Seelenmond #2 - Andrea Meyer - E-Book

Seelenmond #2 E-Book

Andrea Meyer

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Beschreibung

Romy und Gabriel kommen sich immer näher. Romys Zuneigung wird immer größer, während Gabriel nach dem geeigneten Zeitpunkt sucht, ihr die Wahrheit zu offenbaren. Schließlich konfrontiert er sie mit ihrem gemeinsamen Schicksal. Wie wird Romy darauf reagieren?

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Seitenzahl: 61

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SEELENMOND

Episode 2

 

 

von

Andrea Meyer

 

 

Impressum:

Cover: Karsten Sturm-Chichili Agency

Foto: Fotolia

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-354-2

MOBI ISBN 978-3-95865-355-9

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Während Romy versuchte ihn zu erreichen streifte Gabriel durch die Straßen und suchte nach leichter Beute. Er verspürte keinen Durst, hatte aber Lust auf die Jagd zu gehen. Der junge Mann der ihn absichtlich anrempelte, um ihm sein Telefon oder das Bargeld zu stehlen war das ideale Opfer. Taumelnd lief Gabriel in eine dunkle Toreinfahrt. Schnell folgte ihm der Mann, um ihm sein Geld und das Mobiltelefon abzunehmen.

„Das war keine gute Idee“, knurrte Gabriel und bleckte seine Reißzähne. Im Torbogen war es so dunkel, dass der junge Mann die tödliche Gefahr nicht erkannte. Er lachte nur.

„Alter, der war gut.“ Seine höhnische Stimme hallte in der Dunkelheit wider. Weiter kam er nicht. Bevor ihm klar wurde was passierte, packte Gabriel ihn am Hals und warf ihn mit einer schnellen Bewegung zu Boden. Er beugte sich über ihn und riss die hektisch pulsierende Halsschlagader auf. Das warme Blut strömte in seinen Mund. Gierig saugte er den zappelnden Körper bis auf den letzten Tropfen aus. Die Leiche warf er achtlos in einen Müllcontainer am Ende der Einfahrt. Mit ein wenig Glück würde niemand diesen Schmalspurganoven vermissen.

>Ich habe dir doch gesagt, dass es keine gute Idee ist<, dachte Gabriel und lächelte. Mit dem Ärmel seines Mantels wischte er sich über die Mundwinkel. In einem Schaufenster überprüfte er sein Spiegelbild. Keine verräterischen Blutspuren in seinem Gesicht zu entdecken. Da in dieser Gegend so gut wie nie Taxen fuhren, machte Gabriel sich zu Fuß auf den Heimweg.

Eigentlich sollte er sich nach dieser üppigen Mahlzeit satt und entspannt fühlen. Aber er war unruhig. Er sah auf seine Armbanduhr. Zu spät, um noch bei Romy anzurufen.

>Was soll ich ihr sagen, was ich mitten in der Nacht von ihr will<, dachte er. Trotzdem zog er sein Handy aus der Tasche. Ein Anruf in Abwesenheit von Romy. Keine Nachricht. Das unbehagliche Gefühl verstärkte sich. Gabriel beschleunigte seine Schritte und versuchte Romy zu erreichen. Nach mehrmaligem Klingeln sprang jedesmal die Mailbox an. An der nächsten Kreuzung hielt ein Taxi an der roten Ampel. Das Schild auf dem Dach war ausgeschaltet. Trotzdem stieg Gabriel ein.

„Meister, was wird das denn, wenn es fertig ist?“ Der Fahrer drehte sich auf seinem Sitz um und sah ihn an. „Ich hab schon eine Tour.“

„Ich gebe ihnen zweihundert Euro, wenn sie mich so schnell wie möglich in die Hafencity fahren.“ Gabriel zog zwei Hunderter aus der Innentasche seines Mantels und hielt sie dem Fahrer entgegen. Dabei spürte er den Umschlag, den Romy auf seinem Schreibtisch hinterlegt hatte.

„Dann schnallen sie sich mal an“, sagte der Mann hinter dem Steuer und gab Gas. Während der knapp zwanzig minütigen Fahrt versuchte Gabriel ununterbrochen Romy zu erreichen. Mit der freien Hand zog er den Umschlag aus der Tasche und sah ihn an. Ein weiteres Problem, um das er sich bald würde kümmern müssen.

