Saved by a Navy SEAL - Vinny - Marliss Melton - E-Book

Saved by a Navy SEAL - Vinny E-Book

Marliss Melton

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Beschreibung

Reporterin Ophelia ist kurz davor, einen ranghohen Politiker der Korruption zu überführen und dadurch seine Karriere zu zerstören. Da erfährt sie, dass sie schwanger ist. So lange haben sie und ihr Mann, der Navy SEAL Vinny, sich schon ein Kind gewünscht. Würde er jetzt von der Schwangerschaft erfahren, würde er nicht tatenlos zusehen, wie sie sich mit ihrem Job in Gefahr bringt. Also sagt Ophelia nichts, mit dem festen Vorsatz, ihm die Wahrheit zu erzählen, sobald sie den Politiker zu Fall gebracht hat. Doch sie hat ihre Feinde unterschätzt und gerät in tödliche Gefahr. Vinny setzt alles daran, das Leben seiner großen Liebe zu retten. Nicht wissend, dass er auch das seines ungeborenen Kindes retten muss.

Die neue und lang erwartete Navy-SEAL-Reihe von Erfolgsautorin Marliss Melton.

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber dieses BuchTitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8EpilogÜber die AutorinWeitere Titel der AutorinImpressum

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Über dieses Buch

Reporterin Ophelia ist kurz davor, einen ranghohen Politiker der Korruption zu überführen und dadurch seine Karriere zu zerstören. Da erfährt sie, dass sie schwanger ist. So lange haben sie und ihr Mann, der Navy SEAL Vinny, sich schon ein Kind gewünscht. Würde er jetzt von der Schwangerschaft erfahren, würde er alles daransetzen, dass sie ihren gefährlichen Job nicht weiter nachgeht. Also sagt Ophelia nichts, mit dem festen Vorsatz, ihm die Wahrheit zu erzählen, sobald sie den Politiker zu Fall gebracht hat. Doch sie hat ihre Feinde unterschätzt und gerät in Lebensgefahr. Vinny setzt alles daran, das Leben seiner großen Liebe zu retten. Nicht wissend, dass er auch das seines ungeborenen Kindes retten muss.

M A R L I S S  M E L T O N

Aus dem amerikanischen Englisch von Simone Schuster

Kapitel 1

Ungläubig starrte Ophelia Price auf das Pluszeichen auf dem Schwangerschaftstest. Oh mein Gott! Sie hätte nicht überraschter sein können, wenn ihr plötzlich die Badezimmerdecke auf den Kopf gefallen wäre. In den letzten zehn Jahren hatte sie denselben Test schon zweimal gemacht, und beide Male war er negativ gewesen. Das Pluszeichen sollte nicht da sein – nicht, wenn sie die Pille seit über einer Dekade ziemlich regelmäßig einnahm und ihre Menstruation wie ein Uhrwerk kam, zumindest bis zu diesem Monat. Da ihre Periode drei Wochen zu spät war, hatte sie sich entschlossen, den Test zu machen. Er war nur als Vorsichtsmaßnahme gedacht gewesen, sie hatte nicht im Mindesten geahnt, dass die Ergebnisse so ausfallen würden.

Es musste sich um einen Irrtum handeln. Nur, dass es genau dort auf der Schachtel stand: zu achtundneunzig Prozent verlässlich. Und in den letzten zwei Wochen war ihr jeden Morgen ein klein wenig übel gewesen.

Ich bin schwanger.

Ihr Herz klopfte im Takt der Verleugnung. Eine eisige Taubheit erfüllte sie. Der Zeitpunkt könnte nicht schlechter sein. In den letzten fünf Jahren hatte sich ihr Job als Journalistin großartig entwickelt, sie war sogar zur Chefreporterin befördert worden. WTKR hatte sie dem Fernsehsender WAVY weggeschnappt und ihr ein obszön hohes Gehalt geboten, damit sie alle korrupten Polizisten, Unternehmen oder Politiker aufspürte, die sie finden konnte. Dafür, dass sie einst ihren Abschluss in Journalismus verschwendet hatte, indem sie bei Hooters kellnerte, hatte sie es ganz schön weit gebracht. Und sie verdankte viel von ihrem Erfolg – den Großteil sogar – ihrem Ehemann, Vinny, und seinem Vertrauen in sie. Jetzt verdiente sie gutes Geld damit, Betrug und Korruption aufzudecken. Sie liebte ihren Beruf.

Ich kann kein Baby bekommen.

