Saved by a Navy SEAL - Rusty - Marliss Melton - E-Book

Saved by a Navy SEAL - Rusty E-Book

Marliss Melton

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Zehn Jahre ist es her, dass Mayas Mann bei einem Einsatz der Navy SEALS ums Leben kam. Und noch immer sitzt der Schmerz tief. Zumal ihr vierzehnjähriger Sohn sich mehr und mehr abkapselt und auf die schiefe Bahn zu geraten droht. Dann begegnet Maya einem Mann, den sie nie wieder sehen wollte: dem Ex-Navy-SEAL Rusty. Er ist für den Tod ihres Mannes verantwortlich. Jetzt aber scheint er der Retter in der Not zu sein und bietet Mayas Sohn einen Job an, der ihn von der Straße holt. Doch dann geraten er und Maya in Gefahr. Kann Rusty seinen Fehler aus der Vergangenheit wiedergutmachen und Maya und ihren Sohn beschützen?

Die neue und lang erwartete Navy-SEAL-Reihe von Erfolgsautorin Marliss Melton.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 213

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber dieses BuchTitelWidmungPrologKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16EpilogDanksagungÜber die AutorinWeitere Titel der AutorinImpressum

Liebe Leserin, lieber Leser,

herzlichen Dank, dass du dich für ein Buch von beHEARTBEAT entschieden hast. Die Bücher in unserem Programm haben wir mit viel Liebe ausgewählt und mit Leidenschaft lektoriert. Denn wir möchten, dass du bei jedem beHEARTBEAT-Buch dieses unbeschreibliche Herzklopfen verspürst.

Wir freuen uns, wenn du Teil der beHEARTBEAT-Community werden möchtest und deine Liebe fürs Lesen mit uns und anderen Leserinnen und Lesern teilst. Du findest uns unter be-heartbeat.de oder auf Instagram und Facebook.

Du möchtest nie wieder neue Bücher aus unserem Programm, Gewinnspiele und Preis-Aktionen verpassen? Dann melde dich für unseren kostenlosen Newsletter an: be-heartbeat.de/newsletter

Viel Freude beim Lesen und Verlieben!

Dein beHEARTBEAT-Team

Melde dich hier für unseren Newsletter an:

Über dieses Buch

Zehn Jahre ist es her, dass Mayas Mann bei einem Einsatz der Navy SEALS ums Leben kam. Und noch immer sitzt der Schmerz tief. Zumal ihr vierzehnjähriger Sohn sich mehr und mehr abkapselt und auf die schiefe Bahn zu geraten droht. Dann begegnet Maya einem Mann, den sie nie wieder sehen wollte: dem Ex-Navy-SEAL Rusty. Er ist für den Tod ihres Mannes verantwortlich. Jetzt aber scheint er der Retter in der Not zu sein und bietet Mayas Sohn einen Job an, der ihn von der Straße holt. Doch dann geraten er und Maya in Gefahr. Kann Rusty seinen Fehler aus der Vergangenheit wieder gut machen und Maya und ihren Sohn beschützen?

M A R L I S S  M E L T O N

Aus dem amerikanischen Englisch von Simone Schuster

Widmung

Dieser Roman ist der Navy-SEAL-Witwe Lynn Bukowski gewidmet. Sie hat ein ganz besonderes Refugium geschaffen, das LZ-Grace, in dem Spezialeinheiten Unterstützung religiöser, physischer, psychischer und emotionaler Natur finden.

»LZ« steht für Landing Zone – Landezone –, denn hier können die SEALs landen, wenn sie anstrengende, adrenalingeschwängerte und furchterregende Einsätzen hinter sich haben. In der LZ-Grace können sie sich in einer bewaldeten Umgebung am Ufer eines Baches entspannen. Sie profitieren von Meditation, Massage, Kunst- und Musiktherapie und tauschen sich mit Menschen aus, die diese Erfahrungen ebenfalls gemacht haben. Für alles, was sie für uns und die freie Welt tun, haben die Navy SEALs diesen besonderen Ort verdient. Vielen Dank, Lynn, und vielen Dank an alle, die einen Beitrag zu dieser wunderbaren gemeinnützigen Organisation leisten. Besuchen Sie http://www.LZ-Grace.com für mehr Informationen.