Die Fahrt mit dem Lift kam ihm endlos vor. Er konnte Romys Angst noch riechen. Sie hing in der Kabine wie ein billiges Eau de Toilette. Romy lag bewusstlos neben dem Lift. Gabriel kniete sich neben sie und versuchte sie aufzuwecken. Sie stöhnte und murmelte unverständliche Sätze. An ihrem Hals sah er einen hässlichen blauen Fleck. Gabriel hob den schlaffen Körper auf und trug sie ins Schlafzimmer. Vorsichtig legte er sie auf das Bett. Er zog ihr Mantel und Schuhe aus.

„Romy“, flüsterte er und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. „Romy, wach auf.“ Sie machte eine abwehrende Bewegung mit dem Arm.

„Nein“, ihre Stimme war heiser. Langsam machte sie die Augen auf und sah ihn an. Sie wollte noch etwas sagen, begann aber stattdessen zu husten.

„Soll ich dir ein Glas Wasser holen?“ Romy nickte und hustete wieder. Als Gabriel wieder in das Schlafzimmer kam hatte Romy die Augen geschlossen. Sie schien zu schlafen. Gabriel deckte sie zu und dimmte das Licht.

Genau wie er vermutet hatte. Im Umschlag war die CD mit dem Angebot, das er Garde und den anderen des Clans vor wenigen Wochen geschickt hatte. Er ließ die glänzende Scheibe zwischen seinen Fingern tanzen. Nachdenklich betrachtete er das Glitzern auf der Oberfläche.

>Ich werde ihnen mehr bieten<, dachte er. >Dann lassen sie uns vielleicht in Ruhe<. Den kleinen schwarzen Punkt sah er erst auf den zweiten Blick. Er schob die CD in das Laufwerk von Romys Computer und öffnete sie. Ein Video war den Daten hinzu gefügt worden. Obwohl er sich denken konnte was es enthielt, sah er es sich an.

Anschließend schrieb er per Email eine Antwort und schaltete den Computer wieder aus. Eine Weile saß er still auf dem Stuhl am Schreibtisch. Vor dem Fenster zog die Nacht vorbei. Als es hell zu werden begann, stand er auf, um nach Romy zu sehen. Sie lag in die Decke eingerollt auf dem Bett und schlief fest. Zufrieden ging er in die Küche, um sich einen Espresso zu kochen.

Er genoss es, wieder in der Lage zu sein, normale Getränke zu sich zu nehmen. Ebenso die Fähigkeit sich bei Tageslicht draußen zu bewegen ohne zu verbrennen. Mit dieser Fähigkeit und einigen anderen Talenten gehörte Gabriel Winter zu den mächtigsten Vampiren der Welt. Dieser Umstand bescherte ihm einige Feinde. Auch in seiner eigenen Blutfamilie.

Vor langer Zeit hatte Gabriel sich von seinem Clan losgesagt. Die sinnlose Brutalität, mit der sie ihre Opfer abschlachteten war ihm zuwider. Mit dem Töten an sich hatte er kein Problem. Es war nötig und gehörte zu seiner Natur. Und Gabriel schätzte sein Dasein sehr. Die Unsterblichkeit, der Reichtum. Er genoss die Jagd sogar. Der Rausch von einem Opfer zu trinken war unvergleichlich.

Lange hatte er geglaubt allein dieses Dasein zu verbringen. Aber dann war Romy in sein Leben getreten. Damals war ihr Name Marianne. Aber er nannte sie Romy.

>Was für ein seltsamer Zufall<, dachte er.

Während er den heißen Espresso trank sah er sich den Sonnenaufgang an. Vor langer Zeit wäre er bei dem Anblick des orangen Feuerballs in Flammen aufgegangen. Er hatte Jahrhunderte in der Dunkelheit verbracht. Es hatte ihn nie gestört. Aber nachdem er Romy kennen gelernt hatte sehnte er sich danach mit ihr auch den Tag verbringen zu können.

>Sie hat mir das Licht geschenkt<, dachte er. >Und zum Dank habe ich sie ins Feuer gehen lassen. Ich werde es ihr erzählen müssen. Sie kann sich nicht an damals erinnern<. Es hätte vieles einfacher gemacht, wenn Romy sich bei seinem Anblick an ihre gemeinsame Vergangenheit erinnert hätte. Aber vielleicht hätte sie dann auf dem Absatz kehrt gemacht und die Stadt sofort wieder verlassen.

In der Nacht vor ihrer Verbrennung hatte er Romy heimlich in ihrem Kerker besucht. Verzweifelt hatte er versucht die Gitterstäbe auseinander zu biegen. Aber das Metall widerstand seinen Kräften. Also hatten sie sich lange angesehen.