Es würde alles ruinieren. Ihre fabelhafte Karrierelaufbahn würde abrupt zum Stillstand kommen, sobald sie jemandem ihre Neuigkeiten mitteilte. Vinny würde zweifellos ihre Schwangerschaft als Grund dafür nehmen, dass sie mehr Zeit zu Hause verbringen musste. Und dann war da noch ihr Chef, der sie von den Berichterstattungen abziehen würde, sobald erste Anzeichen zu sehen wären – schwangere Reporterinnen waren nicht sexy. Der Mutterschaftsurlaub wäre schließlich der letzte Nagel in ihrem Sarg. Sie würde zu einer unbedeutenden Reporterin degradiert werden; es gäbe nicht länger nationale Skandale oder Erpressungen von Großkonzernen, über die sie berichtete. Wer würde sie dann sein? Bloß noch eine Mutter – und das war ein Job, für den sie völlig ungeeignet war.

Das leichte Klopfen an der Tür schreckte Ophelia auf, und sie ließ das Teststäbchen fallen. Es klapperte auf den gefliesten Boden und schlitterte in Richtung Toilette.

»Alles in Ordnung da drin, cara mia?«, erkundigte sich Vinny. Sorge klang in seiner tiefen Stimme.

Schlösser hatten ihren Mann noch nie abgeschreckt. Ophelia schnappte sich das Beweisstück, damit er es nicht entdecken konnte, und griff zu einer Notlüge. »Ich mache nur mein Make-up, Honey. Ich bin gleich wieder draußen.«

Vinny und sie hatten im letzten Frühjahr während eines Urlaubs auf den Bermudas heimlich geheiratet. Die spontane Zeremonie unter einem Mondtor war nur ein weiterer Grund, weshalb seine Mutter sie nicht ausstehen konnte. Ophelia hatte nicht nur fünf Jahre gebraucht, um Vinny zu heiraten, sondern als sie es schließlich getan hatte, konnte seine Mutter nicht mal dabei sein.

Manchmal bedauerte Ophelia, dass sie diesen besonderen Moment nicht so zelebriert hatten, wie sie es hätten tun sollen – nämlich im Beisein von Vinnys Familie, seinen Navy SEALs und ihrer älteren Schwester Penny. Aber es hatte sich richtig angefühlt; und es war so romantisch gewesen, Vinny unter dem runden Steinbogen mit Blick auf das turmalinfarbene Meer ihre Zukunft zu versprechen. Außerdem, wer hatte schon Zeit, eine aufwendige Hochzeit zu planen?

Vinny war ihr Seelenverwandter. Sie gehörte zu ihm, noch bevor sie bereit gewesen war, es zuzugeben. Er kannte sie besser als jeder andere. Er wusste auch, dass sie in diesem Augenblick log, weil sie sich immer im Auto schminkte. Er verdrehte ganz gewiss über ihren lahmen Versuch, ihn zu täuschen, die Augen.

»Hör mal«, meinte er, und sie hielt den Atem an, »wie wäre es, wenn wir zu Thanksgiving zu Mamma fahren, anstatt dass sie dieses Jahr hierherkommt? Sie sagt, ihre Waschmaschine funktioniert nicht und sie braucht mich, um sie zu reparieren. Außerdem mache ich mir Sorgen um ihre Gesundheit.«

Er wollte zu Thanksgiving nach Philadelphia fahren? Plötzliche Aufregung ersetzte ihren Schock und ihre Selbstzweifel. Konnte Vinny wissen, dass sie nächsten Monat den Vizegouverneur von Pennsylvania interviewen wollte? Nein, niemals. Er hätte sonst nicht vorgeschlagen, dass sie auch nur in die Nähe von Philadelphia kamen, wenn er ahnte, was sie vorhatte.

»Ja, klar«, antwortete Ophelia und warf einen nachdenklichen Blick auf ihr Spiegelbild. »Das klingt gut.« Sie hatte nicht vor, ihm davon zu erzählen, sonst würde er seine Meinung über den Besuch bei seiner Mutter ändern.

»Hast du gut gesagt?«, entgegnete er und klang dabei ziemlich ungläubig. »Ich habe gerade kundgetan, dass wir zu Thanksgiving zu Mamma fahren müssen«, wiederholte er und betonte jedes Wort.

»Ja, warum nicht?« Ophelia warf einen letzten Blick auf das Teststäbchen, bevor sie es in die Tamponschachtel unter dem Waschbecken stopfte.

Als das Türschloss leise klickte, schlug sie den Schrank hastig zu und richtete sich schuldbewusst auf. Die Tür schwang langsam auf. Da stand Vinny und spähte um die Tür herum, seine schokoladenbraunen Augen fixierten ihren reuigen Blick.