Prolog

»Eine Rede, eine Rede!«, brüllten die SEALs, die Schulter an Schulter in den Sitzreihen vor der erhöhten Plattform Platz genommen hatten. Die warme Juni-Sonne schien durch die Fensterwand und malte geometrische Formen aus Licht und Schatten auf ihre Uniformen. Rusty Kuzinsky ließ seinen finsteren Blick über die Zuhörer schweifen und hob eine Hand, um ihre Ausgelassenheit zu dämpfen.

Die Zahl der anwesenden SEALs freute ihn. Er hoffte, dass dies einen Beweis für das enge Band darstellte, das ihn mit »seinen Jungs« verband – obwohl sie mehr als ein Jahrzehnt jünger waren als er selbst.

Als er hinter dem Rednerpult stand, bestätigte sich sein früherer Eindruck, dass sich alle Männer des SEAL Team 12 – nicht nur die seiner Einheit – im Galley at the Dunes eingefunden hatten, um an seiner Abschiedsfeier teilzunehmen. Vielleicht wollten sie einfach nur ein paar Stunden Pause von den Special-Ops haben. Vielleicht wollten sie auch nur Kuchen essen. Aber er stellte sich lieber vor, dass es daran lag, weil sie ihn vermissten.

Die Zeremonie, um ihn in den Ruhestand zu verabschieden, hatte damit begonnen, dass die Ehrengarde die Flaggen präsentiert hatte. Dann hatte ein SEAL namens Tristan Halliday die Nationalhymne gesungen. Commander Montgomery, den alle Monty nannten, verlas anschließend die Orden und ein vom Präsidenten persönlich unterzeichnetes Dankesschreiben. Hinterher hatte Monty eine Gedenkvitrine mit Dutzenden von Orden und Bändern überreicht, die Rusty sich in den letzten einundzwanzig Jahren verdient hatte.

Der Seelsorger des Teams ergriff dann das Wort und trug ein bewegendes Gedicht vor, das der amerikanischen Flagge gewidmet war. Währenddessen hatten drei Junior-SEALs eine Flagge zu einem kleinen ordentlichen Dreieck gefaltet und sie Rusty ausgehändigt.

Danach war es Zeit für die Rede. Rein theoretisch hätte Monty eine anständige Hommage auf ihn halten können. Aber Rusty besaß den Ruf, seine Jungs zu inspirieren, und sie wollten ein paar letzte weise Worte von ihm hören.

Er griff in die Innentasche seiner weißen Uniform und zog mehrere gefaltete Blätter Papier heraus. »Ich habe tatsächlich vier verschiedene Reden geschrieben«, offenbarte er.

Gelächter schallte durch die Menge der SEALs und hallte von der Holzbalkendecke des Restaurants am Meer wider. Damit hatten sie anscheinend gerechnet.

Er glättete die Seiten auf dem Rednerpult und überlegte, welche davon er vorlesen sollte.

»Machen Sie sie einfach alle, Master Chief«, erklang eine Stimme, die er direkt an ihrem schleppenden Montana-Akzent erkannte.

Rusty warf Bronco einen mahnenden Blick zu und richtete seine Augen auf die blonde Frau, die neben dem SEAL saß – es war nicht Rebecca, die Bronco nächsten Monat heiraten wollte, sondern die NCIS-Sonderermittlerin Maya Schultz.

Als sich ihre Blicke trafen, erlitt sein Hirn einen Kurzschluss.

Er hatte Maya seit letztem Herbst nicht mehr gesehen, als er die Papiere unterschrieben hatte, die Bronco für tot erklärten. Das alles war Teil eines ausgeklügelten Plans des NCIS gewesen, um zu beweisen, dass Rustys Einsatzleiter Nebenjobs für die Mafia erledigte.

Ein Blick in Mayas fein geschnittene Gesichtszüge genügte, und Rusty wurde klar, dass er all die Monate nur darauf gewartet hatte, sie wiederzusehen.

Durch ihre Brillengläser schienen ihre hellgrünen Augen in die Tiefen seiner Seele zu blicken – selbst aus so großer Entfernung. Warum hätte sie sich eine Auszeit von der Arbeit nehmen sollen, wenn sie nicht genauso für ihn empfand?

