Seelenmond #1 - Andrea Meyer - E-Book

Seelenmond #1 E-Book

Andrea Meyer

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Beschreibung

Fortlaufende Serie: Nach ihrem abgebrochenen Studium verschlägt es Romy nach Hamburg. Entgegen den Vorstellungen ihrer Familie interessiert sie sich eher für Kunst als für Jura. Fürs Erste kommt sie in einer Pension unter und begibt sich in ihrer Freizeit auf Vernissagen, um Kontakte zu knüpfen. Hierbei lernt sie den Galeristen Gabriel kennen, der ihr Job und Bleibe anbietet. Er macht ihr teure Geschenke und Romy wird das Gefühl nicht los, ihn von früher zu kennen. Derweil ereilen sie Alpträume, in denen sie eine Hexe ist, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird. Gabriel wirkt, obwohl er ihr Avancen macht, immer mysteriöser. Romy beginnt sich, in ihn zu verlieben. In der kleinen Stadtwohnung, die er ihr überlässt, stößt sie auf sein Geheimnis. Er ist ein Vampir…

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Seitenzahl: 61

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SEELENMOND

Episode 1

von

 

 

Impressum:

Cover: Karsten Sturm-Chichili Agency

Foto: Fotolia

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-352-8

MOBI ISBN 978-3-95865-353-5

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

PROLOG

Ihre Hände waren mit einem groben Hanfseil auf ihrem Rücken gefesselt. Ihre bloßen Füße waren zerschunden. Jemand stieß sie hart gegen die Schulter und schubste sie eine hölzerne Leiter hinauf. Sie wurde an den Pfahl gefesselt, der aus dem Holz hinausragte.

Wut verzerrte, hasserfüllte Gesichter sahen zu ihr auf. „Hexe!“

„Lasst sie brennen!“

„… nicht ungesühnt!“ Mit lauten Stimmen schrien sie ihr entgegen. Dann begann das Prasseln der Flammen die Stimmen zu übertönen.

Dann wachte sie auf.

Um zwölf Uhr dreiundvierzig stand Romy noch immer vor dem Mehrfamilienhaus und drückte vergeblich auf die Klingel. Ein kalter Wind fauchte unangenehm um die Hausecke und ließ sie frösteln. Sie zog ihren neuen grünen Wollmantel fester um sich und verfluchte ihre Schnapsidee nach dem Abbruch ihres Studiums nach Hamburg zu ziehen.

Ihr Vermieter hatte sie versetzt. Sie zog zum mindestens achten Mal ihr Mobiltelefon aus der Manteltasche und überzeugte sich, dass niemand angerufen hatte. Während sie von einem Fuß auf den anderen trat hörte sie vorsichtshalber auch die Mailbox ab.

„Sie haben keine neuen Nachrichten.“ Die elektronische Stimme klang desinteressiert. Was interessierte es sie auch, ob Romy hier an einem ziemlich kalten Märztag mitten in Hamburg stand und gerade ihre sicher geglaubte Wohnung verlor. Ihre Füße waren kalt und ihre Laune sank von Sekunde zu Sekunde.

Gerade wollte sie ein letztes Mal auf den abgenutzten Klingelknopf drücken, als über ihr im Hochparterre ein Fenster aufging.

„Na Kindchen“, eine alte Dame beugte sich hinaus. „Sie warten wohl auf den Herrn Freitag?“, das war mehr eine Feststellung als eine Frage. Noch bevor Romy nicken konnte fuhr sie fort. „Der ist gestern mit einem Leichenwagen abgeholt worden. Und die Polizei hat danach die Wohnung versiegelt.“ Es bereitete ihr sichtlich Vergnügen die junge Frau auf dem Gehsteig mit diesen Neuigkeiten zu schockieren. Ihre Augen blitzten vor Vergnügen. Sie beugte sich weit vor. „Der ist wohl nicht ganz freiwillig abgetreten“, ihr Hamburger Dialekt nahm der Nachricht die Schärfe. Romy sah fragend zu ihr hoch. „Wollen sie nicht nach oben kommen? Ich habe gerade einen frischen Kaffee aufgebrüht.“ Sie sah Romy nicken und schloss das Fenster.

Wenige Momente später ertönte der Türsummer.

Eine knappe Stunde später hatte Romy fast das Gefühl ihr würden die Ohren brummen. Vor ihr, auf dem mit einer handbestickten Decke geschmückten Mahagonitisch, standen frischer Kaffee und selbst gebackener Butterkuchen. Frau Potalke, so hieß die alte Dame, hatte ohne Punkt und Komma geredet. Sie war mindestens achtzig. Unter ihrem weißen gewellten Haarschopf blitzen wache graue Augen. In dem Haus schien ihr nichts zu entgehen. Immerhin wusste Romy jetzt, dass sie sich nach einer neuen Bleibe umsehen musste. Manfred Freitag, ihr verstorbener Vermieter war unter seltsamen Umständen, Frau Potalke sprach den Satz in einem verschwörerischen Tonfall aus, tot in der Wohnung aufgefunden worden. Es kursierten in der Hausgemeinschaft wilde Gerüchte.