»Ich habe dir gesagt, du sollst das nicht tun!«, schimpfte Ophelia. »Eine Frau braucht ihre Privatsphäre.«

»Ich habe mitbekommen, dass du nicht auf der Toilette warst. Was ist hier los?«, fragte er.

Sie verdrehte die Augen. »Warum glaubst du, dass etwas los ist?«

Er schaute sie einfach nur intensiv an, mit dieser allwissenden Art, die ihre Zehen in den hochhackigen Schuhen kräuseln ließ. »Du hast gerade zugestimmt, Thanksgiving bei meiner Mutter zu feiern«, meinte er vielsagend.

Sie bemühte sich um eine unschuldige Miene. »Ja, das habe ich.«

Vinnys Augen wurden schmal, und Skepsis schlich sich in seinen Blick. Ophelia konnte diesen Augen nie widerstehen. Sie waren mit dichten Wimpern umrandet und gerade so schräg, dass sie ihn in Kombination mit seiner schiefen Nase an einen jungen Al Pacino erinnerten. »Dann hast du ihr die Bemerkung über deine viel zu schmalen Hüften verziehen?«

Ophelia zwang sich zu einem nachlässigen Achselzucken, obwohl die Erinnerung daran ihren Groll wiedererweckte. »Was gibt es da zu verzeihen? Sie war verärgert, dass sie unsere Hochzeit verpasst hat. Es ist nur natürlich, dass sie deswegen so um sich schlägt. Jede Mutter wäre beleidigt, wenn sie bei der Hochzeit ihres einzigen Sohnes nicht dabei sein konnte.«

»Stimmt.« Vinny nickte, sein Blick war immer noch wachsam. »Aber sie hat ein paar ziemlich verletzende Dinge von sich gegeben«, räumte er ein.

Roses genaue Worte waren gewesen, dass es für Ophelia an der Zeit sei, ihren Job zu kündigen, etwas Fleisch auf ihre viel zu schmalen Hüften zu kriegen und die Frau zu sein, die Vinny verdiente. »Sie will Enkelkinder«, erinnerte Ophelia ihn mit nur noch einem Hauch von Groll. »Wer kann es ihr verdenken?« Schuldgefühle zwickten sie erneut, als sie daran dachte, dass sie nun Roses Träume wahrmachen konnte. Aber sie hatte nicht die Absicht, diese frohe Botschaft weiterzutragen – jedenfalls noch nicht.

Vinnys sanftes Lächeln trug nicht dazu bei, ihr Gewissen zu beruhigen, als er mit ausgebreiteten Armen tiefer ins Bad stapfte. »Nun, vielleicht können wir daran basteln, ehe du gleich zur Arbeit gehst«, schlug er mit rauchiger Stimme vor und zog sie in seine Umarmung. Der frische Schweiß, der seinem T-Shirt von der morgendlichen Laufrunde anhaftete, brachte Ophelia dazu, sich aus seinen Armen zu winden.

»Du machst meine guten Arbeitssachen schmutzig«, protestierte sie.

»Dann nur ein Kuss«, bat er, umfasste ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu ihm. Eine Berührung seiner warmen, weichen Lippen und jeder Gedanke an Flucht verblasste in ihr.

Gänsehaut überzog Ophelias Körper, als seine geschickte Zunge zwischen ihre Lippen glitt. Damit gab er ihr einen Vorgeschmack auf das, was sie verpassen würde. Als er den Kopf hob, schien der Boden zu schwanken, und sie überlegte ernsthaft, ob sie sich ausziehen und sich zu ihm unter die Dusche gesellen sollte. Sie griff nach seinem Handgelenk, um seine Uhr zu lesen. »Oh, Mist, ich bin spät dran.«

»Du bist immer zu spät«, sagte er. »Was ist schon eine halbe Stunde mehr?«

»Nein, im Ernst, ich muss los. Mein neuer Chef will, dass wir uns zu Arbeitsbeginn einstempeln.«

»Was für ein Blödmann«, rief Vinny aus.

»Wem sagst du das.« Ehe Ophelia unter seinem Arm wegschlüpfte, um das Bad zu verlassen, drückte sie Vinny noch einen innigen Kuss auf die Wange. »Ich liebe dich«, sagte sie und spürte überrascht, wie ihr Tränen in die Augen stiegen.

Seine dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ich liebe dich auch«, erwiderte er.