Doch dann erinnerte er sich an Mayas Ehemann, der seinetwegen umgekommen war, und Rustys Optimismus schwand.

Ian Schultz, ein schnittiger Marinemajor, war auf Gilman’s Ridge bei einer schicksalhaften Schlacht gefallen, die zweiunddreißig Soldaten das Leben gekostet hatte – alle außer Rusty, um genau zu sein. Es wurde gewitzelt, er sei wahrscheinlich ein zu kleines Ziel gewesen, obwohl nichts, was mit diesem Tag zu tun hatte, zum Lachen war.

Er riss sich von Mayas Anblick los, straffte die Schultern und schaute wieder auf seine vorbereiteten Reden. Der erwartungsvolle Ausdruck in Maya Schultz’ Augen ließ ihn jedoch alle Blätter beiseiteschieben.

»Wisst ihr, ich hätte nie gedacht, dass dieser Tag kommen würde«, gestand er.

Als er aufschaute, knipste er einen mentalen Schnappschuss von all den erwartungsvollen Gesichtern, die ihn anschauten. Eine Welle der Zuneigung rollte über ihn hinweg und stärkte seine Stimmbänder.

»Ich bin SEAL, und das seit meinem neunzehnten Lebensjahr. Das sind einundzwanzig Jahre HALO-Sprünge, Feuergefechte und Kampfmittelbeseitigung. Das sind sieben Einsätze – fünf in Afghanistan und zwei in Venezuela. Den Zahlen nach zu urteilen, hätte ich es nicht so weit bringen dürfen. Aber ich habe es geschafft, und das habe ich denen zu verdanken, die ihr Leben an meiner Seite verloren haben.«

Er starrte zum anderen Ende des Raums, wo die Geister, die ihn Tag und Nacht verfolgten, zu schweben schienen. Seine Fingerknöchel schabten gegen die scharfen Kanten des Rednerpults, als er sich wieder in der Realität verankerte.

Mit einem Blick auf seine Notizen überprüfte er die Namen, die er am Vortag aufgelistet hatte. »Bitte erhebt euch, während ich die Männer würdige, die diesen Tag möglich gemacht haben.«

Stoff raschelte und Stiefel scharrten auf dem gefliesten Boden, als sich sein Publikum respektvoll erhob. Rusty verlor Maya Schultz aus den Augen, deren zierliche Statur hinter den breiten Schultern der SEALs vor ihr verschwand.

Rusty las einen Namen nach dem anderen vor und gedachte der gefallenen Krieger, mit denen er gedient hatte. Als er zu Ian Schultz’ Namen kam, betonte er ihn besonders. Es tut mir leid, dass ich ihn nicht retten konnte, teilte er im Geiste mit.

Als er den letzten Namen genannt hatte, blickte er auf und sah, dass die Augen seiner Männer glasig waren. »All diesen Gefallenen, meinen erfahrenen Anführern und euch, meinen Jungs, spreche ich meinen aufrichtigen Dank aus.«

Es dauerte eine Sekunde, bis die SEALs die düstere Stimmung, die er über sie gelegt hatte, abschütteln konnten. Ein gedämpfter Beifall ging durch das Publikum.

»Danke fürs Kommen«, fügte er hinzu. »Und jetzt lasst uns Kuchen essen.«

Diesmal war die Antwort einstimmig. »Hooyah, Master Chief!«

Als sich die Gänge zu leeren begannen, legte Rusty seine Notizen beiseite und versuchte, einen Blick auf Mayas Reaktion zu erhaschen. Hatte sie es gemocht, dass er ihren verstorbenen Mann gewürdigt hatte? Würde sie einwilligen, mit ihm zu reden, wenn er sie darum bat?

Doch als er bemerkte, dass sie auf dem Weg zum Ausgang war, riss er den Kopf ruckartig herum.

Warte. Er konnte sich gerade noch davon abhalten, ihr laut nachzurufen.

