Sein letzter Herbst - Mathias Kemnitz-Mohr - E-Book

Sein letzter Herbst E-Book

Mathias Kemnitz-Mohr

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Beschreibung

Steve, ein junger, aufgeschlossener, schwuler Mann, lebt in einer Großstadt im Norden Deutschlands. Sein Beruf erfüllt ihn mit Leben und Liebe, sodass der sich nie Gedanken um eine Beziehung gemacht hat. Nach Jahren, die er schon den Beruf als Pfleger in einem Hospiz für junge Menschen ausübt, passiert es immer öfter, dass er Zweifel bekommt. Zweifel, dass es der richtige Beruf ist, Zweifel, dass er nie einen Partner findet. Mit Sabine, seiner besten Freundin, spricht er oft über diese Dinge. So auch dieses Mal. Schließlich passiert es, dass Steve sich in Dirk verliebt. Beide haben zufällig einen gemeinsamen Lieblingsplatz am Ufer der Trave, wo sie sich auch das erste Mal begegnet sind. Sie kommen zusammen und sind lange Zeit sehr glücklich miteinander. Es ist eine große, wenn nicht sogar DIE große Liebe. Sie feiern Partys bei Florian, seinem besten Freund und machen Urlaub in Österreich, ein Land, das beide sehr mögen. Steve und Dirk leben ihr gemeinsames Leben. Doch immer häufiger klagt Steve über Schmerzen. Das belastet auf Dauer die Beziehung, weil Steve kein Mensch ist, der zum Arzt geht, wenn er "Wehwechen" hat. Auch nicht auf Drängen all seiner Freunde und der Familie. Anfangs sind die Schmerzen schwach, werden aber stärker, bis sie eines Tages so stark sind, dass Steve es nicht mehr aushält und nur dank Sabine und Dirk ins Krankenhaus kommt. Die Diagnose zerstört das unsagbar schöne Gefühl einer vollkommenen Welt der beiden jungen Männer. Angst und Zuversicht, Wünsche und Zweifel, Hoffnung und Enttäuschung lassen die beiden eine schwere Zeit durchleben, bis eines Tages … Welche Diagnose bekommt Steve? Wie geht er damit um? Wie gehen seine Eltern, Freunde und vor allem seine große Liebe Dirk damit um? Werden Steves Wünsche erfüllt? Dieses Buch ist so in Szene gesetzt, wie es sich tatsächlich zugetragen hat. Nur die Namen sind zum Schutz der Privatsphäre geändert.

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Mathias Kemnitz-Mohr

Sein

letzter

Herbst

Schwule Liebestragödie

Bonus: Ausschnitte aus dem neuen Buch

„Am Ende Bämm – zurück im Leben“

ImpressumCopyright: © 2014 Mathias Kemnitz-MohrVerlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.deISBN

Autor: Mathias Kemnitz-Mohr

In Zusammenarbeit mit Lars Brinkmann (Vita & Cover)

Ausgabe:

1. Neuauflage 2021

Facebook https://www.facebook.com/groups/1093154804509566

www.seinletzterherbst.de

Forum: https://slh.iphpbb3.com/forum/index.php?nxu=49902725nx66618

Eines vorweg:

Schriftsteller zu werden hatte Mathias nicht geplant. Doch wie so vieles im Leben kommt es anders als man denkt. Gerade die Vorlage für dieses Buch, die ihn bewegt hat es zu schreiben, ist etwas, dass er keinem Menschen der Welt wünscht.

Doch von Anfang an.

Mathias wurde 1978 in einem kleinen Örtchen im schönen Mecklenburg-Vorpommern geboren. Er absolvierte 2 Ausbildungen. Eine als Industriemechaniker und eine andere zum examinierten Altenpfleger.

Diese Ausbildung und das damit verbundene Examen machte er von 2004 bis 2007 berufsbegleitend. Dem Beruf oder besser gesagt der Berufung als Altenpfleger geht er seit 2007 in einer im Osten Deutschlands renommierten, zum Sozialverband gehörenden Firma erfolgreich und mit Freude nach.