„Ich hab ja nur gesehen, wie sie ihn raus geschafft haben“, fast bedauernd klangen die Worte. „Aber ein schöner Anblick soll es nicht gewesen sein. Frau Glinski von der dritten Etage hat ihn kurz durch die Tür gesehen.“

Geräuschvoll schlürfte die alte Dame noch ihren Kaffee. Dann begann sie die junge Frau mit den großen grauen Augen auszufragen. So schnell sie konnte verabschiedete Romy sich aus der mit Krimskrams und Zierdeckchen vollgestopften Wohnung.

Vor der Tür atmete sie erst mal tief durch. Über ihr öffnete sich wieder das Fenster. Frau Potalke steckte den Kopf ins Freie.

„Falls sie keine Unterkunft finden können“, rief sie hinter ihr her. Sie reichte Romy einen handgeschriebenen Zettel. „Meine Nichte hat eine kleine Pension in Barmbek. Da können Sie sicher erst einmal bleiben.“ Romy nahm das Blatt Papier mit einem dankbaren Lächeln entgegen.

Mit der U- Bahn waren es nur einige Stationen bis zu der Adresse auf dem Zettel. Mit ihrem faltbaren Stadtplan orientierte Romy sich, und fand die Straße nach einigen Augenblicken. Froh, den Koffer, den sie bei sich hatte, nicht weit tragen zu müssen, stand sie innerhalb von zwei Minuten vor dem hübschen Reihenhaus aus den dreißiger Jahren. Ein kleiner Vorgarten mit bunten Krokussen auf der Rasenfläche machten zusammen mit den weißen Fensterrahmen und roten Backsteinen einen einladenden Eindruck.

Leise schloss sich die Tür hinter ihr und Romy war in ihrem neuen Zimmer allein. Müde setzte sie sich im Mantel auf das Bett und sah sich den Raum in Ruhe an. Helle Wände und leichte Gardinen unterstrichen den luftig hellen Eindruck. Schlichte Möbel und ein kleiner roter Sessel vervollständigten die Einrichtung.

Von der Straße hörte man gedämpfte Verkehrsgeräusche.

Romy zog sich den Mantel aus und öffnete das Fenster. Dann packte sie den Koffer aus. Ihre Möbel standen noch in ihrem ehemaligen WG- Zimmer. Sie würde sie holen, wenn sie eine neue Wohnung gefunden hatte.

Und einen Job.

Bevor sie sich mit ihren Eltern überwarf, war sie ihr ganzes Leben eine gehorsame Tochter. Erst als sie schon kurz vor dem Examen stand kam es zum Bruch. Das Jurastudium, das Romy auf Drängen ihres Vaters, einem sehr angesehenen Anwalt in ihrer Heimatstadt, aufgenommen hatte, machte sie zunehmend unglücklich.

Sie träumte von einem Kunststudium. Seit frühester Jugend war sie eine begabte Bildhauerin.

Mehrmals versuchte sie mit ihren Eltern zu reden, deren Haltung von Mal zu Mal härter und unversöhnlicher wurde. Am Ende sagte ihr Vater ihr, er werde seine monatlichen Zahlungen einstellen, bis sie wieder zur Vernunft käme. Daraufhin hatte sie das Haus ihrer Eltern und ihre Heimatstadt verlassen.

Sie fuhr einige Tage zu einer Freundin nach Amsterdam um sich darüber klar zu werden, was sie tun wollte.

Nachdem sie ihren Koffer ausgepackt hatte, klappte Romy ihren Laptop hoch und rief ihren Webbrowser auf. Nach einigen Minuten lehnte sie sich zufrieden in dem gemütlichen kleinen Sessel zurück. Es klopfte an der Tür. Frau Schumacher, die Inhaberin der kleinen Pension brachte ein Tablett mit einer kleinen Kanne duftendem Tee, einer Porzellantasse und Keksen. Lächelnd stellte sie es auf den Holztisch.

„Ich dachte, Sie hätten vielleicht gern einen Tee“, sie war schon wieder auf dem Weg zur Tür. „Vielen Dank“, Romy stand auf. „Sie sind sehr freundlich. Tee ist wunderbar.“ Sie lächelte die Frau an und probierte einen der kleinen Kekse. Mehr Worte wurden nicht gewechselt.

***

Vor einer hell erleuchteten Fassade kam das Taxi zum Stehen. Lichteffekte aus Scheinwerfern im Gehweg leuchteten das Jugendstilstadthaus in wechselnden Farben an. Die Passanten und Gäste, die darüber gingen erzeugten Schattenspiele auf der Hauswand. Romy stand ein paar Sekunden vor dem Gebäude, bevor sie ihre Einladung einem der beiden Türsteher zeigte.

Im Internet hatte sie diese Vernissage gefunden. Man konnte sich per e- Mail für die Gästeliste vormerken lassen und bekam einen Link zu einer Seite, die man ausdrucken musste.

An der Garderobe gab Romy ihren Schal und Mantel ab. Sie trug ein seidenes graues Wickelkleid mit dazu passenden Pumps. Sie beschloss, erst einmal die Bilder anzusehen.