Da fiel schon die Tür hinter ihr zu – und eine große Leere breitete sich in ihm aus, die ihn in den bereits vertrauten Sog aus Schuldgefühlen zerrte. Was hatte er erwartet? Dass sie ihm vergab, nur weil er ihren Mann in der Öffentlichkeit gewürdigt hatte?

»Gut gemacht, Rusty.« Der Kommandant des SEAL Team 12 stand neben ihm, um ihm die Hand zu schütteln. Joe Montgomerys tief liegende Augen und sein vernarbtes Gesicht spiegelten wider, welches Leid sie beide hatten durchstehen müssen.

»Danke, Sir.«

»Ich habe gehört, Sie haben Pläne für das alte Haus, das Sie renoviert haben.«

»Ja, Sir.« Das Never Forget Retreat stand auf einem dreizehn Hektar großen Gelände, eingebettet zwischen Pinienwäldern und Salzwassersümpfen. Er hoffte, dass es Special-Op-Agenten, die gerade einen Auslandseinsatz hinter sich hatten, einen Zufluchtsort bieten würde, an dem sie sich erholen konnten, bevor sie sich wieder in das normale Leben eingliederten.

»Es ist ungeheuer lobenswert, was Sie da tun, Rusty. So einen Ort hätte ich auch gebrauchen können.«

Die Worte erinnerten Rusty daran, dass der Kommandant eine Katastrophe überlebt hatte, die all dessen Teamkollegen das Leben gekostet hatte.

»Das hätte uns allen genutzt, Sir. Deshalb habe ich es gegründet.«

Monty klopfte ihm auf die Schulter. »Sie brauchen mich nicht mehr Sir zu nennen«, sagte er mit einem schiefen Lächeln. »Und jetzt schneiden Sie Ihren Kuchen an«, befahl er gutmütig.

Kapitel 1

»Curtis!«

Maya hörte die Frustration in ihrer Stimme, als sie ihren Teenager-Sohn vom oberen Stockwerk lautstark nach unten zitierte. Dann kehrte sie in die Küche zurück, um sich einen zweiten Eindruck zu verschaffen. Vielleicht war es doch nicht so schlimm, wie sie zuerst gedacht hatte.

Es war schlimmer.

Den klebrigen Fleck auf dem Linoleumboden hatte sie beim ersten Mal nicht gesehen. Aber die benutzten Gläser neben der Spüle und die leere Flasche mit süßem Tee, die auf der Kücheninsel stand, zeigten sich mit großer Wahrscheinlichkeit für den Fleck verantwortlich. Die Arbeitsplatte war mit Krümeln übersät. Das Brot – oder das, was davon übrig war – war liegen gelassen worden, damit es eintrocknen konnte. Zwischen den Krümeln lagen Messer, die mit Senf und Mayonnaise beschmiert waren, und auf dem überquellenden Mülleimer thronte eine leere Tüte Chips.

Über das schnelle Pochen ihres Herzens hinweg vernahm Maya mehrere jugendliche Stimmen aus dem ersten Stock, was sowohl die vielen leeren Gläser als auch das fast aufgegessene Brot erklärte. Curtis hatte Freunde zu Besuch – trotz ihrer Regel, dass keine Freunde erlaubt waren, solange sie bei der Arbeit war. Und ganz sicher nicht ohne ihre vorherige Erlaubnis.

Sie drückte die Handfläche gegen die Stirn und holte tief Luft. Dann noch einmal.

Wenn Ian bloß noch hier wäre.

Mehr als ein Jahrzehnt lang hatte sie diese Litanei wie eine kaputte Schallplatte in ihrem Kopf abgespielt. Sie war davon ausgegangen, dass der Satz irgendwann nicht mehr zutreffen würde. Doch anstatt Frieden mit Ians Tod zu machen, ärgerte sie sich umso mehr über die Abwesenheit ihres Mannes, je älter Curtis wurde. Mit seinen vierzehn Jahren war ihr Sohn bereits herausfordernder, als sie verkraften konnte. Ian mit im Boot zu haben, hätte einen riesigen Unterschied gemacht.