Bis zu dieser beruflichen Wende in seinem Leben lebte Mathias seit Mitte der 90er Jahre in Lübeck und arbeitete dort als Industriemechaniker, Zersparner & legte wenige Jahre später den Grundstein als Pflegehilfskraft, für seine Berufung als examinierter Altenpfleger. Heute lebt er mit seinem Partner in Berlin und arbeitet in einem großen Krankenhaus als Pfleger.

Ein weiteres Buche erscheint voraussichtlich 2022. Es ist die Fortsetzung dieses Buches und wird den Titel "Am Ende Bämm - Zurück Im Leben" haben.

Inhalt

Steve ist ein junger und aufgeschlossener, schwuler Mann. Er lebt in einer Großstadt im Norden Deutschlands.

Sein Beruf erfüllt ihn mit Leben und Liebe, sodass der sich nie Gedanken um eine Beziehung gemacht hat.

Nach Jahren, die er schon den Beruf als Pfleger in einem Hospiz für junge Menschen ausübt, passiert es immer öfter, dass er Zweifel bekommt.

Zweifel, dass es der richtige Beruf ist, Zweifel, dass er nie einen Partner findet. Mit Sabine, seiner besten Freundin, spricht er oft über diese Dinge. So auch dieses Mal.

Schließlich passiert es, dass Steve sich in Dirk verliebt. Beide haben zufällig einen gemeinsamen Lieblingsplatz am Ufer der Trave, wo sie sich auch das erste Mal begegnet sind.

Sie kommen zusammen und sind lange Zeit sehr glücklich miteinander.

Es ist eine große, wenn nicht sogar DIE große Liebe. Sie feiern Partys bei Florian, seinem besten Freund und machen Urlaub in Österreich, ein Land, das beide sehr mögen.

Steve und Dirk leben ihr gemeinsames Leben. Doch immer häufiger klagt Steve über Schmerzen. Das belastet auf Dauer die Beziehung, weil Steve kein Mensch ist, der zum Arzt geht, wenn er „Wehwehchen“ hat.

Auch nicht auf Drängen all seiner Freunde und der Familie. Anfangs sind die Schmerzen schwach, werden aber stärker, bis sie eines Tages so stark sind, dass Steve es nicht mehr aushält und nur dank Sabine und Dirk ins Krankenhaus kommt.

Die Diagnose zerstört das unsagbar schöne Gefühl einer vollkommenen Welt der beiden jungen Männer.

Angst und Zuversicht, Wünsche und Zweifel, Hoffnung und Enttäuschung lassen die beiden eine schwere Zeit durchleben, bis eines Tages …

Welche Diagnose bekommt Steve?

Wie geht er damit um?

Wie gehen seine Eltern, Freunde und vor allem seine große Liebe Dirk damit um?

Werden Steves Wünsche erfüllt?

Dieses Buch ist so in Szene gesetzt, wie es sich tatsächlich zugetragen hat. Nur die Namen sind zum Schutz der Privatsphäre geändert.

Bekannte, die dieses Buch schon gelesen haben, sagen:

Janin:

„Ich hatte Tränen in den Augen. Du hast es so herzzerreißend geschrieben. Ich habe gelacht und geweint. Ein totales Gefühlschaos.

Ich habe mich gefühlt, als wäre ich live dabei.“

Basti:

„Wahnsinn. Das hast du ehrlich erlebt? Scheiße. Das muss grausam sein zu erleben.

Wenn daraus mal ein Film entsteht, bin ich der Erste, der ihn sehen will.“

Den Lesern bleibt viel Spaß beim Lesen zu wünschen.

Nehmen sie sich genügend Taschentücher zur Hand, wenn man meinen

Freunden Glauben schenken darf.

Es grüßt und dankt zum Kauf dieses Buches,

Mathias Kemnitz-Mohr

Steve, ein blonder Typ Mitte 20, fährt an einem sonnigen und heißen Sommertag mit dem Zug durch die blühende Landschaft im Schleswig-Holsteinischen Norden.

