Sherlock Holmes und ein Doktor in Not - Jörg Kastner - E-Book

Sherlock Holmes und ein Doktor in Not E-Book

Jörg Kastner

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Beschreibung

Ein ungemütlicher Tag im Februar, an dem niemand freiwillig einen Fuß vor die Tür setzt. Auch Sherlock Holmes und Dr. Watson haben es sich in der Baker Street gemütlich gemacht. Bis plötzlich ein Unbekannter vor der Tür steht. Ein Kollege von Dr. Watson, wie Holmes sogleich erkennt, dessen Frau entführt wurde. Die Entführer fordern, dass er einem geheimnisvollen Patienten, um den er sich seit ein paar Tagen kümmert, eine tödliche Spritze verabreicht. Nur dann wird er seine Frau wiedersehen. Der Doktor in Not sieht keinen Ausweg und sucht Hilfe bei dem berühmten Meisterdetektiv, der sogleich beginnt, einen Plan zu schmieden.

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Seitenzahl: 38

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Jörg Kastner

Sherlock Holmes und ein Doktor in Not

Ein Bericht von Dr. John H. Watson

Erzählung

Der Februar des Jahres 1897 brachte mit unerwarteter Heftigkeit den Winter nach London zurück. Eisregen und kalter Sturmwind fegten die Straßen leer, bis auf jene Unglücklichen, die aus geschäftlichen oder sonstigen Gründen unbedingt ihr Haus verlassen mussten. Holmes und ich hatten es uns in der Baker Street gemütlich gemacht und ließen uns von Mrs. Hudson, unserer treuen und fürsorglichen Hauswirtin, verwöhnen. Mein Freund nutzte die ruhige Zeit, um die Zeitungsausschnitte, die er im Laufe des vergangenen Jahres gesammelt hatte, endlich einmal zu archivieren. Ich hatte ihn dringend darum gebeten, weil die Papierschnipsel wie Schneeflocken durch unser Wohnzimmer wirbelten, sobald man auch nur etwas heftiger atmete. Holmes war an sich ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, und doch legte er bezüglich unserer Wohnung in der Regel eine Unordentlichkeit an den Tag, die zuweilen unerträglich wurde. Nur den unermüdlichen Aufräumarbeiten Mrs. Hudsons war es zu verdanken, dass wir nicht in Zeitungen, Büchern und allem möglichen Tand erstickten.

Ich hatte mich darangesetzt, meine Aufzeichnungen durchzusehen, um einige meiner Abenteuer mit dem berühmten Detektiv zu Papier zu bringen. Zwar äußerte sich Holmes meistens eher abwertend über meine Berichte, weil sie – seiner Meinung zufolge – zu wenig über seine wissenschaftliche Arbeit aussagten und dafür den Schwerpunkt auf Sensationen legten, aber er konnte nicht leugnen, dass sie nicht unwesentlich zu seiner einzigartigen Popularität beigetragen hatten. Ich glaube, insgeheim stand Holmes meiner schriftstellerischen Tätigkeit gar nicht so abgeneigt gegenüber, doch scheute er sich in seiner kalten und distanzierten Art, dies zuzugeben. Ich überflog gerade meine Notizen über unsere Begegnung mit dem einbeinigen Eskimo, als der frostige Nordostwind, der England zur Zeit heimsuchte, einen unerwarteten Gast in unsere Wohnung wehte.

Der große, schlanke Mann mit dem braunen Haar und dem gepflegten Kinnbart machte einen elenden Eindruck. Er war unrasiert, und seine Augen waren gerötet, mit tiefen Ringen darunter. Er hatte gewiss während der ganzen vergangenen Nacht nicht geschlafen. Sein Haar war zerzaust, und er drehte nervös den grauen Hut, der nicht zu seinem teuren schwarzen Anzug passte, in den Händen. Er sah irgendwie aus wie ein Ertrinkender, der verzweifelt nach Rettung Ausschau hielt. Verzweiflung – ja, das war das richtige Wort, um seinen Zustand zu beschreiben.

»Setzen Sie sich, Doktor«, forderte Holmes ihn auf. »Neben Ihrem Kollegen Dr. Watson ist ein Sessel frei. Und dann erzählen Sie uns mehr über das Verschwinden Ihrer Frau, das doch wohl der Grund Ihres Besuches ist.«

Der Mann nahm mit fahrigen Bewegungen Platz und sah meinen Freund entgeistert an. »Sie sind Mr. Sherlock Holmes, nicht wahr?«, brachte er endlich heraus.

»Ich kann es nicht leugnen.«

»Aber woher wissen Sie, dass ich Arzt bin – und dass meine Frau verschwunden ist?«

»Einige elementare Schlussfolgerungen, mein Lieber«, antwortete Holmes. »Daran ist nichts Außergewöhnliches. Der starke Alkohol- und Karbolgeruch, der von Ihnen ausgeht, in Verbindung mit ein paar körperlichen Eigenheiten, die ich bei Dr. Watson zu Genüge studieren konnte, ließen mich auf Ihren Beruf schließen. Dass Sie verheiratet sind, sieht jeder an Ihrem Ehering. Man merkt Ihrer Erscheinung an, dass sich jemand sehr um Ihr Äußeres kümmert. Ehefrauen sind für so etwas bekannt. Seit gestern scheint sich das jedoch schlagartig geändert zu haben. Sie sind weder gekämmt noch rasiert, Ihr Anzug ist fleckig und zerknittert, der graue Hut passt offensichtlich nicht zur restlichen Garderobe und kann von Ihnen nur in gedanklicher Abwesenheit gewählt worden sein. Demzufolge haben Sie seit gestern niemanden mehr, der auf Ihr akkurates Äußeres bedacht ist. Ihre Verzweiflung ist nur zu deutlich. Was kann einen Mann, der immerhin jahrelang einen harten Dienst in Indien verrichtet hat, so aus der Fassung bringen und ihn gleichzeitig dazu veranlassen, einen Detektiv aufzusuchen? Das alles brachte mich zu dem Schluss, dass Sie seit gestern Ihre Frau vermissen.«

»Woher wissen Sie, dass ich in Indien – nein, lassen Sie nur, Sir, ich glaube Ihnen auch so, dass Sie mir das ansehen. Was man sich über Sie erzählt, scheint wahr zu sein, Mr. Holmes. Würden Sie mir helfen, meine Frau wiederzufinden? Sie müssen mir aber versprechen, dass Sie niemandem davon erzählen, schon gar nicht der Polizei!«

»Eine Bedingung der Entführer, nehme ich an«, sagte Holmes. »Ich habe zwar zu einigen Herren von Scotland Yard recht guten Kontakt, bin ihnen jedoch nicht zur Auskunft über meine Tätigkeit verpflichtet.«

»Danke, Sir. Und was ist mit, äh, Dr. Watson?«