Curtis’ Alter stellte dabei nur die Hälfte des Problems dar. Jetzt, da Sommerferien waren, hatte er viel zu viel Zeit und keine Struktur in seinem Tagesablauf. Er war zu jung, um arbeiten zu gehen, und zu alt, um an – bezahlbaren – Sommercamps teilzunehmen. Er hing entweder zu Hause oder mit den Kindern aus der Nachbarschaft herum, anstatt mit den »netten« Kids, mit denen er die Privatschule besuchte – ein Luxus, den sie mit Mühe und Not zusammenkratzte. Und nun war gerade mal Anfang Juni, und schon brach Curtis die Regeln.

Sie wappnete sich für die Schlacht, knallte die Tüte mit den Lebensmitteln, die sie noch in einem Arm hielt, auf den Tresen und stapfte die Treppe hinauf.

Kein Wunder, dass er sie nicht hatte rufen hören. Die Geräusche eines brachialen Videospiels drangen durch Curtis’ geschlossene Tür. Mit angehaltenem Atem drehte sie den Knauf und stieß leise die Tür auf.

Wenn sie gedachte hatte, die Küche sei schon verwüstet, dann gab es keine Worte, um das Chaos vor ihr zu beschreiben. Vier halbwüchsige Jungs blickten abgelenkt in ihre Richtung, bevor sie sich wieder dem Spiel zuwandten.

»Hey, Mom«, sagte Curtis und schaffte es immerhin, sie zu erkennen.

Maya zählte bis zehn. Dann richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf, marschierte vor den riesigen Computermonitor, den Curtis aus dem Wohnzimmer in sein Schlafzimmer geschleppt hatte, griff nach unten und drückte den Powerknopf.

»Was zum Teufel?«, rief einer von Curtis’ Freunden laut, der größer war, als ein Vierzehnjähriger sein sollte.

Sie warf dem Jungen einen Blick zu, der so manchen schuldbewussten Soldaten dazu gebracht hätte, seine Verbrechen zu gestehen, doch er zuckte kaum mit der Wimper. »Es tut mir leid«, verkündete sie und wünschte dann, sie hätte nicht mit einer Entschuldigung angefangen. »Ihr müsst jetzt alle gehen.«

»Was?« Curtis ließ seinen Controller sinken. »Mom, das kann doch nicht dein Ernst sein!«

»Oh, ich meine es absolut ernst.« Sie blickte zu den drei Jungs, die sie nur vage erkannte. Der Große mit dem vorlauten Mundwerk lümmelte sich auf Curtis’ Sitzsack, als hätte er keinerlei Absicht, irgendwo hinzugehen.

Sie machte einen Schritt in seine Richtung. »Ich glaube, wir wurden uns noch nicht vorgestellt.« Sie sah Curtis vielsagend an.

»Das ist Santana«, murmelte er.

Dem Jungen mussten vor langer Zeit einmal Manieren beigebracht worden sein, denn er schwang sich auf die Füße, wenn auch mit verdrießlicher Miene. Er überragte sie ein gutes Stück, sah wie ungefähr sechzehn Jahre alt aus und reichte ihr nicht die Hand.

»Santana«, wiederholte Maya. Ihr Blick glitt von der missmutig verzogenen Oberlippe über das fleckige T-Shirt bis hin zu den ausgebeulten Jeans, die an seinen schmalen Hüften hingen. Sie bot ihre Hand zuerst an. »Hi, ich bin Curtis’ Mutter, Mrs Schultz.« Er erwiderte die Geste mit einem schlaffen Händedruck.

»Unglücklicherweise«, fuhr sie fort, angewidert von seinen klebrigen Fingern, »hat Curtis nicht die Erlaubnis, Freunde einzuladen, wenn ich bei der Arbeit bin.« Sie schenkte Santana ein knappes Lächeln. Du kannst jetzt gehen, gab sie ihm stumm zu verstehen.

Sein spöttischer Blick glitt über sie hinweg, und er betrachtete ihren schicken, cremefarbenen Anzug, ihre nackten Waden und ihre zehn Zentimeter hohen Absätze. »Sie sind ja jetzt hier, oder?«, stellte er fest.