Sein Blick ist starr und unfreundlich nach links aus dem Fenster gerichtet.

Die Bäume, Wiesen und einzelnen Häuser entlang der Trasse nimmt er dennoch kaum wahr, so sehr ist er in seinen Gedanken vertieft.

››Warum nur?‹‹, stammelt er vor sich hin, der Blick noch immer kalt.

››Warum immer ich?‹‹

Einmal tief Luft geholt, dann steht er auf, greift seinen Rucksack und geht zur Tür.

Sein Regionalzug aus Hamburg fährt in Lübeck ein.

Nach der fast halbstündigen Zugfahrt sind es noch knapp 4 Minuten mit dem Bus, dann ist für ihn endlich, nach einem langen Arbeitstag, Feierabend.

Sein direkter Weg führt aber nicht in seine eigenen vier Wände. An Tagen wie heute braucht er die Nähe zu seiner besten Freundin.

Steve stiefelt, wie ein Trampel die knirschende Treppe zu Sabines Wohnung hoch, klingelt an der Wohnungstür und schnauft tief durch.

Antje, Sabines Freundin, öffnet, lässt ihn wortlos ein.

Steve feuert seine Schuhe mit einer gekonnten Bewegung seiner Füße in die Ecke.

Sabine schaut aus Richtung Küche um die Ecke, grinst Steve an, ohne ein Wort.

Steve sieht es nicht, poltert drauf los.

››Was für ein scheiß Tag, Bine. Ich frage mich mal wieder, warum ich diesen beschissenen Job überhaupt noch mache. Das ist doch nicht normal, oder was?‹‹

Er schmeißt seine Tasche auf das Sofa in der sehr aufgeräumten Wohnung, lässt sich auf den bequemen Sitzsack fallen und bittet Sabine, die er und viele Freunde einfach nur Bine nennen, um ein Bier.

››Habt ihr noch ein Pils da? Ich brauche das jetzt.‹‹

Antje, kommt vom Abstellen eines Tellers, welche sie beim Öffnen der Tür noch in der Hand hielt, aus der Küche ins Wohnzimmer zurück, schaut Steve verwundert und mit großen Augen an.

Sie hat ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, setzt sich auf die Couch, welche neben dem Sitzsack steht und raucht ohne ein Wort ihre dort schon liegende Zigarette weiter.

Aus der Küche kommt die Stimme von Sabine.

››Guten Tag erst mal der Herr. Schön, dass du da bist.‹‹

Steve macht ein überraschtes Gesicht, grinst dann leicht, springt auf und geht Richtung Küche.

››Entschuldige, Süße. Grüß dich.‹‹

Antje schaut ihn, wiederum mit ihrer eigenen verschmitzten Art an, so als wolle sie sagen: ››Typisch Steve‹‹, und zieht dann kräftig an ihrer Zigarette.

Steve nimmt Bine in der Küche in den Arm, drückt ihr einen dicken Kuss auf den Mund.

Sabine stellt ihre Tasse ab und nimmt eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank.

Dann schickt sie Steve mit einer gekonnten Handbewegung und ohne Worte zurück ins Wohnzimmer.

Wenn man diese Situation genau betrachtet, oder wenn man die beiden nicht kennt und sie so zusammen sieht, könnte man meinen, sie seien ein Paar.

Glücklich, nicht immer zufrieden mit sich und der Welt, ein ganz normales Paar eben in einer ganz normalen Welt. Ganz so ist es allerdings nicht.

››Na also, geht doch. Und jetzt bringe ich dir auch gerne dein Bier.

Währenddessen überlegst du dir in der Zwischenzeit schon mal, wie du mir in kurzen und knappen Worten klar machst, was dir heute wieder über die Leber gelaufen ist. Denn ich möchte, dass du nachher wieder gut gelaunt bist. Wir haben noch viel vor heute, klar?‹‹

Ja, das ist Sabine. Immer direkt.