Sie floh, bevor er sie ausfragen konnte. Vinny kannte sie wie kein Zweiter, sogar besser als ihre Schwester. Wenn er herausbekäme, dass sie in anderen Umständen war und ein Kind in ihrem Bauch heranwuchs, würde er Himmel und Erde in Bewegung setzen, damit sie ihren Job kündigte und zu Hause blieb, wo ihr Baby in Sicherheit wäre.

Nur über meine Leiche, dachte Ophelia, verließ zügig das Bad und holte ihre Handtasche und ihre Jacke aus dem Flurschrank. Die Chefreporterin zu sein war das Einzige, was sie gut konnte. Es gab ihr die Selbstachtung, nach der sie sich verzweifelt sehnte. Vor ihrer journalistischen Karriere hatte sie bei ihrer Schwester gelebt, weil sie ihren Lebensunterhalt als Kellnerin allein nicht bestreiten konnte und sich selbstzerstörerischen Beschäftigungen hingab.

Und dann war Vinny DeInnocentis aufgetaucht. Er mochte vier Jahre jünger sein als sie, aber er stand mit beiden Beinen mitten im Leben. Er war so geerdet mit einer soliden Arbeitsmoral, einer Karriere bei der Navy und dem langfristigen Ziel, Arzt zu werden. Er hatte sie dazu inspiriert, mehr aus sich zu machen, besser zu werden. Endlich hatte sie das Gefühl, seiner würdig zu sein, aber das lag nur an ihrem Job.

Wenn er herausfände, dass sie schwanger war, würde sich das ändern – nicht nur, weil Vinny darauf bestünde, dass sie ihre Prioritäten änderte, sondern auch, weil eine Schwangerschaft ihre Karriere ruinieren würde.

Vielleicht würde sie es Vinny nicht sagen. Der Gedanke schlich sich in ihr Hirn, als sie rückwärts aus der Einzelgarage fuhr und neben Vinnys Honda Civic wendete. Sie könnte irgendwo eine Klinik aufsuchen und heimlich abtreiben – oh Gott, nein. Sie verwarf den Gedanken in dem Moment wieder, als er ihr in den Sinn kam. Das könnte sie Vinny oder ihrem Baby niemals antun. Nicht, wenn sie bereits wusste, was für ein großartiger Vater er sein würde. Nicht, wenn er sie ihr Auto in der Einzelgarage parken ließ, damit sie nicht bei jedem Wetter hin und her rennen musste. Er hatte etwas viel Besseres verdient als das. Er verdiente etwas Besseres als sie.

Ich bin so ein furchtbarer Mensch. Aus Scham darüber, eine Abtreibung überhaupt in Erwägung gezogen zu haben, schluckte Ophelia schwer, während sie den Shore Drive in Virginia Beach in Richtung Norfolk hinunterfuhr. Aber Fakt war, dass es da draußen noch furchtbarere Leute gab, die anderen das Fell über die Ohren zogen und das System in ihrem endlosen Streben nach Macht manipulierten. Und wenn Ophelia Price diesen Leute nicht aufs Dach stieg, um sie für ihre Sünden zur Rechenschaft zu ziehen, wer sollte es dann tun?

Den Blick auf die Straße gerichtet, kramte sie in ihrer Handtasche nach dem Bronzer, den sie normalerweise während der Fahrt auftrug. Vinnys tadelnde Stimme ertönte in ihrem Kopf und unterbrach ihre Suche. Baby, das musst du nicht tun. Du bist wunderschön, so wie du bist.

Sie klappte die Sonnenblende herunter, um in den dortigen Spiegel zu schauen, und betrachtete kritisch ihr Spiegelbild. Mit einem Blick aus ihren türkisfarbenen Augen taxierte sie ihre schicke graue Jacke und ihr cremefarbenes Seidentop. Als Vinny sie das erste Mal getroffen hatte, war sie wie ein Hippie gekleidet gewesen, weit entfernt von professionell. Ihr rotgoldenes Haar war zu einem lockeren, aber eleganten Dutt hochgesteckt. Sie beugte sich näher an den Spiegel heran und entdeckte feine Linien um ihre Augen und auf ihrer Stirn. Fand Vinny, der jetzt gerade fünfundzwanzig Jahre alt war, sie zu reif? Sie würde im August dreißig werden.

Sie schloss die Blende mit einem Schnappen, verzichtete auf den Bronzer zugunsten von farbigem Lipgloss und beschloss, das Make-up wegzulassen. Wenn sie später auf Sendung ging, würde ihr ein Visagist sowieso eine Menge Sachen auftragen. Sie mochte von Natur aus ein egoistischer Mensch sein, aber sie musste das Leben, das heimlich in ihr heranwuchs, nicht grundlos aufs Spiel setzen.