Seine Unverschämtheit raubte ihr den Atem, doch nur für eine Sekunde. »Ja, ich bin hier«, sagte Maya mit stahlharter Stimme. »Aber Curtis hat jetzt Hausarrest, also kannst du nicht nur nicht hier zocken, sondern du wirst auch nicht so bald wiederkommen können.«

»Ach, Mom.« Curtis’ Protest verblasste angesichts des vernichtenden Blicks, den sie ihm zuwarf. »In Ordnung, Jungs. Ihr müsst gehen.« Widerwillig erhob er sich und geleitete seine Freunde aus dem Schlafzimmer die Treppe hinunter.

Maya folgte ihnen in einigem Abstand und probte in ihrem Kopf die Worte, die sie Curtis sagen wollte, während sie in sich nach der Besonnenheit suchte, für die sie bei der Arbeit bekannt war. Aber ihr Blut kochte weiter, und sie musste sich eingestehen, dass sie wütend war – nicht so sehr auf Curtis, sondern auf das Schicksal im Allgemeinen.

Warum hatte Ian jenes fatale Gefecht auf Gilman’s Ridge nicht überleben können? Warum hatte er nicht auch in den Ruhestand gehen können, so wie Master Chief Kuzinsky vorhin? Und warum konnte sie sich dieses übergroße Kraftpaket von einem SEAL nicht aus dem Kopf schlagen?

In ebendem Moment, in dem sie ihn gesichtet hatte, war so etwas, das sich beinah wie Freude anfühlte, in ihr aufgeblüht, bevor sie es wieder unterdrückt hatte. So hatte sie seit … seit Ian nicht mehr für einen Mann empfunden. Und obwohl Ian schon über ein Jahrzehnt tot war, war es schlichtweg falsch, Kuzinsky attraktiv zu finden.

Er und sein Trupp waren zu Gilman’s Ridge geschickt worden, um die Marines zu retten. Doch innerhalb von achtundvierzig Stunden waren alle Jarheads und Froschmänner tot – alle bis auf Rusty, dem ein fast wundersames Talent zum Überleben innezuwohnen schien.

Es war absolut nicht fair zu behaupten, dass er für Ians Tod verantwortlich war, aber … ja, es war einfacher, ihm die Schuld zuzuschieben. Einfacher, als zuzugeben, dass jener Teil von ihr, der – seit Ian in einem Sarg nach Hause gekommen war – brachgelegen hatte und nun in Rustys übermäßig maskuliner Gegenwart wie ein Schmetterling flatterte.

Außerdem bewunderte sie sein diszipliniertes und selbstbeherrschtes Auftreten, seine Intelligenz und die Loyalität gegenüber denen, die ihm unterstellt waren. Auch die Tatsache, dass seine Untergebenen ihn so hoch schätzten, sprach für ihn. Dass er Ian bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand erwähnte, hatte jedoch wie Salz in einer alten Wunde gebrannt. Sie fühlte sich schuldig, weil sie den SEAL so anziehend fand.

Die Haustür schlug zu und riss Maya aus ihren quälenden Gedanken. Curtis stürmte in die Küche und starrte sie mit verschränkten Armen an.

»Vielen Dank auch«, knurrte er und strich sich den überlangen blonden Pony aus den Augen. »Jetzt werden sie hier wahrscheinlich keine Spiele mehr mit mir zocken, weil sie denken, dass meine Mutter eine alte Furie ist.«

Sie nahm das Schimpfwort mit wachsender Wut zur Kenntnis. »Es ist mir egal, was sie von mir denken. Du kennst die Regeln und du hast sie missachtet. Jetzt hast du die Konsequenzen zu tragen. Du hast eine Woche Hausarrest, und ich will unter keinen Umständen herausfinden müssen, dass deine sogenannten Freunde in meinem Haus waren, während ich nicht da war.«

Er grinste höhnisch angesichts ihrer Warnung. »Du weißt nichts über meine Freunde.«

»Nein, das weiß ich nicht. Ich weiß nicht, wie sie heißen, wer ihre Eltern sind oder ob sie einen guten Einfluss auf dich haben. Und solange ich das nicht weiß, dürfen sie auch nicht hierherkommen. Ich kann jetzt schon prophezeien, dass Santana Ärger bedeutet und du dich von ihm fernhalten wirst.«