Steve ist auch nicht anders. Von daher passen sie sehr gut zusammen.

››Und bevor du es dir bequem machst, stellst du deine Schuhe, wie es sich in einem ordentlichen Haushalt gehört, vernünftig zu den anderen, du Schlingel.‹‹

Sabine hasst es, wenn in ihrer Ordnung ein Typ wie Steve reinplatzt.

Wirklich böse ist sie ihm aber nie. Er ist wie er ist, denkt sie sich. Ihre Ordnung kann eben nicht die, der anderen sein.

Während Sabine wieder im Wohnzimmer ist, das Bier aufmacht, ein paar Kerzen anzündet, ihrer Antje einen Kuss auf die Wange gibt und sich neben Steve setzt, um sich sein Leid anzuhören, scheint Steve etwas zu bedrücken.

››Bine, wie lange kennen wir uns jetzt? Vier Jahre? Fünf Jahre? Nein. Es sind jetzt Sechs Jahre. Seit Sechs Jahren klage ich dir nahezu täglich mein Leid. Wie hältst

du das eigentlich aus?‹‹

Bine grinst nur.

››Und was haben wir überhaupt nachher noch vor?‹‹,

fügt er mit nachdenklicher Stimme hinzu.

››Um ehrlich zu sein, weiß ich es auch nicht genau, wie ich das immer wieder mit dir aushalte, mein Kleiner.‹‹ 

Sie schaut mit nachdenklichem Blick an die Decke und nimmt Antjes Hand.

››Vielleicht liegt es daran, dass du dir ebenso mein Leid antust wie ich mir deines. Sieh es also als eine Art Gegenleistung. Und was später noch abgeht, sage ich dir, wenn es so weit ist.‹‹

Sabine lässt Antjes Hand wieder los, greift sich ein Kissen, welches in der Nähe liegt, und haut es Steve mitten ins Gesicht, während sie sagt:

››Erst mal bekommst du Haue.‹‹

Alle drei fangen gleichzeitig laut an zu lachen und hauen sich mit den auf dem Sofa liegenden Kissen gegenseitig an den Kopf.

Antje verlässt als erstes die Runde, nimmt sich eine Tasse, welche noch vom Kaffee trinken auf dem Tisch steht und geht in die Küche. Dieses tut sie aber nicht Wortlos.

››Ihr beiden Kinder wieder… ich kümmere mich mal um das Essen, während ihr hier rumtollt.‹‹

Antje findet es immer wieder sehr amüsant, wie sich Steve und Bine verhalten.

Sie ist in keinster Weise eifersüchtig. Im Gegenteil. Sie mag Steve.

Bine und Steve kennen sich schon viele Jahre.

Die Freundschaft ist größer als sonst irgendwas auf der Welt.

Keine würde es schaffen, sich in diese Beziehung zu drängeln. Selbst Antje nicht.

Umso besser, denkt sie sich, dass sie Steve mag. Ebenso umgekehrt. Auch Steve mag Antje. Er freut sich immer, wenn er sieht, wie gut Sabine und Antje zueinander passen und wie liebevoll sie miteinander umgehen.

Schon nach kurzer Zeit geht den beiden Rabauken bei der Kissenschlacht die Puste aus, sodass Sabine, jetzt wieder mit etwas ernsterer Stimme, sagt:

››Nee, jetzt mal ehrlich, Steve. Du bist für mich so was wie mein kleiner Bruder, den ich nie hatte. Das habe ich dir aber schon so einige Male gesagt, oder? Ich habe dich einfach verdammt lieb.

Und ich war mal tierisch in dich verliebt.

Ich konnte damals ja nicht wissen, dass du schwul bist undich zur selben Zeit meiner Traumfrau begegne.‹‹

Sie schaut dabei in Richtung Küche zu Antje. Sie wiederum hört dieses natürlich, denn die Küche ist nicht allzu weit entfernt. Sie schaut kurz durch die offenstehende Tür und wirft Sabine einen Luftkuss zu. Sabine fängt den Kuss mit der Hand auf, gibt ihr einen zurück, zwinkert ihrer Liebsten noch zu und wendet dann ihren Blick wieder zu Steve.