***

Vinnys Mutter lebte noch immer im italienischen Viertel Bella Vista; in demselben Backsteinreihenhaus, das zwischen zwei anderen ähnlichen Häusern eingezwängt war, in einer Straße, die mit Autos verstopft und mit Schmutz übersät war. Jedes Mal, wenn Ophelia Vinnys alten Wirkungskreis besuchte, konnte sie nur staunen, was er alles hinter sich gelassen und gemeistert hatte.

»Du bist ein Heiliger«, beschied sie ihrem Mann, als er ihren noch recht neuen, orangefarbenen Kia Soul seitlich zwischen zwei Schrottlauben einparkte.

Er stieß ein überraschtes Lachen aus. »Wohl kaum.« Dann warf er ihr einen schiefen Blick zu. »Wie kommst du darauf?«

Sie schüttelte nur den Kopf über seine Bescheidenheit. Als er hier aufwuchs, hatte Vinny sich nicht nur gegen die Rekrutierung durch die örtlichen Gangs gewehrt, sondern auch dabei geholfen, seine kleine Schwester großzuziehen, als ihr Vater weggelaufen war und seine Mutter krank wurde. »Die meisten Menschen sind Opfer ihrer Umstände«, sagte sie und zog eine Grimasse. »Aber du hast dich immer für den richtigen Weg entschieden.« Wahrscheinlich fühlte sie sich deshalb im Vergleich dazu wie eine Verliererin.

Sein absolut italienisches Achselzucken wischte ihr Lob beiseite. »Nein, es gibt immer eine Wahl«, erklärte er. »Und jeder kann diese Wahl treffen.«

Seine Worte hallten in ihrem Kopf nach, als er die Handbremse zog und auf den Knopf drückte, der den Motor abstellte. Er runzelte besorgt die Stirn, als er sich seine ehemalige Nachbarschaft ansah. »Wir hätten mein Auto mitnehmen sollen. Jemand wird deinen Wagen zerkratzen, weil er so neu ist.«

»Aus diesem Grund habe ich Pennys Briefkasten angefahren. Durch die Delle im Kotflügel sieht er jetzt aus wie alle anderen Autos.«

Er gluckste und schüttelte den Kopf. »Ach so, nur deshalb hast du den Briefkasten gerammt.«

»Jep.« In Wahrheit brauchte sie ihr Auto womöglich, um ihren Termin mit dem Vizegouverneur einzuhalten. Und sie hatte nicht gelernt, Vinnys Schaltgetriebe zu fahren – oder besser gesagt, er traute ihr nicht zu, sein Schaltgetriebe zu bedienen.

»Und ich dachte, du wolltest dein Auto dabei haben, damit du abhauen kannst, wenn Mamma deine Gefühle verletzt«, antwortete er.

»Das auch.«

Vinny drückte ihre Hand. »Sie wird sich benehmen, das verspreche ich. Außerdem ist Bella hier, um sie abzulenken.« Er gestikulierte in Richtung des lindgrünen Escort seiner kleinen Schwester, während er ausstieg. Ophelia folgte ihm zum Kofferraum, um beim Gepäck mit anzufassen. Isabella, die jetzt an der Drexel University studierte, war über die Feiertage daheim.

Aus einem nahe gelegenen Restaurant wehte eine kühle Brise, die den Geruch nach Knoblauch mit sich trug. Als sie die Treppe zum Haus hinaufstiegen, flog die Tür auf. Dort stand Mamma Rose mit ausgebreiteten Armen, um sie zu begrüßen.

»Figlio mio«, rief sie und zog Vinny an ihren mit einer Schürze verhüllten Busen, als er auf sie zutrat. Wären seine Schultern nicht so breit wie die Tür selbst, hätte die Umarmung ihn vielleicht ganz verschluckt. »Willkommen, willkommen«, gurrte sie. Sie gab ihm einen kräftigen Kuss auf beide Wangen und betrachtete dann Ophelia aus Augen, die denen Vinnys so sehr glichen. Die Spannung, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, wurde jedoch durchbrochen, als Rose Vinny zur Seite schob, um Ophelia mit gleicher Wärme zu umarmen. »Wie schön, dass ihr gekommen seid. Ich koche schon ganzen Tag«, rief sie, und ihr Englisch war so elementar, wie bereits vor fünf Jahren, als Ophelia sie zum ersten Mal getroffen hatte. »Kommt rein, kommt! Ist kalt draußen!«