»Du kannst mir nicht vorschreiben, mit wem ich befreundet sein soll.«

»Na ja, das ist so ziemlich genau mein Job.«

»Okay, das glaube ich nicht. Hör auf, mich zu behandeln, als wäre ich ein dummer Soldat, der die Regeln gebrochen hat und ins Gefängnis muss.«

»Das tue ich nicht. Ich behandle dich wie einen Vierzehnjährigen, der sich viel zu viel rausnimmt für sein Alter. Jetzt räum die Küche auf, und dann kannst du mit deinem Zimmer weitermachen, während ich das Abendessen vorbereite.«

Als er zitternd einatmete, nahm seine sich ausdehnende Brust die kräftigen Ausmaße an, die er von seinem Vater geerbt hatte und in die er letzten Endes hineinwachsen würde. Beunruhigung wallte in Maya auf und schoss ihr bis in die Fingerspitzen. Was, wenn er zu groß und rebellisch wurde, als dass sie damit umgehen konnte?

Wenn Ian bloß noch hier wäre.

»Gut«, knurrte er, was Maya erleichterte. Doch dann drehte er sich unvermittelt zu der Wand, die ihm am nächsten war, und schlug dagegen – hart.

Maya klappte der Mund auf, sie konnte nicht fassen, dass ihr Sohn soeben seine Faust in die Wand gerammt hatte. Aber der Abdruck von Curtis’ Fingerknöcheln war nicht zu übersehen, als er seine Hand zurückzog und wegschlurfte, während er sich das geprellte Fleisch rieb und vor Schmerz zischte.

»Fein, das ist noch eine Sache, die in Ordnung gebracht werden muss«, meinte sie, bevor sie sich abwandte und in ihr Schlafzimmer stapfte, um sich umzuziehen. »Du kannst die Lebensmittel, die ich gekauft habe, wegpacken, während du aufräumst«, rief sie ihm über die Schulter zu.

Sie verriegelte ihre Tür, warf sich auf das Bett, drückte ein Kissen an ihre Brust und starrte mit leerem Blick auf das Bild, das neben ihrem Bett hing – ein Aquarell eines lächelnden Ian, das sie nach seinem Tod in Auftrag gegeben hatte. Sie war fest entschlossen gewesen, ihn in ihren Gedanken zu behalten, ein Teil ihres Lebens zu sein, egal was geschah.

Komisch, aber wenn sie sein Gesicht in der Horizontalen betrachtete, sah er ein bisschen aus wie Rusty Kuzinsky, der sein Haar ebenfalls kurz geschnitten hatte – nur dass Rustys Haar rotbraun war, während Ians Schopf kastanienbraun gewesen war. Beide Männer hatten braune Augen, obwohl die von Rusty dunkler waren, wie zwei Teiche in der Nacht. Dahinter schienen die tiefgründigsten Gedanken zu lauern.

Bronco hatte ihr erzählt, dass Rusty nach seiner Pensionierung einen Rückzugsort errichten wollte, an dem sich SEALs im aktiven Dienst nach besonders harten Einsätzen erholen konnten. Er wollte ihnen helfen, ihre Dämonen auszutreiben, zu heilen und sich an den Frieden zu gewöhnen, bevor sie zu ihren Familien zurückkehrten.

Ian hätte so einen Ort gut gebrauchen können. In den ersten Wochen, nachdem er von seinen Übersee-Einsatz zurückgekehrt war, war er immer so nervös und reizbar gewesen.

Rustys Wohltätigkeit verstärkte nur noch all die anziehenden Eigenschaften, die sie an ihm bemerkt hatte. Sie fühlte sich so oberflächlich, weil sie all die Jahre einen Groll gegen ihn gehegt hatte. Wie konnte sie einem Mann etwas übelnehmen, dem das Wohlergehen anderer so sehr am Herzen lag, dass er sein Leben danach ausrichtete?

Aber wenn Maya ihm ganz und gar vergab, dann konnte dieser Schutzmantel, in den sie sich gehüllt hatte, zu einer Art Kokon werden, der sie in etwas völlig Neues verwandelte. Veränderung war beängstigend. Es war sicherer, so zu bleiben, wie sie war, sich an die Bitterkeit zu klammern und ihren rebellischen Sohn so gut wie möglich zu erziehen.