››Aber jetzt sag schon. Was ist los mit dir? Hast du Stress auf Arbeit oder Stress mit der Arbeit? Sind es die Kollegen? Oder ist es ganz was anderes? Ich kenne dich. Du würdest sonst so etwas nicht fragen.‹‹

››Na ja. Der Job an sich ist es nicht. Ist ja mein Traumberuf. Zumindest dachte ich es bis jetzt‹‹,

antwortet Steve und nimmt einen großen Schluck aus der Bierflasche.

››Es sind tatsächlich mehr die Kollegen und der ganze Umgang dort mit den Patienten. Aber mal was anderes, Süße. Was findest du an mir? Ich meine... was... wie...‹‹

››Nun rücke schon raus mit der Sprache, Kleiner. Hör auf zu stottern. Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen.‹‹

››Ja. Also, ähm... warum findest du mich so toll und warum warst du in mich verliebt und liebst mich immer noch auf eine gewisse Art und Weise?‹‹

Er wirkt ziemlich verlegen, hat geradezu Angst, sie das zu fragen. Sabine ist in diesem Moment klar, das Steve mit irgendetwas oder irgendjemandem überfordert ist. Sie denkt, es könnte Liebe im Spiel sein. Und da sie Steve kennt, weiß sie auch, dass er sehr schüchtern ist. Schon mehrfach hat sie solche Situationen miterlebt.

Ein Typ geht auf Steve zu, beginnt ein Gespräch. Aber Steve sagt kaum ein Wort und zeigt sich nervös. Dann ist es Bine immer, die ihm Mut zuspricht. Vielleicht ist so eine Situation nun wieder eingetreten, allerdings ohne ihr Beisein.

››Ach daher weht der Wind. Du bist verknallt und hast nun Angst, dass er deine Gefühle nicht erwidert, stimmt’s? Oder dich hat mal wieder ein Typ angequatscht und du bist zu feige, um dich mit ihm zu treffen.‹‹

Sein Blick ist auf den Boden gelenkt, er holt nervös eine Zigarette aus seiner Schachtel.

››Ach Quatsch. In wen soll ich bitte verliebt sein? Nein, es ist eher die Angst, dass ich nie den richtigen Typen finde. Verstehst du das nicht?‹‹

››Nee, Kleiner. Das verstehe ich absolut nicht.‹‹

Sie rückt ganz dicht an Steve ran, erklärt ihm, dass sie damals wegen seiner ungeheuren liebevollen Art, seinen Augen, seinem Charme, seiner Hilfsbereitschaft, seiner Lebenseinstellung und nicht zuletzt wegen seinem, in ihren Augen, wunderschönen Körper, so verliebt in ihn war und dass er ihr genau wegen dieser Punkte auch heute noch so viel bedeutet. Steve hört es sich alles ganz gelassen und manchmal auch verlegen an.

Unterdessen ist Antje in der Küche damit beschäftigt, Brote zu schmieren. Sie denkt sich grinsend und kopfschüttelnd was Steve und Bine doch für zwei Turteltauben sind. Sie leckt sich den Zeigefinger ab, der leicht mit Butter beschmiert ist.

Steve gibt derweilen immer wieder zwischendurch einen Kommentar wie:

››Du sollst nicht übertreiben‹‹ oder

››bleib bei der Wahrheit und schmiere mir kein Honig ums Maul‹‹

ab, weil Bine seiner Meinung nach etwas übertreibt. Sie stupst ihm frech in die Seite.

››Das ist die absolute Wahrheit, Steve. Ohne dir irgendwie Honig ums Maul schmieren zu wollen. Sieh es endlich ein, dass du ein superschöner und attraktiver, junger Mann bist. Aber was hat das alles mit deinem Job zu tun? Du sagtest vorhin, als du reinkamst, warum du diesen scheiß Job noch machst. Was ist vorgefallen?‹‹

››Okay, Süße. Karten auf den Tisch. Du weißt, was ich auf Arbeit jeden Tag mache und was es für eine Belastung ist.‹‹

Sabine unterbricht ihn, nimmt ihm sein Bier aus der Hand, welches er noch immer fest und nervös in der Hand hält, und legt stattdessen ihre Hände in seine Hände.

