katrina wechselte vom Englischen ins Katalanische, die Sprache, die ihr Vater und ihre Brüder bevorzugten. »Unsere drei neuen Gäste haben gerade eingecheckt«, informierte sie ihn und nahm ihm so die Sorge, dass sie vielleicht nicht erscheinen würden. Das Unabhängigkeitsvotum hatte ihnen ziemliche Einbußen beschert.

Als ihr Vater nicht antwortete, drehte sich Katrina zu ihm um. Felipe Ferrer, der fünfzehn Jahre älter war als ihre Mutter, war seit dem unerwarteten Tod seiner Frau fünf Jahre zuvor völlig ergraut. Überschüssiges Gewicht polsterte seinen ehemals schlanken Mittelteil auf. An diesem Morgen wirkte er durch seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck besonders verhärmt.

Als sie den Grund dafür erahnte, stützte sie sich mit der Hüfte auf den Tresen und seufzte. Die Familie Ferrer besaß und betrieb das Hotel Leonardo seit drei Generationen. In letzter Zeit waren ihre Halbbrüder, Martí und Jordi, so in die politische Situation verwickelt, dass sie ihre Pflichten vernachlässigten und Katrina und ihren Vater damit zwangen, sie zu vertreten.

»Lass mich raten«, sagte sie, als das Telefon zu klingeln begann. »Martí lässt dich heute Morgen seine Schicht übernehmen.«

»Ja.« Ohne ein weiteres Wort streckte Felipe die Hand aus, um den Hörer abzunehmen.

Katrinas Groll auf ihre Brüder kochte hoch. Waren sie so sehr mit dem Schicksal Kataloniens beschäftigt, dass sie es versäumten, sich um ihre Familie zu kümmern? Ihr Vater, der zweifacher Witwer war, wurde zu einem traurigen alten Mann. Und was taten die beiden? Sie ignorierten ihn, um sich an die Spitze der Befreiungsfront zu setzen – einer Gruppe, die sich aus denselben Separatisten zusammensetzt, die die Guardia Civil bei den letzten gewalttätigen Zusammenstößen im vergangenen Monat angegriffen hatten.

Katrina wünschte, sie könnte ihre Brüder davon überzeugen, dass ihre Taktik völlig falsch war. Gewalt würde Madrids Einfluss auf Barcelona nur noch verstärken und das Feuer auf beiden Seiten schüren, bis ein Bürgerkrieg unvermeidlich würde.

»Ich werde mit ihnen reden.«

Ihr Vater, der am Telefon mit einem Kunden festhing, schüttelte verzweifelt den Kopf, konnte sie aber nicht aufhalten. Katrina eilte durch die schwere Tür mit der Aufschrift »Nur für Angestellte« in die Kellerräume und fachte dabei ihre Empörung an. Gleichzeitig ermahnte sie sich, einen kühlen Kopf zu bewahren. Martí und Jordi waren um ein Jahrzehnt älter als sie. Außerdem war Martí jähzornig. Darum würde sie gut daran tun, auf ihre Worte zu achten, wenn sie hoffte, ihn davon überzeugen zu können, dass seine Verpflichtung gegenüber der Familie an erster Stelle stand.

***

»Ich mag das Sprichwort über den Kirschbaum«, sagte Austin, während er seinen Seesack in den Schrank in der Ecke des Zimmers warf. »Diese Katrina ist umwerfend.«

»Bei der Metapher ging es um Gastfreundschaft, Bam-Bam«, erwiderte Mitch, der Austins Spitznamen benutzte, um auszudrücken, wie jung er war und wie viel er noch zu lernen hatte. »Außerdem ist sie zu alt für dich«, fügte er hinzu und beanspruchte die Gepäckablage für sich neben der Kommode, die er Chuck überließ.

Chuck nahm Austin, wie vorherzusehen, in Schutz. »Jeder ist so alt wie er sich fühlt«, betonte er.

»Dann ist sie immer noch zu alt für ihn.« Mitch öffnete den Reißverschluss seiner Tasche und suchte nach seinem Übernachtungsset und frischen Kleidern. Als Offizier hatte er das Recht, zuerst zu duschen. »Wollt ihr zwei erst mal planen, wo wir hinfahren?« Er fand, was er brauchte, und machte sich auf den Weg ins Bad.

»Ich finde, wir sollten in eine Bar gehen«, hörte er Austin sagen.

»Ach ja, richtig, du giltst ja als volljährig in diesem Land.« Mitch konnte sich eine letzte Stichelei nicht verkneifen. Er schlüpfte ins Bad und wich dem schmutzigen T-Shirt aus, das Austin nach ihm warf.

Sekunden später betrachtete Mitch sein nacktes Spiegelbild und fragte sich, ob Katrina ihn überhaupt attraktiv gefunden hatte. Sie hatte diese Bemerkung über seine Augen gemacht, aber das taten ja viele Leute. In einem völlig normalen Gesicht waren seine Augen an den Orten, die er und seine Teamkollegen besuchten, eher eine Belastung als ein Vorteil. Er musste oft braune Kontaktlinsen tragen oder zumindest eine dunkle Sonnenbrille, um sie zu verbergen, dazu einen Hut über seinem hellbraunen Haar.