Kapitel 2

In dem von ihm restaurierten Farmhaus mit acht Schlafzimmern ging Rusty von Raum zu Raum und notierte sich die Dinge, die noch seiner Aufmerksamkeit bedurften.

In nur fünf Tagen würden seine ersten Gäste eintreffen – Mitglieder des SEAL Team 3, das in Coronado stationiert war. Sie würden zwei Wochen lang im Never Forget Retreat bleiben, bevor sie nach Hause zurückkehrten. Dieser Ort würde ihre Zwischenstation sein – ein Ort, an dem sie den Mantel des Krieges ablegen, ein überreiztes Nervensystem beruhigen und sich wieder als Menschen fühlen konnten.

In Anbetracht all dessen, was er getan hatte, sonnte sich Rusty in Selbstzufriedenheit. Die in kräftigen Blau-, Grün- und Grautönen gestrichenen Zimmer luden die Bewohner dazu ein, sich auf den nagelneuen Matratzen auszuruhen, die alle von Unternehmen aus Virginia Beach gespendet worden waren.

Die meisten Möbel kamen aus zweiter Hand, aber er hatte ein Auge dafür, welche Stile zusammenpassten – traditionell mit modern, antik mit retro-chic. All die Nächte, in denen er die Jalousien heruntergelassen hatte, um heimlich den Home-and-Garden-Kanal zu schauen, hatten sich offenbar ausgezahlt. Angefangen bei den Kissen auf den einladenden Sesseln bis hin zur Bettwäsche und den Bildern an der Wand fühlte sich jeder Raum wie eine Oase der Ruhe an.

Nachdem er seine kleine Checkliste abgearbeitet hatte, ging Rusty die vordere Treppe hinunter und freute sich, dass die Stufen nicht einmal das geringste Knarzen von sich gaben. In der unteren Etage hatte er viele der ursprünglichen Wände entfernt, um einen offenen Grundriss zu schaffen.

Ein großer Salon mit einem Klavier, das noch original hier aus dem Haus stammte, führte die Gäste vom Foyer in den Wohnbereich und dann in die Küche im Landhausstil, die sich im Anbau auf der Rückseite des Hauses befand. Durch die Flügeltüren auf der rechten Seite des Wohnbereichs gelangte man zu einer großzügigen Sonnenterrasse mit Korbmöbeln und Topfpflanzen.

Eine geschwungene Treppe teilte das Haus in zwei Hälften und ließ auf der Vorderseite Platz für eine angeschlossene Bibliothek mit eingebauten Regalen, die überquollen mit Büchern aus jedem Genre. Im hinteren Bereich befand sich das offizielle Esszimmer mit einem Tisch im italienischen Stil und Stühlen mit hoher Lehne, das Platz für bis zu zwanzig Personen bot. Rusty hatte zwei verschiedene Köche engagiert, die täglich Mahlzeiten zubereiteten – obwohl er sich ehrlich gesagt wünschte, er könnte selbst kochen.

Natürlich würde er zu sehr damit beschäftigt sein, Aktivitäten für die Männer zu organisieren, als Zeit zum Kochen zu haben. SEALs waren es gewohnt, ein ständiges Ziel vor Augen zu haben. Faulenzen und Nichtstun wären nicht genug. Deshalb lagerte Rusty in der Scheune neben dem Haus ein ganzes Arsenal an Paintball-Waffen und eine Flotte gebrauchter Geländewagen – alles gespendet von Ladenbesitzern, die seinen Aufrufen gefolgt waren.

Es gab eine Tauchausrüstung für jeden, der den Bachlauf hinauf zur Bucht schwimmen wollte, er hatte alles zum Cornhole-Spielen vorrätig und ein Volleyballnetz fest installiert hinter dem Haus. Außerdem hatte er Material für einen Hindernisparcours gelagert.

Seine Nachbarn, die Familie Digges, besaß einen Stall voller Pferde, die man für Ausritte zu ermäßigten Preisen ausleihen konnte, falls Rustys Gäste Interesse daran hatten. Die Wege im Wald waren ideal für lange Spaziergänge an der frischen Luft und boten einen Platz für Kriegsspiele. Im Bach konnte man Welse oder Krebse fangen.