››Ja, dass weiß ich sehr wohl. Und ich weiß auch, dass es dein Traumjob ist. So lange wie wir uns kennen, sagst du schon, dass du verdammt stolz auf dich bist wegen dem Beruf, den du ausübst. Und ich bin auch sehr stolz auf dich. Ich könnte das nicht. Jeden Tag mit kranken und schwerstkranken, jungen Menschen umgehen, die nur noch kurze Zeit zu leben haben. Sie versuchen aufzubauen. Zumindest psychisch, weil es gesundheitlich nicht geht. Warum hast du plötzlich Zweifel an dir und deinem Beruf?‹‹

Steve steht auf, geht zum Fenster, schaut raus und sagt mit stolzer Stimme:

››Genau das ist der Punkt, Bine. Ich Zweifel nicht an meinem Beruf oder an meiner Fähigkeit. Schau mal…‹‹

Er dreht sich wieder um, steckt beide Hände leger in die Hosentaschen und schaut zu Bine.

››Ich bin gerade mal 25 Jahre alt. Ich habe vor einem knappen Jahr die Beruf als Hilfskraft tätig. Und das ist verdammt noch mal sehr schön, dass ich das bis jetzt durchgehalten habe.‹‹

Seine Stimme wird leiser. Sie klingt jetzt eher traurig als stolz, während er zurück zum Tisch geht und einen weiteren Schluck aus der Bierflasche nimmt.

››Ich sehe jeden Tag junge Menschen, die keine Zukunft mehr haben. Ich sehe junge Männer, die verdammt gut aussehen. Sie vertrauen mir Dinge an, die mich so manches Mal vom Hocker reißen. Und genau so was ist mir heute auch wieder passiert.‹‹

Bine steht nun ebenfalls auf und macht große Augen.

››Moment mal, Kleiner. Du willst mir jetzt nicht damit sagen, dass du dich in einen Patienten verliebt hast?‹‹

Wieder schaut er verlegen auf den Boden.

››Fast so. Ich meine ja. Nein. Ach Bine. Nein. Er hat mir gesagt, dass er schwul ist und sich in mich verliebt hat. Er fragte vor drei Tagen schon, ob ich eine Freundin hätte. Ich habe ihm gesagt, dass ich schwul bin. Ja und heute kommt von ihm, dass er sich verliebt hat. Mensch Bine, ich komme damit nicht klar.‹‹

››Du kommst nicht klar damit, dass man sich in dich verliebt?‹‹,

fragt sie, lässt sich dabei zurück ins Sofa fallen.

››Nein, das nicht. Also nicht, dass man sich in mich verliebt. Nur, dass sich ein todkranker in mich verknallt. Damit komme ich nicht klar. Noch dazu sieht er verdammt gut aus.‹‹

››Wie alt ist er denn?‹‹

››27‹‹

antwortet Steve kurz und knapp. Sabine überlegt kurz.

››Du hast vorhin gesagt, dass du jeden Tag sehr schöne junge Männer siehst. Hast du dich schon mal in einen verliebt?‹‹

Steve sagt Garnichts auf diese Frage. Er starrt nur an die Decke und saugt aus seiner Bierflasche einen großen Schluck.

››Hallo. Steve,‹‹

Sagt Sabine mit fordernder Stimme.

››Ja. Verdammt, ja. Ich habe mich schon so manches Mal in jemanden verguckt. Aber verliebt würde ich nicht sagen.‹‹

Steve klingt böse und aufgeregt. Er hat ein schlechtes Gewissen.

››Ach Kleiner.‹‹

Bine nimmt ihn in den Arm.

››So was kann doch schon mal passieren. Was meinst du, wie oft ich schon Typen gesehen habe, mit denen ich mir mehr vorstellen kann als nur reden.‹‹

Sie sticht ihm sanft mit den Fingern in die Seite. Sofort hat Steve wieder ein Lächeln auf dem Mund, weil er besonders an dieser Stelle sehr kitzlig ist.

››Ach Bine. Das ist doch nicht dasselbe.‹‹

Jetzt klingt auch er wieder lockerer.

››Schau mal. Ich habe einen Job, bei dem man die Patienten nicht so sehr an sich heranlassen darf. Ich meine, auf der Beziehungsebene. Klar vertrauen dir die Patienten viel an, weil sie jemanden zum Reden brauchen, weil sie sich einfach mal aussprechen möchten mit Menschen, die Außenstehende sind. Also nicht zur Familie gehören. Es ist eine Art Beichte, wie in der Kirche.‹‹

››Ja, schon klar. Aber wo ist denn da dein Problem. Sei mir nicht böse, Kleiner. Aber ich versteh es gerade nicht. Ein junger, süßer Typ hat sich in dich verliebt, okay. Was spricht dagegen?‹‹

Steve atmet drei, vier Mal tief ein und aus. Sein Ton klingt nun genervt.

››Bine, du willst es nicht verstehen, oder? Ich will mich auch gerne mal wieder verlieben. Aber in einen Menschen, mit dem ich leben kann. Mit dem ich mir was aufbauen kann. Diese Menschen im Hospiz haben doch nichts mehr, woran sie sich klammern können.‹‹

››Und genau deswegen sind Menschen wie du da. Menschen, die sich um diese Leute kümmern. Sie auffangen, aufbauen und trösten.‹‹

Sie reden noch sehr lange und angeregt über dieses Thema. Jeder zeigt dem anderen Seiten auf, so eine Art Pro und Kontra.

Antje kommt derweilen aus der Küche und versucht das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.

››Wollt ihr noch ein Bier bevor wir essen?‹‹

››Ja, ich nehme gerne noch eins‹‹,

antwortet Steve prompt, nimmt den letzten Schluck aus seiner Flasche und reicht sie Antje.

››Ich möchte keins. Danke Torte. Ich nehme lieber einen Kuss‹‹,

erwidert Sabine.

Antje zwinkert ihrer Liebsten zu und erfüllt ihren Wunsch.

Steve versucht genau diese Szene zu übersehen. Jedoch chancenlos.

Er grummelt:

››Genau das möchte ich auch mal wieder erleben.‹‹

Nahezu gleichzeitig und mit den Blicken auf Steve gerichtet, sagen die Mädels:

››Komm her, Kleiner. Bekommst auch einen.‹‹

In einem schmucken Einfamilienhaus wohnt Florian, Steves bester Freund, schon seit der Schulzeit. Er ist gerade im Begriff im Garten den Rasen zu tränken. Steve war lange Zeit sehr in Florian verliebt. Kein Wunder. Er sieht gut aus. Mitte zwanzig, muskulös, kurze blonde Haare und oft im Muskelshirt und kurzer Hose unterwegs. Zumindest im Sommer.

Zusammen mit seiner Freundin bereitet er den Garten für die nächste Party vor, die alle regelmäßig für die Alltagsbewältigung feiern.

››Heike? Magst du mal bitte den Gartenschlauch anschließen und herbringen? Der Rasen braucht noch Wasser.‹‹

Heike ist nicht zu sehen, wohl aber zu hören. Florian verdreht seine Augen und bewegt seinen Mund so, als wiederhole er genervt die Worte, die Heike ihm zur Antwort gibt.

››Wenn es sein muss. Als ob den anderen der Rasen bei der Party interessiert. Du solltest dich lieber mal um unsere Beziehung kümmern, statt um den Rasen oder die scheiß Party.‹‹

Florian hackt, weiter von Heike genervt, ein kleines Beet. Kurze Zeit später reicht Heike ihm den Schlauch. Florian legt die Hacke auf den Boden und nimmt den Schlauch entgegen.